Sonntag, 22. Juni 2014

Warum die Libertären nichts vom Geldwesen verstehen


Unstreitig dürfte sein, dass die Volkswirtschaften zahlreicher Länder mit (unterschiedlichen) Finanzproblemen konfrontiert sind.
Viele Menschen, die sich Gedanken über diese Probleme machen, reagieren darauf mit der Forderung, "das Geldwesen" müsse geändert werden.

Für mich ist das von vornherein der falsche Ansatz. Die Konzentration von immer mehr Geld bei immer weniger Personen und Unternehmen hat nichts mit irgendeinem Geldwesen zu tun, sondern mit unserem Eigentumssystem. DORT müsste man ansetzen, etwa über eine verschärfte Bekämpfung der Steuerhinterziehung und über eine stärkere Besteuerung der Besitzenden: Beispielsweise durch eine höhere Erbschaftssteuer bei großen Vermögen - wie sie übrigens bereits John Maynard Keynes in seiner "General Theory ...", Kap. 24, gefordert hatte), bzw. die Abschaffung von Ausnahmen und sogenannten "Gestaltungsmöglichkeiten".

Das aber nur am Rande; im vorliegenden Blott geht es mir nicht um eine Erörterung der mutmaßlichen tieferen Ursachen der weltweiten Finanzkrise(n) und auch nicht um eine Darstellung der verschiedenen Geldreformpläne (Freigeld, Vollgeld usw.).

Hier möchte ich vielmehr (sehr kurz) zwei Positionen untersuchen, die von den Libertären vertreten werden (und auf der volkswirtschaftlichen Schule der sog. "Austrians" aufbauen).

Es tut dabei nichts zur Sache, dass es sich um zwei einander ausschießende Geldsystemvorschläge handelt; solange nicht ein und dieselbe Person für beide Systeme gleichzeitig eintritt, besteht keine Widersprüchlichkeit, und einen Grund, warum alle Libertären sich auf einen der beiden Vorschläge einigen müssten, sehe ich auch nicht.


Zum einen wird die Forderung nach der (Wieder-)Einführung von Edelmetallgeld (insbesondere Gold-Geld) erhoben.

Dazu ist zunächst anzumerken, dass es in der ganzen Geldgeschichte wohl kaum jemals eine wirklich reine Goldwährung (oder Edelmetallwährung, also z. B. auch den sog. Bimetallismus mit Gold- und Silbergeld) gegeben hat; zumindest nicht in höher entwickelten Kulturen. Schon im Mittelalter gab es Banken; damit auch Kreditvergabe und somit Buchgeld - das nicht, oder allenfalls teilweise, durch Gold oder Silber gedeckt war.

Als Vorteil ihres Systems sehen die "Metallisten" an, dass Gold nicht beliebig vermehrbar ist.
Das trifft natürlich zu. Andererseits ist aber genau das auch der entscheidende Nachteil, jedenfalls in unserer Zeit, der gegen eine solche Währung spricht.

Die weltweite Produktion von Gütern und Dienstleistungen ist seit den Zeiten der Gold(standard)währungen geradezu explodiert. Die Goldproduktion hat sich, wenn überhaupt, jedenfalls nicht im gleichen Maße vermehrt. Eine Goldwährung wäre eine Warenwährung. Waren sind, jedenfalls in einem freien Markt, je knapper desto teurer.
Wenn also die Staaten den Wirtschaftssubjekten Gold (und ggf. auch Silber) als (einziges) offizielles Geld vorschreiben würden, müssten die Bürger um jeden Preis an Gold kommen, um überhaupt Handel betreiben und Zahlungen leisten zu können.
Sie müssten also eine unvergleichlich größere Menge ihrer eigenen Produktion (bzw. Arbeitskraft) an die Goldbesitzer und an die Besitzer der Goldbergwerke abdrücken.
Die Preise von Arbeit und Gütern würden also sinken; es käme zur Deflation. Das klingt zunächst gut; mit der gleichen Menge Geld kann man mehr kaufen.
Knappes Gold als Geld zu verwenden würde jedoch diejenigen begünstigen, welche das Geld gehortet haben (also Gold besitzen), oder die es produzieren (Bergwerksbesitzer).


