Donnerstag, 2. April 2009

Die Schattensegler. Zweifelhafte Aktivitäten der Europäischen Zentralbank (EZB) im Schatten der Fed?


Während die Welt über die Aktivitäten der Fed diskutiert, sie lobt oder kritisiert (vorzugsweise aber beides zugleich: "Ja, aber ..."), findet man hier und da Hinweise darauf, dass auch die EZB nicht unbedingt ein Hort der geldpolitischen Solidität ist.
So lesen wir in dem Dossier "Drohende Staatspleiten. Ende des irischen Ratingglücks" der Financial Times Deutschland (FTD) vom 17.02.09von André Kühnlenz und Mark Schrörs:
"Eine indirekte, wenig beachtete Hilfe der EZB für einzelne Staaten stellen de facto die gelockerten Bestimmungen für Sicherheiten bei Refinanzierungsgeschäften dar. Seit Mitte Oktober 2008 akzeptiert die EZB Bonds - auch Staatsanleihen - bis zu einem Rating von "BBB-" statt zuvor "A-". Solange Banken Staatsanleihen bei der EZB hinterlegen und dafür Liquidität bekommen können, haben sie einen Anreiz, Staaten die Papiere abzunehmen."
Mit anderen Worten: Auch die EZB beleiht mittlerweile jedweden Schrott! Und man darf wohl vermuten, dass das auch zu einer Ausweitung der Geldversorgung führt.
Nein, diese hübsche Fotoaufnahme von einem Schattensegler stammt nicht von mir.


Nachtrag 04.01.2010
Sehr informativ betr. die Krisen-Aktivitäten der Zentralbanken, insbesondere der Fed, der englischen Notenbank und der ECB, ist der lange Eintrag (allerdings schon vom 21.03.2009) "Fiscal dimensions of central banking: the fiscal vacuum at the heart of the Eurosystem and the fiscal abuse by and of the Fed" im Blog "Maverecon" von Willem Buiter. Buiter kritisiert die Europäische Zentralbank dafür, dass sie nicht Staatspapiere ankauft (indirekt am Markt) und keine privaten Verbindlichkeiten, sondern nur Geld an Banken, und auch nur gegen Sicherheiten, verleiht. Im Grunde verlangt er aus meiner Sicht eine Subventionierung von Krediten durch die Länder der Eurozone via ECB. Das scheint mir doch recht fragliches Rezept zu sein; vor allem ist das Exit Szenario schwierig vorstellbar, wenn die Notenbanken Geld nicht verliehen, sondern durch Effektenkäufe in die Wirtschaft eingespeist haben. Zwar können sie die Wertpapiere bzw. Kredite wieder verkaufen; jedoch ist es gut vorstellbar (real bei der Fed, die US-Staatsanleihen im Wert von 1,6 Billiarden Dollar angekauft hat - vgl. HB-Artikel "Analysten sehen für US-Bonds schwarz" vom 4.1.10), dass sie diese Papiere später nicht mehr zu den Ankaufspreisen verkaufen kann. Dann hat sie nicht nur Verluste, sondern vor allem bleibt ein Teil der emittierten Liquidität im System hängen. Da die EZB lt. Buiter nur Kredite bis zu 6 Monaten vergibt, kann sie diesen Geldhahn relativ kurzfristig zudrehen.


Textstand vom 16.06.2023

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