Sonntag, 26. April 2009

"Finanzhaie würden FDP wählen": Wahlwerbung der SPD zur Europawahl am 7. Juni 2009

Mit dieser Wahlwerbung der SPD im Europa-Wahlkampf (gesichtet Ende April 2009 in Wächtersbach, auf dem Pendler-Parkplatz am Bahnhof, vor dem REWE-Laden), habe ich doch gewissen Probleme.

Zunächst einmal finde ich diesen Finanzhai sehr sympathisch: "Ich bin dein freundlicher Finanzhai von nebenan", sozusagen. Oder fürchten Sie sich etwa vor solch einem lieb lächelnden Monsterchen? (Für die FDP ist aber natürlich das Risiko groß, dass nur der eingängige Spruch als solcher hängen bleibt und dass diejenigen, denen er in den Sinn kommt, ihn für sich selbst mit weniger lustigen Haifisch-Visualisierungen unterlegen.)
[Auch DIE LINKE in Bremen findet, dass der Hai nett aussieht.]
Sodann ist Negativ-Werbung grundsätzlich problematisch (meint auch Mark Seibert).
Und schließlich wundert es mich einigermaßen, dass die SPD sich so massiv gegen die FDP wendet. Die Zahl der Wähler, die zwischen diesen beiden Parteien wechseln, dürfte, zumindest in der aktuellen politischen Konstellation, recht begrenzt sein.
Eigentlich kann es derzeit doch nur der CDU nützen, wenn man die FDP madig macht?


Allerdings steht dieses Plakat nicht allein, sondern ist Teil einer Motivreihe, in der es auch heißt "Dumpinglöhne würden CDU wählen" und "Heiße Luft würde die Linke wählen".
Ein Auskeilen gegen die CDU und die Linken ist verständlich und macht für die SPD Sinn; das Bild auf dem Wahlplakat gegen Die Linke, das anstelle des Kopfes (bzw. des Haikopfes) einen Fön zeigt, transportiert in meinen Augen die Botschaft optisch am besten und erscheint mir am gelungensten.

Eines ist immerhin gelungen: Aufmerksamkeit zu erregen: Hier ein Bild-Bericht; dort macht sich Henrik Schober in dem "ZEIT"-Blog "Wahlen nach Zahlen" Gedanken über die Wirksamkeit von Negativ-Wahlwerbung u. d. T. "SPD Wahlkampf Plakativ und konfrontativ".
Tierisch ernst sieht Ludwig Greven auf ZEIT ONLINE vom 27.4.2009 die Sache: "Wahlplakate. SPD setzt auf sinnlose Polemik": "Ein grobes Zerrbild" schmäht der das liebe lustige Monsterchen, und sieht schon künftige Ampelkoalitionen gefährdet. Aber wieso denn: die Koalition mit der CDU ist doch gesichert, wenn die SPD die FDP niederhält! Und vielleicht wollen ja die Roten und die Schwarzen die Große Koalition fortsetzen? Der eine mit ein paar Prozentpunkten mehr, der andere weniger: man hat sich doch so schön aneinander, und an die faktisch kaum störende Opposition, gewöhnt! Solche Errungenschaften werden unsere beiden Großkoalitionäre kaum leichtfertig aufgeben.
Jetzt allerdings ist die Reihe an der CDU, wieder mal Kommunistenfurcht zu schüren. Nur eben gezielt gegen Die Linke, damit ihr nicht ihr halblinker Partner abhanden kommt.


Auch der Blog Fürst, angeblich vom Glauberg (also nicht weit weg von Wächtersbach), in Wirklichkeit lt. Impressum aber aus Bad Vilbel [und ein Tiefstapler, weil in Wahrheit ein König ;-) ] berichtet über die SPD-Europawahl-Kampagne.

Bei "Infopirat" gibt's Fotos von allen 3 Plakaten (ich selbst habe die anderen beiden noch nicht gesehen) und einige Kommentare.

Im Spiegel berichtet Stefan Schultz lang und breit über diese "WAHLKAMPFATTACKE. Forsche SPD-Plakate brüskieren FDP und Linke".

