Donnerstag, 8. November 2007

Da legste dich vor Lachen flach: FDP-"Sensation" in Wächtersbach!

"05.11.2007 Wahl von Martin Hußmann zum neuen Bürgermeister in Bad Schwalbach – Platz 2 in Wächtersbach mit Michael Peschek" heißt es auf der Webseite der FDP Hessen.

FDP Platz 2? Nicht schlecht - sonst sind die doch immer erst 3. oder 4. Sieger?
Allerdings: Außer dem langjährigen Amtsinhaber Rainer Krätschmer (SPD) und eben dem FDP-Kandidaten (der sich freilich auf den Wahlplakaten als solcher nicht zu erkennen gab und mit Wischi-Waschi-Wahlkampfparolen für Familie, Sicherheit und Wachtstum warb) war niemand angetreten. Bei nur -2- Kandidaten ist es jedoch verdammt schwer, nicht der 2. Sieger zu sein.

Macht nichts: "Der FDP-Landeschef zeigte sich auch sehr zufrieden, dass mit Michael Peschek in Wächtersbach der zweite angetretene FDP-Kandidat sensationelle 26,8 Prozent bei der Bürgermeisterwahl errungen hat." [Hervorhebungen von mir]

Recht hat er, das Ergebnis ist in der Tat sensationell: eine sensationelle Niederlage für das doppelte U-Boot der Freien Demokraten. U-Boot war er zum Ersten, weil Peschek nicht die blau-gelben Flagge gehisst hatte (auf den Plakaten; auf seiner Webseite bezeichnet er sich einerseits sogar ausdrücklich als "unabhängiger Bürgermeisterkandidat", lässt jedoch die Unterstützung durch FDP und CDU deutlich erkennen - aber welcher Wähler liest die?), und zum Zweiten, weil er mit "Familie" und "Sicherheit" typische CDU-Themen gekapert hatte. Allerdings dürfte ihn die CDU im Stillen mit getragen haben, dafür hat er ihr - ebenso wie der FDP - auch ein Link-Denkmal auf seiner Webseite gesetzt. (In der Tat: die Christenunion hat ihn mitgetragen!) Die (für die Liberalen) traurige Wahrheit erfahren wir in der FAZ Regionalausgabe:
"Der 62 Jahre alte Sozialdemokrat Rainer Krätschmer bleibt Bürgermeister von Wächtersbach im Main-Kinzig-Kreis. Der favorisierte Amtsinhaber erhielt gestern 73,2 Prozent der gültigen Stimmen. Sein 40 Jahre alter Herausforderer, der Liberale Michael Peschek, kam auf 26,8 Prozent.Damit steigerte Krätschmer sein Ergebnis von vor sechs Jahren, als er den CDU-Politiker Peter Tauber schlug, nochmals um mehr als zehn Prozentpunkte. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,9 Prozent." [Hervorhebung von mir]
Sensationell ist das, fürwahr!

Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl ist für Peschek um so miserabler, als der Mann gut aussieht (auf den briefmarkengroßen Fotos in seiner Webseite kommt das weniger zur Geltung als in den Wahlplakaten, aber hier beim Pfarrfest kommt er besser raus), weitaus jünger ist als der Amtsinhaber und sein Porträtphoto den Eindruck einer dynamischen Persönlichkeit macht. Als CDU-Kandidat hätte er vermutlich deutlich mehr Stimmen bekommen (als offener FDP-Kandidat freilich noch weniger). Interessante Frage, ob der Frauenanteil bei seinen Wahlstimmen deutlich höher war als bei Krätschmer?

A propos Frauen: meine Frau hat mich dran erinnert, dass ich wählen sollte - indem sie eine Rose vom Rainer auf den Tisch gestellt hat. Die Rose hatte ihr allerdings der Rainer nicht direkt geschenkt (wer weiß - da wäre womöglich der kleine Sizilianer in mir zum Vorschein gekommen?), sondern die hatte ich erhalten in einem Filialladen dessen Namen ich verschweige, um den Verkäuferinnen, die sicherlich auf eigene Initiative gehandelt haben, keinen Ärger mit ihrer Regionalleitung einzuhandeln.
"Möchten Sie eine Rose von Rainer Krätschmer?"
"Hm - na ja, kann ich ja meiner Frau schenken."
"Ja genau, entfernen Sie einfach den Anhänger."
Das habe ich aber doch nicht getan, und so kam Rainer mit noch einer Stimme mehr zu seinem fast Ostblock-artigen Wahlresultat.

Interessant ist, dass auch der Liberale Staatsknete verteilen will:
"Eine Beteiligung der öffentliche[n] Hand bei einem Sanierungskonzept, das besonders Raum für die Bürgerinnen und Bürger im und um das Schloss herum schafft, muss im vertretbaren Rahmen geprüft werden."
Aber natürlich Steuern für seine Unternehmergenossen senken:
"Ein[en] zusätzlichen[r] Impuls durch die Stadt und ihr Handeln – beispielsweise durch eine Senkung der Gewerbesteuer – sei nicht zu erkennen."

Niemand, der seine Wirtschaftsförderungs-Forderungen liest, würde auf den Gedanken kommen, dass Peschek Umwelt- und Biotechnologie studiert hat. Die Vorlesungen über "Carrying capacity" muss er jedenfalls verschlafen haben.
"Overpopulation"? [Das deutschsprachige Äquivalent "Überbevölkerung" zu dem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag ist deutlich dünner.] So etwas gibt es vielleicht in Afrika, aber doch nicht bei uns? Immer fleißig weiter hochschwingen - bis wir vom Reck runterplumpsen - während die Spritpreise zum Ausgleich in die Höhe schnellen.
Nicht, dass die anderen einsichtiger wären. Nur hätte ich von einem biologisch beschlagenen Menschen eine tiefere Einsicht in die Risiken unserer Wachstumswirtschaft erwartet. Ehrlich!)



Ein gewisser "0ö0.de" (theoretisch könnte es auch eine Frau sein, aber die bloggen doch deutlich seltener), anscheinend aus Wächtersbach, hat auf seinem Blog eine interessante Analyse der verschiedenen politischen Webseiten aus Wächtersbach eingestellt (und, für wen immer es interessieren mag, auch die Links dazu eingetragen).
Weniger sympathisch ist allerdings, dass dieser Blogger anonym auftritt. (Und übrigens auch einer von denjenigen Herrenhausbewohnern ist, die Kommentare nur nach Passieren einer Sicherheitsschleuse zulassen (ohne das natürlich vorher anzukündigen):
"Cangrande Says: Your comment is awaiting moderation.
November 8th, 2007 at 9:41 pm
Eine interessante Analyse. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die hinter diesem Blog stehende Person sich outen und ihre Kritik nicht anonym posten würde
."
Nachtrag 09.11.07: Der Kommentar ist trotz des Hinweises "awaiting moderation" lesbar - ???



Textstand vom 09.11.2007. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts).
Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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