Montag, 25. Dezember 2006

Ey ihr Leut': was ist denn bloß mit Hilmar Kopper s Kopfbedeckung los?

Bei der Auswertung der Statistiken für meine Webseite www.beltwild.de stoße ich auf eine etwas merkwürdige Suchanfrage nach: Kopfbedeckung Hilmar Kopper oder Hilmar Kopper Kopfbedeckung (manchmal sind auch noch Koppers berühmte "peanuts" eingegeben).

Obwohl ich mir noch nie Gedanken über Hilmar Koppers Kopfbedeckung gemacht habe, bin ich unter den ersten zehn von ca. 30 Treffern. Und zwar mit meiner Webseite "Rentenreich". Lange verweilen die Sucher von Hilmar Kopper Kopfbedeckung allerdings nicht bei mir: 0 Sekunden, dann sind sie wieder weg. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie bei mir finden, was immer sie suchen. Aber was ist das? Und wieso kommen ausgerechnet in diesen Tagen so ca. 10 Anfragen mit einem derartig merkwürdigen Suchbegriff?

Ein Weihnachts-Such-Wunder!


Nachtrag vom 28.12.2006:

Für mich ist das Rätsel gelöst. Dank der Kommentare eines Anonymus zum vorliegenden Blog-Eintrag sowie von "Thunderbird" im Gästebuch meiner Webseite weiß ich nun, dass der Kölner Stadt-Anzeiger [hier der Wikipedia-Eintrag] seine Leser und Rätselfreunde auf die Pirsch nach 'Hilmar Kopper Kopfbedeckung' geschickt hat. (Mir war schon vorher aufgefallen, dass das Epizentrum dieses Such-Bebens in NRW und speziell im Raum Köln liegt.)

Ein wenig habe ich mich sogar davon anstecken lassen und in der Google-Bildsuche nach "Hilmar Kopper" gefahndet. Dort erscheint Herr Kopper durchgängig ohne Kopfbedeckung. Vielleicht lautet des Rätsels Lösung ja: "keine"?

Jedenfalls ist der Zustrom der Rätsel-Detektive zu meinem "Rentenreich" ungebrochen. Noch mehr Suchende besuchen aber diesen Blog-Eintrag, denn der erscheint auf Platz 1 der Google-Trefferliste. Allerdings hat es ca. 2 Tage gedauert, bis mein Posting dort auftauchte. In der Google-Blogsuche geht es schneller, vielleicht 1 oder 2 Std. nach Eintragung ist man dort zu finden.
Die Suche bei Technorati ist noch immer erfolglos: "There are no posts that contain that text" heißt es bei denen.
Nicht gerade eine Empfehlung für die Technorati-Blogsuche, die übrigens auch zum Stichwort "Rentenreich" lediglich -3- Ergebnisse auswirft, während die Google-Blogsuche zwar zunächst nur ein Ergebnis zu Tage fördert, dann aber nach Anklicken von "more results from CANABBAIA" immerhin -9- Resultate anzeigt (und wenn man dann noch die "omitted results" anklickt, sogar -10- Treffer). Also scheint Google auch auf dem Gebiet der Blogsuche führend zu sein?

Aber zurück zu den Nussknacker-Lesern des Kölner Stadt-Anzeigers. Also, ehrlich gesagt, kann man Rätselfreuden auch einfacher haben - und sogar mit Zusatznutzen.
Alles, was man dafür tun muss, ist der Kauf eines DVD-Recorders. (Wobei ich freilich nicht weiß, ob es jeder x-beliebige DVD-Recorder tut, oder ob man ein Produkt der Marke "Targa" - konkret: den Targa DRV-5200x - von Lidl kaufen muss, um im richtigen Rätselgenuss schwelgen zu können).

Letzteren jedenfalls hatte meine Gemahlin vor ca. einem Monat gekauft. Das Anschließen war kein größeres Problem. Aber dann ..... habe ich die 61-seitige Bedienungsanleitung erschöpft beiseite gelegt und gedanklich auf Wiedervorlage verfügt. Abends nach einem ausgefüllten Arbeitstag habe ich dafür keinen Nerv mehr [zumal ich ja auch meine Pflichten als gewissenhafter Blogger nicht vernachlässigen will :-) ]. Und an den Wochenenden waren, wie meine Blog-Leser wissen, Weihnachtsmarktbesuche angesagt: nicht nur in Deutschland, sondern diesmal sogar auch in Böhmen. (Und am 4. Adventssonntag waren wir, wie jedes Jahr, in Mainz. Denn: "Weihnachten ohne Mainz? Das ist für uns keins!")

Am 2. Weihnachtsfeiertag war dann aber die Inbetriebnahme des DVD-Recorders unaufschiebbar geworden. Irgendwie habe ich das Recorder-Rätsel auch gelöst, wenigstens was die Grundfunktionen betrifft. Feinheiten wie Titelbearbeitung usw. werden mir möglicher Weise auf ewig verschlossen bleiben. "Plug and play" hatte ich erwartet; was mich erwartete war dagegen eher ein "plug and be puzzled"", oder: "plug und plag dich!".

Ob es wirklich nur an der Bedienungsanleitung lag? Mit meiner Digitalkamera Traveler DC-8600 (von Aldi) hatte ich mich leichter getan. Obwohl deren Bedienungsanleitung sogar 136 Seiten hat - allerdings nur halb so groß ist. Alles ist schön erklärt, bebildert, und ein Stichwortverzeichnis gibt es auch: Digi for Dummies, so zu sagen. Freilich: mit (analogen) Kameras hatte ich schon vorher hantiert; DVDs und DVD-Recording dagegen waren terra incognita für mich.

Ehrlicher Weise muss ich mir wohl eingestehen, dass es ein Zusammenwirken von -3- Faktoren war, welches mir den Spaß an der Beschäftigung mit dem DVD-Recorder verleidet hat:

- Die suboptimale Bedienungsanleitung,
- meine eigene eher suboptimale Auffassungsgabe und
- der fehlende Feuereifer, welcher mich seinerzeit bei der Beschäftigung mit meinem Digitalkamera-Spielzeug beflügelt hatte.

Um den Frust voll zu machen, bot Aldi kurze Zeit später ebenfalls einen DVD-Recorder an. Ich weiß nicht, ob dessen Bedienungsanleitung verständlicher aufgebaut war. Aber jedenfalls hatte er eine Festplatte.
Immerhin: unser Scheibendreher bewegt sich doch. Erleichtert murmelte ich (leise freilich, damit kein Intelligenz-Inquisitor mich hören konnte): "Eppur si muove, die Scheibe."

Vielleicht sollte auch ich mit Hilfe der Rätsel des Kölner Stadt-Anzeigers ein wenig Gehirnjogging betreiben?


Nachtrag vom 14.01.2007:
Gestern Mainz, Werbeexemplar der Zeitschrift "Die Zeit" erhalten: darin massenhaft Blog-Kats. Für den vorliegenden Zusammenhang wäre wahrscheinlich sehr anregend:
"Nix funktioniert. Viele Menschen verzweifeln an der modernen Technik, manche werden darüber krank. Fragt sich nur, woran das liegt." Ein Bildessay Von Amélie Putzar (Illustrationen) und Karsten Polke-Majewski (Text).
Ich würde den Essay wahrscheinlich sogar lesen - wenn ich mich dafür nicht mühsam von Seite zu Seite durchklicken müsste. Das aber ist mir denn doch zu viel Technik-Streß. Zumal es Wichtigeres zu bebloggen gibt: Das (nur im Druck verbreitete) Zeit-Wort zum Wochenende "Wir könnten auch anders" von S. 1 nämlich.



Textstand vom 14.01.2007. Auf meiner Webseite
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Sonntag, 17. Dezember 2006

Weihnachtsmarkt in Steinau an der Straße: Schöner als viele andere

Schlüchtern, Steinau, Kinzigtal - der Regen erwischt uns jedes Mal. Beim Weihnachtsmarkt. Aber angenehm mild war es am 16.12.06, dem Samstag vor dem 3. Advent, bei unserem dritten Weihnachtsmarkt-Besuch in diesem Jahr (die beiden ersten führten uns nach Cesky Krumlov und Passau), diesmal in Steinau an der Straße: 8 Grad Celsius noch am späten Abend.

Samstag, 16. Dezember 2006

Das Auge isst mit

Aber solche Senf- und Ketchup-Zitzen, wie sie an manchen deutschen Wurstbuden herumhängen, erlebt möglicher Weise nicht jeder als Augenschmauss.
(Diese Aufnahme stammt vom diesjährigen Weihnachtsmarkt in Steinau am 3. Adventwochenende)














Nachtrag vom 30.12.2006:
Auch im Frankfurter Nordwest-[Einkaufs-]Zentrum hängen ähnliche (jedoch ein wenig ansehnlichere) Dinger rum:





















Textstand vom 16.12.2006. Auf meiner Webseite
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Freitag, 8. Dezember 2006

Für uns sind die Dörfer in Böhmen nun nicht mehr Böhmische Dörfer

"Böhmen liegt am Meer" hatte Shakespeare behauptet, und sowohl Ingeborg Bachmann als auch die Hamburger Kunsthalle plappern es ihm nach. Wir aber wissen natürlich, dass man den Bohémiens nicht alles glauben darf. So ist auch diese Behauptung eindeutig falsch, selbst wenn sie von dem Maler Anselm Kiefer vor wenigen Jahren wiederholt wurde.

Nachweislich wahr ist dagegen, dass das Meer in Böhmen liegt. Dafür hier eine Beweisaufnahme:
Uferlos gleitet der Blick aus dem Fenster unseres Hotels bei der Gemeinde Černá v Pošumaví (auf dieser historischen Landkarte noch "Schwarzbach" genannt) über die wellige Wasserfläche des südböhmischen Meeres.

Sonntag, 3. Dezember 2006

Donde viene? Vengo d'Onde!

Einen solchen Dialog ("Woher kommen Sie? Ich komme von Onde") hätte man heute, am ersten Advent des Jahres 2006, hören können, wenn etwa ein Italiener auf die Idee gekommen wäre, mich auf meinem (Rück-)Weg aus der Innstadt in die Altstadt von Passau zu befragen, woher ich komme.

Mittwoch, 29. November 2006

Bergbau statt Blackout!

 
Nicht alles ist Mist, was der Mann von sich gibt. Wenn der Nordrhein-Westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers von "Lebenslügen der Union" spricht, und damit den Glauben meint, man müsse nur die Unternehmenssteuern senken, um die Unternehmer zu Investitionen zu bewegen und so die Konjunktur anzukurbeln, dann hat er durchaus Recht.

