Dass es eine Natur nicht gibt, nicht eine Inflation und nicht eine Deflation, wissen meine treuen Leserinnen und Leser bereits.Wer mir das geglaubt hat, der nimmt mir auch ab, dass es einen Kredit nicht gibt.
Zumal ich keineswegs behaupte, dass es keinen Kredit gibt.
Klingt zunächst wirr, ist aber (genau wie die Titel der oben verlinkten anderen Blotts auch) lediglich eine Scheinparadoxie. Die sich schnell auflöst, wenn die Schreibweise zeigt, wie der Titel nach meiner Vorstellung auszusprechen ist: EINEN Kredit gibt es nicht.
Der erste Satz der Überschrift soll in provozierender Form darauf hinweisen, dass ich im Interesse eines tieferen wirtschaftswissenschaftlichen Verständnisses unserer eigentumsbasierten, geldvermittelten Marktwirtschaft eine Unterscheidung in ZWEI fundamentale Herkunftsunterscheidungen von Kredit für unverzichtbar halte:
- Primärkredit und
- Sekundärkredit.
Insbesondere bin ich hier einem Arbeitspapier verpflichtet, dessen These, wonach die deutschen Exportüberschüsse NICHT durch deutsche Kapitalexporte finanziert worden seien, zwar Nonsens im Quadrat ist (hier hatte ich das kurz angesprochen). Das mich aber (wieder einmal, und von einem anderen Blickwinkel aus) zu einem tiefen Einstieg in die Untiefen der Geldtheorie angeregt (oder gezwungen) hat:
"Kein Kapitalabfluss aus Deutschland. Eine Fundamentalkritik an Hans-Werner Sinns Kapitalexport-These" von Gustav A. Horn und Fabian Lindner (23.05.2011), herausgegeben von der Hans Böckler Stiftung der Gewerkschaften.
Dass Geld Kredit "ist", liest man sehr häufig. Die englischsprachige Wikipedia bietet dafür sogar den Artikel "Credit theory of money" an. Der verweist auf einen Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia, der allerdings von der Überschrift her deutlich unpräziser ist: "Kreditgeld". Die Zusammenziehung von "Kredit" und "Geld" in einem Begriff signalisiert nach gängigem Sprachgebrauch eigentlich, dass es neben einem "Kreditgeld" noch ein anderes Geld, ein Nicht-Kreditgeld, geben müsse. Ob das so ist, lässt sich dem Eintrag jedoch nicht entnehmen.
In der Tat kann man beim "Warengeld" (engl. commodity money), also z. B. Gold, Silber, Kaurimuscheln usw., über die 'Kreditnatur' (d. h.: über die ENTSTEHUNG dieses Geldes im Kreditwege) streiten.
Diese Frage lasse ich hier offen; bei meinen Überlegungen geht es ausschließlich um unser gegenwärtiges Papiergeld ("Fiatgeld", engl. "fiat money"), und das IST "Kreditgeld". (In dem Begriff "Papiergeld" sind bei mir die gegenwärtig umlaufenden, nicht aus Edelmetall bestehenden Münzen mitgedacht, und ebenso das nicht einmal mehr aus Papier bestehende, sondern nur noch sozusagen auf dem Papier stehende elektronische Geld, das dem Volumen nach heute die weitaus umfangreichste Form von Geld ist.)
- ausgestellt von einer Volkswirtschaft (und entsprechend bei jedem Wirtschaftssubjekt - Person, Firma - in dieser Volkswirtschaft einlösbar) (Nachtr. 20.02.2014: Wichtig für die Anerkennung des Geldes ist auch, dass der Staat diesen "Gutschein" annimmt: Als Bezahlung von Steuerforderungen.)
- gesetzlich vertreten durch die jeweilige Notenbank (Zentralbankgeld) oder die Geschäftsbank (Buchgeld, Giralgeld)."
"Scheidemünzen, Banknoten, Buchgeld und elektronisches Geld sind Kreditgeld und stellen eine Forderung gegenüber dem jeweiligen Emittenten, beispielsweise einer Bank, dar"
das allgemeine gegenwärtige Verständnis von Geld repräsentiert, bin ich mit meiner Definition schon einen Schritt über die herrschende Meinung hinaus gegangen.
Für mich ist Geld keine Forderung gegen eine (Zentral- oder Geschäfts-)Bank. Ich betrachte es als einen Schuldschein, den die Notenbank (in Form von Zentralbankgeld) oder eine Geschäftsbank (in Form von Buchgeld = Giralgeld) treuhänderisch für die gesamte Volkswirtschaft erstellt und dem Geldbesitzer ausgehändigt (technisch i. d. R.: seinem Konto gutgeschrieben) hat.
Historisch war das zeitweise anders. Damals waren (Zentral- oder Geschäfts-)Banken verpflichtet, Geldscheine oder Bankguthaben gegen Gold einzulösen. Insofern konnte man die Scheine und Guthaben noch als eine "Forderung" gegen die Emittentin der "Banco-Note" ansehen. Diese Formulierung ist aber spätestens zu dem Zeitpunkt sinnlos geworden, wo die Umtauschpflicht der Banknotenausgeberin in Gold oder Silber weggefallen ist: Heutzutage könnte ein Geldbesitzer bei Einreichung seiner Geldscheine (inkl. Bankguthaben) vom Emittenten höchstens andere Geldscheine, oder Guthaben auf einem anderen Konto, verlangen. (Dass er durch Vermittlung der Bank natürlich auch Gold kaufen könnte, ggf. auch von der Bank selbst ist unerheblich; entscheidend ist, dass es keine Rechtspflicht der Bank gibt, die Scheine in ein Edelmetall umzutauschen.)
