Donnerstag, 21. April 2022

Soll ich Facebook verklagen - oder auf Faschobook pfeifen?

 
Facebook hat mein Konto gesperrt. Das bedeutet, dass ich keinerlei Zugang zu den dortigen Debatten mehr habe, auch keinen bloß lesenden. Als Zeitraum war seinerzeit im Titel der Mitteilung angegeben: "vorübergehend".  
 
Nachdem ich aber bereits am 19.(oder 18.)03.2022 gesperrt wurde, hätte ich eigentlich am 20.04.2022, wieder "freikommen" müssen - wenn die Sperre die übliche Dauer von 30 Tagen gehabt hätte.
Weil das jedoch nicht der Fall war, habe ich mir die damalige Mitteilung (von der ich zum Glück einen Screenshot erstellt hatte; ansonsten könnte ich sie überhaupt nicht mehr aufrufen!) noch einmal genauer angeschaut. Und festgestellt, dass "vorübergehend gesperrt" eine vorsätzliche Täuschung ist. 
Ohnehin hatte ich mich seinerzeit gewundert, dass kein Zeitraum für diese angeblich "vorübergehende" Sperre angegeben war. Nun lese ich die Lösung des Rätsels im Kleingedruckten: "..... wird dein Konto dauerhaft deaktiviert".
 
Die TATSÄCHLICHE Botschaft dieser Mitteilung lautet also:
Du bist dauerhaft von Facebook ausgeschlossen. Es sei denn,   a) du stellst einen Antrag auf Überprüfung und   b) dieser Antrag ist erfolgreich.

Einen solchen Antrag habe ich natürlich gestellt; überprüft hat ihn Facebook aber offenbar nicht. Jedenfalls lese ich aktuell noch immer:
 
Das wird dort nun wohl bis in alle Ewigkeit stehen sein bzw. so lange, bis man auch mein Kennwort löscht.
Faschobook hat es also noch nicht einmal nötig, wenigstens vollautomatisch zu lügen "Wir haben deinen Fall überprüft, aber es bleibt bei der Sperre". Denn davon, dass die GAR NICHTS überprüft haben, bin ich fest überzeugt.
 
Den Rauswurf bei Facebook habe ich mir dadurch eingehandelt, dass ich den dort zahlreichen Putinisten sehr entschieden entgegengetreten bin. Diese Putinisten hat Facebook wohl kaum abgeschaltet. Wäre ich Verschwörungstheoretiker, würde ich sagen: Treffer für Putin; Facebook hat Gegner versenkt.
 
Die Realität ist einerseits sehr viel banaler, andererseits leider weitaus erschreckender. Facebook durchforstet offenbar die Beiträge mittels eines Algorithmus und sanktioniert Beiträge, die dieser Algorithmus als Regelverstoß "erkennt": Big Brother is watching you. Diese Überwachung ist schon an sich schlimm genug. 
Noch schlimmer ist aber, dass ein solcher Algorithmus zwar hoch entwickelt ist, jedoch die vielfältigen Feinheiten eines sprachlichen Diskurses nicht entfernt "verstehen" kann. Und so erfolgen Abmahnungen und Sperrungen, weil eine "Maschine" es so entschieden hat und offenbar nach dem Motto "lieber einer zu viel, als einer zu wenig". 
Zwar wird dem Nutzer vorgegaukelt, dass er die Chance auf eine Überprüfung habe. Ich glaube jedoch, dass allenfalls ein kleinerer Teil dieser Vorgänge durch Menschen überprüft wird. Und wenn, dann müssen auch die das "im Akkord" erledigen - und "urteilen", um sich gegenüber ihrem Brötchengeber möglichst nicht angreifbar zu machen, zweifellos ebenfalls nach dem Sicherheits-Grundsatz "im Zweifel gegen das Opfer".

Das ärgert mich als betroffene Person, aber nicht weniger auch als Staatsbürger. Denn große Teile der politischen Öffentlichkeit haben sich in die sozialen Netzwerke verlagert. Und dass dort die Kommunikation gegenüber der eigentlich grundgesetzlich garantierten Meinungsfreiheit MASSIV eingeschränkt wird, ist ein Sargnagel für unsere Demokratie.


Für mich stellt sich nunmehr die Frage, ob ich Facebook verklagen soll oder nicht.
Einen Anwalt kann ich mir nicht leisten. Weil aber die erste Instanz wohl das Amtsgericht wäre, könnte ich mich dort selber vertreten. Das traue ich mir durchaus zu, denn obwohl ich kein Jurist bin, habe ich während meines Berufslebens einige forensische Erfahrung gesammelt.
 