Samstag, 25. November 2006

Sensationell: Quellcode der Linkspartei enthüllt! Oskar Lafontaine plant Squeeze-Out der Formaldemokratie durch Demokratur des Proletariats!

 
"Lafontaine wünscht sich Generalstreiks" meldet ein Gemeinschaftsartikel von Maximilian Steinbeis und Dietrich Creutzburg im Handelsblatt vom 22.11.2006:
"Oskar Lafontaine leidet an der Demokratie. Sie funktioniere nicht mehr, sie erodiere, sei gar keine echte Demokratie mehr. 'Immer mehr Deutsche' teilten die Ansicht, sagt der Chef der Linksfraktion im Bundestag. 'Sie haben das Gefühl, dass ihre Stimmzettel nichts mehr bewirken.' In der Steuer-, Sozial- und Gesundheitspolitik, bei Militäreinsätzen im Ausland: Stets stimme der Bundestag 'gegen die Mehrheit des Volkes ab'. Da müsse etwas geschehen: Generalstreik. In Deutschland sind Streiks nur Gewerkschaften erlaubt, und auch nur für tarifvertraglich regelbare Ziele. Um den Gesetzgeber unter Druck zu setzen, dürfen Arbeitnehmer nicht die Arbeit niederlegen. Sie können das zwar tun, aber das gilt dann als Arbeitsverweigerung und kann zu Kündigungen und Schadensersatzforderungen führen. Genau dagegen hat Lafontaine mit der Linksfraktion einen Antrag in den Bundestag eingebracht: Das Parlament wolle beschließen, die Regierung aufzufordern, ihm 'die gesetzlichen Maßnahmen für die Zulässigkeit eines Generalstreiks zuzuleiten', heißt es in dem Papier" heißt es in dem Artikel. 

Google und die Blogger: brüderliche Umarmung oder laokoontische Umstrickung?

Mein Weblog-Provider "Blogger" gehört zum Google-Konzern.

In letzter Zeit erscheint immer dann, wenn ich mein "Dashboard" anklicke (also jene Seite, von welcher aus der Blogger Einträge posten bzw. ändern oder löschen kann) ein Vorspann "Your new version of Blogger is ready!"
"The new version of Blogger now has all the original features you're used to, plus new post labels, drag-and-drop template editing, and privacy controls. And, it's a lot more reliable. After you switch you'll need to sign in with your Google Account, but your blogs will stay the same. Their content and layout will not change" lockt die Werbung, und endet mit der (linkunterlegten) Aufforderung:
"Switch to the new version".

Klickt man diesen Satz an, erfährt man auf der nächsten Seite

1) dass es sich um eine Beta-Version, also noch gar kein ausgereiftes Produkt handelt. Das berührt mich schon merkwürdig, wie hier doch recht aggressiv für eine (möglicher Weise) unausgereifte Sache geworben wird.

2) dass man ein "Google-Konto" benötigt. Ist das des Pudels Kern? Das heißt, wollen die mich auf diese Weise in ihre "Community" hereinziehen und einbinden um dann, auf welche Weise auch immer, an mein Geld zu kommen?
Dass sie an mir verdienen, indirekt über Werbung, lasse ich mir ja noch gefallen: umsonst ist der Tod, wie der Volksmund sagt, und selbst der kostet die Beerdigung. Auch Google ist keine karitative Einrichtung und muss natürlich Geld verdienen, um mir und anderen den - für mich - kostenlosen Blogspace zur Verfügung zu stellen. Dafür bin ich durchaus dankbar, und wenn man irgendwo auf Werbung trifft - weiß man ja, wie man damit umzugehen hat.
Falls die mir freilich direkt in die Tasche langen wollen, würde ich doch etwas allergisch werden.
Jedenfalls: auf irgendeine Weise ist die Firma zweifellos weniger daran interessiert, mich mit den verbesserten Features der neuen Version zu beglücken, sondern diese sind nur der Käse, mit welchem die Maus in die Falle gelockt werden soll. [Diese ganzen neuen Möglichkeiten verstehe ich ohnehin kaum, und was ich mir wünschen würde, nämlich das automatische Erscheinen eines "Permalinks" bei den einzelnen Einträgen - von denen ich leider nicht kapiert habe, wie ich die sonst in meinen Blog einfügen kann - wird anscheinend nicht angeboten.]
Welche Falle freilich die Google-Blogger-Strategen für mich und meinesgleichen vorbereitet haben: das wüsste ich denn doch zu gern.

3) Auf jeden Fall ist es eine irreversible Falle, denn man erfährt auch (so ehrlich sind die immerhin):
"Sie können diesen Vorgang nicht 'rückgängig machen'. Ihre Blogs und Profile bleiben unverändert – aber Sie können nicht zur alten Blogger-Anwendung zurückkehren."

Laokoontisch wäre die Umschlingung, weil sie den Surfer mit Haut und Haaren zu umfassen sucht wie die Seeschlange den trojanischen Priester Laookoon und seine Söhne. Und mit einem Danaergeschenk hat die Geschichte auch zu tun.
Und ontisch wäre sie ebenfalls, versucht sie doch anscheinend, unser ganzes virtuelles Sein zu umfassen.

Solche Heidegger- und Seeschlangen-verseuchten Untiefen meidend, navigiert Canabbaia vorerst lieber in jenen vertrauten Gewässern, wohin ihm nach einem Wechsel die Rückkehr versperrt wäre.
Denn Cangrande weiß: "Tanto va la gatta [bzw. hier: il gatto] al lardo, che di lascia lo zampino". Auf Deutsch also: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er seinen Münzschatz dort deponiert. Oder so ähnlich.


Nachtrag vom 03.01.2007:
Die Blogger sind für Google allenfalls ein Zubrot. Was die sonst noch umarmen oder umstricken wollen, kann man z. B. in dem heutigen Handelsblatt-Artikel "Google packt die Welt ins Netz" nachlesen.

Bereits am 22.12.2006 verabreichte Google-Chef Eric Schmidt in einem Handelsblatt-Interview mit Dirk Heilmann und Axel Postinett (Titel: „Warum denn nicht die Deutschen?“) den Europäern und den Deutschen Seelenbalsam.

Und eine frohe Botschaft, verkündet (im Handelsblatt jedenfalls) am Heiligen Abend im Jahre 2006 des Herrn, lautete: "Wikipedia-Gründer startet Anti-Google". Jimmy Wales will's noch mal wissen. Schön wär's ja, wenn ihm auf dem Gebiet der allgemeinen Websuche etwas ähnlich Großartiges gelingen würde wie die Wikipedia.


Seien wir aber gerecht: Die Google-Suchergebnisse sind, wie mir scheint, in den meisten Fällen die besten aller Suchmaschinen, sogar auch beim Durchsuchen von Blogs, obwohl es doch auf diesem Gebiet den Spezialanbieter Technorati gibt(s. a. "Ey ihr Leut': was ist denn bloß mit Hilmar Kopper s Kopfbedeckung los?").
Die Landkartensuche funktioniert geradezu traumhaft (besonders in der Kombination von Satelliten- und Kartenbild).
"Google Book Search" dürfte ein Quantensprung für die Informationssuche sein (nur leider fehlt mir die Zeit, um mich mit den gigantischen Finde-Möglichkeiten in den Buchtexten aller Länder, Völker und Zeiten zu befassen). Die Nachrichtensuche, und darin wiederum die Möglichkeit, sich Meldungen zu selbst gewählten Stichworten schicken zu lassen - Herz (oder besser: Hirn), was willst du mehr?

Und Google Scholar erst - nun, das ist wohl intellectually beyond my reach. (It's probably indicating a form of escapism that I start thinking in English whenever things get a little embarrassing for me.)

Freilich, aus anderer Perspektive betrachtet, kann man ob all dieser Angebote nur seufzen: Schlaf, wie kann man dich überlisten?


Nachtrag vom 15.04.07: Es ist soweit; jetzt wird der Wechsel zur neuen Version erwzungen - vgl. meinen Eintrag "DER GOOGLE-GULP" vom 15.04.07.


Textstand vom 15.04.2007. Auf meiner Webseite
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J'accuse

Aber nicht nur die Eigentümer dieses Teer-"Gartens" (in Wächtersbach).

Wir alle sind dabei, die gesamte Erde für den nicht-menschlichen Teil der lebenden Natur [etwas umständlich formuliert, aber ich bin zur Präzision verpflichtet] unwohnlich zu machen. Dafür haben wir zwar bessere Gründe als die Besitzer dieses Teergartens; das Ergebnis freilich ist das gleiche.
Wächtersbach als Spiegel der Welt. Nicht nur bei Regen und auch nicht deshalb, weil hier ein Globus steht (über den ich schon früher berichtet habe).

Um aber noch einmal auf die Abbildung zurück zu kommen:
Rasen-Vorgärten bieten zwar auch keinen Raum für die Entfaltung einer großen Vielfalt von Lebewesen*, und wurden deshalb auch schon als "The biological pavement known as lawns" bezeichnet. Doch machen sie wenigstens den Boden nicht gänzlich undurchlässig für Niederschläge.
* Zum Thema Rasen-Gärten vgl. jetzt auch den Blott "Pervs are us?".


Textstand vom 17.02.2010. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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Donnerstag, 23. November 2006

Motzen: manchmal hilft's (?)

Am 28.06.2006 hatte ich eine E-Mail mit folgendem Text an das Handelsblatt geschickt:

"[Ich] speichere ... gern Links zu interessanten Artikeln in der Favoritenliste meines Browsers ... . Das aber ist bei Handelsblatt-Links ein äußerst mühseliges Unterfangen. Wegen der Länge der Titel (oder wie man das nennt, was dann als Text in den Favoriten erscheint) kann man sie nicht einfach in irgendeinen Ordner (oder gar Unter-Unter-Unter...-Ordner) reinziehen und das nicht einmal auf der ersten Ebene. Man muss also umständlich mit der Funktion 'Hinzufügen' arbeiten, und selbst dann erscheint der Link nur, wenn ich die Operation wiederhole - und nur in der 1. Ordnerebene. Ich muss ihn also ... anschließend noch in den richtigen [Unter-]Ordner verschieben. Das ist mühseliger, als wünschenswert, und ich gebe es langsam auf. Was wiederum nicht im Interesse der Leserbindung sein kann; außerdem verlinke ich auf meinen Webseiten und in Foren usw. öfter mal zu HB-Artikeln, an die ich mich erinnern kann und die ich in meinen Favoriten gespeichert habe. Das würde auf die Dauer entfallen, wenn ich die Lust am komplizierten Speichern verliere und somit später die Artikel nicht mehr greifbar habe."

