Trotzdem, und obwohl es hier auch keine Wellen gibt: einen flüchtigen Augenblick lang, for a fleeting moment of happiness, stellte sich jenes Glücksgefühl bei mir ein, wie ich es in früheren Jahren bei Strandurlauben in Italien empfunden hatte, beim Dahintreiben des schwerelosen Körpers vor mediterranen Küsten. Am intensivsten war dieses Erlebnis wohl beim ersten Mal gewesen, in jener flachen Bucht bei Marina di Campo in der Gemeinde Campo nell'Elba, bei der schon die Annäherung die Stimmung steigerte, weil sie nur über einen schmalen Fußweg durch dichte duftende Macchia zugänglich war.
Jetzt schaute ich den Wolken zu, helleren und dunkleren, verschwommenen und hart konturierten, welche in schnellem Wechsel die Sonne verschatteten und wieder erscheinen ließen.
Mit einer Drehung meines Körpers blickte ich auf die Trauerweide, die noch jetzt mitten im November voller Blätter war und die im Spiel von Sonne und Wolken ihre Färbung auf einer Skala von rostbraun bis gelbgolden variierte.
Wir kannten es noch von früher, das Thermalbad in Bad Salzschlirf, hatten es aber schon lange nicht mehr aufgesucht. Heute, eigentlich auf dem Weg ins Gersfelder Hallenbad, änderten wir vor dem Umsteigen im Bahnhof Fulda spontan unsere Pläne und fuhren wieder einmal in dieses "Sole-Hallenbad".
Sehr groß ist es nicht; trotzdem vermittelt es mir ein Gefühl von Freiheit. Und das nicht nur deshalb, weil die hohe Salzkonzentration dem Körper in jeder Hinsicht einen starken Auftrieb gibt.
Da wirkt noch ein scheinbar peripheres Detail förderlich auf mein Wohlbefinden ein, bzw. das Fehlen eines bei anderen Bädern standardmäßigen Details: es gibt keinen Zaun um das Außenbecken. Die Schwimmer sind nicht in einem Käfig eingesperrt, wie (fast?) überall sonst. Eine Art von Hecke, eher eine Reihe niedriger Büsche, markiert die Grenze zwischen Park und Becken. Hier, in dieser noch stark dörflich geprägten Gemeinde, ist das offenbar problemlos möglich.
Das Außenbecken ist recht klein, doch andererseits hielt sich der Andrang in Grenzen und gegen Mittag schwammen hier nur noch wenige Menschen. Das Innenbecken ist etwas größer; besondere Attraktionen gibt es kaum: zwei Nackenduschen verplätschern für meinen Geschmack ihren Strahl etwas kraftlos ins Innenbecken; im winzigen Warmwasserbecken rubbeln dafür zwei sehr starke Unterwasser-Düsen die Muskeln kräftig durch.
Die Dampfgrotte und die Sauna habe ich nicht besucht, obwohl das im Eintrittspreis von 7,- € enthalten war. Aber dieser Preis ist auch für das Schwimmen allein schon fair, zumal die Aufenthaltsdauer unbegrenzt ist. Schilder warnen zwar davor, länger als 20 Minuten ununterbrochen im Solewasser zu bleiben, aber ich hab's überlebt.
Das Bad ist, anders als z. B. die phantasievoll "Spessart-Therme" genannte Anlage in Bad Soden-Salmünster, namenlos. Und also beschloss ich, es FAWIMEER zu taufen: fast wie im Meer hatte ich mich dort gefühlt - wenn auch nur wenige Minuten lang.
Man könnte auch sagen: "Fantastisch wie das Meer" war es, doch sollte ich wohl besser nicht mit derart euphorischen Werbesprüchen um mich werfen; schließlich liege ich doch hier und da mit den Werbern über Kreuz.
Mit diesem Beitrag setze ich die in loser Folge erscheinende Reihe "Thermen der Welt" fort, welche zuletzt vom Thermalsozialismus der Baden-Badener Caracalla-Thermen handelte und mit der Rupertus-Therme in Bad Reichenhall begann.
[So wie dort hatte ich auch jetzt in Bad Salzschlirf wieder einen Schutzengel an meiner Seite. Versehentlich hatte ich nämlich Jacke und Hose - mit Portemonnaie - in einen anderen Schrank gehängt als den Kleiderbeutelbügel mit dem Rest der Sachen. Abgeschlossen hatte ich den letzteren. Der erstere stand sperrangelweit auf, und weil gegenüber weit und breit keine Umkleidekabine belegt war, wunderte ich mich beim Weg in die Dusche noch darüber, welcher Idiot hier wohl seinen Schrank offen gelassen haben könnte. :-) ]
Einen Dämpfer aber verpasste das Schicksal uns denn doch noch. Der Kaffee, welchen wir am Nachmittag im Dinea-Restaurant im Kaufhof (einst Kaufhaus Kerber) tranken, war grauenhaft bitter (Kaffeemaschine nicht gereinigt?). Dass die ein solches Gesöff ausschenken, kann mir kann ich mir nur damit erklären, dass alle Mitarbeiter, die den Kaffee getrunken haben, hinterher nicht mehr in der Lage waren, über ihr Schicksal zu berichten :-).