Das einzige, was jedenfalls heute die Wirtschaftssubjekte am Geldbesitz noch interessieren kann, ist somit das Potential des Geldes, jedes beliebige Gut (von entsprechendem Wert) damit zu kaufen, welches am Markt angeboten wird.
Wobei der Begriff "Schuldschein" insofern in die Irre führen kann, als weder das einzelne Wirtschftssubjekt, das dem Geldbesitzer etwas verkauft, mit diesem Verkauf eine bestehende persönliche Schuld (i. S. v. Verschuldung) ablöst, noch die Volkswirtschaft als Ganzes.
Selbstverständlich ist Geld gesetzliches Zahlungsmittel und muss als solches vom Verkäufer akzeptiert werden. Aber umgekehrt ist niemand gezwungen mir etwas zu verkaufen, wenn ich ihm einen Geldschein unter die Nase halte. Und vor allem ist niemand gezwungen, diesem Geldschein einen bestimmten Wert beizulegen. Bei einer Hyperinflation muss ich morgen vielleicht schon 100,- € für ein Brot bezahlen, das ich heute noch für 10,- € bekommen habe.
Was das Geld zirkulieren lässt, ist daher zunächst weniger die Pflicht, als vielmehr die Verlockung.
Entscheidend ist das in den Banknoten verkörperte Versprechen sozusagen der gesamten Volkswirtschaft, dass JEDER Geldbesitzer auch seinerseits jedes am Markt angebotene Gut bekommen kann, wenn er den volkswirtschaftlichen Kreditbrief "Geld" besitzt und bereit ist, Kreditbriefe im Wert des Gutes (bzw. genauer: in der vom Verkäufer verlangten Höhe) dafür zu übergeben.
Da nun jeder viele Dinge benötigt, die er auf anderem Wege nicht bekommen kann, wird der Gelderwerb schlussendlich doch wieder eine Quasi-"Pflicht".
Ein derartiges System kann natürlich nur dann funktionieren wenn gewährleistet ist, dass im Prinzip jeder, der einen Geldschein in der Hand hält (wenn ich mich so ausdrücke, sind natürlich die weitaus abstrakteren elektronischen Transaktionen unserer Tage immer stillschweigend mitgedacht) auch seinerseits eine Leistung in den volkswirtschaftlichen Topf einbringt.
Wer als Arbeitnehmer am Monatsende seinen Lohn auf dem Konto hat, oder wer als Geschäftsmann den Eingang eines Kaufpreises auf seinem Konto abhakt weiß, dass er eine Leistung erbracht hat. Dieses Geld hat er jedoch von einemVorbesitzer erhalten, nicht aus der ursprünglichen Quelle. Wie also "kommt das Geld in die Welt"?
Stellen wir uns vor, es käme vom Himmel geregnet wie Sterntaler. Das Mädchen, welches dieses Geld in seiner Schürze auffängt, kann herrlich und in Freuden leben - ohne selbst irgend eine Gegenleistung erbringen zu müssen.
Ökonomisch ist das nichts anderes, als wenn ein Geldfälscher Scheine druckt oder kopiert. Oder als wenn ein Staat seine Ausgaben nicht aus Einnahmen (Steuern oder am Markt aufgenommenen Krediten) bezahlt, sondern mit frisch gedruckten Scheinen aus der Notenpresse (wie die deutsche Reichsregierung Anfang der 1920er Jahre). Wird das in einem großen Umfang betrieben, muss es (sobald die volkswirtschaftlichen Elastizitätsräume - "Knautschzonen" könnte man sie nennen - ausgeschöpft sind), die altbekannte Folge nach sich ziehen: Inflation oder gar Hyperinflation.
Denn in einer solchen Lage beteiligt sich eine Vielzahl von Akteuren an der gesellschaftlichen Produktion, ohne dass
a) sie selbst etwas einbringen und
b) andere Wirtschaftssubjekte im gleichen Umfang darauf verzichten, Güter oder Dienstleistungen für ihr Geld nachzufragen ("sparen").
(Solange freilich der "leistungslose" Konsum der einen durch Konsumverzicht der anderen, also durch "Sparen", kompensiert wird, kommt es NICHT zur Inflation. Denn dann bleibt ja die nachfragewirksame Geldmenge im Verhältnis zur Gütermenge unverändert. Ebenso verhält es sich wohl, wenn das frischgedruckte Geld innerhalb der reinen Finanzwirtschaft bleibt; auch dort ist es der Realwirtschaft entzogen. Ob man diese Gelder sinnvoll als "Ersparnis" bezeichnen darf, wäre eine interessante Frage. Man kann die Zweckmäßigkeit der Verwendung des "Spar-"Begriffs insofern bezweifeln, als mit diesen Geldern ja keine realwirtschaftlichen Investitionen finanziert werden. Die andere spannende Frage wäre, ob eine Art "Dammbruch" denkbar ist, bei dem diese Gelder die Realwirtschaft "fluten". Was dann jedenfalls hyperinflationäre Folgen haben müsste. Anstelle eines plötzlichen "Dammbruchs" könnte es natürlich auch ein "Durchsickern" geben, mit einer langsameren Inflation.)
