Sonntag, 18. Februar 2007

Die Cassiopeia-Therme in Badenweiler

Vor'm Fenster sind heute die Narren los, drinnen steigt ein Narr in die Badehos' - und erinnert sich an an einen Kurzurlaub in Badenweiler mit (leider nur:) 2 Besuchen im dortigen Schwimmbad "Cassiopeia-Therme".
Welchen Zusammenhang das Sternbild der Cassiopeia, (mehr Informationen darüber, aber nicht ganz einfach zu lesen, in der Wikipedia) oder deren mythologische Geschichte, mit Badenweiler oder diesem Thermalbad haben soll, oder was sonst zur Namensgebung geführt hat, weiß ich nicht. Aber der Bürgermeister, der das Bad in seinem Beitrag "Ein Erlebnis im Dreiländereck" zur Broschüre "Badenweiler. Römische Badruine mit neuem Schutzdach" als "besonderer Stern am Badehimmel" apostrophiert, hat tatsächlich nicht übertrieben.

Bei unserem ersten kurzen Besuch in Badenweiler, im Jahre 2001, hätten wir das Bad mit der Kurkarte einmal kostenlos benutzen können, doch war für uns die Zeit zu knapp, weil wir damals zweimal nach Freiburg gefahren sind. so mussten wir uns seinerzeit mit dem Anblick der schönen Hülle - dem vom alten "Markgrafenbad" (um 1900) übernommenen Eingang und der modernen flachen, außen kassettenartig gedeckten Kuppel über dem großen Innenbecken, begnügen.

Bei unserem jüngsten Kurzurlaub in Badenweiler nutzten wir zunächst den ermäßigten Abendtarif (6,90 € ab 18.00 h), der für die Inhaber der Gästekarte noch einmal um 2,- reduziert wird (tagsüber 10,30 Eintritt, für Gästekarteninhaber ebenfalls um 2,- € ermäßigt und einmal um 5,30 €).
Ganz leer war es an diesem (Sonntag) Abend nicht; am Nachmittag hatten wir sogar eine Schlage an den Kassen gesehen und erstaunlicherweise kauften Badegäste sogar um 17.30h, also zum vollen Preis und kurz vor Beginn der Ermäßigung, noch Eintrittskarten. Auffallend viele, meist junge, Franzosen waren dort. Das Elsass liegt ja nahe, und anscheinend gibt es dort in er Nähe keine derartige Attraktion (hier eine Übersicht der Thermalbäder in der Region). Vielleicht waren aber auch Angehörige der Deutsch-Französischen Brigade darunter, die in Badenweilers Nachbarstadt Müllheim stationiert ist.

Baden-Baden hat es deutlich besser, was die Quellen angeht: die sprudeln mit über 50° C von selbst ("artesisch") zahlreich aus dem Boden heraus und liefern vor allem auch Sole, welche den Schwimmern Auftrieb gibt.

Badenweiler ist nicht ganz so sehr von der Natur beglückt. "Thermalquelle" heißt, laut Wikipedia, lediglich, dass die "durchschnittliche Temperatur höher als die mittlere Jahrestemperatur des Ortes ist, an dem sie zutage tritt". Irgendwo an anderer Stelle fand ich Thermalquellen als solche mit mehr als 20° Celsius definiert. Nach beiden Standards sind die Quellen in Badenweiler mit bis zu 26,4° recht warm. Allerdings liegen die Temperaturen in den Schwimmbecken höher, d. h. das Heilwasser muss aufgeheizt werden, was sicherlich einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt.
Etwas genauere Informationen über diese Heilwässer sind zumindest im Internet nicht leicht zu finden; die Kurverwaltung bietet zwar eine genaue Analyse der Mineralbestandteile und Heilanzeigen an, begnügt sich aber für die Beschreibung der Quellen mit dem Werbespruch "Sprudelnde Gesundheit - entspannen und genießen im Urelement Wasser [täglich ergießen sich 1 Million Liter aus dem Urgestein des Schwarzwaldes in Badenweiler's Badetempel]".
Etwas neugierigere Gäste erfahren immerhin in verschiedenen Broschüren und auf der Webseite der Stadt in der Abteilung "Geschichte" ('1965 zusätzliche Heilquellen im Schlosspark erbohrt'), dass man der Natur ein wenig nachhelfen und weitere Wasserquellen anzapfen musste. Ich vermute mal, dass man diese Wässer mit wiederum zusätzlichen Kosten hochpumpen muss.
Wenn man all' das bedenkt, ist der Eintrittspreis wirklich sehr fair; es ist anzunehmen, dass der Staat oder die Kurverwaltung einen ganzen Batzen Geld zuschießt.