Die FDP meint, ganz im Gegenteil: "Finanzhaie würden SPD wählen" und begründet das nicht ungeschickt mit dem Bailout für die Hypo Real Estate (HRE), für das natürlich der SPD-Finanzminister Peer Steinbrück die Verantwortung trägt.

Kajo Wasserhövel, SPD-Wahlkampfmanager, begründet die Kampagne auf der SPD-Webseite "Wahlkampf09" und im "Vorwärts" so:
"Die Plakate hat unsere Agentur Butter entwickelt und ich bin sehr zufrieden mit diesem ungewöhnlichen Ansatz. Bei der Europawahl 2004 hatten wir eine sehr niedrige Wahlbeteiligung. Diesmal muss es besser werden und die werbliche Linie wird helfen, Aufmerksamkeit zu schaffen."

Lustig sind die Plakate auf jeden Fall. Schaun mer mal, was die anderen bringen.


Nachträge 30.04.09

Die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete am 29.04.09 kurz (und eher ortsbezogen) u. d. T. "Liberale ärgern sich über SPD-Plakat".

Gleichfalls eher kurz der Welt-Online-Artikel "Wahlkampf. Gefährden diese SPD-Plakate die politische Kultur?", ebenfalls vom 29.04.09:
"CDU und FDP empören sich über Plakate der SPD zur Europawahl. Darauf heißt es: "Finanzhaie würden FDP wählen", "Dumpinglöhne würden CDU wählen" und "Heiße Luft würde die Linke wählen". Jetzt entbrennt eine Debatte darüber, ob man so mit dem politischen Gegner umgehen darf."
Besondere Aufmerksamkeit verdient dieser Artikel trotz der Kürze zum einen deshalb, weil man 9 Abbildungen von Wahlplakaten (auch der CDU, FDP und Linken) anklicken und anschauen kann; zum anderen hat er eine Fülle von Leserkommentaren ausgelöst, so dass man hier als die Meinung des Volkes über diese Wahlwerbung (oder vielleicht auch über die Finanzkrise und die dafür Verantwortlichen) erspüren kann.

Recht ausführlich berichtet, mit Zitaten insbesondere von Wahl- und Werbefachleuten zu dieser Kampagne, Gerhard Vogt in der NGZ Online vom ? ("zuletzt aktualisiert: 28.04.2009")": "Europawahl. SPD-Plakate sorgen für Streit"; auch dieser Bericht hat zahlreiche Leserkommentatoren angelockt.


Nachtrag 01.05.2009

In der Wirtschaftswoche berichtet Oliver Voß heute unter der Überschrift "Auf Wählerfang im Internet" zwar über den "Online Wahlkampf":
"Die Politik hat den Wahlkampf gestartet. Auch im Internet haben sich die Parteien positioniert und versuchen dem Online-Wahlkampf von Barack Obama nachzueifern. Doch die erfolgreichsten deutschen Plattformen spielen dabei kaum ein Rolle". Als optischer Blickfang der Meldung dient aber das Finanzhai-Plakatmotiv der SPD-Europawahlkampfwerbung.

In der Münsterschen Zeitung (vom 30.04.2009 ) schreibt Denis de Haas "SPD macht Wahlkampf auf Kosten der Gegner":
"MÜNSTER. Auf Plakaten in der Stadt grinst seit einigen Tagen ein Hai Autofahrer und Fußgänger an. Der Raubfisch hat sich schick gemacht, trägt zum weißen Hemd eine violette Krawatte. Über dem Tier steht der Slogan „Finanzhaie würden FDP wählen“."

Nicht alle SPD-Funktionsträger goutieren diese Wahlwerbung ihrer Partei. Die Ahlener Zeitung informierte am 30.04.2009: "Hemker distanziert sich von SPD-Plakaten zur Europa-Wahl":
"Kreis Steinfurt - In einem Brief an den SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering hat Dr. Reinhold Hemker jetzt darauf hingewiesen, dass „diese Form der massiven Konfrontation mit den politischen Mitbewerbern nicht zu meiner Art des Wahlkampfes (passt), in dem ich durch die positive Darstellung des von uns Erreichten und unserer politischen Zielsetzungen um Vertrauen bei den Wählerinnen und Wähler werbe.“ Er bittet Müntefering darum, dafür zu sorgen, dass in den Städten seines Wahlkreises die Plakate entfernt und durch neue ersetzt werden, die nicht auf Konfrontation angelegt sind."

