Sonntag, 4. April 2010

Die Fundamental-Asymmetrie in der Geldpolitik als Denkanstoß für eine grundlegende Asymmetrie zwischen Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaften

"There is a notable asymmetry in the design and implementation of monetary policy:
nominal interest rates cannot be negative
" schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Willem Buiter [bei dem muss ich immer höllisch aufpassen, dass ich aus seinem Vornamen keinen "William" mache!] in seinem (mutmaßlich originellen*, doch habe ich es bislang nur angelesen) Thesenpapier "NEGATIVE NOMINAL INTEREST RATES: THREE WAYS TO OVERCOME THE ZERO LOWER BOUND" (2009).
[* "Abstract": "The paper considers three methods for eliminating the zero lower bound on nominal interest rates and thus for restoring symmetry to domain over which the central bank can vary its policy rate. They are:
(1) abolishing currency (which would also be a useful crime-fighting measure);
(2) paying negative interest on currency by taxing currency; and
(3) decoupling the numéraire from the currency/medium of exchange/means of payment and introducing an exchange rate between the numéraire and the currency which can be set to achieve a forward discount (expected depreciation) of the currency vis-a-vis the numéraire when the nominal interest rate in terms of the numéraire is set at a negative level for monetary policy purposes.
"]

Im Zusammenhang mit meinen eigenen Überlegungen und einem aktuellen Internet-Google-Trip zum Thema Geldpolitik (im Zusammenhang mit meinem heutigen Blott "Welche Ziele (Hintergedanken - hidden agenda?) verfolgt die Financial Times Deutschland (FTD) i. S. Griechenland-Bailout?", in dem es irgendwo auch um Inflation, Wohlfahrtsoptimierung, Verteilung, Produktionslücke - output gap,Inflationssteuer usw. geht) regt mich das zur Feststellung einer anderen Asymmetrie, nämlich zwischen Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft an.

Die Wirtschaftswissenschaft türmt großartige mathematische Gebäude auf, um wirtschaftliche Vorgänge zu erfassen. In der Realität geht es dagegen immer nur um eins: Geld (bzw. Kaufkraft) haben oder nicht haben.

Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass sich mein Unbehagen wesentlich aus meiner mathematischen Unwissenheit speist.

Andererseits halte ich es aber durchaus für möglich, dass die großartige Mathematisierung der Nationalökonomie vor allem eine gesellschaftliche Funktion hat: die Bedeutung der Verteilungsfrage zu vernebeln.



Textstand vom 04.04.2010. Auf meiner Webseite
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