Freitag, 3. Dezember 2010

Wolfgang Münchau: endlich auch schlau?


Was hat er damals gegeifert, der Wolfgang Münchau, Eigentümer der Brüsseler Denkfabrik (Think Tank) Eurointelligence Advisers Ltd., in seinen Meinungsäußerungen in dem Hamburger Wirtschaftsblatt Financial Times Deutschland (FTD), um die Bundesregierung zu Hilfszusagen für den Griechenland-Bailout zu pressen!

Seine Kolumne "Warum die Euro-Zone zerbricht" vom 02.12.10 wird (von der Redaktion?) einleitend so zusammengefasst:

"Der EU-Rettungsschirm kann die Insolvenz der Pigs-Staaten nicht verhindern. Tatsächlich machen die Hilfskredite alles nur schlimmer - sie bedrohen die Existenz der Währungsunion."
Im Artikeltext selbst schreibt Münchau u. a.:
"Griechenland, Irland und Portugal werden irgendwann in den nächsten Jahren ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. Dazu sind die Schuldenstände zu hoch, und das Wachstum ist zu gering. .....Internationale Investoren sind oft irrational, aber nicht annähernd so irrational wie Politiker angesichts einer Krise. Mit projizierten Staatsschuldenständen von 100 bis 150 Prozent, stagnierenden Wachstumsraten und steigenden Marktzinsen ist die Insolvenz dieser Länder nicht mehr aufzuhalten. Es wäre wirklich am besten, wenn man die Insolvenz akzeptiert und das Geld des Rettungsfonds dazu benutzt, die schlimmsten Folgen zu neutralisieren. Aber so wird es nicht kommen. .....Es wäre viel billiger, Griechenland und Irland jetzt in die Insolvenz zu schicken und das Geld für eine dann nötige Rekapitalisierung deutscher Banken auszugeben. Man hätte dann sogar noch einen politischen Hebel, die Umstrukturierung des heimischen Bankensektors zu forcieren. Das Hinauszögern der Krisenbewältigung wird die Lösung in zwei Dimensionen erschweren. Zum einen wird die Höhe des Ausfalls schlimmer sein. Der Haircut, der Abschlag der Zahlungen, wird viel höher ausfallen. Und mehr Länder werden einen solchen Haircut für sich in Anspruch nehmen."


Neben vielen anderen habe auch ich mir seinerzeit den Mund fusselig geredet gegen den Griechenland-Bailout.  Man muss nicht Nationalökonomie studiert haben (oder sogar: man darf anscheinend die Wirtschaftswissenschaften nicht studiert haben) um zu begreifen, dass für die Finanzmärkte Griechenland  der kleine Finger war, an dem sie die Steuerzahler der sogenannten "reichen" Länder, insbesondere also Deutschlands, in den Sumpf der Haftung für Schulden fremder Länder ziehen wollten.
Aber erst jetzt, nachdem die Euro-Hütte lichterloh brennt (vgl. auch die Artikel "Finanzwetten. Belgien spürt den Schuldenstrudel" (30.11.10) und "Das Belgien-Syndrom (02.12.10) im Manager-Magazin  wacht auch Wolfgang Münchau auf und will auf einmal (bzw.: nun endlich) den hochverschuldeten Staaten die hoch verdiente Pleite erlauben.

Was momentan an den Finanzmärkten abgeht, ist Teil 2 einer Erpressungsstrategie der Finanzwirtschaft:
- Während es in der ersten Phase darum ging, die (noch) soliden Staatshaushalte in die Mithaftung für die Schlendriane zu nehmen,
- werden nun in der 2. Phase die Zinsen hoch getrieben.
Dazu meldet das Handelsblatt in seinem Bericht "Spekulationen: Wie sicher ist Deutschland in der Schuldenkrise?" vom 01.12.10:
"Die Renditen langlaufender staatlicher Schuldtitel stiegen seit Ende August von zwei auf 2,7 Prozent. Wenn sich die öffentliche Hand heute Geld leihen muss, um neue Schulden zu finanzieren oder alte abzulösen, dann kostet das den deutschen Steuerzahler 35 Prozent mehr an Zinsen als im Spätsommer."

Und sogar in den USA fallen jetzt die Kurse der amerikanischen Staatsanleihen und steigen mithin deren Renditen: vgl. z. B. FAZ-Artikel "Amerikanischer Anleihemarkt ist technisch angeschlagen" vom 10.12.2010.

Textstand vom 11.06.2011

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