Freitag, 4. August 2017

"Wir Deutschen ..... sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat"

 
Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen.*

Von Zeit zu Zeit ziehen die Anhänger von Björn Höcke aus dessen Dresdner Rede (17.01.2017) die in der Überschrift zitierte Äußerung zum "Denkmal der Schande" aus dem Hut, um die Vorwürfe gegen ihn auf ein angebliches Missverständnis dieses Satzes einzudampfen.
Weil dieser Satz doch gar nicht so gemeint gewesen sei, wie Höckes Gegner angeblich glauben, sei er selber auch keineswegs rechtsextrem und habe überhaupt gar nichts Schlimmes gesagt.
Es gibt sogar Höcke-Gegner, die davon überzeugt sind, dass nicht der Gehalt seiner Äußerungen problematisch sei, sondern lediglich die Form.


Diese Reduzierung blendet aus, dass
  1. es zahlreiche weitere Stellen in der Rede gibt, die auf ein rechtsextremes Weltbild Höckes hindeuten;
  2. ein Video existiert, das Höcke als Teilnehmer einer rechtsextremen Demonstration in Dresden (2010) zeigt und
  3. Höcke unmittelbar im Anschluss an seine Rede ein Interview geführt hat, in dem er Adolf Hitler teilweise von der Schuld am 2. Weltkrieg reinzuwaschen versuchte.
Das alles habe ich freilich schon früher ausführlich behandelt, nämlich in meinen Blogposts
Hier will ich insbesondere den Titelsatz noch einmal zu untersuchen, denn der hat noch einen anderen Aspekt, der gewöhnlich nicht wahrgenommen und somit auch nicht diskutiert wird.


Die Schande und ihr Denkmal


Ganz systematisch betrachtet, sind zunächst bei beiden folgenden Fragenkomplexe zu behandeln:
  1. Hat Björn Höcke bestritten, dass der Holocaust eine Schande für Deutschland war?
  2. Hat er das Holocaust-Denkmal selbst als eine Schande bezeichnet?
 

Zu 1 (Höcke und der Holocaust):

Keine saubere Interpretation des Satzes kann Höcke den Vorwurf machen, dass er den Holocaust selber NICHT als Schande ansieht.
Ganz im Gegenteil: "Denkmal der Schande" ist insoweit völlig eindeutig: Höcke sagt, dass mit dem Holocaust-Denkmal eines schändlichen Verbrechens in der deutschen Geschichte gedacht wird.
Jede andere Auslegung wäre unhaltbar und bösartig.
 
Die Rechtfertigung in seiner persönlichen Erklärung vom 18.01.2017 auf Facebook:
"..... ich habe den Holocaust, also den von Deutschen verübten Völkermord an den Juden, als Schande für unser Volk bezeichnet. Und ich habe gesagt, dass wir Deutsche diesem auch heute noch unfassbaren Verbrechen, also dieser Schuld und der damit verbundenen Schande mitten in Berlin, ein Denkmal gesetzt haben"
ist insoweit also absolut glaubhaft und korrekt.
 

Zu 2 (Höcke und das Holocaust-Denkmal):

Ebenso korrekt ist freilich die Feststellung, dass Björn Höcke das Holocaust-Denkmal auch selber als eine Schande betrachtet, bzw. dass er zumindest die Errichtung dieses Denkmal an diesem Ort als eine Schande empfindet.
 
Das ergibt sich zu einen, wenn man seinen Satz, den ich oben nur verkürzt zitiert hatte, vollständig hört oder liest (die obige Auslassung hier von mir gefettet):
"Wir Deutschen - und ich rede jetzt nicht von euch Patrioten, die sich hier versammelt haben -, also unser Volk sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
Den Einschub hat Höcke wohl spontan eingefügt, im vorher schriftlich fixierten Redetext dürfte er noch nicht enthalten gewesen sein. Indem er darin die seiner Rede zuhörenden Patrioten ausnimmt macht er aber klar, dass er dem unpatriotischen Teil der Deutschen einen Vorwurf daraus macht, sich dieses Denkmal "in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt" zu haben.
 
Zum anderen bestätigt Höcke das ungewollt selbst, indem er sich, ebenfalls am 18.01.2017, auf Rudolf Augstein beruft. Aus dessen SPIEGEL-Kommentar „Wir sind alle verletzbar“ vom 30.11.1998 zitiert er den Absatz:
"Nun soll in der Mitte der wiedergewonnenen Hauptstadt Berlin ein Mahnmal an unsere fortwährende Schande erinnern. Anderen Nationen wäre ein solcher Umgang mit ihrer Vergangenheit fremd. Man ahnt, daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist. Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität."
Der Ausdruck "Schandmal" und die Bezeichnung des Denkmals als "Monstrosität" lassen gar keinen anderen Schluss zu: Augstein betrachtet es als eine Schande, dass dieses Denkmal an dieser Stelle errichtet wird.
Da Höcke das Augstein-Zitat UNKOMMENTIERT auf Facebook einstellt, wäre, für sich genommen, auch die Deutung möglich: "Schaut her: Der Augstein hat noch etwas viel Schlimmeres gesagt als ich".
Dem steht entgegen, dass Höcke die Patrioten oben ausgenommen hatte und dass somit seine Aussage nicht rein deskriptiv gemeint gewesen sein kann, sondern wertend i. S. eines Vorwurfs an jenen (weit überwiegenden) 'nicht-patriotischen' Teil der Deutschen, der sich dieses Schandmal mitten ins Herz der Hauptstadt "gepflanzt" habe.
Auch dieses Verb bekräftigt meine Deutung, da es im übertragenen Gebrauch (wie hier) üblicher Weise negativ gemeint ist. (Beispiel: "Direkt vor seine Villa hat man ihm ein Parkhaus 'gepflanzt' - und damit die Aussicht versperrt.")

Dennoch, zusammenfassend: Selbst wer (was Höcke ja nicht einmal direkt getan hat), das Denkmal als Schande bezeichnet, muss deswegen noch lange kein Holocaust-Leugner sein.
 
Er muss auch nicht zwingend das Gedenken an die Schande des Holocaust ablehnen. Wenn dieser jemand dann allerdings in seiner Rede außerdem sagt:
"..... diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch viel mehr als zu Franz Josef Strauß’ Zeiten. Wir brauchen nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um 180 Grad! Wir brauchen so dringend wie niemals zuvor diese erinnerungspolitische Wende um 180 Grad, liebe Freunde. Wir brauchen keinen toten Riten mehr in diesem Land",
dann lehnt der in der Tat auch das Gedenken an den Holocaust ab. Da gibt es nichts zu deuteln und zu missverstehen: Diese Sätze sind völlig eindeutig.
Und diese Einstellung ist weder mutig, noch deutsch, noch patriotisch.
Sie ist feige, und damit per se undeutsch, unpatriotisch - und vor allem unterwirft sie sich, e contrario gelesen, der Diskurshoheit der linksgrün versifften Deutschlandhasser.

Wer es ablehnt, des Holocausts zu gedenken, der tut das aus Angst: Aus der Furcht heraus, dass das Gedenken identisch sei mit der Akzeptanz einer historischen Schuld für die Gedenkenden selber und, in der Erweiterung, für ihr Land. Also einer 'historischen Erbsünde'.
Dieses Resultat ist aber keineswegs zwingend. Wir können sehr wohl die historischen Fakten a) anerkennen und b) verurteilen (bzw. sie bedauern und betrauern), OHNE dass wir deshalb mit gekrümmten Rücken "wie die Gauchos" ;-) einhergehen müssten. Wir müssen uns nur die Zusammenhänge klar machen und uns einfach weigern, die linke Diskurshoheit zu akzeptieren.
Jedenfalls: Individuelles oder, hier, kollektives Selbstbewusstsein stehen nur dann auf einer soliden Grundlage, wenn sie nicht darauf angewiesen sind, unangenehme geschichtliche Fakten entweder zu leugnen oder sie aus dem Gedächtnis zu verbannen.
 
Wem dazu der Mut fehlt, der ist ein Feigling, undeutsch und ein Anti-Patriot!
 
 

Höckes wahre Schande: Die Leugnung der historischen Singularität des Holocaust


Der eigentliche Knackpunkt in Höckes obiger Aussage ist freilich NICHT das "Denkmal der Schande". Sondern der zunächst gänzlich harmlos erscheinende Satzteil "das einzige Volk der Welt".

