Samstag, 10. Januar 2009

NS in der Stadt (Frankfurt)

Heute in Frankfurt gewesen. Durch die Läden gelaufen. Wieder mal den Eindruck gehabt: NS - Nur Schrott.

Langen Mantel gesucht. Beim Clotten August gibt's nur noch Jacken; selbst der Begriff "Mantel" ist von der Übersichtstafel an den Rolltreppen verschwunden.

Ansonsten die Auskunft (bei Wormland): "Dieses Jahr gibt es nur Kurzmäntel". (Und nicht einmal in den Schaufenstern der Nobel-Läden in der Goethestraße sind Mäntel im klassischen Stil zu sehen. Nur in der Provinz werden solche noch verkauft: in Karlsruhe habe ich neulich bei unserem Kurzurlaub in Bad Herrenalb in einem - naturgemäß nicht ganz billigen - Herrenmodegeschäft noch einen schönen entdeckt, von Schneiders Salzburg. Leider nicht die passende Größe.)

Nicht wie du willst, Kunde,
Sondern wie wir wollen, die Modediktatoren!


I'm really getting sick of it, ich hasse die Tyrannei der Moden, der Einkäufer, Hersteller, Verkäufer oder wer auch immer es ist, der uns Konsumenten streamlinen will.
Überall wird einem Auswahl vorgegaukelt, aber in Wirklichkeit entwickelt sich das Warenangebot in allen Bereichen mehr und mehr wie beim Fernsehen: viele Sender, aber alle mit dem gleichen Programm (Mist).
Nur bei jenen Dingen, die man nicht braucht, hat man garantiert mehr Auswahl.

Es sind ja nicht nur die Mäntel:

Brillen? Nur kleine!
Hemden? Kriechen garantiert aus der Hose!
Ausgewiesene Bekleidungsgrößen? Reine Fantasienummern ohne Informationsgehalt!
Hosen? Nur solche, die auf dem Hintern hängen!
Parfum? Wird heute offenbar nach dem Motto "Geld stinkt nicht" hergestellt.
Denn es ist sowohl teuer als auch stinkend.
Schuhe, breitere für Problemfüße? Fehlanzeige!


und so weiter und so fort ... .

Kein Wunder, dass der Einzelhandel über mangelnde Kauflust der Kunden klagt: auf die Dauer lassen sich eben doch nicht alle Kunden verarschen. Denn:
You can fool all people some of the time
And some people all of the time.
But you can't fool all people all of the time
.

Überhaupt scheint mir, dass die Kerne unserer Städte faul sind. Edelfaul (hat unsere Zivilisation das Stadium der Botrytis erreicht?). Dort bekommt man - meist teuer - alles, was man nicht braucht. Was man braucht, muss man an den Stadträndern oder 'in der Pampa' kaufen. Das ist dann allerdings auch nicht so teuer.
Irgendwie ist es ja unverständlich, dass (im engen Sinne) nutzlose Dinge so teuer sind. Andererseits können wir froh sein, dass es nicht umgekehrt ist.
Im übrigen war es ja schon immer etwas teurer, einen Geschmack für Tand zu haben.



Textstand vom 11.01.2009. Auf meiner Webseite
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