Sonntag, 9. August 2009
Fortschrittsfurcht
Es ist kein großer Artikel, und Josef Joffe ist auch nicht mein Lieblings-Kommentator. Eigentlich hat er sich nur an den Newsweek-Bericht "What Lurks Beneath. In key industries of the future" drangehängt; da darf auch ich mich an ihn (und Newsweek) dranhängen:
"Neokonservatismus. German Techno-Angst" titelt Joffe in der ZEIT vom 06.08.2009 und kritisiert die deutsche Technikangst:
"Der Neokonservatismus der Deutschen beschäftigt nicht nur Josef Joffe."
Ich kritisiere schon seit langem nicht nur die Furcht vor neuen Techniken, sondern überhaupt die fehlende Kreativität in Deutschland.
Unsere öffentlich-rechtswidrigen Rundfunk- und Fernsehanstalten z. B. ziehen uns das Geld aus der Tasche wie nicht gescheit (knapp 8 Mrd. € jedes Jahr) und gaukeln uns vor, dass sie uns das beste Fernsehprogramm der Welt liefern.
In Wirklichkeit wird jedwedes innovative Sendeformat, sei es Entertainment, sei es Edutainment, aus den USA abgekupfert. Dort spielt die Musik, bei uns schwabbeln die intellektuellen Fettbäuche.
Das Thema "Kreativität" ist natürlich nicht identisch mit Furcht vor neuen - und möglicher Weise durchaus gefährlichen - Techniken.
Es scheint mir aber Teil eines Gesamt-Syndroms zu sein.
Freilich: Auch die US-Amerikaner sind nicht gar so technikfreundlich, wie man uns gern vorhält. Die Deutsche Börse war in der Computerisierung sehr viel weiter als ihre insofern zeitweise doch (zweifellos interessenbedingt) recht konservativen US-Pendants. Und neue Atomkraftwerke hat man auch in Amerika über einen langen Zeitraum nicht mehr gebaut (und nicht einmal neue Ölraffinerien, so dass man Sprit zumindest zeitweise aus Europa einführen musste).
Dennoch ist das amerikanische Denken insgesamt wohl zukunftsoffener.
DAS wenigstens dürfen wir auch nach meiner Meinung von den Amis kopieren!
Und im übrigen wird es Zeit, dass die ZEIT, und überhaupt die deutschen Medien (darunter nicht zuletzt auch die besten Fernsehproduktionsparasiten der Welt) Deutschlands Rückstand an Kreativität und Innovationsbereitschaft weitaus schärfer, und weitaus intensiver beleuchtet, als Josef Joffe in seinem kurzen Artikel (wobei ich ihm für den Anstoß durchaus dankbar bin).
Tierfreundschaft artet gelegentlich in Obskurantismus (und damit auch Fortschrittsfeindlichkeit) aus. Vgl. die von Sven Stockrahm in der Zeit Online vom 13.8.09 geschilderten Vorgänge um Gehirnforschung an Affen: "Bremer Makaken. Die Affenversuche müssen weitergehen":
"Die Gesundheitsbehörde bleibt beim Nein gegen die Experimente des Hirnforschers Kreiter. Zu Unrecht: Ein Verbot würde die Forschungsfreiheit einschränken."
Äffische arische Tierliebe ist mir ohnehin suspekt: Rattentempeldevotion als indisches Erbe in unserer Zivilisation?
Aber das Hanseland Bremen braucht ja keinen Fortschritt. Die holen sich die Knete aus dem Länderfinanzausgleich. Und setzen es dann mit maroden Werften und unproduktiven Einkaufszentren in den Sand.
Die sollten sich schämen - die Verantwortlichen in Brämen!
Meinen Kommentar (Nr. 11) zu dem Zeit-Artikel will ich auch meinen Blog-Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten:
"Heute äffische Tierliebe - Morgen Anbetung der Rattengöttin?
Wenn ich mir die vehemente Tierschützerei anschaue, komme ich zu dem Schluss, dass wir doch verdammt gute Arier sind. Gnadenhöfe mit Kuhschwimmbad ( http://beltwild.blogspot.... ), Tierschützer, die gegen die Wissenschaft auf die Palme klettern: Dekadenzen allerorten! Und Fortschrittsangst: es könnte uns ja etwas passieren (s. Blotttext oben).
Oder im vorliegenden Falle könnten sich unsere makakischen Brüder und Schwestern inkommodiert fühlen). Fortschrittsangst: es könnte uns ja etwas passieren ( http://beltwild.blogspot.... ). Oder im vorliegenden Falle könnte sich unsere makakischen Brüder und Schwestern inkommodiert fühlen.
Ähnlich wie echte Umweltschützer keine Kraftwerke brauchen, weil doch der Strom aus der Steckdose kommt, braucht die fiskalisch lebensunfähige Kleinkommune Bremen weder Wissenschaft noch Fortschritt.
Fehlende Finanzmittel greift man sich [freilich nicht nur:] dort einfach aus dem Länderfinanzausgleich ab. Und wenn das nicht ausreicht, wird der Bund vom Verfassungsgericht zwangsverpflichtet.
Aber wenn die dortige Politik wenigstens an Wirtschaftsförderung wirklich interessiert wäre, könnte sie massenhaft Touristen anlocken.
Müsste nur den Kühen Ausgang geben und den Bremer Rathauskeller zum Rattentempel umfunktionieren.
Die Inder geben uns bestimmt tierisch gern religiöse Entwicklungshilfe.
Obwohl - wir haben offenbar schon selbst genügend fanatische Tierfreunde.
(Ich habe mal live miterlebt, wie eine Kollegin von dieser friedfertigen Menschensorte angegangen wurde, weil sie einen Pelzmantel trug.)
Doch zurück zu Bremen:
Die sollten sich schämen -
Die Obskurantisten in Brämen!
CANABBAIA
http://beltwild.blogspot....
Interessen erhellen - sich Widersprüchen stellen"
Nachträge 22.07.2011
Gerade entdecke ich die Dissertation "Akzeptanzprobleme von Wissenschaft und Technik in der Öffentlichkeit" von Heinz Schultheis aus dem Jahr 2003 (Universität Gießen). Der Verfasser der mit "magna cum laude" bewerteten Dissertation konnte dabei auch auf seine Erfahrungen aus einem langen Berufsleben als Naturwissenschaftler zurückgreifen: bei seiner Prüfung war er 82 Jahre alt!
Naturgemäß hat sich nicht zuletzt das "Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)" mit der Technikakzeptanz beschäftigt. Beispiel:
Leonhard Hennen, "Technikakzeptanz und Kontroversen über Technik - Ist die (deutsche) Öffentlichkeit 'technikfeindlich'?", TAB-Arbeitsbericht Nr. 024. Berlin 1994 (57 Seiten).
Bei dem Karlsruher Institut für Technologie existiert ein "Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)". In der von diesem Institut herausgebenen (Online-)Zeitschrift "TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG – Theorie und Praxis" behandelte die Ausgabe vom Dezember 2005 das Schwerpunktthema "Technikakzeptanz als Gegenstand wissenschaftlicher und politischer Diskussion" (hier der einführende Text von Fritz Gloede und Leonhard Hennen).
Textstand vom 22.07.2011. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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