Es gibt sie noch, die Vereins-Weihnachtsmärkte. Heppenheim hatte einen sehr schönen "Nikolausmarkt", und wir haben ihn vor einigen Jahren sehr genossen. Doch auf der Rückfahrt haben wir bitterlich gefroren, weil der Zug nicht beheizt war. Heute sind wir nicht mehr ganz so reiselustig (dabei war das erst vor 5 Jahren - in 2004); nach Eberbach am Neckar wären wir freilich gefahren (vgl. meinen Eintrag vom Vorjahr "Altdeutscher Weihnachtsmarkt in Eberbach: Gebrannte Erdnüsse gab's bei den Goten"), doch hielt uns die Wettervorhersage davon ab. Dazu kam noch der Umstand, das "unser" dortiger Italiener, Signore Parisi, sein kleines Café schon seit längerer Zeit geschlossen hat: wo würden wir dann bei Regen sitzen? Den ganzen Tag im Zelt auf dem Weihnachtsmarkt - das wäre denn doch etwas zu lange.
Also haben wir wieder einen ganz neuen Weihnachtsmarkt entdeckt, in Höchst. Nicht in der Stadt Höchst im Odenwald, sondern im Ortsteil Höchst von Frankfurt a. M..
Höchst am Main (jetzt knapp 14.00 Einwohner) hatte das Pech, nach Frankfurt eingemeindet zu werden (1928). Im Eingemeindungsvertrag gemachte Zusagen, wie z. B. der Bau einer Mainbrücke, wurden über Jahrzehnte nicht eingehalten, zunächst wohl wegen der Wirtschaftskrise und später gab es in Frankfurt irgendwie immer andere vorrangige Projekte. (Vgl. den ausführlichen Wikipedia-Eintrag zur Geschichte von Höchst.)
Aber noch in anderer Weise als durch die Entfremdung des hohen örtlichen Steueraufkommens (ehemalige Farbwerke Höchst!) dürfte die Eingemeindung der Stadt geschadet haben: ihre höchst attraktive Altstadt (dazu mehr bei dem speziellen Wikipedia-Stichwort) dämmert im Schatten der Frankfurter "Sehenswürdigkeiten". Sicherlich, der "Kaiserdom" St. Bartholomäus in der Frankfurter Altstadt ist größer als die Höchster Justinuskirche: aber die ist, in Teilen ihrer noch vorhandenen Bausubstanz, weitaus älter. Die "Stiftergemeinschaft Justinuskirche" war auch auf dem Weihnachtsmarkt vertreten, der überhaupt vom Vereinsring organisiert (aber auf dessen Webseite nicht sonderlich aktiv beworben) und von den Vereinen beschickt wird.
Gleichwohl ist er recht groß, über drei Plätze verteilt: dem vor der Justinuskirche, einem Platz vor dem Höchster Schloss (einst offenbar eine Wasserburg; im breiten Burggraben jetzt ein stimmungsvoller Park) und schließlich im Schloßhof selbst. Auf den Geländern der Brücke über den Schloßgraben zum Schloss waren große Tellerkerzen aufgestellt, auf einem Platz knisterte ein Holzfeuer (es wärmte auch, aber kalt war es ohnehin nicht an diesem 1. Adventssamstag).
Ein schöner Weihnachtsmarkt (auch wenn meine fest akkreditierte Kulturkonsulentin etwas indisponiert und deshalb weniger enthusiasmiert war als ich).
Was es sonst noch an Sehenswürdigkeiten gibt (nicht zuletzt zahlreiche authentische Fachwerkbauten, die hundert Mal schöner sind als die Disneyland-Ostzeile am Römerberg in der Frankfurter Altstadt) und an stimmungsvollen Ecken, zeigen zahlreiche Fotos bei den Wikimedia Commons.
Wäre die Stadt noch selbständig, wäre sie zweifellos auch ein gut besuchtes Reiseziel. Auf jeden Fall ist sie einen (oder genauer: mehrere) Besuche wert. Weitere Bilder z. B. hier auf einer privaten Webseite und selbstverständlich auch auf den verschiedenen Fotoportalen, z. B. bei Fotocommunity.de.