Solche Überlegungen brauchen aber den Badegast nicht zu stören, wenn er sich in den verschieden warmen Wasserbecken tummelt. Während ich draußen in dem mit 30° verhältnismäßig "kühlen" Freibecken schwimme, blicke ich auf die abendlich beleuchtete Burgruine: ein großartiges Erlebnis. Mein Frau dämpft zwar meine Begesiterung ein wenig, indem sie mich daran erinnert, dass man im Grainauer "Zugspitzbad" einen herrlichen Blick auf Deutschlands höchsten Berg hat; aber das nur von drinnen, ein ganzjährig beheiztes Außenbecken gibt es dort nicht. Ich genieße also die hier in der Cassiopeia-Therme vielleicht einmalig romantische Stimmung, und ebenso die drei warmen Nackenduschen, welche die Muskeln von zart bis hart massieren.

Drinnen und draußen gibt es auch zahlreiche Unterwasserdüsen. Die massieren recht kräftig (wogegen ich nichts einzuwenden habe), aber für meinen Geschmack oder Körperbau etwas zu tief. In einem Wertungsvergleich dieser Massagedüsen mit den Duschkabinen, die (wie übrigens sogar die Pissoirs) mit hohen Wänden und Türen einen absoluten Blickschutz gewähren, habe ich mir über die Cassiopeia-Therme notiert: "Schützt die Intimsphäre, aber nicht die Intimteile".

Beim Umziehen und Waschen hat man nicht nur an die Wahrung der Intimsphäre, sondern auch an eine Reihe anderer Details gedacht, auch wenn insoweit immer noch der eine oder andere Wunsch offen bleibt: Die Seifenablage ist groß genug, dass auch der Seifenbehälter drauf passt (allerdings ist sie nicht ganz außerhalb der Reichweite des Duschstrahls angebracht). In den Umkleidekabinen gibt es drei Kleiderhaken, allerdings alle über der Sitzbank, so dass man die nasse Badewäsche dort besser nicht aufhängt. Dafür bietet die Thermenverwaltung im Gang an der Wand einen Behälter mit einer Rolle Plastiktüten an "Für nasse Badewäsche": sehr aufmerksam!

Aber wir sind ja zum Schwimmen und Genießen hergekommen und nehmen - kann ja nicht schaden - zuerst im großen Innenbecken unter der Kuppel (32° C) an einigen kostenlosen Körperübungen mit der Schwimmnudel teil. Noch wärmer, nämlich 34° (und dem entsprechend immer gut genutzt), ist ein kleineres Becken, das man durch einen etwas verwinkelten Gang erreicht (vermutlich ist es im Gebäudekomplex des alten Markgrafenbades eingebaut). Im gleichen Raum gibt es mit 36° noch ein kleines Sprudelbecken, das natürlich fast immer voll besetzt ist.

Den Mutigen, der sich mit kräftigen Schwimmbewegungen durch die "kühlen" 30° des Außenbeckens zu dessen Ende vorarbeitet, erwartet dort eine warme Überraschung: der Strömungskanal, und innen darin noch einmal ein kleines Sprudelbecken, sind deutlich wärmer (34°?).
Im Vergleich mit anderen Thermalbädern ist auch lobend hervor zu heben, dass die Düsen, Sprudel, Strömungskanal und Nackenduschen fast andauernd in Betrieb sind. Man muss also nicht irgendwo rumschwimmen oder rumstehen (wie in wohl allen Thermalbädern ist die Beckentiefe auch für erwachsene Nichtschwimmer geeignet, weil diese überall stehen können), sondern kann, wenn man will, ständig eine der besonderen Attraktionen genießen.

Trotz guten Besuchs war aber das Bad nicht überfüllt; wer (wie ich) hauptsächlich schwimmen will, findet dort in den 1.000m² Wasserfläche genügend Raum. Die meisten stehen oder sitzen irgendwo am Rand herum (vorzugsweise im Warmwasserbecken).

Am folgenden Montag Morgen war das Bad deutlich leerer - zu meiner Freude, weniger erfreulich aber wohl für die Kostenkalkulation des Managements. Jedenfalls konnte ich fast ungehindert von Becken zu Becken wechseln und die verschiedenen Zusatzattraktionen (vorzugsweise natürlich den Strömungskanal, der anderswo immer brechend voll ist, sowie das Sprudelbad, das auch hier ein Hauptanziehungspunkt und daher bei großem Besucherandrang meist besetzt ist) benutzen.

Summa summarum: außen wie innen ein wunderschönes Bad, und auch vom Eintrittspreis her uneingeschränkt empfehlenswert!


Nachtrag 04.04.2010:
Die Reichweite der "Tägs" ist leider eng begrenzt; wer unten den Täg "Thermalbaeder" anklickt, bekommt lediglich die neuesten Einträge zu sehen.
Aus diesem Grunde habe ich meine Thermen-Schilderungen (die allerdings nicht immer sehr detailliert sind, bzw. bei denen die Blotts nicht immer auf die Thermenbesuche fokussieren) in einem eigenen Blott "Thermenwelt: Thermen der Welt (well: meiner Welt, also Thermalbäder in Deutschland)" verlinkt.





Textstand vom 04.04.2010. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge.

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