Eine Antwort habe ich nicht erhalten, aber seit einiger Zeit nun schon enthalten die Header (? Ist das der richtige Ausdruck für jenen Text, der in den Favoriten erscheint?) nicht mehr den früheren Rattenschwanz von Redaktionsressorts, sondern beschränken sich auf den Titel.
Und seitdem kann man sie problemlos in den Unter-Unter-Unter-Unter-Ordner der Favoritenliste ziehen.

Danke sehr!


Textstand vom 11.11.2007. Auf meiner Webseite
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Mittwoch, 22. November 2006

Mein Ressourcenpessimismus gehört mir!

Natürlich bin ich nicht der erste, und schon gar nicht der einzige, Ressourcenpessimist auf der Welt. Trotzdem erhalte ich für diese Sorte von Zeitgenossen nur einen Google-Treffer: meinen eigenen halt, im Blog-Eintrag vom 31.12.05 (leider keine Silvesterscherze, eher geistiges Bleigießen) u. d. T. "EINE NATUR GIBT ES NICHT. EINE UMWELT(PROBLEMATIK) AUCH NICHT". Und auch der Ressourcenpessimismus erfreut sich keiner großen Beliebtheit; jedenfalls nicht als Begriff. Selbst wenn ich ihn, zwecks Ausschöpfung aller denkmöglichen Schreibweisen, als zweigeteiltes (mit Bindestrich verbundenes Wort) suche, lande ich nur drei Treffer - bei mir selbst (12/10: mit Bindestrich keinen einschlägigen Treffer; ohne Bindestrich 12 Treffer, größtenteils von mir).


Da stellt sich die Frage, welchen Gattungsbegriff man sonst in der deutschen Sprache für diese Sorte von Zeitgenossen verwendet? Oder ob man überhaupt kein Bedürfnis verspürt, die Ressourcenpessimisten als solche zu klassifizieren?
Da ist man uns im anglophonen Sprachraum (also vor allem in den USA) wieder einmal meilenweit voraus:
Mit "depletionist" erntet man 370 Treffer (12/10: 970) (12/2011: ).
Vergebens aber sucht man im Online-Lexikon "LEO" eine deutsche Übersetzung.
 "Alarmist" zeitigt knapp 1,5 Mio. Treffer (12/10 allerdings nur noch: 634.000) (12/2011: 2,2 Mio.). Der Begriff wird aber nicht nur für den Ressourcen- oder allgemeiner den Umweltpessimismus angewendet. Deshalb kann er auch nicht spezifisch übersetzt werden, sondern nur ganz allgemein (LEO: "Bangemacher, Kassandra, Schwarzseher, Unke ...").

Macht nichts: so gehört halt der Ressourcenpessimusmus mir allein - noch.

Das heißt: so ganz nun auch wieder nicht. Er ist schließlich lediglich die deutsche Übersetzung des englischsprachigen "resource pessimism"; entsprechend auch "ressource pessimist".
Und diese beiden haben hübsche Zuwachsraten zu verzeichnen [bzw. hatten vor dem Stand02.12.07]. In dem oben erwähnten Eintrag "EINE NATUR GIBT ES NICHT ... " hatte ich die seinerzeitigen Trefferquoten erfasst (und habe sie numehr hier aktualisiert) (ab 12/2011 gerundete Werte):

"environmental pessimism" = 202; jetzt: 1.120 (!) // 02.12.07 = 545 (gleichfalls eine verblüffende Verminderung). (12/10: 1.620) (12/2011: 3.400)

"environmental pessimist" = 30; jetzt: 363 (!) // 02.12.07 = nur noch 96. Ob die Schwundraten bei den Alarmisten (Stand 12/07) ein gutes Zeichen sind? (12/10: 344) (12/2011: 600)

"resource-pessimism" = 52; jetzt: 113 // 02.12.07 = 131 (12/10: 390) (12/2011: 400)

"resource pessimist" = 29; jetzt: 76 // 02.12.07 = 8 (nanu, wo ist denn der Rest geblieben? Haben die sich alle ins Lager der Cornucopians geschlagen?) (12/10: 100) (12/2011: 200)


Im Deutschen finden wir folgende Häufigkeitsentwicklung:

"Ressourcenpessimist": per 02.12.07 lediglich Treffer in Texten bei oder von mir. (12/10: 13 Ergebnisse, aber fast alle von mir)  (12/2011: 60)

"Ressourcenpessimismus" = 8 Treffer per 02.12.2007 (in der Schreibweise mit Bindestrich sogar nur 7), aber die stammen, mit einer Ausnahme, sämtlich aus meinen eigenen Texten. (12/10:  2 oder 3 fremde Treffer, der Rest von mir) (12/2011: 60)

"Rohstoffpessimist" = 0 Treffer per 02.12.07 (12/10 = 9, dav. 2 bei mir) (12/2011: 30)

"Rohstoffpessimismus" = per 02.12.2007 nach wie vor -2- Treffer. (12/10 = nur eigene (12/2011: 4 - alle von mir)

"Rohstoff-Pessimismus", also in der Schreibweise mit Bindestrich, fördert per 02.12.2007 -3- Treffer zutage (darunter auch die beiden in einem Wort geschriebenen). (12/10: nur eigene (12/2011: 4, dav. 3 eigene)

"Rohstoff-Realismus" = 0 per 02.12.07 [Das glaube ich gern, dass wir auf diesem Gebiet nur träumen!] (12/10 unverändert) (12/2011: -2- eigene)

"Rohstoff-Realisten" gibt es per 02.12.07 im Internet nicht. (12/2011: -2- eigene)

"Rohstoff-Realist" ebenfalls trefferlos. (Dito 12/10, außer Treffer bei mir) (12/2011: 2 eigene)

"Umweltpessimist" (5 Treffer) - deren Zahl ist sogar auf 4 geschrumpft, und zwei davon bin ich. // 02.12.07: jetzt 16 Treffer, aber davon eine ganze Reihe aus meinen Texten. (12/10 = 2 Treffer außer meinen eigenen) (12/2011: 130)

"Umweltpessimismus" (17 Treffer) - jetzt 24 // 02.12.07 = 19. (12/2011: 160)
In 12/10 finden wir 63 Treffer , davon zwar einige bei mir, aber doch auch eine ganze Reihe fremde (die allerdings wohl vorwiegend aus dem vorigen Jahrtausend). Einem dieser Treffer, nämlich dem Endbericht "Umwelt und Gesundheitdes Büros für Technikfolgenabschätzung aus dem Jahr 1999, entnehme ich ein Sekundärzitat, dass ich hier für mich aufbewahren möchte:
"Der Zusammenhang zwischen theoretischem Umweltpessimismus und dessen  emotionaler  Verarbeitung  ist  kompliziert  und  zum  Teil  schwer durchschaubar. Jedenfalls treten die bei  Befragungen geäußerten negativen Umweltperspektiven nur parziell unmittelbar unter dem Bild von Furchtaffekten oder Angststimmungen zutage."
Als ursprüngliche Quelle dieses Zitates wird das Buch "Unangemessene und berechtigte Umweltängste -Erkenntnisstände, Erklärungsansätze und Kontroversen" von einem gewissen 
RICHTER, H.-E. angegeben, erschienen 1997 in Gießen1997.

[Der nachfolgende Textteil stammt aus der Zeit vor meiner statistischen Erhebung vom 02.12.07:]
Vorab stellt sich allerdings die Frage, ob nicht die Steigerung der Trefferzahlen ganz allgemein der zunehmenden Einstellung von Texten ins Internet zu verdanken ist, also nicht ein spezifisches gesteigertes Problembewusstsein indiziert, sondern einfach einen umfangreicheren Textkorpus. Das vermute ich auch im Prinzip; in diesem Falle müsste die Steigerung schon dramatisch sein , um eine stärkere Fokussierung des gesellschaftlichen Diskurses auf das jeweilige Thema anzuzeigen. Die Begriffe "environmental pessimism" oder gar "environmental pessimist" kämen also vielleicht als derartige Indikatoren in Betracht.

Für den Begriff "Rohstoffpessimismus" gibt Google ganze -2- Treffer aus. Einer davon ist recht interessant, nämlich einer Dokumentation der Vorträge auf dem BDI-Kongress "Rohstoffsicherheit – Herausforderung für die Industrie
8. März 2005 in Berlin
" entnommen. Verwendet wird das Wort "Rohstoffpessimismus" dort von Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Wellmer, "Präsident Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, und Niedersächsisches Landesamt für
Bodenforschung (NLfB
" in seinem Vortrag "Verfügbarkeit von Rohstoffen" (S. 41/42). Dort führt er u. a. aus:
"Wenn die Preise steigen, wie jetzt in dem Rohstoffboom, merkt der Kunde Knappheiten von Rohstoffen. Dann wird immer wieder die Frage gestellt: Haben wir nicht mehr genügend Reserven, genügende Lagerstätten? Um gleich die Antwort vorwegzunehmen: Wenn wir Knappheiten am Markt merken, hängt das nie mit geologischen oder Lagerstättenverfügbarkeiten zusammen, sondern mit Engpässen bei den technischen Verfügbarkeiten, den Bergwerkskapazitäten und den Transportkapazitäten." [Hervorhebung von mir]

Beim "hängt" hakt seine Argumentation in meinen Augen. "Hängt" ist Präsens, und für die Gegenwart (erst recht für die Vergangenheit) ist das ja auch richtig. Leider sagt uns Prof. Dr. Wellner nicht, wie lange man aus geologischer Sicht - nach derzeitigem Kenntnisstand - noch von einer relativ unbegrenzten Rohstoffverfügbarkeit ausgehen kann.
Andererseits ist seine Argumentation, sofern man den ersten Satz "Grund für einen Rohstoffpessimismus aus geologischer Sicht gibt es nicht, solange der Marktmechanismus funktioniert" als deren Kern verstehen will, bei einer bestimmten Interpretation unbestreitbar richtig - weil nämlich tautologisch. So lange der Marktmechanismus funktioniert, kann der Markt im Spiel von Angebot und Nachfrage zwangsläufig immer die passende, d. h. die zu Marktpreisen nachgefragte, Menge an Rohstoffen liefern. Das Zeug wird dann einfach irgendwann derart teuer, dass es (fast) niemand mehr kaufen kann. Und schon sind, wie bei Gold, Diamanten usw. ja auch, ausreichend Rohstoffe auf dem Markt, um die marktwirksame Nachfrage (und nur die kommt in Betracht, wenn man von einem Funktionieren des Marktmechanismus spricht) zu befriedigen.

Einen "Rohstoffpessimist" kennt Google gar nicht.

Der zweite Text mit "Rohstoffpessimismus" findet sich im Jahresbericht 2002 der Wirtschaftsvereinigung Bergbau. Aber nur als ein historisches Phänomen:
"Anfang der siebziger Jahre hatte der „Club of Rome“ mit dem Aufzeigen von „Grenzen des Wachstums“ die Erschöpfung wichtiger Rohstoffe prognostiziert. In diese Phase des Rohstoffpessimismus fielen zudem zwei Ölkrisen mit weitreichenden Folgen für alle Rohstoffproduzenten" heißt es dort.

Der einzige Ressourcenpessimist im deutschsprachigen Raum kann also zum Schluss kommen: Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff!


Nachtrag 10.05.07: "Ressourcen-Realismus" ergibt -4- Treffer, die aber beide nichts mit Rohstoffen zu tun haben (ohne Bindestrich nur -1- Treffer). (12/2011: 4, davon -2- eigene)
"Rohstoff-Realismus" = -0- Treffer (12/2011: 2 eigene)
ebenso -0- für "Ressourcen-Realist" (12/2011: 2 eigene)
und auch -0- "Rohstoff-Realist" (12/2011: 2 eigene).


Nachtrag 13.11.07
Über Ressourcenpessimismus (und auch über zeitweisen Ressourcenoptimismus) im Laufe der neueren Geschichte informiert auch die Semesterarbeit "Veränderung in der Vorhersage und Wahrnehmung einer Verknappung mineralischer Rohstoffe" von Christian Marthaler, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich aus dem Jahr 2007.


Nachtrag  05.12.10
Leider haut mir Google bei den Links immer die Anführungszeichen weg; wenn wer meine Suche präzise nachverfolgen will, müsste er/sie diese also jeweils bei dem Suchwort ergänzen.






Textstand vom 02.12.2011. Auf meiner Webseite
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Samstag, 18. November 2006

Old Silverhair im FAWIMEER (jetzt: AQUASALIS-THERME - Salzwasser-Therme)

Der Reim in der Überschrift ist kein echter, und auch jenes Wasser, auf dessen Oberfläche ich wie auf einem Wasserbett fast reglos auf dem Rücken ruhte, war kein Meerwasser, wenngleich mindestens ebenso salzhaltig.
Trotzdem, und obwohl es hier auch keine Wellen gibt: einen flüchtigen Augenblick lang, for a fleeting moment of happiness, stellte sich jenes Glücksgefühl bei mir ein, wie ich es in früheren Jahren bei Strandurlauben in Italien empfunden hatte, beim Dahintreiben des schwerelosen Körpers vor mediterranen Küsten. Am intensivsten war dieses Erlebnis wohl beim ersten Mal gewesen, in jener flachen Bucht bei Marina di Campo in der Gemeinde Campo nell'Elba, bei der schon die Annäherung die Stimmung steigerte, weil sie nur über einen schmalen Fußweg durch dichte duftende Macchia zugänglich war.

Freitag, 17. November 2006

Fridolin Dachs, Adam Riese und die Zeithorizonte der Dax-Generation

Vor vielen, vielen Jahren (zu einer Zeit, als es gar nicht lustig zuging in Deutschland) erschien in diesem unserem Lande ein Kinderbuch. Das trug den Titel "Fridolin, der freche Dachs" und wurde verfasst von Hans Fallada.
Weil er es wohl zu Weihnachten bekommen hatte, las auch der kleine Cangrande dieses Buch. Das ist nun schon so lange her, dass er sich kaum noch an den Inhalt erinnert.
Von Zeit zu Zeit denkt er aber doch schmunzelnd an eine Episode, die von der Rechenschwäche der Mutter von Fridolin Frechdachs handelt. Die hatte nämlich ursprünglich 8 (oder so) Kinder. Einige von diesen wurden von den Fressfeinden der Dachse aufgefressen, aber das merkte sie zunächst garnicht. Sie konnte nämlich nur bis 5 (?) zählen.
[Da das Buch 1944 erschien, lässt sich diese Episode vielleicht sogar als eine subtil versteckte Kritik an den Nazis deuten, aber das hier nur nebenbei.]

Unter uns Menschen sind heute die Rechenkünste weitaus höher entwickelt. Dennoch hilft uns die Fähigkeit zur Realitätsverweigerung, jene Fakten auszublenden, welche wir nicht wahrnehmen wollen.

Zwei oder drei große Herausforderungen stellen sich heute mehr oder weniger für die gesamte Menschheit:
- die Klimaänderung
- die Verschiebung in den Alterspyramiden der Staaten, bei der die "Pyramiden" in vielen Gesellschaften zum Brummkreisel mutieren und
- die Verknappung der nicht erneuerbaren Ressourcen, zuerst und besonders deutlich beim Erdöl spürbar (aber längerfristig nicht darauf begrenzt).

Ob die Änderung der demographischen Struktur, die ja letztlich die Bevölkerungen reduzieren werden, überhaupt eine Gefahr ist, bezweifle ich. Eher erscheint mir dieser Trend als Manifestation eines vernünftigen Selbstregelmechanismus, Manifestation einer unbewussten Vernunft könnte man auch sagen, oder auf Englisch: A blessing in disguise. Aber nicht um diese inhaltliche Dimension geht es mir hier, sondern um jene merkwürdigen Unterschiede, die man in der gesellschaftlichen Debatte über die drei o. a. Themen beobachten kann.

Beim Altersaufbau stellen wir Berechnungen über dessen voraussichtliche Entwicklung, über die Wirtschaftsentwicklung und über die Höhe der Rentenversicherungsbeiträge für Zeiträume bis 2030, 2040 oder gar 2050 an. Und die Politik versucht schon jetzt, Gegenmaßnahmen einzuleiten, um der erwarteten Rentenkrise zu steuern.

Beim Klima denken wir sogar bis zum Jahr 2100 voraus: Wird die im Kyoto-Protokoll beschlossene Verminderung der Emission von Treibhausgasen ausreichen, um größere Schäden zu verhindern? Oder verplempern wir viel Geld für unwirksame Maßnahmen? Auch hier interessiert mich nicht diese inhaltliche Dimension, sondern die Langfristigkeit unserer Vorausschau und Vorausplanung.

Auffallend anders verhält es sich bei der Diskussion über die Erdölvorräte - Stichwort "Peak Oil" - und die anderen nicht erneuerbaren Ressourcen. Gewiss: an mahnenden und weit vorausschauenden Stimmen fehlt es auch auf diesem Gebiet nicht. Aber eine Omnipräsenz im gesellschaftlichen Diskurs und in der politischen Auseinandersetzungen hat die Gefahr einer drohenden Ressourcenverknappung nicht erreicht. Und wird sie vielleicht erst dann erreichen, wenn sie tatsächlich eingetreten ist. Warum rechnet die Gesellschaft insgesamt, d. h. insbesondere die mehr oder weniger offiziellen Organe der Gesellschaft (Politik, wissenschaftliche Forschungsinstitute) nicht den Verbrauch an nicht-erneuerbaren Rohstoffen wie Erdöl, Erze und anderen Mineralien in ähnlicher Weise hoch, und versucht einen Vergleich mit den vermutlichen Vorräten, wie das die Wirtschaftswissenschaft z. B. mit den Alterkohorten tut? Warum hat dieses Thema in den Medien nicht die gleiche Präsenz wie der Klimawandel und der Geburtenrückgang?

Die Erklärung - die ich hier lediglich im Sinne einer Hypothese anbiete - könnte darin liegen, dass wir es auf diesem Gebiet mit einem Trend zu tun haben, den wir zwar ein wenig verlangsamen (oder beschleunigen), aber letztlich nicht entscheidend aufhalten (und schon gar nicht umkehren) können.
Wir verbrauchen, was wir brauchen (oder zu brauchen glauben). Eine Rationierung ist so lange unrealistisch, wie die Krise nicht da ist. Man ist versucht, diesen Satz fortzuführen und zu sagen: "Aber dann kommt sie zu spät." Letztlich kommt sie aber insoweit immer "zu spät", als die Menschheit sich dadurch lediglich einen Zeitaufschub erkaufen könnte.
Die gesamtgesellschaftliche Realitätsverweigerung in Sachen Ressourcenverknappung könnte also aus der - bewussten oder unbewussten - Einsicht in die Aussichtslosigkeit und Unmöglichkeit von dauerhaft wirksamen Gegenmaßnahmen liegen.
Während man sich beim Klimawandel wenigstens theoretisch vorstellen kann, dass wir die Emissionen mehr oder weniger gegen Null fahren, ist das beim Ressourcenverbrauch nicht vorstellbar und tatsächlich unmöglich.

Und also machen wir die Augen zu wie die Reisenden auf der Achterbahn. Bei dieser allerdings geht es auf und ab. Bei unserer ökonomischen Reise gibt es, wenn der Zenit überschritten ist, nur noch eine Richtung: nach unten.


Nachtrag vom 18.11.06:
A Rising Tide of Public Awareness?

Mehr und mehr glaube ich in der letzten Zeit Hinweise darauf zu finden, dass auch die Rohstoffproblematik stärker ins öffentliche Bewusstsein rückt.
So macht sich zwar der Handelsblatt-Mitarbeiter Ingo Narat in seinem Beitrag vom 10.11.06 "Die Düstermänner raten zum Ausstieg aus den Börsen" zunächst (zwar nicht ausdrücklich, aber doch aus der Art seiner Schilderung erkennbar) über die Horrorszenarien der Schwarzseher lustig.
Aber am Schluss kommt eine überraschende Wende, wenn er sagt:
"Die Düstermänner raten zum Ausstieg aus den bald kollabierenden Börsen. Sie greifen zum Rettungsring Rohstoffe und Gold – Hardcore-Vertreter empfehlen sogar den Bau eines eigenen Bunkers, für die Zeit, in der der Mob auf den Straßen tobt. Anleger mit Realitätssinn werden die Phantasmen und Panikmache der Master of Desaster belächeln. Dennoch: Die erwähnten Risiken sind real." [Hervorhebung von mir]

Auch in der Wochenendbeilage "Mobile Welt" für (vermutlich) verschiedene Zeitung (die ich immer dann in die Finger bekomme , wenn wir am Wochenende Richtung Fulda oder in die Rhön reisen und ich am Fuldaer Bahnhof die Fuldaer Zeitung kaufe) finde ich in dem Kommentar "Hybrid oder Diesel" von Volker Feuerstein einen verblüffenden Schlussabsatz (verglichen mit dem, was man bisher in derartigen Medien zur Ressourcenthematik - nicht - lesen konnte):
"Auf die Dauer allerdings wird keiner der Konkurrenten [d. h. Hybridantrieb bzw. Dieselantrieb für Automobile] bestehen können, zeichnet sich doch bei langfristiger Betrachtung ab, dass die Treibstoffpreise in absehbarer Zeit extreme Höhen erreichen werden und irgendwann die Ölvorräte ihrem Ende entgegen gehen. Das kann viel schneller passieren, als wir heute annehmen, schließlich hat die Entwicklung der jungen Industriestaaten, an der Spitze China und Indien, eine Dynamik erreicht, die sich immer mehr beschleunigt." [Hervorhebungen von mir. Im Internet ist der Artikel übrigens nicht zu finden.]

