Samstag, 6. Dezember 2008

Wo Norma sang, sengt jetzt der Khan


Nun ja: es war nicht Vincenco Bellinis Norma, die sich hier im Gewerbegebiet von Bad Orb angesiedelt hatte. Nur ein prosaischer Supermarkt. Der hat auch nicht gesungen; allenfalls haben die Kassen geklingelt - aber offenbar zu leise, bzw. zu selten.
Vor vielleicht drei Jahren gab es in Bad Orb eine regelrechte Angebotsexpansion: wo früher ein einsamer Edeka die Kunden versorgt hatte, öffneten auch noch Norma, Penny und Plus und, versteckt am Ende, Rewe die Pforten. Das war ein wenig zu viel, denn schließlich gibt es in der Stadt -in zentralerer Lage- auch noch zwei Nahkaufläden, und Globus, Lidl und Aldi in Wächtersbach ziehen sicher auch Orber Konsumenten an (bzw. ab).

Einer der Orber Lebensmittelmärkte hat nun die Waffen gestreckt [so dass ich vielleicht zutreffender hätte titeln sollen: "Wo Norma sank, sengt jetzt der Khan"], und in den ehemaligen Ladenhallen der "Norma-"Kette grillt jetzt ein Khan. Auch das ist natürlich nicht der berühmte Dschingis Khan, sondern ein kleiner, friedlicherer, Khan.

1241 haben sie sich, trotz der gewonnenen Schlacht bei Liegnitz (oder bei Wahlstatt), zurückgezogen. Heute rücken die Mongolen wieder unaufhaltsam vor - dieses Mal gastronomisch.


Wer kann auch dem Angebot widerstehen, ein außerordentlich reichhaltiges Mittagsbuffet für 6,80 € zu probieren? Nicht nur die übliche chinesische Küche, auch einen "mongolischen Grill", bei dem man sich auf einem Teller rohes Fleisch, Fisch usw. aussucht, diesen (mit einer Wäscheklammer mit der Tischmarkierung versehen) am Grill abgibt und dann gegrillt an den Tisch zurückgebracht bekommt.
Okay, 6,80 € sind nur ein Einführungspreis, aber auch der reguläre Preis, der im neuen Jahr gelten wird, ist mit 7,90 € im Verhältnis zur Reichhaltigkeit des Gebotenen moderat.

Nein: uns brauchen die Mongolen nicht als Sklaven abzuführen: wir werden freiwillig wieder hingehen: zu den Mongolen (wer weiß, vielleicht sind es ja auch nur geschäftstüchtige Chinesen?) - und nach Bad Orb.

Dort haben wir, dem Restaurant-Inserat (das auch noch einen Gutschein von 3,- € enthielt) sei Dank, heute auch den Weihnachtsmarkt entdeckt.
Das ist wohl das erste Mal, dass wir einen Weihnachtsmarkt durch Zufall aufgesucht haben. Der Orber Weihnachtsmarkt ist nicht klein und familiär wie derjenige in Eberbach am Neckar, aber auf seine Art ebenfalls nett.

Und gut besucht ist der Orber Weihnachtsmarkt am heutigen Samstag vor dem 2. Advent, 
obwohl es zunächst geregnet hatte und der Himmel die ganze Zeit über sehr bedeckt bleibt.

 

Nahe der unteren Eingangsseite zur Stadt (d. h. in der Nähe
dieses markanten Denkmals) haben die Vereine ihre Buden aufgestellt; dort gibt es auch den einzigen Stand mit heißem Apfelwein, ansonsten überall Glühwein. (Von letzterem lassen wir, nach negativen Testberichten und eigenen schlechten Erfahrungen, in der Regel jetzt generell die Finger. Der Apfelwein dagegen ist ein Getränk, bei dem sich das Panschen einfach nicht lohnt; und schmecken tut er deutlich besser als schlechter Glühwein.)
Am anderen Ende und auf dem Platz zwischen Stadt und Kurpark konzentriert sich das kommerzielle Angebot, dazwischen Stände u. a. von den Ladeninhabern auf der Hauptstraße.
Überall entlang dieses Straßenzuges (Fußgängerzone), der die Altstadt längs durchquert, des Ober "Corso" gewissermaßen, Musik, kleine Bläsergruppen meist: sehr stimmungsvoll.
 
Der Höhepunkt sind aber die Alphornbläser.

