Montag, 8. Februar 2010

Griechenland-Bailout: endlich wird die Debatte von einer kompetenten Persönlichkeit als interessengesteuert identifiziert !

Da reib' ich mir die Augen (und relativiere in Gedanken meinen Blott "Deutsche Landesbanker durch die Bank finanzwirtschaftliche Fahrschüler?"): Es gibt bei den deutschen Landesbanken DOCH intelligente Menschen!

Tatsächlich hatte die NICHT im Subprime-Markt der US-Hypotheken "investiert", aber hier geht es mir um etwas anderes, nämlich den ersten (gewissermaßen:) Tacheles-Kommentar zur Griechenland-Krise, den ich bislang im deutschsprachigen Raum gelesen habe.

Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, hat ihn u. d. T. "Klartext zu der Budgetdefizitdebatte der Eurozone" auf den "Goldseiten" verfasst und er behandelt den Diskurs, wie es allein angemessen ist, nämlich in -2- Dimensionen:
- in einer (zwar nicht tiefschürfenden, aber dafür klarsichtigen) Analyse der Interessendimension (wer redet Griechenland aus welchen Gründen schlecht bzw. bläst zum Bailout-Halali auf die deutschen Steuerzahler) und
- in einer Kennzahlen-Analyse.
Auszüge (meine Hervorhebungen):

"Die Debatte, die heute ausgehend von New York und London (Ähnlichkeiten zu der EWS-Krise 1992 sind natürlich rein zufällig) geführt wird, als auch die aktuelle Bewertung kommen circa 6-9 Monate zu spät. Spanien und Irland haben stärkere strukturelle Probleme. In Spanien ist es das Ungleichgewicht eines zu großen Bau- und Immobilensektors. Die notwendigen Anpassungen werden hier andauern und belastend auf die Budgetsituation wirken. Ausgehend von 51,3% Verschuldung im Verhältnis zum BIP von nachhaltigen Finanzierungsproblemen zu sprechen, ist nicht nur ambitioniert, sondern es ist absurd! .....
In den Diskussionen am Finanzmarkt wird mit dem Begriff Staatsbankrott gespielt. Im jetzigen Umfeld ist das mehr als unangebracht. Der beigefügte Chart von Flossbach & Storch belegt, daß sich Griechenland aktuell in eine Gefahrenzone bezüglich der Budgetlage bewegt und das Risiken tendenziell zunehmen, sofern nicht gegengesteuert wird.
Es handelt sich aber nicht um ein imminent bevorstehenden Staatsbankrott. Erst oberhalb der Marke von 40% Zinslast in Prozent der Steuereinnahmen (Erfahrungswerte) ist dieses Risiko realistisch. Davon ist man noch klar entfernt. .....
Das Thema Defizitsituation in Griechenland ist im Gegensatz zu den USA adressiert. Fortschritte stehen in Griechenland bezüglich fiskalischer Gesundung zukünftig ohne "wenn und aber" auf der Agenda. Die EU sendet damit auch Signale an Portugal, Irland, Spanien und Italien!
Neben Griechenland gibt es weitere Defizitsünder. Die USA sind hier prominentes Beispiel. Die Finanzwelt ignoriert die Defizitpolitik der USA (Gesamtverschuldung circa 83,6% des BIP), einer Nation mit mehr als 300 Mio. Einwohnern gegenüber 10 Mio. Einwohnern Griechenlands.
"


Und im Handelsblatt-Blog "Global Markets" ist jetzt sogar Bailout-Freund Frank Wiebe aufgewacht und titelt "Washington ist gefährlicher als Athen".

Was einen gewissen Cangrande ;-) zu dem Kommentar (Nr. 3) veranlasste:
"Es wird Zeit, dass wir den Ball der Meinungsmanipulation mal ins angelsächsische Feld zurück spielen. Bei Griechenland werden die Gefahren einer Staatspleite völlig übertrieben an die Wand gemalt. ....."



Textstand vom 07.05.2010. Auf meiner Webseite
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