Ersetzen wir uns also als "Erstempfängerin" von neuem Geld unser Sterntaler-Märchen-Mädchen durch eine Friseuse. Die geht zu ihrer Bank, nimmt einen Kredit auf und eröffnet mit dem Geld einen Friseursalon.
Damit schuldet sie ihrer Bank Geld (wegen der Zinsen - bei denen es übrigens "den" Zins ebenfalls nicht gibt - sogar mehr als den ausgeliehenen Betrag). Und dieses Geld kann sie nur von anderen Wirtschaftssubjekten erhalten, und nur dadurch, dass sie Frisuren anbietet und verkauft.
Indem die Bank den Eingang der Kredittilgungsraten überwacht, und diese notfalls eintreibt, handelt sie zwar zunächst im eigenen Interesse. Gleichzeitig agiert sie in dieser Rolle auch treuhänderisch für die gesamte Volkswirtschaft.Sie "zwingt" nämlich die Friseuse, ihre Dienstleistungen am Markt anzubieten, weil sie ja nur so an das zur Kredittilgung benötigte Geld kommen kann. Und indem ihr Friseursalon Haarschnitte anbietet, erhält "die Volkswirtschaft" einen realen Gegenwert für jene Güter, die sie der Friseuse für deren 'Erstgeld' verkauft hatte.
Realwirtschaftlich betrachtet wurde damit ein Vorleistungsgeschäft zu einem Tauschgeschäft gewissermaßen vervollständigt: Die Geschäftspartner - die Friseuse auf der einen Seite, auf der anderen eine komplizierte Kette, die wir vereinfacht mit dem Begriff "Volkswirtschaft" bezeichnen - sind "quitt". "Die Volkswirtschaft" hat der Friseuse etwas geliefert, und die Friseuse hat für "die Volkswirtschaft" eine Gegenleistung erbracht.
Wir ziehen also, von unserem konkreten Beispiel abstrahierend, folgenden Schluss:
Das erstmalige In-die-Welt-Kommen von Geld (Fachausdruck: Die Geldschöpfung) muss (d. h. aus volkswirtschaftlich zwingenden Gründen) im Kreditwege erfolgen.
In DIESER Hinsicht ist es absolut gerechtfertigt zu sagen: "Geld ist Kredit".
Nur darf man nicht umgekehrt einfach von dieser Formel ausgehend weitere Schlüsse über die "Natur des Geldes" ziehen. Wer das nämlich tut läuft Gefahr, dass sich die weiteren Elemente seiner Geldlehre (Geldtheorie) von der Realität entfernen und zu einem bloßen Jonglieren mit Begriffen verkommen.
Ergänzt wurde er im Folgejahr 1914 durch einen weiteren Aufsatz (eine Antwort an seine Kritiker), dessen Titel aussagekräftiger ist und den ich deshalb oben auch für mich übernommen habe: "The Credit Theory of Money". Inhaltlich bringt sein 2. Artikel aus meiner Sicht jedoch keine neuen Erkenntnisse.
1913 schrieb Mitchell Innes:
"Money ..... is credit and nothing but credit. A's money is B's debt to him, and when B pays his debt, A's money disappears. This is the whole theory of money."
Das ist falsch. Mitchell Innes verkennt an dieser Stelle, dass Geld nur für den "Erstgeldempfänger" eine Schuld (debt) darstellt. Und nur auf der juristischen oder, wirtschaftlich gesehen, der quasi "eintreibungsorganisatorischen" Ebene ist sein Gläubiger die Bank.
Ökonomisch betrachtet hat sich ein Empfänger von frisch geschöpftem Geld gegenüber der gesamten Volkswirtschaft zum Erbringen einer Gegenleistung verpflichtet; auf DIESER Betrachtungsebene ist er zum Schuldner der Gesamtwirtschaft geworden (und ist umgekehrt die Volkswirtschaft sein Gläubiger).
Es verschwindet auch kein Geld, wenn das eine Wirtschaftssubjekt seine Verbindlichkeiten bei einem anderen Wirtschaftssubjekt begleicht; der "Warengutschein" Geld ist lediglich in andere Hände übergegangen und der Empfänger kann dieses Geld seinerseits ausgeben. Nur in denjenigen Fällen, in denen ein Schuldner einen aus Geldschöpfung resultierenden Kredit ("Primärkredit" - s. u.) wieder begleicht, ist dieses Geld "vernichtet".
"Vernichtet" bedeutet: es ist nicht mehr in den Händen eines Geldbesitzers, der es ohne weiteres in den Wirtschaftskreislauf einspeisen (d. h. Güter einkaufen) könnte. Aber die Bank kann natürlich neues Geld schaffen - wenn es eine entsprechende (Kredit-)Nachfrage dafür gibt.