Nachtrag vom 20.12.06:
Ingo Narat ist anscheinend der Chefpessimist (was ich gar nicht negativ meine, auch wenn es so klingt; schließlich teile ich ja seine Auffassungen bzw. bin eher noch pessimistischer) beim Handelsblatt.
In seinem Artikel "Asien: Risiken Reloaded" vom 20.12.06 liest der erstaunte Leser relativ wenig über Asien, aber dafür düstere Ausblicke auf unsere eigene Zukunft. Besonders überraschend (wenn man daran denkt, in welchem Blatt das steht), ist seine Kritik an der zunehmenden Verteilungsproblematik. Hier einige Zitate (zu beiden Komplexen: drohende Ressourcenverknappung und steigende Konzentration des gesellschaftlichen Reichtums in den Händen weniger):
"... verschärfen sich einige der globalen Risiken. An erster Stelle steht das Thema Rohstoffengpass, und hier die Energieknappheit.
Schon heute ... strahlen die Energieengpässe auf die Kapitalmärkte aus. Weiter steigende Rohstoffpreise deuten nach Ansicht mancher Fachleute auf künftig höhere Inflationsraten hin.
Die Vertreter der Finanzwelt verdienen übrigens prächtig in der risikoreichen Welt. Investmentbanker streichen exorbitante Boni ein. Sie werden damit Teil eines neuen globalen Risikos: der zunehmend ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung. Während sich die oberste Spitze der Reichen in praktisch allen Teilen der Welt immer weiter vom Durchschnitt absetzt, leiden die Vertreter aus den durchschnittlichen und unteren Einkommensschichten unter realen Lohnverlusten. ... Eine sich öffnende Einkommens- und Vermögensschere könnte in sozialen Unruhen münden. Die Folgen für die Finanzmärkte wären offensichtlich. In einem vergifteten sozialen Klima würden die Kurse nicht gedeihen. Aber dieses Thema wird erst Übermorgen Schlagzeilen machen.
" (-Hervorhebungen von mir.- Auch die Wahl des Indikativ "wird" an Stelle des Konditional -'könnte werden'- hat mich verblüfft.)
Als Hintergrund für seine Kritik an den Boni für die Investmentbanker ist die HB-Meldung "186 Millionen für Top-Banker" vom 07.12.06 zu lesen und darin
besonders die Information, wonach "die Wall-Street-Firmen in diesem Jahr eine Rekordsumme von 36 Mrd. Dollar für Mitarbeiterboni ausschütten" werden. In meiner Webseite "Rentenreich" habe ich diesen Sachverhalt als Indiz für einen Überfluss des Geldkapitals im Verhältnis zu den Anlagemöglichkeiten in der realen Wirtschaft gedeutet und darauf hingewiesen, dass reich rechnerisch jeder US-Amerikaner, vom Kind bis zur Greisin, ca. 120,- US-Dollar allein für die Boni an die (Investment-)Banker 'abliefern' muss. Rechnet man dazu noch die laufenden Gehälter, die Gewinne und die sonstigen Kosten der Banken, dann dürfte, ganz vorsichtig gerechnet, jeder Amerikaner in jedem Jahr irgendwo zwischen 500,- und 1.000,- USD allein für den Betrieb dieses Zweiges der Finanzmaschinerie zahlen müssen - ohne dass (für mich jedenfalls) ein entsprechender gesamtwirtschaftlicher Nutzen erkennbar ist. Das könnte, ganz unabhängig von der Frage der Verteilungsgerechtigkeit, schon rein ökonomisch schädlich sein.


Nachtrag 28.01.2009:
Tiere können wahrhaftig 'zählen': vgl. heute im Handelsblatt den Bericht "Mengenverständnis. Bienen haben mathematische Fähigkeiten" über Bienen und Schimpansen.
Und Fallada hatte beinahe Recht: weiter als bis 4 kommen die nicht.



Textstand vom 29.11.2009. Auf meiner Webseite
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Montag, 13. November 2006

Vom Glücklichsein. Und von den Bedrohungen des Glücks.

Die Frau, irgendwo zwischen 40 und 50 Jahre alt, war hemmungslos glücklich.
Seit Jahren schon hatte sie den Kauf einer neuen Weihnachtskrippe geplant, und nun hatte sie ihren Traum verwirklicht.

Gleich mitnehmen konnte sie die Krippe nicht; eine andere Dame war ihr beim Kauf des Ausstellungsstücks zuvor gekommen. Aber noch vor Weihnachten würde der Wächtersbacher Weihnachtskrippenbastler Gerhard Petry, der seine Arbeiten im alten Pfarrhaus im Wächtersbacher Ortsteil Aufenau ausgestellt hatte, ihr eine weitere anfertigen.

Donnerstag, 9. November 2006

Die Audi-Index-Intuition



Erkenntnisgewinn en passant:

In dem Handelsblatt-Bericht "Konkurrenz für den Mini" vom 04.11.06 vermittelt der Audi-Vertriebsvorstand Ralph Weyler (am Rande des eigentlichen Themas) eine Information von enormer gesellschaftlicher Tragweite:

"Weyler unterstrich: 'Seit 1996 hat sich unser Preis pro Fahrzeug von knapp über 20 000 in Richtung 34 000 Euro bewegt. Dies alles spiegelt sich in der Bilanz und die sieht sehr gut aus' " heißt es dort.

Was mich an dieser Meldung interessiert, ist nicht der Gewinnanstieg bei Audi (den gönne ich der Firma). Die wirklich spannende Frage ist die nach der allgemein-gesellschaftlichen Aussagekraft der beiden Zahlen 20.000,- € Audi-Auto-Durchschnittspreis in 1996 vs. 34.000,- € Durchschnittspreis in 2006.

Sonntag, 5. November 2006

1. April? Nein; wohl eher: "Decline of the West"!

Eine dpa-Meldung über eine glückliche Kuh auf dem Gnadenhof - mit eigenem Schwimmbad.

Die Nachricht gebe ich hier als gescannten Ausschnitt aus der Fuldaer Zeitung vom Samstag, 04.11.06, wieder.
Man kann sie z. B. auch auf der Webseite der Süddeutschen Zeitung vom 03.11.06 lesen ("Kuh 'Nilpferd' schwamm dem Metzger davon") oder auf der Seite des "Stern" ("Hobby-Schwimmen rettet eine Kuh vor dem Schlachter") (Quelle für diese Meldung war wiederum die Süddeutsche).
Nachtrag 6.11.06: Auch die Leipziger Volkszeitung bringt die dpa-Meldung.

Auch andernorts werden Kühe vor dem Metzger gerettet. Die Zeitschrift "Das Weisse Pferd" erzählt uns eine Sob-Story, hier sogar mit tierischer Familienzusammenführung: "Eine Kuh nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand ...".

Im ersten Falle gelangte die Kuh auf den Gnadenhof Gut Aiderbichl, im letzteren auf den Gnadenhof der Gabriele-Stiftung.

Gut Aiderbichl berichtet auch auf der eigenen Webseite: " 'Nilpferd' wird Aiderbichler".
Nachtrag vom 6.11.06: "Hatte" berichtet; gestern habe ich die Seite noch gesehen, heute ist die Story auf der Hof-Webseite unauffindbar; sogar im Google-Cache.
Sehr merkwürdig: wäre vielleicht was für investigative Journalisten?


Von dieser Auffälligkeit ganz abgesehen, sage ich zu alledem nur:
"Holy cow ...."


Hier und dort noch zwei Zufallsfunde zum Thema "Gnadenhöfe".



Textstand vom 06.11.2006. Auf meiner Webseite
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Samstag, 4. November 2006

Erotik-Nacht in Wächtersbach-T

Das an unseren Ortsnamen angehängte "T" verwandelt nicht nur (bei entsprechender Aussprache) den Reim von einem falschen in einen echten.
Türkische Exotik und Erotik
waren es nämlich, welche uns an diesem Freitag Abend aus dem Hause lockten.























Der Bauchtanz, von der Hohen Pforte , vielleicht über das Eiserne Tor, oder durch die Schluchten des Balkan zu uns eingewandert, hatte seinen Weg nun auch nach Wächtersbach gefunden.
"Shalimar", eine Dame aus Biebergemünd, die den Abend organisiert hatte, wehrt sich zwar gegen die Überbetonung des Erotischen in der westlichen Sicht des Orientalischen Tanzes, und überhaupt gegen den Begriff "Bauchtanz":
























Freilich: "Shalimar" heißt "Heim der Liebe".


Mich liebte es nicht: das grausame Geschick verführte mich erneut zum "Löschen"-Klick - und weg war das Bauchtanz-Bilder-Glück.


Ein einziges Bild ist geblieben: nach der Vorstellung bewegte sich die Ballerina noch mit einigen mutigen Gästen auf der Tanzfläche. So kann ich wenigstens ein Foto der Künstlerin, wenn auch nicht "in Aktion" aufgenommen, hier präsentieren:

Und die Erinnerung wird bleiben: an die hervorragende Darbietung der hübschen Tänzerin (die kam nicht von der Hohen Pforte, sondern, eine Deutsche, aus dem Nachbarorte: Bad Orb).
Auch die Erinnerung an die prima Stimmung in dem relativ kleinen Raum des türkischen Restaurants, und die Erinnerungen an den Bauch:
nicht nur an jenen der Tänzerin, sondern auch an den eigenen, vom leckeren Büffet aus dem Holzofen gut gefüllten.
Ein rundum gelungener Abend also, ganz im Gegensatz etwa zu jenem "Italienischen Abend" (in einem italienischen Lokal), den ich in meinem Eintrag "MULTIKULTIKULTIMULTI" beschrieben hatte.















