Donnerstag, 9. März 2017

Höckes Hitler-Reha: 50.000 Buchkäufer können nicht irren!


Wann immer ich (kursorisch; ein Spezialinteresse habe ich daran nicht) Berichte in Zeitungen oder ortsgeschichtlichen Werken über die jeweilige örtliche Machtübernahme durch die Nazis lese bin ich erstaunt, wie weitgehend reibungslos das funktioniert hat.
Es ist so, als ob jeder genau gewusst hätte, was er zu tun hat: Die Nazis, die Macht zu übernehmen; die anderen, sie abzugeben.

Ebenso erstaunt bin ich, wenn ich aktuell die vielfältige Hetze gegen die AfD lese. Nicht nur von der politischen Konkurrenz (das wäre ja noch halbwegs normal). Sondern von Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens in den unterschiedlichsten Bereichen: "Kulturschaffende" (sogar in der Schweiz gegen eine Veranstaltung mit Marc Jongen, dem AfD-Landes-Mitvorsitzenden in Baden-Württemberg), Sport, Kirche, Gewerkschaften und selbst verschiedene Unternehmen.
So z. B. Brauereien wie der Großkonzern Anheuser-Busch InBev. Dieser internationale Multi-Krake will seinen Gastwirten vorschreiben, keine "rechtsextremistischen" Veranstaltungen zu tolerieren. Unter diese Kategorie subsumieren diese Boykott-Lumpen gleich auch die AfD, obwohl die üblicher Weise im öffentlichen Diskurs "nur" als "rechtspopulistisch" bezeichnet wird. (Reaktion auf eine AfD-Veranstaltung: „Wir haben den Wirt auf die Konsequenzen hingewiesen, sollte er wieder extremistische Gruppierungen in die Räumlichkeiten holen“, machte Sprecher Bartelt deutlich."). Wobei diese ökonomischen Erfüllungsgehilfen der herrschenden AfD-Hasser nicht davor zurückschrecken, ihre Wirte für parteipolitische Zwecke wirtschaftlich zu knebeln und die AfD eiskalt zu verleumden: "Ein menschenverachtendes und rassistisches Gedankengut toleriere der Konzern nicht, argumentiert Bartelt. Inzwischen werde in neuen Pachtverträgen eine Zusatzklausel vereinbart, die der Vermietung an extremistische und populistische Gruppen einen Riegel vorschieben soll."

Als gemeinsamen Nenner destilliere ich für mich aus derartigen Informationen heraus, dass die Menschen im politischen Raum fast allesamt bloße Eisenspäne sind, die ihre Lage in den Magnetlinien des Zeitgeistes von fremden Kraftfeldern determinieren lassen. In der DDR erfolgten "gesellschaftliche" Aktivitäten gegen "Imperialismus", "Militarismus" usw. unter mehr oder weniger sanftem Druck. Heute dagegen marschieren die linksgrün versifften Konsens-Kolonnen freiwillig in die "richtige" Richtung. Die AfD-Hasser handeln wie Roboter, oder wie Menschen, denen man denen einen Chip ins Gehirn gepflanzt hat. (Gewiss: Manche werden sich lediglich klingenden Lohn erhoffen: Z. B. die Blockflöten in den zwangsfinanzierten Reichs-Schundfunkanstalten.)
In den obigen Beispielen orientieren sich die Akteure sozusagen "positiv" am Zeitgeist.
Das ist aber keineswegs zwingend. Auch diejenigen, die glauben, dagegen zu opponieren, verhalten sich fast immer wie Eisenspäne - indem sie sich negativ zu den Machtpolen orientieren.
Was beide Sorten von Zeitgeistschleimern nicht schaffen: Sich souverän aus diesen Zusammenhängen herauszulösen, vorgegebene Schemata einfach nicht zu akzeptieren und sich EIGENSTÄNDIG zu positionieren.

Nichts als Magnetspäne sind auch jene selbst ernannten "Patrioten", die ständig an den alten Nazi-Geschichten herumknabbern, die glauben, Hitler irgendwie rehabilitieren zu müssen, um auf ihr Land stolz sein zu dürfen.
Auch die sind nicht das, wofür sie sich selber halten: Tapfere Vaterlandsfreunde, welche sich dem antifaschistischen Zeitgeist mutig entgegenstellen. In Wahrheit sind es Trottel, die sich ihre eigene Position gerade vom herrschenden Zeitgeist zuweisen lassen.
Die Linksfaschisten brauchen diese Art von "Rechten" so nötig wie die Luft zum Atmen; ohne Neonazis und andere nostalgische Rechtsextremisten wäre dieses Gesindel von Vaterlandshassern seines idealen Lebenszwecks beraubt. Und der besteht nicht in Borstenvieh und Schweinespeck, sondern in Raubzügen gegen die staatlichen Kassen. Für dieses Jahr sollte der Etat für den "Kampf gegen Rechts" allein auf Bundesebene von 50 auf 100 Mio. € erhöht werden - und hinzu kommen noch ungezählte weitere Millionen auf Landes- und kommunaler Ebene. Ist ja nur das Geld der Steuersklaven, denken sich die Politdarsteller der herrschenden Volksverächter, die auf diese Weise ihre buntfanatischen SturmAbteilungen aus Steuermitteln finanzieren, um ihre Parteienkonkurrenz - "meine" AfD - durch Straßenterror niederzuhalten.
(Wobei man den herrschenden Konsensfaschisten in rein technischer Hinsicht einen gewissen  Respekt nicht versagen kann. Denn seine Schlägertruppen mit Staatsknete zu bezahlen: das hat, vor 1933, noch nicht einmal Adolf Hitler fertiggebracht!)

