In Sachen Rentenfinanzierung wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen.
Das dürfte freilich in den allermeisten Fällen keine hinterhältige Absicht sein, sondern pure Dummheit. Für die allermeisten Teilnehmer (einschl. „Fachleuten“) an der „Rentendebatte“ ist das Ende der eigenen Nasenspitze identisch mit dem Ende der bewohnten Welt.
Blühender Unsinn ist z. B. die BEHAUPTUNG, mit der Abschaffung des
derzeitigen Umlageverfahrens („UV“)
müssten die Arbeitnehmer keineswegs im Kapitaldeckungsverfahrens („KDV“) sparen, sondern hätten eine
breite Auswahl von Möglichkeiten.
Tatsächlich reduzieren sich alle
diese Möglichkeiten (ausgenommen allenfalls selbstgenutztes Wohneigentum) auf
das KDV. (Während eine Steuerfinanzierung eine Form des UV wäre.)
Die einzige Ausnahme wäre eine
Altersversorgung in der Familie. Wer das heutzutage propagiert, der möge sich gefälligst
als höriger Bauer auf einem Agrargut verdingen: Dann lebt er endlich ganz real
in jener Welt, die er nostalgisch verklärt.
Eine FALSCHBEHAUPTUNG ist es auch, dass die Arbeitnehmer 1/3 ihrer
Rente über ihre Steuern finanzieren würden. Ganz abgesehen davon, dass nicht
nur Arbeitnehmer Steuern bezahlen, dienen die Staatszuschüsse je nach
Berechnung zu 50 - 100% der Abdeckung VERSICHERUNGSFREMDER LEISTUNGEN,
finanzieren also die Renten von Nicht-Beitragszahlern: Selbst im ungünstigsten
Falle und wenn ausschließlich Arbeitnehmer Steuern bezahlen würden, würden sie
also ihre EIGENEN Renten lediglich zu 1/6 via Steuern mitfinanzieren.
Betrügen kann man auch ohne zu
lügen; nämlich indem man „durch
Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen
einen Irrtum erregt oder unterhält“ (Legaldefinition des Betrugsparagraphen
263 StGB).
Ein Beispiel (das nichts mit
Renten zu tun hat) für einen solchen Betrug (der freilich nicht strafbar ist,
weil die Absicht zur Vermögensschädigung fehlt) ist ein Artikel, in welchem der
AfD-Hasser Julius Bender vor einigen Wochen in der FAZ problematische bis
inakzeptable Äußerungen von AfDlern zusammengetragen hatte. Dabei verschwieg
er, dass die allermeisten „Täter“ bereits aus der Partei ausgeschlossen worden oder
selber ausgetreten waren. Er erregte bei seinen Lesern also den Irrtum, dass
diese Leute immer noch Parteimitglieder seien.
In ähnlicher Weise betrügerisch ist die BEHAUPTUNG, eine
verminderte Zahl von Arbeitnehmern werde das Umlageverfahren massiv beeinträchtigen,
wenn nicht gar kollabieren lassen.
Diese an sich zutreffende Behauptung (jedenfalls was die massive
Beeinträchtigung angeht) wird in aller Regel von den Klinkenputzern des KDV
verbreitet. Und dort mit der (meist stillschweigenden) Zusatzbehauptung: „Beim
KDV kann das nicht passieren, weil dort JEDER FÜR SICH SELBER vorsorgt“.
Beides ist eine Lüge die durch die
sog. „Mackenroth-These“
widerlegt wird. Gerhard Mackenroth hatte bereits 1952 zutreffend festgestellt:
„Nun gilt der einfache und klare Satz, daß aller Sozialaufwand immer aus
dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß. Es gibt gar keine
andere Quelle und hat nie eine andere Quelle gegeben, aus der Sozialaufwand
fließen könnte, es gibt keine Ansammlung von Periode zu Periode, kein ‚Sparen‘
im privatwirtschaftlichen Sinne, es gibt einfach gar nichts anderes als das
laufende Volkseinkommen als Quelle für den Sozialaufwand ...
Kapitalansammlungsverfahren und Umlageverfahren sind also der Sache nach gar
nicht wesentlich verschieden. Volkswirtschaftlich gibt es immer nur ein
Umlageverfahren.“
Einfacher gesagt: Im Großen und
Ganzen (Wohneigentum vielleicht ausgenommen) können die nicht mehr arbeitenden
„Alten“ nur
das verbrauchen, was die Arbeitenden (die „Jungen“)
a) produzieren und
b) an die Alten „abgeben“ - auf
welchem Wege auch immer (Beiträge, Steuern, Zinsen, Dividenden usw.)