Wir haben die Aufnahme dieses Gebräus immerhin überlebt; den ekelhaften Nachgeschmack aber hatten wir für den Rest des Tages unauslöschlich auf der Zunge.
Nachtrag vom 15.12.06
Auf meine E-Mail-Beschwerde erhielt ich jetzt brieflich die Mitteilung, dass die Kaffeemaschine defekt gewesen und inzwischen repariert worden sei. Und eine Einladung zum Kaffeetrinken auf Kosten des Hauses. Das ist in Ordnung, wenn auch nicht mehr als recht und billig.
Wir haben es allerdings in der Rhön auch schon anders erlebt. Dazu hier der E-Mail-Schriftwechsel mit der Bäckerei Pappert vom Oktober 2003. Auf meine Beschwerde:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
vor unserer Wanderung wollten wir uns stärken: in Ihrer Filiale im neuen Edeka-Markt in Gersfeld. Da kann man sogar sitzen: toll! Apfel-Zimt-Stückchen im Angebot? Klingt gut; schmeckt auch gut. Kaffee - Segafreddo? Klingt gut. Schmeckt? Man kann es positiv sehen: einen Herzinfarkt bekommt man nicht davon. Man kann es auch negativ formulieren: Schmeckt wie Pleurre. Papperts Pleurre für 1,40 €? Schade drum: wir wandern oft von Gersfeld in Richtung Wasserkuppe hoch. Aber Kaffee trinken wir bei Ihnen nicht mehr!"
erhielt ich folgende Antwort:
"Mit Bedauern haben wir Ihre Reklamation gelesen. Letzte Woche haben die Mitarbeiter, nachdem ein Kunde einen Kaffee reklamiert hat, festgestellt, das sich in der Maschine ein Teil gelöst hat und damit der gemahlene Kaffee zum Teil in die Maschine gelaufen ist. Deshalb war der Kaffee wohl sehr schwach. Das Problem wurde danach sofort behoben. Wir würden uns also sehr freuen, wenn Sie nochmals zum Kaffeetrinken, da Ihnen die Backwaren ja offensichtlich geschmeckt haben, eine Rast einlegen. Sollte dann etwas mit dem Kaffee nicht in Ordnung sein haben wir die Bitte dies sofort zu reklamieren. Sie erhalten dann kostenlos einen Kaffee und etwaige maschinelle Probleme an der Maschine können behoben werden. Solche Probleme fallen oft erst auf, wenn ein Kunde reklamiert, dass etwas nicht in Ordnung ist."
Also die freundliche Aufforderung, es (auf eigene Kosten) doch noch einmal zu versuchen. Und dann - ja, wenn es dann wieder nicht schmeckt: dann erhalten wir kostenlos einen Kaffee. Dieser raue Charme der Rhön geht mir denn doch etwas zu weit. Seither habe ich nichts mehr in den Filialen von Papperts Poppenhausener Großbäckerei gekauft und werde die Fillialen dieser Sparbrötchen auch für den Rest meines Lebens boykottieren.
Nachtrag 02.02.08
Entweder haben die in meinen Blog geschaut, oder es selbst gemerkt: dass man dem Kind einen (werbewirksamen) Namen geben sollte.
Zugleich mit dem Bau eines "Klangdoms" wurde das Bad in "Aquasalis-Therme" umbenannt:
"Das Solehallenbad war ein Begriff aus den 70er Jahren und wir brauchen einen neuen modernen Namen, mit dem wir werben können und der uns neue Gäste nach Bad Salzschlirf bringt, so Bürgermeister Armin Faber. Die Gemeindevertretung wählte aus einigen Namensvorschlägen letztlich den Namen Aquasalis-Therme aus, der nunmehr deutlich sichtbar im Eingangsbereich der Therme steht."
Hier ein Foto vom "Klangdom" aus einem Artikel der "Fuldaer Zeitung" vom 21.12.2007.
Nachtrag 04.04.2010
Die Reichweite der "Tägs" ist leider eng begrenzt; wer unten den Täg "Thermalbaeder" anklickt, bekommt lediglich die neuesten Einträge zu sehen.
Aus diesem Grunde habe ich meine Thermen-Schilderungen (die allerdings nicht immer sehr detailliert sind, bzw. bei denen die Blotts nicht immer auf die Thermenbesuche fokussieren) in einem eigenen Blott "Thermenwelt: Thermen der Welt (well: meiner Welt, also Thermalbäder in Deutschland)" verlinkt.
Textstand vom 14.12.24
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