Sonntag, 24. Juli 2005

KEIN "HAPPY END" FÜR DIE HAUSHALTSKASSE oder "WER STIEHLT UNS DEN PRODUKTIVITÄTSFORTSCHRITT BEIM TOILETTENPAPIER?"


Die erste Stufe haben wir uns selbst entwendet, damals, als wir das Zeitungspapier-Direktrecycling (bzw. genauer: die sekundäre Endverwendung) in ein Umweg-Recycling verwandelt und begonnen haben, Toilettenpapier, graues damals, zu kaufen.

Die 2. Stufe – ja, wer hat die gestohlen? Auf einmal waren sie aus den Ladenregalen verschwunden, zunächst bei der einen oder anderen Filialkette noch erhältlich, dann nirgends mehr: jene billigen gräulichen Rollen, welche zwar wenig hämorrhoidenfreundlich, aber ansonsten durchaus zweckfest geprägt waren.

Weiß und weich gibt es sie jetzt nur noch, mehr oder weniger weich zwar, aber meistens zu weich für den Zweck. Haben die Kunden es nicht mehr gekauft, das gute alte graue?
Oder war der Profit zu gering, wie bei den Automobilen, wo ein wenig mehr Blech den Herstellern eine Menge mehr Geld bringen kann?
Verkappte Preiserhöhung durch Bleichstoffe? Ähnlich soll es ja seinerzeit in der DDR-Wirtschaft gelaufen sein, wo der Staat für ein Grundsortiment zwar niedrige Preise festgelegt hatte, nur gab es diese Waren eher im Prinzip als in der Realität. Und die besseren waren dann überproportional teurer. Habe ich jedenfalls mal wo gelesen; war ja nicht dabei.

[Vgl. auch meine Eintragung vom 19.06.05: "Margarinefigürchen oder wer stiehlt uns den Produktivitätsfortschritt?"]    


Nachtrag 04.01.08

Die Pharmaindustrie, z. B. (aber nicht nur die: viele Markenartikler tun das vermutlich in gleicher Weise oder noch mehr), bestiehlt ihre Kunden, indem sie deren Geld für Werbung rauswirft. In dem Handelsblatt-Artikel "Lieber werben als forschen" vom 03.01.2008 erfahren wir, dass die US-amerikanischen Pillendreher im Jahre 2004 fast doppelt so viel Geld für Werbung wie für Forschung ausgaben: 39,3 zu 21,5 Mrd. Euro! Das wird in Deutschland nicht viel anders sein; kein Wunder, dass die Arzneimittelkosten der Krankenkassen ständig weitaus höher als alle anderen wirtschaftlichen Kennziffern (Produktion, Produktivität; von Löhnen ganz zu schweigen) anschwellen. Aber hat man je gehört, dass die Regierung, oder kritische Journalisten, oder aber - wäre ja eigentlich angemessen - die Krankenkassen die Kostenstruktur der hiesigen Pharmaproduzenten hinterfragen? Und die Ärzte, die ständig jammern, dass sie bei Gesundheitsreformen belastet werden: warum setzten sie sich diesem Druck aus, anstatt von sich aus gegen die wirklichen Preistreiber Stimmung zu machen? Kumpanei, könnte man sagen, aber was, außer dann und wann einer Kongressreise, gewinnen die Mediziner dabei? Während sie andererseits durch bürokratische Überregulierung und Beschränkung ihrer Verdienstmöglichkeiten doch sehr direkt verlieren. Kapier ich nicht, warum die sich mit den Medizinfirmen gemeinsam von der Gesundheitspolitik in Sippenhaft nehmen lassen.
Du jedenfalls, Michel, zieh die Nachtmütze tiefer, poof tüchtig weiter und lass das Medizinsystem dir von deinem Geld alle Jahre mehr aus der Tasche ziehen!


Textstand vom 29.07.2019

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