Falsch ist auch die bei L. Randall Wray auftauchende (eigene oder lediglich referierte?) Behauptung "state liabilities (HPM) are destroyed when they return to the state, mostly in tax payments or bond purchases by the non-government sector." ("Endogenous Money: Structuralist and Horizontalist", Working Paper No. 512 des Levy Economics Institute of Bard College vom September 2007.)
Unzutreffend ist bereits die Gleichsetzung von HPM (high powered money = Zentralbankgeld) mit "state liabilities". Denn, wie wir gesehen hatten, ist es NICHT der Staat, welcher gegenüber den Geldbesitzern mit dem Akt der Geldschöpfung eine Verbindlichkeit eingegangen ist (selbst wenn man, was jedenfalls für die heutige Situation ebenfalls nicht zutrifft, den Staat mit der Notenbank gleichsetzen wollte). Sondern die Bank (beim Zentralbankgeld die Notenbank = Zentralbank, bei dem sog. Buchgeld oder Giralgeld die Geschäftsbank) hat mit dem Akt der Geldschöpfung einen Kreditbrief auf die gesamte Volkswirtschaft ausgestellt. Sofern ein Steuersubjekt diesen "Kreditbrief" an den Staat übergibt, um seine Steuerschuld zu begleichen, kann der Staat, genau wie jedes private Wirtschaftssubjekt auch, damit "einkaufen gehen".
Nur wenn sich der Staat Geld bei der Notenbank gepumpt hat, und wenn er den Steuereingang für die Begleichung dieses Zentralbankkredits verwendet, wird dieses Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen ("vernichtet").
[Trotz meiner Kritik an Randall Wray verdanke ich die Idee zu meinem vorliegenden Aufsatz seinem Arbeitspapier. Bei der Abfassung hatte ich das allerdings noch nicht vollständig gelesen. Mittlerweile habe ich die Lektüre beendet, und unten in einem der Nachträge meine Kritik notiert.]
Einige Passagen in den Aufsätzen von Mitchell Innes sind mir nicht völlig klar geworden. Der Autor geht aber anscheinend davon aus, dass jeder Geldbesitzer notwendig eine Doppelrolle ausfüllt, indem er nämlich gleichzeitig als Gläubiger von A, und Schuldner von B sein soll.
Diese Sichtweise ist allerdings nicht mehr aus einer exakten Beobachtung und Analyse der realen Vorgänge abzuleiten. Ich halte sie für eine "begriffsgedankliche" Weiterentwicklung seines Satzes "Money is debt".
In diesem Zusammenhang hat bei Mitchell Innes (wie bei so vielen anderen, in der Geldtheorie ebenso wie in allen anderen Bereichen) das "Eigenschaftsdenken" ("is" / "ist" als Charakterisierung einer gedachten inhärenten Geldeigenschaft) über das "Funktionsdenken" obsiegt.
Dabei wissen wir doch alle, dass das Geld in unserer Tasche zwei unterschiedliche Herkunftsarten haben kann:
- Zum einen kann es das sein, was ich als "Eigengeld" bezeichnet habe: Wer am Monatsende seinen Lohn oder seine Rente bekommt, hat Geld erhalten, das eindeutig ihm gehört, das er niemandem zurückzahlen muss.
- Wenn ich allerdings ohnehin schon auf Pump lebe, und mein Überziehungskredit ist höher als der Eingang von "Eigengeld", dann ist alles weitere Geld, was ich von der Bank abhebe (bzw. überweise) eben KEIN Eigengeld, sondern ein Kredit. Den muss ich irgendwann zurückzahlen.
Nicht jede Kreditvergabe ist ein Akt von Geldschöpfung.
Wenn eine Bank zwei Kunden hat: den Sparer Sp. mit 10.000,- € Spareinlage, und den Kreditnehmer Kr. mit 10.000,- € Schulden, dann hat sie kein (Buch-)Geld "geschöpft", sondern lediglich bei ihr deponiertes Geld (= bei ihr eingelegte Anrechtscheine auf volkswirtschaftliche Leistungen) an einen anderen weitergereicht.
(Die Zwischenschaltung einer Bank, bzw. generalisierend gesagt eines "Finanzintermediärs" - financial intermediary - bringt dem Sparer wie dem Kreditnehmer dadurch einen Nutzen, dass ein Finanzintermediär generell drei Transformationsfunktionen erfüllt: Losgrößentransformation - im Beispiel nicht relevant -, Fristentransformation und Risikotransformation.)
Sofern (wie in dem obigen Beispiel) ein Kredit aus Sparleistungen anderer Wirtschaftssubjekte vergeben wird, handelt es sich in meiner Terminologie um einen "SEKUNDÄRKREDIT"*. Es erfolgt dabei eine WEITERgabe von in der Volkswirtschaft bereits vorhandenen "Gutscheinen", nicht eine NEUHERAUSgabe von frischen "Gutscheinen" (= Geld).
Mit der Rückzahlung eines derartigen, aus "Spareinlagen" gezahlten, Kredits durch einen Schuldner wird kein "Geld vernichtet". Der Einleger kann sein Geld jederzeit von der Bank abheben oder an jemanden überweisen, und dadurch wieder in den Wirtschaftskreislauf einspeisen.