In der Sache mag es zwar zutreffen, dass unter allen Staaten der Welt allein Deutschland ein Denkmal im Herzen seiner Hauptstadt errichtet hat, das nicht seiner historischen Großtaten gedenkt, sondern einer historischen Schand-Tat dieses Staates und Volkes.
Das Problem mit dieser Aussage liegt jedoch nicht an der Oberfläche, sondern tief darunter.

Logisch aufgedröselt enthält dieser Passus nämlich zugleich die implizite Behauptung, dass andere Länder vergleichbare Untaten begangen hätten, wie Deutschland den Holocaust.
Das ist aber leider nicht der Fall; was den Holocaust angeht, waren wir Deutschen leider in der bisherigen Weltgeschichte tatsächlich einzigartig.
 
In der historischen Fachdebatte bezeichnet man diesen Sachverhalt als "Singularität" Einzigartigkeit) des Holocaust. Die Wikipedia definiert unter dem Stichwort "Holocaustforschung" im Abschnitt "Singularitätsdebatte": "Als 'Singularität', 'Einzigartigkeit' (englisch uniqueness) oder 'Beispiellosigkeit' (unprecedentedness) bezeichnet man besondere historische Merkmale, die den Holocaust bisher von allen anderen Völkermorden und Massenmorden der Geschichte unterscheiden."
 
Im Oktober 2007 schrieb der Althistoriker Prof. (jetzt em.) Egon Flaig in der Zeitschrift Merkur (Heft 701) einen Artikel "Das Unvergleichliche, hier wird's Ereignis". Hier ist der Artikel als pdf-Datei zu erwerben. Gar so tief möchte ich nicht einsteigen; ich begnüge mich mit einer Sekundärquelle, wo ich über den Inhalt erfahre:
"Neben der These, dass der Holocaust nicht unvergleichlich sei, behauptet Flaig zudem, dass dessen vermeintliche Singularität einer Banalität gleichkomme: „Rein logisch ist alles Existierende singulär, weil die Bedingungen des Existierens für zwei Dinge unmöglich dieselben sein können… Wer wird bestreiten, daß das Warschauer Ghetto »singulär« war? Aber jede einzelne Krankheit meines Großvaters war es ebenso."
Flaig bestreitet also offenbar, dass die Charakterisierung des Holocaust als historisch unvergleichlich zutreffe und dass seine Einstufung als einzigartig banal sei, weil schließlich JEDES Ereignis einzigartig sei.
 
Mit seiner Überschrift spielt Flaig auf Goethes Faust, 2. Teil, an, wo der "Chorus Mysticus" am Schluss (Vers 12104 ff.) verkündet (meine Hervorhebung): "Alles Vergängliche / Ist nur ein Gleichnis; / Das Unzulängliche / Hier wird's Ereignis; / Das Unbeschreibliche / hier ist es getan; / Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan."
Was Flaig uns mit dieser Entlehnung sagen will, kann ich auf Anhieb nicht decodieren. Sicher ist jedenfalls: Sein Bestreiten der Singularität des Holocausts liegt völlig neben der Sache.
 
Natürlich ist jedes Ereignis einzigartig und unwiederholbar; aber darum geht es gar nicht.
Denn in der Regel lassen sie sich in Gruppen gleichartiger Ereignisse zusammenfassen: Der Erste Weltkrieg ist in seinem spezifischen Ablauf einzigartig. Aber er lässt sich sinnvoll (also Erkenntnis fördernd) in die Ereignisgruppe der Kriege einstufen - und als solcher ist er alles andere als einzigartig und wurde u. a. im 2. Weltkrieg "wiederholt".

"Singularität des Holocaust" meint also, richtig (Erkenntnis fördernd) verstanden, dass sich der industrielle Massenmord der Nazis an den Juden von anderen geschichtlichen Massenmorden, auch von solchen, die quantitativ in "derselben Liga spielen" nicht nur in den Einzelheiten, sondern derart fundamental unterscheidet, dass man ihn nicht sinnvoll irgend einer anderen Art von historisch bekannten Massenmorden zuordnen kann. Er bildet also, nach dieser Auffassung, eine Kategorie für sich.
(Beiläufig: Der Streit, ob auch die Vernichtung von Zigeunern irgendwie dem Holocaust, also der Vernichtung der Juden, zuzurechnen oder gleichzustellen ist, ist für meine vorliegenden grundsätzlichen Überlegungen unerheblich und kann daher offen bleiben.)

Von anderer Seite wurde die Singularität mit dem Hinweis bestritten, dass solche Ereignisse sich wiederholen können. Aber auch das ist für den vorliegenden Zusammenhang komplett irrelevant. Hier geht es allein um einen Vergleich von vergangenen (oder ggf. auch noch ablaufenden) historischen Ereignissen.
 
Ganz allgemein hat es sich zwar eingebürgert (und macht es auch Sinn), den Holocaust in das historische Phänomen der Völkerermorde" (Genozide) einzuordnen. Das ist ein relativ neuer Begriff:
"[Raphael] Lemkin prägte ... den Begriff Genozid: 1943 verwendete er für den Gesetzesentwurf der polnischen Exilregierung zur Bestrafung nicht nur der deutschen Verbrechen in Polen den Begriff ludobójstwo (von Polnisch lud, Volk und zabójstwo, Mord). 1944 übersetzte er den Begriff mit genocide (von Griechisch genos, Volk und Lateinisch caedere, töten) ins Englische. Die deutsche Übersetzung ist Völkermord".
Mit dem Begriff verbindet sich ein Paradigmenwechsel im Bewusstsein der abendländischen Kultur und letztlich der Menschheit (vergleichbar vielleicht dem kulturellen Paradigmenwechsel zur Schonung von Zivilisten im Krieg, der wohl in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts - also nach dem 30jährigen Krieg - stattgefunden hat).
Tötungen außerhalb von Kriegen und Notwehr galten zwar immer schon als Unrecht; aber geahndet wurden genozid-artige Vorgänge (z. B. Pogrome gegen Juden im mittelalterlichen Europa bzw. in Osteuropa noch in der Neuzeit) kaum. Was wohl auch daran lag, dass man vorher den Genozid noch nicht konzeptuell als eine "spezielle Absicht, auf direkte oder indirekte Weise 'eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören' " (Wikipedia-Eintrag "Völkermord") herausgearbeitet hatte.
 
 

Einschub "Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben": Zur Interaktion von historisch-faktischem Sein und begriffsgesteuertem Bewusstsein


