Montag, 27. April 2009

Fulda: First vom Fürstabt fotografiert!

Es gibt verzwickerte Zungenbrecher als den obigen Titel; z. B. „Zehn Cottbuser Postkutscher putzen den Cottbuser Postkutschkasten“.

Man kann auch spektakulärere Dachlandschaften finden, z. B. diejenige der Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub im Rhein (vgl. meinen Bild-Blott WARUM TOBEN DIE HEIDEN? oder EIN SCHIFF AUS STEIN BEI KAUB IM RHEIN).
[Noch schönere freilich findet man in den Kupfertiefdruck-Bildbänden Verborgene Schönheit“ von Stefan Kruckenhauser (Untertitel: „Bauwerk und Plastik aus Österreich“) und "Prag, ein fotografisches Bilderbuch" von Karel Plicka]
Immerhin bricht man sich aber nicht die Beine, und ist es auch nicht sonderlich anstrengend, wenn man den Turm des Stadtschlosses der Fuldaer Fürstäbte besteigt. (Fürstäbte waren sie zur Erbauungszeit des Schlosses Anfang des 18. Jahrhunderts; in der Jahrhundermitte wurden sie zu Fürstbischöfen befördert, waren also ab dieser Zeit echte Vorläufer des legendären bzw., sagen wir mal: kantigen Bischofs zum Speisen.



Im China-Restaurant „Orchidee“ im Einkaufszentrum am Löhertor kostet das Mittagsbuffet selbst am Sonntag nur 5,90 Euronen.
Berichtigung 22.08.09: Mittlerweile kostet das Büffet in der Orchidee (seit einiger Zeit schon) 6,80 €. Für diesen Preis erhält man aber jetzt eine sehr viel größere Auswahl an Speisen, so dass der "Mehrwert" der Preiserhöhung mindestens entspricht.

Gut besucht ist dieses Speiselokal immer; an diesem Sonntag (26.04.09) war es, auch wegen einem dort abgehaltenen Kommunikations-Schmaus, sogar richtig voll.
Im Einkaufszentrum am Löhertor sieht dagegen mittlerweile ziemlich desolat aus (wirtschaftlich, nicht optisch). Außer einem Schuhmarkt und einer (noch nicht lange bestehenden) Filiale der Drogeriemarktkette Rossmann haben sich dort nur wenige kleine Läden gehalten.
Der große „Herkules“-Lebensmittelmarkt (Edeka) im Erdgeschoss hat aufgegeben. Schon lange geschlossen waren im Keller ein Gartenmarkt (in dessen Räumlichkeiten nach langem Leerstand jetzt die Rossmann-Filiale) und ein Baumarkt (gefolgt von einem Sportladen und einem Elektromarkt - oder umgekehrt -, die aber beide nicht lange Bestand hatten).
Im 1. Stock mehrere Einrichtungen der Gastronomie und Freizeitbeschäftigungen.
Das China-Restaurant Orchidee liegt an einer überdachten „Plaza“; mehrere andere Speiselokale dort sind zu. Immerhin bringen ein Kino und ein Fitness-Center doch noch etwas Leben ins Gebäude.

Nach dem Essen schlängelten wir uns auf Schleichwegen u. a. durch Gassen mit sehr altem Häuserbestand (Fachwerk, aber meist verputzt); auch dort haben einige Restaurationsbetriebe aufgegeben; dagegen sind die Außentische des höherpreisigen „Breuers Weinhandel u. Restaurant Alte Pfandhausstube“ in der Pfandhausstraße weitestgehend besetzt.

Unser Ziel war eigentlich der Schlosspark (auch Schlossgarten genannt) gewesen. Doch kamen wir in der Altstadt, am Luckenberg, an dem (von einer Amerikanerin betriebenen) Quilt-Laden "Quilts am Luckenberg" vorbei, in welchem ein Plakat auf eine Quilting-Ausstellung im Schloss verwies. Diese besuchte meine Frau, während mich das schöne Wetter im Verein mit meiner Digitalkamera zu einem Besuch des
Schlossturmes verlockten, einst ein Teil der Befestigung der mittelalterlichen Abtsburg. Trotz häufiger Besuche in Fulda, und gelegentlicher im Schloss und Schlosspark, hatten wir, soweit ich mich erinnern kann, diesen Turm (hier ein Blick von unten) noch nie bestiegen [wozu auch - ohne Digikam? ;-) ].




Dachfirste des ausgedehnten Schlosskomplexes sind natürlich nicht das einzige, was ich vom Turm aus geknipst habe.

