Samstag, 26. November 2005
GINNHEIMS GIFTIG GEWESENE EIBE oder STEUERVER(SCH)WENDUNG IN FRANKFURT AM MAIN
Ich will es Ihnen nachsehen, und nicht als Zeichen mangelnder Bildung bezeichnen, wenn Sie das Ginnheimer Blättchen nicht kennen. Auch die New York Times oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung kennt nicht jeder; und nicht jeder der sie kennt, liest sie (ich z. B. lese die NY Times nicht, und die FAZ nur dann, wenn jemand sie im Zug liegen gelassen hat).
Zumindest Ginnheim, Ortsteil von Frankfurt, können Sie, wenn Sie ihn noch nicht kennen, hier kennen lernen. Ich selbstverständlich lese das "Ginnemer Blättche". Nicht regelmäßig natürlich, aber kürzlich geriet es mir in die Finger: ein Exemplar der Ausgabe Nr. 20, die im November 2005 erschienen ist (und deren Informationsgehalt bis Ostern 2006 ausreichen muss – damit noch Zeit für andere Lektüre bleibt).
Den Bildungswert des Ginnemer Blättche mache ich an einem "Nachruf" fest. Grabrede auf eine Eibe, welcher als Friedhofsbaum den Gräbern ohnehin nahe, in diesem Falle aber auch selbst dahingegangen ist.
Dieser spezielle Eibenbaum war freilich auch ein Grab für Steuergelder. 50 Jahre alt war er, stand am Ginnheimer Kirchplatz und sollte entfernt werden. "Da gab's Proteste seitens der Bürgerschaft. Sogar die Presse nahm sich dankenswerterweise dieser kleinen Ginnheimer Angelegenheit an. Unter diesem Druck beschloss das Grünflächensamt ..., die Eibe am Leben zu lassen" schreibt das Ginnemer Blättche. Und so versetzte man sie, mit einem Kostenaufwand von 6.000,- €, vor die Eschersheimer Emmauskirche. Wo sie dann sanft verschied.
Taxus baccata has taxed the taxpayer, könnte man auch sagen. Und hat bewiesen, dass sie auch für diesen das reine Gift ist. Kein Wunder: ist ja auch ein Nacktsamer! Dem Steuerzahler jedoch kann man offenbar noch immer in die Tasche fassen.
In diesem Falle sollte man vorsichtig sein mit dem Schimpfen auf die Verschwendungssucht der Politiker. Hier kann sich der Bürger (wie auch sonst nicht selten, oder sogar – mehr oder weniger direkt - in den meisten Fällen) gewissermaßen "bei sich selbst" für die Steuerkonfetti (d. h. für die Umwandlung von Steuergeldern in zum Fenster hinaus gestreute Papierschnitzel) bedanken.
Es geht aber auch anders, d. h.: notfalls schaffen es Politiker auch allein.
Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe wurden (großenteils) zusammengelegt. Der Monsterbürokratie der Bundesagentur für Arbeit kann man so etwas natürlich nicht überlassen. Die Kommunen, klein, bürgernah, effizient wie sie sind (d. h. wie die Hartz-IV-Architekten Wolfgang Clement und Roland Koch sie sich vorstellen - oder uns darstellen) wären, nach der von Clement und Koch zusammengekochten Arbeitsplatzologie, natürlich viel besser in der Lage, Arbeitssuchenden in (realiter zwar leider nicht vorhandenen) Jobs zu vermitteln.
Da aber offenbar auf die Erfahrung der BA nicht gänzlich verzichtet werden konnte, hat die Politik diese und die Kommunen (mit einigen Ausnahmen, wo die Kommunen allein die Job Center organisieren durften) als Partner zusammengezwungen.
Zwangsehen sind immer problematisch; jedenfalls ihren Beschäftigten wollte die Stadt Frankfurt am Main solche nicht zumuten. Wer wollte, sollte in die Job-Center wechseln, wer nicht wollte, blieb eben, in welchem Sozialamt sie oder er gerade saß. Arbeit gibt es dort nicht mehr viel, aber Arbeitsplätze. Worauf denn auch viele sitzen geblieben sind.
Nett von der Politik, wenn sie Arbeitsplätze für E-Lok-Heizer vorhält. Allerdings dem mezziogiornalen Klientelismus bereits bedenklich nahe. Keine Unruhe, keine (potentiellen) Wähler vergraulen: so richtig menschlich haben die Frankfurter Stadtmütter und Stadtväter (oder welcher santo in paradiso auch immer dafür verantwortlich ist) hier gehandelt.
Und beinah schon so bürgernah, wie Kommunalpolitik oft auf Sizilien war.
Das kostet; indes:
IST ERST DIE STEUERSCHWEMME LEER,
SCHAFFT MERKELMÜNTE WIEDER "FLÜSSIGKEIT" HER.
Genau 19-prozentige!
Wie ja überhaupt MeMü für "Mehr Münzen" steht.
"Schlagschatz" für das Staatsärar, so zu sagen, denn schließlich erhebt die Politik von uns Steuerzahlern demnächst noch mehr Mehr-Wert, und zwar nach der Strategie des "getrennt marschieren, vereint schlagen": in diesem Falle den Steuerzahler.
Texstand vom 27.11.2005
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