Freitag, 23. September 2005
IN FLAGRANTI
Schon in früheren Eintragungen hatte ich in anekdotischer Form einige Produktivitätsfortschrittsdiebe identifiziert:
"BALLA BALLA ODER DIE PRODUKTIVITÄTSFORTSCHRITTSDIEBE DER ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN SAU(G)NÄPFE"
und
"KEIN 'HAPPY END' FÜR DIE HAUSHALTSKASSE" oder "WER STIEHLT UNS DEN PRODUKTIVITÄTSFORTSCHRITT BEIM TOILETTENPAPIER?"
sowie nicht zuletzt die ständig steigenden Nostalgiekosten:
RENTEN SICHERN - WEHRFRIEDHOFSMAUER ZERFALLEN LASSEN!
Im Fortune-Magazin vom 07.09.2005 fand ich nun einen Artikel unter dem Titel "The Law of Unintended Consequences". Der hat zunächst einmal zwar eine andere Zielrichtung. Der Autor (Clifton Leaf) vertritt die Meinung, dass biotechnologische Entdeckungen und Erfindungen, die mit Unterstützung durch staatliche Fördergelder in Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen gemacht wurden, an jeden Interessenten lizenziert werden sollten, und nicht im Interesse der Gewinnmaximierung und des schnellen Geldes exklusiv an eine oder wenige Firmen vergeben, was seiner Meinung nach das Entwicklungstempo der Biotechnologie verlangsamt.
Dienstag, 20. September 2005
SQUEEZEOUT - squeeze in
Schade. Es war ein abwechslungsreicher Gang zur Arbeitsstelle, er mich in Frankfurt früher zweimal täglich über die Alte Mainbrücke führte. Seit ca. 2 ½ Monaten marschiere ich nun allenfalls noch über den Urselbach.
Heute jedoch ergab sich die Gelegenheit, auf dem Weg zum Gericht wieder einmal auf alten Pfaden zu wandeln. Und schwupps – war doch da auf der schmalen Maininsel nahe dem Sachsenhäuser Ufer ein schmalbrüstiges und spitzgiebeliges "gotisches" Gebäude emporgewachsen, erinnernd an (und gedanklich entlehnt von?) den schmalen "Hochhäusern" der mittelalterlichen Stadt. "Neues Ausstellungsgebäude Portikus" verkündeten die Schilder, und auch den Namen des Stifters und weiterer Geldgeber.
Mit dem erhalten gebliebenen Säulenportikus der ansonsten im Bombenkrieg zerstörten alten Stadtbibliothek auf der Stadtseite der Ignatz-Bubis-Brücke (früher Obermain-Brücke) und mit dem später dahinter errichteten Container für Kunstausstellungen hat dieser Bau keinen räumlichen Zusammenhang. Denn dort wird derzeit ein Literaturhaus errichtet. ("Hast du schon keinen Goethe mehr, muss wenigstens ein Literaturhaus her." Sagt natürlich nicht ein Dichter, sondern nur ein schlichter Wichter. - Vgl. auch meinen Blog-Eintrag "METOOSTON" vom 16.06.2005)
"Portikus" ist wohl schon eine Marke in der Kunstwelt geworden, so dass man auf den Namen nicht verzichten möchte, und in gewissen Sinne steht ja nun der neue Bau am Eingang zur alten Stadt.
Näher ans Museumsufer ist der neue Portikus ebenfalls gerückt. Politische und zuletzt juristische Bemühungen einer Bürgerinitiative, die Bebauung der Maininsel zu verhindern, schlugen fehl. Der Mensch quetscht sich rein, die Natur wird rausgequetscht, auch auf der anderen Seite der Brücke, wo ein weiterer Bau entstehen wird (Modelle hier und aus einer anderen Perspektive dort).
Schön schaut es aus, keine Frage. Trotzdem: wieder ein Stück Grün weg, und der Ruderverein will dann auch noch was abknabbern.Stück für Stück wird die Natur rausgequetscht. Und was machen wir, wenn sie eines Tages gänzlich ausgequetscht ist?
P. S.
Hier noch einige Links zum neuen Portikus:Artikel mit Bildern des HR Artikel in der FR mit städtebaulicher Tiefenperspektive. Webseite des "Portikus" Auch die Gießener werden ausführlich informiert Kurz und kernig (auch über die Gegner der Inselbebauung).