Und natürlich würde der Preis des Goldes schwanken:

  • in Abhängigkeit von den Produktionskosten
  • abhängig von der verfügbaren Menge und außerdem auch noch
  • abhängig davon, welche Anteile des gesamten Goldangebots überhaupt für die Verwendung als Geld zur Verfügung stehen. (Denn diese Verwendungsart konkurriert ja mit Gold als Schmuck und Gold für Zähne und verschiedene Verwendungszwecke in der Industrie.)

Eine Goldwährung wäre also keineswegs eine stabile Währung.
Auch wenn der Autor anscheinend zinsfreies Geld fordert und ich insoweit eher kritisch bin, sind die Argumente, die Günther Hannich unter der Überschrift "Vorsicht Goldwährung!" gegen einen Goldstandard vorträgt, sehr lesenswert und weit ausführlicher - vgl. auch die Kommentare - als meine hier.
Vgl. insbesondere zur geschichtlichen Entwicklung auch den Wikipedia-Artikel "Goldstandard" sowie, ebenfalls ausführlicher (auch zu "advantages" und "disadvantages"), der englischsprachige Eintrag "Gold standard".

Ein Standardkritik der Libertären ist die Behauptung, dass der Staat durch Regulierungen die Marktkräfte verzerrt (die nach libertärer Auffassung ganz von selbst alles zum Besten für die Meisten richten würden), und dass er dadurch den Reichen Gewinnmöglichkeiten zuschanzt.
Gerade das aber wäre in potenziertem Ausmaß mit der Einführung einer Goldwährung der Fall: Goldbesitzer und Goldproduzenten hätten ein Monopol auf die Herstellung von Geld (oder zumindest auf die Lieferung des unverzichtbaren Grundstoffs dazu) und würden gigantische Gewinne abschöpfen. (Der Goldpreis würde weit über das heutige Niveau steigen, weil dann jeder für alle Zahlungen Gold benötigen würde.)


Logik geht anders; aber so weit denken wohl die meisten von denen nicht, die eine Edelmetallwährung fordern.
Freilich werden nicht wenige von den Goldwährungs-Propagandisten sich selber einen kleinen Goldvorrat gekauft haben und hoffen, dass sie selber die Nutznießer jener staatlicher Manipulationen werden, welche sie doch angeblich so verabscheuen.
Aber so sind die Menschen halt .....


Dann gibt es noch jene, die eine Privatisierung der Geldversorgung fordern. Das angebliche Geldmonopol der Zentralbanken würde zu Inflation führen. Dagegen soll die Konkurrenz privater Geldemittenten bewirken, dass sich das beste Geld durchsetzt.
Wer so argumentiert demonstriert damit allerdings eine erschreckende Ahnungslosigkeit über die Funktionsweise unserer derzeitigen Geldversorgung. Und verwechselt Währung und Zentralbankgeld mit Geld überhaupt.

Der allergrößte Teil unserer derzeitigen Geldversorgung ist nämlich längst in privater Hand. "Geld" ist eben nicht nur (wie in der Vorstellungswelt dieser Privatgeldfreaks) das, was der Staat an Münzen prägt, oder die Zentralbank an Banknoten oder elektronischen Buchungen ausgibt. Zwar kommt diesem Teil der Geldmenge eine größere Bedeutung zu, als der rein prozentuale Anteil zum Ausdruck bringt (weswegen es im angelsächsischen Raum auch zutreffend als "high powered money" bezeichnet wird).

Aber die Masse des Geldes, mit dem wir durch Überweisungen bezahlen, ist Geld, das von den GESCHÄFTSbanken, also von Privaten, geschöpft wird. Das geschieht im Kreditwege; aber insoweit unterscheidet sich das Bankengeld nicht vom Zentralbankgeld, das ebenfalls durch Kreditvergabe der Zentralbanken in die Welt gesetzt wird. [Theoretisch kann der Staat das Geld natürlich auch einfach drucken und ausgeben; ein solches "Willkürgeld" wollen die Anhänger der "Modern Monetary Theory" der Welt (bzw. den USA; außerhalb ist diese pseudowissenschaftliche Geldsekte wohl weniger präsent) gerne aufdrücken.]