Bereits vor längerer Zeit hatte ich konstatiert, dass die "Rechtsextremisten feige, schwächlich und dumm sind".  Daran hat sich leider nichts geändert; diese politischen Einfaltspinsel lernen es einfach nicht, dass sie ihrem eigenen Land schaden und ihren eigenen Spielraum einschränken, wenn sie immer wieder mit der Schnauze in der alten Nazi-Scheiße herumrüsseln.
Sie schaffen es offenbar nicht "einfach so" auf ihr eigenes Land stolz zu sein, sondern lassen sich immer wieder die linken Diskursvorgaben aufzwingen, wonach wir keinen Grund hätten, auf unser Heimatland stolz zu sein. Damit unterwerfen sie sich unkluger Weise einem Begründungszwang, den z. B. ich für mich schlicht ablehne. Warum ich stolz bin, Deutscher zu sein? Darum! Brauche ich dafür einen Grund? Nein, darauf pfeife ich - und zwar so: 'Sono un tedesco vero, e di questo io son' fiero': Das Leben kann so einfach sein, wenn man sich dem Versuch der deutschen Vaterlandshasser verweigert, uns Patrioten geistig in ihre Vorstellungswelt einzuschienen!
Wer glaubt, dass ich für den Stolz auf meine Heimat eine Begründung benötige, der möge sie suchen. Und wenn er sie findet, darf er sie gerne behalten.

Aber leider gibt es allzu viele Pseudo-Patrioten, die sich vom linksgrün versifften Zeitgeist den Kopf immer wieder rückwärts nach Sodom und Gomorrha drehen zu lassen. Und sich dann wundern, wenn sie als Salzsäulen im Splitterparteienkeller erstarren.
Zu diesen letztlich von linkskonstruierten Magnetfeldern gesteuerten Hurra-Patrioten gehört auch der Thüringer AfD-Landesvorsitzende und AfD-Fraktionsführer im Thüringer Landtag Björn Höcke.

Am 17.01.2017 hatte er in Dresden eine Rede gehalten, in der er sich wieder mal über die deutsche Vergangenheitsbewältigung gegrämt hatte.
Ein Transkript dieser Rede ist bei dem Berliner Tagesspiegel online.
Höcke hatte dort unter anderem gesagt (meine Hervorhebungen):
  1. Eine der bedeutsamsten Reden, die von einem Bundespräsidenten gehalten wurde, ..... war die Rede von Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1945 [recte: 1985]. Das war eine ..... Rede gegen das eigene Volk und nicht für das eigene Volk.
  2. Die Bombardierung Dresdens war ein Kriegsverbrechen. .....
  3. Mit der Bombardierung Dresdens und der anderen deutschen Städte wollte man nichts anderes als uns unsere kollektive Identität rauben. Man wollte uns mit Stumpf und Stiel vernichten, man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945 begonnenen systematischen Umerziehung hat man das auch fast geschafft. Deutsche Opfer gab es nicht mehr, sondern es gab nur noch deutsche Täter.
  4. Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung, unser Gemütszustand immer noch der eines total besiegten Volkes.
  5. Wir Deutschen – und ich rede jetzt nicht von euch Patrioten, die sich hier heute versammelt haben – wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.
  6. ... anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben ....., vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt, ..... wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht.
  7. ..... diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns ..... . Wir brauchen nichts anderes als erinnerungspolitische Wende um 180 Grad!
  8. Wir brauchen keinen toten Riten mehr in diesem Land. Wir haben keine Zeit mehr, tote Riten zu exekutieren. Wir brauchen keine hohlen Phrasen mehr in diesem Land, wir brauchen ein lebendige Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zuallererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt."
  9. ... es geht darum, diesen neu entstandenen Fassaden einen neuen, würdigen Geist einzuhauchen. Es ist der Geist eines neuen, ehrlichen, vitalen, tief begründeten und selbstbewussten Patriotismus.
Zu 1) Höcke spezifiziert nicht, warum er die Weizsäcker-Rede kritisiert. Man muss davon ausgehen, dass seine Kritik sich gegen denjenigen Teil der Rede richtet, der in rechtsextremen Kreisen als "Befreiungslüge" verleumdet wird. Und das Höcke genau dasselbe meint.
Wäre es besser für Deutschland (und die Welt) gewesen, wenn das Nazi-Regime nicht besiegt worden wäre???

Zu 2) Die Bombardierung Dresdens mag ein Kriegsverbrechen gewesen sein, auch wenn das streitig ist. Aber hier fällt auf, dass Höcke die eigene deutsche Verantwortung unterschlägt, die sogar eine doppelte ist: Deutschland hatte durch den Einfall in Polen den Krieg begonnen, und unser Land hat auch mit dem Flächenbombardement von Städten angefangen (Wielun; vgl. auch allgemein Wikipedia-Stichwort "Luftkrieg"). Diese Ausblendung der historischen Kausalitäten wird eigentlich nur dann (rein logisch) verständlich, wenn der Sprecher davon ausgeht, dass Deutschland keineswegs (allein) am Ausbruch dieses Krieges schuldig war.
Außerdem lässt er die deutschen Kriegs- und sonstigen Verbrechen, deren größtes die Kriegseröffnung war, unerwähnt. Das stößt besonders deshalb unangenehm auf, weil man diese inhaltliche Dimension seiner Rede nicht anders verstehen kann denn als Exempel einer Umsetzung seiner Forderung nach einer Erinnerungswende um 180° (Ziff. 7) in die Praxis.

Zu 3) Die Behauptung, dass die Alliierten mit der Bombardierung der anderen deutschen Städte nichts anderes im Sinne hatten, als uns unsere kollektive Identität zu rauben, ist kackdreist. Den Krieg hatte Deutschland begonnenen; Großbritannien war zunächst nur mit Mühe einer Invasion entgangen und hatte jedes Recht, sich auf jede geeignete Weise gegen die Nazi-Barbarei zu verteidigen. Für die letzten zwei oder drei Monate des Krieges mag man über die militärische Rechtfertigung der alliierten Flächenbombardements streiten; aber egal, ob sie nur auf Nummer sicher gehen oder Rache für die erlittenen Opfer üben wollten: Beides lässt sich psychologisch nachvollziehen.
Auch hier wird man das freilich dann anders sehen, wenn man unterstellt, dass Adolf Lämmlein eben nicht (allein) am Ausbruch des Krieges Schuld war.