Es führt zwar von der eigentlichen Stoßrichtung meines Blotts ab; trotzdem halte ich es für geboten, in einem gedanklichen Einschub einige wichtige Aspekte dieser Debatte thematisieren, die ich einem Auszug aus dem Wikipedia-Eintrag zu "Raphael Lemkin" (und wortgleich im Eintrag "Völkermord / Begriffsgeschichte") entnehme:
"Lemkin suchte spätestens seit 1941 nach einem Wort, das Untaten wie die des osmanischen Reiches gegen die Armenier und die des Nazi-Regimes treffend umschreibe. Dass er 1933 mit seinem Entwurf das Völkerbund-Gremium auf der Madrider Tagung nicht überzeugte, führte er auch darauf zurück, dass Worte wie Barbarei und Vandalismus die Gräuel solcher Taten letztlich beschönigten. Es sollte ein Wort sein, das alle Aspekte von gezielten Angriffen auf eine Bevölkerungsgruppe greifbar machen sollte, darunter auch Maßnahmen wie Massendeportationen, die erzwungene Senkung der Geburtenrate, wirtschaftliche Ausbeutung und die gezielte Unterdrückung der Intelligentsia. Ein Begriff wie beispielsweise Massenmord umfasste all diese Aspekte nicht. Es sollte auch kein Begriff sein, der wie Barbarei und Vandalismus bereits in anderen Zusammenhängen benutzt wurde. Lemkin entwickelte dafür letztlich den Begriff Genozid. In seinem Buch Axis Rule in Occupied Europe gab er auch eine Definition des Begriffs. Genozid sei '… ein koordinierter Plan verschiedener Aktionen, der auf die Zerstörung essentieller Grundlagen des Lebens einer Bevölkerungsgruppe gerichtet ist mit dem Ziel, die Gruppe zu vernichten. … Genozid hat zwei Phasen: Eine erste, bei der die typischen Eigenschaften und Lebensweisen der unterdrückten Gruppe zerstört werden und eine zweite, bei der die Eigenschaften und Lebensweise der unterdrückenden Bevölkerungsgruppe der unterdrückten aufgezwungen wird. Diese Aufzwingung wiederum kann erfolgen, indem die unterdrückte Bevölkerungsgruppe bleiben darf oder sie wird sogar nur dem Gebiet allein aufgezwungen, indem die Bevölkerung beseitigt wird und eine Kolonisierung dieses Gebiets durch die unterdrückende Bevölkerungsgruppe folgt'."
  1. Unmittelbarer Anlass für die KONKRETE Begriffsprägung "Genozid" waren die Verbrechen des deutschen Nazi-Regimes gegen Polen und Juden. Der Begriff "Völkermord" war allerdings schon älter und ironischer Weise wurde er ausgerechnet in Deutschland geprägt (von dem Dichter August Graf von Platen-Hallermünde; dessen größter Gegner, wiederum ironischer Weise, der jüdischstämmige Heinrich Heine war.)
  2. Erstursächlich für die bereits vor der Nazizeit einsetzenden Überlegungen, die letztlich zu diesem Begriff führten, war jedoch der türkische Völkermord an den Armeniern.
  3. Die o. a. Darstellung zeigt, wie wichtig es für gesellschaftliche Diskurse sein kann, Dinge auf den "richtigen" (d. h. irgendwie "zündenden") Begriff zu bringen. (Wobei historische Sachlage, gesellschaftliche Stimmungslage und Begriffsfindung zweifellos zusammenhängen.) In diesem Sinne versuche ja auch ich z. B. mit dem Begriff "Massenimmiggression" eine zutreffende Sichtweise dessen herzustellen, was aktuell unter dem buntfanatischen Schurkenregime von Angela Merkel und Spießgesellen mit unserem Deutschland passiert: Das massenhafte Eindringen in den Lebensraum eines anderen Volkes IST selbstverständlich ein Akt der Aggression!)
  4. Es entspricht der damaligen Interessenlage des polnischen Volkes (und beeinträchtigt die wissenschaftliche Präzision des Genozid-Begriffes), wenn Lemkin darunter nicht nur die physische Vernichtung einer Bevölkerungsgruppe subsumiert, sondern auch Aktivitäten der herrschenden Macht bzw. Gruppe, "bei der die Eigenschaften und Lebensweise der unterdrückenden Bevölkerungsgruppe der unterdrückten aufgezwungen wird." Das ist ein für uns (Deutschland, aber auch Europa insgesamt) gerade aktuell brandgefährlicher Aspekt. Dem herrschenden buntfanatischen Diskurs ist es nämlich weitgehend gelungen, diesen Sachverhalt auf Fallgestaltungen auszuweiten, bei denen nicht ein Volksgebiet von einem anderen erobert und okkupiert wird, sondern bei denen die Frage auftaucht, inwieweit fremdkulturellen Eindringlingen eine mehr oder weniger weitgehende Integration in die herrschende "Leitkultur" zuzumuten ist bzw. abverlangt werden darf.
 

Weiteres zur Singularität des Holocaust

 
Noch allgemeiner (und auch historisch älter) als die Einstufung des Holocaust als "Völkermord" ist die Rubrifizierung in der Kategorie "Massenmord".
Massenmorde sind in der Geschichte noch weniger eine Seltenheit wie Völkermorde. Sie alle kann (und, wenn man nähere Einsichten gewinnen will: muss) man noch weiter nach den näheren Umständen untergliedern, insbesondere nach den auslösenden Momenten.

Ethische und motivische Dimension menschlichen Handelns

In diesem Zusammenhang möchte ich eine Unterscheidung zwischen der ethischen und der motivischen Dimension vorschalten, und zwar konkret am Fallbeispiel:
  • Ein Raubmörder handelt verwerflich; er agiert aber rational, weil er ein Ziel verfolgt, das tatsächlich erreichbar ist: Sich das Eigentum anderer Menschen anzueignen. Dass er das nicht auf legale Weise tut, sondern rechtswidrig handelt (und auch gegen das Rechtsempfinden mehr oder weniger aller Menschen) macht seine Tat sittlich böse; aber irrational ist sie deswegen noch lange nicht. Wir können seine Motive "verstehen" im Sinne eines intellektuellen Nachvollzugs, auch wenn wir sie natürlich nicht billigen.
  • Ein Mensch, der aus reiner Lust am Töten andere umbringt, handelt irrational (und verwerflich sowieso). Es gibt ja keine "Ratio", die er damit verfolgen würde; das Töten selber ist der Endzweck. (Während ein Sexualmörder, der sein Opfer umbringt, um sich selber vor Entdeckung zu schützen, insoweit durchaus rational agiert.)
  • Und dann gibt noch die Fallgruppe, bei der das Umbringen anderer zwar nach dem subjektiven Verständnis des Täters einen Zweck verfolgt (also gewissermaßen "subjektiv rational" ist), aber dieser Zweck für andere (bzw. die große Masse anderer Personen), also objektiv, nicht nachvollziehbar ist: Wo die (ggf. sogar von der Rechtsordnung gebilligte) Tötung mithin ein UNTAUGLICHES Mittel zu einem untauglichen Zweck darstellt. Klassisches Beispiel ist die  Tötung von Hexen. Die werden von den Tätern subjektiv als Bedrohung angesehen; aus der Eigensicht der Täter ist das Umbringen der Hexen daher rational (und legitim, und war im Mittelalter ja auch geltendes Recht). Doch auch hier wissen alle vernünftig denkenden Menschen, dass die Vorstellung von Hexerei objektiv gesehen eine Ausgeburt kranker Hirne ist: Aufgeklärte Völker auf dem zivilisatorischen Stand der Neuzeit töten niemanden mehr wegen "Hexerei".
Der motivischen Seite des Holocaust kommt die letztere Analogie schon recht nahe.

Historische Vergleichsfälle zum Holocaust

Selbstverständlich kann man den Holocaust mit anderen Fällen von Massenmord dahin gehend vergleichen, ob sich gemeinsame Elemente finden lassen, z. B. bezüglich Ursache, Ablauf, Opferzahlen, Opfergruppen usw.
Allerdings darf, wer ihn korrekt in das eigene Geschichtsbild einordnen will, auch nicht die jeweiligen Unterschiede unterschlagen.
Die Frage kann am Ende nur sein, ob man die Nazi-KZs (bzw. speziell die Vernichtungslager) guten Gewissens (und damit meine ich weniger das moralische als vielmehr das wissenschaftliche Gewissen!) in eine der aus der bisherigen Geschichte bekannten bzw. herzuleitenden Kategorien einfügen kann, oder ob sie insoweit einen absoluten Sonderfall darstellen.
 
Grundsätzlich ist zu beachten, dass man für die Nazizeit unterscheiden muss zwischen
Konzentrationslagern (wie z. B. Dachau oder Buchenwald), die hauptsächlich für politische Gegner bestimmt waren sowie für Kriminelle, Homosexuelle (nach damaligem Recht waren das ja auch Kriminelle) und Zeugen Jehovas (Wehrdienstverweigerern). Die also in summa politische Gegner und (nach damaligen Rechtsverständnis) Kriminelle aufnehmen sollten und aufgenommen haben. Auch in diesen Lagern gab es willkürliche Tötungen (Morde) sowie aufgrund der Lebensumstände eine extrem Mortalitätsrate; sie waren aber nicht von vornherein für die physische Vernichtung von Menschen gedacht. Es kam sogar vor, dass Inhaftierte aus diesen Lagern wieder entlassen wurden, wenn auch nicht unbedingt in die Freiheit. (Dazu ausführlicher auch hier.)

Die bewusst und (letztlich) ausschließlich für die Tötung der Insassen eingerichteten Lager bezeichnet man als "Vernichtungslager". Über das Zahlenverhältnis der Lager informiert die Wikipedia: "Es waren schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager."
Zum Vergleich beider Systeme informiert uns das Wikipedia-Stichwort "Vernichtungslager":
"Konzentrations- und Vernichtungslager der NS-Diktatur entstehen in einem unterschiedlichen zeitlichen Rahmen. Bereits ab 1933 beginnt das NS-Regime mit der Einrichtung von Konzentrationslagern (siehe: Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs). Die Vernichtungslager mit fabrikmäßig organisierter Ermordung von Menschen in Gaskammern werden ab Frühjahr 1942 betrieben; im Vernichtungslager Kulmhof werden Juden (polnische Staatsangehörige) schon ab Dezember 1941 in dort stationierten Gaswagen ermordet. Im Gegensatz zu anderen Konzentrationslagern, wo Inhaftierte neben einzelnen Morden auch durch systematisch herbeigeführte Krankheit und Unterernährung sowie übermäßige Arbeit in großer Zahl sterben (siehe „Vernichtung durch Arbeit“), dienen diese Vernichtungslager einzig der sofortigen Ermordung der dorthin Deportierten, die mit speziellen Eisenbahnzügen in die Lager gebracht wurden."

