Sonntag, 31. August 2008

Frankfurt am Main: "Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn"

So lautet der Titel einer Ausstellung über die Deportation von Menschen mit der Bahn in Vernichtungslager, die zur Zeit (und noch bis zum 14.08.2008) im Frankfurter Hauptbahnhof läuft (Link zur entsprechenden Webseite der Deutschen Bahn siehe oben im Titel).

Sie findet im Ersten Stock statt (dort, wo sich -das ist allerdings schon geraume Zeit her - die Post befand) und ist
von der Eingangshalle aus zu erreichen.




















Aus Zeitgründen konnte ich sie nur oberflächlich anschauen; aber etwas hat mich ganz erheblich irritiert (nicht im Sinne von verägert, sondern eher von verwirrt, verwundert, desorientiert), eine Zahl nämlich, die auf einer Texttafel vor dem Eingang zur Ausstellung genannt wird:
"Ohne die Mitwirkung von Eisenbahnen an der fahrplanmäßigen Durchführung der Transporte wären die systematische Ermordung der europäischen Juden sowie der Völkermord an Sinti und Roma nicht möglich gewesen. Insgesamt wurden im Zweiten Weltkrieg mehr als drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa mit Zügen zu den nationalsozialistischen Vernichtungsstätten transportiert" heißt es da.
Also: Mehr als drei Millionen Menschen, nicht nur Juden, wurden per Bahn in die Vernichtungslager transportiert. Ohne diese Bahntransporte wäre die systematsiche Vernichtung unmöglich gewesen. Das heißt nach meinem Verständnis: Die weitaus überwiegende Anzahl der im Holocaust Umgekommenen (nicht nur der Juden) muss mit der Bahn in Lager transportiert worden sein.

Nun gibt allerdings die Wikipedia wie auch ganz allgemein die öffentliche Debatte (soweit sich nicht die Holocaust-Leugner zu Wort melden) die Zahl der Umgekommenen mit um die 6 Millionen an, wobei der Wikipedia-Eintrag diese Zahl sogar nur für die ermordeten Juden nennt.
Wenn aber die in Konzentrationslagern (bzw. Vernichtungslagern; es gab ja auch Lager mit anderen Funktionen) Umgebrachten im wesentlichen per Bahn dorthin transportiert worden sind, haben wir eine riesige Lücke von 3 Millionen Menschen, die - ja: wie und wo? - umgebracht wurden oder umgekommen sind.
Natürlich hat es im Osten auch Massenerschießungen gegeben, rein theoretisch wäre auch denkbar, dass einige Opfer per Lkw oder Bus in die Lager transportiert wurden, aber von letzterem hat man nie etwas gehört und ersteres kann quantitativ keine solche Dimension gehabt haben.

In moralischer Hinsicht ist es zwar unerheblich, ob sechs, drei oder wieviel Millionen auch immer Menschen von den Nazis systematisch umgebracht wurden. Da sich allerdings Statistiken immer auch für eine Instrumentalisierung eignen (vgl. die Debatte um die "Holocaust-Industrie"), wäre es schon nicht ganz unwichtig, eine solch gigantisches Auseinanderklaffen der Opferzahlen (bzw. von Zahlen, die Aufschlüsse über die Opferzahlen geben können) zu erklären.



Textstand vom 03.09.2008. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
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