Sonntag, 25. Dezember 2016

Warum Fiatgeld notwendig "Schuldgeld" sein muss: Ein Kredit kommt niemals allein - sondern immer im Doppelpack!


Wer (als Privatmann oder Organisation, also auch z. B. als Staat) im Fiatgeldsystem einen Kredit aufnimmt, der verschuldet sich in Wahrheit gleich "doppelt":

Zum einen, das ist offensichtlich, verschuldet er sich mit der und durch die Aufnahme eines Geldkredits in der finanziellen Dimension ("Gelddimension"). Gläubiger ist ein konkreter Kreditgeber, also meist eine Bank. (Aber auch Versicherungen vergeben Kredite, wenn sie etwa staatliche oder private Anleihen ankaufen, und auf diese Weise kann auch jeder normale Bürger zum Kreditgeber werden.)
  1.  So gut wie unbekannt ist, dass ein Kreditnehmer sich auch in der realwirtschaftlichen Dimension (oder 'Güterdimension') verschuldet, sobald er mit dem geliehenen Geld 'einkaufen geht'. 'Gläubiger' ist in diesem Falle die gesamte Volkswirtschaft.
Somit haben es hier zwar nicht im üblichen Sinne des Zahlwortes mit 'zwei' Krediten zu tun; dennoch verschuldet sich ein Kreditnehmer (zwar erst mit dem Ausgeben des Geldes; aber das 'Einkaufen gehen' ist ja der Sinn einer Kreditaufnahme) in zweierlei Weise.
Vielleicht beschreibt man diesen für unser Alltagsverständnis ungewöhnlichen Zusammenhang am besten durch die Formulierung "EIN Kredit in ZWEI Dimensionen".

Den Sachverhalt als solchen habe ich hier schon des Öfteren beschrieben.

Z. B. in meinem Blott "Wider die monetären Jahrmarktschreier: Warum die Geldschöpfung aus dem Nichts KEIN Skandal und 'Kreditgeld' (im Prinzip) selbstverständlich gedeckt ist" vom 16.03.2016 wie folgt:

"Was geschieht ÖKONOMISCH (d. h.: das steht nirgends auf dem Papier, ist aber der tiefere SINN des Geschehens), wenn die Bank einen Kredit vergibt, und ich damit einkaufen gehe?

Dann bekomme ich eine "Erlaubnis" (einen "Gutschein") VOM MARKT (von "der Volkswirtschaft"), um mir einen GüterVORSCHUSS aus dem gemeinsamen Topf (dem Marktangebot) rausnehmen zu dürfen. Die Bank ist, ÖKONOMISCH gesehen, lediglich eine "vom Markt beauftragte" Einrichtung zur Ausstellung dieser "Gutscheine".
Im gemeinsamen Topf (Markt) "fehlt" jetzt was: Ich habe eine Ware [steht hier zugleich für Dienstleistung] rausgenommen, ohne selbst dafür eine andere Ware reinzulegen. Ich habe also NICHT getauscht.

Trotzdem ist das auf Dauer kein Zustand; am Ende muss es irgendwie dann doch zu einer Art von Tausch kommen.
Wodurch gewährleistet unser Geldsystem das?

Nun: Ich muss den Kredit ja tilgen. Also muss ich, irgendwann, selber eine Ware am Markt anbieten. Dann bekomme ich (wg. Übersichtlichkeit lasse ich die Zinsen weg, die grundsätzlich aber auch kein Skandal sind) Geld dafür. Naiv könnte man sich das zwecks maximaler Anschaulichkeit so vorstellen: Mit meinem Warenverkauf löse ich den Geldschein wieder ein (hole ich ihn mir zurück), mit dem ich am Anfang bezahlt habe."

Abstrakter gesagt:
Dass auch das Einkaufen mit geliehenem Geld (finanzwirtschaftlicher oder Geld-Kredit) seinerseits eine Kreditaufnahme (realwirtschaftlicher oder Güter-Kredit) darstellt, ergibt sich aus der Tauschlogik (auch) der geldbasierten Wirtschaft: Realwirtschaftlich oder 'endgültig' hat man eine Transaktion erst dann 'bezahlt', wenn man das Gut, das man 'dem Markt' ('der Volkswirtschaft') entnommen hat, wieder in den "Topf" zurückgelegt (und den Kredit zurückgezahlt) hat. Also erst nachdem man selber ein Gut am Markt angeboten und aus dessen Erlös den Geldkredit getilgt hat.

Würden wir das ach so böse "Schuldgeld" abschaffen und neues Geld in die Wirtschaft einführen, indem wir es dem Staat und/oder den Bürgern schenken, dann hätten wir dieselbe Geldform produziert, wie jeder Geldfälscher auch: WILLKÜRGELD!

Um das noch besser zu verstehen, ist der Begriff "Erstgeldempfänger" hilfreich (den ich ebenfalls schon häufig gebraucht habe).
Der Erstgeldempfänger drückt dem "Zweitgeldempfänger" ein materiell wertloses Stück Papier in die Hand und erhält dafür eine werthaltige Ware. Der Zweitgeldempfänger hat also "Substanz" geliefert, oder, anders gesagt, seine realwirtschaftliche Verbindlichkeit erfüllt (und ist folglich schuldenfrei). (Das 'wertlose' Papier tauscht er dann seinerseits beim Drittgeldempfänger gegen Güter ein usw. in der Kette, bis das Geld (das man als "Warenbezugsschein", "Gutschein" usw. sehen kann) am Ende durch Kredittilgung seitens des Erstgeldempfängers wieder bei der Ausgabebank landet (soweit es durch einen geldschöpfenden "Primärkredit" entstanden war) und damit vernichtet ist. 
(Beim "Sekundärkredit" beispielsweise einer Versicherung wird es durch den Rücklauf nicht vernichtet, sondern steht der Versicherung für eine neuerliche Kreditvergabe zur Verfügung. Auch bei der Bank ist die 'Vernichtung' des Geldes bedeutungslos, weil sie es jederzeit durch eine andere Kreditvergabe neu schöpfen kann.)

Wie ich oben gezeigt hatte, muss der Erstgeldempfänger bei der kreditären Geldschöpfung das am Beginn des 'Kreislaufs' entnommene Gut (bzw. ein Äquivalent; außerdem natürlich die Zinsen) am Ende in den 'Topf' zurücklegen, und das dafür erhaltene Geld bei seinem Kreditgeber abliefern.

Bekommt er das Geld jedoch am Anfang geschenkt (oder druckt er es sich, als Geldfälscher, gleich unbürokratisch selber), dann wird er daneben vielleicht auch etwas produzieren bzw. arbeiten und Güter oder Leistungen (etwa seine Arbeitsleistung) 'in den Topf legen'. Aber den Geldschein, den er dafür erhält, muss er nirgends wieder abliefern, weil er das 'Startkapital' ja für lau erhalten hatte. Sondern kann er sich mit demjenigen Geld, mit dem er beim "Schuldgeld" seinen Kredit tilgen müsste, erneut etwas kaufen.
Er nimmt also sozusagen ZWEI Güter raus, und legt nur EINS wieder hinein.
Dass ein solches System Inflation erzeugen muss, sollte auf der Hand liegen.

Auch das Kreditgeldsystem ist freilich nicht absolut gegen Infllation gefeit. 
Wenn es als ein verschleiertes Willkürgeldsystem betrieben wird kann es sogar zur Hyperinfllation führen.

So dürfte das in Deutschland 1914 - 1923 gewesen sein, als die Staatsausgaben für den Ersten Weltkrieg und später andere nicht aus dem Steueraufkommen finanzierbare Lasten (insbesondere 1923 wegen der Ruhrbesetzung) von der Notenbank durch Geldemission finanziert wurden.