Auch wenn das Restaurant "Rusticana"
heißt: jedenfalls hier in der Poststraße geht die Post ab (wobei "Neueröffnung" jetzt nicht mehr so ganz stimmt; das neue Restaurant Rusticana besteht schon etwas länger, und es gab dort vorher schon einmal eine "Orientalische Nacht"). Die Wächtersbacher Erotik, oder die Erotik in Wächtersbach, ist aber jedenfalls, wie diese Veranstaltung beweist, alles andere als rustikal. ["Rusticana" - ausgesprochen: Rustikana - klingt nicht gerade türkisch. Eher lässt es an "Cavalleria Rusticana" denken. Es handelt sich aber um einen Traditionsnamen, den schon ein früheres Restaurant in den gleichen Räumlichkeiten führte. Und es gibt auch italienische Speisen im jetzigen Lokal.]




















Um also zu zeigen, das wir hier in Wächtersbach alles andere als rustikal sind, ersetze ich hier auch die fehlenden Bauchtanzbilder flugs durch symbolische Repräsentationen, Aufnahmen, die ich nach meinem Malheur neu fotografiert habe.
Von Freud-losen Post-Marxisten gründlich indoktriniert, wissen wir um und lamentieren wir über den Fetischcharakter der Warenwelt.
Drum also zeige auch ich einige Bilder zum Beweis der Fetischisierung unserer Welt:






















Und da wir außerdem auch Schnäppchenfetischisten sind, sei noch der Eintrittspreis erwähnt. Für Büffet, Nachtisch, und eben den exzellenten und opulenten optischen Zwischengang zahlten wir 15,- €.

Alsdann, ihr Leute, lauft und rennt am 9. Dezember zum nächsten Event:


















Damit jedoch nun niemand denkt,
Dass sich Wächtersbachs Erotik auf Bauchtanz beschränkt,
Erhebt in den Straßen sich dann und wann
Aus nächtlichem Dunkel ein Pollermann
(oder wie das Ding sonst heißen mag):

























Textstand vom 05.11.2006. Auf meiner Webseite
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Mittwoch, 1. November 2006

Google goes me on the ghost

Eine Suchmaschine als solche lasse ich mir gefallen, und eine gute Suchmaschine ist sicherlich besser als eine schlechte - oder auch nur weniger gute.

Aber langsam geht mir Google auf die Nerven. Ständig neue Gestaltungen der Seiten, Hinweise ab und an auf Deutsch, meist in Englisch. Alle möglichen "Gadgets" und Möglichkeiten zur Personalisierung der Seiten, an denen ich nicht das geringste Interesse habe.

Will ich die Desktop-Suche einschalten, erscheint plötzlich eine Randleiste, die meine Bildschirmfläche einschränkt, mit allen möglichen Angeboten, mir meine vermeintlichen "Lieblingsseiten" zu präsentieren. Und ich kann mich dann damit beschäftigen, wie ich das Ding wieder weg kriege.

Aus dem freundlichen Hintergrund-Helfer von einst wird mehr und mehr eine sich bei jeder Gelegenheit aggressiv in den Vordergrund meines Bildschirms drängende Bestie.

Vorsicht, Google: Ihr seid zwar gut, aber nicht unersetzlich. Und wenn ihr so weiter macht, werden viele Nutzer vielleicht bald ohne euch weitermachen!


Textstand vom 01.11.2006. Auf meiner Webseite
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Mittwoch, 25. Oktober 2006

DER SKANDAL: DEUTSCHE AFGHANISTAN-SOLDATEN ALS KANONENFUTTER FÜR DEN AUFLAGEN-KRIEG!

"Auch haben" plärren die Babys, wenn sie bei anderen etwas entdecken, was sie gern hätten.

Die Amis haben Skandale wegen der Folterungen im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib ?
"Auch haben", blökt das deutsche Medienvolk. Und wenn es schon kein handfester Folterskandal ist, oder man nicht so recht weiß, ob sich die Sache Murat Kurnaz zu einem großen Skandal hochkochen lässt, werden eben ein paar alte Fotos an die Front geschickt, auf denen deutsche Soldaten mit - nein, nicht Folteropfern: sondern mit einem Totenschädel posieren.

In welchen Posen auch immer das geschehen sein mag: Man muss es wohl der fortgeschrittenen Infantilisierung unserer Mediengesellschaft und dem (scheinbaren) Fehlen wirklicher Probleme (bzw. genauer: der relativ geringen bis fehlenden medialen Präsenz erkennbar drohender existenzieller Probleme wie Klimawandel und besonders Ressourcenerschöpfung) zuschreiben, dass es jetzt der Bild-Zeitung gelungen ist, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Auf Stilleben des 17. Jahrhunderts ist er regelmäßig zu Gast: der Totenschädel als Aufforderung zum "memento mori".
Soldaten in Afghanistan sind derzeit dem Feind Hein deutlich näher als wir. Aber uns, bzw. unsere Interessen, schützen sie dort. Dafür setzen sie ihr Leben auf's Spiel.

Und wir? Die Bild-Zeitung verwurstet our boys als Kanonenfutter für die Auflage.
Die allzeit gesinnungstüchtige Politmeute lässt sich vom Revolverblatt am Nasenring durch die Arena führen, und ein Rattenkönig von Etappenhengsten und Geltungssüchtigen zieht hinterher.

Dieser Affentanz, den die üblichen Verdächtigen uns da wieder mal präsentieren: der ist das wirklich Ekelhafte an der ganzen Sache.


Eine ausführliche Berichterstattung bringt das FAZ.NET vom 25.10.2005 unter dem Titel "Afghanistan-Schutztruppe. Wer sich so verhält, hat in der Bundeswehr keinen Platz" (bzw. jetzt geändert in "Merkel: Nicht zu entschuldigen").
[Recht hat sie ja: ihr Führungsversagen bei der Gesundheitsreform ist wirklich nicht zu entschuldigen. Aber um davon abzulenken, hat man ja vorübergehend mal wieder andere als Prügelknaben gefunden.]

Ein zweiter - mehr kommentierender - Bericht stammt von Michael Hanfeld: "Soldatenfotos. Das Bild des Bürgers in Uniform". Am Schluss raisonniert er (dieses Mal steckt wirklich ein kluger Kopf hinter dem Blatt) überzeugend über "Die Macht der Bilder über die historische Wahrheit".

Der Online-Ausgabe der "Zeit" ist das offenbar zu lasch. Sie überschreibt sensationalistisch mit: "Leichenschändung: 'Jetzt haben wir unser Abu Ghraib'"
Letzteres soll ein Offizier im Verteidigungsministerium gesagt haben. Immerhin gibt der Autor André Spangenberg am Schluss des Artikels aber auch anderen Stimmen Raum:
" 'Peinlich" und 'geschmacklos', so lautet das einhellige Urteil zu den Skandal-Fotos. Allerdings, so fügen Soldaten im Einsatz hinzu, 'kann sich das Blatt [also das Revolverblatt] nicht mehr reinwaschen, wenn es die nächsten Toten bei uns gibt'."
Die meint (zitiert nach dem o. a. FAZ-Artikel von Hanfeld):
"Es sei richtig und wichtig, die Bilder zu bringen, sagt der Chefredakteur Diekmann: 'Sie haben politische Relevanz, und zwar, weil sie im Zusammenhang mit der Diskussion über das Verhalten von deutschen Soldaten im Auslandseinsatz einen Beitrag leisten.' Es sei umso wichtiger, solche Bilder zu zeigen, als sie 'den vorbildlichen, tadellosen Einsatz der vielen tausend Bundeswehrsoldaten im Ausland belasten', sagt Diekmann."
Nicht die Bilder belasten: sondern deren Abdruck in der Bild-Zeitung!
Wenn es also zur Eskalation in Afghanistan kommen sollte: vergessen wir nicht, dass wir diese dann den Heuchlern der Bild-Zeitung zu verdanken hätten!


Der Spiegel Online titelt: "Bundeswehr sorgt sich vor islamistischen Racheakten" und berichtet ebenfalls ausführlich.


Hans Leyendecker vermittelt den Lesern der Süddeutschen Zeitung in seinem Beitrag "Bilder ohne Beweiskraft" Informationen, die man schon kennen sollte, wenn man das Geschehen in einem größeren Rahmen über die deutschen Grenzen hinaus bewerten will:
"Es geht auch weit schlimmer. Das 26-Minuten-Privatvideo, das erstmals im Vorjahr unter dem Titel 'Ramadi Madness' auf amerikanischen Webseiten zu sehen war, dokumentierte einen Einsatz der US-Infanterie-Einheit 'Bravo Company' nahe Bagdad. Ein GI winkt mit dem Arm eines toten irakischen Zivilisten in die Kamera, ein anderer tritt einen gefesselten Gefangenen.
Derartige Fotos von ihren Einsatzorten schicken US-Soldaten häufig an Internetbetreiber in die Heimat, weil sie dann freien Zugang zu Pornoseiten zu bekommen. Jeder Internetnutzer kann Bilder von Kriegseinsätzen in den Kategorien 'Allgemein' oder 'Blutig' betrachten. Wer die Rubrik "name this body part" anklickt, darf raten, welches Körperteil eines Toten abgelichtet worden ist.
Verglichen mit diesen Scheußlichkeiten waren die Fotos, die ein Mann vergangene Woche einem Bild-Reporter überreichte, eher provinziell.
"



Und was war sonst noch wichtig an diesem Donnerstag, 26.10.2006, des Oktobers 2006? Richtig: Moshammers Hündchen Daisy ist gestorben!



P. S.: Stehe ich jetzt selbst mit einem Bein im Knast, oder vor der Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis, weil ich ein Foto mit Menschenknochen nicht nur publiziert, sondern auch noch schnodderig kommentiert habe? ("Ordnung muss sein - auch beim Gebein!".)
Und an meine Einträge unter Titeln wie "VOM FRIEDHOF DER UNVERWESLICHEN LEICHEN ZUM MITTAGSMENUE AUS DER SCHÄDELKALOTTE" und "Vom Friedhof der unverweslichen Leichen zum Satanswerk der Säuglingstaufe" mag ich schon gar nicht mehr denken!


