Mittwoch, 9. März 2011

Scheiße schaufeln schafft Arbeitsplätze! Gegen ökonomische Verlogenheit als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele.


"Positiv muss nach Ansicht der Kommissarin [d. h. der europäischen Klimaschutz-Kommissarin Connie Hedegaard] außerdem berücksichtigt werden, dass die für den Klimaschutz bis 2020 nötigen Investitionen bis zu 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der EU schaffen würden" referiert die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) in ihrem Artikel "Milliarden für den Klimaschutz. Verschärfter Kurs der EU-Kommissarin Hedegaard stösst auf Widerstand" vom 09.03.11.

Wer immer dem Volk eine Leistung andrehen - und Geld abnehmen - will, rechnet den in Sachen Volkswirtschaftslehre weitgehend analphabetischen Massen (und die dürften sogar auch einen Großteil der Politiker einschließen) vor, wie viele Arbeitsplätze man schaffen könnte, wenn man Geld für ... ausgibt.


Nur leider: Das auszugebende Geld muss man entweder über Steuererhöhungen (oder auf Schleichwegen wie Gebühren- bzw. Preiserhöhungen, wie z. B. bei der Förderung von Solarstrom und Strom aus Windenergie) zunächst einmal aufbringen.

Denjenigen aber, welche die höheren Steuern berappen müssen, fehlt das Geld für andere Ausgaben. Natürlich lässt sich in der wirtschaftlichen Wirklichkeit nicht nachverfolgen, wo genau der Konsument das ihm (oder ihr) abgenommene Geld einspart. Manchmal wird es gar nicht eingespart: da wird fehlendes Eigengeld durch Konsum auf Pump ersetzt. Greenspan grinst und dreht den Geldhahn auf, die Zahlen stimmen, die Politik applaudiert - bis die die Finanzmärkte crashen und die Wirtschaft vor dem Abgrund steht.
Im Prinzip aber gilt, dass Steuererhöhungen (ebenso wie Preiserhöhungen usw.) Arbeitsplätze vernichten. Bestenfalls können wir also ein Nullsummenspiel erwarten. (Das gleiche gilt natürlich für Umschichtungen von Staatsausgaben.)

Klimaschutz hin, Ressourcenverknappung her: ökonomische Lügen sollten wir den Advokaten solcher Maßnahmen selbst dann nicht durchgehen lassen, wenn wir die Ziele für richtig halten. Und die Behauptung, dass der Klimaschutz Arbeitsplätze schafft, ist zwar formal korrekt. Politisch jedoch ist sie eine Lüge, weil damit vorsätzlich der Eindruck erweckt wird, als könnten auf diese Weise zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dass die knappen Mittel anderswo abgezogen werden, und damit zwangsläufig andere Arbeitsplätze vernichtet werden, wird verschwiegen.

Rein theoretisch gäbe es zwar einen Weg, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen: wenn man nämlich Einkommen oder Vermögen besteuert, die wirtschaftlich inaktiv sind, indem sie z. B. rein spekulativ an den Finanzmärkten eingesetzt werden (die berühmte Tobin-Tax und ähnliche Vorschläge).
Aber an das parasitäre Kapital geht niemand dran. (Nur die LINKE würde mir für diesen Satz heftig applaudieren, doch die sind ökonomisch noch blinder als der Rest der Parteien. Mit ihrer Agitation gegen die Schuldenbremse vertreten sie objektiv sogar die Interessen der Kapitalbesitzer, für ihr Geld vom Staat eine sichere Rendite zu bekommen: dümmer gehts nümmer!)


Wichtig und richtig wäre es, den jeweils ökonomisch effektivsten Weg zur Klimaschonung und zur Einsparung von (Energie-)Rohstoffen zu suchen. Frankreich tut das im Energiebereich mit seinen Atomkraftwerken; in Deutschland lassen sich die Dummköpfe mit allerlei Abgaben beuteln und triezen. Und Grünen-Chef Cem Özdemir darf wieder mal (u. a.) Elektroautos fordern. Ach ja: wozu brauchen wir überhaupt Kraftwerke? Der Strom kommt schließlich aus der Steckdose!


Die Titelidee (natürlich nicht den Wortlaut) für meinen Blott verdanke ich übrigens keinem Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe. Der hatte diesen Sachverhalt auf seiner Italienreise gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Neapel beobachtet. Bella Napoli war damals eine Freilichtkloake. Der Kot blieb aber nicht lange liegen: fleißige Lazzaronis (deren Ehre Goethe als scharfer Beobachter gegen zahlreiche Reiseführer rettet, in denen das Volk als faul beschrieben wurde) sammelten sie ein und brachten sie als Düngemittel aufs Land.
Tolle Recyclingwirtschaft - aber ökonomisch ziemlich ineffizient, solche Form der Düngemittelgewinnung, bzw. solche Arbeitsplätze.


Nachtrag 15.04.11
Vgl. dazu jetzt auch den Artikel "Erneuerbare Energien. Das grüne Jobwunder ist nur ein Märchen" vom T. Kaiser, D. Wetzel und F. Wisdorff auf WeltOnline vom 02.04.2011. (Wurde  auch Zeit, dass der Arbeitsplatzfetischismus nicht nur in einem kleinen unbeugsamen Blog wie dem meinigen demystifiziert wird, sondern in den "richtigen" Medien!)


Nachtrag 04.09.2011
Ziel der "Global Warming Policy Foundation" ist laut Wikipedia "die Vermeidung von vermeintlichen Überreaktionen gegenüber der Globalen Erwärmung". Es ist also eine Einrichtung jener Leute, die man im Englischen als "contrarians" bezeichnet: Menschen die nicht glauben wollen, dass es eine Klimaerwärmung gibt, bzw. dass eine solche durch menschliches Verhalt verursacht wird. (Der Begriff "contrarians" ist zwar an sich breiter und wird auch in vielen anderen Zusammenhängen verwendet, aber wenn klar ist, worum es geht, werden 'Klimaleugner' meist kurz als contrarians, oder auch als sceptics - Klimaskeptiker -, bezeichnet.)
Insofern ist mir die Organisation ziemlich suspekt; das heißt aber nicht, dass alles, was von denen kommt, falsch oder Unsinn ist. Aktuell hat die Stiftung eine Studie "The Myth of Green Jobs" von Prof. Gordon Hughes, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Edinburgh,  vorgelegt, die inhaltlich sicherlich zutrifft: Grüne Energien bedeuten einen Wohlstandsverlust, keinen Gewinn. Und Arbeitsplätze zu schaffen, ist kein Selbstzweck - wie ja auch schon aus dem Titel meines Eintrags ersichtlich ist.
Allerdings muss ich, als Ressourcenskeptiker, folgerichtig davon ausgehen, dass wir diesen Wohlstandsverlust so oder so nicht vermeiden können, weil eben die traditionellen Energiequellen ausgehen (allerdings könnten wir mit einer verstärkten Nutzung der Nuklearenergie den Wohlstandsverlust noch eine zeitlang hinauszögern).
Die Homepage der Organisation hat aktuell auch einen Artikel "The lights may go out in Germany even sooner than in Britain" nachgedruckt, der die auch bei uns geäußerte Kritik an der sog. "Energiewende" übt.

Textstand vom 04.09.2011

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