Diejenigen also, die nach einer Privatisierung der Geldschöpfung rufen, fordern etwas, was in der Realität längst die Normalform der Geldschöpfung ist.
Was die in Wahrheit meinen, ist natürlich das Zentralbankgeld. Aber zum einen macht das, wie gesagt, nur einen Bruchteil der Geldmenge überhaupt aus.
Und so lange es im Kreditwege geschaffen wird (und gegen angemessene Sicherheiten und gegen angemessene Zinsen), ist auch keine Inflation zu befürchten.

Richtig ist, dass aktuell jene Knappheitsmechanismen, welche den Geldwert von sog. "Fiatgeld" (Papiergeld usw.) garantieren, von den Zentralbanken mehr und mehr außer Kraft gesetzt werden.

Aber das machen die (obwohl ich auch selber oft heftig auf "Don" Draghi und seine EZB-Gang schimpfe) nicht aus Jux und Dollerei. Meine Vermutung ist, dass die Besitzenden der Realwirtschaft allzu viel Geld entziehen. Das muss zu Verwerfungen führen; aber die Ersetzung des sozusagen privat abgezwackten Geldes durch eine zunehmend üppige Kreditversorgung ebenso (Bonitätsproblematik).
Wie wir in der Immobilienkrise der USA und den verschiedenen Krisen in Ländern der Eurozone bereits gesehen haben.

Nur lässt sich diese Problematik der sog. Überakkumulation (oder, spiegelbildlich gesprochen, des Unterkonsums - "Unterkonsumtionstheorie") nicht mit einer Änderung des Geldsystems lösen.
Weil in JEDEM Geldsystem der Teufel bekanntlich immer auf den größten Haufen .....
Und was das in einer Volkswirtschaft bewirkt kann jeder nachvollziehen, der mal Monopoly gespielt hat: Irgendwann heißt es "game over".


Nachtrag 25.06.2014

In seinem Papier
"Einige Gedanken zur Eurokrise aus keynesianischer Sicht" aus dem Jahr 2012 erinnert Herbert Walther daran (S. 9 pdf-Datei), welche (krisenhaften) Folgen der Goldstandard im 19. Jahrhundert für die Volkswirtschaften hatte:
"Der Goldstandard des neunzehnten Jahrhunderts, der zu automatischer deflatorischer Anpassung zwang, wenn die außenwirtschaftliche Wettbewerbsposition eines Landes sich verschlechterte, war regelmäßig auch mit schweren Kredit- und Bankenkrisen gekoppelt, welche die Wohlfahrtsverluste von „normalen“ Konjunkturkrisen noch weit übertrafen. Krisen im Gefolge von Finanzkrisen und im Gefolge der notwendigen Anpassungen des Preisniveaus und der Reallöhne zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit dauerten damals (wie heute) wesentlich länger als normale Konjunkturkrisen. Dabei darf man nicht vergessen, dass diese Anpassungsprozesse damals unter undemokratischen Bedingungen ohne den Widerstand starker Gewerkschaften erfolgten, und große Teile der Bevölkerung noch immer in Subsistenzwirtschaften agrarischer Art von den Folgen der industriellen Krisen abgeschottet waren – während die Arbeiterschaft in den Städten umso heftiger zu leiden hatte. Dass die marxistische Krisen- und Untergangstheorien gerade damals aufblühten und bei vielen auf Resonanz stießen, war ja kein historischer Zufall."
Nachtrag 26.06.2014
 

Bereits im Jahr 1928 hatte ein Edmund Herzfelder ein Buch geschrieben über "Die Goldwährung als eine Fiktion der Nationalökonomie" (Rezension - bis auf die Vorschau kostenpflichtig - hier), das hier vermutlich (ich habe es nicht gelesen) einschlägig ist.


