Dienstag, 11. August 2009

Politikverfilzung der Organisierten Finanzwirtschaft: Ein Hauch von investigativem Journalismus durchweht das deutsche Miasma


Leo Müller hat für die Financial Times Deutschland keine Geheimnisse aufgedeckt. Er hat (soweit ich das beurteilen kann) lediglich bekannte Fakten zu einem sinnhaften Muster arrangiert.
Heraus kam der Artikel "Investmentbanken. Die deutsche Lehman-Lüge" vom 10.08.2009:
"Der Fall der Lehman-Bank hat Kapital und Vertrauen vernichtet. Sagen deutsche Politiker und Bankchefs. Das ist die Unwahrheit - und sie wissen es. Die Pleite am 15. September 2008 war nicht der Auslöser der Entwicklung. Die Finanzhäuser hierzulande gerieten schon Jahre zuvor in Schieflage."
Müller zeigt, dass zahlreiche deutsche Banken, insbesondere die Landesbanken, schon längere Zeit marode waren. Die Lehmann-Pleite habe lediglich bewirkt, dass sie ihre Miesen nicht mehr verstecken konnten. Vorher hätten sie in einem sozusagen dolosen Zusammenwirken mit Politikern und Aufsichtsbehörden ihre Verluste versteckt.

Die Qualität einer Klageschrift hat Müllers Bericht naturgemäß nicht. Aber als politische Anklage reicht sie allemal aus, um das aktuell regierende Politikkartell zu diskreditieren. Insbesondere Peer Steinbrück kommt nicht gut dabei weg.

Nach der Lektüre des Artikels verstehe ich nun endlich auch, warum Versager wie der Bankenoberaufseher Jochen Sanio nicht geschasst werden: Auch die verantwortlichen Politiker haben Dreck am Stecken; da stützt der eine Kumpan den anderen (wohl auch deswegen, weil jeder zu viel über das Versagen bzw. die Verfilzungen der anderen weiß).

Es spricht nicht für ein gutes Funktionieren unserer Demokratie, dass wir derartige Figuren nicht davonjagen. Die Medien versagen, wir sind träge, seriöse Alternativen gibt es im Politikbetrieb keine.


Textstand vom 10.09.2022

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