Nun ja: auf jeden Fall zieht diese Plakataktion - im Gegensatz zur Wahlwerbung der anderen Parteien - zahlreiche Berichte und Kommentare in der Presse, im Internet (darunter natürlich auch meinen eigenen) und vermutlich auch in den sonstigen Medien nach sich. Das kann man durchaus schon an sich als einen Erfolg ansehen. Auf jeden Fall wird es die Werbeagentur Butter. [der Punkt hinter dem Namen gehört offenbar zu diesem; recht spaßig, dass hier eine Pünktchen-Werbeagentur gegen die Pünktchen-Partei F. D. P. agitiert!] so sehen, welche die von ihr konzipierte Plakatkampagne wie folgt kommentiert (unter diesem Link finden sich auch die -3- Motive und lassen sich mit einem Klick vergrößern; da springt einem der Finanzhai gewissermaßen ins Gesicht; was ihn in meinen Augen noch spaßiger macht):
"Wer eine andere Politik will, muss auch anders dafür werben. Und so startet die SPD mit einer außergewöhnlichen Illustrations-Kampagne in den Europawahlkampf 2009. Denn wo andere vor allem auf generische Phrasen und lächelnde Kandidaten setzen, bietet die SPD lieber klare Ansagen und konkrete Politikangebote. Mit dem Ziel, dass sich die Menschen vor allem inhaltlich mit der Politik der Wettbewerber und dem Angebot der SPD auseinander setzen. Darüber hinaus freut sich BUTTER., dass sich die SPD wieder einmal traut, mutig neue Wege zu gehen. Schließlich entspricht das auch voll und ganz dem Credo der Agentur: Mut zum Unterschied."

Auf einer anderen Webseite gibt Butter noch etwas mehr Butter bei die (Hai-)Fische:
"Mehr SPD für Europa!
BUTTER. gestaltet Plakatkampagne der Sozialdemokraten.
Am 7. Juni ist Europawahl und die SPD startet mit einer außergewöhnlichen Illustrations-Kampagne in den Wahlkampf. "Finanzhaie würden FDP wählen", "Dumpinglöhne würden CDU wählen" und "Heiße Luft würde DIE LINKE wählen" sind die ersten Motive, die in den nächsten Wochen auf tausenden Großflächen und Plakatständern in ganz Deutschland aufgezogen werden. Immer auch versehen mit einem konkreten Politikangebot der SPD, wie zum Beispiel der klaren Regeln für die Finanzmärkte.
"Wir wollen die Menschen durch eine überraschende Kampagne motivieren, sich mit der Politik der Wettbewerber und dem Angebot der SPD auseinander zu setzen, so BUTTER. Kreativchef Frank Stauss. "Und wir sind sehr glücklich darüber, dass die SPD sich wieder einmal traut, mutig neue Wege geht. Da wirkt die Konkurrenz wie ein Aufguss von 80er-Jahre-Kohl-Kampagnen in Stützstrümpfen." Nach Stand der Dinge kommt die Kampagne bei der SPD hervorragend an. Die ersten Auflagen sind schon weg und viele wollen die Motive auch für zu Hause. "Besonders der Finanzhai ist der Renner", so Stauss - "da scheinen wir einen Nerv getroffen zu haben."
Einen Einblick in die Kampagne aus SPD-Sicht gewährt Wahlkampfmanager und Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel unter www.wahlkampf09.de.
Weitere Informationen:
Frank Stauss 030/8471245-20 Berlin, 22.04.2009
Die Verantwortlichen der Kampagne.
Kunde:
SPD Parteivorstand
Kajo Wasserhövel (Bundesgeschäftsführer)
BUTTER.:
Kreation:
Frank Stauss (Geschäftsführer Kreation)
Nicolas Höfer (Art Direktor)
Mathias Richel (Texter)
Beratung:
Oliver Lehnen (Geschäftsführer Beratung)
Florian Krumrey (Berater)
"