(Tun die Einleger das im großen Maßstab nicht, sondern lassen sie ihr Geld auf der Bank "herumliegen", und verwendet auch die Bank dieses Geld nicht für eine neue Kreditvergabe, kann das in der Volkswirtschaft natürlich zu Problemen führen.)
Die Ausgabe (das Herausbringen) von neuem Geld bezeichne ich als "PRIMÄRKREDIT"*.
* Anm.: Für die jeweils konkrete Kreditvergabe durch eine Bank kann man natürlich NICHT feststellen, ob es sich um einen "Sekundärkredit" aus Kundeneinlagen handelt, oder um einen frisch geschöpften "Primärkredit". Doch in der Summe müsste das m. E. für die jeweilige Bank, und damit auch für die Volkswirtschaft insgesamt, feststellbar (und somit auch unterscheidbar) sein.
Aus anderer Perspektive können wir damit festhalten:
Ein Geldbesitzer KANN ein Kreditnehmer (Schuldner) sein, muss es aber nicht.
Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler und habe keinen umfassenden Überblick über die Fachliteratur zur Geldtheorie.
Aber wenn ich mir jene Texte - Darstellungen für Laien wie z. B. in der Wikipedia, oder wissenschaftliche Papiere wie das oben zitierte von L. Randall Wray - anschaue, die ich zu diesem Thema gelesen habe, dann muss ich den Eindruck gewinnen, dass das Verständnis der Funktion von Geld in unserer Wirtschaft seit dem partiellen Durchbruch in dem oben zitierten und mittlereile 100 Jahre alten Aufsatz von A. Mitchell Innes kaum Fortschritte gemacht hat.
Der Knackpunkt dürfte darin liegen, dass die Forschung Geld als einen individuellen Schuldschein missversteht, engl. "IOU" (I owe you). (Vgl. z. B. bei Wray den Satz - der anscheinend die Position von Geoffrey W.Gardiner wiedergibt - ): "When IOUs complete their journey back to their issuers, they are destroyed."
Geld ist aber nur für den Erstempfänger (Primärkreditnehmer) ein Schuldschein, für niemanden sonst in der folgenden Kette. (Auch beim Sekundärkreditnehmer steht dem Geld, was er in der Tasche hat, natürlich eine Verbindlichkeit gegenüber. Diese liegt aber nicht im "Wesen" (in der Entstehung) von Geld begründet, sondern ist rein privater Natur: Ein sog. "Kreditgeber" (in der Praxis meist indirekt, durch die Finanzintermediäre - Banken usw. - vermittelt) verzichtet vorübergehend auf Konsum, und tritt seine "Konsumberechtigungsscheine" in Höhe des Kredites zeitweise an den Kreditnehmer ab.
Selbst aber beim Primärkreditnehmer ist es wichtig, sich immer dessen bewusst zu bleiben, dass die Bank nur die sozusagen "technische" Gläubigerin ist.
EIGENTLICHE Gläubigerin eines Kreditnehmers bei der Ausgabe von Geld ist die GESAMTE VOLKSWIRTSCHAFT. Die Zentral- oder Geschäftsbank, welche "Geld schöpft" tut das, wenn man die tieferen Zusammenhänge betrachtet, als TREUHÄNDERIN DER GESAMTWIRTSCHAFT.
Ich denke, dass man von dem hier von mir skizzierten geldtheoretischen Ausgangspunkt her ein sehr viel fundierteres Verständnis der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise gewinnen kann, als mit jenen manchmal eher stumpfen (nach meiner Vermutung: auch von - unbewussten - Interesseneinflüssen der Kapitalbesitzer abgestumpften) Rammböcken, welche die Wirtschaftswissenschaft bislang gegen die Mauern der Realität zum Einsatz gebracht hat.
Letztendlich läuft meine eigene Vorstellung der tieferen Krisenursachen auf die Unterkonsumtionstheorie hinaus, wie ich sie hier und an vielen anderen Stellen mehr oder weniger weit entwickelt habe.
Aber mit der Aufgabe, Geldtheorie und Unterkonsumtionstheorie gedanklich überzeugend zu verbinden, sehe ich mich überfordert; das mag leisten wer mag.
(Wahrscheinlich will aber niemand. Weshalb die Menschheit auch aus der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht wirklich etwas lernen wird.)
Zu erörtern ist vielleicht noch, was geschieht, wenn die Geldausgabestelle, die ich insoweit ja als Treuhänderin der Gesamtwirtschaft beschrieben hatte, versagt.
- Bei den Geschäftsbanken gibt es zunächst einen Puffer aus Gewinnen und Rücklagen. (Diese wurden, wie Leser meines Zins-Blotts wissen, von den Kreditnehmern in Form eines in den Kreditzinsen enthaltenen "Versicherungsprämienanteils" finanziert). Die Rücklagen sind, aufgrund ihrer Geldnatur, Gutscheine der Realwirtschaft im Eigentum der Banken. Insoweit, als Kredite notleidend werden, schwinden diese Reserven der Banken und damit auch deren Ansprüche gegen die Realwirtschaft.