Nachtrag vom 01.11.06:
Aufatmen! Die Rechtswissenschaft wenigstens ist noch nicht (gänzlich?) moralisch gleichgeschaltet! Reinhard Merkel, Professor für Strafrecht an der Universität Hamburg, "hat die deutschen Gerichte wegen der Totenschädel-Bilder aus Afghanistan vor überzogenen Strafen gegen die beteiligten Soldaten gewarnt. Es handele sich um Bagatelldelikte 'an der untersten Schwelle dessen, was überhaupt kriminelles Unrecht sein kann'." So zu lesen heute im Handelsblatt u. d. T. "Schädelfotos sind ein Bagatelldelikt".


Sieh da: es gibt auch Journalisten, die ihre Skandalseifenbläserkollegen kritisieren. Jean-Pierre Hintze schreibt in seinem Blog "hanseatische befindlichkeiten" u. d. T. "ein ewiggestriger geist" u. a.:
"Manchmal schämt man sich, den journalistischen Beruf gewählt zu haben - besonders dann, wenn man sich für eine ganze Berufsgruppe rechtfertigen soll und dies nicht kann… Der "Schädelskandal" des deutschen Afghanistan-Kontingentes ist so eine Sache: Da finden einige Jungs der Bundeswehr ein paar Knochen am Wegesrand, irgendwo in Afghanistan und possieren damit auf, teilweise recht unappetitlicher Weise, vor den Kameras für die Daheimgebliebenen.
Anschließend wird ein derartiges Fass aufgemacht, dass andere Geschichten, wie z.b. die dubiose Rolle von KSK-Einheiten im Kurnaz-Fall völlig in Vergessenheit geraten. Und das dann noch unter Überschriften wie "Leichenschändungen durch deutsche Soldaten".
Komisch nur, dass tatsächliche Leichenschändungen dann in Vergessenheit gerieten - wie zum Beispiel damals, während der Irak-Offensive, als einige Bürger von Baghdad johlend und triumphierend die Leichen zweier verunglückter US-Hubschrauberpiloten durch die Gassen zogen um diese dann an einer Brücke aufzuknüpfen und anzuzünden. Das war den deutschen Medien dann kaum eine Überschrift wert.
Und nun der zweite "Skandal": Hamburger Medien wurden jüngst Fotos zugespielt, die angebliche Bundeswehrfahrzeuge der KSK-Truppen zeigt, die mit einem "dem Afrika-Korp der Wehrmacht" ähnelnden Emblem versehen sein sollen. Das Emblem, eine Palme mit einem eisernen Kreuz, erinnere an Rommels-Truppen und sei auf "Initiative von Ewiggestrigen" entstanden. Statt eines Hakenkreuzes also ein Bundeswehrsymbol in einer Palme; schlimm, schlimm. ...
Und am interessantesten bleibt das Phänomen: Die BILD-Zeitung macht ein Fass auf, und alle machen es nach…"


Allerdings lässt Hintze es dabei nicht bewenden, sondern wendet die Thematik nach (oder genauer: gegen) Rechts. Unterton: "Ewiggestrige gibt es genug in der Truppe. (Und das, soll sich der Leser wohl dazu denken, ist doch viel schlimmer als die Spielerei mit den Schädeln.)

Schade, dass viele Journalisten offenbar glauben, den Rest des Volkes missionieren zu müssen. Denn wirklich massive Hinweise auf eine drohende Rechtswendung der deutschen Streitkräfte gibt er nicht; was er bringt, sind aus meiner Sicht genau so aufgeblasene periphere Erscheinungen, wie die Dölmereien mit den Totenschädeln und Totenknochen auch.


Du bist nicht allein ...
... wenn du motzt gegen Heilige-Schein:

Zwei Arten von Reaktionen kann man auf den ersten Blick unterscheiden, wenn man flüchtig die angezeigten Überschriften und Textaussschnitte der Resultate einer Blog-Suche bei Technorati oder Google nach Afghanistan Totenschädel Soldaten usw. überschaut.

Zum einen gibt es die Megaphon-Reaktionen: Berichte der Medien werden - mehr oder weniger mit eigenen Kommentaren angereichert - weiter transportiert.
Man könnte auch von "Wiederkäuer-Blogs" sprechen; allerdings will ich nicht bestreiten, dass z. T. auch eine echte eigene emotionale Betroffenheit hinter solchen Einträgen stehen mag.

Dann gibt es, und das hat mich erstaunt, doch eine ganze Reihe von Stimmen, welche (wie der Verfasser vorliegender Zeilen) das fiese Skandal-Spiel der Medien, und schon gar der Bild-Zeitung, nicht mitspielen mögen. Ein Skandal braucht, um ein solcher zu sein oder zu werden, immer mindestens -2- Spieler: einen, der was macht, und einen anderen, der dieses Tun als Skandal bewertet.
Eine ganze Reihe von Blog-Einträgen wollen das Thema niedriger hängen, so fand ich z. B. ohne systematische Suche folgende Kommentare mit einer solchen Tendenz:

- "Trainbuk": "Von der Betroffenheit"

- "Bloomsday": "Unverhältnismäßige Skandalisierung"

- Sven Plaggemeyer (sehr pointiert): "Affentheater um Totenschädel"

- Ein anscheinend islamischer Blog u. d. T. "Wer will deutsche Soldaten in den Kriegssumpf befördern?"

- Und pikanter Weise die Israel-freundliche "Gegenpartei" im Blog "politically incorrect" ebenfalls: "Im Land der bärtigen Bestien. Kommentar eines PI-Lesers zur Afghanistan-Aufregung".

- Rechtsanwalt Rainer Pohlen ist ebenfalls mutig genug, seine Meinung unter seinem vollen Namen zu äußern: "Von Totenköpfen und zerknirschten Geständnissen"

- Hr. C. aus N. blogt lieber anonym, aber immerhin hält auch er den Medienzirkus für übertrieben: "Alles ruhig in Afghanistan"


Nachtrag vom 02.11.06

- Clemens Wergin, "Meinungsredakteur" des Berliner Tagesspiegel, schreibt auf einer Blog-Seite dieser Zeitung in seinem Beitrag "Hamlet in Afghanistan" u. a.: "Ich halte den Skandal über die Bundeswehr-Bilder aus Afghanistan für eine aufgeblasene Posse." Und zahlreiche Leserkommentare (fast alle) stimmen mit ihm überein.

- Wergin bezieht sich auf einen Beitrag von Sibylle Tönnies, Juristin und Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam, u. d. T. "Wer mit dem Schädel spielt
'Störung der Totenruhe'? Die Debatte um die Soldaten ist heuchlerisch
" im Tagesspiegel online vom 27.10.06.
Frau Tönnies stimmt für Vernunft und gegen den derzeitigen geradezu hysterischen Umgang mit den Vorfällen in Afghanistan:
"Weiß man denn, was die jungen Medizinstudenten während ihres Praktikums in der Pathologie für Witze machen? Ich habe schon Erstaunliches darüber gehört, wie es am Leichentisch zugeht – wenn keiner guckt. Angeblich ist da auch das Obszöne nicht ausgeschlossen. Erstaunlich sind solche Berichte allerdings nur, solange nicht berücksichtigt wird, wie schwer das psychische System die körperliche Begegnung mit dem Tod verarbeitet. Die Dummheiten, die anlässlich dieser Begegnung gemacht werden, sind wahrscheinlich ganz gesund. Sie verhindern, dass die Eindrücke nach innen schlagen.
Dasselbe gilt – verschärft – für die Jungens, die mitten aus einem harmlosen Alltag gerissen und mit der Möglichkeit, töten zu müssen oder selbst getötet zu werden, konfrontiert sind. Wenn sie dadurch nicht in seelische Abgründe gerissen werden wollen, müssen sie einen frivolen Humor aktivieren. Die Verwegenen unter ihnen können die Gelegenheit, den Tod einmal kräftig auf die Schippe zu nehmen, nicht gut auslassen. Man sollte sie ungestraft lassen
."

- Der Blogger "norberto*42" hat von den Nachrichten über sogenannte "Totenschändung" ebenfalls die Schnauze voll.

- Gastschreiber "Christian" im Blog "Petaflop" entrüstet sich unter dem hübschen Titel "Deutsches Schädeltrauma" zwar über die Handlungen der Soldaten, findet aber doch auch die öffentliche Reaktion überzogen.

- Tobias Haase ("Schädelfotos aus Afghanistan: Heimatfront und Wehrpflicht") hat ebenfalls den Eindruck gewonnen, dass der angebliche Skandal von vielen Menschen nicht als solcher gesehen wird. Was wiederum ihm missfällt:
"Schlägt jetzt, nach der übertriebenen Empörung und Überraschung über die Leichenfotos aus Afghanistan, das Pendel in die andere Richtung aus? Nämlich in die Richtung, dass alles nicht so schlimm ist, dass es halt Soldaten sind, da sei ein gewisses Maß an Verrohung normal, diese Jungs wollen nur Stress abbauen und überhaupt sollten wir uns hier im kuscheligen Deutschland nicht so haben mit unseren moralischen Maßstäben, wenn halt mal so ein Schabernack publik wird.
Dieses Gefühl habe ich jedenfalls, wenn ich z.B. die Berichte der FAZ zum Thema lese und ganz besonders, wenn ich dann die Leserkommentare lese. Den Tenor der Leserkommentare habe ich oben zusammengefasst
."

- Bei Haase fand ich immerhin den Hinweis auf den FAZ-Artikel "Bundeswehr-Skandal. Bild mit Tod" von Volker Zastrow, der dem Skandal-Hype ebenfalls ausgesprochen kritisch gegenüber steht. Und das war dann für die Leser das Signal, ihren Gedanken, die sie sich vorher vielleicht nicht zu äußern trauten, freien Lauf zu lassen und beinahe einhellig die Skandalisierung der Geschehnisse durch die Medien und die Überreaktion der Politik zu verurteilen.

- Was das "nicht trauen" angeht, gewinnt man eine Ahnung von dem ungeheuren Meinungsdruck der Medien, wenn man in dem oben schon erwähnten Blog des "Herrn C. aus N." den Kommentar eines "Anonymous" zu C's Eintrag "Alles ruhig in Afghanistan" liest:
"Hallo C., bin ganz Deiner Meinung. Allerdings habe ich das nur gedacht und nicht gesagt, denn man weiß ja nicht, wie Leute auf diese Ansicht reagieren."
So werden nicht wenige denken, aber selten werden sie es uns (und vielleicht sogar sich selbst) derart ungeschminkt eingestehen.


