Es gibt auf der Welt neben schusseligen zum Glück auch noch ehrliche Menschen. Und nicht nur ehrlich. Immerhin kostet es ja ein klein wenig Mühe und kostbare Zeit, eine Umhängetasche, welche ein Fahrgast in der U-Bahn vergessen hat, zum Fahrer nach vorn zu tragen, zu warten, bis der Zug hält, an die Tür der Fahrerkabine zu klopfen, ihm den Fundgegenstand zu übergeben und den Sachverhalt zu erläutern. Da ist die Versuchung groß, das Ding einfach stehen zu lassen, bis ein anderer sich drum kümmert – und es vielleicht mitgehen lässt.
Beladen mit Umhängetasche und Plastiktüte, vor allem aber mit Gedanken nach der Teilnahme an einem Gerichtstermin (beim Hessischen Landesarbeitsgericht in Frankfurt, im neuen Gebäude in der Gutleutstraße am Hauptbahnhof), entschied sich mein Unbewusstes, mir einen Teil der Lasten abzunehmen – und ließ mich die Umhängetasche beim Umsteigen am Willy-Brandt-Platz in der U-Bahn vergessen.
Den Verlust der Tasche selbst hätte ich noch verschmerzen können (ca. 15,- € - na ja, ist auch Geld ...); die wesentlichen Unterlagen zum Prozess hatte ich in der Plastiktüte transportiert. Kostspieliger wäre schon die Trennung von einem Merino-Wollpullovers gewesen; aber, weil von Aldi, noch kein finanzielles Debakel.
Hätte ich allerdings die Monatsmarke meines RMV-Jahresabonnements für den Monat Dezember (Kosten über 200,- €) erneut kaufen müssen, wäre meine Weihnachts(vor)freude schon deutlich überschattet worden.
Indes fand sich alles vollständig im Fundbüro der VGF (Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH) wieder und für eine äußerst moderate Fundgebühr von 1,50 € erhielt ich die Tasche zurück.
Gern hätte ich mich bei dem ehrlichen Finder, der sich die Mühe gemacht hat, die Tasche abzugeben, bedankt. Und das nicht nur mit einem warmen Händedruck. Doch der gute Mensch blieb anonym: „Von einem Fahrgast beim Fahrer abgegeben“ stand lediglich auf dem Fundzettel.
Dann bedanke ich mich halt auf diesem Wege öffentlich – und empfehle die gute Tat zur Nachahmung! Manchmal zahlt sich das sogar materiell aus.
Als ich vor langen Jahren morgens zwischen 6.00 h und 7.00 Uhr auf dem Weg zur Arbeit in der Nähe vom Holzhausenpark gut 200,- DM fand (die lagen in Scheinen und Münzen einfach so auf dem Bürgersteig herum – und das mitten in Frankfurt am Main!) trug ich sie sofort zur Polizeiwache (wo man mich etwas verwundert anschaute).
Nach einem Jahr bekam ich das fremde Geld zurück: ganz legal, weil sich der oder die Verlierer / Verliererin nicht gemeldet hatte. Abgezogen wurde eine Verwahrungsgebühr; das gute Gewissen gabs gratis dazu.
Um aber noch einmal auf meine Umhängetasche zurück zu kommen:
Das Frühstücksbrot da drin war natürlich nicht mehr genießbar!
Textstand vom 20.11.2007. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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