Donnerstag, 30. August 2007

Wie übersetzt man "tag" (beim Bloggen) ins Deutsche?


Meta-tag lasse ich mir ja noch gefallen, aber bei "tag" nimmt das kommunikative Rauschen überhand. "Tag" bedeutet schließlich in der deutschen Sprache etwas ganz anderes, als "tag" im Englischen.

Ganz unabhängig davon, wie man zur Verwendung englischsprachiger Ausdrücke in Deutschland (bzw. im deutschen Sprachraum) steht: wenn ich sage, ich hätte einen "tag" an mein Blog gehängt, ist das einfach zu missverständlich ("tags" im Plural würde ja noch gehen). (In der Fachsprache der Informatiker mag "tag" dagegen unproblematisch sein, weil sich aus den dort möglichen Textzusammenhängen wohl keine Verwechslungsgefahr mit "Tag" ergibt.)


Also ein deutsches Wort suchen. Der "Verein Deutsche Sprache e. V." bietet in seiner "Wörterliste" als deutsche Übersetzung für englisch "tag" an: "Anhänger, Etikett, Markierung, Schild". Das ist zwar korrekt, aber diese Wörter sind großenteils zu lang und außerdem bereits anderweitig in Gebrauch. Es wäre deshalb schon sinnvoll, für die "tags" in den Blogs einen anderen Begriffe als diese zu verwenden.

Eine gigantische Auswahl an deutschsprachigen Äquivalenten für den oder das englischsprachige "tag" hält das Lexikon "Leo" bereit:
der Abgrenzer; der Anhänger; das Anhängeretikett; das Anhängeschildchen; der Anhängezettel; die Anschlussfahne; der Aufkleber; die Bestätigungsfrage; [tech.] das Bezeichnungsschild; das Etikett; das Kennzeichen; die Kennzeichnung; die Marke; die Markierstelle; das Namensschild; die Plakette; das Preisschild; der Preiszettel; das Schild; die Schwanzspitze; der Separator; das Trennsymbol; das Trennzeichen.

"Beolingus" von der TU Chemnitz lässt sich auch nicht lumpen und offeriert insbesondere Wortkombinationen mit "-tag".

"Woerterbuch.info" liefert: Anhänger; Aufhänger; Etikette; Kennzeichen; Lötfahne; Marke; Markierung; Preiszettel und Symbol.

"dicct.cc" diktiert uns in die Feder: Anhänger {m}; Anhängeschildchen {n}; Aufhänger {m} [an Jacke etc.]; Aufkleber {m}; Etikett {n}; Etikette {f}; Fangen {n} [Kinderspiel]; Identifizierungszeichen {n}; Kennzeichen {n}; Kennzeichnung {f}; Marke {f}; Markierstelle {f}; Markierung {f}; Preiszettel {m}; [Am.] Schluss {m}; sowie tag Öse {f}.
Zwischendrin bunt druntergemischt außerdem eine Reihe von Wortkombinationen ("dog tag" usw.).

Was müssen wir von einem Wort verlangen, dass geeignet ist, den Begriff "tag" im Sinne von "Kategorie, Suchwort" usw. für einen Blog-Eintrag zu ersetzen?

1) Es sollte möglichst schon aus sich heraus verständlich sein. Das ließe sich am besten über Wortkombinationen erreichen: "Blog-Kategorie", "Blog-Suchwort" oder "Blog-Findewort" wäre insoweit brauchbar.

2) Leider sind diese Wörter aber viel zu lang, als dass sie eine Chance hätten, sich gegen den "tag" durchzusetzen. Unter dem Gesichtspunkt der Kürze kämen aus den o. a. Listen z. B. "Marke" oder, noch besser (weil nur einsilbig) "Schild" in Betracht.

3) Indes haben diese Wörter den Nachteil, dass sie schon anderweitig besetzt sind. Wir aber brauchen eines, dass nicht, oder jedenfalls nicht häufig, in anderen Zusammenhängen benutzt wird.


Mein Vorschlag deshalb: "Merker". Das ist zwar nicht ganz so aussagekräftig wie etwa "Blog-Einträge-Finde-Wort", aber dafür entschieden kürzer. Zwei Silben: das kann man der schnellen Surfer-Sprache vielleicht (gerade noch so) zumuten. Ein völlig neues Wort ist "Merker" zwar nicht, jedoch wird es in anderen Zusammenhängen nicht so häufig gebraucht, dass man seine Bedeutung nicht "umpolen" könnte.

Und mit welchem Blog-Merker (bis der Begriff sich evtl. verbreitet, muss ich ihn im Interesse der Verständlichkeit wohl in dieser Kombination verwenden) tagge ich diesen Eintrag?
Zweckmäßig wohl mit "Deutsche Sprache" . Und natürlich mit "Bloggen".


Nachtrag 31.08.07
Eine Nacht drüber geschlafen, und schon wieder andere Ideen.
Eigentlich könnte man ja das Wort "tag" beibehalten, wenn man es nicht nur in der Aussprache, sondern auf im Schriftbild von "Tag" eindeutig (unabhängig von Groß- oder Kleinschreibung) unterscheidbar macht.
Warum also nicht das Wort in der gleichen Weise eindeutschen, wie das die Rechtschreibreform macht: indem man es nämlich so schreibt, wie man es ausspricht?
Also "Täg".
Das eröffnet - ein weiterer Vorteil - zugleich die Möglichkeit, das Verb dazu in gleicher Weise zu schreiben: "täggen".

Oder hat sich diese Idee schon verbreitet, ohne dass ich es mitbekommen hätte? Die Google-Suche für "Täg" wirft (wenn man sie auf deutschsprachige Webseiten begrenzt) ca. 350.000 Treffer aus, an erster Stelle sogar den Eintrag "Tag" in der Wikipedia. Dort erscheint "taeg" allerdings nur zur Angabe der Aussprache des englischen "tag".

Vor dieser riesigen Zahl von Ergebnissen kapituliere ich und versuche, die Trefferzahl einzugrenzen: mit der Überlegung, dass, wo der "Täg" waltet, das "täggen" nicht fern sein kann.
Und siehe da: die Eingabe "täg täggen" reduziert die Resultate sogleich auf nur noch 6! Auch dort aber meist zur Kennzeichnung der Aussprache, und nicht als Vorschlag zur Eindeutschung des Substantivs "tag" und des Verbs "taggen".
(Auch "täggen" allein bringt lediglich 51 Ergebnisse: großenteils mit -jedenfalls auf den ersten Blick- unklarer Bedeutung.)

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, zukünftig meine Blogs zu "täggen" [taeggen], wenn ich sie mit "Tägs" [Taegs] versehe!
(Entsprechend würde ich ggf. auch in anderen Zusammenhängen verfahren, also z. B. "Meta-Täg" schreiben.)

Textstand vom 31.08.2007

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