Die Butter.-Webseite enthält auch einen Artikel aus der Märzausgabe des "Cicero" ("Das Magazin für politische Kultur") über die Parteienwerbung zur Europawahl und die dafür ausgewählten Agenturen; die Version auf der Cicero-Homepage selbst ist allerdings deutlich besser lesbar: "Wir machen den Wahlkampf" von Martina Fietz:
"In einem halben Jahr sind Bundestagswahlen, die Parteien rüsten sich bereits dafür. Cicero hat die Werbeagenturen besucht, in denen die Kampagnen vorbereitet werden, und stellt die wichtigsten Kreativköpfe vor.
Lesen Sie auch:
Alexander Görlach und Constantin Magnis: Obama ist die Benchmark - Deutschlands Politiker proben den Onlinewahlkampf.
"

In der Süddeutschen Zeitung (bzw. auf deren Webseite) vom 27.04.2009 kommentiert Susanne Höll unter "Die SPD und die Ampel":
"Die SPD ist eine wundersame Partei: Ihre Spitze setzt nach der Wahl auf eine Ampel. Doch die Folgen wären absurd.
In Nordrhein-Westfalen wettert sie bei ihrem Landesparteitag gegen die FDP. Im Europawahlkampf stellt sie die Liberalen auf Plakaten als halsloses Monster dar. Eine Fisch-Mensch-Mutation mit Reißzähnen und Glubschaugen personifiziert die Partei von Guido Westerwelle unter dem Motto "Finanzhaie würden FDP wählen". In Berlin wiederum propagieren der Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und der Vorsitzende Franz Müntefering eine Ampel-Koalition mit Grünen und Gelben als Ziel für die Bundestagswahl.
"
Auch zu diesem Artikel liefert der Finanz-Haifisch-Mensch die Bildillustration.

Etwas schneller als die anderen war wieder einmal Bild.de. Dort schrieben HANNO KAUTZ und ANDREAS THEWALT bereits am 24.04.2009 (das Artikeldatum findet sich - eine Unsitte - nur ganz klein und erst ganz rechts unten): "Wahlkampf SPD schießt sich auf die FDP ein. Krise bringt Strategien in den Parteizentralen durcheinander - Sozialdemokraten preschen vor":
"Als gestern in den Wahlkampfzentralen der Parteien die neuesten Umfragen einliefen, blieb der sonst übliche Alarm aus. Denn in der Krise sind Stimmungsbilder noch vergänglicher als sonst. Entscheiden wird sich auch diese Bundestagswahl auf den letzten Metern. Die entscheidende Frage: Wer spricht die Krisen-Opfer am besten an, wer bekämpft die Krisen-Angst am besten? Das Problem für die Wahlkämpfer: Diese Krise wirbelt die alte Klientelpolitik durcheinander."
Gemeint ist zwar die kommende Bundestagswahl (27. September 2009), aber der Versuchung, das Haifischplakat als Blickfang zu verwenden, konnten die Redakteure denn doch nicht widerstehen.

In der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 30.04.09 (der Artikel hier auf der Webseite "Presseportal.de") kommt die gescholtene FDP zu Wort: "FDP-Generalsekretär Niebel greift SPD wegen deren NPD-ähnlichem Plakat gegen die Finanz-Haie an: "Steinmeier sollte sich schämen":"
"Für Empörung bei der FDP sorgt die jüngste SPD-Plakat-Kampagne zur Europawahl, bei der die Sozialdemokraten unter anderem den Slogan verbreiten, "Finanzhaie würden FDP wählen" und das mit einem Hai-Kopf bildlich unterstreichen. Ein vergleichbares Plakat, mit einem abgebildeten Hai und dem Spruch "Finanz-Haie stoppen", gehört zum bekannten Propaganda-Arsenal der rechtsradikalen NPD."