Falls ich hier terminologisch vielleicht irgendwo nachlässig von den "Konzentrationslagern" der Nazis rede, dann habe ich i. d. R. speziell die Vernichtungslager im Auge (auch wenn die Vernichtung von Juden in anderen Lagern natürlich mit zum Gesamtkomplex des Holocaust gehört).
Auf der anderen Seite ist zu beachten, dass es bei meiner Erörterung nicht lediglich um die KZs, sondern um den Holocaust insgesamt geht. Der spielte sich, was viele Bürger wahrscheinlich gar nicht wissen (und was auch mir erst seit einigen Jahren klargeworden ist), nur teilweise in Lagern ab. Teilweise wurden die Juden (u. a. sogar von Einheiten der deutschen Wehrmacht) "einfach so" irgendwo abgeschlachtet.
Dazu aus dem Wikipedia-Stichwort Holocaust:
"Der Holocaust ..... war der nationalsozialistische Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden. Deutsche und ihre Helfer führten ihn von 1941 bis 1945 systematisch, ab 1942 auch mit industriellen Methoden durch, mit dem Ziel, alle Juden im deutschen Machtbereich zu vernichten. Dieses Menschheitsverbrechen gründete auf dem staatlich propagierten Antisemitismus und der entsprechenden rassistischen Gesetzgebung des NS-Regimes. Der endgültige Entschluss zur Ermordung aller Juden fiel in engem Zusammenhang mit dem Vernichtungskrieg gegen die UdSSR ab dem Sommer 1941."
Und aus dem Stichwort "Vernichtungslager":
"Von ihrer Errichtung ab dem Jahr 1941 bis zu ihrer Beseitigung durch die Täter um Spuren zu verwischen bzw. zur Befreiung im Zuge des Vorrückens der Roten Armee 1944/45 wurden in diesen Vernichtungslagern weit über drei Millionen Menschen durch Vergasung in Gaskammern in einer oft industriell genannten Organisationsform ermordet oder massenhaft erschossen. Damit trat neben den von so genannten Einsatzgruppen der SS und Wehrmacht praktizierten Massenerschießungen im besetzten Polen und in der Sowjetunion in diesen Lagern diese Form des Holocausts (der von den Nationalsozialisten angestrebte Judenvernichtung) und des Porajmos [Vernichtung der Zigeuner]."
Man kann also wohl sagen, dass (nur) etwa die Hälfte der Holocaust-Opfer in den Vernichtungslagern umgekommen sind, die anderen irgendwo sozusagen 'in der Pampa' umgebracht wurden.

Dem historischen Laien drängt sich an erster Stelle wahrscheinlich ein Vergleich mit den kommunistischen und insbesondere stalinistischen "Gulags" auf. Es gibt Gemeinsamkeiten; ein entscheidender Unterschied liegt aber darin, dass diese keine VERNICHTUNGSLAGER waren, bei denen die Tötung der Insassen das eigentliche Ziel gewesen wäre. Sie waren sozusagen "nur normale" Konzentrationslager (mit vermutlich ebenfalls hoher Sterblichkeitsquote). Dazu aus dem Wikipedia-Stichwort Gulag:
"Zwischen den nationalsozialistischen und den stalinistischen Massenverbrechen sind mehrfach Vergleiche angestellt worden. Das nationalsozialistische wie das stalinistische Herrschaftssystem stempelte bestimmte Menschen zu „Feinden“ – die konkreten sozialen und ethnischen Gruppen waren dabei nicht beliebig, aber vielfältig. Die Einbindung dieser „Feinde“ in ihr soziales Umfeld wurde mit rechtlichen Vorschriften und physischer Gewalt aufgelöst, „Feinde“ wurden mehr und mehr entmenschlicht. Insgesamt war die Anzahl der Lagertypen in der Sowjetunion größer. Die Geschichte der nationalsozialistischen Lager ist hingegen einheitlicher und kürzer. Das Schicksal jüdischer Häftlinge stand spätestens seit Ende 1941 fest: Alle Juden sollten physisch vernichtet werden (→Holocaust). Das Los von Gulag-Häftlingen konnte sich hingegen ändern: Im Laufe des Großen Terrors wurden beispielsweise Polen als potenzielle Feinde verfolgt, nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion wurden sie als Verbündete wieder freigelassen, nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnten sie als „Nationalisten“ erneut inhaftiert werden. Vernichtungslager sind die sowjetischen Haftstätten nicht gewesen. Häftlinge ließen im Gulag ihr Leben in der Regel nicht durch die Effizienz ihrer Peiniger, sondern eher durch Vernachlässigung und Ineffizienz."

Näher als die Gulags kommt der hitlerschen Vernichtungspolitik an den Juden der sogenannte "Holodomor" und vergleichbare Vorgänge im Zusammenhang mit der stalinistischen Kollektivierungspolitik der Landwirtschaft und Industrialisierungspolitik.
Beim "Holodomor" wurden insbesondere Bauern getötet und zwar "passiv", nämlich durch Verhungern. Das vollzog sich nicht in Lagern, sondern einfach dadurch, dass die Ernten (und auch sonstiges Eigentum der Landwirte) konfisziert wurden und ihnen dadurch nichts mehr zum Leben blieb. Die Opferschätzungen schwanken von "2,4 Millionen bis 7,5 Millionen Hungertoten" (Wikipedia). (Eine andere Schätzung, die bis zu 14,5 Millionen Opfer zählt, rechnet auch den Geburtenverlust hinzu. Das halte ich für ein intellektuelles Glasperlenspiel, und auf jeden Fall sind die so errechneten Zahlen nicht mit den reinen Opferzahlen der Nazi-Herrschaft komparabel.)

Lässt man die Kriegstoten außen vor, dann mag schon sein, dass die Zahl der Opfer des Kommunismus und insbesondere des Stalinismus in der Sowjetunion höher liegt als diejenige der Opfer der NS-Willkürherrschaft in Deutschland und Europa.
Dennoch sind beide Sachverhalte inkomparabel in der Rationalitätsdimension.
Selbst wenn man (was in der Forschung umstritten ist) unterstellt, dass beim "Holodomor" die Vernichtung der Bauern beabsichtigt und nicht lediglich die Folge von schlechten Ernten und schlechter Wirtschaftspolitik war, dann bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass damit (wie auch mit den Gulags) Widerstände gegen die Einführung der Kollektivierung und vielleicht auch allgemein gegen den Stalinismus bekämpft und beseitigt werden sollten.
Mit anderen Worten: Diese Massentötungen resultierten direkt oder indirekt aus einem RATIONALEN Kalkül der Machthaber.

 
 
Die beiden bekanntesten historischen Vorläufer der Nazi-Lager waren (wenn man die Gulags ausklammert) wohl
Die britische Politik war jedoch nicht auf physische Vernichtung der Buren angelegt sondern darauf, eine Unterstützung der Partisanen durch die Bevölkerung zu verhindern, auch wenn die Sterberate hoch war (gut 20%). Das ist, unabhängig von der juristischen Bewertung, allemal eine rationale Handlungsweise.
Warum sich ein Vergleich (i. S. einer Gleichsetzung) mit den Nazi-KZs verbietet, beschreibt im Detail der WELT-Artikel "Konzentrationslager. Was britische KZs von deutschen unterschied" von Felix Kellerhoff (14.06.2016). (Präzisierend kann man noch ergänzen, dass der Unterschied der Briten-KZs zu den Vernichtungslagern der Nazis natürlich noch weitaus größer war als zu den "normalen" NS-KZs.)

Auch die deutschen KZs in der Kolonie Deutsch Südwest-Afrika waren nicht zur Tötung der Lagerinsassen gedacht, aber auch dort waren die Sterberaten enorm hoch.
Allerdings darf man diese KZs nicht isoliert betrachten. Sie standen im Zusammenhang mit dem deutschen Krieg gegen die aufständischen Herero und Nama, und der Krieg selber wurde bewusst und mit voller Zustimmung der obersten deutschen Verantwortlichen als ein Vernichtungskrieg zur Ausrottung dieser Völker geführt (in der Wikipedia wird er unter dem Stichwort "Völkermord an den Herero und Nama" behandelt).
Auch dies war freilich, als Akt einer auf Eroberung ausgerichteten Kriegführung, alles andere als irrational.