Auch damals wurden diese Gelder dem Reich von der Reichsbank pro forma wohl als Kredite gegeben. De facto war aber natürlich an eine Rückzahlung nicht zu denken.
Das System war eine sog. "Ponzi-Finanzierung", bei der alte Schulden (plus neue noch dazu) aus immer neuen ("revolvierenden") und immer höheren Krediten finanziert wurde.

Nun gilt zwar für Staatsschulden selbst heute in den meisten Fällen, dass die (letztlich) niemals getilgt werden. Aber Volkswirtschaften sind, insbesondere in hochentwickelten Industrieländern, enorm elastisch. Die 'stecken was weg' - solange die Staatsfinanzierung nicht derart exzessiv mit der Notenpresse betrieben wird, wie das im Deutschland der beginnenden Weimarer Republik (und dann wieder im 2. Weltkrieg 1939 - 1945) der Fall war.


In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch erläutern, dass beim Staat das 'Zurücklegen in den Topf' etwas anders funktioniert als beim Bürger: Der Staat tilgt (im Prinzip) Kredite aus dem Steueraufkommen.
Auf der Mikro-Ebene kann man sich das extrem anschaulich so vorstellen, dass ein Finanzbeamter dem Bürger, der gerade etwas am Markt verkauft hatte und fröhlich mit dem Geldschein in der Tasche davongehen will, in den Weg tritt und ihm das Geld abnimmt. Dieses trägt er zur Bank und löst für den Staat ein Anleihepapier damit ein.
Abstrakt formuliert, schöpft der Staat durch die Besteuerung die überschüssige Kaufkraft wieder ab, die er als - kreditärer - Erstgeldempfänger in die Volkswirtschaft eingespeist hatte.


Wir sehen also (zumindest hoffe ich, dass meine Leserinnen und Leser das jetzt ebenfalls nachvollziehen können), dass nicht das "Schuldgeld" der Skandal ist. Skandalös ist im Gegenteil die Forderung, das Schuldgeld durch Willkürgeld zu ersetzen.

Solche Ideen werden auch dann nicht besser, wenn ein ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank (Thomas Mayer) sie ausbrütet und sein Willkürgeld mit dem Euphemismus "Aktivgeld" versieht. Oder wenn sie sich "Modern Monetary Theory" nennen und über den großen Teich zu uns (zurück-)geschwommen kommen.

Und auch nicht, wenn sie ein Hallenser Soziologieprofessor (mittlerweile Emeritus) vertritt, oder wenn gleich eine ganze Reihe prominenter Volkwirtschaftler die Schweizer Vollgeld-Initiative unterstützt, die das Geld mal eben munter drucken lassen will*.
Hier wird das sog. Vollgeld zutreffend (aber ohne nähere Begründung) als "Leergeld" bezeichnet; doch selbst der Schweizer Staat versteht anscheinend nicht, dass diese Form** von "Vollgeld" in Wahrheit Willkürgeld wäre und vom Ergebnis her eine Inflationssteuer: also mitnichten eine "Zusatzsteuer [nur] für Banken und Bankkunden"!

* Rechtlich soll die Einführung von Vollgeld in einer Volksabstimmung beschlossen werden, die voraussichtlich 2018 stattfinden wird. Dazu auf der Homepage der Vollgeldinitiative:
"Volksabstimmung in 2018 - road to vote
- Am 1.12.2015 wurde die Vollgeld-Initiative mit über 110.000 gültigen Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht.
- Jetzt tun wir alles, um den Erfolg in der Abstimmung vorzubereiten: Vorträge und Gespräche in Parteien, Vereinen und Verbänden, Regionalgruppen aufbauen, Medienarbeit, Strassenaktionen, etc. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Menschen frühzeitig Gedanken zur Vollgeld-Initiative machen.
- Nächste "offizielle" Schritte sind: Stellungnahme des Bundesrates (Ende 2016), des Nationalrates und des Ständerates (2017)
- In der heissen Phase drei Monate vor der Volksabstimmung kommt die Vollgeld-Initiative in die breite Öffentlichkeit.
- Die Volksabstimmung wird vermutlich 2018 stattfinden
."


** Nach meinem Dafürhalten muss Vollgeld keineswegs mit der Schöpfung von Willkürgeld einhergehen; die Zentralbank könnte m. E. das Geld auch dann kreditär schöpfen. 
Ich selbst würde dennoch nichts vom "Vollgeld" halten, aber das will ich hier nicht weiter begründen. Denn der vorliegende Blott thematisiert die Geldschöpfung, nicht die Frage, aus welchen Mitteln oder unter welchen Regularien in einer Volkswirtschaft zweckmäßiger Weise Kredite finanziert bzw. ausgereicht werden sollten.


Korrektur 26.12.2016

Eine 'doppelte' Verschuldung findet nur bei Primärkrediten statt, also bei Geldschöpfung.
Bei Sekundärkrediten aus schon vorhandenem Geld, wie sie z. B. von Versicherungen oder Bürgern beim Kauf von Anleihen an den Staat oder an Unternehmen verliehen werden, wird existierende Kaufkraft transferiert. Die realwirtschaftliche Gegenleistung für die Güterentnahme des Kreditnehmers hat bereits der Kreditgeber erbracht.

Deshalb hat es keine Auswirkungen auf das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, wenn ein Sekundärkredit nicht getilgt wird: Geschädigter ist in diesem Falle lediglich der Kreditgeber, nicht die Volkswirtschaft insgesamt.


Allerdings trägt auch bei Primärkrediten nicht die Volkswirtschaft, sondern der Kreditgeber den Schaden. Bzw. letztlich die ‚Solidargemeinschaft‘ der anderen Kreditnehmer, welche Ausfälle über die im Kreditzins enthaltene Versicherungskomponente abdecken (müssen).


Keinen realen Ausgleich enthält eine Volkswirtschaft freilich dann, wenn eine Zentralbank einfach Geld druckt, um Banken zu retten. Man kann darüber nachdenken, ob bestimmte Maßnahmen der EZB (Staaten- und Bankenrettungen durch Anleihekäufe bzw. Beleihung minderwertiger „Wertpapiere“) und anderer Notenbanken nicht eine solche Produktion von Willkürgeld darstellen. Aber das wäre ein Thema für sich.

Textstand 12.02.2018

21 Kommentare:


  1. Unter folgendem link habe ich ein Modell vorgestellt, das die Banken durch eine sogenannte öffentliche Finanzassoziation ersetzt und eine krisenfreie Volkswirtschaft ohne übertragbarem Geld möglich macht:

    http://copyshop-live.de/Glanzberg-Model_Nov_2016.pdf

    Die “Philosophie” dieses Modells lautet: Das bestehende Banken und Finanzsystem soll nicht unser Problem sein, lassen wir es weiter wursteln bis zum völligen Chaos. In der Zwischenzeit bauen wir aber in kleinen Schritten eine Alternative auf, die dann als sicherer Hafen akzeptiert werden wird.




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  2. schreibe hier als "Anonym" weil ich nicht verstanden habe, wie ich hier sonst durchkomme.... me llamo "enrico"

    Ein Beispiel:
    Ein Unternehmen überweist das Gehalt an einen Beschäftigten und überzieht dafür sein Giro-/Kontokorrent-Konto.
    Wir haben also:

    das Unternehmen U, die Bank B und den Geldempfänger G

    im Vertragsverhältnis zwischen U und B besteht das von U gegebene Zahlungsversprechen.
    Im Verhältnis B – G gibt es kein Zahlungsversprechen, da G bereits das Geld hat. Es muss also eigentlich ein Leistungsversprechen der Bank an G bestehen . Historisch gesehen gab es da tatsächlich ein Leistungsversprechen der Bank, nämlich das Versprechen jederzeit Gold/Silber im betreffenden Betrag zu liefern. Heute ist das nicht mehr der Fall.

