Donnerstag, 16. Juni 2005
Metooston
Schöne Namen hat man für Frankfurt (am Main) erfunden: "Bankfurt", "Mainhattan" usw.
Jeder erfasst einen Teil ihres Wesens. Doch hat die Stadt auch andere Seiten. Nicht "Klein-Chicago" meine ich hier. Sondern den Mangel an Kreativität und Originalität, der das Stadtbild "auszeichnet".
Sobald irgendwer irgendwo die Postmoderne als Architekturstil ausruft, baut Frankfurt gleich modisch nach.
Und Anziehungspunkte sucht man mit dem gleichen Konzept (nur sehr viel weniger Geld) zu schaffen, wie sie anderswo in einer langen Sammelgeschichte gewachsen sind: London und Paris, München und Berlin haben Kunstmuseen? "Auch haben", ruft man in Frankfurt, und klatscht das Mainufer voll damit. Alte und neue Kunst, Kunstgewerbe und Kopfjäger, alles, was es anderswo (meist großartiger) gibt, muss auch für Frankfurt her. Plus Architektur und Film - na gut, das ist nicht ganz so häufig. Lockt aber keine Menschenmassen nach Frankfurt.
Hätte man etwa ein großzügiges Umweltmuseum eingerichtet, z. B. in der Großmarkthalle: da hätte man etwas für die Attraktivität der Stadt und die Erziehung des Menschen geleistet. Statt dessen sammelt man den gleichen alten Plunder, den die anderen (in wertvolleren Exemplaren, weil sie mehr Geld oder großzügigerer Stifter haben) ebenfalls anhäufen. "Originale" will die Bourgeoisie, statt Originalität.
Und so ist Frankfurt leider nur eine "Me too Town" geworden; verschleifend gesprochen also: "Metooston"!
Doch wenn ich dann im Geiste durch die Stadt wandere, rührt sich mein Gewissen: vielleicht habe ich ihr Unrecht getan?
Denn etwas hat doch sie, was andere nicht haben. Die Zeil, die berühmte breite Einkaufsstraße, hat man mit marmornen Frittenbuden möbliert!
Und die passen wiederum wunderbar zum postindustriellen Stadt- und Zeitgeist: wer die Emissionen der Farbwerke vermisst, der kann sich hier 'ne Nase voll holen!
Nachtrag vom 30.11.2005:
Vielleicht passend zum Thema ist ein Buch (das ich zwar nicht näher kenne) von Franziska Puhan-Schulz: "Museen und Stadtimagebildung. Amsterdam – Frankfurt/Main – Prag. Ein Vergleich" (http://www.transcript-verlag.de/ts360/ts360for.htm)
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