- Steht für eine Bank die Insolvenz im Raum, müssen andere deren Verluste tragen: Eigentümer, nachrangige Kapitalanleger, ggf. auch die Einleger und, nach aktueller (schlechter) europäischer Praxis die Steuerzahler. Unabhängig von meiner Aversion, als deutscher Steuerzahler Bankenverluste zu tragen, und gar noch in anderen Ländern, bleibt jedenfalls festzuhalten, dass der "Überkonsum" des Kreditnehmers durch (ggf. zwangsweises) "Sparern" anderer Wirtschaftssubjekte wieder ausgeglichen wird. Nur dann, wenn die Zentralbank eine überschuldete Bank dauerhaft mit frisch gedrucktem Notenbankgeld rekapitalisieren würde, müsste das tendenziell eine inflationierende Wirkung haben.
- Erleidet eine Notenbank Verluste, weil die Banken, an die sie Gelder verliehen hatte, pleite gehen, und weil die Sicherheiten, die ggf. für die Vergabe von Zentralbankkrediten von den Geschäftsbanken zu hinterlegen waren, einen geringeren Erlös als den besicherten Betrag erbringen, wird die Notenbank dennoch nicht zahlungsunfähig. Selbst wenn sie bilanziell total überschuldet ist, kann eine Zentralbank sich selber "retten", indem sie lustig frisches Geld druckt. Von der Tendenz her (d. h. wenn die volkswirtschaftlichen Elastizitäten - beispielsweise brachliegende Produktionsreserven - den Geldüberhang nicht mehr abpuffern können) hat das aber natürlich eine inflationäre Wirkung.
"Solches Kreditgeld ist volkswirtschaftlich nicht 'ungedeckt', wie manchmal [übrigens auch heute noch!] gesagt wird. Bankmäßig liegt die Deckung in dem Anspruch gegen den Schuldner; volkswirtschaftlich liegt sie in der antizipierten Güterleistung, die der Schuldner erbringen muss, um den Kredit einzulösen."
Da ich bisher nur hier und da ins Buch reingeschaut habe weiß ich nicht, ob Veit
a) die Funktion der Banken als Treuhänder der Volkswirtschaft auch begrifflich als solche bezeichnet, und (erst) damit im eigentlichen Sinne "erkannt" hat und
b) das Wesen des Geldes (und zwar des Zentralbankgeldes wie des Buchgeldes der Banken) als einen Kreditbrief (oder Gutschein) gegenüber der gesamten am Markt verfügbaren Leistung der Volkswirtschaft gesehen hat.
Inhaltlich liegen beide Einsichten aber in in seiner o. a. Formulierung beschlossen.
Nachtrag 29.03.2013
Hätte ich nur erst gegoogelt statt gleich losgeschrieben: Es scheint so, als sei meine Unterscheidung von Primärkredit und Sekundärkredit ein alter Hut.
Im "Gelben Forum" lese ich jetzt diesen Eintrag (aus dem Jahr 2004):
" „Zwei Kreditarten sind ins Auge zu fassen: der Kredit, bei welchem Geld erst entsteht (Primärkredit); der Kredit, bei welchem vorher entstandenes Geld übertragen wird (Sekundärkredit).“ Veit: Reale Theorie des Geldes S 157."
Das Buch von Otto Veit ist bereits 1966 erschienen (Biographie von Veit; Wikipedia-Eintrag).
Eine Kritik (aus der wir auch entnehmen, dass Veits Unterscheidung schon Vorläufer hatte) von Werner Neubauer ist in dem Buch "Strategien, Techniken und Wirkungen der Geld- und Kreditpolitik. Eine theoretische und empirische Untersuchung für die Bundesrepublik Deutschland" zu finden (S. 111; Neubauers Arbeit ist erstmalig wohl1972 erschienen).
Nachtrag 04.04.2013
Veits Werk ist heute aus dem Versandantiquariat bei mir eingegangen. Ein Blick in das Sachverzeichnis zeigt, dass er den Begriffen "Primärkredit" und "Sekundärkredit" wohl keine allzu große Bedeutung im Rahmen einer Darstellung des Geldsystems beigemessen hat, denn im Verzeichnis sind sie nicht aufgeführt.
Das Namensverzeichnis enthält übrigens, ebenso wie die Bibliographie keinen Hinweis auf Alfred Mitchell Innes. Veit sieht aber natürlich, dass das Geld (heutzutage) weitestgehend aus Krediten entsteht (S. 28/29).
Seine Unterscheidung b) ("Geld entsteht als Gegenleistung") und c) ("Kreditgeber schaffen Geld") ist mir unklar; da muss ich mich erst genauer einlesen. Jedenfalls schreibt er in seinem "Vergleich der unterschiedlichen [Geld]Entstehungsarten" auf S. 29/30:
"Gemeinsam ist den Geldentstehungsarten (b) und (c), dass das Geld aus einem Kreditverhältnis hervorgeht".
Man darf also wohl davon ausgehen, dass Veit jedenfalls für die heutigen Verhältnisse ebenfalls die Kredittheorie des Geldes für zutreffend hält.
