und es herrscht - Vatertagsstimmung!
Menschen - Männer meist - plaudern, rauchen, lachen und trinken.
Ein Suchtrupp (nicht diese drei fröhlichen Burschen; die Bierkistenlieferung habe ich leider zu fotografieren versäumt) erkundet die Umgebung, und kehrt vergnügt mit einer Kiste Bier zurück.
Mit der Regionalbahn um 8.20 Uhr waren wir aus Wächtersbach abgefahren; da es auf dieser Fahrt keine ungeplanten Aufenthalte gab, muss es also gegen 9.15 h gewesen sein, als wir im Frankfurter Hauptbahnhof ankamen.
Eigentlich Zeit genug, um die S1 (auf der Strecke rechts des Mains) nach Wiesbaden um 9.42 h zu erreichen. (Alternativ hätten wir auch die linksmainisch geführte S9 um 9.32 h nehmen können, die ist aber wegen der Fahrt über den Frankfurter Flughafen oft ziemlich voll, so dass wir möglicher Weise lieber über Frankfurt a. M. Höchst gefahren wären.) Ich bevorzuge allerdings die Fahrt mit "richtigen" Zügen, aus dem banalen Grund, dass die Toiletten haben (von denen zwar regelmäßig ein Teil defekt ist, aber die eine oder andere funktioniert meist doch noch).
Also bummelten wir ein wenig durch den Bahnhof Ffm. und bestiegen dann den Regionalexpress 9.53 h Richtung Koblenz.
Diese Entscheidung bereuten wir freilich ziemlich schnell, denn dieser Zug transportiert auch viele von denjenigen Menschen, welche am schönen Mittelrhein mal 'einen Zug durch die Gemeinde machen' oder die Steillagen der Promille erklimmen wollen.
Im Rückblick müssen wir allerdings unsere Einschätzung korrigieren und über unsere "Fehlentscheidung" heilfroh sein.
Denn: "S-Bahn fährt in Flörsheim gegen Bagger - Fahrgäste kommen mit Schrecken davon" melden die Medien (Artikel und Bilder z. B. auf der Webseite "Main-Spitze" von Alexandra Dehne vom 19.06.2010; auf "Echo Online" lesen wir einen Bericht - mit anderen Fotos - von Jens Etzelsberger über einen etwas ungewöhnlichen Bahnunfall: "S-Bahn rammt Baumaschine. Bahnverkehr: Fahrgäste kommen mit dem Schrecken davon - Mehrere zehntausend Euro Schaden").
Das war jene S-Bahn, in der wir möglicher Weise gesessen hätten - wenn nicht ... siehe oben.
Auch wenn die Fahrgäste bei diesem Unfall mit dem Schrecken davon kamen schätzen wir uns doch glücklich, dass uns ein solcher erspart geblieben ist. (Unangenehm wäre es auch aus anderen Gründen gewesen, denn, wie wir bei Echo-Online erfahren:
"Klagen über das Notfallmanagement gab es von Seiten der Fahrgäste. Obwohl nur 39 Personen zu transportieren waren, dauerte es dreieinhalb Stunden, bis die letzten Fahrgäste von Taxen in der DRK-Wache abgeholt wurden." Das Gleis in Fahrtrichtung Wiesbaden wurde erst um 13.36 h wieder geöffnet.)
Natürlich waren nicht alle Passagiere über unseren unfreiwilligen (und langen) Aufenthalt im Bahnhof Eddersheim so happy wie unsere oben abgebildeten Männerbünde. (Hier übrigens ein Video des Bahnübergangs in Eddersheim, etwa von der Stelle aufgenommen, wo unser Zug dann stehen bleiben sollte, mit dem Bahnhof links im Hintergrund unter dem wohl nur für Eisenbahnfreaks spannenden Titel "BÜ Eddersheim mit BR 110 & BR 423") Viele Reisende wollten sehr viel weiter als nur bis z. B. Wiesbaden, Rüdesheim oder Koblenz fahren; zwei ältere Damen etwa waren auf dem Weg nach Krefeld. Aber diese Fahrgäste blieben verzweifelt schweigend in den Waggons hocken. Das Bild draußen auf dem Bahnsteig dominierten jene Jungmännergruppen, die wohl nur deshalb im Zug saßen um mal zu klären, warum es am Rhein so schön ist. Lustige Mädchen saßen eher nicht im Zug, durstige Burschen dagegen nicht wenige.