Also: wenn Sie mal in der Gegend sind, versäumen Sie nicht einen Abstecher in das höchst anmuthige Höchst. Und wenn Sie gar am 1. Adventswochenende in den Frankfurter Raum kommen: genießen Sie den Weihnachtsmarkt im historischen Ambiente rund um die karolingische Justinuskirche (hier eine ausführliche und bebilderte Darstellung der allgemeinen und der Baugeschichte in mehreren Folgen) und das (nicht ganz so alte) Schloss mit seinem markanten Turm.
Ach ja, Bilder vom Höchster Weihnachtsmarkt wollte ich Ihnen ja auch noch zeigen. Keine eigenen: wir kamen leider erst bei Dunkelheit an (der Markt beginnt am Samstag um 14.00 h; um ihn richtig zu genießen, sollte man noch bei Tageslicht kommen). Außerdem kämpfe ich noch mit der Bedienungsanleitung meiner neuen Digitalkamera: 170 Seiten wollen erst einmal gelesen werden! Also nachfolgend ein Foto von Maik Reuss (die Karte lag dort an den Ständen aus) und ein sehr schöne Gemälde (im Stil der Naiven Malerei) von Allmuth Gutberlet-Bartz (diese Karte erstand ich bei der Stiftergemeinschaft der Justinuskirche; hier die Abbildung eines weiteren schönen Weihnachtsmotivs von Oberursel -?- mit dem Feldberg im Taunus im Hintergrund):
P. S.: Glühwein habe ich übrigens nicht getrunken; der hat mir früher des Öfteren Magenprobleme bereitet. Und wenn man liest, was in manchen dieser "Weine" drin ist, wird einem schon bei der Lektüre ganz anders.
Von solchen Berichten musste wohl auch jener Verein schon gehört haben, der als Vertrauen bildende Manahme mit dem Hinweisschild warb: "Unser Glühwein unterliegt der ständigen Qualitätskontrolle durch das Standpersonal".
Heißen Apfelwein gab es jedoch auch (wenn auch nur an 1 oder 2 Ständen), und natürlich noch andere "geistige" Getränke.
Nachträge 01.12.2009
Hier noch einige Links zu Berichten und/oder Bildern vom (Frankfurt-)Höchster Weihnachtsmarkt:
Hier einige Photos (vom Weihnachtsmarkt 2006) im Blog eines Hanspeter Jochmann. (Besonders schön - als Foto wie in der Wirklichkeit - die 'Fackelkerzen' (oder wie man die Dinger nennt) auf dem Geländer der Schlossbrücke - s. o.).
Die Katzennothilfe ist mir zwar nicht aufgefallen, war aber auch präsent.
22.000 Iren können nicht irren. Das Höchster Kreisblatt vom 21.10.2009 vermeldet (in einem relativ langen Bericht): "Höchst exportiert den Weihnachtsmarkt. Iren in Tralee sind ganz verrückt nach dem „cosy“ Budenzauber" (meine Hervorhebungen):
"... An dem kalten Dezemberabend aber, als die irischen Gäste mit großen Augen vorm festlich beleuchteten Weihnachtsbaum auf dem Höchster Schlossplatz stehen, umgeben von Lebkuchenduft und beschaulichen Buden mit Spritzgebäck und Selbstgemachtem, da wird ihnen bewusst, dass in Tralee noch etwas fehlt: ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt, einer wie in Höchst.
Der große Frankfurter Markt hatte das Herz der Nordeuropäer weniger erwärmen können. «Der war ihnen zu kommerziell», erinnert sich Thomas Meder, der als Vereinsringvorsitzender die partnerschaftlichen Beziehungen intensiv betreut. «Unseren Markt fanden sie dagegen very cosy», zitiert er die Gäste; gemütlich also, fast schon kuschelig. Und so wurde die Idee geboren, schon im Jahr 2009 in Tralee einen Markt nach Höchster Vorbild aufzubauen, den ersten Weihnachtsmarkt in der 800 Jahre alten Stadtgeschichte. ..."
Und irgendwo in dem Artikel wird auch die Einwohnerzahl der irischen Stadt Tralee erwähnt: 22.000.
Der Rhein-Main-Wiki zeigt einige Bilder und die Lokalisierung des Marktes auf dem Stadtplan.
Textstand vom 05.10.2014. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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