Mittwoch, 11. März 2009

Dudenhöffer non è di aqua. Wer machte mit welchen Motiven sein Automotive Research Center für die Opel-Studie flüssig?


Leser meines Blotts "Opel: Rettung für lebendige Tote? Steuergroschen für GM? Ist Deutschlands Politik plemplem?" (16.11.08 ff.) haben vom "Autopapst" Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer zur Frage der Opel-Rettung ein breites Meinungsspektrum im Stil von 'Wie es euch gefällt' vernommen:

Ein Name ist derzeit bei der Berichterstattung über die Opel-Krise in aller Medien Munde: Professor FERDINAND DUDENHÖFFER.
Der äußert sich .. sphinxhaft mal so mal so. Einerseits fordert er Rettungsmaßnahmen der Regierung, andererseits bezweifelt er die Überlebenschancen der Firma Opel.
"Opel war jahrelang auf Hilfen angewiesen und steht derzeit fast ohne Liquidität da", erklärt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Die Rettung von Opel berge ein enormes Risiko und sei ohne einen finanzstarken Investor nicht zu machen. Ein solcher Investor habe derzeit aber eine große Auswahl, weil die meisten Autohersteller bemerkenswert geringe Börsenbewertungen aufwiesen. "Wieso sollte sich ein Interessent deshalb ausgerechnet für Opel entscheiden?" wird Dudenhöffer hier zitiert.
Dort freilich verlangt er Staatsknete:

"Auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte vor einem Job-Kahlschlag: Wenn der Staat Opel nicht helfe, drohten der Branche drastische Stellenstreichungen, sagte der Autoexperte dem Bayerischen Rundfunk. Man könne in so einer Situation, "die in Deutschland mindestens 100.000 Arbeitsplätze betrifft", nicht einfach sagen: "Da hat der Staat nichts mit zu tun." Und:
"Eine mögliche Opel-Pleite würde auch die Zulieferer mit nach unten reißen. Dudenhöffer warnte, mittelständische Unternehmen, die stark mit General Motors zusammenarbeiten, könnten kaputtgehen. "Diese Arbeitsplätze wären unwiederbringlich verloren, die könnten wir als Asche auf der Straße zusammenkehren." Dogmatische Antworten würden jetzt nicht weiterhelfen, sagte der Autoexperte. "Es steht sehr, sehr viel auf dem Spiel."
Carsten Herz vom Handelsblatt hat Dudenhoeffer so verstanden:
"Experten wie der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer zweifeln, ob sich Opel retten lässt. Verstehen Sie diese Skepsis?" fragt er den Opel-Betriebsratsvorsitzenden Franz.
Der ärgert sich: "Das verstehe ich überhaupt nicht. Ich habe nur Zweifel, ob Herr Dudenhöffer ein Finanzexperte ist. Nach meiner Meinung ist er ein Krisenpopulist, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt."
Also, den Eindruck habe ich allerdings auch: dass Dudenhoeffer vorsorglich die Fahnen beider Parteien aushängt: der Helfer und der Skeptiker. So kann er später, der mythischen Pythia gleich, immer sagen, er habe Recht behalten.
Unter "Krise in der Autobranche. Opel will gegen Dudenhöffer vorgehen" berichtete das Handelsblatt vom 12.12.2008: "Der Professor aus dem Ruhrgebiet hatte eine Insolvenz der Opel-Mutter General Motors (GM) "vor oder kurz nach Weihnachten" vorhergesagt, wenn sie in den USA keine staatlichen Hilfen erhalte. Die Adam Opel GmbH werde dann "spätestens ein halbes Jahr später" folgen."
Vgl. dazu auch den ZEIT-Artikel "Gescheitertes US-Rettungspaket. Opel vor ungewisser Zukunft", ebenfalls vom 12.12.08.
Verhältnismäßig ausführlich berichtet auch Bild: "Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Aus für Opel bei General-Motors-Pleite? Konkurse von Auto-Riesen in Europa Mitte 2009".