    Die Banken können also auf der einen Seite nicht-einklagbare Leistungsversprechen (“Geld”) schöpfen, die sie selbst gar nicht erfüllen können, und nehmen aber auf der anderen Seite das einklagbare Zahlungsversprechen des Kreditnehmers samt Kollateral. Da besteht also eindeutig ein Missverhältnis der Macht. Das von den Banken geschöpfte Geld erhält seine Akzeptanz letztlich nur indirekt dadurch, dass die Schuldner es dringend benötigen um ihre Pfänder nicht in Gefahr zu bringen. Werden nun Kredite vergeben, die mit der Produktion gar nichts zu tun haben, zum Beispiel bei der Finanzierung eines Immobilienkaufes, dann schöpfen die Banken Leistungsversprechen, die nie und nimmer auf einmal eingelöst werden können, höchstenfalls in kleinen Schritten. Das Ganze ist nur möglich, weil die Banken die falschen Leistungsversprechen laufend durch das Sparen wieder zurücknehmen können.

    Der Gedanke, dass bei der Vergabe eines Kredites eine Zahlungsverpflichtung und gleichzeitig auch eine Leistungsverpflichtung besteht, ist nicht falsch. Damit erscheint die Bank folglich als Stellvertreter der Volkswirtschaft. Das ist im Grunde tatsächlich so, denn das Bankenpublikum einer Geschäftsbank ist ja nichts anderes als eine (kleine) Volkswirtschaft. Das bedeutet jedoch auch, wenn nun die Bank in privaten Händen ist, dass dies dann eben eine Volkswirtschaft in privaten Händen ist. Nutzmenschenhaltung in privaten Händen.

    Und wenn man diesen Gedanken weiter verfolgt, dann kommt man zu dem Schluss dass es 1. keinen Sinn macht, Banken privaten Händen zu überlassen und darüber hinaus, dass 2. Geld als übertragbares Aktiva für eine gut funktionierende, komplexe Volkswirtschaft gar nicht erforderlich und sogar eher hinderlich ist.

    Im eingangs dargestellten Beispiel erscheinen die Unternehmen, die Bank und die Arbeitenden. Kürzt man nun die Bank heraus und setzt an diese Stelle die Volkswirtschaft ein, dann kommen wir zu folgendem Dreiecksverhältnis:

    Unternehmen – Volkswirtschaft – Arbeitende.

    Dabei wird ohne viel Nachdenken ersichtlich, dass die produktive Kreditkette an keiner anderen Stelle, als bei den Arbeitenden beginnt! Es sind also die Arbeitenden, die ihre Arbeitsergebnisse als Vorleistung im Voraus der Volkswirtschaft überlassen und erst SPÄTER wiederum Produkte im ausgleichenden Volumen von der Volkswirtschaft übernehmen. Vorher können sie diese Produkte nicht kaufen, weil sie ja noch gar nicht fertiggestellt sind. Die Geldlöhne verschleiern aber diese Tatsache.

    Durch die Erscheinung des Geldes als übertragbares Aktiva ist es jedoch möglich, dass die Löhne von heute schon die Produkte von Gestern (die heute fertig sind) kaufen können. Das ist aber falsch, denn es sollten nur die Löhne von gestern sein, die die Produkte von gestern kaufen können. Dazu kommt noch, dass heute der Irrglaube besteht, Unternehmen müssten stets mehr Geld einnehmen als sie für die Produktion vorher ausgegeben haben und dass Geld übertragbar ist, kann es erst zu Inflation und Deflation kommen. D.h. die Kredite von heute müssen die Kredite von gestern tilgen. Dies ist aber nur bei ständigem Wachstum möglich. Gibt es dieses Wirtschaftswachstum (Kreditausweitung) nicht, dann kommt es unweigerlich zu krisenhafter Deflation.

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    1. Hallo Enrico,

      Sie verbeißen sich in das Warengeld-Modell (Goldgeld usw.), wo im Prinzip tatsächlich etwas "da sein" muss.
      Aber schon in der Realität des Goldstandards war sehr wenig da. Selbst die Banknoten (also grob: Das Bargeld) waren nur teilweise mit Gold unterlegt (irgendwo habe ich mal die Zahl von 40% gelesen, aber das dürfte sehr schwankend gewesen sein). Und das Buchgeld war auch damals zu NULL % mit Gold unterlegt.

      In gewisser Weise muss (bei den Geschäftsbanken; nicht bei den Zentralbanken) auch heute noch "etwas da sein": Nämlich Basisgeld (= Bargeld + Guthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank).
      Der Arbeitnehmer könnte zur Bank (oder zum Geldautomaten) gehen und sein Guthaben in bar abholen: Macht er vielleicht auch, aber nur teilweise. Seine Miete usw. überweist er.

      "Die Banken können also auf der einen Seite nicht-einklagbare Leistungsversprechen (“Geld”) schöpfen, die sie selbst gar nicht erfüllen können, und nehmen aber auf der anderen Seite das einklagbare Zahlungsversprechen des Kreditnehmers samt Kollateral."
      Lässt man mal die Restriktion durch das Basisgeld beseite, dann ist Geld KEIN "Leistungsversprechen" der Bank. (Und das Basisgeld der Zentralbank ist überhaupt kein Leistungsversprechen mehr, weil es tatsächlich unbegrenzt geschöpft werden könnte.

      Aber wen interessiert das?
      Wenn ich Geld habe, dann will ich mir damit etwas kaufen. Von der Bank will ich gar nichts. Außer eben, dass sie die Voraussetzungen schafft, damit ich mir etwas kaufen kann.

      Es ist also sowohl psychologisch wie ökonomisch sinnlos, Geld als ein Leistungsversprechen der Bank zu verstehen: Geld ist ein "Gutschein", den die Bank "im Auftrag" der Volkswirtschaft ausgibt, damit ich "am Markt" einkaufen gehen kann.
      Indem ich aber einkaufen gehe, habe ich (soweit ich der "Erstgeldempfänger" bin, also der Kreditnehmer) faktisch einen GÜTERKREDIT aufgenommen: Ich habe "vorschussweise" was aus dem Topf namens Markt herausgenommen, das ich natürlich irgendwann wieder zurücklegen muss: Sonst fehlt da ja was, und andere kommen zu kurz.

      Seine Akzeptanz erhält das Geld dadurch, dass ich etwas damit kaufen kann. Damit steht und fällt die Sache. Und dafür, DASS ich etwas kaufen kann - d. h.: Dass am Markt genug da ist - sorgt gerade der Mechanismus der kreditären Geldschöpfung.

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    2. "Werden nun Kredite vergeben, die mit der Produktion gar nichts zu tun haben, zum Beispiel bei der Finanzierung eines Immobilienkaufes, dann schöpfen die Banken Leistungsversprechen, die nie und nimmer auf einmal eingelöst werden können, höchstenfalls in kleinen Schritten. Das Ganze ist nur möglich, weil die Banken die falschen Leistungsversprechen laufend durch das Sparen wieder zurücknehmen können."

      Zunächst einmal steht jegliche Geldschöpfung in einem zeitlichen Kontinuum: Gestern wurde ein Kredit getilgt (das Geld also "vernichtet"); heue vergibt die Bank einen neuen. Neue Kredite erhalten also (gewissermaßen als großer Rumpf der Pyramide) lediglich die wirtschaftliche Aktivität im bisherigen Umfang aufrecht.
      Dazu kommt ggf. eine zusätzliche Geldversorgung. Die ist entweder rein nominal (soweit sie Inflation ausgleicht) oder ermöglicht eine Expansion der wirtschaftlichen Aktivitäten. Aber das ist (etwa pro Jahr gesehen) ja nur ein kleiner Prozentsatz, also nur die alleroberste Spitze der Pyramide.

      Wie gesagt: Es ist sinnlos (in Bezug zur ökonomischen Realität) sich die (kreditäre) Geldschöpfung als "Leistungsversprechen der Bank" zu denken.