zu 4) Deutschland ist klein geworden, und das nicht nur gebietsmäßig. Vielmehr hat sich die relevante "Welt" vergrößert, neue "Player" sind ins Spiel gekommen, insbesondere China. Uns bleibt heute nichts anderes übrig, als uns nach der Decke zu strecken; wir sind zwar ökonomisch immer noch Riesen, aber militärisch Zwerge. Sicherlich sollten wir mehr für unsere Verteidigung tun; aber es ist eine Illusion zu glauben, dass Deutschland einen eigenständigen Machtblock bilden oder anführen könnte: Die Zeiten sind vorüber. Und wären das auch dann, wenn es den 2. Weltkrieg nicht gegeben hätte und Deutschland heute noch in den Grenzen von 1937, oder sogar denen von 1939 fortbestünde. Auch ohne unsere Niederlage wären die USA heute "die" Weltmacht, und wäre China zur Großmacht aufgestiegen.
Es ist nicht so sehr unsere Niederlage, die uns mental zu schaffen macht, sondern unser fortdauerndes Entsetzen über die Nazi-Verbrechen. Und die falschen Schlussfolgerungen, die wir daraus ziehen: Nachdem wir es damals mit unserem Selbstbehauptungswillen übertrieben haben, macht jetzt der herrschende Buntfaschismus das genaue Gegenteil: Selbstdestruktion. Durch eine Massenimmiggression von unterentwickelten Völkerschaften, die sowohl unsere Finanzkraft als auch unsere Integrationskraft hoffnungslos überfordert, riskiert das herrschende Buntioten-Regime die Zerstörung unserer kulturellen und unserer ökonomischen Existenzgrundlagen. "Nerobefehl reloaded", sozusagen.
Allerdings ist dieses Entsetzen nicht auf unser Land beschränkt; es scheint mir mitverantwortlich zu sein für die ganze "spätrömische Dekadenz", welche unsere abendländischen Zivilisation (in ihrem europäischen Teil) erfasst hat und ihren Abwehrwillen gegen eindringende Völkerhorden lähmt.

Das Gegenmittel kann jedoch nicht sein, die Geschichte umzulügen und die Nazis entweder (teilweise) zu rehabilitieren, oder sie einfach zu vergessen. Wir müssen lernen, der historischen Wahrheit ins Auge zu sehen, ohne dass wir uns persönlich davon eine Schuld annehmen oder den gegenwärtigen historischen Umschlag in Politik und Denken von Selbstüberhebung in Selbstaufgabe tatenlos hinzunehmen.
Kurz: Wir müssen die falschen Scheinalternativen einfach hinter uns lassen, welche der herrschende buntfanatische Diskurs scheinbar unverrückbar aufgebaut hat. Diese babylonischen Türme des öffentlichen Diskurses können wir nur dadurch zum Einsturz bringen, dass wir sie schlicht umgehen: auf UNSEREM EIGENEN WEG! Und zwar direkt über "Los"; ohne Umweg über 1933 - 1945!

zu 5) Hier nimmt Höcke die Patrioten von denjenigen Deutschen aus, die sich ein Denkmal der Schande ins Herz ihrer Hauptstadt "gepflanzt" haben. Damit über er Kritik an der Errichtung des Holocaust-Denkmals bzw. an dessen Positionierung mitten in Berlin. Das kann man tun. Aber er sagt unterschwellig zugleich, dass andere Völker mehr oder weniger gleich schwere Verbrechen begangen haben, wie das Nazi-Regime.
Das ist falsch. Kein anderes hochzivilisiertes Volk hat eine vergleichbar schwere Schande auf sich geladen, wie Deutschland mit dem Holocaust. Der "Holodomor" in der Ukraine, der "Große Sprung nach vorn" in China oder die Ausrottung der Indianer in Nordamerika: Nichts davon lässt sich mit jener geradezu industriellen Massenvernichtung von Menschen vergleichen, wie sie die damaligen Machthaber in unserem hochzivilisierten Deutschland betrieben haben. Wer nur auf die Großen der Vergangenheit stolz sein, sich vor der Wahrnehmung und historisch korrekten Einordnung dieses absoluten Zivilisationsbruchs der Moderne entziehen will ist ein intellektueller Feigling und alles andere als ein tapferer deutscher Patriot. Es ist einfach Fakt, dass wir tatsächlich mehr als alle anderen Völker einen (guten bzw. schlechten) Grund haben, dieses totalen Tiefpunktes der deutschen wie der abendländischen Geschichte zu gedenken.

zu 6) Zu behaupten, dass Deutschland vielleicht mehr bedeutende Persönlichkeiten gehabt habe als jedes andere Land dieser Welt ist für mich ein abstoßender Infantil-Patriotismus.  "Meiner ist der größte" ist als Bubenstolz akzeptabel. Bei Erwachsenen verraten Vergleiche dieser Art einen Minderwertigkeitskomplex.
Für kleine Länder ist das ein nettes Spiel, etwa wenn die Isländer (zu Recht) darauf stolz sind, die meisten Nobelpreisträger pro Einwohner zu haben. Oder wenn es für Prag (eine faszinierende Stadt, aber nicht, weil sich ihre Sehenswürdigkeiten mit den Wiener Schlössern oder den Kunstmuseen in Wien, Berlin oder Paris messen könnten) einen Reiseführer "444 Prager Superlative, Unikate und Kuriositäten" gibt.
Wir dürfen durchaus stolz sein auf unsere Großen, aber zugleich sollten wir uns dessen bewusst bleiben, dass Deutschland die kulturellen Impulse über lange Zeiträume von Westen und Süden vermittelt bekam, bevor unser Land dann im 19. Jh. wenigstens wissenschaftlich eine Großmacht wurde. (Mit der Kultur war es im späteren Jahrhundert schon wieder nicht mehr weit her: Für die Malerei spielte die Musik vor allem in Paris. Und in der Musik selber ragte unser Richard Wagner zwar heraus, doch auch in Italien blühte die Oper auf, und hielt länger an.)
Und dass es holländische Siedler waren, die Preußen durch die Entwässerung der Oderbrüche aufgebracht haben und Hugenotten, die neue Wirtschaftszweige und Unternehmergeist ins Land brachten. (Und Salzburger "Exulanten", darunter auch meine Vorfahren mütterlicherseits.)
Gerade als Historiker sollte man das wissen. Aber obwohl Höcke ein akademisch ausgebildeter Historiker ist, denkt er nicht wirklich in den Dimensionen historischer Entwicklungs- und Transferprozesse. Für ihn ist Geschichte das, was sie in Populärgeschichten des 19. Jahrhunderts gewesen sein mag: 'Die Taten großer Männer'. An denen will er sich retrospektiv laben und unser lädiertes Selbstbewusstsein wieder aufrichten. Das ist aber ein gefährlicher Weg, weil ein Schwelgen im Gestern rasch in eine Sterilität des Heute einmünden kann. Nicht vergangene Größen zu bewundern, sondern HEUTE ein innovatives Klima der geistigen Neugier zu schaffen. Hindernisse (auch mentaler Art: Atom- und Genforschung!) abzubauen und der Forschung optimale Bedingungen zu schaffen: DAS ist die Aufgabe des Patrioten von HEUTE!!!