Ein Nicolas Marschall titelt "Finanzhaie und andere Sozis" in seinem Blog Eintrag:
"Dieses Fundstück aus Facebook wollte ich Euch nicht vorenthalten. Es stellt ein aktuelles Wahlplakat der SPD einem NPD-Plakat gegenüber, das erschreckend ähnlich argumentiert. Kommentar des Fotografen: “Im direkten Vergleich wird die intellektuelle Kraft der Sozialisten erst erkennbar"."
Leider postet Marschall keinen Link zum Facebook, zeigt aber Bilder beider Plakate. Die NPD-Wahlwerbung "Finanz-Haie stoppen" arbeitet mit einem 'richtigen' Hai; sonderlich bedrohlich wirkt der auf mich freilich auch nicht; eher etwas verängstigt. So, wie es die Finanzhaie jetzt tatsächlich sind; den HRE-Investor Christopher Flowers vielleicht ausgenommen, der lieber den Steuerzahler enteignen möchte, als seine Aktien der eigentlich bankrotten Hypo Real Estate Bank dem Staat zu überlassen, wofür er sogar noch eine Vergütung erhalten soll. (Im Grunde ist es eine Unverschämtheit unserer Regierung gegenüber den Steuerbürgern, den Eigentümern noch Geld für die Übernahme der Anteile an Pleitefirmen zu zahlen; man hätte die HRE in die Insolvenz schicken sollen!)

Im Forum "Wallstreet Online" hat jemand ebenfalls die SPD-Wahlprovokation gepostet; auch hier gefolgt von einer umfangreichen Diskussion. Eingestellt am 30.04.09 hat es bis jetzt (1.5.09, ca. 17.00 Uhr) schon 55 Folgekommentare ausgelöst.

Bei so viel Resonanz werden die SPD und von ihr beauftragte Werbeagentur Butter. vermutlich alles in Butter finden.


Nachtrag 04.05.09:

In einem "Fachblog" namens "Design Tagebuch" bewertet auch der Diplom-Designer Achim Schaffrinna u. d. T. "SPD Wahlplakate zur Europawahl" die Plakate (vom rein werbefachlichen Gesichtspunkt her) positiv:
"Zwischen den anderen Motiven ragt der Illustrationsstil deutlich hervor. Die Kampagne möchte offenbar provozieren und soll der Europawahl Auftrieb verschaffen und die Menschen an die Wahlurnen locken (Wahlbeteiligung 2004: 43%). Gemeinnützig ist der plakative Ansatz dann aber wohl doch nicht. Natürlich möchte sich die SPD gegenüber ihrer Konkurrenz positionieren und – interpretiert man die Motive – distanzieren. Gestalterisch gelingt ihr das jedenfalls. Auch die Provokation ist, wie man liest, auf fruchtbaren Boden gefallen…".
Der Eintrag vom 30.04.09 hat bis jetzt schon 72 Kommentare nach sich gezogen.


Nachtrag 06.05.09
Die NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag tönt: SPD plagiiert ganz offen werbliche Linie der sächsischen NPD. Bundes-SPD klaut sächsisches NPD-Kampagnenmotiv."


Nachträge vom 11.05.09:
Auf "Welt Online" vom 3.5.09 geht Ulf Poschardtin die Vollen: "Im braunen Sumpf gefischt":
"Wer Wähler im Wahlkampf mit Tieren vergleicht, verroht die politische Kultur des Landes. Außerdem drohen Plagiatsvorwürfe vonseiten der NPD. So erging es der SPD mit ihrer Kampagne."
Und der Schluss des Artikels:
"Die kulturelle Erosion der SPD geht in ihr viertes Jahrzehnt. Mit Plakatkünstlern wie Klaus Staeck stand die SPD in den frühen 70er-Jahren vorläufig zum letzten Mal ästhetisch in Kontakt mit dem Zeitgeist. Seither bleibt der SPD-Wahlkampf ebenso trivial wie der seiner Konkurrenz. Dass man von der SPD immer noch enttäuscht wird, hat mit ihrer großen Geschichte zu tun. Von ihr stets mehr zu verlangen ist eine Verneigung vor ihrem Erbe, das die Enkel nicht mehr zu pflegen vermögen."

In der Berliner Zeitung vom 11.05.09 schreibt Olivia Schoeller "Wahlkampf mit Hai und Wums":
"Hauptsache Aufmerksamkeit: Bei der Europa-Kampagne probieren die Parteien neue Formen."
Dazu sind 6 Fotos mit Wahlplakaten abgebildet, darunter auch das sonst selten gezeigte der Grünen.
Vor allem aber verstehe ich angesichts des ebenfalls dort gezeigten CDU-Plakats für Joachim Zeller (“Berlins Stimme in Europa”), warum dieses im "Sprengsatz" ("Das Politik-Blog aus Berlin") unter der Überschrift "Europa-Wahl: Haie und weiße Schimmel" so kommentiert wird:
"Wenn ich nachts in Berlin mit dem Hund Gassi gehe, lauert mir ein finsterer, bärtiger Mann auf. Joachim Zeller heißt diese dunkle Gestalt, die mir von einem Plakat droht, “Berlins Stimme in Europa” zu sein, wenn ich CDU wähle. Vielleicht muss man denen in Brüssel tatsächlich ein bißchen Angst einjagen, aber gleich so viel ... ."

Horizont.net, das "Portal für Marketing, Werbung und Medien", greift diese Werbekampagne natürlich ebenfalls auf. Die Kampagnenbewertung, meist wohl Stimmen von Branchenprofis, ist sehr positiv (derzeit 101 Stimmen, 5 Sterne).

Auf dieser Fachseite erfahren wir auch von einer Gegenwerbung der FDP:
"FDP-Plakat zur Europawahl 2009 'Pleitegeier' ":
"Nach der Attacke der SPD mit dem Plakat "Finanzhaie würden FDP wählen" kontern die Freidemokraten mit dem Motiv "Pleitegeier würden SPD wählen". Dieses ist zunächst nur auf der Website FDP.de zu sehen. Später sollen Plakate folgen, die allerdings nur in der Hauptstadt Berlin aufgestellt werden. Agentur: Weigert Pirouz Wolf, Hamburg."
Das FDP-Konter ist mit Anklicken größer zu sehen.
Diesem Plakat gibt die Kreativbewertung aber nur einen Stern (47 Stimmen).


Nachtrag 12.05.09:
Der Blogger Andreas Grieß attestiert in einem Eintrag vom 25.04.09 der SPD-Wahlwerbung unter der Überschrift "Europawahl-Wahlplakate der SPD – Wen Finanzhaie, heiße Luft und Dumpinglöhne wählen würden" immerhin Aufmerksamkeitswert:
"Auf alle Fälle heben sich die Plakate ab und haben in meinen Augen einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Bemerkenswert ist, dass es kein Plakat gegen die Grünen gibt."
Am 08.05.09 hat er (Danke!) sogar ein unter Verwendung der Plakatmotive gedrehtes SPD-Wahlvideo bei YouTube entdeckt und dieses in seinen Blott "SPD- Wahlwerbespot zur Europawahl" eingebunden:
"Den Finanzhai, die heiße Luft und die Dumpinglöhne gibt es nun auch in bewegten Bildern! Vor kurzem hat die SPD einen ihrer Wahlwerbespots veröffentlicht.".
Insgesamt hält er den Spot für gut. Auch ich halte ihn für ganz lustig und finde es auf jeden Fall konsequent, diese in der Öffentlichkeit nun schon recht bekannten Motive auch auf anderen Medien als nur Plakaten zu benutzen.


Nachträge 13.05.09:

Ganz spaßig ist die Formulierung mancher Suchanfragen in Sachen 'Haifisch-Plakate'; zum Beispiel (Suche jeweils ohne Anführungszeichen):
- "Die Haifische werden FDP waehlen";
- "Alle Haie würden FDP wählen"

Auch in Waldhessen (wo immer das liegen mag) diskutiert man über die SPD-Plakatkampagne. Der "Kreisanzeiger" schreibt in der Rubrik "Lokales":
"Ärger um Wahlplakate. Heiderich: SPD stärkt Politikverdrossenheit". Auszug:
"Waldhessen. „Armutszeugnis“, „Entgleisung“, „Gefahr für die politische Kultur“ – Der Wahlkampfauftakt der SPD hat bundesweit hohe Wellen geschlagen. Auch in Waldhessen sorgen die Plakate, in denen die SPD den politischen Gegner als Dumpinglohn-Befürworter und Finanzhaie verunglimpft, für Unmut."