Bei gleicher technischer
Ausstattung produzieren mehr Arbeitende logischer Weise mehr als weniger
Arbeitende; somit werden sie (in ABSOLUTEN Zahlen) auch weniger „abgeben“
können und wollen. (Theoretisch könnte die sinkende Arbeitnehmerzahl durch
Produktivitätssprünge ausgeglichen werden; aber heutzutage sind die
Produktivitätssteigerungen (auch in anderen entwickelten Ländern) nur noch
mickrig.
Wollte man dennoch von hohen
Produktivitätssteigerungen ausgehen, dann wäre es auch kein Problem für die
Arbeitenden, prozentual höhere Beiträge abzuführen - und somit die gesamte
Debatte um die demographische Krise überflüssig.
Es ist also zu erwarten, dass
(jeweils in absoluten Zahlen) nicht nur die Beiträge (und ebenso die
Steuerleistung!) bei einer rapide fallenden Arbeitnehmerzahl stark absinken,
sondern auch die Kapitalrenditen.
Vor allem sollte es jedem möglich
sein, mit einem Minimum von Gehirnschaltungen zu erkennen, dass eine
Volkswirtschaft mit sinkender Arbeitnehmerzahl eine steigende Summe an
Geldersparnissen nicht in Ertrag bringende Investitionen umsetzen kann. Das
Geld würde verpulvert werden, z. B. durch steigende Konsumentenkredite. Oder
durch Kredite an amerikanische Häuslebauer: Hatten wir ja gerade erst; aber wo
kämen wir hin, wenn die „Rentenexperten“ daraus etwas LERNEN würden?
(Zusätzliche) „Kredite an
amerikanische Häuslebauer“ würde einen entsprechend gesteigerten
Exportüberschuss bedeuten; im Ergebnis also wahrscheinlich zum großen Teil auf
ein Verschenken der von uns produzierten Güter hinauslaufen.
Wenn dagegen die ersparten Gelder
NICHT die Exporte nicht ans Ausland verliehen und in Exportüberschüsse
umgesetzt werden können, bricht unsere Wirtschaft ein, weil ihr dann jährlich
ca. 220 Mrd. € an Konsumnachfrage fehlt. (Entsprechend sinken auch die
Umsatzsteuereinnahmen des Staates.)
Die Auswirkungen des KDV wären
also gleich in mehrfacher Hinsicht verheerend.
Die KDV-Klinkenputzer werden
erwidern, dass wir unser Geld dann halt im Ausland anlegen müssten.
Dafür kommen freilich schon rein
theoretisch nur wenige Staaten in Betracht, die eine gefestigte Rechtskultur,
hohe Produktivität und nicht selber demographische Probleme haben.
Und dummer Weise leiden diese
Staaten NICHT an Geldmangel für Investitionen - sonst wären schon zur Zeit der
Finanzkrise die ausländischen Anlagen in den USA in Unternehmen geflossen,
statt in Wohnimmobilien und Granitküchen.
Schon die anlagesuchenden Gelder
aus Deutschland von bis zu 220 Mrd. € jährlich kann die Weltwirtschaft nicht
investiv absorbieren. Und noch weniger, wenn alle anderen Staaten mit
demographischen Problemen (einschl. China!) auf dieselbe „schlaue“ Idee kommen,
ihre Altenlasten dem Ausland aufzudrücken. Eigentumsrechte hin oder her: Nie
und nimmer würde „america first“
unsere und anderer Länder Rentner jährlich mit hunderten von Milliarden
durchfüttern. Wer das Gegenteil glaubt, ist nicht ganz bei Troste. (S. a. hier:
„Wer auf das Ausland vertraut, muss mit
dem Risiko leben, dass Schulden nicht zurückbezahlt werden.“)
Eine weitere lügnerische oder
betrügerische Aussage ist die BEHAUPTUNG,
dass die Probleme (nicht genügend Kinder/Arbeitende) dadurch entstehen würden,
weil sich im Umlageverfahren die Kinderlosen sozusagen an den ‚Kinderinvestitionen‘
(Humankapitalinvestitionen) von Eltern schmarotzen könnten.