Eigentlich war die Prognose nicht spektakulär: wenn GM pleite gehen würde, müsste logischer Weise auch Opel in die Insolvenz gehen. Das ist logisch, weil die Firma Opel keine eigenständige Rechtsperson ist und nicht einmal Eigentümerin der eigenen Erfindungen (Patente) ist, die für die Produktion natürlich unentbehrlich sind.
Dennoch drohte Opel mit Klage. Indes:

Eben noch am Rand der Klage,
Heut' spurt der Professor ohne Frage.

Und liefert ein Gutachten ab, das nur als dringende Aufforderung zur Steuermittelversenkung verstanden werden kann. Das Handelsblatt berichtet darüber unter dem Titel "Autbauer (sic!). Studie: Opel-Insolvenz würde Milliarden kosten" (wobei ich mich frage, ob das 'Out-Bauer' vielleicht ein Freudscher Verschreiber war?):
"Eine Pleite des Rüsselsheimer Autoherstellers Opel würde laut einer Studie den deutschen Staat Mrd. kosten. Mit 6,5 Milliarden Euro, unter anderem für Arbeitslosengeld, müsste die Bundesregierung rechnen. Denn es geht um mehr als "nur" die Privatkunden. .....
Aus Sicht von Dudenhöffer wäre es "naiv zu unterstellen, dass die Arbeitsplätze, die bei einem Opel-Konkurs wegfallen würden, in Sindelfingen und Wolfsburg wieder aufgebaut würden". Letztlich würde daher eine Insolvenz von Opel ein "ganz erhebliches Systemrisiko für die deutsche Autoindustrie" bergen und zu "einem Kahlschlag von Industriestruktur führen".
"
Tja, wer unterstellt denn so etwas, Herr Dudenhöffer? Natürlich entstehen angesichts der bestehenden Überkapazitäten der Automobilindustrie keine neuen Arbeitsplätze in Wolfsburg, wenn die in Bochum usw. wegfallen (und für die Mercedes-Fabrik in Sindelfingen entstehen dadurch schon gar keine neuen Absatzchancen in größerem Umfang).
Wolfgang Münchau hat in seinem knallharten Kommentar "Gute Pleitefahrt" in der Financial Times Deutschland (FTD) vom 04.03.2009 die Problematik richtig dargestellt, nämlich:
"Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum die europäischen Regierungen Opel retten sollten. Wer will, dass VW und Peugeot auch künftig erfolgreich sind, sollte den Hersteller untergehen lassen." [(Allerdings stört mich an dem Artikel von Münchau, dass er darin seine persönliche Aversion gegen die Marke Opel massiv einfließen lässt (meine Hervorhebung): "Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl auch. Sie haben einen Wagen bei einer Autovermietung gebucht, einen VW, Mercedes oder BMW. Am Schalter sagt eine freundliche Mitarbeiterin der Mietwagenfirma mit einem Lächeln, das gewünschte Modell sei zwar leider nicht da, aber nun, Gott sei Dank, man habe noch einen Opel in der Ecke stehen. Ich denke in solchen Momenten, ob ich mir da lieber ein Fahrrad mieten soll. Aber meistens beiße ich die Zähne zusammen und fahre eben, nun ja, den Opel."]
Jedenfalls (um auf den eigentlichen Gehalt bei Münchau zurück zu kommen) sagt er und sagen viele andere:
Die Arbeitsplätze, die in Bochum, Rüsselsheim, Eisenach usw. vielleicht mit Steuergeldern erhalten werden, können zu Arbeitsplatzverlusten in Wolfsburg führen - das ist die Befürchtung nicht nur der Konkurrenz, sondern vieler, wenn nicht gar (fast) aller, ökonomisch Denkenden.
Bereits eine solche verzerrte Darstellung Dudenhöffers spricht für die Annahme, dass er hier Partikularinteressen protegiert.