Nachträge 29.05.2009

Auf der (mir sonst nicht näher bekannten) Webseite dnews.de schreibt ein STEPHAN KAUFMANN am 14.05.09 über "Die SPD und der Finanzhai":
"Die Sozialdemokratie vergisst gern, dass sie den Spekulanten in der Vergangenheit so manche Barriere aus dem Weg geräumt hat" und erläutert dies in seinem Artikel im Detail. Informativ!

In einem Blog "gruenzeug.de" der Grünen in Baden-Württemberg heißt es (mit einem entsprechend modifizierten SPD-Wahlplakat): "Kröten würden Grüne wählen". Ich freilich würde einen anti-Grünen Wahlslogan anders formulieren: "Wer Grüne wählt wird Kröten schlucken."

Das Münchner Abendblatt (12.05.2009) hat einen Politologie-Professor befragt. Der meint: "Wahlplakate für Europa: 'Könnten kreativer sein'."
"Die Parteien blasen zur Schlussoffensive vor der Europawahl. Kaum irgendwo gibt's ein Entkommen vor den aggressiven Plakaten der SPD, dem Bandwurmslogan der CSU, der gelbe[n] Silvana und dem grünen Wums. Die AZ hat den Politikprofessor und Wahlkampf-PR-Experten Gerd Strohmeier (34) um seine Analyse gebeten."
Immerhin: abgebildet ist natürlich auch hier das Haifisch-Plakat der SPD.


Nachtrag 22.06.2011
Wegen der Griechenland-Bailouts hänge ich meinen Blog-Einträgen aktuell ein "populistisches Manifest" an. Älteren Einträgen i. d. R. nicht, aber vorliegend passt es doch gar zu gut, um auf eine solche Ergänzung zu verzichten [und außerdem wird dieser Eintrag noch heute immer wieder von Lesern aufgerufen ;-) ]:
 
ceterum censeo
POPULISTISCHES MANIFEST:
Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst einer europäischen Transferunion.
Im Herzland des alten Europa haben sich die Finanzinteressen mit sämtlichen Parteien des Bundestages zu einer unheiligen Hatz auf die Geldbörsen des Volkes verbündet:
·       Die Schwarzen Wendehälse (die unserem Bundesadler den Hals zum Pleitegeier wenden werden);
·       Die Roten Schafsnasen (vertrauensvoll-gutgläubig, wie wir Proletarier halt sind),
·       Die Grünen Postmaterialisten (Entmaterialisierer unserer Steuergelder wie unserer Wirtschaftskraft),
·       Die machtbesoffenen Blauen (gelb vor Feigheit und griechisch vor Klientelismus), und selbstverständlich auch
·       Die Blutroten (welch letztere die Steuergroschen unserer Witwen, Waisen und Arbeiter gerne auflagenlos, also in noch größerer Menge, gen Süden senden möchten).
Wo ist die Opposition im Volke, die nicht von unseren Regierenden wie von deren scheinoppositionellen Komplizen als Stammtischschwätzer verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, welche sich der Verschleuderung der dem Volke abgepressten Tribute an die europäischen Verschwendungsbrüder wie an die unersättlichen Finanzmärkte widersetzt hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor:
Das Volk wird von fast keinem einzigen Politiker als Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, dass wir, das Volk, unsere Anschauungsweise, den Zweck unserer Besteuerung und unsere Tendenzen gegen die fortgesetzte Ausplünderung durch das Finanzkapital bzw. durch die Bewohner anderer Länder und durch seine/deren politische Helfershelfer vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen von dem grenzenlosen Langmut der Deutschen den Zorn des Volkes selbst entgegenstellen.

Textstand 10.09.2022

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