Als Kriegsverbrechen wird auch die deutsche Belagerung (Blockade) von Leningrad im 2. Weltkrieg gewertet. Dabei sollen bis zu 1,1 Mio. Zivilisten an Unterernährung und Unterkühlung umgekommen sein.
Die Wikipedia-Behauptung, wonach "der Massentod von Einwohnern dieser Großstadt durch Verhungern ..... von der deutschen Führung gezielt herbeigeführt" worden sei kann ich zwar nicht nachvollziehen:
  • Zum einen wird berichtet, dass deutsche Versuche einer Einnahme der Stadt scheiterten.
  • Zum anderen hätte es ja in der Hand der Belagerten gelegen, die Stadt zu übergeben.
Es ist mir aber letztlich gleichgültig, ob diese Belagerung als Kriegsverbrechen anzusehen ist und, wenn ja, ob bereits nach damaliger oder erst nach heutiger Rechtslage. Ich bin auch der Letzte, der sich davon irgend eine persönliche Schuld annehmen und wegen dieser ollen Kamellen in Sack und Asche gehen würde.
Auf die Palme gehe ich allerdings, wenn ein akademisch ausgebildeter Historiker seine gläubigen Zuhörer mit Hassreden gegen alliierte Kriegsverbrechen aufheizt, ohne zu erwähnen
  • dass es Deutschland war, das den 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen begonnen und mit dem Angriff gegen die Sowjetunion fortgeführt sowie den USA den Krieg erklärt hat und
  • dass Nazi-Deutschland derart viel Dreck am Stecken hatte (Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord), dass sich jegliche Aufrechnung oder Relativierung verbietet.
Wie kackdreist, oder wie ideologisch vernagelt muss man sein, um an einer rechtsextremen
Demo gegen die Alliierten teilzunehmen, oder um seine Zuhörern mit folgenden Worten aufzuhetzen:
"Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen. Sie ist vergleichbar mit den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki. Mit der Bombardierung Dresdens und der anderen deutschen Städte wollte man nichts anderes als uns unsere kollektive Identität rauben. Man wollte uns mit Stumpf und Stiel vernichten, man wollte unsere Wurzeln roden."
Ohne mit einer einzige Silbe der Nazi-Verbrechen zu gedenken, ja sogar noch gleichzeitig das eigene deutsche Gedenken an die unvergleichlich größeren, schrecklicheren und nicht zuletzt rational völlig unverständlichen NS-Untaten zu kritisieren?
Und zwar einerseits mit der Kritik des Holocaust-Denkmals als "Schande" (welche die deutschen "Patrioten" angeblich nie zugelassen hätten) und andererseits noch einmal explizit mit diesen Worten:
"..... diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch viel mehr als zu Franz Josef Strauß’ Zeiten. Wir brauchen nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um 180 Grad! Wir brauchen so dringend wie niemals zuvor diese erinnerungspolitische Wende um 180 Grad, liebe Freunde. Wir brauchen keinen toten Riten mehr in diesem Land."  
Gewiss: Für Menschen wie Landolf Ladig macht diese Kritik Sinn. Denn moralisch verständlich (aus der Sprecherperspektive) wird sie ja erst dann, wenn man die Bombardierung z. B. von Dresden nicht als eine (ggf. überschießende) Abwehrreaktion der Alliierten gegen die deutschen Angreifer sieht, sondern den Krieg als irgendwie von den Alliierten gewollt und (listenreich) dadurch ausgelöst, dass man Adolf Lämmlein in die Falle gelockt oder auf andere Weise in die Position des Kriegsschuldigen hineinmanövriert hat.
Man müsste also bei der Kriegsschuldfrage des 2. Weltkrieges eine Diskrepanz zwischen offensichtlichem Augenschein ('Adolf Hitler hat angefangen') und einer irgendwie tieferen historischen Wahrheit (etwa: 'Aber die anderen haben ihn dazu gezwungen oder verleitet, weil sie Deutschland so oder so fertigmachen wollten') postulieren.
Genau das ist die Geschichts-Sicht von Landolf Ladig, der im Mai 2011 in der Zeitschrift "Volk in Bewegung" in einem (dort online nicht - mehr? - verfügbaren, aber teilweise hier wiedergegebenen) Artikel "Krisen, Chancen und Auftrag" behauptet hatte, dass
"..... nicht die Aggressivität der Deutschen ursächlich für zwei Weltkriege war, sondern letztlich ihr Fleiß, ihre Formliebe und ihr Ideenreichtum. Das europäische Kraftzentrum entwickelte sich so prächtig, daß die etablierten Machtzentren sich gezwungen sahen, zwei ökonomischen Präventivkriege gegen das Deutsche Reich zu führen. Der zweite Weltkrieg war allerdings nicht nur ökonomisch motiviert, sondern darf auch als ideologischer Präventivkrieg angesprochen werden, hatte sich im nationalsozialistischen Deutschland doch eine erste Antiglobalisierungsbewegung staatlich etabliert, die, wären ihr mehr Friedensjahre zur Erprobung vergönnt gewesen, wahrscheinlich allerorten Nachahmer gefunden hätte.“
Adolf Hitler als Urvater der attac-Bewegung? DAS hätten die sich sicher nicht in ihren kühnsten (Alp-)Träumen vorgestellt!
Und Friedensfürst muss er aus Ladigs Sicht wohl auch gewesen sein, über dessen Land dann eine neidzerfressene Welt derart listig hergefallen ist, dass am Ende Adolf Lämmlein als der Böse dastand! Geschichte kann ja manchmal sowas von ungerecht sein!
Da ist es doch gut, dass wenigstens Björn Höcke dem Herrn Hitler Gerechtigkeit widerfahren lässt:
"Wissen Sie, das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und dass es viele Grautöne gibt."

Nun ist Björn Höcke ja nicht Landolf Ladig; der ist ihm sowas von weit weg, dass er die Distanz nicht einmal mit einer eidesstattlichen Versicherung bekräftigen mochte.
Indes ist offenbar auch er der Meinung, dass nicht Adolf Lämmlein den 2. Weltkrieg (allein) begonnen habe, sondern die Alliierten zumindest irgendwie kräftig mit dran gedreht hätten.
Wie anders wäre es zu erklären, oder aus Höckes eigener Perspektive intellektuell zu rechtfertigen, dass dieser 2010 an einer rechtsradikalen Hassdemonstration gegen die Alliierten (wegen der Bombardierung Dresdens) teilnahm, oder dass er diese Bombardierung nicht als (evtl. übertriebene) Abwehrreaktion ansieht, sondern als Teil einer alliierten Vernichtungsstrategie von Leuten, die uns (Deutschland) "mit Stumpf und Stiel vernichten" wollten?

Nicht ganz so krass wie Landolf Ladig, aber tendenziell in dieselbe Richtung gehend behauptete Höcke denn auch in einem Interview (deutscher Text am Schluss), das unmittelbar im Anschluss an seine Dresdner Rede geführt wurde (meine Hervorhebung, teils bereits oben zitiert):
"Wissen Sie, das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und dass es viele Grautöne gibt. Und es gibt viele Quellen, die darauf schließen lassen, wenn man es interpretiert, dass dieser 2. Weltkrieg nicht unbedingt zum 2. Weltkrieg — Betonung auf Weltkrieg — hätte werden müssen, wenn nicht auch interessierte Mächte am Werke gewesen wären, die diesen Krieg eskaliert haben."
Recht hat er natürlich: Wenn Großbritannien und Frankreich einfach zugeschaut hätten, wie Hitler erst Polen und dann (was war ja ohnehin sein eigentliches Ziel) die UdSSR verfrühstückt hätte, dann wäre das ein "lokaler" Konflikt geblieben. Und ebenso, wenn sich Adolf Lämmlein nach vollzogener Russland-Eroberung anschließend Frankreich und Großbritannien "vorgenommen" hätte.
Wer meint, dass die potentiellen Opfer in einer solchen Situation abzuwarten haben und ihnen einen Vorwurf daraus machen will, dass sie von Hitlers Expansionsgelüsten (das erste Opfer seiner OFFENEN Aggression war ja schon vor dem Krieg die Tschechei gewesen) die Schnauze voll haben und Hitlerdeutschland bei seinem Überfall auf Polen den Krieg erklären: Der muss sein gesamtes Geschichtsstudium entweder voll verpennt oder restlos alles vergessen haben.
Oder er ist eben so vernagelt, dass sein Adolf-Held nichts Böses tun kann. Von dieser Sorte Zeitgenossen gibt es ja genug: Seien es Menschen wie Landolf Ladig oder neonazistische Adolf-Anhänger oder schlicht gestrickte Höcke-Fans.
 