Nachträge 05.04.2013
In einem Blogposting "Alfred Mitchell Innes on the Credit Theory of Money" vom 24.03.2012 über Alfred Mitchel Innes schreibt der Blogger "Lord Keynes" (dessen sonstige Ansichten ich nicht kenne und nicht propagieren will),
"A related point here is how absurd the Austrian obsession with private sector, fractional reserve banking or public sector money creation is: capitalism has always, in its real world form, had endogenous money, with promissory notes or bills of exchange, as well as bank money, creating an elastic money stock."
Diese auch z. B. auf Facebook häufig propagierte Meinung der "Österreicher" habe auch ich schon oft angegriffen. Vor allen Dingen findet die Bevorzugung der Zeit vor Einführung von Zentralbanken auch keinerlei Stütze in der Wirtschaftsgeschichte. Vielmehr war die "zentralbankfreie" Zeit etwa im 19. Jahrhundert voll von Wirtschaftskrisen und krisenhaften Erscheinungen. Das kann man nicht unbedingt umgekehrt dem Fehlen von Zentralbanken anlasten; aber jedenfalls spricht historisch nichts dafür, dass eine Geldwirtschaft ohne Notenbanken besser laufen würde.
Auch ein gewisser Clint Ballinger schreibt über (u. a.) Mitchell Innes, und zwar unter dem Titel "TOWARDS A PURE STATE THEORY OF MONEY". Ballinger geht es um den Vergleich eine ausschließlich staatlichen Geldschöpfung (via Notenbanken) und unserem System einer parallelen Geldschöpfung (Zentralbankgeld durch diese; Giralgeld durch die Geschäftsbanken). Es scheint sich um den gängigen pseudo-keynesianischen Geldzauber zu handeln, dem letztlich wohl auch der oben zitierte L. Randall Wray anhängt. Angeblich muss man die Geldschöpfung nur gänzlich in die sorglichen Hände des Staates legen, dann kann man alles öffentlichen Güter (public goods) finanzieren, die man haben möchte, Inflation vermeiden und Vollbeschäftigung erzeugen. Das ist, aus einer Reihe von Gründen, natürlich kompletter Unfug. Aber offenbar gibt es eine ganze Reihe von Wirtschaftswissenschaftler, die an solche Zauberlehren glauben. (Was freilich nicht heißt, dass die "Keynesianer" die einzigen Wirtschaftswissenschaftler wären, die faulen Zauber anstelle von kritischer Analyse als "Erkenntnis" verkaufen.)
Nachtrag 07.04.2013
Das Arbeitspapier "Endogenous Money: Structuralist and Horizontalist", von L. Randall Wray vom September 2007 habe ich nun endlich zu Ende gelesen. In seinem Schlussabsatz "V. CONCLUSION: A RECONCILIATION" (S. 16) fasst er zusammen:
"In modern, developed, capitalist economies money should be conceived as credit money, an IOU of the issuer and an asset of the holder."
Dazu merke ich an:
1) (Zumindest) das moderne Geld entsteht als Kredit. (Das ist präziser formuliert als "money should be conceived as credit money".)
2) Es ist KEIN Schuldschein der Geldschöpferin (Zentral- oder Geschäftsbank); "an IOU of the issuer" ist also eine falsche Beschreibung. Denn die Bank schuldet dem Kreditnehmer nichts als ggf. andere Scheine; es gibt kein anderes Medium, dass sie für den Kreditanspruch liefern müsste oder auch nur liefern könnte. Geld ist auch nicht direkt ein Schuldschein DER Volkswirtschaft: Vielmehr ist es ein auf die Volkswirtschaft lautender Kreditbrief, der treuhänderisch von einer Noten- oder Privatbank ausgegeben wird. Kein Wirtschaftssubjekt ist verpflichtet, dem Einreicher eines Geld-"Kreditbriefes" dafür eine Leistung zu liefern; aber jeder wird es tun, weil es, aufgrund der Konstruktion des Systems, in seinem ureigensten Interesse liegt, und weil er selber darauf angewiesen ist, solche "Kreditbriefe" in die Hand zu bekommen, um am Wirtschaftsleben teilnehmen zu können.
3) Ein (net-)"asset of the holder", also ein Netto-Vermögenswert, ist es nur für alle Folgeempfänger ("Eigengeld"), nicht für den Erstempfänger. Für den ist es vermögensmäßig zunächst ein Nullsummenspiel, weil seinem neu gewonnenen (Geld-)Eigentum eine gleich große Verbindlichkeit gegenübersteht. Erst wenn er mit diesem Geld erfolgreich arbeitet, erzielt er am Ende vielleicht einen Überschuss über das Kapital und die Zinsen hinaus.
Kompletter Unsinn ist der Satz:
"banks are simultaneously debtors as well as creditors; as debtors they are obligated to accept their own IOUs in payment by their debtors, which simultaneously extinguishes both their debit and their credit."
Wer behauptet, dass Banken "as debtors they are obligated to accept their own IOUs" ist ein terminologischer Dölmerkopf. Denn "debtor", Schuldner, hat hier offenkundig eine völlig andere Bedeutung als bei dem Kreditschuldner. Der wird die Bank ganz gewiss nicht zwingen, sein Geld anzunehmen, wenn die es nicht haben will. Umgekehrt sieht das anders aus: Zahlt der Kreditnehmer nicht, wird die Bank die staatliche Gewalt einschalten, um ihm zur Bezahlung seiner Schulden zu zwingen.