Die Hörner ziert alpiner Schmuck -

- doch domiziliert die Gruppe nur ein paar Kilometer entfernt: in Freigericht.

Vor unserer Rückfahrt nach Wächtersbach 'tanken' wir noch ein wenig vom stimmungsvollen Lichterzauber
Wieder einmal fanden wir bestätigt: "Bad Orb is not a bad place at all"!

Nachtrag 15.02.09
Zweimal waren wir inzwischen (Samstags) wieder dort; derzeit kostet das Mittagsbuffet noch immer lediglich 6,80 €. Angesichts der enormen Vielfalt des Gebotenen mache ich mir langsam Sorgen, ob der Besitzer bei solchen Preisen noch auf seine Kosten kommen kann.
Zwar könnte ich mich auf den Standpunkt stellen: "Hauptsache ich komme auf meine Kosten". Doch interessiert mich nicht zuletzt die längerfristige Perspektive: einem solchen Lokal wünscht man eine dauerhafte Existenz; dazu muss das Unternehmen natürlich Gewinn abwerfen.
Über Gästemangel kann sich das Restaurant auf jeden Fall nicht beklagen; es wird immer voller (ohne überfüllt zu sein; das wird auch nicht passieren, denn das Lokal ist riesig - entsprechend der Fläche des alten Supermarktes halt).

Nachtrag 28.02.09
Rühmenswert ist nicht zletzt auch die reiche Auswahl der - ebenfalls im Pauschalpreis enthaltenen - Nachspeisen. Nicht nur Fruchtcocktail wird angeboten, sondern auch gebackene Bananen und Honig - und sogar verschiedene Sorten Eiscreme, selbst an der (Softeis-)Maschine zu 'zapfen'.

Nachtrag 10.05.09 / 13.06.06
Nun hat 'unser' chinesischer Mongole am Wochenende - Samstags und Sonntags - von mittags bis abends durchgehend geöffnet.
Schön für uns; da können wir länger im Schwimmbad in Bad Soden-Salmünster bleiben, ehe wir mit Bahn und Bus nach Bad Orb fahren.
Bald wird sich der 'Umweg' ohnehin erübrigen: wenn in Bad Orb erst die Toscana-Therme eröffnet (voraussichtlich in etwa einem Jahr), können wir bequemer dort schwimmen. Aber vielleicht werde ich doch das Wellenbad der Spessarttherme vorziehen (und so preiswert wie dort in Bad Soden-Salmünster wird der Eintritt in die Bad Orber Toskanaworld auch nicht sein).

Satz mit "X", die verlängerte Öffnungszeit am Samstag. Heute, am 13.06.09, erfuhren wir, dass die Kundschaft das Angebot nicht honoriert hat, also ist das Restaurant mittags jetzt wieder nur bis 15.00 h geöffnet.

Nachträge 05.12.09
An Sonn- und Feiertagen hat der Asia Khan in Bad Orb nun (wieder) durchgehende Öffnungszeiten.
Aber nicht der Wunsch, meine Besucher darüber zu informieren, war der eigentliche Anlass für diesen Nachtrag. Vielmehr wollte ich einige Fotos vom diesjährigen Orber Weihnachtsmarkt, aufgenommen heute, am Samstag vor dem 2. Advent, einstellen.
Während ich die obigen Fotos mit einer Aldi-Kamera aufgenommen hatte, einer Traveler DC 8600 (8 Megapixel, kein Bildstabilisator, ca. 6-fach Tele, gekauft in 2006) habe ich die aktuellen Aufnahmen mit meiner brandneuen Canon Powershot SX200 IS gemacht (optischer Bildstabilisator, ca. 10-fach Tele). Angesichts der Lichtverhältnisse bin ich hellauf begeistert von den Ergebnissen; die Traveler-Kamera hat mir zwar gute Dienste geleistet, aber solche Ergebnisse hätte sie in der Dämmerung denn doch nicht geliefert, zumal sich dort die ISO-Zahlen manuell auch nicht über 400 hinaus einstellen lassen (nur bei der Programmeinstellung "Nacht" gehen sie auf 800 hoch).

Indes: der Worte sind genug geschrieben - lasst uns nun endlich Bilder seh'n!

Am unteren Ende der Hauptstraße.

Ein Fachwerkhaus etwa in der Mitte der Hauptstraße.