Beispielsweise heißt es in dem
Gutachten „Grundlegende
Reform der gesetzlichen Rentenversicherung“ des Wissenschaftlichen
Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft vom Februar 1998 (das nach meiner
Einschätzung faktisch im Wesentlichen von Prof. Hans-Werner Sinn verfasst
worden sein dürfte) unter Ziff. 45:
„….. im
Grunde entstehen die Finanzierungsprobleme des UMLAGEVERFAHRENS dadurch, daß
Haushalte ohne Kinder sich an den Arbeitseinkommen der Kinder anderer Leute
beteiligen können, daß also MIT DER EINFÜHRUNG DIESES VERFAHRENS EINE
SOZIALISIERUNG DER SCHAFFENSKRAFT DER KINDER vorgenommen wurde.“
Mit diesem Gutachten hatte ich
mich bereits im Jahre 2004 auf meiner Webseite „Rentenreich“
äußerst detailliert (und ironisierend) auseinandergesetzt. Während ich den
soeben zitierten Passus vielleicht noch geschluckt hätte, hat mich der
Folgetext dann doch stutzig gemacht (Hervorhebungen von mir):
„Eine Reform der Rentenversicherung, die diesen Zusammenhängen Rechnung
trägt, könnte die Höhe der umlagefinanzierten Rente teilweise von der individuellen
Kinderzahl abhängig machen und verlangen, daß die bei der Kindererziehung
eingesparten Beträge am Kapitalmarkt angelegt werden, um auf diese Weise Ersatz
für die fehlenden Renten zu schaffen. Alternativ wäre daran zu denken, den Familienlastenausgleich
über das staatliche Budget zu verstärken. ABER IM FALLE EINES ALLGEMEINEN
ÜBERGANGS IN DIE KAPITALDECKUNG SIND SOLCHE MASSNAHMEN ENTBEHRLICH.“
Denn wenn man sich ganz konkret
eine Situation vorstellt, in der Pflichtbeiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung
weggefallen sind und jeder selber für sein Alter Geld sparen muss, dann
entdeckt man, dass die Familien IMMER NOCH BENACHTEILIGT sind! Denen bleibt ja,
nach Abzug ihrer Kinderkosten, im Vergleich zu den Kinderlosen weniger oder gar
nichts für die Altersvorsorge übrig!
Da kann also was nicht stimmen:
Familien sind in BEIDEN Systemen in gleicher Weise benachteiligt!
Die Fehlanreize GEGEN das
Kinderkriegen können nicht dem UV zugeschrieben werden, wenn sie sich im KDV
genauso manifestieren. Zwar ist die Behauptung, „daß [sich] Haushalte ohne
Kinder ….. [im Umlageverfahren] an
den Arbeitseinkommen der Kinder anderer Leute beteiligen können“ für sich
genommen richtig. Aber wenn auch im KDV die Eltern benachteiligt sind: Wer
profitiert dann DORT davon???
Die Antwort hat mir Prof. Sinn in
„seinem“ Gutachten dankenswerter Weise J selber
geliefert, in dem er sagt, das die „Arbeitskräfte
… als Komplemente des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks für den
Produktionsprozeß zur Verfügung stehen“. Und natürlich MÜSSEN die auch zur
Verfügung stehen, um überhaupt produzieren zu können. Aus dem
Produktionsprozess ziehen die „Kinder“ (als nunmehr Arbeitende) Löhne. Und die
Kapitalbesitzer Gewinne.
Aber die Eltern? Bekommen NICHTS!
Folgerichtig in das ökonomische Denksystem übersetzt, haben wir damit folgende
Situation:
·
Die Sachkapitalinvestoren (also u. a. auch die
Vorsorgesparer!) erhalten Gewinne (Zinsen, Dividenden, Mieten …)
·
Die Eltern sind „Humankapitalinvestoren“, weil ohne
„Kinder“ nichts läuft. Aber DIE bekommen KEINE RENDITE (und keine Rückzahlung
ihrer „Investition“).
Mit anderen Worten: Die Eltern
investieren, die Kapitalbesitzer kassieren - für lau! (Natürlich auch außerhalb
des Rentenverfahrens.)
In Europa ist das weniger krass
als in den USA, weil bei uns ja sowohl die Nichtverheirateten (und mutmaßlich
Kinderlosen) höhere Steuern bezahlen und andererseits die Eltern vielfältige
Unterstützung bekommen.
Nur gleichen diese (für den
Steuerzahler sehr kostspieligen) Unterstützungen die Kosten der Eltern nicht aus.
Insbesondere gilt das für die sog. „Opportunitätskosten“, die dann entstehen,
weil ein Elternteil zur Kinderbetreuung daheim bleibt, und somit kein
Arbeitseinkommen bezieht.
Noch krasser behauptet Prof.
