Dienstag, 23. Februar 2016

Im Dodoland der geistigen Bodenbrüter


Das Herz Europas wird von einem schwarzen Loch beherrscht.
Dort hausen die roten Dodo-Dödel: Dekulturierte Vögel, die geistigen Flügel von Furcht entfiedert, zum Picken und Brüten am Boden verdammt.

Auf den Inseln ihrer Träume gaukeln sie sich den Pakt mit der Geschichte gekündigt und suhlen sich im letzten Fango eines grenzzendentalen Panhumanismus.
Ihre globalisierungsfeindlichen Autarkieprogramme klemmen sie sich unter den Arm, um inbrünstig  den Einzug der Kolonisatoren-Kolonnen zu beklatschen: In  Bahnhofskathedralen, welche den Fortschrittsoptimismus des 19. Jahrhunderts ins dritte Jahrtausend transportiert haben.

Doch Affen und Ratten und Schweine werden nicht säumen, die Nester der Dodupisten zu plündern. Ihre Eier werden sie fressen, deren die Dodos sich selber entledigt haben. Und die fassungslos flügellosen Vogelwesen werden sie furchtlos verwesen lassen.

Ende der Geschichte


Da sage noch einer, dass Poesie nicht inspiriert!
Heute in der Allgäuer Zeitung (Augsburger Allgemeine) in der Reihe "100 große Gedichte - zweite Lieferung" die "Dichterin im Wunderland" gelesen: Silke Scheuermanns Gedicht "Dodo" nebst Erläuterungen.
Das Gedicht (hier online) beginnt mit den Zeilen
"Es ist wahr, man kann zu verträumt sein
zum Überleben
."
Weitere Zeilen daraus:
"wir wollen
dich wieder. Niedlich, naiv, mit deinen treudoofen Nestern
am Boden. Als harmlosen Kameraden für unsere Kinder
denken wir dich. Glaub mir: Wir sind fast so weit.
Dodo, du wirst wiedergeboren .....
."
Für mich die perfekte Parabel von der Wahnwelt der Bahnhofsklatscher, rotgrüner Sozialtechnologen in krasser Überschätzung der sozialtechnischen Steuerungsfähigkeit.

Die Dichterin selber hat sich freilich in der Teufelshöhle zur Teufelshöhe gottgleichen Schöpfertums aufgeschwungen und ihren Versen gewiss einen gänzlich anderen Sinn zugedacht.

Dennoch beschreiben auch diese beiden Zeilen aus einem anderen Gedicht präzise die esoterische Denke der Immiggressionsfanatiker:
"..... erst, wenn ihr aufhört, das Ende
zu denken, seid ihr geheilt"
(Im weiteren Kontext enthüllen freilich auch diese Zeilen ihre eigentlich völlig andere Bedeutung.)

Wie das Dodo-Gedicht bzw. der gesamte Gedichtband "Skizze vom Gras" künstlerisch zu beurteilen sei, ob es sich um "Schiefe Metaphern vor grünem Hintergrund" handelt, wie Monika Konicz kritisiert, oder pb Silke Scheuermann das Naturgedicht gerettet hat, wie die WELT findet (weitere Rezensionen in FAZ, TAZ, Tages-Anzeiger und Tagesspiegel), muss ich nicht entscheiden.

Nicht aber darf eine weitere Inspirationsquelle unerwähnt bleiben: Das Interview "Politischer Kitsch" (auch hier) mit Rüdiger Safranksi vom Dezember 2015, welches "Die infantile Weltfremdheit [der Deutschen geißelt], die sich dann im Moralismus ausdrückt .....".



ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 23.02.2016

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