zu 7) Höckes Forderung nach einer "erinnerungspolitische(n) Wende um 180 Grad" ist für mich die entlarvendste Passage seiner Rede, zumal in Verbindung mit dem unten zu behandelnden WSJ-Interview.


zu 8) "Schau nach vorn, nicht zurück, Tränen bringen kein Glück" - aber Hochgefühle über vergangene Leistungen bringen es auch nicht! Wir müssen nach VORN schauen, gerade dann, wenn wir Patrioten sind: Wie machen wir das Deutschland von heute fit für den weltweiten Wettbewerb, in dem es auch morgen und übermorgen bestehen muss - und hoffentlich bestehen wird? Gutenberg war großartig; aber inhaltliches Detailwissen über die Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern hilft uns wenig, um uns bei der Informationstechnik auf, wie man in der DDR zu sagen pflegte, "Weltniveau" zu halten.
Wie schnell man überholt ist, zeigt die wirtschaftliche relative Erfolglosigkeit von Konrad Zuse: Der hat den Computer erfunden; das große Geschäft aber haben amerikanische Parallelerfinder gemacht. Siemens hat das Fax erfunden: Den Gewinn haben die Japaner eingestrichen, weil sie diese Erfindung zu nutzen verstanden. (Und natürlich treffen nicht nur deutsche Unternehmungen derartige Fehlentscheidungen: IBM musste es bekanntlich bitter bereuen, dass es das Angebot von Bill Gates ausgeschlagen hatte, bei Microsoft einzusteigen.)

Sentimentalität und stolz geschwellte Brust machen ein Land nicht stärker, sondern schwächer. Italien hat sich gerne im Glanz seiner Großen und seiner kulturellen Ausstrahlungskraft gesonnt, während die Gesellschaft erstarrte und das Land immer mehr herunterkam. Und während man sich in Deutschland um so banale Dinge wie die allgemeine Schulpflicht gekümmert hat, hielt dort der Glanz der Kirche das Land im geistigen Würgegriff.

zu 9) In der Tat brauchen wir einen ehrlichen und vitalen Patriotismus. "Tief begründet" ist er nur dann, wenn er auf den historischen FAKTEN aufbaut und wenn er die Kraft hat, geschichtliche Höhen als Höhen und Tiefpunkte als solche innerlich zu akzeptieren. Und nicht immer wieder irgendwelchen Arm-Leuchtern nachzulaufen [was Höcke nicht tut, aber diejenigen, die vielleicht wegen seiner Sprüche in die AfD eintreten] die meinen, man müsse die 'Sache mit den Gaskammern' doch endlich mal 'richtig' untersuchen und 'vorurteilsfrei neu bewerten'. Solcher Pseudo-Patriotismus ist krank, denn: "Aus so krummem Holze, als woraus dieser Scheinpatriotismus gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden" (Immanuel Kant - leicht abgewandelt).

Ausführlicher hatte ich mich bereits am 20.01.2017 in meinem Blott "Björn Höckes historische Schokoladenkur: Medizin gegen den Schuldkult - oder gegen seine Schuldgefühle?" mit seiner Dresdner Rede auseinandergesetzt.

Der Bundesvorstand der AfD hatte aufgrund dieser Rede mit 2/3-Mehrheit beschlossen, bei dem erstinstanzlich zuständigen Parteischiedsgericht (des AfD-Landesverbands Thüringen) ein Parteiausschlussverfahren zu beantragen.  Ein entsprechender Antrag war zwar bis zum 08.03.2017 noch nicht dort eingegangen, wird aber sicherlich noch gestellt werden.

Ich selbst war zunächst zwar für eine Ordnungsmaßnahme gemäß Satzung, aber nicht gleich den Holzhammer des Parteiausschlusses. Dies insbesondere deshalb nicht, weil mir die aus der Rede abzuleitenden Vorwürfe einer Parteischädigung für eine solche Maßnahme nicht gravierend genug erschienen. (Vgl. näher meinen "Offener Brief von Schütze B. im letzten Glied an den AfD-Bundesvorstand: Kriegt die Kurve beim Höcke!" vom 24.02.2017.)

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Aktuell hat sich meine Einstellung zum PAV komplett geändert; jetzt halte ich es sowohl für berechtigt als auch für Erfolg versprechend.
Meinen Sinnesumschwung haben zwei Artikel in der amerikanischen Zeitung "Wall Street Journal" bewirkt, verfasst von deren Berliner Korrespondenten Anton Troianovski.

Der erste erschien am 02.03.2017 unter der Überschrift "The German Right Believes It’s Time to Discard the Country’s Historical Guilt", die m. W. erste Information darüber in der deutschen Presse war der Artikel "AfD-Vorsitzende: Frauke Petrys scheinheilige Höcke-Distanzierung" von Christian Schröder im Berliner Tagesspiegel, veröffentlicht am 05.03.2017 um 14:35 Uhr. (Der vielleicht 2. Hinweis erschien in der Münchener Abendzeitung am 06.03.2017 um 11.03 h unter "Schockierende Aussagen. Höcke über Hitler: Es war doch nicht alles schlecht..."; später berichteten auch andere Medien wie z. B. die WELT - hier; 6.3., ohne Uhrzeit.)