Martin Werding in seiner Bertelsmann-Studie „Familien
in der gesetzlichen Rentenversicherung: Das Umlageverfahren auf dem Prüfstand“
aus dem Jahr 2014 (Hervorhebungen von mir):
„Tatsächlich steht die Ausgestaltung des deutschen
Rentenversicherungssystems im Widerspruch zu seiner eigentlichen ökonomischen
Grundlage: UMLAGESYSTEME zur Altersvorsorge basieren auf einem Austausch
zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Generationen, von denen die ältere
für die Erziehung und Ausbildung der jüngeren aufkommt und von dieser dafür im
Alter versorgt wird. In Kinder zu investieren, stellt IN SOLCHEN SYSTEMEN daher
die entscheidende Vorleistung dar, durch die Mitglieder der jeweils aktiven
Generation im Alter Renten erhalten können. DIE LAUFENDEN BEITRAGSZAHLUNGEN AN
DIE RENTENVERSICHERUNG SCHAFFEN IM UMLAGEVERFAHREN DAGEGEN, ANDERS ALS BEI
EINER KAPITALDECKUNG, KEINERLEI WERTE BZW. VORSORGEERSPARNISSE, DIE FÜR DIE
FINANZIERUNG ZUKÜNFTIGER RENTEN ZUR VERFÜGUNG STEHEN. Sie werden vielmehr
unmittelbar verwendet, um laufende Renten zu zahlen, und sind eine Rückzahlung
der derzeitigen Erwerbstätigen an die Generation der eigenen Eltern. Dieser
GRUNDLEGENDE SYSTEMFEHLER IN DER
KONSTRUKTION DES RENTENVERSICHERUNGSSYSTEMS führt dazu, dass Familien
– anders als kinderlose Erwerbstätige – neben ihrem finanziellen Beitrag an die
Rentenversicherung einen zusätzlichen Beitrag durch Investitionen von Zeit und Geld
in ihre Kinder leisten. Diese Kinder werden später sowohl die Renten ihrer
eigenen Eltern, als auch die Renten kinderlos Gebliebener finanzieren. Dadurch
entstehen positive „externe Effekte“ von Kindern, die jeweils der gesamten
nächst-älteren Generation zu Gute kommen.“
Das klingt hochgelehrt - und ist
doch blühender Schwachfug.
Es sind eben NICHT NUR die
Umlagesysteme, die „auf einem Austausch
zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Generationen [basieren], von denen die ältere für die Erziehung und
Ausbildung der jüngeren aufkommt und von dieser dafür im Alter versorgt wird.“
Das gilt genau so für das KDV - nur dass der Weg der „Transferzahlungen“ von
den Jungen an die Alten ein anderer ist. Das ergibt sich ja auch schon aus der
o. g. „Mackenroth-These“.
(Die gilt übrigens, anders als gelegentlich behauptet, keineswegs nur für
geschlossene Volkswirtschaften. Der Unterschied bei Auslandsinvestitionen im
KDV liegt lediglich darin, dass sich die Sachkapitalkapitalinvestoren die „Humankapitalinvestitionen“
von Eltern in ANDEREN VÖLKERN aneignen.
Der Satz
„Die laufenden Beitragszahlungen an die Rentenversicherung schaffen im
Umlageverfahren dagegen, anders als bei einer Kapitaldeckung, keinerlei Werte bzw.