Nachtrag 18.06.2017

Eine Kritik eines konkreten Vorschlages für ein privates (Konkurrenz-)Geldsystem habe ich zwischenzeitlich unter dem Titel "Nobelpreis schützt vor Torheit nicht: Warum Friedrich August von Hayeks 'Denationalisation of Money' ein ‚Design for Disaster‘ ist" erarbeitet.



ceterum censeo
Zerschlagt den €-Gulag und den offensichtlich rechtswidrigen Schlundfunk der GEZ-Gebühren-Gier-Ganoven!
Textstand vom 18.09.2020

4 Kommentare:

  1. "Artikelüberschrift ist mit der Schlussfolgerung zum Edelmetallgeld eigentlich nicht in Einklang zu bringen"

    Das ist richtig soweit es um diejenigen geht, die genau wissen, dass sie ihre eigene Agenda verfolgen.
    Ich gehe aber davon aus, dass selbst viele von denen, die sich etwas Gold zulege, und gleichzeitig eine Goldwährung fordern, das NICHT als zynische Doppelstrategie betreiben.
    Sondern durchaus (wenn auch unreflektiert) davon überzeugt sind, das eine Edelmetallwährung für alle besser ist.

    Ansonsten: Danke für die Links; schaue ich mir mal an!

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  2. auch wenn der artikel etwas alt
    ich stelle mir das system der österreicher so vor: der staat hortet edelmetalle und gibt dafür lagerscheine aus, die mengen quantifizieren und als basisgeld dienen. da es sich um bloße verwahrung handelt, ist das keine intervention im klassischen sinne. darauf wird ein kreditsystem von privaten banken errichtet- solange sie vertrauen haben, kann auch mit ihren schuldscheinen bezahlt werden, der staat mischt sich nicht ein. der unterschied zu hheute ist, es gibt keine zentralbank die ihnen den rücken deckt- wenn sie das vertrauen verlieren, sind sie pleite und ihre schuldscheine (kreditgeld) wertlos. das unterbindet die kreditexzesse, die die 2big2fail banken heute haben, sie wären einfach hops gegangen und alle einlagen mit ihnen. außerdem wird das zinsnivau so nicht manipuliert, da die goldsammelstelle ja immer 100% gold für jeden schein haben muss. somit kann sie die geldmenge nicht politisch gewollt erhöhen, sondern der staat müsste das gold hinzukaufen- was nur zu niedrigen wachstumsraten der geldmenge führt, die ungefähr dem wirtschaftswachstum entsprechen. das kreditgeld kann zwar beliebig erzeugt werden, aber das wird nicht der fall sein, da es ohne annahmezwang einfach seinen wert verliert und die leute auf das basisgeld oder vertrauenswürdigere alternativen umsteigen können. das problem des heutigen krditgeldes ist, dass die privaten banken es erschaffen, aber nur weil sie wissen, dass der staat vie zentralbank letzendlich dafür einsteht und wie wir in der krise gesehen haben dafür unbegrenzte mengen UNGEDECKTES zentralbankgeld erschafft, sobald es notwendig wird. es ist auch im volkswirtschaftlichen sinne ungedeckt weil die wachstumsrate der basisgeldmenge viel größer war als das wirtschaftswachstum. im system der österreichischen schule gibt es keine so katastrohalen krisen wie die weltwirtschaftskrise, weil ddie insolventen institute vom markt entfernt werden, bevor sie größeren schaden anrichten. das verursacht gelegentlich kleinere anpassungskrisen, aber keinen totalabsturz.