      Die Bank vergibt den Kredit als quasi "Gutschein", damit der Kreditnehmer als Erstgeldempfänger sich eine Hütte kaufen kann.
      Der Verkäufer ist der "Zweitgeldempfänger": Anders als der Erstgeldempfänger hat ER seine Gegenleistung erbracht.

      Der Erstgeldempfänger hat eine Hypothek auf der Hütte und muss diese abstottern. Das ist, in meinem Simpel-Modell, ein Problem. Denn "am Markt" "fehlt" jetzt ein Haus. Aber der Zweitgeldempfänger geht trotzdem selber wieder ein anderes Haus kaufen (unterstellen wir mal).

      Hier ist auch wieder die Zeit das entscheidende, und die Allmählichkeit der Änderungen (auf das Gesamtsystem bezogen): Alle früheren Hauskäufer zahlen (unterstellen wir mal) in der Summe jeden Tag den Gegenwert eines Hauses zurück. Dafür müssen sie (aufsummiert) aber auch jeden Tag ein Haus am Markt verkaufen (bzw. den Gegenwert, z. B. ihre Arbeitsleistung).

      Man kann diese Zusammenhänge nur dann verstehen, wenn man sie zwar im einfachen "Hau-Ruck"-Modell formuliert. Sich dabei aber bewusst bleibt, dass die Wirtschaft in der Realität ein Kontinuum ist. Das sich zwar ändert (expandiert oder auch kontrahiert), aber doch, bezogen auf den "Grundumsatz" nur allmählich.

      Etwas paradox formuliert: In der Masse bringt der Einzelne das Haus, was er "vorschussweise" gekauft hat, täglich wieder an den Markt.

      Kredite müssen nicht in der Weise produktiv sein, dass sie als Investition zur Herstellung von irgend was verwendet werden müssen.
      Wir brauchen Geld, um den Wirtschaftskreislauf überhaupt aufrecht zu erhalten; und ohne Kredite hätten wir kein Geld: "Alle Räder stehen still, wenn kein Mensch Kredit nicht will". :-)
      Allerdings dürfte eine KreditAUSWEITUNG in statischen Wirtschaften (Preise, Sparverhalten und Produktion stabil) ein Problem darstellen.

      Wie aber "der Markt" das Gleichgewicht findet zwischen "zu viel" und "zu wenig" Kredit: Das ist ein Mysterium. Für mich zumindest. Wahrscheinlich gibt es auch da Schlauköpfe, die das perfekt erklären zu können glauben.
      Aber ich glaube nicht, dass das mehr als ein Glaube ist: Die Zusammenhänge sind einfach zu komplex, als dass wir die komplett erfassen könnten.

      Eine Rolle spielen sicherlich die Bonität der Gläubiger und die Tatsache, dass unser System überhaupt dem Markt die Möglichkeit lässt, dieses Gleichgewicht zu finden.
      Das heißt aber auch, dass man den Banken die entsprechende (freilich nicht totale) Freiheit lassen muss, und dass die Zentralbanken jeden Basisgeldbedarf der Banken "akkommodieren", also befriedigen müssen. (Freilich zu den Konditionen, insbesondere Zinsen, der Zentralbanken.)

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    3. Momentan analysiere ich gerade von Friedrich August Hayek das Buch "Denationalisation of Money .....". Da ist es lustig zu lesen, dass ausgerechnet ein Markt-Champion wie Hayek sich über die fehlende Geldmengenkontrolle in unserem System echauffiert und abenteuerliche Mechanismen installieren will, um ein System konkurrierender Geldemittenten einzuführen, die alle nur ein Ziel haben sollen: Das Geld knapp zu halten.

      Die Realwirtschaft interessiert Hayek letztlich gar nicht, bzw. nur insoweit, als den Wirtschaftssubjekten ein Interesse an mehr oder weniger absoluter Preisstabilität unterstellt wird, das seiner Meinung nach alle anderen Interessen in den Hintergrund treten lässt.
      Der "atmende" Kreditmarkt, wie wir ihn jetzt kennen, würde durch ein rigides Geldmengenkontrollregime ersetzt. "Fiat Preisstabilität, et pereat mundi" könnte man da, in Abwandlung einer Sentenz über die "Justitia", sagen.

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      "Der Gedanke, dass bei der Vergabe eines Kredites eine Zahlungsverpflichtung und gleichzeitig auch eine Leistungsverpflichtung besteht, ist nicht falsch. Damit erscheint die Bank folglich als Stellvertreter der Volkswirtschaft. Das ist im Grunde tatsächlich so, denn das Bankenpublikum einer Geschäftsbank ist ja nichts anderes als eine (kleine) Volkswirtschaft. Das bedeutet jedoch auch, wenn nun die Bank in privaten Händen ist, dass dies dann eben eine Volkswirtschaft in privaten Händen ist. Nutzmenschenhaltung in privaten Händen."

      Ihre Formulierungen leiden hier in vielerlei Hinsicht unter mangelnder Präzision:

      1) 'Zahlungsverpflichtung und gleichzeitig Leistungsverpflichtung bei der Vergabe eines Kredits':
      a) Die Leistungspflicht (der "Güterkredit") ensteht nicht gleichzeitig mit der Kreditaufnahme, sondern erst mit dem "Einkaufen gehen".
      b) Und sie besteht (vielleicht haben Sie das gemeint, aber es ist wichtig, das ausdrücklich zu formulieren) nicht gegenüber der Bank (oder gar seitens der Bank): Sondern seitens des "vorschussweise einkaufenden" Erstgeldempfängers gegenüber DER VOLKSWIRTSCHAFT.

      2) "Damit erscheint die Bank ...": Womit genau? Stellvertreterin der Volkswirtschaft ist sie insoweit, als sie die "Gutscheine" ausgibt - und später wieder einsammelt. Mit der Leistungspflicht des Kreditnehmers gegenüber dem Markt (was ich hier mit "der Volkswirtschaft" gleich setze) hat das direkt nicht zu tun.

      3) Entsprechend kommt es auch nicht auf die Größe oder Zusammensetzung des Bankenpublikums an (ob man das als "kleine VoWi" ansehen kann oder will oder nicht). Die Bank agiert als "Agentin" der Volkswirtschaft, indem sie das Geld ausgibt und später wieder einsammelt. Und der Erstgeldempfänger hat, sobald er einkaufen gegangen ist, von der Volkswirtschaft einen "Güterkredit" erhalten, den er "in den Topf zurücklegen" muss.

      4)Das sind ganz und gar unspektakuläre und vor allen Dingen in keinster Weise skandalöse Zusammenhänge: VW darf Geld mit der Produktion von Autos machen, Banken mit der Produktion von Geld. Natürlich könnte man die Banken verstaatlichen: Aber glauben Sie ernsthaft, dass die Banken dann kundenfreundlicher oder effektiver wären?
      Schlussfolgerungen wie "dass die Volkswirtschaft in privaten Händen ist" und "Nutzmenschenhaltung in privaten Händen" sind in keinster Weise logisch aus den o. a. Zusammenhängen abzuleiten.
      Es ist eine reine Effizienzfrage, ob ich Telefon, Bahn, Wasser, Strom, Automobilherstellung - oder ach die Geldproduktion staatlich oder privatwirtschaftlich organisiere. Ich finde, wir sind mit der teilweise (die Zentralbanken sind ja staatlich, und übrigens auch dort, wo sie formal privat sind - FED) nicht schlecht gefahren.
      Die Hintergründe der US-Immobilienkrise 2007 ff. sind komplex; die kann man nicht einfach den Banken anlasten.

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    4. "Es sind also die Arbeitenden, die ihre Arbeitsergebnisse als Vorleistung im Voraus der Volkswirtschaft überlassen und erst SPÄTER wiederum Produkte im ausgleichenden Volumen von der Volkswirtschaft übernehmen. Vorher können sie diese Produkte nicht kaufen, weil sie ja noch gar nicht fertiggestellt sind. Die Geldlöhne verschleiern aber diese Tatsache."