Vorsorgeersparnisse, die für die Finanzierung zukünftiger Renten zur Verfügung stehen“
ist in mehrfacher Hinsicht falsch
bzw. unverschämt:1) Enthält er den unterschwelligen Vorwurf an die Rentner im Umlageverfahren, dass sie sozusagen volkswirtschaftliche Schmarotzer seien, weil sie ja nichts investiert hätten. Das ist eine Frechheit - und außerdem sozialökonomische Ignoranz pur. Unsere Gesellschaft hat die Figur des „Investors“ ausdifferenziert in Gestalt der „Reichen“. DENEN billigt unsere Gesellschaft Gewinne (Renditen) zu, damit DIE investieren (sollen und) können. Karl Marx hat ja durchaus Recht, dass die „Kapitalisten“ dem Arbeitnehmer einen „Mehrwert“ abnehmen. Nur ist das kein Skandal, sondern die notwendige Voraussetzung für weitere Investitionen - in einer „kapitalistischen“ Wirtschaftsordnung. Konstruktivistisch gesprochen, könnte man fingieren, dass die Arbeitenden dem Unternehmer einen Teil ihres Einkommens „abgeben“, damit dieser (auch) das Geldkapital für sie in neues Sachkapital investiert. Die Arbeitenden KÖNNEN sozusagen gar nicht (in großem Umfang) investieren, weil sie diesen Teil ihres Arbeitseinkommens treuhänderisch dem „Investor“ überlassen haben. Damit haben die Arbeiter (mittelbar) sehr wohl „Werte [geschaffen], die für die Finanzierung künftiger Renten zur Verfügung stehen“. Wer in Verkennung dieser Zusammenhänge den Arbeitenden vorwirft, kein Kapital (für ihr Alter / für die nächste Generation) zu bilden, der DELEGITIMIERT DEN KAPITALISMUS SELBER! Die Konsequenz wäre nämlich, dass die Arbeitenden die Betriebe in „Volkseigentum“ überführen und den düpierten Ex-Kapitalisten sagen: „So, ab jetzt investieren WIR! Das wolltet ihr doch so haben, oder?“
2) Es gibt keinen Mangel an Investitionskapital. Ein massiver Altersvorsorge-Sparzwang (wie er sich aus einer Abschaffung des UV ergeben würde) könnte also schon deshalb nicht in ZUSÄTZLICHE Investitionen fließen, weil es keine zusätzlichen Anlagemöglichkeiten gibt (über das hinaus, was aus schon vorhandenen Mitteln abgedeckt werden kann).
3) Anders gesagt: Auch bei einem Umstieg auf KDV könnte die Wirtschaft gar keine zusätzlichen Werte schaffen. Und „Vorsorgeersparnisse“ als bloße Geldrücklagen sind volkswirtschaftlich nutzlos (bzw., siehe Folgeziffer, sogar verheerend schädlich!).
4) Tatsächlich würde ein solcher SPARZWANG sogar zu einem RÜCKGANG DER INVESTITIONEN führen. Denn entsprechend, wie es die Aufgabe der Kapitalbesitzer (der „Reichen“) ist, zu investieren, ist es die gesellschaftliche „Pflicht“ der Arbeitnehmer, zu konsumieren. Tun sie das nicht, kollabiert die Wirtschaft mangels Nachfrage. Anders als selbst heute noch so ziemlich alle VWL-Professores hatte der „Kapitalist“ Robert Bosch bereits 1931 die Zusammenhänge zwischen Geld- und Realwirtschaft durchschaut: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“ Aber dieses „viele Geld“ hatte er nicht schon dadurch, dass er gute Löhne bezahlt: Sondern dass die Arbeitnehmer ihre „guten Löhne“ wieder ausgegeben (verkonsumiert) haben. Hätten sie das nicht getan, sondern ihr Geld zur Bank getragen, wäre er ratzfatz pleite gewesen.
5) Zusammenfassend: Nicht nur braucht die deutsche Volkswirtschaft oder die Weltwirtschaft kein zusätzliches Geldkapital, sie kann es nicht einmal investiv verwerten. Es würde KONTRAPRODUKTIV wirken, nämlich die Wirtschaft zerstören, anstatt sie anzukurbeln. Eine florierende Volkswirtschaft braucht BEIDES: Konsum und Investition. Die jeweils „richtige“ Relation zwischen beiden findet der Markt. (Und das nötige Geld stellt, außer den „Reichen“, ggf. die kreditäre Geldschöpfung in ausreichendem Maße zur Verfügung.) Es ist daher geradezu pervers, wenn Professoren, die sich selber für Marktwirtschaftler halten, dem Investitionsmarkt sozusagen „von oben“ eine Zwangsstopfmast verpassen wollen, indem sie den Arbeitnehmern das Umlageverfahren wegnehmen und sie dadurch zwingen, ihr Geld zu sparen, anstatt es auszugeben. Was, wie gesagt, den Markt geradezu zerstören würde.
6) Aber selbst wenn man kontrafaktisch unterstellt, dass ein (faktisch) erzwungenes Geldsparen auf der Mikro-Ebene sich in VOLKSWIRTSCHAFTLICHEM SPAREN (Investitionen) auf der Makro-Ebene niederschlagen würde, träfe das nur für eine bestimmte Zeitspanne zu. Nämlich bis zu dem Zeitpunkt, wo die „Alten“ ebenso viel verbrauchen, wie die „Jungen“ für sich selber sparen.
Summa summarum können wir konstatieren, dass die Klinkenputzer für die Abschaffung des Umlageverfahrens der gesetzlichen Rentenversicherung und für die Umstellung auf Kapitaldeckungsverfahren entweder völlig ungeniert sind oder ausgesprochen uninformiert: Tertium non datur.
ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 06.03.2020
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