Nachtrag vom 30.07.2007:
Mittlerweile gibt es auch einen informativen Wikipedia-Eintrag über den "Neuen Portikus" in Frankfurt a. M. Diesem verdanke ich auch den Link zum Artikel "Manifest gegen die modernistische Bigotterie. Am messerscharfen Dach scheiden sich die Geister: Christoph Mäcklers Frankfurter Torhaus" in der "Welt" vom 18.04.2006.
Eine Webseite hat das Ausstellungsgebäude natürlich auch.
Textstand vom 30.07.2007. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge.
Heute jedoch ergab sich die Gelegenheit, auf dem Weg zum Gericht wieder einmal auf alten Pfaden zu wandeln. Und schwupps – war doch da auf der schmalen Maininsel nahe dem Sachsenhäuser Ufer ein schmalbrüstiges und spitzgiebeliges "gotisches" Gebäude emporgewachsen, erinnernd an (und gedanklich entlehnt von?) den schmalen "Hochhäusern" der mittelalterlichen Stadt. "Neues Ausstellungsgebäude Portikus" verkündeten die Schilder, und auch den Namen des Stifters und weiterer Geldgeber.
Mit dem erhalten gebliebenen Säulenportikus der ansonsten im Bombenkrieg zerstörten alten Stadtbibliothek auf der Stadtseite der Ignatz-Bubis-Brücke (früher Obermain-Brücke) und mit dem später dahinter errichteten Container für Kunstausstellungen hat dieser Bau keinen räumlichen Zusammenhang. Denn dort wird derzeit ein Literaturhaus errichtet. ("Hast du schon keinen Goethe mehr, muss wenigstens ein Literaturhaus her." Sagt natürlich nicht ein Dichter, sondern nur ein schlichter Wichter. - Vgl. auch meinen Blog-Eintrag "METOOSTON" vom 16.06.2005)
"Portikus" ist wohl schon eine Marke in der Kunstwelt geworden, so dass man auf den Namen nicht verzichten möchte, und in gewissen Sinne steht ja nun der neue Bau am Eingang zur alten Stadt.
Näher ans Museumsufer ist der neue Portikus ebenfalls gerückt. Politische und zuletzt juristische Bemühungen einer Bürgerinitiative, die Bebauung der Maininsel zu verhindern, schlugen fehl. Der Mensch quetscht sich rein, die Natur wird rausgequetscht, auch auf der anderen Seite der Brücke, wo ein weiterer Bau entstehen wird (Modelle hier und aus einer anderen Perspektive dort).
Schön schaut es aus, keine Frage. Trotzdem: wieder ein Stück Grün weg, und der Ruderverein will dann auch noch was abknabbern.Stück für Stück wird die Natur rausgequetscht. Und was machen wir, wenn sie eines Tages gänzlich ausgequetscht ist?
P. S.
Hier noch einige Links zum neuen Portikus:Artikel mit Bildern des HR Artikel in der FR mit städtebaulicher Tiefenperspektive. Webseite des "Portikus" Auch die Gießener werden ausführlich informiert Kurz und kernig (auch über die Gegner der Inselbebauung).
Nachtrag vom 30.07.2007:
Mittlerweile gibt es auch einen informativen Wikipedia-Eintrag über den "Neuen Portikus" in Frankfurt a. M. Diesem verdanke ich auch den Link zum Artikel "Manifest gegen die modernistische Bigotterie. Am messerscharfen Dach scheiden sich die Geister: Christoph Mäcklers Frankfurter Torhaus" in der "Welt" vom 18.04.2006.
Eine Webseite hat das Ausstellungsgebäude natürlich auch.
Textstand vom 30.07.2007. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge.
FEINDLICHE BRÜDER
"Die Bild-Zeitung ediert Bücher." Der Schock über diese Nachricht klingt ab, wenn man weiß, dass es sich um Comic Strips handelt: Neuausgaben von "Klassikern" dieses Genres.
Noch ein Schock, wenn man erfährt, dass gleichzeitig auch die FAZ eine Comic Strip Serie herausgibt.
Was sagt uns die Tatsache, dass das Massenblatt und das Anti-Massen-Blatt zur gleichen Zeit Comicserien auflegen?
Opium für das Volk auf allen Ebenen?
Andererseits sind ja beide Blätter auf ihre je eigentümliche Art dem Bild verpflichtet:
- die Bild-Zeitung schon vom Namen her (vom Layout sowieso)
- und die Frankfurter Allgemeine Zeitung nennt sich nicht umsonst "Zeitung für die geBILDeten aller Schichten [auch ein Bild!] und Stände".
