Manchmal kommen aber beiläufig Informationen zum Vorschein, bei denen man es ganz anders liest.
So berichtet z. B. Joschka Fischer, der ja neun Monate Gastprofessor in Princeton war, in dem Zeit-Interview "Ich bin immer noch ein Linker!" (v. 14.08.08):
"Und wissen Sie, was ich außerdem festgestellt habe: Die These vom Niedrigsteuerstaat USA ist schlichter Unfug.
ZEIT: Wieso das?
Fischer: Na, ich habe mir einfach angeschaut, was ich an Steuern zu bezahlen hatte, pfff, also da muss ich sagen, in etwa wie bei uns, nur hierzulande mit wesentlich besserer sozialer Sicherung."
Noch interessanter ist eine Information, die en passant in einen FAZ-Artikel über die Finanzkrise ("Senat riskiert viel - und ändert wenig" - 01.10.08) eingeflossen ist:
"Die beiden Mehrheitsführer im Senat, der Demokrat Harry Reid, und der Fraktionschef der Republikaner, Mitch McConnell kündigten einige Änderungen [des 700-Milliarden-Dollar Rettungsplans für die Banken] an, ... . Desweiteren ... soll die Progression in die „Alternative Minimumsteuer“ gesenkt werden, die in den 70er Jahren geschaffen wurde, Geld bei sehr reichen Bürgern einzutreiben, die legale Schlupflöcher ausnutzten, um möglichst gar keine Steuern zu zahlen. Durch Einkommenssteigerungen in den vergangenen 30 Jahren würden nun ohne Anpassung 20 Millionen Durchschnittsverdiener in diese Steuer rutschen."
Hört hört: solches erzählt man uns sonst nicht. Und welche unserer Politiker (Ausnahme Linkspartei??) hätte so etwas je gefordert? Das stände der SPD nicht schlecht an, da könnte sie in jeder Hinsicht punkten: bei denen, die weniger verdienen, aber brav ihre Steuern abdrücken müssen, weil ihnen das Geld für Investitionen in Steuersparmodelle fehlt, und zugleich könnte sie die Politchristen und die kleine blaue Besserverdiener-Partei vorführen: "Wir wollen ja nur das haben, was es in Amerika schon längst gibt. Sonst wollt ihr ja auch immer alles nachäffen, und wenn hier nicht, dann seit ihr wohl die politische Kampftruppe der Steuerhinterzieher?"
Textstand vom 164.06.2023
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