 
In den Rheinwiesenlagern sollen zwischen 8.000 und 40.000 deutsche Kriegsgefangene umgekommen sein. Ich halte es für möglich, dass zumindest anfänglich (angeblich soll Eisenhower aufgrund der Bilder in den eroberten KZs so geschockt gewesen sein, dass er Rache befahl) die Unterversorgung ein ganz bewusster Akt war. In der Summe und auf Dauer wird man sie allerdings auf den Mangel an Vorräten und/oder Logistik zurückführen müssen. [Übrigens muss auch der Soziologe Niklas Luhmann in einem der Rheinwiesenlager interniert gewesen sein. Ich erinnere mich an ein Interview - Radio Bremen? - wo er sinngemäß sagt: "Schrecklich, jeden Tag ein Toter". Daraus darf man wohl herleiten, dass es jedenfalls in seinem Lager kein tägliches Massensterben gab.]
Auch mein eigener Vater wurde nach dem Krieg (von den Briten) aus unserer Wohnung abgeholt und in (französische) Kriegsgefangenschaft gebracht, wo er wohl auch dem Hungertode nahe war. (Vor der Rückkehr wurden er und andere in einem US-Lager erst wieder aufgepäppelt.) Allerdings sagte er, dass die Franzosen selber nicht viel gehabt hätten.
Diese Fälle hängen aber mit dem Krieg zusammen; vielleicht war geplant, dass die Gefangenen in Frankreich beim Wiederaufbau helfen sollten. Vielleicht fürchteten die Alliierten auch, dass die Deutschen, deren Kampfkraft sie ja zur Genüge hatten zu spüren bekommen, doch noch einmal rebellisch werden könnten.
Jedenfalls: Eine systematische Ausrottung war das nicht. Und irrational auch nicht, sondern aufgrund der Umstände verständlich.
 

Nichts mit einem Krieg zu tun hatten zwei Vorgänge mit riesigen (in China noch weitaus höheren) Opferzahlen als der Holocaust:
Zu den Opferzahlen für China berichtet der einschlägige Wikipedia-Artikel: "Das gravierendste Ergebnis des Großen Sprungs war die große Hungersnot von 1959 bis 1961 mit 15 bis 45 Mio. Toten."
Ursache der Katastrophe war keine vorsätzliche Tötungsabsicht der chinesischen Führung, sondern wirtschaftliche Fehlplanungen. Von daher eine völlig andere Kategorie als der Holocaust.
Auch bei der "Kulturrevolution" gab es Opfer; aber die hielten sich, mit geschätzt 400.000, in Grenzen (relativ zum Großen Sprung). Und auch da ging es um die Bekämpfung von tatsächlichen oder vermeintlichen Gegnern des Kommunismus oder der vermeintlich "richtigen" Linie.
 
Für Kambodscha werden Zahlen zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Opfern genannt. Das ist zwar absolut weniger als beim Holocaust; angesichts einer Gesamtpopulation von lediglich 7 Mio. Menschen ist allerdings das prozentuale Verhältnis noch weitaus katastrophaler als bei den Nazis, oder selbst in China (oder in Stalins UdSSR). In relativer Hinsicht dürften also die Massenmörder der Roten Khmer einen "Weltrekord" aufgestellt haben. (Was freilich westliche Länder nicht daran gehindert hat, diese Mörderbanden zu unterstützen, nachdem sie zwischenzeitlich von den Chinesen vertrieben worden waren; Details s. Wikipedia-Stichwort Rote Khmer.)
Den Roten Khmer ging es um den Übergang zu einer steinzeitkommunistischen  Gesellschaftsordnung. Daher wurden insbesondere die Intellektuellen systematisch ausgerottet. Von daher bietet sich ganz entfernt ein Vergleich mit dem Holocaust an. Allerdings fanden diese Ereignisse in einem rückständigen Lande statt; wer auf die deutsche Hochkultur stolz ist, der möge uns bitte nicht mit rückständigen Gesellschaften vergleichen.
(Übrigens hatte der als charismatisch beschriebene Pol Pot, geboren als Saloth Sar, beruflich als Lehrer begonnen; für Französisch, Geschichte, Geographie und Staatsbürgerkunde. Vielleicht war deshalb sein Verständnis von Ökonomie deutlich unterentwickelt. Jedenfalls dürfte es sich empfehlen, wirtschaftspolitische Visionen von - fachfremden - Lehrern äußerst kritisch zu analysieren. ;-) )


Für die USA wird häufig die fast vollständige Ausrottung der Indianer als eine dem Holocaust vergleichbare Schande angeführt.
Auch hier sind die Vorgänge aber inkomparabel.
Die Indianer sind großenteils an Seuchen Feuerwasser gestorben, oder bei lokalen Kämpfen mit den (in ihr Land eindringenden) Weißen. Ein Teil wurde dann in der Tat auch von der US-Regierung abgeschlachtet; im Kampf durch das US-Militär, oder bei Umsiedlungsaktionen durch Entbehrungen usw.
Aber zum einen gab es keinen Plan (und auch keine zusammenhängenden Aktivitäten) zur Ausrottung aller Indianer (vgl. Stichwort "Indianerpolitik" im Wikipedia-Stichwort "Indianer Nordamerikas"). Zum anderen waren Versuche, die Urbevölkerung in die westliche Zivilisation zu integrieren, gescheitert. Und schließlich waren das Vorgänge im "Wilden Westen", wo der Colt ohnehin locker saß und Goethe oder Shakespeare wohl eher nicht zur präferierten Lektüre gehörten.
 
 
Dann gab es da noch den türkischen Völkermord an den Armeniern. Auf die Details, die ich ohnehin nur flüchtig aus dem Wikipedia-Eintrag kenne, will ich hier nicht eingehen. Fakt ist allerdings, dass es insoweit schon vorher Reibereien und Kämpfe (auch seitens der Armenier gegen die Türken) gab. So dass es zumindest nicht unverständlich ist, wenn in der jungen und nationalistischen nach-osmanischen Türkei die Befürchtung bestand, dass die Armenier Gegner einer einheitlich türkischen Nation wären.
Damit war die Vertreibung bzw. Tötung der Armenier jedenfalls keine irrationale Aktion - womit sie freilich moralisch oder juristisch ebenso wenig akzeptabel war, wie alle anderen hier behandelten Massenmorde.
Jedenfalls war sie dem Holocaust nicht vergleichbar, denn die Juden waren ja gerade KEINE Gegner Deutschlands - und im auch nicht a priori Gegner der Nazis.
Und die Türkei war ebenfalls ein rückständiges Land, weit entfernt vom Kulturniveau Deutschlands bei der NS-Herrschaft.


Mittelalterliche Pogrome (womit ich Judenpogrome meine, für die der Begriff ursprünglich auch stand; mittlerweile ist er ausgeweitet worden auf alles Mögliche).
Diese Verfolgungen sind von den Motiven her wohl zwei unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen: Teils waren sie materiell bedingt (wenn auch vermutlich meist oder immer religiös verbrämt): Durch Vertreibung oder Tod der Juden wurde man die Schulden loswerden, die man bei denen hatte und/oder eignete sich deren Eigentum an.
Teils waren sie von ihrem Ursprung her religiös-wahnhaft (Beispiel "Werner von Oberwesel").
In welchem Umfang solche Pogrome vom Volk ausgingen und inwieweit sie von staatlichen Autoritäten (offen oder verdeckt) angezettelt wurden, weiß ich nicht. Jedenfalls hat es beide Varianten gegeben.
Was den Kreis der Opfer angeht, handelt es sich natürlich um dieselben wie beim Holocaust.
Bei religiösen Verfolgungen konnten sich die Juden einer Tötung wohl teilweise durch Glaubenswechsel entziehen - unter den Nazis, wo die Begründung rassistischer Natur war, war das unmöglich.
Andere Menschen aus materiellen Gründen umzubringen, ist natürlich rational (s. o. "Raubmörder").
Andere Menschen wegen ihrer "falschen" Religion zu verfolgen, hat zumindest eine lange historische Tradition.
Beide Fallgestaltungen sind also mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung inkomparabel. Und was die Zeitumstände angeht ("finsteres Mittelalter") sowieso.
Gewiss hat es auch in Deutschland noch in Epochen, welche die Historiker zur "Neuzeit" rechnen, Judenverfolgungen gegeben. Doch die waren, zumindest was staatliche Stellen anging, wohl unblutig. So hat z. B. Maria Theresia 1744 die Juden aus Prag vertrieben (einige Zeit später durften sie dann doch wieder dort siedeln).
Auch meine eigenen Vorfahren (mütterlicherseits) waren noch um 1730 aus einem deutschen Kleinstaat vertrieben worden, nur weil sie die "falsche" Religion hatten: Die gehörten zu den "Salzburger Exulanten".
Aber eben nicht physisch vernichtet. Und ich vermute, in beiden Fällen hätten sie durch Konversion zum "richtigen" Glauben auch in ihrem Lebensraum bleiben können.