Ebenfalls am 06.03.2017 veröffentlichte die Junge Freiheit einen Bericht: "
Höcke dementiert Äußerung zu Hitler". Dort heißt es:
"Der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke hat angebliche Äußerungen zum Nationalsozialismus dementiert. „Das habe ich so nicht gesagt. Das ist nicht meine Meinung, sagte Höcke der JUNGEN FREIHEIT. Hintergrund ist ein Artikel des Wall Street Journal. Höcke soll dem Autor des Artikels, Anton Troianovski, gesagt haben: „Das große Problem ist, daß man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, daß es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt.“ Das bestätigte Troianovski auf Nachfrage der JF.
Die Äußerungen sollen im Anschluß an Höckes Rede im Brauhaus Watzke in Dresden während eines Interviews am 17. Januar gefallen sein. Davon gebe es eine Tonbandaufnahme, sagte Troianovski.
"

Der
Tagesspiegel-Bericht ist zwar Lügenpresse vom Feinsten, wenn es dort heißt
"Die Bundessprecherin Frauke Petry forderte Höckes Ausschluss aus der AfD. Anfangs jedenfalls. Am Ende durfte Höcke bleiben, Petrys Ermahnungen erwiesen sich als Rhetorik",
denn der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland hat ja mit der erforderlichen qualifizierten Mehrheit beschlossen, ein Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke einzuleiten. Korrekt ist diese Information:
Das große Problem ist, dass man Hitler als absolut böse präsentiert. Aber natürlich wissen wir, dass es nicht bloß Schwarz und Weiß in der Geschichte gibt.“
Aber die anschließenden beiden Sätze, die eine Zitierung von Höcke in indirekter Rede suggerieren, hat der Autor Christian Schröder sich aus den Fingern gesogen:
"Hitler sei nichts anderes übriggeblieben, als die Wehrmacht in Polen einmarschieren zu lassen. Seine Motive seien im Grunde lauter gewesen und er eigentlich ein freundlicher Mensch."

Davon steht in dem Bezugsartikel nichts drin (und ebenso wenig in den später veröffentlichten längeren Interviewauszügen).

Der WSJ-Artikel selber versteckt sich hinter der Bezahlschranke; Facebook-Freunde von mir haben jedoch den relevanten (sehr kurzen) Passus zu Hoecke veröffentlicht (meine Hervorhebung):
"Mr. Höcke said World War II began as a local conflict in which Hitler understandably sought to reclaim territory lost after World War I. 'The big problem is that one presents Hitler as absolutely evil,' Mr. Höcke said. 'But of course we know that there is no black and no white in history'."

In seinem Folgeartikel "
German Politician’s Comments About Hitler Stoke Debate" vom 07.03.2017, der öffentlich zugänglich ist, hat Troianovski Auszüge aus dem "roughly 15-minute interview" auch in Deutsch veröffentlicht. Der JF-Bericht informiert darüber, dass dieses Interview "im Anschluß an Höckes Rede im Brauhaus Watzke in Dresden" (also am 17.01.2017) stattgefunden hatte. Diese zeitliche Einordnung ist in doppelter Hinsicht bedeutsam:
  • Zugunsten von Höcke belegt sie, dass er sich eben nur damals, nicht etwa später erneut zu diesem (für ihn) heiklen Thema geäußert hat.
  • Durch den unmittelbaren Anschluss an die Rede muss man das Interview aber auch als eine Verdeutlichung dazu lesen. Und gerade diese kontextuelle Interpretation spricht stark gegen Höcke.
Der neue Bericht behandelt u. a. Höckes (scheinbares) Bestreiten in der JF; dazu erfahren wir:
"Mr. Höcke, the co-head of the party’s Thuringia state chapter, told conservative publication Junge Freiheit on Monday that he had been misquoted
in a Journal article published last week about Alternative for Germany’s push to change the way the country looks at its past. In a written response to a request for comment, Mr. Höcke didn’t repeat that assertion but said his comments about Hitler had been taken out of context.
'My quotes were torn from a complex answer and conveyed what I explained in extensive remarks only in a distorted way,' Mr. Höcke was quoted as saying in an email sent by his spokesman. 'The report entirely missed the historical and philosophical context in which I made my quoted comment. As a result, this created an entirely wrong impression'
."
Interessant ist hier u. a., dass Höcke sich nicht selber gegenüber Troianovski geäußert, sondern seinen Pressesprecher vorgeschickt hat. (In gleicher Weise ist es auffällig, dass Höcke sein ursprüngliches Bestreiten nicht auf Facebook publiziert, sondern lediglich gegenüber der JF geäußert hatte.)
Falsch ist Höckes Antwort außerdem, wie sich jeder anhand des Interviews überzeugen kann. Dort hat sich Höcke vom Interviewer tatsächlich auf das Gleis einer rein abstrakten Diskussion über das absolute Böse im Adolf verleiten lassen.
Es macht die Sache für ihn aber nicht besser, wenn man sich die im zweiten Bericht veröffentlichten Interviewauszüge anschaut.
Die einschlägige Passage gebe ich hier ausführlich wieder, damit Höckes Äußerung nicht "aus dem Zusammenhang gerissen" erscheint (meine Hervorhebungen):
"WSJ: Es gibt zum Beispiel den Historiker [Stefan] Scheil .... . Was halten Sie von seinen Thesen? Da geht es ja auch darum die unmittelbare Schuld, oder wie auch immer, für den Anfang des Zweiten Weltkriegs etwas anders zu sehen.
Höcke: Also, Stefan Scheil hat sicherlich zu dem Thema profund geforscht. Es gibt andere Bücher, die erschienen sind in den letzten Jahren, die für große Furore gesorgt haben. Zum Beispiel, Gerd Schultze-Rhonhof,* der kein Historiker von Hause aus ist, der aber ein sehr guter Autodidakt ist, der aber ein Buch geschrieben hat, das heißt, “1939: Der Krieg, der viele Väter hatte.” Das ist über 50.000 Mal ..... verkauft worden und da geht’s eben darum. Wissen Sie, das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und kein Weiß gibt. Und dass es viele Grautöne gibt. Und es gibt viele Quellen, die darauf schließen lassen, ..... dass dieser 2. Weltkrieg nicht unbedingt zum 2. Weltkrieg — Betonung auf Weltkrieg — hätte werden müssen, wenn nicht auch interessierte Mächte am Werke gewesen wären, die diesen Krieg eskaliert haben. Und ich denke, das wird sicherlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch zur entsprechenden Aufarbeitung führen und wird sicherlich neue Historikerdiskussionen auch hervorrufen. Ich glaube, jetzt is so die Zeit, die letzten Überlebenden der Zeit des 2. Weltkrieges sterben langsam, es gibt dann kaum noch einen der lebt und diese Zeit am eigenen Leibe erlitten und erlebt hat, und es wird dann auch zu einer anderen, zu einer neuen Sicht auf die Dinge führen, und zu einer neuen Fragestellung, davon bin ich überzeugt."