Dürfen wir also nunmehr Beethovens Neunte im CD-Recorder schillern lassen?
Nein! Die Standesunterschiede bleiben!
Die Bild-Mickey-Maus wird von FAZ-Fritz-the-Cat gejagt (vgl. hier die Titellisten).
Und gegen Batman hat Nick Knatterton (bewunderter Begleiter meiner jungen Jahre) wohl auch keine Chancen.
Weil oder obwohl er doch geradezu ein Intellektueller ist?
Sonntag, 18. September 2005
TRIAGE - ABER FÜR WELCHE BAGGAGE?
Nachfolgend ein Kommentar, den ich heute, am 18.09.05 in zwei englischsprachigen Blogs zum Thema "Hurrikan Katrina(http://www.ledgeofliberty.com/2005/09/katrina_timelin.htm und http://althouse.blogspot.com/2005/09/triage.html#comments) veröffentlicht habe, und den ich auch meinen Besuchern nicht vorenthalten möchte:
Here in Germany (or, for that matter, anywhere in Europe) you would probably have to use a magnifying glass to find very many followers of president Bush and his like (or ilk). (If you want to get an idea, why I personally don't care for his ideological stance, take a look at my blog - the only one in English, the rest are in German - "THE B(RAT) IN THE BOX AT THE ULTIMATE LEVER?"
- http://beltwild.blogspot.com/2005_04_01_beltwild_archive.html.)
Nevertheless, the liberal use of words like "moron", "asshole", "freeze-dried brain" [I really like that one (] etc. is not an adequate substitute for a rational analysis of the chain of causation which has led to those consequences of the natural disaster, that could have been avoided if adequate measures with a reasonable cost-benefit ratio had been taken in advance.
Donnerstag, 15. September 2005
DIE CDU BETRÜGT DIE FAMILE
(Hinweis: durch Anklicken lässt sich das Bild vergrößern)
Vor einigen Tagen ließ Nina Hauer hier am Bahnhof Äpfel verteilen. Nina Hauer ist Bundestagskandidatin (und derzeit auch Bundestagsabgeordnete) der Sozis. Rot-grün war mein Apfel, sehr saftig, aber leider auch recht sauer. Sicherlich sind sie gesund, und vielleicht sollte Frau Hauer selbst mehr davon essen, denn auf ihren Wahlplakaten sieht sie aus, als ob sie von der Gelbsucht befallen wäre.
Montag, 12. September 2005
VOM FRIEDHOF DER UNVERWESLICHEN LEICHEN ZUM MITTAGSMENUE AUS DER SCHÄDELKALOTTE
Textstand: 25.09.05
Altstadtfest, Radlersonntag "Kinzigtal Total": erneut ist eine kleine Flucht in ruhigere Gefilde angesagt. Und erneut geht es nach Hirschhorn, dem Ort mit dem "Friedhof der unverweslichen Leichen" (vgl. mein Blog-Eintrag vom Sonntag, 03.07.05). Wieder ist aber das Städtchen für uns nur ein Nachtlager auf dem Weg zu Höherem: von hier aus lässt sich Baden-Baden mit Bahn und Bus und akzeptablem Zeitaufwand erreichen.
Abseits der Lange Str. residiert dort eine rot-grüne Buchstabenkoalition. Einem großen roten "G" folgen viele kleine grüne Buchstaben und vereinigen sich zum Firmennamen "Gondrom".
Bei Gondrom gibt's (nicht nur in Baden-Baden) Bücher, was freilich nicht weiter erwähnenswert wäre: die gibt es z. B. bei "Weltbild" ganz in der Nähe auch. Indes ist die Baden-Badener Gondrom-Filiale ein veritabler Lesetempel. Im Herzen des großen Ladens plätschern die Wasser eines grün patinierten Bronze-Brunnens mit Statue, Gründerzeit wohl. Drum herum formen bequeme Sofas einen magischen Kreis der Leselust. Wasser zum Trinken gibt es auch, und eine Kaffeemaschine komplettiert den Buchladen zum Lesecafé.
Altstadtfest, Radlersonntag "Kinzigtal Total": erneut ist eine kleine Flucht in ruhigere Gefilde angesagt. Und erneut geht es nach Hirschhorn, dem Ort mit dem "Friedhof der unverweslichen Leichen" (vgl. mein Blog-Eintrag vom Sonntag, 03.07.05). Wieder ist aber das Städtchen für uns nur ein Nachtlager auf dem Weg zu Höherem: von hier aus lässt sich Baden-Baden mit Bahn und Bus und akzeptablem Zeitaufwand erreichen.