      Das ist das Henne-Ei-Problem. Wir stehen aber nicht am Anfang einer Wirtschaft, sondern mitten drin.
      Wenn Geld einen Wert haben soll, muss ich mir am Markt etwas dafür kaufen können.
      Und umgekehrt: WENN und solange ich mir was kaufen kann, hat das Geld einen Wert.
      Die Arbeitnehmer KÖNNEN sich etwas kaufen.
      Daher ist der Begriff "verschleiern" sinnlos. Und die ganze Debatte so sinnlos wie in der Scholastik die Frage, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen. Oder so sinnlos wie z. B. der Ausdruck "richtiges" Geld (womit dann meist Gold gemeint ist): Richtiges Geld ist alles, womit ich mir etwas kaufen kann!


      "Durch die Erscheinung des Geldes als übertragbares Aktiva ist es jedoch möglich, dass die Löhne von heute schon die Produkte von Gestern (die heute fertig sind) kaufen können."
      Nein: Das ist einzig und allein dadurch möglich, dass Produkte VORHANDEN sind.

      Alle Überlegungen über "von heute" und "sollte eigentlich nur Produkte von gestern kaufen" sind sinnlos.
      Geld sollte kaufen können, was am Markt ist.
      Und natürlich sollte, von Hortverlusten abgesehen, nicht mehr Geld in der Wirtschaft umlaufen, als Güter am Markt verfügbar sind.
      Alles andere ist so scholastisch-uninteressant wie die Engelanzahl auf der Nadelspitze.

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    5. "..... heute der Irrglaube besteht, Unternehmen müssten stets mehr Geld einnehmen als sie für die Produktion vorher ausgegeben haben und dass Geld übertragbar ist, kann es erst zu Inflation und Deflation kommen."

      Gewinne wollten Unternehmer schon immer machen, das ist nicht erst heute so. Damit habe ich, bzw. hat m. E. die Volkswirtschaft, auch kein Problem. Schwierig wird es allerdings dann, wenn die Unternehmen (oder deren Eigentümer), das Geld "bunkern", also horten.
      Manche glauben zwar, das sei kein Problem, weil das Geld dann anderen als Kredit zur Verfügung stehe. Ich glaube das nicht; aber das zu erörtern, würde hier zu weit führen.
      Jedenfalls: Auch John Maynard Keynes ging im Kapitel 24 seiner General Theory in der Vorausschau auf spätere Zeiten (also unsere!) davon aus, dass die Reichen zu viel hätten, um es zu konsumieren, das Geld aber auch nicht mehr voll (in die Realwirtschaft) investieren könnten. Dass wir diese Situation erreicht haben, ist meine Überzeugung: https://beltwild.blogspot.de/search/label/Unterkonsum-%C3%9Cberakkumulation



      "D.h. die Kredite von heute müssen die Kredite von gestern tilgen."

      Ja logo: Um das Geld zurückzahlen zu können, dass ich gestern bekommen habe, muss irgend jemand heute Kredite aufnehmen. Sonst hätten wir ja überhaupt kein Geld; niemand könnte mir etwas abkaufen und ich könnte meinen Kredit nicht tilgen.


      "Dies ist aber nur bei ständigem Wachstum möglich."
      Sehe nicht, wieso. In einer statischen Wirtschaft würde genau die laufende Geldschöpfung (durch neue Kredite) die laufende Geldvernichtung (durch alte Kredite) ausgeglichen. Dann sollte das System problemlos laufen.


      "Gibt es dieses Wirtschaftswachstum (Kreditausweitung) nicht, dann kommt es unweigerlich zu krisenhafter Deflation."

      Wirtschaftswachstum und Kreditausweitung sind keine Synonyme. Nur würde, ceteris paribus, eine Kreditausweitung ohne Wachstum inflationär wirken.

      Deflation würde bei der umgekehrten Situation eintreten: Wenn die Geldmenge bei gleich bleibender Wirtschaftsleistung verringert würde.
      Aber das wird nicht passieren; dafür sorgen die Zentralbanken schon (und natürlich zu Recht).

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  3. Hallo Cangrande

    Bzgl. Geld als Forderung auf ein Ding:
    was ich meinte ist, dass es früher mal eine (theoretisch) einklagbare Forderung auf Gold oä gab. Die gibt es heute nicht mehr. Was geblieben ist, ist ein implizites Pseudo-Leistungsversprechen des Bankensystems (incl. ZB.). Ich verbeiße mich da gewiss nicht in irgend ein Warengeldmodell. Im Gegenteil, ich will sogar darauf hinaus, Geld als Kreditobjekt ganz abzuschaffen.

    Es ging mir darum, aufzuzeigen, dass es (Beispiel U-B-G) die Beschäftigten der Unternehmen sind, die ihre Arbeitsergebnisse den Unternehmen als Vorleistung überlassen. Auf der Güterebene betrachtet sind SIE es also, die den Unternehmen und mithin der Volkswirtschaft laufend (Güter-) Darlehen geben. Mit dem erhaltenen Geldgehalt ist dieses Kreditverhältnis keinesfalls beendet, auch wenn das so empfunden wird. Das erhaltene Geld ist nichts anderes als das Aktiva aus diesem Leihverhältnis, das so lange besteht, bis das Geld wieder in Richtung Vernichtung weitergegeben wird. Das wäre der Fall wenn der Beschäftigte z.B. etwas kauft und dann am Ende Unternehmen ihre Kredite tilgen.

    Damit soll gesagt sein, dass heute (ZB-)Geld weder ein Zahlungs- noch ein Leistungsversprechen ist, dass es aber ein explizites Versprechen der volkswirtschaftlichen GEMEINSCHAFT sein SOLLTE, dass man damit Leistungen in die Gegenrichtung gegeneinander verrechnen kann. Heute gibt es diese Gemeinschaft aber leider nicht, sowie es auch keine Instanz gibt, die diese offiziell vertreten könnte.
    Heute ist die Sache vollkommen intransparent und genau diese Intransparenz führt zu asozialem Verhalten.

    Ab hier also Utopie:
    Weder Privatbanken noch staatliche Banken sind die Lösung. Tertium datur: Die Finanzinstitution gehört sich selbst als Genossenschaft und bildet eine Wirtschaftsassoziation der Mitglieder. Diese Genossenschaft muss von den Mitgliedern als eine gemeinsame VW bewusst erkannt werden, so dass jedes Mitglied im Sinne dieser VW handeln kann. Die Genossenschaft steht mit anderen, ähnlichen Genossenschaften im Austausch von Produkten und Dienstleistungen.

    Die Mitglieder der Genossenschaft sind private Haushalte, Unternehmen und vielleicht auch noch Gebietskörperschaften. Die Genossenschaft ist NICHT das Eigentum der Mitgliedern sondern das Eigentum von sich selbst.

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    1. 1) Arbeitnehmer treten in Vorlage:
      Die "Monetary circuit theory" oder "Theory of the monetary circuit" geht davon aus, dass es die UNTERNEHMEN sind, die in Vorlage treten: Weil sie während der Produktion ihre Arbeitnehmer bezahlen müssen, aber das Geschaffene erst später verkaufen können.

      Das ist die korrekte Sicht der Dinge.
      Sie isolieren und verabsolutieren einen einzelnen Zusammenhang (Arbeitnehmer produzieren etwas, was das Unternehmen erst später verkaufen kann). Dabei übersehen Sie, dass die Arbeitnehmer gar keinen Kredit geben KÖNNEN: Wer nichts zu beißen hat, kann nicht arbeiten. :-)

      Will man sich das im Denkmodell auf eine Zeit zurückprojizieren, "wo alles angefangen hat", kann man sich das z. B. so vorstellen, dass der Unternehmer als Jäger und Sammler einen Nahrungsmittelüberschuss angehäuft hat.
      Dann stellt er Feuersteinfacharbeiter ein, die er, bis sie die Feuersteine gebrochen und bearbeitet haben, mit den aufgehäuften Nahrungsmitteln bezahlt.