Der Satz ist also für den Erkenntnisgewinn unbrauchbar und lediglich geeignet, Verwirrung zu stiften.
Ebenso falsch ist die Behauptung:
"Even the state’s own money is an IOU, but it is redeemed in tax payment or other payments made to the state. The state’s money is not “fiat,” but rather is “driven” by the sovereign ability to impose tax liabilities on the population, liabilities that can be relieved by delivering the state’s own IOU in tax payment."
Staatliches Geld kann (heutzutage) außer Münzen nur Geld sein, was von der Zentralbank herausgegeben wurde. Es unterscheidet sich insofern nicht vom Giralgeld, als auch das Notenbankgeld
a) nur als Kredit in die Welt kommen kann (sofern der Staat das Geld nicht einfach druckt, und seine Rechnungen im Ergebnis mit "Falschgeld" bezahlt: So vor einigen Jahren in Zimbabwe, Anfang der 20er Jahre in Deutschland usw.) und
b) ein Kreditbrief auf die gesamte Volkswirtschaft ist.
Deswegen ist es auch kompletter Nonsens zu behaupten, dass dieses "Staatsgeld" durch Steuerzahlung "eingelöst" ("redeemed") würde. Der Staat ist in gleicher Weise (als, hauptsächlich, Nachfrager, bzw. ggf. auch als Anbieter von Leistungen) Teilnehmer an der Volkswirtschaft, wie jedes andere Wirtschaftssubjekt auch. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass er die Wirtschaftssubjekte besteuern kann. Das bedeutet, dass er ihnen mit (Staats-)Gewalt einen Teil der in ihrem Eigentum stehenden "Kreditbriefe" abnimmt. Mit denen geht er dann aber in gleicher Weise "am Markt" einkaufen (bzw. bezahlt seine Verbindlichkeiten: Löhne der Staatsbediensteten usw.), wie jedes andere Wirtschaftssubjekt das für seinen Bereich ebenfalls tun würde, bzw. tun müsste.
Das "Staatsgeld" (also das Zentralbankgeld) entsteht auch nicht durch die Steuerhoheit des Staates, sondern wird durch einen Kredit der Zentralbank in die Wirtschaft eingeschleust. Dieser Kredit kann, direkt (Anleihekauf direkt vom Staat = "Primärmarkt") oder indirekt über eine Geschäftsbank (Anleihekauf am "Sekundärmarkt") natürlich auch an den Staat gegeben werden; dann schuldet eben der Staat (direkt oder indirekt) der Zentralbank das Geld.
Ein "state’s own IOU", d. h. Geld als Schuldschein des Staates, gibt es nicht. Selbst wenn man Zentralbank und Staat gleichsetzt, schuldet "der Staat" niemandem etwas, wenn er Geld (elektronisch oder in Form von Scheinen) ausgibt. (Die Münzhoheit, die tatsächlich beim "Staat" im engeren Sinne liegt, lasse ich hier unberücksichtigt, weil es sich da um relativ geringe Gesamtsummen handelt.)
Entsprechend ist auch der Satzteil
"liabilities that can be relieved by delivering the state’s own IOU in tax payment"
falsch. Was die Wirtschaftssubjekte dem Staat als "Steuer" abliefern, sind KEINE Schuldverschreibungen des Staates, sondern genau wie jedes andere Geld auch Kreditbriefe auf die gesamte Volkswirtschaft. Mit denen geht dann, anstelle des Steuerpflichtigen, der Staat "einkaufen".
Nachtrag 30.11.2013
Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Unterscheidung Primärkredit - Sekundärkredit in der Form Sinn macht, wie ich sie oben eingeführt habe. Weil jeder Sekundärkredit, wenn das Geld ausgegeben wird, zu einem neuen Guthaben (eines anderen) führt.
Vielleicht muss ich diesen Aspekt noch einmal durchdenken.
Die Darstellungen über die Funktion und die Entstehung von Geld gelten aber in jedem Falle.
Erg. 10.11.2014: Ein Kritik dieser Unterscheidung von Otto Veit enthält das Buch "Strategien, Techniken und Wirkungen der Geld- und Kreditpolitik: Eine theoretische und empirische Untersuchung für die Bundesrepublik Deutschland" von Werner Neubauer (1997; Amazon; Textauszüge bei Google Books, hier einschlägig S. 111).
Nachtrag 01.02.2014
Für ein konkretes Modell der Geldschöpfung (das auch zeigt, dass für die Zinsszahlungen KEIN neues Geld geschöpft werden muss) siehe nunmehr auch meinen Blott "Das EBaKeBa-Modell von Geldschöpfung, Zinsen und Realwirtschaft" vom 21.01.2014.
ceterum censeo
Zerschlagt den €-Gulag
und den offensichtlich rechtswidrigen Schlundfunk der GEZ-Gebühren-Ganoven!
Textstand
vom 10.11.2014.
Gesamtübersicht der Blog-Einträge (Blotts)
auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm.
Für
Paperblog-Leser: Die Original-Artikel in meinem Blog werden später z. T. aktualisiert
bzw. geändert.
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