*Nachtrag 14.07.2019: Vgl. jetzt meine Widerlegung von Schultze-Rhonhof vom 28.03.2019 "Logik ade beim Generalmajor a. D.: Gerd Schultze-Rhonhofs fragwürdiger Feldzug für Adolf Lämmleins Ehrenrettung".
Der Journalist reitet dann noch weiter auf der Fragestellung herum, ob Höcke Hitler wirklich nicht als absolut böse sehen will. Daraufhin gleitet die Diskussion tatsächlich in eine abstrakte Erörterung ab, die man als quasi-philosophisch verstehen kann (und die politisch völlig sinnfrei ist.)
Aber der ursprüngliche Zusammenhang (der sich erst auf die Fragen des Interviewers hin ins Allgemeine ausdehnt, bzw. sich dort verliert) war die Kriegsschuldfrage zum 2. Weltkrieg. In DIESEM Zusammenhang hat Höcke seine Äußerung ursprünglich gemacht. Und zwar glasklar in der Bedeutung: "Hitler war nicht allein am Ausbruch des 2. WK Schuld".

An Höckes Gerede irritiert mich zunächst einmal, und zwar ganz gewaltig, Höckes Hinweis, dass das Buch “1939: der Krieg, der viele Väter hatte” "über 50.000 Mal verkauft" wurde. 
Das kann nur als Qualitätsargument gemeint gewesen sein, und zwar in dem Sinne, wie ich es als (generationsmäßig, nicht ideologisch) "68er" noch aus "meiner Zeit" kenne. Damals begründeten die bourgeoisen Salon-Maoisten den vermeintlichen Wert der "Mao-Bibel" mit der Behauptung, dass "Millionen Chinesen nicht irren können". 
Unabhängig davon, dass in dieser Betrachtungsweise die lumpigen 50.000 Käufer des Buches von Gerd Schultze-Rhonhof dürftig erscheinen, erwarte ich von einem studierten Historiker, dass er den Wert eines Geschichtswerkes SELBER und FACHLICH beurteilen kann - und sich dafür nicht auf die 'wisdom of the crowds' stützen muss. Mit der ist es nämlich nicht weit her. Z. B. hat das Buch "Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden: . . . Und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielen" bei Amazon von 81 Rezensenten eine hervorragende Bewertung von ca. 4,5 erhalten, obwohl es ein miserables Machwerk ist, dass die Leser aufhetzt statt informiert. Weil die keine Ahnung von der Materie haben, fühlen sie sich von den beiden Autoren aufgeklärt. Tatsächlich werden sie nach Strich und Faden verschaukelt von den beiden Ideologieverkäufern.
Solche
Bewertungen werden eben von begeisterten Laien vergeben, die nichts anderes kennen und deshalb jede Darstellung für richtig halten, deren Fehler sie nicht durchschauen können. Als Historiker die Qualität eines Werkes mit geschichtswissenschaftlichem Anspruch nach seinen Verkaufszahlen zu beurteilen, ist eine erbärmliche geistige Fehlleistung. Wie viele Exemplare des Koran wurden schon verkauft?
Aber, wie ich bereits sagte: "Björn Höcke ist kein Historiker".
Sonst hätte er z. B. auch vor seiner Schnellrodaer Rede reflektiert, dass hohe Geburtenraten kein Spezifikum der Schwarzafrikaner sind, sondern vor ca. 150 Jahren auch in Deutschland gang und gäbe waren.
Höcke ist von seiner intellektuellen Statur her ein bloßer Mitläufer und Nachläufer, der nicht selber denkt, sondern kritiklos aufgreift, was ihm mundig serviert wird. (Z. B. auch libertären Geistesmüll über einen angeblichen "Geldsozialismus": Hier der Text und dort - im 2. Teil - meine Bewertung dazu.) Dieses ökonomisch sinnfreie Geschwätz muss ihm irgend jemand vorgeblasen haben, und Höcke hat happy zugegriffen. 
Davon unabhängig ist klar, was Björn Höcke in dieser Passage sagen wollte: Adolf Hitler (bzw. Deutschland) war nicht allein Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ALS WELTKRIEG.
Das kann man in der Tat so sehen: Hätten die Briten die Hände in den Schoß gelegt und einfach zugeschaut, wie Hitler Polen verfrühstückt, uns als Nächstes vielleicht Elsass-Lothringen. Dann Russland ..... und dann, wenn er den Rücken frei hätte, wäre wahrscheinlich England drangekommen.
Der Krieg wäre nicht zum Weltkrieg geworden, weil Deutschland alle Länder nach und nach einzeln "vertickt" hätte.
Das hat Höcke nicht gesagt; das DENKT der nicht einmal. Und eben das ist ja das Kreuz mit dem Historiker Höcke, dass er absolut nicht historisch denkt.
Eine besondere Brisanz gewinnt Höckes (partielle) Hitler-Rehabilitation i. S. Kriegsschuld im Zusammenhang mit der Forderung aus seiner vorangegangenen Rede nach einer "erinnerungspolitische(n) Wende um 180 Grad". Die kann ja dann nur bedeuten, dass wir endlich die angebliche Kriegsschuldlüge aus den Schulbüchern streichen und - was an Ihre Stelle setzen? Den doch nicht ganz so bösen Adolf H.???
Ein derartig beknackter Geschichtsrevisionismus sollte in "meiner" AfD keinen Platz haben!
Und nachdem sich Höcke auch auf eine rein abstrakte Debatte über die Bewertung Hitlers eingelassen hat, muss man natürlich auch darüber sprechen. Ein Kommentator hat das auf meiner Facebook-Seite sarkastisch so formuliert:
"Nun, an dem Massenmörder, Kriegstreiber und letztlich Verantwortlichen für die Zerstörung unendlich vieler Kulturgüter und Städte, dem Verursacher von Vertreibung und unfassbarem Grauen war wirklich nicht alles schlecht. Zu seinem Schäferhund soll er einen vertrauensvollen und liebevollen Umgang gepflegt haben! Mein Gott, wer bricht wirklich für diesen widerlichen, irren Psychopathen eine Lanze?"