Sondern auch einzelne Dachfenster. Und ganze Dachlandschaften. Hinter winzigen Dachfenstern wie diesem hatten wohl die Dienstboten ihre Unterkünfte. Selten sieht man solche in Schlössern; eine rühmliche Ausnahme bildet das Schloss der Herzöge (später Könige) von Württemberg in Ludwigsburg bei Stuttgart. Auf der "Homepage" des Schlosses fehlt freilich eine Information dazu; auch der Wikipedia-Eintrag schweigt darüber. Das waren jedenfalls keine Luxusquartiere; nicht für alle war das Hofleben ein Zuckerschlecken!















Das Schloss ist ein ausgedehnter Gebäudekomplex; natürlich darf man nicht denken, das es nur zum Repräsentieren und für Luxusgemächer gedient habe; vielmehr war dort auch die "Staatsregierung" untergebracht.
Ein solcher Bau ist in ökonomischer Hinsicht schon erstaunlich für ein derart kleines Ländchen (nach Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der Deutschen Länder, zählte das Fürstentum oder Hochstift Fulda bei seiner Auflösung im Jahre 1802 gerade einmal 90.000 Seelen).
Daneben sind aber im 18. Jahrhundert weitere ausgedehnte Bauten entstanden:

Das hier hübsch fotografierte alte päpstliche Priesterseminar (eine kirchliche Kaderschmiede also) im Stadtzentrum. Das neben dem Karstadt-Kaufhaus gelegene Baukomplex, eine Vierflügelanlage mit großem Innenhof, beherbergt jetzt u. a. das Vonderau-Museum mit Exponaten und Ausstellungen zur Stadtgeschichte, Kunst usw. (Wir haben sie nicht besucht, aber aktuell wird dort eine Ausstellung über die Amerikaner - d. h. die amerikanischen Streitkräfte - in Hessen gezeigt).

Weiterhin leistete sich das Ländlein auch noch Barocke Adelspalais und sogar eine Alte Universität (hier ein Wikipedia-Eintrag dazu)!

Damals vor der Stadt lag die große Anlage des Klosters Frauenberg; erbaut wann? Richtig, Sie haben es erraten: im 18. Jh.! (Deren Homepage ist natürlich von heute.)

(Zur Abwechslung verweise ich hier auch auf einen raren Renaissancebau: die Benediktinerinnen Abtei St. Maria. (Auf deren eigener Webseite werden u. a. Produkte aus dem biologischen Gartenbau beworben.).


Äußerst bescheiden dagegen die damalige Stadtverwaltung von Fulda:Die lustigen Türme des alten Rathauses (das jetzt ein Bekleidungsgeschäft beherbergt) vom Schlossturm aus gesehen (rechts ein Stück der großen Stadtpfarrkirche St. Blasius, ebenfalls im 18. Jahrhundert erbaut) aus dem 16. Jahrhundert

und hier ein Blick aus Richtung der Bahnhofstraße. (Bei Panoramio ein schönes Bild des ganzen Bauwerks.)



Einen Dom, offiziell St. Salvator zu Fulda geheißen und im Volksmund "Hoher Dom zu Fulda" genannt braucht eine solche Stadt selbstverständlich auch; um so mehr, als hier Bonifatius begraben liegt, der "Apostel der Deutschen". Der Webseite Germania Catholica verdanken wir übrigens eine Live-Aufnahme von einer Missionspredigt des Bonifaz.] Dessen Leichnam hätten sich nach seinem gewaltsamen Tod durch Räuberhand im Friesenland gern die Mainzer unter den Nagel gerissen, doch konnten die Fuldenser darauf verweisen, dass er selbst den Wunsch geäußert hatte, seine letzte Ruhe in Fulda zu finden, wohin sie ihn dann auch überführten.
[Es ist in meinen Augen eine kleine klerikale Stichelei, wenn katholische Kirchen in der Diaspora - wie z. B. die 1939 erbaute in Bad Windsheim - "St. Bonifatius" genannt werden: 'Euch müssen wir missionieren'.
Tongue in cheek gesprochen, haben uns übrigens die Angelsachsen damals unter das Joch der Kirche missioniert - und heute unter die Knute des Kapitals].








Die uralte Michaelskirche neben dem Dom, noch aus vorromanischer Zeit stammend, ist (auch wegen der stimmungsvollen Krypta) mein Lieblingsbauwerk in Fulda (dieses Foto allerdings von unten aufgenommen).
Hier ist sie als "High Dynamic Range Image"-, kurz HDR, abgebildet [wieder was dazugelernt ;-)]. (Da die Orangerie in HDR; dort der Ehrenhof und Haupteingang des Schlosses, hier die Gartenseite und, besonders eindrucksvoll in der Vergrößerung durch Mausklick, der Dom.


