Sonntag, 4. Februar 2007

Sensationelles Forschungsergebnis: Existenz von Bad Schönborn empirisch nachgewiesen!

Im Internet kursieren Behauptungen, dass die Stadt Bielefeld gar nicht existiere; vielmehr sei die Vorstellung ihrer Existenz das Resultat einer "Bielefeldverschwörung". [Vgl. näher auch in meinem Eintrag: "PISTOLE ODER DEGEN? ICH FORDERE SATISFAKTION!"]
Während begründete Zweifel daran erlaubt sind, dass man eine größere Zahl Deutscher von der Nicht-Existenz der Stadt Bielefeld überzeugen kann, dürfte das bei Bad Schönborn problemlos möglich sein.

Kein Hund kennt Bad Schönborn, und die Bilder auf der unter dem Namen "Bad Schönborn" laufenden Webseite sind auch nicht dazu angetan, dessen Existenz glaubhaft zu machen: Links eine Art Mickey Maus und ein Schild, welches auf irgendwelche angeblichen Städte-Partnerschaften hinweist; rechts ein Wellness-gerubbelter Frauenrücken, der zwar entzücken, aber keineswegs irgend eine Realität hinter dem Begriff "Bad Schönborn" beweisen oder auch nur substantiieren kann.
Auch wenn man bei Google nach Bildern des Ortes sucht, findet man hauptsächlich Landkarten, Logos und Landsleute abgebildet. Das könnte man ebenfalls als starkes Indiz dafür ansehen, dass dieser Ort ein bloß imaginierter ist, dessen Existenz uns durch eine "Bad-Schönborn-Verschwörung" suggeriert wird. Außerdem ist sogar auf der Bad Schönborn-Webseite selbst die Geschichte der Stadt unter "Virtuelles Schönborn" abgehandelt.

Um uns jedoch durch einen Besuch in situ allerletzte Gewissheit zu verschaffen, begab ich mich mit meiner Frau am gestrigen Samstag nach Bad Mingolsheim. Bad Mingolsheim ist weder Bad Schönborn, noch ist es Nicht-Bad-Schönborn. Vielmehr stellt der Begriff in logischer Hinsicht eine Teilmenge des Begriffs Bad Schönborn dar, wobei die Restmenge von Bad Schönborn von dem ehemaligen Ort Bad Langenbrücken konstituiert wird. Erst im Jahre 1971 wurde aus den beiden Teilmengen die Gesamtmenge "Bad Schönborn" gebildet.

Mingolsheim liegt eingebettet zwischen einer Thermal-Badeanstalt im Osten und einer Justizvollzugsanstalt im Westen. Nicht nur letztere ist für länger verweilende Gäste gedacht; vielmehr werden auch für die Ferienwohnungen die Preise jeweils für einen siebentägigen Aufenthalt angegeben. Der Ort nimmt seine Gäste halt gefangen.

Dem erschreckenden Mangel an Bildern abzuhelfen, musste des Forschers erstes Ziel sein. Natürlich haben wir in der kurzen Zeit unseres Aufenthalts nicht den ganzen Ort (Mingolsheim; Langenbrücken ohnehin nicht) vermessen können, doch möchte ich nicht verfehlen, meine Gäste an denjenigen Objekten, welche sich meinen Augen als ästhetische Highlights präsentiert haben, partizipieren zu lassen:

Kurorte zeichnen sich häufig durch eine besondere Liebe der Bewohner zu Pflanzen aus, und auch hier kann man vereinzelt im Ort Anpflanzungen sehen.

Alte Häuser müssen nicht Horte von altem Schmutz sein: hier ist für einen Abtransport des Mülls Vorsorge getroffen worden! (Wie überhaupt die makellose Sauberkeit das auffallendste Kennzeichen des Ortes ist.)

Auch andere Gebäude legen Zeugnis von der bewegten Geschichte des Ortes ab, von der die Geschichts-Seite der Gemeindeverwaltung berichtet: "Funde aus der Steinzeit, der Bronzezeit und aus der älteren Eisenzeit lassen erkennen, dass hier schon vor über 1000 Jahren Menschen lebten". In der Tat: was ist schon eine Null mehr oder weniger im historischen Rhythmus einer solchen menschlichen Ansiedlung am Rande des Kraichgau, zwischen Heidelberg im Norden und Bruchsal (und weiter Karlsruhe) im Süden, wo ganz gewiss bereits der Homo Heidelbergensis seine Jagdgründe hatte?

