Donnerstag, 25. Mai 2006

Heute WIEHERT Canabbaia

Als ein in der Wolle gefärbter Lyssenkonianer ist Canabbaia natürlich verpflichtet, beim menschlichen Verhalten die Dominanz der Umweltprägung über die genetische Codierung zu beweisen. Deshalb hat er momentan vom Bellen auf Wiehern umgestellt – weil er nämlich heute die Frankfurter Galopprennbahn im Stadtteil Niederrad besucht hat.
Fleischer, Volksbank und Friseusen ließen dort die Pferdchen laufen: beim 7. Renntag des Handwerks.
Frankfurter Handwerker können rabiat werden. Schon 1614 haben sie unter der Leitung von Vinzenz Fettmilch den berühmten Fettmilch-Aufstand veranstaltet. Ob deshalb diesmal ein hochwohllöblicher Hoher Rat die massive Polizeipräsenz angeordnet hatte? (Oder war das wegen der zahlreichen Kinder unter den Zuschauern? Dachte die Obrigkeit vielleicht, die könnten sich als gefährliche Kindersoldaten entpuppen?)

Oder sollten die zahlreich erschienenen "Grünen" die ausgestellten Oldtimer beschützen? Thunderbird, Cadillac usw.: die amerikanischen Design-Äquivalenzen zum deutschen Stil des Gelsenkirchener Barock.
Und doch: wenn man nach langer Zeit wieder einmal den einen oder anderen dieser "Ami-Schlitten" sieht, sagt man sich vielleicht reuig-gerührt: irgendwie hatten sie ja doch was. Insoweit sind sie Großmutters Vertiko vergleichbar, oder den Schnörkelbauten des Historismus. Auch deren kriegsüberlebende Veteranen lieben wir heute wieder, wenn wir sie inmitten liebloser moderner Kastenbauten erblicken. (Was freilich noch lange nicht jenen ausgebrannten Posthistorismus rechtfertigt, mit dem sich Frankfurt voll in der Tiefe des Zeitgeistes zeigt.)

Doch zurück zu den Oldtimern: mein Favorit ist der "Ursus". Ein bärenstarkes Traktorungetüm aus Polen, Baujahr 1951. "Tonnageideologie" assoziiere ich mit seinen bulligen Eisenmassen. Zur Spazierfahrt freilich wäre er etwas unpraktisch. Dann doch lieber das Ford-Coupé von 1928: 80 km/h aus 40 PS.

Neblig war es und kalt. Indes: A cavallo donato non si guarda in bocca. Schließlich waren wir ja mit Freikarten hierher gekommen. Nach dem dritten oder vierten Rennen traten wir aber doch den Heimweg an. Pferderennen gesehen, plus einige (wenige) Damen, welche die schöne Tradition der Hütemodenschau hüteten – und irgendwann kam die Kälte dann durch unsere Klamotten.
Summa summarum jedenfalls: eine nette neue Erfahrung für uns.



Textstand vom 26.05.2006.
Gesamtübersicht der Blog-Einträge auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm

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