Björn Höcke hat mittlerweile auf Facebook zu seinen Äußerungen Stellung genommen, und zwar am 08.03.2017, ca. 20.00 h:"Das nun vom Wall Street Journal veröffentlichte Interview habe ich unmittelbar im Anschluß an die Dresdener Rede geführt. Die Tatsache, daß diese Geschichte jetzt nach Wochen aufgewärmt wird, spricht für ihren Kampagnencharakter. Und der Eindruck, daß ich nicht von geschichtspolitischen Reden lassen kann, ist daher falsch. Seit der Dresdener Rede habe ich mich nicht mehr zu ...geschichtspolitischen Themen geäußert und werde das in Zukunft auch nicht mehr tun, weil die Probleme der Gegenwart und der Zukunft gelöst werden müssen und wir uns nicht mehr mit der Vergangenheit beschäftigen sollten.
In Zukunft werde ich Fragen von Journalisten abblocken, die mich in historische Themen verwickeln wollen, weil die Fragen nur aus Stigmatisierungsinteressen heraus erfolgen und nie aus Interesse an echtem Erkenntnisgewinn. Damit ist für die AfD nichts zu gewinnen."
Mit anderen Worten: Er ist unbelehrbar, wird aber in Zukunft seine Zunge hüten.
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Weitere Infos zum vorliegenden Zusammenhang:


Wie Höckes Äußerungen in der Außenwelt ankommen, zeigt sich in den Reaktionen im Twitter-Konto des Journalisten Troianovski bzw. für die USA bei den Twitter-Reaktionen im Journalistenportal Muck Rack.

"
AfD-Vize Gauland verteidigt Höckes Hitler-Aussage", meldete der Tagesspiegel am 08.03.2017. Gaulands Interpretation ist eine haarsträubende Weißwaschung. Sie reißt die Höcke-Aussage aus dem Zusammenhang und ist eindeutig nur seinem innerparteilichen Bündnis mit Höcke geschuldet.

Götz Kubitschek schreibt am 07.03.2017, in seiner Zeitschrift Sezession: "
Politischer Waschzwang – Die 'Junge Freiheit' und Björn Höcke" (ich konnte den Text noch lesen; mittlerweile ist er auf "Premium" gestellt und damit kostenpflichtig):
"Es erscheint in einer englischsprachigen Zeitung ein Bericht über die geschichtspolitische Kritik der deutschen Rechten. Dieser Bericht wird von keinem deutschsprachigen Organ zum Thema gemacht. Vier Tage später sind es Die Welt und die Junge Freiheit, die fast zeitgleich Beiträge zu Höckes Aussagen bringen."
Das ist, wie oben gezeigt, chronologisch falsch. Der JF-Artikel erschien erst am Tag nach dem Tagesspiegel-Bericht.
WELT vom 09.03.2017: "Höcke im Faktencheck. Die vermeintlich 'liebenswerten' Taten Hitlers" Von Sven Felix Kellerhoff.
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Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass ich mich gegen Höcke positionieren muss.
Denn in Vielem stehe ich seinen Überlegungen durchaus nahe, und bin z. B. was meine Ausdrucksweise ausgeht alles andere als politisch korrekt.
Wenn ich die sog. Flüchtlinge als "Immiggressoren" oder "Eindringlinge" bezeichne, oder als "Horden von unterentwickelten Völkern", dann schlucken sogar manche braven AfD-Parteifreunde. Und selbstverständlich werde ich in Facebook-Debatten dann auch als "Nazi" oder ähnlich beschimpft.
Aber zum einen habe ich ein ausgesprochen dickes Fell. Und zum anderen sorge ich argumentativ dafür, dass mir niemand den "Adolf" anhängen kann. Mit Antisemitismus (oder anderen Verschwörungstheorien) habe ich nichts am Hut; nach der Nazizeit habe ich keine Sehnsucht und vor allem habe ich keinerlei psychologisches Bedürfnis, die historischen Ereignisse schönzufärben oder umzulügen, um ruhig schlafen zu können oder um mein Land zu lieben: Beides gelingt mir problemlos.
Ich habe auch wenig Verständnis für bestimmte Kritikpunkte an Höckes Rede, wie z. B.
  • Der angeblichen "Sportpalastatmosphäre": Dass ein Parteimitglied die Massen begeistern kann, das sollte man ihm weiß Gott nicht negativ ankreiden.
  • Wenn er kritisiert, dass Deutschland einen "Import fremder Völkerschaften" betreibt, dann gebe ich inhaltlich und bei der Ausdrucksweise völlig Recht (s. o.)
  • Dass wir "uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen" werden: Das hoffe ich allerdings auch; genau dafür bin ich doch in die AfD eingetreten?
  • "Die AfD ist die letzte evolutionäre, sie ist die letzte friedliche Chance für unser Vaterland": Diese Überzeugung teile ich!
  • Auch dass wir uns "als inhaltliche – nicht als strukturelle .....– Fundamentalopposition verstehen" müssen, würde ich jederzeit unterschreiben. Und dafür eintreten, wenn Parteifreunde (was auch ich als Gefahr nicht ausschließe) unsere AfD auf Bundesebene (für die Länder habe ich da weniger Bedenken) als Minderheitspartner in eine Koalition hineinführen wollen würden. Das würde meinen erbitterten Widerstand auslösen.
  • Wüsste auch nicht, was an der Forderung schlecht wäre, dass wir nicht eine Partei wie alle anderen sein sollen, sondern eine "fundamentaloppositionellen Bewegungspartei" und dass "unsere Abgeordneten ..... sich ..... nicht im Parlamentarismus vollständig erschöpfen [dürfen und] ..... so oft wie möglich rausgehen [müssen]". Und das selbstverständlich so lange, "bis wir in diesem Lande 51 Prozent erreicht haben ..... oder aber als Seniorpartner ..... in einer Koalition mit einer Altpartei sind".
  • Bedingungslos unterschreiben kann ich auch die Passage: "Ich will Veränderung, ich will eine grundsätzliche Veränderung, ich will die AfD als letzte evolutionäre Chance für unser Vaterland erhalten. Ich will, dass wir diesen Halben einen Strich durch die Rechnung machen. Wir wollen das, denn wir wissen: Es gibt keine Alternative im Etablierten." Nur will ich keine Veränderung dergestalt, dass man glaubt, in irgend einer Weise den Hitler ein wenig rehabilitieren zu müssen. Dafür habe ich keinerlei psychologischen Bedarf, und sehe dazu auch keinen objektiven Bedarf. Wohl aber riesige Gefahren, wenn man den alten Teufel auch nur ein wenig wieder aus der Flasche lässt.
  • "Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt. Ja, ich möchte euch als neue Preußen." Das wird vielleicht nicht klappen; aber als Zielsetzung finde ich DIESEN Rückgriff auf deutsche Tugenden, wie sie sich in der deutschen Geschichte entwickelt haben, nicht verwerflich - sondern ausgezeichnet.
  • "Ich weise dieser Partei einen langen und entbehrungsreichen Weg. Aber es ist der einzige Weg, der zu einem vollständigen Sieg führt, und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD und deshalb will ich diesen Weg – und nur diesen Weg – mit euch gehen, liebe Freunde!" Hier stören sich die einen am Pathos, andere an der quasi-Aneignung der Partei ("ICH weise dieser Partei ...") und wieder andere (oder auch dieselben) an der Formulierung "vollständiger Sieg". Das alles kann ich nicht nachvollziehen: Auch ich möchte den "vollständigen Sieg" für meine Partei - wenngleich ich (genau so wie zweifellos auch Björn Höcke) weiß, dass wir den nicht erringen werden. Pathos? Er begeistert seine Zuhörer; DAS ist entscheidend! Und dass er sagt "Ich weise dieser Partei ... (einen Weg)", das würde ich positiv unter "vollständiger Identifizierung mit der AfD" verbuchen. Auch ich spreche ja häufig von "meiner" Partei (und glaube nicht, dass das jemand missversteht).
  • Recht hat Höcke auch, wenn er sagt "Wir müssen wieder wir selbst werden. Selber haben werden wir uns nur, wenn wir wieder eine positive Beziehung zu unserer Geschichte aufbauen." Nur darf diese positive Beziehung zu unserer Geschichte nicht auf Lügen, Geschichtsklitterung und auf einer 'Neubewertung der Nazizeit' beruhen. Wir brauchen einen vitalen, gesunden und ehrlichen Patriotismus, der stark genug ist, um unsere Grenzen entschlossen gegen Immiggressoren zu schützen und unsere Schatzkammern entschieden gegen griechische Steuerhinterzieher sowie die deutschen Sparer gegen die Raubzüge von Don Drucki Draghi und seiner European Crooks Bank (ECB :-) ) zu verteidigen!