Abseits der Lange Str. residiert dort eine rot-grüne Buchstabenkoalition. Einem großen roten "G" folgen viele kleine grüne Buchstaben und vereinigen sich zum Firmennamen "Gondrom".
Bei Gondrom gibt's (nicht nur in Baden-Baden) Bücher, was freilich nicht weiter erwähnenswert wäre: die gibt es z. B. bei "Weltbild" ganz in der Nähe auch. Indes ist die Baden-Badener Gondrom-Filiale ein veritabler Lesetempel. Im Herzen des großen Ladens plätschern die Wasser eines grün patinierten Bronze-Brunnens mit Statue, Gründerzeit wohl. Drum herum formen bequeme Sofas einen magischen Kreis der Leselust. Wasser zum Trinken gibt es auch, und eine Kaffeemaschine komplettiert den Buchladen zum Lesecafé.
Mittwoch, 7. September 2005
KIRCHHOF oder ÖLRAFFINERIE?
Ist unser zukünftiger neuer Finanzminister (?), Prof. Dr. Paul Kirchhof aus Heidelberg, mit seinem Latein schon jetzt am Ende?
Zunächst einmal sieht es nicht so aus. In dem Interview mit Andreas Hoffmann und Nikolaus Piper in der Süddeutschen Zeitung vom 30.08.05 "Der Generationenvertrag braucht eine neue Basis" sagt er zutreffend über die Rentenfinanzierung: "... entscheidend ist die Familienpolitik. Wir haben nur dann ökonomische Sicherheit bei der Rente, wenn auch in Zukunft genügend Menschen produktiv sind. Deutschland braucht Arbeitsplätze und Kinder, sonst funktionieren all unsere Reformen nicht."
Zunächst einmal sieht es nicht so aus. In dem Interview mit Andreas Hoffmann und Nikolaus Piper in der Süddeutschen Zeitung vom 30.08.05 "Der Generationenvertrag braucht eine neue Basis" sagt er zutreffend über die Rentenfinanzierung: "... entscheidend ist die Familienpolitik. Wir haben nur dann ökonomische Sicherheit bei der Rente, wenn auch in Zukunft genügend Menschen produktiv sind. Deutschland braucht Arbeitsplätze und Kinder, sonst funktionieren all unsere Reformen nicht."
Samstag, 3. September 2005
DER WANDERER - ZUM DRITTEN!
(vgl. dazu Blog-Eintrag vom 28.06.05 u. d. T. "Der Wanderer")
Wir Deutschen sind doch deutlich ärmer als gedacht.
Nicht nur, dass es "uns" bei aller Italienbegeisterung und Goetheverehrung erst im Jahre 1998 gelungen ist, das Tagebuch bzw. die Briefe an den Vater (und noch einiges an schriftlichem Material drum herum) des August von Goethe, Sohn von Sie-wissen-schon-wem, von seiner Italienischen Reise zu veröffentlichen.
Selbst das haben "wir", d. h. konkret natürlich die Herausgeber (Gabriele Radecke für den Text und einen Teil der Erläuterungen, Andreas Beyer ebenfalls teilweise für die Erläuterungen und allein für das Nachwort) nur mit US-amerikanischer Hilfe zu Stande gebracht: das Editionsprojekt wurde gemeinschaftlich von der Goethe-Gesellschaft in Weimar und dem Clark-Art-Institute in Williamstown, Massachusetts, gefördert.
Wir Deutschen sind doch deutlich ärmer als gedacht.
Nicht nur, dass es "uns" bei aller Italienbegeisterung und Goetheverehrung erst im Jahre 1998 gelungen ist, das Tagebuch bzw. die Briefe an den Vater (und noch einiges an schriftlichem Material drum herum) des August von Goethe, Sohn von Sie-wissen-schon-wem, von seiner Italienischen Reise zu veröffentlichen.
Selbst das haben "wir", d. h. konkret natürlich die Herausgeber (Gabriele Radecke für den Text und einen Teil der Erläuterungen, Andreas Beyer ebenfalls teilweise für die Erläuterungen und allein für das Nachwort) nur mit US-amerikanischer Hilfe zu Stande gebracht: das Editionsprojekt wurde gemeinschaftlich von der Goethe-Gesellschaft in Weimar und dem Clark-Art-Institute in Williamstown, Massachusetts, gefördert.