      Bei Verkauf der Feuersteine erhält er dann von den Kunden eine noch größere Menge an Nahrungsmitteln zurück.
      Aber die Produktion hat er vorfinanziert und musste er vorfinanzieren, sonst hätten seine Arbeiter (oder ggf. auch seine Sklaven) nicht zu beißen gehabt.


      Das etwas für uns intransparent ist bedeutet nicht zwangsläufig, dass es schlecht wäre. Die Funktionsweise unserer gesamten Gesellschaft ist, aller Statistiken, soziologischen, historischen und anthropologischen Bemühungen zum Trotz, nicht wirklich transparent für uns.
      Und ebenso die Volkswirtschaft, das Geldwesen und ganz besonders die Schnittstelle von Real- und Geldwirtschaft.

      Warum muss es eine explizite "Instanz" geben?
      Die haben wir schon: Als Staat.
      Daneben haben wir den Markt: Der ist nirgends als GmbH eingetragen, hat keinen Präsidenten und keinen Geschäftsführer. Funktioniert aber trotzdem erstaunlich gut.

      Und selbstverständlich ist Geld heute ein Leistungsversprechen der Volkswirtschaft: Sonst würde es niemand annehmen.
      Das muss aber nicht auf den Scheinen draufstehen: Entscheidend ist die Realität.
      Und die ist, dass unser Geld tatsächllich Kaufkraft hat.

      Was Ihre Genossenschaften KONKRET bewirken, d. h. welchen KONKRETEN Vorteil (Nutzen) sie gegenüber der jetzigen Lage haben sollten, das kann ich nicht nachvollziehen.
      Wahrscheinlich haben Sie das in Ihrem Glanzberg-Modell auch getan; aber damit kann ich mich derzeit nicht beschäftigen, weil ich mich an Hayeks Denationalisation of Money abarbeite. :-)

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    2. {{{{Die "Monetary circuit theory" oder "Theory of the monetary circuit" geht davon aus, dass es die UNTERNEHMEN sind, die in Vorlage treten: Weil sie während der Produktion ihre Arbeitnehmer bezahlen müssen, aber das Geschaffene erst später verkaufen können.}}}}

      Das kann man auch so sehen:
      (gemeint sind hier die Arbeitenden in ihrer volkswirtschaftlichen Gesamtheit)
      Während die Arbeitenden die Produkte für morgen herstellen, konsumieren sie die Produkte, die SIE (die Arbeitenden) gestern produziert haben.

      Es sind ja nicht die Aktionäre, die die Werte schaffen!

      Alles Weitere können wir dann angehen, wenn Sie wieder etwas mehr “Luft” haben.

      LG, enrico

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  4. zum Thema “Erstgeldempfänger /Zweitgeldempfänger”.
    KN = Kreditnehmer, VW = Volkswirtschaft.

    Dass bei der Vergabe von Krediten der KN Geld erhält ist nur ein Buchungsverfahren, das vortäuscht, hier würde Geld verliehen. Solange der KN das Geld noch hat, ist der Kredit in Wirklichkeit noch gar nicht vergeben. Die KN brauchen kein Geld, sondern das, was sie damit kaufen wollen. Am deutlichsten ist es, wenn ein Girokonto überzogen wird: hier ist der “Erstgeldempfänger” nicht der KN sondern der Lieferant des KN.

    Es ist besser, statt auf den Verlauf des Aktivas, auf den Verlauf des Passivas zu achten. Der KN erhält die gekauften Güter und bezahlt durch Übernahme von Passiva (Kreditschulden). Es gibt also einen eindeutigen Erstschuldner, Zweitschuldner und schließlich einen Endschuldner.

    Man kann den Zahlungsverkehr innerhalb einer VW als reinen Passiva-Transfer darstellen:
    Die Beschäftigten geben Passiva indirekt via Bank an die Unternehmen. Das Passiva entsteht hier also bei den Beschäftigten. Die Unternehmen geben dieses Passiva weiter an andere Unternehmen (vom Rohstoff bis zum Endprodukt) bis es am Ende wieder von den Beschäftigten übernommen wird. Diese Darstellung ist eindeutiger, weil das Passiva mit der Zeit geht, während Geld (scheinbar) gegen die Zeit wandert.

    Jetzt kann man auch sehen, was geschieht, wenn Unternehmen Gewinne machen: Sie schöpfen zusätzliches Passiva (Schulden), das aber gleich wieder vernichtet wird, sobald es auf ein Aktiva trifft.
    Immer wenn Passiva geschöpft und weiter gegeben wird, entsteht entsprechend Aktiva.

    Gruß, enrico

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    1. Also, wenn eine Bank einen Kredit vergibt, dann ist der durchaus auch "in Wirklichkeit" vergeben.
      Eindeutig deutlich wird das, wenn ich mir im Rahmen eines Überziehungskredits Geld am Automaten abhole: Dann ist die Bank das Bargeld, und damit das Basisgeld, los. Und muss sich, im Prinzip (real ist das u. a. durch Saldierungsvorgänge zwischen den Banken meist anders), dieses Geld selber wieder beschaffen.

      Aber selbst dann, wenn es nur dem Konto gutgeschrieben ist, ist der Kredit insoweit "real" vergeben, als die Bank das Geld dann nicht einfach nach Lust und Laune zurückbuchen kann. Nur hat sie natürlich noch kein Basisgeld verloren.

      Der "Erstgeldempfänger" ist IMMER der KN, nicht der Verkäufer. Entscheidend ist nicht (wie offenbar in Ihrer Vorstellung), dass der "Erstgeldempfänger" real Geld "in den Fingern hatte".
      Sondern dass er die Verfügungsmacht darüber hatte. Nur dadurch kann er "einkaufen gehen". Und erst dadurch wiederum nimmt er (konkludent oder implizit) "am Markt" einen weiteren Kredit auf, nämlich einen GÜTERkredit.


      In meinem Modell gibt es daher nur "Erstgeldempfänger" und "Zweitgeldempfänger" (was alle Folgeempfänger in der Kette einschließt).
      Nur der Erstgeldempfänger hat einen Realkredit am Markt aufgenommen; der Zweitgeldempfänger ff. hat dagegen eine reale Gegenleistung erbracht, um den Geldschein zu bekommen.

      Mein vorliegendes Modell bewegt sich jedoch im Schnittpunkt von Geld- und Realwirtschaft. Und untersucht, wer was von wem bekommt, und wer wem was schuldet. Aktiva und Passiva sind Begriffe aus der Welt der Buchungen; im vorliegenden Zusammenhang haben die keinen Erkenntniswert für mich; ich kann an dieser Stelle damit nichts anfangen.
      Die Gefahr bei solchen abstrakten Begriffen ist immer, dass man so lange damit jongliert, bis es zwar ins eigene Gedankensystem passt - aber keine Ähnlichkeit mit der Realität mehr hat.
      Ich will nicht sagen, dass das bei Ihnen an dieser Stelle der Fall ist: Ich kann hier von diesen Begriffen einfach keinerlei Brücke zu meinen Denkmodellen finden.

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    2. {{{{Aktiva und Passiva sind Begriffe aus der Welt der Buchungen [...] ich kann an dieser Stelle damit nichts anfangen.}}}

      Ok, das ist natürlich so etwas wie Geschmackssache. Ich halte die Verwendung der Begriffe “Aktiva” bzw. “Passiva” auch nicht für ideal aber für brauchbar. Zumindest besser als “Schulden”.

      Das Passiva repräsentiert in der Buchhaltung das in der dinglichen Welt von der VW per Kredit Genommene und das Aktiva entsprechend das Gegebene.