Nachtrag vom 03.11.06:

Auch wenn sich meine Einträge langsam zum Fortsetzungsroman entwickeln: Dirk Schümers heutiger FAZ-Artikel "Neapel. Ortstermin in der Konzernzentrale des Verbrechens", (der zwar auch in Bezug auf sein eigentliches Thema außerordentlich interessant ist), enthält eine Passage, die sich ganz ohne Kommentar in einen Zusammenhang zum aktuellen deutschen Totenschädel-Schändungs-Hype bringen lässt:
[Zwischentitel:] "Innige Zwiesprache mit Totenschädeln",
daraus Textauszug:
"Die Neapolitaner pilgern dieweil auch dieses Jahr zu Allerheiligen zu ihren Toten. Den Cimitero delle Fontanelle, den beliebtesten Friedhof voller Schädel und Knochen in Katakomben, mußten die Behörden dieses Jahr schließen, weil viele Besucher sich einzelne Schädel als Maskottchen auserkoren hatten, sie schmückten, innige Zwiesprache über Alltagsprobleme mit ihnen hielten und versuchten, beim Blicke in hohle Augen die Lottozahlen des Wochenendes zu erraten. Es kam zu Beschädigungen und Knochenraub, aber die Zärtlichkeit der Neapolitaner fürs Makabre wird unter der Schließung des Knochenlagers nicht leiden."

Nachtrag vom 11.03.2007:
Heute fand ich sogar ein Porträt von einem habilitierten Mediziner (und Krimi-Autor) mit Schädel (Dr. med. habil. Martin Kleen).



Textstand vom 11.03.2007. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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Montag, 23. Oktober 2006

Wieder einer weniger in Wächtersbach .....

... wenn auch (noch?) nicht ganz: ein Stammstummel ist übriggeblieben - vom alten Ahornbaum zwischen Schloss und Marktplatz.Ein Menetekel?

Wohltätige Gewissenserpressung?

"Moment bitte, Sie haben sich mit Schulbüchern eingecremt. Pflegeprodukte kaufen oder Zukunft schenken":
Gegenüber der alle Jahre wiederkehrenden nachweihnachtlichen Neujahrs-Feuerwerks-Miesmache "Brot statt Böller" hat diese Werbung den Vorteil einer saisonunabhängigen Verwendbarkeit.

ÖFFENTLICH-RECHTLICHE (G)RUNDVERSORGUNG: VOLL VOM GEBÜHRENZAHLER!

Irgendwo müssen die 7 Mrd. Euro ja angeschlagen werden, welche die Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten uns Gebührenzahlern für unsere mediale Grundversorgung zwangsentziehen.

Mir bietet das: Grusel auch ohne Dusel!








Donnerstag, 19. Oktober 2006

Herbsterinnerungen an Baden-Baden

Nicht vom Winde verweht, sondern von der Speicherkarte verklickt sind die Hälfte der Fotos von unserem Aufenthalt in Baden-Baden (s. Eintrag "Impressionen aus Baden-Baden").

Doch sind uns nicht nur die Erinnerungen geblieben: die andere Hälfte der Aufnahmen ist ja noch da - und einige davon (aufgenommen von Joann Brinkmann) sind hier.



Aus dem Dahliengarten in der Lichtentaler Allee

Dahlias from the Lichtentaler Allee, a park-like alley along the small river "Oos" running through Baden-Baden.


Das Brahmshaus und die Wohnräume des Komponisten Johannes Brahms in Baden-Baden-Lichtenthal

The 19th-century German-Austrian composer Johannes Brahms spent many a summer in two tiny attic rooms in Lichtenthal, at that time a village bordering on Baden-Baden.

Sonntag, 15. Oktober 2006

VIVA - WER? oder KULTUR-WARENUNTERSCHIEBUNG

Meine Urlaubserinnerungen mehr allgemeiner Art an die Kurstadt an der Oos finden Sie unter "Impressionen aus Baden-Baden" (mit Bildern).
[Nachtrag: Mittlerweile sind auch deutlich bessere Bilder online: unter Herbsterinnerungen an Baden-Baden]

Das Badewesen habe ich in meiner mikroökonomischen Studie "Baden-Badener Thermalsozialismus" untersucht.

Was fehlt? Richtig: ein Bericht zur Kultur - und schon haben wir eine vollständige Baden-Baden-Trilogie.

Samstag, 14. Oktober 2006

Joy of Communism?


Bill Joy most definitely is not a communist.

But, when you try to grasp the approach of communism towards society on a purely abstract level, it is an effort to subject mankind (being that mankind is the highest -known- form of life, one could also say: subjecting life) to rationality.
Rationality, however, is a strategy that works fine for individuals and even for societies, when they try to achieve tangible goals: produce computers, planes, cars etc.
To a certain (lesser) degree it even works to attain more abstract objectives: education, health etc.

Communism was an effort to consciously construct a society that would make people live happily ever after. This was not exactly the Marxist idea of how communism develops in history (Marx was assuming that the road towards a communist paradise was the inevitable course of things). But of course, on the practical level, communists were trying to construct the desired kind of society.

Freitag, 13. Oktober 2006

Lauft, Rentiers, lauft was ihr könnt!

Im Netz geht jemand um, der euch auf den Fersen ist!
Und nur, weil ich es gut meine mit Millionären (vgl. meinen Eintrag "Baden-Badener Thermalsozialismus"), habe ich ihn (oder sie) in meine Netzfalle gelockt!

Bei Google hatte er (oder sie) sich schon mal erkundigt, wie man euch in früheren Zeiten verwertet hat:
"verwertung des rentiers in der altsteinzeit"
Na, der (oder die) wird aber nicht schlecht gestaunt haben, als er oder sie plötzlich bei mir im Rentenreich gelandet war - wo es unter anderem auch um Rentiers geht.



Textstand vom 13.10.2006. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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Baden-Badener Thermalsozialismus

Man sollte meinen, dass der Sozialismus in einer Kleinstadt mit 900 Millionären wenig Chancen hat. Aber auch dort in Baden-Baden treibt er seine Blüten und plünderte in den Caracalla-Thermen meine Börse.

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Impressionen aus Baden-Baden

Bemooste Häupter wohnen in diesem einstigen Weltbad (und auch solche mit viel Moos).


Doch leben hier offenkundig auch Menschen, welche noch voll im Saft stehen - wie dieser Werbeaufkleber am Badezimmerspiegel unserer Ferienwohnung beweist (oder behauptet / suggeriert / vorgibt??).

Dienstag, 10. Oktober 2006

Alpine Fairytale


Gar so schlecht waren meine Englischkenntnisse schon damals nicht, als ich als (Bus-)Reiseleiter mit hauptsächlich US-amerikanischen Reisegruppen im Incoming-Tourismus hauptsächlich in Deutschland, Österreich und die Schweiz herumzigeunerte.
Dass jedoch mein Vokabular keineswegs perfekt, sondern im Gegenteil "far from perfect" war, entdeckte ich zu meinem Leidwesen (und Schaden) auf einer Tour, welche nach den mir vom Reisebüro übergebenen Unterlagen die Bezeichnung "Alpine Fairytale" trug.

Ein schöner Name, wie mir schien, und natürlich wusste ich, dass "fairytales" auf Deutsch "Märchen" heißt, und ebenso, was "fairies" sind: Elfen oder Feen natürlich - was denn sonst?
Jedoch hatten meine Touristen, vorwiegend Lehrer und Lehrerinnen (mit Ehepartnern), die Reise nicht unter der Bezeichnung "Alpine Fairytales" gebucht, sondern als eine Art Studienreise - was mir wiederum unbekannt war.

Der beiderseitige Überraschungseffekt war deshalb ganz enorm, als ich in bester Laune mit einem strahlenden Lächeln den Bus bestieg, zum Mikrofon griff und die Gäste mit "Hello you fairies"  begrüßte.

Samstag, 23. September 2006

Wolkenkratzer einst und jetzt / Skyscrapers then and now



Frankfurt am Main, Moselstraße, Blick nach Norden

(Aufnahme vom 23.09.2006)













Textstand vom 23.09.2006. Auf meiner Webseite
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Mittwoch, 20. September 2006

Freitag, 15. September 2006

Die Deutsche Welle - hier nicht sehr helle

Prof. Dr. Reinhold Würth wird häufig als "Schraubenkönig" bezeichnet, weil er sich




hat.

Er ist ein herausragender Mäzen, aber wir konnten leider bei unserem letzten (und ersten - aber sicherlich nicht letzten) Besuch in Schwäbisch Hall am vergangenen Samstag (09.09.2006) in der von ihm gestifteten beeindruckenden Kunsthalle aus Zeitmangel nur die Cafeteria (und die Buchhandlung) nutzen.

Sein Geld (nicht jene paar Milliönchen, von denen der kleine Lottospieler träumt, sondern gleich ein paar Milliärdchen) hat er mit Schrauben gemacht. Und das nicht einmal mit der Produktion von, sondern dem Handel mit Schrauben.

In zahlreichen Artikeln, u. a. zu seinem 70. Geburtstag im Handelsblatt vom 19.04.2005, oder (bereits früher) im Manager Magazin vom 08.01.2004, wurde sein unternehmerisches und vielfältig mäzenatisches Wirken gewürdigt
Das "Baden-Württemberg Media-Center World Cup 2006", ein Portal des Staatsministeriums Baden-Württemberg, bezeichnet ihn auf der englischsprachigen Webseite treffend als "king of screws".

Auch der Deutschen Welle war er ein Feature wert, aber irgendwie beschleicht mich das dumpfe Gefühl, that they screwed up on it.
Die nämlich betiteln ihren Bericht mit "Richest Germans: The Screw King".

Gell, Heinrich (würde ich zum Lübke sagen, wenn der noch leben täte):
I strongly suspect that the German Wave translator was on the woodway, when he bestowed the title of "screw king" upon Mr. Würth. Und das nicht nur deshalb, weil dieser Titel seit dem Tode Augusts des Starken von Sachsen eigentlich vakant ist.


Der Sitz der Firma Würth befindet sich übrigens nicht in Schwäbisch Hall, sondern im nahe gelegenen Künzelsau. Auch diese Stadt kann sich freilich nicht rühmen, die "Screw Capital of the World" zu sein. Einst hatte man mit dieser Bezeichnung die Stadt Rockford/Illinois bedacht ("much to Rockford’s chagrin" übrigens), "because of the billions of screws, bolts and fasteners its factories produced for the manufacturers of the world".
Heute würde der Titel vielleicht nach China gehen, aber ich vermute, dass die dortige Regierung mit ihrer konsequenten 1-Kind-Politik solche Bezeichnungen strengstens untersagt :-).



Textstand vom 16.09.2006. Auf meiner Webseite
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