Nun haben wir aber lange genug auf Schieferdächer geschaut; wir erholen uns bei einem Blick in die Tiefe.

Dort unten locken Blumenrabatten

Besonders schön gestaltet ist die vom Gartensaal im Erdgeschoss des Barockschlosses (prächtig stuckiert, Eintritt frei, nicht versäumen!) zur Orangerie hinführende Achse.








Das ist sie, die Orangerie: ein weiterer prachtvoller Barockbau, heute zum Hotel Maritim gehörig bzw. von diesem bewirtschaftet.






Wir klappen nunmehr den Fächer unserer Fulda-Präsentation zusammen

und verabschieden uns mit einemBlick von unten auf die Schlossdächer.

Etwaigen Schlossbesuchern sei neben einem (kostenpflichtigen) Besuch der fürstäbtlichen Prunkräume sowie dem (kostenfreien) Besteigen des Schlossturmes auf jeden Fall auch der Gartensaal (s. o.) und der Marmorsaal (im 1. Stock zur Gartenseite hin gelegen, Eintritt frei, Blicke auf die oben gezeigten Blumemnrabatten im Schlosspark und auf die Orangerie; in diesem Raum ist auch ein Modell der Stadt Fulda ausgestellt) ans Herz gelegt.

Im Durchgang zu den Prunkräumen kommt man durch einen Saal, von dem man auch den Hochzeitsraum (in alter Zeit wohl die Schlosskapelle) erreicht. In diesem Durchgangssaal (nicht besonders geschmückt, obwohl es eigentlich ein zentraler Raum war, weil dort der Zugang zum Balkon auf den Ehrenhof ist) präsentiert die Stadtverwaltung eine eher unauffällige, aber jedenfalls für mich außerordentlich interessante Ausstellung.

Stadtpläne von Fulda sind dort ausgehängt und mit Erläuterungen kommentiert, beginnend mit einem Plan aus der Zeit um 1730. Damals hatte die Stadt etwa 3.000 Einwohner, heute sind es (freilich nach Eingemeindungen) ca. 65.000.
(Hier ein sehr guter aktueller Stadtplan mit verschiedenen Themenkarten.)


Die beste Online-Information zur Geschichte der Stadt Fulda scheint der Wikipedia-Eintrag zu sein: Dank auch dafür an jene bienenfleißigen Informationssammler, die uns in mühevoller Arbeit eine Fülle von Wissen zugänglich machen!



Unzählige Fulda-Fotos, praktischer Weise gleich der Google-Map zugeordnet, bietet die Webseite "Panoramio".

Schöne Aufnahmen auch bei den Travel-Webshots.

Eine Diaschau mit schönen Aufnahmen präsentiert die Webseite des Fuldaer Holiday Inn.

Fotos von Ralf Brown bei pbase: 1996, 2006

Alte Fulda-Bilder scheinen im Netz rar zu sein; aber natürlich lässt uns die Webseite Germania Catholica auch hier nicht im Stich: eine Postkarte (wohl ein Aquarell) von 1899.

Auch deutschsprachige Blogs aus oder über Fulda kann ich, jedenfalls auf die Schnelle, nicht finden; aber dafür gibt es ja englischsprachige (hier und da zumindest).
Da frage ich mich natürlich, ob deutsche Netzfreaks die Stadt Fulda etwa wegen des fehlenden Kondomangebots meiden? (Mehr über das Verkaufsverbot für Kondome in einer Schlecker-Filiale berichtet der hessische Rundfunk hier, und 157 Kommentare dazu finden sich dort; n24 hat sogar mit einen kleinen Film über die "Drogerie als Touristenmagnet" gedreht..)


Für weitere interessante Linkhinweise danke ich meinen Besuchern im Voraus!


Nachtrag 24.07.09
Eine recht ausführliche Chronologie der Fuldaer Geschichte finden Interessierte auf der Webseite von Joerg Pytlik.





Textstand vom 22.08.2009. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts).
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Sie mit einem Klick auf das Erstellungsdatum unterhalb des jeweiligen Eintrages.
Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

1 Kommentar:

  1. Warum ich nicht über fulda blogge, trotz der passenden Domains? ganz einfach: Es lohnt sich finanziell nicht. Und meine Höhle muss auch bezahlt werden ;-)

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