      Sie sagen, dass der KN immer auch das Geld als Erstgeldempfänger erhält und zwar auch bei der Überziehung eines Girokontos. Das könnte man dann für den KN in eine Gegenüberstellung (ähnlich einer Bilanz) stellen: Auf der linken Seite (Aktiva) steht das Geld und auf der rechten (Passiva), die Kreditschuld. Geht das Geld weg, dann bleibt die Kreditschuld. Das würde aber bedeuten, dass man den Kontokorrent-Kreditrahmen beim KN als Aktiva UND als Passiva einträgt. Ein gewährter (Kontokorrent-)Kreditrahmen müsste ja nach Ihrer Definition bereits ein bestehender Kredit sein. Im Zustand, wo der KK-Kredit gerade nicht in Anspruch genommen ist, gleichen sich Aktiva und Passiva gegeneinander aus. Insofern würde das dann in Ihrem Sinne durchaus aufgehen.

      Diese Darstellung hat was, denn sie zeigt auch auf, dass es die KN sind, die das Geld schöpfen, nämlich dann, wenn sie es ausgeben und die Kreditschulden übrig bleiben.

      {{{Die Gefahr bei solchen abstrakten Begriffen ist immer, dass man so lange damit jongliert, bis es zwar ins eigene Gedankensystem passt - aber keine Ähnlichkeit mit der Realität mehr hat.}}}

      Das sehe ich anders. Es handelt sich nicht um losgelöste, abstrakte Begriffe, sondern um ein logisches in sich zusammenhängendes System, das sehr dienlich sein kann, eigene Fehler aufzudecken und vor allem gerade auch um die Realität zu erkennen. Ein bisschen wie in der Mathematik.

      LG, enrico

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    3. "dass es die KN sind, die das Geld schöpfen"
      Richtig, genau so sehe ich das auch.
      Bzw.: Die Banken müssen natürlich dem Kreditwunsch entsprechen; insofern schöpfen die das Geld aktiv, und der Empfänger passiv.

      Als "geschöpft" würde ich das Geld in dem Moment ansehen, wo es dem Konto als Kredit gutgeschrieben wird.
      Oder, bei Überziehungskredit, wo es abgebucht wird.
      In diesem Moment geht es ja vermutlich in die Statistik ein und kann in der Wirtschaft wirksam werden.

      In der Regel nimmt man einen Kredit natürlich auf, um das Geld auszugeben. Daneben gibt es allerdings noch den "Ponzi-Kredit", mit dem lediglich alte Schulden, einschl. Zinsen, revolvierend "getilgt" werden (und ggf. sogar noch um Netto-Neukredit erhöht werden).

      Das ist, denke ich, ein Mechanismus, der potentiell auf Willkürgeld hinausläuft. Bei dem das Geld einfach gedruckt und verschenkt wird.

      Auch die Kreditgewährung der Deutschen Reichsbank an das Deutsche Reich dürfte ja auf dem Papier eine kreditäre gewesen sein. Faktisch konnte die Schuld 1923 aber natürlich nicht zurückgezahlt werden.
      Vom wirtschaftlichen Ergebnis her also reines "Gelddrucken".
      Das ist ein Pferdefuß der kreditären Geldschöpfung.

      Vermutlich wirken Bilanz- und Bonitätsvorschriften dem großenteils entgegen.
      Aber bei den EZB-Finanzierungskünsten von Don Drucki Draghi habe ich schon den Eindruck, dass es sich weitgehend um Ponzi-Finanzierung handelt.


      Abstrakte Begriffe:
      In einem Blogpost (https://beltwild.blogspot.de/2014/04/banks-do-not-lend-reserves-or-deposits.html) über ein Papier der Bank of England habe ich mich entschieden gegen das Verständnis von Geld als einem Schuldschein (IOU) ausgesprochen.

      "Whoever holds money may or may not owe something to others (persons or, typically, banks). It is utterly misguided to call money an IOU because this might give the (wrong) impression that money-holders owe something to others. ..... Loosely speaking it may be okay to regard money as an IOU for the borrower. (Instead of "borrower" I would call him, in the context of money creation, the "first money receiver", "first money holder" or, considering what he will do with the money, "first shopper").
      But even for the first money holder the money (credit) itself must be distinguished from the obligation to pay it back to the bank (credit contract or IOU).
      And when he spends it, then certainly the "second (ff.) money holder" does not owe anything to anybody. Instead, "the market" "owes" him (de facto, not legally!) the delivery of goods whenever he decides to spend the money. So for sure when the money has traveled to the 2nd (ff.) receiver, the term "IOU" is no adequate description of the money he holds."

      Denn das verschleiert den fundamentalen Unterschied zwischen Erst- und Zweitgeldbesitzer.
      Während der Erstgeldbesitzer das Geld zurückgeben muss, kann der Zweitgeldbesitzer es horten. Für ihn ist es (weil er ja bereits eine reale Gegenleistung erbracht hat) "Eigengeld".

      Das ist eine gewisse Asymmetrie, oder innerer Widerspruch im System: Damit überhaupt Geld da ist, muss sich einer verschulden.
      Aber der Nächste (usw.) in der Kette unterliegt keinem Zwang, dem Erstgeldempfänger etwas abzukaufen und ihn damit überhaupt erst in die Lage zu versetzen seine Schuld zu tilgen.
      Alle "Kettenfolger" halten das Geld als (wie ich sage) "Eigengeld". Sie können es also problemlos horten (was nach Deckung ihrer Grundbedürfnisse "übrig bleibt").
      Und DAS scheint mir ein Problem zu sein.

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    4. Bzgl: ab wann ist es eine Geldschöpfung?

      Dazu ist mir beim Einschlafen ein Gleichnis eingefallen: Die “Befruchtung” findet bei der Bank statt, aber die “Geburt” des Geldes findet beim KN statt.


      Bzgl.
      {{{{Das ist eine gewisse Asymmetrie, oder innerer Widerspruch im System: Damit überhaupt Geld da ist, muss sich einer verschulden.}}}}

      Wie wäre es, das Geld als Nachweis anzusehen, sozusagen als Lieferschein, der eine Lieferung bestätigt? Damit wäre Geld ein Beweismittel.

      Nachdem der KN dieses (offiziell anerkannte) Beweismittel seinem Lieferanten überlassen hat, entsteht die Pflicht seinerseits zu liefern. Hat er das getan, dann kommt er wieder zum entsprechenden Beweis und kann damit den Kreditvertrag auflösen.

      Geld wäre dann wie gesagt ein Lieferschein, aber einer, der von der Bank “offiziell” bestätigt ist.

      Damit wäre im Umlauf befindliches Geld keine Forderung auf irgend ein Versprechen, sondern ein Liefer-Beweis, und zugleich eine Tilg-Gutschrift. Damit würde sich der “innere Widerspruch” auflösen: Damit überhaupt eine Lieferung bestätigt werden kann, muss erst einmal eine Lieferung erfolgt sein.

      Das Besondere an diesem Beweismittel “Geld” ist natürlich, dass man es weiter geben kann.

      Solange der KN das kreditierte Geld noch hat, hat er eine Tilg-Gutschrift, mit welcher er theoretisch den Kredit wieder rückgängig machen könnte. In diesem Moment ist Geld aber nur eine Tilg-Gutschrift und noch kein Liefer-Beweis. Erst in den Händen des Zweitgeldempfängers ist es dann eine Tilg-Gutschrift UND ein Liefer-Beweis. Solange Geld noch beim KN ist, ist es bereits bestehendes, aber noch ungeborenes Geld und sobald es den Zweitgeldempfänger erreicht, wird es zu geborenem Geld.