Das Gleiche gilt für sein Gerede über ein "erhebliches Systemrisiko für die deutsche Autoindustrie" und die Behauptung, dass eine Opel-Insolvenz zu "einem Kahlschlag von Industriestruktur führen" würde.
Ersteres ist eine klare Spitze gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (deren Fan ich nicht bin, die aber in der Krise und besonders im Widerstand gegen bedenkenlose Staatshilfe für Opel solide Arbeit zu leisten scheint). Die hatte nämlich gesagt, dass Opel kein Systemrisiko beinhalte. Und im übrigen wäre eine Opel-Insolvenz zwar schmerzhaft, aber selbstverständlich kein "Systemrisiko" für die deutsche Automobilindustrie und schon gar nicht für die deutsche Industrie überhaupt. Bei General Motors sähe das für die USA schon anders aus. Also eine eindeutige Übertreibung nach Lobbyisten-Art.
Noch doller treibt's der Dudenhöffer mit seiner Behauptung, dass ein Ausfall von Opel zu einem "Kahlschlag von Industriestruktur" führen würde. Auf lokaler Ebene mag das zwar hie und da zutreffen, aber eine solche Einschränkung hat er, zumindest nach dem Handelsblatt-Zitat, nicht gemacht. Vielleicht steht sie in der Studie und er hat deren Inhalt der Öffentlichkeit nach dem bekannten Vorbild von Bismarcks Emser Depesche in verkürzter Form bewusst verzerrt rübergebracht?

Das Gutachten ist übrigens auf der Webseite von Prof. Dudenhöffer nicht verfügbar; ebenso wenig auf der Webseite seines Automobil-Forschungszentrums CAR. Das ist dann durchaus verständlich, wenn es sich um eine bezahlte Auftragsarbeit handelt. Im Umkehrschluss deutet es zugleich darauf hin, dass es eine solche ist.

Also: wer hat diese bezahlt? "CAR" ist zwar eine "Non-Profit Organisation", doch erstellen die solche Studien wohl kaum umsonst.

Wenn die Auftraggeber(in) für diese Studie eine Organisation wäre, der es rein um die Erkenntnis der volkswirtschaftlichen Folgen einer Opel-Insolvenz ginge, hätte sie damit ohnehin nicht ein Automobilforschungszentrum beauftragt, sondern ein wirtschaftswissenschaftliches Institut.
Denn die volkswirtschaftlichen Folgen einer möglichen Opel-Insolvenz erschöpfen sich nicht in der Zahlung von Arbeitslosengeld an die Arbeitnehmer, welche dann ihren Arbeitsplatz verlieren würden. Eine gesamthafte Betrachtungsweise würde den Wohlfahrtsverlusten durch eine Opel-Insolvenz Wohlfahrtsgewinne in anderen Bereichen gegenüber stellen. Denn wenn man liest, dass "das Internationale Technische Entwicklungszentrum (ITEZ) in Rüsselsheim ... nach den Neuentwicklungen des künftigen Meriva und des neuen Zafira keinen weiteren Großauftrag mehr" hat (Handelsblatt vom 8.3.09, "Autobauer. GM plant offenbar schon ohne Opel") kann man sich schon vorstellen, dass dessen zweifellos qualifizierte Techniker in anderen Unternehmen mehr für unsere Wirtschaft leisten könnten als wenn sie in Rüsselsheim auf Staatskosten Däumchen drehen. Solchen Fragen würde ein seriöses wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut nachgehen; dass die Medien, insbesondere die Wirtschaftsblätter, sich am Fehlen dieser gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise nicht stören, spricht nicht für sie. Ebenso wenig, dass sie nicht wenigstens nachfragen, wer die Studie finanziert hat. Und ihre Leser nicht auf die offensichtlichen Übertreibungen, sowie auf die Widersprüchlichkeit zu früheren Aussagen von Dudenhöffer hinweisen.
Ist denn Journalismus in Deutschland ein Tiefschlaf in der Druckerschwärze?


Bereits am 26.02.2009 hatte Dudenhöffer eine andere Studie vom Stapel gelassen und Carsten Herz sich in seinem Handelsblatt-Artikel "Studie. Opel kann auch ohne Partner überleben" gewundert:
"Die Rettung von Opel kann nach Ansicht von Dudenhöffer vorerst nur durch eine Staatsbeteiligung gelingen. Es mache für einen privaten Investor keinen Sinn, in den nächsten fünf Jahren bei Opel einzusteigen. "Auf den schönen Prinzen Tata aus Indien oder China zu setzen ist äußerst unrealistisch." Aber für die Rettung von Arbeitsplätzen und Händlerbetrieben könne sich eine Staatsbeteiligung lohnen.
Im Ringen um eine Zukunft von Opel springt damit jetzt ausgerechnet einer der schärfsten Kritiker der Marke mit dem Blitz bei, den das Unternehmen vor wenigen Monaten wegen seiner Äußerungen noch verklagen wollte. Mitte Dezember hatte Opel noch angekündigt, juristisch gegen Dudenhöffer vorzugehen und ihn als "Totengräber für die Arbeitsplätze in der Autoindustrie" scharf kritisiert.
"

Ausführlicher über den Inhalt dieser früheren Studie berichtet allerdings der Artikel "Studie
"Autopapst" Dudenhöffer: Opel ist noch zu retten
" auf der Webseite "Der Westen".


Es soll nicht verschwiegen werden, dass Dudenhöffer auch von einem "hohen Risiko" spricht und auch sagt, dass es ohne Werkschließungen nicht abgehen wird. Dennoch haben für mich beide Studien ganz klar eine lobbyistische Funktion. Es ist enttäuschend, dass die Medien dies nicht hinterfragen.
Andererseits: wenn lt. Meinungsumfangen ohnehin etwa die Hälfte der Deutschen ihre Steuergelder gern ins Opel-Abenteuer versenkt wissen wollen darf man sich nicht wundern, wenn auch die Medien lieber ihr Maul halten.


Wie ich einem Link vom Wikipedia-Eintrag zu Prof. Dudenhöffer entnehme, hatte der Spiegel im Jahre 2006 mal einen Artikel "Der Professor und das Geld" veröffentlicht. Die darin enthaltenen Behauptungen (deren Inhalt man bis zu einem gewissen Grade aus der Überschrift einerseits und der Gegendarstellung von Prof. Dr. D. andererseits erschließen kann) musste er zurück nehmen; Prof. Dr. D. hat hier auf der Seite der Fachhochschule Gelsenkirchen (an der er seinerzeit Professor war; seit dem 15.10.08 ist er Prof. an der Universität Duisburg-Essen) die folgende Gegendarstellung veröffentlicht:
"Stellungnahme zum Artikel im Spiegel 25/2006, Seite 44f.
Sämtliche vom Spiegel (Ausgabe 25/2006, S. 44-45) suggerierten Unterstellungen weise ich hiermit auf das Schärfste zurück. Sie entbehren jeglicher Grundlage. Auf Basis von äußerst dünnen und aus dem Zusammenhang gerissenen Behauptungen vermittelt der Spiegel den Eindruck der Parteilichkeit. Der Bericht ist einseitig, tendenziös und basiert auf Ergebnissen einer äußerst fragewürdigen Recherche.
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer.
"
Da ist es nur gut, dass ich nichts behaupte.
Sondern mich nur laut wundere über den Professor Wendehöffer.
Ausgesprochen ärgerlich ist es, dass sich offenbar niemand unserer Meinungsmacher wundert über den Ausflug des Car Automotive Research Center (CAR) in die Welt der Makro-Ökonomie.
Ergänzungen 04.08.09:

In einer Pressemitteilung "Der Marcel Reich-Ranicki der Automobilbranche – Führt die mediale Dauerpräsenz des „PS-Professors“ Ferdinand Dudenhöffer zu einer Übersättigung?" vom 20.03.2007 wird (u. a.) zu dieser 'Spiegel-Affäre' berichtet:
"... In der Zeitschrift Wirtschaftsjournalist http://www.wirtschaftsjournalist-online.de porträtiert Oliver Driesen den omnipräsenten Fachmann, der jüngst selbst in die Schlagzeilen geriet. ... „Am 19. Juni 2006 schlug er den ‚Spiegel’ auf und las unter der Überschrift ‚Der Professor und das Geld’ die nur leicht als Frage verbrämte Unterstellung, ein getarnter Meinungs-Manipulator zu sein, da er mit seiner B&D Forecast ganz überwiegend bei Daimler-Chrysler im Brot stehe und dies verheimlicht habe.“
Die Spiegel-Redakteure hätten den Angegriffenen mit Buchungsbelegen über 396.314 Euro von Daimler aus dem Jahr 2005 konfrontiert. Auch wenn sich Dudenhöffer gegen die Vorwürfe verwahrte und eine Unterlassungserklärung in zwei von fünf Punkten und den Abdruck seiner Stellungnahme als Leserbrief erwirkte, bleibt der Spiegel-Redakteur Dietmar Hawranek bei seinen Vorwürfen: „Unser Hauptpunkt bleibt: Wer als Automobilexperte knapp 400.000 Euro von Daimler-Chrysler erhält und dies nicht offen ausweist, muss sich fragen lassen, ob er als Experte unabhängig ist“. Laut Wirtschaftsjournalist räumt Dudenhöffer ein, mit manchen Prognosen daneben gelegen zu haben. Die Unterstellung, sich die eigene Unabhängigkeit durch finanzielle Leistungen von Autokonzernen abkaufen zu lassen, weist er jedoch entschieden zurück. So habe der Spiegel damals nicht erwähnt, dass das Geld von Daimler für den sehr teuren Ankauf von Daten gebraucht worden sei. Wenn er auf das große Geld ausgewesen sei, dann wäre er sicherlich auch nicht an eine Hochschule gegangen."


Auf der Webseite "Produktion. Die Wirtschaftszeitung für die deutsche Industrie" lesen wir mehr über den Spiegel-Bericht: "Automobilexperte Dudenhöffer erwirkt Unterlassungserklärung" (07.08.06). Der Spiegel hatte u. a. "Behauptet ..., Dudenhöffer, der gleichzeitig die Geschäfte der Leverkusener B&D Forecast leitet, habe vergangenes Jahr allein knapp 400.000 Euro von DaimlerChrysler erhalten. Der Artikel äussert den Verdacht eines Zusammenhangs zwischen diesen Zahlungen und entsprechenden Prognose-Ergebnissen von B&D. ...
Die Autoren der Story, Dietmar Hawranek und Jörg Schmitt, berichteten zudem von einer auffallend kritischen Haltung Dudenhöffers gegenüber den Herstellern VW und Porsche und behaupteten, beide Unternehmen würden keine Aufträge an Dudenhöffers Firma vergeben.
"
Dudenhöffer bestritt das (natürlich); welche Tragweite die Unterlassungserklärungen haben, die der Spiegel (offenbar nur in) einigen Punkten abgegeben hat, kann ich nicht beurteilen; dazu müsste man den ganzen Artikel kennen, d. h. wissen, zu welchen Punkte der Spiegel KEINE Unterlassungserklärungen abgeben musste.


In dem Artikel "Guttenberg verweigert Opel Blitzrettung" der Financial Times Deutschland kommt ausnahmsweise einmal nicht der "Autopapst" Ferdinand Dudenhöffer zu Wort, sondern der Autoexperte Stefan Bratzel,Professor von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Der schließt zwar die Möglichkeit einer Opel-Rettung auch nicht aus, setzt aber schärfere Akzente hinsichtlich der Bedingungen (meine Hervorhebungen):
"..."Wenn eine Sanierung überhaupt gelingen könnte, dann nur, wenn die Kosten ganz erheblich gesenkt werden", sagte [er]. Hohe Überkapazitäten auf dem europäischen Markt erforderten eine Senkung der Opel-Kapazitäten um mindestens 20 Prozent. "Auch Werksschließungen sind nicht auszuschließen. Die Standorte, die nicht so modern sind und wo nicht neuere Modelle angelaufen sind, haben die schlechteren Karten. Das Problem ist auch: Den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit wird nicht reiner Wein eingeschenkt." Es sei falsch "zu sagen, wir schaffen es nur mit weichen Maßnahmen, ohne betriebsbedingte Kündigungen und ohne Standort-Schließungen." Die angekündigten Einsparungen von 1 Mrd. Euro seien wohl kaum ausreichend. Auch wenn "intelligente Maßnahmen" wie etwa die Viertage-Woche umgesetzt würden, halte er einen deutlichen Stellenabbau für nicht vermeidbar."


Nachträge 13.03.09

Unter den Journalisten hat Opel nicht viele Freunde.
"Autokrise. Opel ist nicht zu retten" meint Marc Brost auf der Webseite von DIE ZEIT v. 05.03.2009:
"Deutschland kann Land der Autobauer bleiben, wenn der Staat den Wettbewerb nicht verzerrt. ..... Opel hat ein Problem, und dieses Problem heißt Opel."

Ins gleiche Horn stößt Henrik Mortsiefer auf ZEIT ONLINE und Tagesspiegel vom 9.3.2009: "Opel-Sanierung. Reparatur lohnt nicht mehr":
"Das Urteil fällt schwer. Doch eine geordnete Insolvenz könnte für Opel und seine Mitarbeiter besser sein als ein harter Sparkurs mit staatlicher Unterstützung. ..... Richtig, dass Angela Merkel und ihr neuer Wirtschaftsminister ..... mehr Informationen fordern, bevor Geld fließt. Aber wie oft wollen sie es noch fordern, wenn seit Monaten nur dünne Zukunftspapiere abgegeben werden? Roland Koch, der hessische Ministerpräsident, irrt, wenn er glaubt, dass Opel in die Pleite diskutiert wird. Das Management selbst zerstört das letzte Vertrauen. ..... Vor allem aber kann niemand garantieren, dass das drastische Sparprogramm, das Opel auch mit staatlicher Unterstützung dringend bräuchte, nicht mehr Arbeitsplätze vernichtet als ein Sozialplan. Die Mitarbeiter haben es verdient, dass man ehrlich mit ihnen umgeht. Gute Autobauer werden auch in Zukunft in Deutschland gebraucht. Nur vielleicht nicht bei Opel.."


Nachtrag 31.03.09:
Hin und wieder erwacht mal der eine oder andere deutsche Medienmitarbeitern aus dem landesweiten journalistischen Tiefschlaf. Diesmal ist es Jan Keuchel vom Handelsblatt gelungen. Kein Wunder, dass der bei Dudenhöffer & Co. (vor allem aber bei Dudenhöffer) Merkwürdigkeiten wittert, ist er doch beim Handelsblatt Reporter mit Schwerpunkt Gerichtsreportage und Absurdes. Allzu deutlich (d. h. so deutlich wie ich im vorliegenden Blott) wird er in seinem heutigen Beitrag "Autoexperten. Die Seher von Autoland" zwar nicht (weil er Jura studiert hat?). Was mich ganz besonders befremdet ist die Tatsache, dass er die Frage vermeidet, wieviel Dudenhöffers Opel-Jubel-Studie gekostet, wer sie finanziert hat und warum die ganze Studie nicht öffentlich (im Internet) verfügbar ist.
Immerhin macht Keuchel deutlich, dass er sich über Dudenhöffers plötzlichen Sinneswandel ebenso wundert wie darüber, auf welcher Datenbasis Dudenhöffer seine Prognosen gemacht haben will, obwohl die Wirtschaftsdaten von Opel gar nicht verfügbar sind:
"Dudenhöffer ermittelt [Anfang März 2009] in einer Studie die Folgen einer Opel-Insolvenz. 6,5 Milliarden Euro würde sie kosten - unter anderem wegen steigenden Arbeitslosengeldes. Sein Institut CAR schätzt, dass etwa 200 Zulieferer unter die Räder kommen werden. Wie kommt er darauf? "Das kann doch niemand wirklich wissen", sagt ein Kollege.
Dudenhöffer sieht das offenbar anders. Sein Institut unterhalte eine sehr breite Datenbank, man stütze sich auf Modellzusammenhänge aus der Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre sowie Statistik. Er schreibt: "Bei allen unseren Analysen legen wir strengsten Wert darauf, unabhängig und auf Fakten-Basis unsere Ergebnisse abzuleiten."
Auch folgende scheinbar abstrakte Zeilen dürften speziell auf Dudenhöffer gemünzt sein (schon daran erkennbar, dass sie im Anschluss an den Bericht über einen Fernseh-Auftritt des Auto-Professors platziert sind):
"Problematisch sei besonders, wenn ein Experte als Lobbyist auftrete, ohne das zu erkennen zu geben, sagt Siegfried Weischenberg, Journalistik-Professor an der Universität Hamburg, in der FAZ. Weischenberg sieht die Gefahr, dass sich unerkannt von der Öffentlichkeit Meinungsmonopole herausbilden."
Und eine weitere Stimme, die m. E. ebenfalls eindeutig gegen Dudenhöffer gerichtet ist (erkennbar an dem Schlüsselwort "Studie": ich wüsste nicht, dass einer der anderen Experten nach Art Dudenhöffers mit einer Studie zu Gunsten einer Automobilfirma ins Licht der Öffentlichkeit getreten wäre):
"Aus der Automobilindustrie kommt ebenfalls Kritik. "Warum setzt sich niemand mal intensiver mit den vermeintlichen Experten und ihren Studien auseinander?" fragt der Pressevertreter eines Konzerns - selbstverständlich will er anonym bleiben."
Zum Schluss wird Keuchel dann allerdings noch deutlicher (meine Hervorhebung):
"Ende Dezember wollte Opel Dudenhöffer noch verklagen, weil er zuvor eine Insolvenz von GM vorhergesagt hatte. Es sei nicht tragbar, was Dudenhöffer über das Unternehmen verbreite, ohne interne Zahlen zu kennen, sagte ein Sprecher.
Heute heißt es im Unternehmen, das Thema Klage sei vom Tisch. "Es hat Gespräche gegeben mit Herrn Dudenhöffer und Mitarbeitern der Kommunikationsabteilung", teilt Opel mit. Dudenhöffer schreibt dazu: "Ich habe mit Opel kein Gespräch geführt." Heute sagt er, ohne interne Zahlen zu kennen, Opel eine Zukunft voraus.
"
Kein Gespräch mit Opel? Schon möglich: Bill Clinton hatte ja auch keinen Sex mit Monica Lewinsky. Schließlich hat er ihn nur in den Mund geschoben. Und Ferdinand Dudenhöffer hat vielleicht nur mit einem mouthpiece von Opel gesprochen?
Näheres konnte Keuchel nicht in Erfahrung bringen, denn:
"Ferdinand Dudenhöffer hat keine Zeit für ein persönliches Gespräch über sich und sein Berufsethos."
Verständlich, denn der Artikel Keuchels belegt, dass alle anderen Automobilforscher deutlich mehr Transparenz üben als Dudenhöffer.
Der Professor und das Geld ... von welchem wir nicht wissen, von wannen es gekommen ist ... zu bezahlen die Kosten und die Unkosten für seine Opel-Jubel-Studie ... .

Tutto chiaro, amici?
Textstand vom10.09.1011

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