Um dieses neue Deutschland auf ein tragfähiges Fundament zu stellen, müssen wir, die Alternative für Deutschland, unseren Keller aufräumen - indem wir Rechtsextremisten "ausschaffen".
Auch wenn Björn Höcke hoch und heilig versprochen hat, dass er nicht wieder ins Fettnäpfchen treten will: An seiner Gesinnung ändert das nicht das Mindeste.
Sonst müsste er Journalistenfragen nach der Zeit von 1933 - 1945 nicht vermeiden, sondern könnte sie ganz gelassen beantworten.

Wer das nicht kann, der hat in der AfD keinen Platz; der gehört in den Splitterparteienkeller zu einer der revisionistischen Rechtsparteien.


Nachtrag 20.01.2019

Durch Zufall stieß ich heute auf den Blogpost "Für Höcke ist Dresden, was für die Nazis Versailles war" von Carl Christian Jancke (21.01.2017). Der ist vor allem deshalb relevant, weil er Höckes Äußerung zum Holocaust-Mahnmal beiseite schiebt und sich auf das konzentriert, was an anderen Stellen der Rede problematisch (bzw. für Höcke charakteristisch) ist.

Auf andere Weise ebenfalls interessant ist der Beitrag "Was zu Höcke" im Blog vom "Werwohlf" [das "h" auch im Original!]. Hier speziell der Schluss:
"Unsere Parteiendemokratie schafft es offensichtlich nicht mehr, das Entstehen solcher Auswüchse zu verhindern. Womöglich muss man sich auf fragen, ob sie diese nicht selbst erzeugt hat durch eine sich über die Jahre mehr und mehr einnistende Professionalisierung, als ständige Wiederkehr des Gleichen mit von Worthülsen begleiteten „alternativlosen“ Entscheidungen und vielfältiger Versuche, unter Missachtung der Lebensumstände vieler Menschen weltfremde Vorgaben in die Tat umzusetzen. ..... Es kann hier nicht darum gehen, einzelnen Personen oder Parteien eine Schuld dafür zuzuweisen. Das Problem steckt im System, in seinen Institutionen, in seinen Anreizen, und damit ist nicht nur die Politik im engeren Sinn gemeint, sondern zum einen auch alles, was als „labernde Klasse“ um sie herum kreist, vor allem die Medien, aber auch die akademische Welt. Und zum anderen die Welt des „Crony Capitalism“. Wenn es hier nicht zu tiefgreifenden Reformen kommt, wird sich der Trend fortsetzen und wir werden mehr Höcke erleben, mehr Brexit und mehr Trump."

(An diese Überlegungen knüpft sein Eintrag "Was zum Establishment" vom 31.01.2017 wieder an.)
 
 
ceterum censeo 
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 03.06.2020

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