 
Zusammenfassend können wir also feststellen, dass nie zu vor in der Geschichte eine theoretisch rassisch, faktisch aber religiös definierte Bevölkerungsgruppe massengemordet wurde mit
  1. einem derart irrationalen Antrieb (Vernichtung als "Untermenschen"; sogar unter Inkaufnahme von direkten und mittelbaren Nachteilen für die Kriegführung) (Wikipedia,  "Holocaustforschung": "Von der Wehrmacht dringend benötigtes Material wurde zunächst an die Vernichtungslager geliefert; dafür wurde sogar verzögerter Nachschub für die Front in Kauf genommen, ohne Rücksicht auf Nachteile für die Kriegführung") verbunden mit
  2. einem derartigen perfektionierten bürokratischen-industriellen Organisationsgrad und das Ganze verübt
  3. von Angehörigen eines Volkes, das eigentlich auf der Höhe des westlichen, also maßgeblichen, zivilisatorisch-kulturellen Standards des 20. Jahrhunderts war
Wenn Björn Höcke sagt:
"..... anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben ..... vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt, liebe Freunde! Und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht",
dann darf man die Frage, ob diese Behauptungen überhaupt alle stimmen, ruhig einmal beiseite lassen; DASS Deutschland wesentlich zur Entwicklung der abendländischen Kultur beigetragen hat, ist jedenfalls richtig. Und ebenso, dass Deutschland 1933 eine Kulturnation mit einer durchgängig alphabetisierten Bevölkerung und einer großen Zahl von akademisch Gebildeten war.
Aber eben DARIN liegt ja das Skandalon des Holocaust: Dass dabei nicht irgendwelche unterentwickelten oder halbwilden Völkerschaften "hinten, weit, in der Türkei" (Goethe) aufeinander eingeschlagen haben, sondern eines der zivilisatorisch führenden Völker der Neuzeit eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen aus absolut irrationalen Gründen mit eiskalter bürokratischer bzw. quasi-industrieller Effizienz massenhaft umgebracht hat. Quasi Eine mittelalterliche Hexenverfolgung in UNSEREN Tagen!
Wen angesichts dieser Tatsachen nicht das kalte Entsetzen packt, wer sich vor diesem Stolperstein drücken und aus dem Strom der historischen Erinnerungen allein die Höhepunkt-Rosinen der kulturellen Weiterentwicklung herauspicken und die Tiefpunkte des Grauens der Vergessenheit überliefern möchte: der handelt feige, undeutsch, unpatriotisch.
Solchen Menschen, denen dieser "Zivilisationsbruch" keinen Schauder einjagt, möchte ich die Zukunft meines Landes NICHT anvertrauen!
Und vor allem denkt der nicht historisch! (Dazu mehr in meinem Blott "Björn Höcke ist kein Historiker" vom 21.01.2017.)

 
Damit dieser Text nicht zur Endlosschleife gerät, nachfolgend noch einige unsystematisierte und unkommentierte Linkfunde, die in diesem Zusammenhang von Interesse sind:

Alles das, was ich oben mit einer Fülle von Beispielen gewissermaßen "zu Fuß" untersucht habe, stellt auf einer abstrakten Ebene ein gewisser Enzo Traverso brillant dar in seinem Essay "Auschwitz. Erinnerung und Singularität". 
Wenn ich anfangen würde, den zu zitieren, fände ich kein Ende mehr: Ich müsste praktisch den ganzen Text übernehmen. Und das würde mir potentiell Probleme wg. Copyright einbringen.
Daher meine dringend herzliche Bitte: SELBER LESEN!!!


Den Nexus von deskriptiver und normativer Betrachtung durchbrechen!

 
Bei allem Anerkennen der Fakten nehme ich mir gleichwohl keine persönliche Schuld an. Und bin auch nicht der Meinung, dass mein Land wegen dieser vergangenen Geschehnisse zukünftig in Sack und Asche einhergehen und sich beispielsweise von fremdkulturellen Invasoren (Immiggressoren) überrennen lassen müsste, sollte - oder auch nur dürfte.
Auch bin ich keineswegs der Meinung, dass Deutschland (oder "der Westen") in der Verpflichtung stünden, die ganze Welt zu retten.


Aber auch mehr geht es durchaus um Psychologie: Keinen Schuld-Kult, sondern einen "Wahrheitskult", der eigentlich für jeden anständigen Deutschen, und damit auch für jeden Patrioten, der diesen Titel zu Recht für sich reklamiert, eine banale Selbstverständlichkeit sein sollte.
Intellektuelle Kellerleichen bilden ein schlechtes Fundament im Kampf gegen die buntfanatischen Deutschland-Destruenten des "Merkel-Regimes" (im weitesten Sinne, also einschl. Blockparteien und folgsamer Zivilgesellschaft).

Leider wollen viele Patridioten nicht sehen, dass der "Mut zur Wahrheit", dem sich "meine" AfD verpflichtet fühlt, eine DOPPELTE Bedeutung hat:
  • Den Mut, erkannte (bzw. für wahr gehaltene) Sachverhalte auszusprechen, auch wenn das unpopulär ist und ggf. Nachteile mit sich bringt. DAS ist die LEICHTERE Übung!
  • Weitaus schwerer fällt uns der Mut, EIGENE lieb gewonnene oder psychologisch nützliche Schein-Wahrheiten zu zerstören und mit einer unerfreulichen, störenden ECHTEN Wahrheit zu leben. (Vgl. dazu auch meinen Blott "Warum Rechtsextremisten feige, schwächlich und dumm sind" vom 27.10.2014).
 
 

Höcke, AfD - und ich

 
In mancher Hinsicht bin ich durchaus eher bei Björn Höcke als bei Frauke Petry. Von einer "Realpolitik", welche die AfD schnellstmöglich koalitionsreif machen will, halte ich rein gar nichts.
Ich bin, wie Höcke, für eine FUNDAMENTALOPPOSITION der AfD. Und zwar deshalb, weil ich wenig Hoffnung habe, dass wir, auf Sicht, an die Regierung kommen bzw. dort etwas verändern können.
Nach meiner Einschätzung muss sich zunächst einmal der ÖFFENTLICHE DISKURS in Deutschland (aber auch in Westeuropa insgesamt!) ganz gewaltig ändern, bevor eine Partei wie die unsere in einer Regierung etwas ändern kann.

Es ist eine Illusion, dass eine Regierung - und schon gar in einer demokratischen Gesellschaft - mal eben kurz ein paar Hebel umlegen müsse oder auch nur könne, und schon sei alles in Butter.
Allen größeren politischen Entwicklungen gehen öffentliche Diskurse voraus. Grundsätzlich ist es der linksgrün versiffte Diskurs, der unser Land (aber im weiteren Sinne auch Westeuropa insgesamt) beherrscht und terrorisiert. DIESEN zu brechen und unserem Land wieder Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu geben: DAS für mich die ERSTE Aufgabe der AfD. Unsere parlamentarische Arbeit kann und wird dazu wesentlich beitragen, aber die Aufgabe ist, da liege ich vermutlich vom Grundsatz her mit Höcke auf einer Linie, größer. (Und würde scheitern, wenn wir einfach nur regierungsgeil werden würden.)