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  3. (Teil 1; T.2 wg. Überlänge separat)

    @ anonym:
    Auch meine Antwort hat nun etwas länger gedauert.
    In der Zwischenzeit habe ich drei KONKRETE "österreichische" Positionen (teilweise, bzw. in den Grundzügen) untersucht in meinem Blott "Hat Autor nicht auch Grips beineben, kann Leser nicht recht glücklich sein. Eine Polemik gegen Monetär-Obskurantisten, die das Volk im Kerker der Geldirrtümer verschmachten lassen. Und welche "Gouverneure" vom Monetär-Fetischismus der Austrians profitieren." (http://beltwild.blogspot.de/2014/12/hat-autor-nicht-auch-grips-beineben.html)

    Nicht alle sind per se für eine Edelmetall-Währung; vielmehr wollen die die Entscheidung darüber, welches Geld das Beste ist, den Marktmechanismen überlassen.
    Allerdings erwarten die meisten von denen wohl, dass bei diesem Selektionsprozess am Ende eine Edelmetall-Währung herauskommt.

    Nun ist freilich schon die Vorstellung erschreckend naiv, wir könnten lustig mit dem Geldsystem herumexperimentieren, dieses und jenes ausprobieren und irgendwann hätten wir dann gewissermaßen den Jackpot geknackt, also das ultimative Geldsystem erfunden.

    Zum einen brauchen wir alle eine Wirtschaft, die zwar Raum für Dynamiken lässt, aber andererseits auch eine gewisse Sicherheit bietet. Natürlich ist es technisch "einfach" für eine Bank, "hops zu gehen".
    Hat aber viele negative Folgewirkungen: Beim einen Einleger ist die Alterssicherung weg, beim anderen (Firma) die Lohngelder, beim 3. das Geld, mit dem er seine nächste Kreditrate tilgen wollte usw.
    Das hört sich lustig an; in der Realität ist das katastrophal.
    Und das Fehlen einer Zentralbank hat im 19. Jh. keineswegs Kreditexzesse unterbunden. Die Menschen, also auch die Banker, glauben ja immer, dass sie alles richtig machen.
    Vor allem wollen und sollen (aus Sicht der Eigentümer) die Banken ja möglichst viel Geld verdienen; und dazu müssen sie nun einmal möglichst viele Kredite vergeben - und das geht im einen oder anderen Falle immer mal schief.
    Ist ja auch nicht immer vorhersehbar; wenn beispielsweise plötzlich eine Rezession eintritt, weil etwa die Ölpreise durch die Decke schießen usw.
    Es gibt eben keine absolut "richtige" Relation von Einlagen zu Krediten: Was ist ein "Exzess"? Das kann sich aus realwirtschaftlicher Sicht ganz anders darstellen denn aus finanzwirtschaftlicher Perspektive (http://beltwild.blogspot.de/2014/06/finanzkrise-haben-die-banken-zu-viel.html). Und ohnehin wird man das immer erst im Nachhinein sehen. Aber hinterher ist man immer schlauer, unabhängig vom angewendeten System.
    Wenn wir die "richtige" Kreditmenge bestimmen könnten, könnten wir sie den Banken ja auch administrativ vorgeben. Bzw. denen (was ja auch geschieht: "Basel II") ein bestimmtes Verhältnis von Eigenkapital zu Kreditvergabe aufzwingen. Der Markt von sich aus ist da auch nicht schlauer; die Marktteilnehmer wollen nur eins: Viel Geld verdienen. Und nicht wenige verschätzen und verzocken sich dabei.

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  4. Teil 2:

    Zentralbanken sollen eigentlich nur illiquide Banken retten, keine überschuldeten.
    Das wäre absolut ok: Warum soll eine Bank zusammenbrechen, wenn Einleger ihr Geld abziehen (z. B. weil d. Konkurrenz Gerüchte gestreut hat), obwohl Schuldner d. Bank ihre Schuld. pünktl. + vollständig tilgen? Eine solche Bank ist lebensfähig + ihre Insolvenz wäre volkswirtschaftl. sinnlos + schädlich.
    Anders natürlich, wenn Zentralbanken überschuldete Banken (b. denen Kreditrückstände d. Eigenkapital übersteigen) über Wasser halten, wie d. EZB zeitweise in Zypern.
    Immerhin wurden am Ende aber auch diese Banken abgewickelt + d. Schäd. teils v. d. Einlegern, teils v. Steuerzahler getragen.
    Auch das ist letztl. unproblematisch, weil d. Zentralbank dabei nur überbrückt, nicht aber auf Dauer mehr Geld gedruckt hat.