      Grüße aus Südamerika, enrico

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  5. bzgl. Wachstumszwang:

    "Dies ist aber nur bei ständigem Wachstum möglich."
    {{{{Sehe nicht, wieso. In einer statischen Wirtschaft würde genau die laufende Geldschöpfung (durch neue Kredite) die laufende Geldvernichtung (durch alte Kredite) ausgeglichen. Dann sollte das System problemlos laufen.}}}

    Das wäre dann ein Nullsummenspiel. Im Übrigen sollten die Kredite nach dem Durchlauf durch die Produktionskette wieder vollkommen getilgt werden, ohne dass dafür neue Kredite entstehen müssen.
    Die Ketten müssen sich als Kreis immer wieder schließen und dürfen keine Spirale bilden. Leider bilden sie aber heute Spiralen. Und das liegt an dem Streben, aus Geld mehr Geld machen zu wollen.

    Dazu Binswanger:
    ttp://tinyurl.com/hohxmcdf

    Das Dilemma:
    Wenn heute die Wirtschaft nicht ständig wächst, verkleinert sich die Gewinnaussicht, worauf weniger investiert wird und dann die Aussicht nochmals schlechter wird.

    Utopie:
    Wenn aber die Unternehmen VORHER per Kredit folgende Kosten vorfinanzieren könnten:
    Unternehmereinkommen
    Arbeitereinkommen
    Vormaterialien, Energie etc...
    Raten der Kredittilgung (für das Inventar)
    Raten der Rücklagenbildung (für das Inventar)
    Werbung
    Steuern

    Dann bräuchten sie gar keine Geldüberschüsse machen. Und es gäbe in der VW immer genügend Aktiva (Geld) um die Kredite laufend tilgen zu können. Folglich wird die Bereitschaft zur Investition auch nicht mehr behindert. Hier ist das Streben also nicht, aus Geld mehr Geld zu machen, sondern mittels laufender Produktion zu Wohlstand zu kommen.

    Gruß, enrico

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    1. Tut mir leid, in die Zusammenhänge zwischen unserem Geldsystem und eventuellen Wachstumszwängen kann ich mich momentan nicht hineinversetzen oder hineindenken.

      Ich vermute, dass Binswangers und Ihre Ideen auf die Annahme hinauslaufen, dass die Geldmenge (und die Wirtschaft) ständig wachsen müsse, um die Zinsen zu tilgen.
      Das ist jedoch m. E. nicht der Fall, wie ich hier https://beltwild.blogspot.de/2014/01/das-ebakeba-modell-von-geldschopfung.html an einem (zwar noch nicht perfekten, aber für den Einstieg hoffentlich brauchbaren) Modell gezeigt habe.

      Wenn Sie "vorfinanzieren" wollen, dann würde das, so vermute ich, auf eine Art Garantie hinauslaufen, dass das Unternehmereinkommen usw. dann auch tatsächlich erzielt wird.
      Solche Garantien wären jedoch marktwidrig, weil sie die Risiken unternehmerischen Handelns ausschalten.

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  6. der link zu Binswanger funzt nicht. hier ein anderer:

    https://www.th-nuernberg.de/fileadmin/Fachbereiche/efi/Weigand/Binswanger_Wachstumsspirale_Vortrag_2009.pdf

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  7. {{{Alle Überlegungen über "von heute" und "sollte eigentlich nur Produkte von gestern kaufen" sind sinnlos.
    Geld sollte kaufen können, was am Markt ist.}}}

    Das Problem ist die Preisbildung. Wenn heute mehr (Produktions-)Kredite vergeben werden als gestern, dann kommt mehr Geld auf den Markt als bereits fertige Produkte vorhanden sind, was dazu führen kann, dass die Preise übermäßig steigen. In D hat man in den Aufbaujahren zurecht das Sparen gefördert (leider wurde später dann zu viel gespart). Das war dann aber kein Weiterverleihen von Geld sondern ein Einfrieren von Geld. Mit dieser Maßnahme konnte man also verhindern, dass die Löhne von gestern und nicht von heute die Produkte kaufen, die bereits fertig sind.

    Im Gegensatz dazu kam es z.B. in Brasilien mehrmals zu galoppierender Inflation weil in der Aufbauphase zu wenig Geld durch Sparen eingefroren wurde.

    Soo sinnlos sind diese Überlegungen dann vielleicht doch nicht....

    PS.: Da im Glanzberg-Modell Geld nicht übertragbar ist und dafür nur sein Gegenteil, kann nie zu viel Geld auf den Markt kommen. Leider kann anderseits aber auch im Glanzberg-Modell in der ersten Ebene zu viel gehortet werden. Dies ließe sich aber technisch mittels einer “Hortgebühr” relativ leicht beheben.

    LG, enrico

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    1. Sicher muss die Geldmenge in einem Verhältnis zur Gütermenge (bei gegebenen Preisen) einerseits und zum Hortungsverhalten andererseits stehen.
      Das eigentlich Erstaunliche an unserem System ist, dass es das überhaupt relativ reibungslos leistet. Das erscheint und zwar selbstsverständlich, aber nur, weil wir die Komplexität nicht überblicken. (Was auch Vorteile hat, denn die Funktionsweise des Marktes und der Wirtschaft wird nicht zwangsläufig dadurch besser, dass wir daran rumzuschrauben versuchen. Auch wenn das manchmal unvermeidbar und auch zweckmäßig ist.)

      Zur Vorfinanzierung in Ihrem Modell schreiben Sie:
      "Im Glanzbergmodell entstehen die Gewinne der
      Unternehmer und die Rücklagen der Unternehmen bereits
      vor dem Verkauf der hergestellten Produkte. Die
      Unternehmen als Gesamtheit können diese Gewinne auch
      bei fehlendem Wirtschaftswachstum oder selbst bei
      wirtschaftlicher Schrumpfung erzielen."
      Was mich in der Annahme bestärkt, dass das ein Garantieeinkommen sein soll - und damit die Marktmechanismen aushebeln würde.

      Ansonsten: Sehr tief ausgearbeitet; aber zu tief, als dass ich mich momentan damit beschäftigen könnte.

      Grundsätzlich bin ich skeptisch, dass eine "Design-Perfektionierung" unseres Geldsystems möglich ist.
      Ein Problem könnnte die Gedverteilung sein.
      Bei Ihrem System ist mir nicht klar, wie es sich auf die Geldverteilung einerseits, und andererseits auf die freie Verfügbarkeit der Individuen auf ihr Geld auswirkt.

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    2. {{{{{Grundsätzlich bin ich skeptisch, dass eine "Design-Perfektionierung" unseres Geldsystems möglich ist.}}}

      Es geht in erster Linie nicht darum, wie man das Geldsystem perfektionieren kann, sondern wie man die bestehende Dissens-Wirtschaft in eine Konsens-Wirtschaft umbauen kann. Der “Markt” erscheint heute mehr als Kampfarena denn als Kommunikationsmittel. Je mehr er aber eine Kampfarena ist, desto weniger wird die Wirtschaft ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht, nämlich allgemeinen Wohlstand zu schaffen. Je besser die Kommunikation zwischen den Wirtschaftsbeteiligten funktioniert, desto weniger bleibt er eine Kampfarena. Je besser die Kommunikation zwischen den Beteiligten funktioniert, desto kleiner werden auch die individuellen, betriebswirtschaftlichen Risiken.
      Heute haben wir im Grunde keine Volkswirtschaft, sondern viel mehr eine intransparente (Welt-)Elitenwirtschaft, von der man durchaus behaupten darf, dass diese sich seit langem gegen das Volk, gegen die Völker gewandt hat. Man schaue sich nur einmal an, wie weit es im Herzland des ach so “free market®”, in den USA gekommen ist, Detroit ist dafür ein trauriges Beispiel.

      Wenn es nun darum geht, wie man das Geld- bzw. Finanzsystem verbessern kann, dann muss dieses vor allem eine Grundlage für eine bessere Kommunikation zwischen allen, und eine bessere Teilhabemöglichkeit für alle Beteiligten bieten. LG, enrico

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