Freitag, 5. Dezember 2008

Sind Sie wirklich noch ohne - Zibaldone?

Der Nikolaus brachte sie ins Haus, einen Tag zu früh zwar, aber schließlich hat er zu dieser Zeit ja auch viel zu tun: die Zeitschrift "Zibaldone". LEO liefert uns die Übersetzung: die Aphorismensammlung, die Notizensammlung. (Nun ja, es gibt auch etwas weniger schmeichelhafte Konnotationen: der Mischmasch oder das Sammelsurium: aber das trifft hier nicht zu.] Mein italienisch-Deutsches Brockhaus - Longanesi Wörterbuch aus dem Jahre 1974 liefert noch den gelehrten und hübschen, heute leider aus der Mode gekommenen Begriff "Miszellaneen" hinzu (auch: "Miszellen", aber das mag ich eher weniger). (Italienische Synonyme, aber keine Übersetzung, findet man bei "woerterbuch.info".)
Sie kam gratis, als Werbe-Beilage zur Halbjahreszeitschrift "Onde", die von Italienbegeisterten deutschen Studenten in Passau herausgegeben wird (vgl. meinem Blott "Donde viene? Vengo d'Onde!").
Bereits auf meiner Webseite "Italienreich: BEZIEHUNGSREICH" hatte ich sie wie folgt gewürdigt:

"11. Zibaldone
Wenn ich sage, dass ich vom Besuch dieser Webseite abrate (weil dort nicht viel steht und weil sie – Stand Februar 2003 – völlig veraltet ist: als letztes erschienenes Heft wird die Nr. 25 aufgeführt; mittlerweile ist aber tatsächlich bereits die Nr. 34 erreicht!), werden manche Leser Ihre bisherigen Urteile über den Netzmeister auf das Schönste bestätigt sehen. [Der alte Link funktioniert per 12/08 gar nicht mehr.] Der Link ist denn auch nur ein Vorwand für mich, um ein wenig (unbezahlte) Werbung für die Zeitschrift "Zibaldone" zu machen. Die zu lesen, lohnt sich allerdings unbedingt!
Das halbjährlich auf Deutsch erscheinende Italien-Magazin hat schon eine Wanderung durch die Verlage hinter sich: zuerst bei Piper erschienen [bis Heft 19], dann im Rotbuch-Verlag [Heft 20 - 32], jetzt im Stauffenburg-Verlag. Letzteres muss beachten, wer etwa bei www.buchhandel.de (o. k, meinetwegen auch bei Amazon: die Buchbesprechungen zu zahlreichen Werken dort enthalten ja tatsächlich oftmals hilfreiche Informationen, doch fürchte ich mich ein wenig vor dem Krakismus der Firmenriesen!) nach der neusten Ausgabe sucht, die (nach dem Stand zur Zeit der Erstellung meines Textes) im Herbst 2002 erschienen ist. Wenn diese Wechsel als Indizien für mangelnden verlegerischen Erfolg des Magazins gedeutet werden müssten, wäre das ausgesprochen schade. Wer sich ernsthaft für Italien interessiert, kommt, insbesondere wenn sein Italienisch für eine flüssige Lektüre italienischer Zeitungen/Zeitschriften nicht hinreicht, um den "Zibaldone" nicht herum. Was "Italienisch" (s. o.) für den Sprachwissenschaftler, ist der "Zibaldone" für den anspruchsvollen Laien. .....
Wenn ich das Wissen um die Existenz dieser Halbjahreszeitschrift mit meiner ..... Verlinkung etwas verbreiten oder gar zur größeren Verbreitung ... beitragen kann, würde es mich freuen – und meine Italien-interessierten Leser wird es gewiss nicht reuen!
"

Dem ist wenig hinzuzufügen, außer dass das Werbeheft jenes vom Frühjahr, also aus dem 1. Halbjahr 2008 ist, 179 S. und der "Mode in Italien" (Inhaltsverzeichnis) gewidmet. Die Hefte sind im Taschenbuchformat (Oktav), also handlich. Die aktuelle Ausgabe vom 2. Halbjahr 2008 behandelt Sardinien (auf diese Weise erfährt man auch mal, dass es einen -kommerziellen- "Sardinien-Blog" gibt), aber auch bei einigen früheren Themen, die auf dem beigelegten Bestellschein beworben werden und also offenbar noch zu haben sind, läuft mir das Wasser im Mund zusammen oder will das Geld aus der Tasche rollen:
Gardasee, Film in Italien, Karikaturen, Italiens Krimi, die italienischen Liedermacher oder "Cantautori", Architektur, Adel usw.

Wenn ich wenigstens -2- der folgenden drei Desiderate hätte:
Geld - Platz - Zeit
würde ich mir sicher einige der Hefte kaufen oder gleich die Reihe abonnieren. Da ich aber nichts von alledem in ausreichender Menge besitze, gleichwohl aber wärmstens werben möchte für das vorzüglich gemachte Magazin, verkaufe ich es Ihnen. Hoffentlich :-) .

Und wenn Sie es mir nicht abkaufen, lassen Sie sich vielleicht vom Wikipedia-Eintragüberzeugen? Es handelt sich, um das noch zu ergänzen, nicht um ein von kommerziellem Interesse ausgehendes Projekt. Die Zeitschrift wird vielmehr von zwei Romanisten herausgegeben, nämlich
- Professor Thomas Bremer von der Universität Halle
(bzw. korrekt: "Martin-Luther-Universität-Halle-Wittenberg" - ausatmen). Ach ja: dort lehrte auch das weniger als Jurist -was er eigentlich war- denn als Dante-Forscher und Dante-Übersetzer bekannt gewordene "Wunderkind" Karl Witte; Oswald Spengler, intellektueller Schwarm meiner frühen Jahre, hat in Halle studiert (mehr dazu hier).

-- und Professor Titus Heydenreich von der Universität Erlangen-Nürnberg.
"Norimberga", wie die Italiener sagen, hatte ja während der Renaissancezeit außerordentlich intensive Beziehungen zu Italien, insbesondere zu Venedig. Dafür waren natürlich merkantile Gründe entscheidend, aber die Nürnberger Kaufleute -Patrizier- förderten auch die Kunst. Dürer etwa erhielt von den Kaufleuten im venezianischen "Fondaco dei Tedeschi", dem Handelshaus der deutschen Kaufherren, den Auftrag zum berühmten Rosenkranzaltar. Weiterhin malte er dort -ich kann mir eine Erwähnung nicht verkneifen- mein Lieblings-Frauen-Porträt einer Venezianerin.)

Also, deutschsprachige Italophile, tut mir, in erster Linie aber euch selber, den Gefallen und schaut euch den Zibaldone, die "Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart" wenigstens mal an!



Textstand vom 06.12.2008. Auf meiner Webseite
http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm
finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts).
Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.

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