    Wenn Banken pleitegehen, ständig neue Geldarten auftauchen usw., dann wird es schwierig, in d. Realwirtschaft erfolgreich zu operieren. Letztlich kommt es ja ausschließlich DARAUF an: Ein Geldsyst. zu haben, das als DIENER DER REALWIRTSCHAFT bestmöglich funktioniert (was eine gewisse Stabilität erfordert).
    "Das" ultimative Geldsyst. gibt es nicht; nur bessere + schlechtere.
    + KEIN Geldsyst. kann Probleme beheben, d. ihre Ursache ganz woand.s haben.

    Ein weiterer Denkfehler d. Austrians liegt darin, d. gesamte Wirtschaftsgeschichte zu ignorieren (bzw. sie als Steinbruch zu behandeln, aus dem man willkürlich einzelne Vorgänge als "Beweise" für d. eigenen Lehren herausgreifen darf).
    Es ist ja nicht so, dass d. gesamte am Geldwesen beteiligte Menschheit nur aus Idioten + Verbrechern bestanden hätte, und jetzt endlich die Austrians d. Prozess v. "Versuch + Irrtum" freisetzen würden, d. zum "richtigen" Geldsyst. führt.

    Vielmehr IST d. bisherige Geldgeschichte selber bereits dieser gesellschaftliche Suchprozess: Der hat die Edelmetallgeld-Lösung verworfen + ebenso d. einstufige Geldsyst. ohne Zentralbank. Die Einführung v. ZBn war eben NICHT ein verschwörerischer Akt einiger Finsterlinge aus Staat + Finanzindustrie, wie es d. Vulgärösterreicher hinstellen od. aussehen lassen, sondern hatte vernünftige Gründe.

    Ich bezweifele, dass sich d. Austrians überhaupt derart detaillierte Gedanken machen, wie Sie hier.
    Dann müssten die sich näml. mit einer Reihe v. Problemen herumschlagen, anstatt ihre schöne neue Geldwelt zusammenzuphantasieren.

    Wenn Sie Kreditgeld zulassen, das nicht du. hinterlegte Ware gedeckt ist (also Bankengeld), dann können d. Wirtschaftssubjekte eben NICHT (kollektiv) auf Basisgeld umsteigen: Es gibt davon einfach nicht genügend.
    Die Erzeugung v. Kreditgeld ist auch keineswegs beliebig möglich: Die Kreditnachfrage ist der begrenzende Faktor auf d. Nachfrageseite. Auf d. Angebotsseite limitieren Bonitätskriterien d. Bank, + ggf. auch Eigenkapitalregeln die Geldschöpfung.

    Möglich, dass es in Ihrem System keinen großen Knall geben würde. Aber dafür höchstwahrscheinl. eine Dauerkrise. Weil es vermutl. zu wenig Kredit gäbe, weil Bankzusammenbrüche Vertrauen kosten + dazu führen, dasss Leute ihr Geld unter d. Matratze legen usw.

    Das Kernproblem mit d. Vorstellung "Wir müssen d. Geldmenge begrenzen, damit nichts passiert" ist, dass dieser Satz auch in einer Art Umkehrung gilt:
    "Wenn wir d. Geldmenge (allzu sehr) begrenzen, dann passiert nichts mehr - in d. Realwirtschaft".
    Mit anderen Worten: Jegliche Debatten über "d. Geldsyst." sind sinnlos, wenn sie Geld nicht als eine Hilfsfunktion d. Realwirtschaft begreifen + sich fragen:
    "Auf welche Weise müssen wir d. Geldsyst. konstruieren, damit es d. Realwirtschaft bestmöglich unterstützt?"
    Und solange sie bei auftretenden Störungen nicht prüfen, ob d. Probleme tatsächl. im Geldsyst. liegen, od. nicht vielmehr anderswo.

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