Wir selbst wollten den Flohmarkt am Schloss (bzw. an der Seite des Schlossparks) in Wiesbaden-Biebrich besuchen, der an (nicht ganz) jedem 3. Samstag im Monat stattfindet. Der Zug sollte um 10.18 h (nur 10 Minuten später als die S-Bahn, da er unterwegs weniger Halte hat) im Bahnhof des Wiesbadener Stadtteils mit dem (nur aus der Geschichte heraus verständlichen) Ortsnamen Mainz-Kastelankommen; vom dortigen Brückenkopf aus wären wir dann mit dem (aus Mainz kommenden) Bus Nr. 9 weitergefahren.
Weit über eine Stunde standen wir herum; der Schaffner hatte zunächst selbst keine näheren Informationen darüber, wie es nun weitergehen sollte. Man kann verstehen, dass es einige Zeit dauert, bis sich der Notfallmanager (Hugo Heres; den Namen entnehme ich dem Artikel im Wiesbadener Kurier bzw. im Main-Echo) einen Überblick über die Lage verschafft hat und Alternativrouten planen kann, was ja im schienengebundenen Verkehr etwas schwieriger ist als im Straßenverkehr.
Verwirrend war aber leider die Durchsage des Schaffners: Irgend etwas mit Mainz-Bischofsheim habe ich mitgekriegt, und dass Reisende Richtung Wiesbaden dort in die S9 nach Wiesbaden umsteigen könnten. Wer nach Frankfurt zurückfahren wolle, könne in Höchst umsteigen. Da hätte man sich eine klare (und zumindest einmal wiederholte) Ansage gewünscht:
"Der Zug fährt jetzt Richtung Frankfurt a. M. zurück. Er wird allerdings dort nicht in den Bahnhof einfahren, sondern vorher den Main überqueren. Bei Mainz-Bischofsheim fährt er erneut über den Main und von da über Mainz-Kastel weiter auf der Rheinstrecke. Dieser Zug fährt nicht mehr nach Wiesbaden. Reisende Richtung Wiesbaden können in Mainz-Bischofsheim in die S9 umsteigen. Reisende, die zum Frankfurter Hauptbahnhof zurückfahren wollen, können in Frankfurt a. M.-Höchst in die S-Bahn umsteigen."
Nun ja, irgendwie hat sich doch alles geklärt und wir fuhren nach Frankfurt zurück, wo wir pünktlich zum Mittagessen im China-Restaurant "New World" - Neue Welt - ankamen. Das Ziel war verfehlt, aber letztlich war unser Wochenendausflug am Samstag, 19.Juni 2010, auch ohne Flohmarktbesuch ganz interessant.
Eine kleine Pointe setzen zu dem fröhlichen Treiben noch die Werbeplakate am Eddersheimer Bahnsteig.
Von den zwei Wegen, welche den Christenmenschen (also nicht mir) offenstehen, öffnet der Pfad zur Hölle wie immer die Pforten weit einladend mit himmlischen Versprechungen. "Auch als Radler ausgezeichnet" bewirbt hier Licher Bier sein Produkt mit dem Foto eines Eisvogels (Bilder dieses Vogels wurden in früheren Werbekampagnen mit dem einprägsamen Werbeslogan "Aus dem Herzen von Hessen, aus dem Herzen der Natur" verwendet).
Das Nadelöhr zum Himmel ist, wie im richtigen Leben also auch im Werbeplakat ("ALKOHOL? Kenn dein Limit") deutlich enger (weshalb ich es hier als Ausschnitt vergrößere).
Wir wollen indessen zu Gunsten der Jungs auf dem Bahnsteig mal annehmen, dass die Maß halten können.
P. S.: Bei meiner (ergebnislosen) Recherche nach einem online verfügbaren Foto vom Biebricher Flohmarkt entdecke ich immerhin die Webseiten "Flohmarkt-Mafia.com", "Flohmarkt-Mafia.info" und "Flohmarkt-Mafia.de", wo ein gewisser Fritz Holling, selbst langjähriger Flohmarkt-Händler, aus jenem eher weniger hübschen Nähkästchen plaudert, in welches dem normalen Flohmarktbesucher der Einblick verwehrt bleibt. Einleitung hier:
"4o Jahre als Händler und Veranstalter vieler Flohmärkte. Was da hinter den Kulissen für Schweinereien ablaufen, möchte ich Ihnen einmal schildern. Niemand kann sich vorstellen, wie Raffgier, Hinterlist, Gesetze, Scheinheiligkeit, Skandale, Charaktere und Niederträchtigkeit das Flohmarktgeschehen beeinflussen. Jetzt als Rentner werde ich mir die Raffgierigen Veranstalter, Städte, Gesetze, Polizei und Platzvermieter etc. vor die Brille ziehen."
Textstand vom 11.06.2011. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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