Geschlossen war bei unserer Ankunft das Haus des Gastes im Kurpark.



Dass einem Kaufhaus ein Café angeschlossen ist, ist nichts Besonderes. Hier in Mingolsheim aber, beim Café und Konditorei Müller, haben wir einen echten Knüller: ein Café mit angeschlossenem Kaufhaus! Von "B" wie "Brötchen" bis "U" wie "Unterwäsche" kann man dort kaufen, was das Herz begehrt, zumindest jedoch das, was gerade vorrätig ist.

Auch die anderen Schaufenster dieser lokalen Handels-Organisation ...

...zeichnen sich durch die liebevolle Präsentation eines vielfältigen Warenangebots aus.









Nun aber Schluss mit Schauen; Sarkasm off and Realism on und ab ins gesunde Wasser des Sole-Thermalbades Thermarium, womit ich dann wieder zu meiner Lieblings-Serie "Thermen der Welt" komme. Dort hatte ich zuletzt unter "Old Silverhair im FAWIMEER" das Thermal-Sole-Bad von Bad Salzschlirf (in der Nähe von Fulda) vorgestellt.
Das Thermarium ist mit 1.400 m² Wasserfläche das größte Thermalbad im Südwesten Deutschlands. Noch jedenfalls, denn Bad Rappenau [was, kennen Sie auch nicht? Also nein: alles kann ich Ihnen aber wirklich nicht erklären!] wird schon im Frühsommer nochmal 44m² drauflegen - sofern damit nicht nur die Wasserfläche des Freibades gemeint, sondern die Becken im Hallenbad eingeschlossen sind. Wie auch immer: 1400 m² Wasserfläche ist schon nicht schlecht, und obwohl das Bad an diesem Samstag nachmittag (wie vermutlich immer am Wochenende) gut besucht war, konnte man durchaus richtig schwimmen. Die meisten Besucher hielten sich nämlich am Rand auf oder, vorzugsweise, auf einer der zahlreichen Sprudelliegen drinnen und draußen, im Strömungskanal und an verschiedenen anderen blubbernden oder sprudelnden Attraktionen.
Lobenswert ist auch die durchdachte Einrichtung der Umkleidekabinen mit 3 Kleiderhaken (braucht man eigentlich auch, besonders nachher einen für die nasse Badehose, findet man aber kaum: anderswo sind 2 Haken das Höchste der Gefühle). Ebenso die Duschkabinen: mit Tür und mit einer vernünftigen Ablage, auf der sowohl der Seifenbehälter als auch die Seife selbst (mit Ablaufloch für das Wasser) Platz haben, und außerhalb der 'Schussweite' des Duschstrahls angebracht.
4 Stunden hätten wir für 9,50 € in diesem schönen Bad verbringen können: ein absolut fairer Preis für ein reichhaltiges Angebot. Unser Zeitplan ließ uns nur drei Stunden dort verweilen. Wenn es nicht so weit wäre, und die Anreise per Bahn für uns nicht so mühsam, würden wir sicher wiederkehren.


So haben wir jedoch wenigstens die Gewissheit gewonnen, dass die Stadt Bad Schönborn, zumindest aber deren Ortsteil Mingolsheim, wirklich existiert. Und haben im Vollzuge dieses Forschungsprojekts einen schönen Tag gehabt.


Nachtrag 04.04.2010:
Die Reichweite der "Tägs" ist leider eng begrenzt; wer unten den Täg "Thermalbaeder" anklickt, bekommt lediglich die neuesten Einträge zu sehen.
Aus diesem Grunde habe ich meine Thermen-Schilderungen (die allerdings nicht immer sehr detailliert sind, bzw. bei denen die Blotts nicht immer auf die Thermenbesuche fokussieren) in einem eigenen Blott "Thermenwelt: Thermen der Welt (well: meiner Welt, also Thermalbäder in Deutschland)" verlinkt.




Textstand vom 04.04.2010. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen