Montag, 16. Mai 2005

Künstler rächen Kaiser an der Kirche :-)


Wikipedia, Stichwort "Fürstbischof" (Hervorhebung von mir):

Ein Fürstbischof war ein Bischof im Fürstenrang. Sein Stand war der eines Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reiches.
Diese weltliche Herrscher-Funktion von Bischöfen in Deutschland ging auf die Politik der frühmittelalterlichen deutschen Könige zurück, sich zur Eindämmung des Einflusses mächtiger Fürstenfamilien auf die von ihnen ernannten Bischöfe zu stützen. Etliche dieser Bischöfe erhielten damals königliche Rechte (Regalien) verliehen. Im Zuge der Entwicklung von Territorialfürstentümern bauten auch diese Bischöfe ihre Herrschaftsgebiete zu weltlichen Territorien aus, die als Hochstift bezeichnet wurden.
 Diese Politik der Kaiser ging allerdings langfristig in die Hose. Auch die geistlichen Fürstentümer wurden später nicht mehr von Kaiser vergeben. Die Geister, welche der Kaiser rief: sie taten nicht mehr, wie sie sollten. Sie verselbständigten sich und wurden eigen-mächtig.

Das freilich war auch der Weg der Kunst: Dienerin der Kirche war sie im Mittelalter; heute ist sie selber mit einem quasi religiösem Status ausgestattet (auch in rechtlicher Hinsicht: Geistiges Eigentum, Beschränkung des Eigentumsrechts an Kunstwerken, Freiheit der Kunstausübung) . Der Fettfleck von Josef Beuys an der Decke der Kunstakademie in Düsseldorf ... .
Wie viele Menschen pilgern in Kunstmuseen und zu Kunstausstellungen, wie wenige gehen noch zu kirchlichen Veranstaltungen.

So hat die Kunst sich an die Stelle der Religion gesetzt; Künstler(innen) sind die Verkünder des Transkommerziellen.

Nachtrag 17.09.2008: Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Glosse "Ulrich stört. Ihr Gottlosen", © DIE ZEIT, 22.03.2007 Nr. 13.
(Und damit ich mit dieser Verlinkung nicht in Verdacht gerate, ein ideologischer Abweichler vom agnostischen Tugendpfad zu sein, schnell einen außerordentlich substantiellen Lesetipp für die Nicht-Gläubigen dagegen gesetzt: "Ungläubige Demut" von Gero von Randow | © DIE ZEIT, 22.03.2007 Nr. 13.


Nachtrag 23.09.08

Irgendwie hat's DIE ZEIT in dieser Zeit mit Künstler-Kult und Kult-Künstlern. Unter dem Titel "Künstleridole. Die seltsamen Heiligen der Kunst" ist in der Ausgabe Nr. 39 vom 18.09.2008 eine gekürzte Fassung des Aufsatzes, der im Katalog zur Ausstellung »Unsterblich! Der Kult des Künstlers« von Petra Kipphoff erscheint. Einige weitere Informationen über die auf mehrere Museen in Berlin verteilte Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin kann man z. B. hier und dort nachlesen, am ausführlichsten auf der Webseite der "Staatliche Museen zu Berlin". Einen schnellen Überblick (mit 10 Bildern) gibt der Blogberlin.


Nachtrag 27.06.2010

Wenn ich mir den taz-Artikel "Nur nicht einschüchtern lassen!" (Dirk Knipphals, 02.09.06) über die Position des Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich zum Thema Kunst und Gesellschaft anschaue, dann könnte es sein, dass der in gewisser Weise ähnliche Gedanken verfolgt ("Hier ist ein Autor, der sich sehr gut auskennt in den historischen und zeitgenössischen Kunstdiskursen, der dies Wissen aber nicht dazu nutzt, sich als Musterschüler der Kultur zu präsentieren. Die so häufig anzutreffende pauschale Kunstschwärmerei ist ihm ebenso fremd wie der immer wieder aufflackernde Traum von einer einheitsstiftenden oder zumindest gegen die kalte Realität opponierenden Kunst. Ullrich plädiert in seinen theoretischen Essays dafür, den Kunstbegriff tiefer zu hängen ..."). Leider fehlt mir die Zeit, um mir die Texte auf seiner Homepage anzuschauen.


Nachtrag 02.01.2013

Nach allem, was ich über das Buch gelesen habe (den Inhalt selber kenne ich nicht), hat eine Nicole Zepter jetzt ein Werk gegen die Sakralisierung der Kunst verfasst: "Kunst hassen: Eine enttäuschte Liebe" (Amazon).
Vgl. zum Inhalt verschiedene Zeitungsartikel, z. B. "Nicole Zepter polemisiert gegen den Kunstbetrieb", Volksfreund vom 18.09.2013, unter gleicher Überschrift auch im "Focus" vom gleichen Datum. "Der Westen" (Webseite der WAZ) hat wenigstens den Titel variiert: "Journalistin Nicole Zepter bemängelt in ihrem Buch die fehlende Kritik an der Kunst".



Textstand vom 02.10.2013. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts).
Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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