Bye, bye, Bad Orb (diese "Weihnachtskerze" ist vielleicht auf dem Wartturm auf dem Molkenberg installiert und vom Busbahnhof aus gut zu sehen).
Die Aufnahmedaten: 800 ISO, Verschlusszeit 1/8 Sekunde (freihändig). Mit der Traveler hätte ich diesen "Schuss" wohl ziemlich verwackelt.
Allzu überschwänglich will ich aber die Canon-Kamera auch wieder nicht loben: Der Blitz ist schwach, lt. Datenblatt bis 2 m, und viel mehr leuchtet er auch tatsächlich nicht aus. Und die Rottöne sind zu ausgeprägt; bei der Traveler war die Farbwiedergabe bei normalen Lichtverhältnissen besser (in der Dämmerung wurden sie blaustichig).
Gekostet haben beide Photoapparate etwa dasselbe: die Traveler hat (Mitte 2006) 259,- € gekostet, die Canon Powershot SX200 IS jetzt etwa 250,- €. Allerdings gab es zu der Traveler ein äußerlich sehr schönes und inhaltlich gut gemachtes handliches Begleitbuch (etwa Sedezformat, kleiner als die üblichen Taschenbücher); für die Canon musste ich mir die ca. 170 S. des Handbuchs ausdrucken. Das wäre an sich nicht schlimm, nur ist diese Informationsquelle sehr unhandlich, die kann man weder mit sich herumschleppen, um schnell mal etwas nachzuschauen, noch kann ich sie bequem durchlesen. Das ist ein echter Schuss in den Ofen von der "Kanone"!

Nachtrag 02.01.2010
Das Mittagsmenü an Werktagen kostet beim Khan jetzt 7,10 €, aber das ist immer noch spottbillig!

Ergänzung 28.02.2010:
Anschrift: Gewerbestr. 20 - 22;   Telefon: 06052 / 92 86 08

Nachtrag 07.05.2010
Mittlerweile hat die Toskana-Therme ihre Tore geöffnet: vgl. meinen (ebenso ausführlichen - also langen - wie umfangreich bebilderten) Blott "Toskana Therme in Bad Orb: Ein neues Juwel der Baukunst im Spessart".

Nachtrag 11.05.2010
An hohen Feiertagen, Muttertag z. B. ;-), empfiehlt sich eine Reservierung, wenn man im Khan zu Mittag speisen will. Obwohl wir das versäumt hatten, fanden wir zwar trotzdem noch einen Platz, aber das Lokal war voll wie ein Bienenstock!

Nachtrag 13.03.2011
Jetzt hat der Orber "Asia Khan in Bad Orb" auch eine eigene Webseite.

Textstand vom 13.03.2011

1 Kommentar:

  1. Ein "StefanP" hat diesen Blott kommentiert; leider nicht hier, sondern in einem anderen Zusammenhang, nämlich als Kommentar (vom 11.12.08, 15.54 h) zu meinem Kommentar vom 10. 12. 08, 22:03 h. ( http://blog.focus.de/metzger/archives/348?p=348&cp=2#comments ), zu einem Kommentar des früheren Bundestagsabgeordneten der Grünen, Oswald Metzger, in seinem Focus-Blog "Einspruch".

    Dort ging es eigentlich um "Die Rezession als Depressions-Orgie" ( http://blog.focus.de/metzger/archives/348?p=348&cp=1# ), aber StefanP hat ein P.S. zu meinem vorliegenden Orb-Blott drangehängt, der meinen Besuchern nicht vorenthalten bleiben sollte:

    "Bad Orb mag einen schönen Weihnachtsmarkt haben, dennoch ist es die vom Alter der Einwohner älteste Stadt Hessens. Und der Mongole ist kein Mongole, sondern ein Chinese, der für eine Handvoll Gäste einen riesen Tanzsaal hergerichtet hat, der so manchem Fürsten alle Ehre gemacht hätte."

    Also doch ein Chinese: hatte ich mir schon gedacht.
    Aber "Handvoll Besucher"? Also, brechend voll war es zwar an diesem Samstag Mittag nicht, aber es waren schon ein paar mehr Gäste da als nur eine Handvoll. Im Verhältnis zur Raumgröße des ehemaligen Norma-Supermarkts sieht das natürlich wenig aus; aber vielleicht zahlt der chinesische Mongole ja auch nicht allzu viel Miete.

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