Mittwoch, 19. April 2006

Wir sind nochmal davongekommen .....

 
..... indem wir den Populisten Gerhard Schröder rechtzeitig in den (politischen) Ruhestand verabschiedet und die Kotau-Kanzlerin Angela Merkel gewählt haben, welche für uns damals in Washington die Absolution für unseren Absentismus bei der Abenteuer-Reise in den Irak abgeholt hat. 
 
Mir selbst kann zwar nichts passieren, denn ich habe mich vorsichtshalber hinter jenen riesigen Ausdruckstapeln mit Informationen verschanzt, welche die US-Invasion von 1989 in Panama im Internet hinterlassen hat. Aber die Populisten unter uns, die sind schon schon voll im Visier einiger Onkel Samiels. 
 
Zumindest Dr. Steve C. Ropp, derzeit "Visiting Research Professor of National Security Affairs" am "Strategic Studies Institute of the U. S. Army War Collge", hat sich in seiner Studie "THE STRATEGIC IMPLICATIONS OF THE RISE OF POPULISM IN EUROPE AND SOUTH AMERICA" schon mal Gedanken darüber gemacht, was Amerika tun müsste, wenn die Eurosklerotiker doch mal aufmüpfig werden sollten. (Ropp hat auch einige Aufsätze über Panama geschrieben, kennt sich also mit Populisten und deren zweckmäßiger Behandlung bestens aus.) 
 
 Wenn ich mir parallel dazu anschaue, wie der US-amerikanische Rechtsprofessor Anthony D'Amato (nicht irgendwo, sondern) im "American Journal of International Law") unter dem Titel "THE INVASION OF PANAMA WAS A LAWFUL RESPONSE TO TYRANNY" seinerzeit populistisch damit rechtfertigt hat*, dass heutzutage Männer ihre Frauen nicht mehr straflos prügeln dürfen, und dass General Manuel Noriega ein "tyrant" und "thug" war (was ja auch zutrifft), und wenn ich dann gleichzeitig an meinen letzten Blogeintrag denke "Schwein hat, wer Ressourcen hat", dann gänsehäutet es ziemlich auf meinem Rücken. 
Und das, obwohl es doch immer wärmer wird in der Welt. So warm, dass man bald von einer "Berliner Bananenrepublik" spricht? 
 
* Es wurden in den USA allerdings auch wissenschaftliche, also nicht-populistische rechtliche Begutachtungen der Invasion erstellt, z. B. "WASHINGTON'S ILLEGAL INVASION" von Charles Maechling, Jr. Aber in einer Demokratie herrscht halt das Volk, nicht die Wissenschaft(ler). Und letztlich herrschen überall die Interessen. Und die können schnell wild werden, wenn das Futter knapp wird ... . 
 
 
Nachtrag 31.08.07: 
So ganz passt es nicht in den Zusammenhang, aber irgendwo muss ich dieses Papier mit seinem machiavellistisch-kühlen Text einfach memorieren: Rudolf Burger schreibt in seinem Vortragsskript "Nationale Ethik: Illusion und Realität" [ausgerechnet im Haus Rissen in Hamburg! Im Vorort Rissen -dort vermute ich auch dieses Haus- habe auch ich einstmals für kurze Zeit in einem Kellerzimmer eines Einfamilienhauses gehaust: anno 1967, während meines gescheiterten Versuchs einer akademischen Weiterbildung, an der Universität Hamburg] u. a.:
"Bestimmte Thesen und Theoreme von geopolitischer Bedeutung [Fukuyama, End of History, und Huntington, Clash of Civilizations], ja schon deren Thematisierung in der internationalen Debatte, sind dem Hegemon vorbehalten, die anderen Staaten können sie allenfalls kommentieren und müssen gegebenenfalls politisch reagieren; dieses theoretisch-praktische Gefälle der Themenkompetenz ist selbst ein wesentliches Element der hegemonialen Ordnung. Doch dass sogar die öffentliche Verwendung des Begriffs eines eigenen „Nationalen Interesses“ und dessen offene, kontinuierliche und nicht nur okkasionelle Thematisierung in unseren Breiten etwas leicht anstößiges hat, wird zunehmend selbst zu einem politischen Problem, auch wenn dieses moralisch plausible historische Gründe hat: Man sollte diese Gründe jedoch - und dies gehört selbst zum nationalen Interesse - endlich als das ansehen, was sie eben sind: nämlich historisch geworden, und die Frage nach den aktuellen nationalen Interessen in allen Politikfeldern (insbesondere natürlich auf dem Gebiet der Außenpolitik) zu einem Dauerthema der öffentlichen Debatte machen. (Dass es dabei natürlich auch Klandestinbereiche wird geben müssen, ist selbstverständlich.)" 
 
Der Titel klingt verheißungsvoll, aber seinen Vortrag "Retheologisierung der Politik und weltpolitische Konfliktkonstellationen" kann ich aus Zeitmangel leider nicht lesen. 
 
Im Sinne eines "audiatur et altera pars" notiere ich hier aber auch eine Kritik an Burgers Positionen (die ich ebenfalls nur überflogen habe): "Nicht viel Neues: Wendephilosoph Rudolf Burger 'immanentisiert'. Rezension von Karl Pfeifer." 
 
Und jetzt entdecke ich auch, warum mir Burger, jedenfalls beim Überfliegen seiner Texte, so sympathisch ist: der Mann ist Nihilist! "Die vier zum Symposion eingeladenen Vortragenden teilten Burgers nihilistische Grundeinstellung", [Hervorhebung von mir] heißt es in dem Bericht "Nihilismus und eine neue Form der Ästhetik. Ungewöhnliches Symposion: Rudolf Burgers Abschied von der Angewandten" der Wiener Zeitung vom 25.05.2007 über die Verabschiedung von Professor Burger aus seiner akademischen Position. 


Textstand vom 10.09.2022

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