Vor Gericht würde ich mit ziemlicher Sicherheit Recht bekommen.  
Formal allein schon wg. der Rechtsprechung des BGH, wonach der Nutzer vor einer (wohl sogar nur zeitlich befristeten) Sperre angehört werden muss. Aber Faschobook glaubt wohl, über der deutschen Rechtsprechung zu stehen.

Und andererseits hätte ich auch deshalb gute Chancen, weil die vorangegangenen Abmahnungen zumindest teilweise fehlerhaft waren.

So etwa diese, von der ich ebenfalls einen Screenshot erstellt hatte:
Meine Formulierung, dass Ukrainer und Araber zu doof ..... seien, meint natürlich genau das Gegenteil. Das wird schon aus meinem isolierten Kommentartext selber deutlich (durch die Worte "ja auch"). Erst Recht ergibt sich das aus dem Diskussionszusammenhang. Natürlich würde ich beantragen, Facebook die Vorlage des gesamten Diskussionsstrang aufzugeben und denke, dass das Gericht dem stattgeben würde.
Soweit ich mich erinnere, hatte ich bei FB eine Überprüfung beantragt, aber ergebnislos. Wahrscheinlich wurde da gar nichts geprüft, oder rein automatisiert. Und so hoch entwickelt ist die künstliche Intelligenz eben doch noch nicht, dass sie Ironie oder Sarkasmus erkennt.

 
Im folgenden Falle, wo ich Putin einen "verbrecherischen und korrupten Aggressor" genannt hatte, hatte FB meinem Überprüfungsanstrag sogar stattgegeben und die Beanstandung zurückgenommen. Allerdings vermute ich, dass dieses "Vergehen" trotzdem in die Wertung einbezogen wurde - warum auch immer.



Was mich derzeit noch von einer Klage abhält, ist der Umstand, dass die lange Zeitspanne seit Beginn der Kontosperrung mich von FB entwöhnt hat. Das ist gar nicht so schlecht, denn am Ende bringen die ganzen heißen Debatten dort gar nichts. Soll  doch Facebook seine Mitglieder vertreiben: Mit fallender Mitgliederzahl werden auch die Werbeeinnahmen entsprechend geringer!

Noch habe ich mich freilich nicht entschieden, ob ich klagen werde oder nicht.
 
Aber jedenfalls: Wenn es Elon Musk tatsächlich um die Meinungsfreiheit geht (was ich freilich für eher unwahrscheinlich halte), dann sollte er Facebook statt Twitter kaufen. Und es vom Geist des Nannyismus befreien.
 
Bei Twitter bin ich zwar nur selten unterwegs; aber die waren immer fair zu mir. Des Öfteren, wenn wieder einmal ein Blockwart des herrschenden Konsensfaschismus mich dort denunziert hatte, bekam ich eine Mail wie z. B. diese vom 10.04.2020:
 
"Hallo,
Wegen des folgenden Inhalts haben wir eine Beschwerde zu deinem Account erhalten, @burkhardtbrink1.
Tweet-ID: 1248349585476587530
Tweet-Text: Frankfurt: ING kündigt AfD-Politiker Björn Höcke Girokonto - [url] The March of Goliath - nur ist es diesmal kein Führerfaschismus, sondern der Konsensfaschismus der Herde, der die Außenseiter terrorisiert.
Wir haben den gemeldeten Inhalt untersucht und konnten keinen Verstoß gegen die Twitter Regeln (https://support.twitter.com/articles/18311)) oder deutsche Gesetze feststellen. Wir sind deswegen dazu nicht aktiv geworden. Mit freundlichen Grüßen, Twitter"
 
Das ist ein deutlich anderer Umgang mit den Mitglieder, als die verlogene obige Kommunikation von Facebook mit mir.
 
 
Nachtrag 26.04.2022
 
Mittlerweile hat Facebook das Eingangsbild ("Wir haben dein Konto vorübergehend gesperrt") nun doch durch durch die Mitteilung ersetzt: "Dein Konto wurde deaktiviert":
Mittlerweile habe ich mich jedoch an die Facebook-Abstinenz gewöhnt. Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich damals im Zusammenhang mit der Gründung der AfD Facebook-Nutzer geworden, um mit den Parteifreunden diskutieren zu können. Ob ich allerdings weiterhin Parteimitglied bleibe, wird die Vorstandswahl auf dem kommenden AfD-Bundesparteitag (17. - 20.06.2022 in Riesa) entscheiden.
Werden dort allzu seltsame Gestalten in den AfD-Bundesvorstand gewählt, verlasse ich die Partei: Dann brauche ich auch kein Facebook mehr. Ansonsten entscheide ich danach, ob ich auf Aufhebung der Sperre klage.


Nachtrag 11.07.2022
 
Nunmehr bin ich aus der AfD ausgetreten. Wahrscheinlich werde ich also Facebook auf Dauer fernbleiben.



ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand 11.07.2022

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