Die Griechen haben der Troika mal wieder einen Türken aufgebaut: Wie üblich, werden Zusagen gemacht, aber nicht eingehalten. (Vgl. heute bei SPON: "Verschleppte Reformen: Euro-Retter stellen Griechenland Ultimatum" und die Grundlage des Spiegel-Online-Artikels in der gestrigen englischsprachigen Online-Ausgabe der griechischen Zeitung Kathimerini u. d. T. "Talks with troika resume amid fears of delay to loans".)
Dieses Land ist genauso wenig dauerhaft auf westeuropäischen Standard reformierbar, wie der italienische Mezziogiorno. Und genau wie Süditalien für (bislang noch nur: ) Norditalien (und nach der scheibchenweisen Einführung der europäischen Transferunion für die Steuerzahler in GANZ Europa), wird es auf ewig ein Kostgänger der sog. "reichen" Länder werden. Nutznießer solcher Transfers wird natürlich in erster Linie die dortige Oberschicht sein.
Wie in der Entwicklungshilfe wird dann auch für Europa der Satz gelten: "Man nimmt von den Armen in den reichen Ländern, und gibt den Reichen in den armen Ländern".
Der griechische Wirtschaftsminister Kostis Hatzidakis ist sich schon jetzt sicher, dass sein Land einen weiteren Schuldenschnitt, diesmal zu Lasten (u. a.) der deutschen Steuerzahler, erhalten wird (auch wenn es aus Gründen der Wählertäuschung noch bis zur Bundestagswahl in Deutschland warten muss):
"Wir setzen die Bedingungen der Troika um und tun alles Mögliche, um am Ende des Jahres wie versprochen einen strukturellen Überschuss zu erzielen. Wenn wir zuverlässig sind und positiv überraschen, bin ich mir sicher, dass unsere Partner ihre Solidarität mit Griechenland zeigen werden" sagte er in dem heute veröffentlichten WELT-Interview "Griechen fordern mehr Solidarität von Deutschland".
"Solidarität" ist natürlich ein bloßer Wortschleier, ein Euphemismus für das, was der Griechenminister in Wahrheit meint: Geld. UNSER Geld!
Die Probleme in Griechenland (damals in etwa anderer Form) sind ebenso alt wie die Illusionen der Deutschen (und vermutlich ebenso der anderen Mittel- und Nord-Europäer), dass sich die dortige Gesellschaft entscheidend verändern werde.
Ein Beispiel für derartige Traumtänzerei fand ich jetzt in einer eher unwahrscheinlichen Quelle.
In Füssen gibt es seit 1838 eine regionale Tageszeitung. Bei ihrer Gründung, und noch bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, war sie eigenständig.
Dann ging sie in der Allgäuer Zeitung auf (die ihrerseits den überregionalen Teil, den sog. "Mantel", von der Augsburger Allgemeinen erhält).
Heute liegt das Füssener Blatt jeweils als "Buch" (so nennen die Zeitungsdrucker jeden der zusammen gefalteten Teile einer Zeitung) "nur" (oder: immerhin!) noch ein Lokalteil mit einer eigenen Redaktion in Füssen.
Sie haben natürlich schon nachgerechnet und festgestellt, dass die "Füssener Zeitung" in diesem Jahr ihr 175jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem Anlass war der Ausgabe vom Montag, 01.07.2013, eine 64-seitige Beilage beigefügt, mit Angaben zur Geschichte der Zeitung usw. (Für meinen Geschmack zur Geschichte zu wenig, und an Grußworten und anderen Inhalten zu viel; das Layout des Textex geht auch recht verschwenderisch mit dem Platz um.)
Auf S. 5 finden wir ein Faksimilie von S. 1 der allerersten Ausgabe vom Sonntag (!), dem 1. Juli 1938. Darin erfahren wir u. a. auch etwas über Griechenland:
"In Griechenland hat die Regierung nach den dortigen Zeitungen mit einigen Oppositionsblättern, Räuberbanden und Unruhestiftern zu schaffen. Übrigens [d. h.: ansonsten] blüht das Land sichtbar auf, und die trefflichen Einrichtungen, namentlich die Schulen, werden das Übel bald von der Wurzel aus vertilgen."
"Oppositionsblätter" erscheinen uns heute als legitimer Bestandteil eines demokratischen Gemeinwesens. Räuberbanden im älteren Sinne gibt es in Griechenland wohl nicht mehr.
Dafür rauben heutzutage die Staatsbediensteten und die Steuerhinterzieher ihr Gemeinwesen mit vereinten Kräften aus.
Vielleicht streuten schon damals die deutschen Regierungen ihrem Volke ganz bewusst Sand in die Augen. Denn seit 1832 war der Wittelsbacher Otto I., also ein Mitglieder der bayerischen Herrscherfamilie, griechischer König (Wikipedia). Das Land ließ sich auch gerne von Bayern (und anderen) "Kredite" geben. Zurückgezahlt wurden die natürlich genauso wenig, wie heute mit einer Tilgung der Kredite aus Deutschland bzw. vom ESF zu rechnen ist:
"Die Schulden Griechenlands gegenüber dem Staate Bayern beliefen sich zu guter Letzt auf 1.933.333 Gulden und 20 Kreuzer oder 4.640.000 Drachmen. Ohne das letzte Darlehen von einer Million Gulden, das König Ludwig ermöglichte, hätte Griechenland den Staatsbankrott anmelden müssen. Die Nicht-Rückzahlung der Darlehen belastete in der Folge die Griechisch-Bayerischen Beziehungen sehr"
erfahren wir über die damaligen Verhältnisse im Wikipedia-Artikel über König Otto I.
ceterum censeo
Deutschland in Europa: Weder Zuchtmeister, noch
Zahlmeister!
Textstand vom 02.07.2013
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