 
Das Parteiausschlussverfahren gegen Höcke ist aus meiner Sicht berechtigt. Ob es Erfolg hat, kann ich nicht vorhersagen. So viel allerdings KANN ich prognostizieren: Wenn Björn Höcke NICHT rausfliegt, dann muss er in sich gehen und seinen ganzen ideologischen Vergangenheitsmüll (Holocaust, Kriegsschuldfrage usw.) über Bord werfen. Verweigert er sich dieser geistigen Arbeit, dann gibt es (alternativlos ;-) ) genau ZWEI Möglichkeiten:
  • Höcke fliegt später doch noch raus
  • oder er macht unsere AfD kaputt. Doch nur wenn wir uns ganz entschieden von der Sch'e der Vergangenheit abwenden, können wir unser Volk und Land aus der Sch'e der Gegenwart erretten!
Schön wäre es außerdem, wenn nicht nur Höcke in sich gehen würde, sondern gleich die ganze "Neue Rechte" insgesamt das täte!
Die sollen keine "Selbstkritik" i. S. eines maoistischen Ritus üben, sondern angstfrei und vorurteilslos jeder für sich ihre bisherigen eigenen Positionen selbstkritisch hinterfragen.
 
Auch auf einem anderen Gebiet wäre Björn Höcke gut beraten, wenn er seine intellektuellen Kompetenzen nicht überschätzen würde: Nämlich beim Wirtschafts- und Geldsystem (vgl. z. B. seinen JF-Leserbrief von 2008).
Wir leben in einer globalisierten Welt; Höcke scheint (genau wie dieser ominöse Landolf Ladig - vgl. die hier in grüner Schrift verlinkte "1. Seite") dagegen eher eine Art Biedermeier-Weltsicht zu haben, wo jedes Land (mehr oder weniger) genügsam vor sich hinwerkelt. Heute gilt freilich: Wer sich der internationalen Konkurrenz zu entziehen und (ggf. hinter Zollmauern) verstecken zu können glaubt, der wird sehr bald ins Hintertreffen geraten. Selbst die DDR wollte ja das "Weltniveau" erreichen; das schafft man aber nur in einem OFFENEN System, also in weltweiter Konkurrenz!
Wir brauchen keine "Querfront", wie Höcke sie mit seiner Sympathie für die Hamburger G20-Demonstranten andeutet.
Ja, auch ich sehe die Entwicklung unseres eigentumsbasierten Wirtschaftssystems kritisch. Aber das hat nichts mit dem "Geldsystem" zu tun; das ist immer nur eine Ausrede für ökonomische Mirakulixe (Ökonomixe ;-) ), die sich einbilden, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Und, vor allem, anstößige Steine im Wirtschaftssystem mit einem anderen Geldsystem geräuschlos wegräumen zu können: Alles wird anders, aber keiner hat weniger.
Das ist natürlich Mumpitz. It's the ownership, stupid! Es ist das EIGENTUMSsytem, das eine sich lawinenartig verstärkende Geldakkumulation ("Überakkumulation") ermöglicht.

Freilich: Der Marxismus, er ohne Privateigentum an Produktionsmitteln zu wirtschaften versuchte, ist bekanntlich ebenfalls gescheitert. Meine vorliegende Einschätzung heißt also NICHT, dass ich selber den Zauberschlüssel hätte, oder mir das einbilden würde. Für eine Messias-Rolle bin ich dann doch zu selbstkritisch. ;-)

Höcke ist nicht der einzige Geldsystemspinner in unseren Reihen (vgl. näher meinen Blott "Jesus jagte die Wechsler aus dem Tempel - Weidel will sie wieder holen: Wider den Geldsystemfetischismus in der AfD" vom 18.05.2016). Und das Verstehen der Zusammenhänge zwischen Geld- und Realwirtschaft ist auch bei Fachökonomen (bzw. in der Wirtschaftswissenschaft überhaupt) in aller Regel deutlich unterentwickelt.
Auch hier wäre MUT ZUR WAHRHEIT angebracht: Die Menschheit, hier speziell die Volkswirtschaftslehre, weiß eben noch lange nicht alles. Wer da mit Rezepten wie "Dritter Weg" um sich wirft, der setzt schöne Worte an die Stelle harter Inhalte (im Sinne präziser Vorstellungen).

Leider gibt es genügend Trottel in der Welt, die solchen Marktschreiern blind nachlaufen.

Wir brauchen jedenfalls keine weiteren Lehrer-Politiker, die glauben, sie könnten die Menschheit mit ihrer Voodoo-Ökonomie beglücken. Schließlich haben wir dafür ja schon einen Pol Pot als denkbar abschreckendes "Vorbild".
 

*Das Eingangszitat
"Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen"
aus Goethes Faust (Teil I) geht im Original so weiter:
"Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen
Die Herzen aller Hörer zwingt."
Im Zusammenhang mit dem Holocaust muss es auf den ersten Blick zynisch erscheinen, von "Behagen" zu sprechen.
Indes macht auch dieser Teil des Zitats hier durchaus Sinn: Wenn man ihn nicht auf den Inhalt bezieht, sondern auf die Befreiung, die es für den jeweiligen Aluhutträger wie auch für die deutsche (neue oder alte) "Rechte" insgesamt wäre, wenn man sich von der Verquickung der deskriptiven und der normativen Seite der Holocaust-Betrachtung lösen würde. Wenn man also akzeptieren könnte, dass es den Holocaust gab, dass er ungeheuerlich war, und bei einem Kulturvolk wie dem unseren absolut unverständlich.
Dass deswegen aber wir Heutigen keineswegs in Sack und Asche gehen und den Holocaust noch lange nicht zur (negativen) Grundlage wesentlicher politischer Entscheidungen machen dürfen.
 
Es ist richtig, dass Teile des deutschen Diskurses versuchen, uns eine Schuld-Tilgungs-Politik aufzudrängen. Das gilt weitgehend für den herrschenden linksgrün versifften öffentlichen Diskurs; aber auch in anderen Fällen.
So hatte z. B. Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, im April 1945 rumgetönt, Deutschland sei:
"..... 'das letzte Land, dass es sich leisten kann, Flüchtlinge und Verfolgte abzulehnen'. Es habe so viel Unheil über die Welt gebracht und stehe bei so vielen Ländern tief in der Schuld, sagte er am Sonntag bei der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945."
Im Juni 2016 klang es plötzlich ganz anders:
"Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat vor neuem Antisemitismus durch die Zuwanderung von Flüchtlingen gewarnt. „Die Flüchtlinge, die in so großer Zahl seit dem vergangenen Jahr bei uns Zuflucht suchen, kommen ganz überwiegend aus Staaten, die mit Israel tief verfeindet sind“, erklärte Schuster am Dienstagabend in München laut vorab verbreitetem Redemanuskript."
Das hätte man, mit nur ein klein wenig Nachdenken, von Anfang an wissen können. Insofern möchte man Schuster zu seiner ersten Äußerung zurufen: "Vor Inbetriebnahme des Mundwerks Gehirn einschalten".
Aber immerhin scheint DER ja lernfähig zu sein. Die große Masse der Merkel-Wähler, Bahnhofsklatscher und Buntfanatiker ist es leider nicht.
Aber viele rechtsextreme Aluhutträger sind, mit anderen Inhalten, leider auch nicht lernfähig.

Jedoch können wir nur dann mit wirklich voller Kraft unsere Zukunft gestalten, und die Deutschland-Hasser des gegenwärtigen Schurkenregimes bekämpfen, wenn wir selber keine Leichen im Keller liegen haben.
Wir müssen uns WIRKLICH frei machen von der Diskurshoheit des linksgrün versifften Mainstreams. Das können wir nicht, indem wir historische Fakten (Holocaust, Hitlers Kriegsschuld) leugnen oder irgendwie klein reden. Dafür müssen wir vielmehr den Nexus zwischen dem deskriptiven und dem normativen Aspekt, den uns der herrschende Diskurs großenteils aufzuzwingen versucht
a) zunächst einmal überhaupt offenlegen und
b) ihn für uns einfach nicht akzeptieren.
Wer dafür intellektuell zu schwachbrüstig ist, der ist als geistig Unbewaffneter kein brauchbarer Kämpfer für unser Land, und taugt somit nicht zum tapferen Patrioten.
Deutsche Patrioten sind WAHRHEITSLIEBEND, STARK - und innerlich GEISTIG FREI. Sie lassen sich von anderen nichts vorkauen und nichts einreden; schon gar nicht von lernunfähigen Ewiggestrigen.
 
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Dieser Text darf beliebig weiterverbreitet werden.
 
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ceterum censeo 

Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 04.08.2017

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