Mittwoch, 17. Oktober 2012

Propagandalügen-Trinität unserer euromanen Kleptokratie: Friedenslüge, Wohlstandslüge, Großmachtlüge


Das Magazin bzw. die Webseite "Cicero" hat am 08.10.2012 einen brillanten Artikel von Ludwig Poullain, ehemaliger Chef der WestLB und Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, gegen die Eurettungsmanie veröffentlicht: "Zeit für einen Schlussstrich bei der Eurorettung". Erbarmungslos enttarnt Poullain jene Lügentrinität, welche unsere euhaftomanen Blockparteien vorschiebt, um die deutschen Steuerzahler zu bestehlen und die uns abgepressten Gelder "für Europa" zu veruntreuen, und weist den Weg in eine bessere Zukunft.

Poullain hat richtig erkannt, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel
"bei der Pflege dieses Homunkulus namens Euro mittlerweile keine Mühe mehr gibt, uns Bürgern vorzugaukeln, sie bedächte hierbei irgendetwas. Mit ihrem Finanzminister macht sie das, was sie glaubt, aus dem Diktat der Märkte folgern zu müssen. Denn diese allein lenken ihr Tun."
 
Ebenfalls sieht er, dass die Euro-Rettung zu Lasten der Deutschen ein Dauerzustand werden wird:
"... die schiere Automatik ihrer Handlungen [Bundeskanzlerin + Finanzminister] lässt mich argwöhnen, dass sie davon ausgehen, diese vermeintlichen Rettungstaten bis zum jüngsten Tag fortsetzen zu können."
 
Dass unsere politische Klasse überhaupt so schalten und walten kann, wie sie es in der Eurokrise tut, ist für Poullain darin begründet, dass der Masse der heutigen Wähler die Inflationserfahrung der "Währungsreform" von 1948 fehlt, bei der die in der Kriegszeit aufgestaute Inflation zu einem Wertverfall von 100 Reichsmark auf 7,50 DM geführt hatte:
"Ich bin mir sicher, dass Frau Merkel jener Generation ihre groß angelegte Schuldenvermehrung mit dem ihm innewohnenden riesigen Inflationspotenzial nicht hätte oktroyieren können. Sie hätten ihr bei der nächsten Wahl ihre Stimmen entzogen."
Die Alternative liegt auf der Hand (und ich habe sie schon damals, und bereits mehr als ein Jahr vorher, eingefordert):
"Was die Kanzlerin in dieser Euroschuldenkrise hätte anders machen sollen? Ganz einfach: bereits beim ersten Hilfeschrei der Griechen bei dem „Nein“, das sie in der allerersten Reaktion von sich gegeben hatte, zu verharren und standhaft zu bleiben bis zum heutigen Tag. Um wie vieles besser erginge es heute den Hellenen, wenn sie den von den Geberländern zugeteilten Schuldenberg nicht mit sich herumschleppen müssten, stattdessen zur Drachme zurückgekehrt wären und sich dann ihrer Lieblingsbeschäftigung hätten hingeben können, ihre eigene Währung nach eigenem Belieben abzuwerten."
Die nähere Zukunft sieht Poullain (realistisch) ebenso schwarz wie alle anderen Euroskeptiker auch:
"Die aus all diesen Hilfsmaßnahmen rührenden furchteinflößenden Verpflichtungen unseres Staates in Höhe von zurzeit etwa 310 Milliarden Euro können darum also auch nur als ein Zwischenstand betrachtet werden. Ich bin mir sicher, dass die auf zustimmendes Kopfnicken getrimmten Mitglieder des Deutschen Bundestags diesem Schuldenbetrag ein stetes Wachstum garantieren."
Was die Schuldner angeht, verhalten sich unsere europäischen "Freunde" genauso dreist wie private Schuldenkönige:
"Dass die Regierungen der sich in Zahlungsschwierigkeiten manövrierten Länder die einfachsten Gebote der Sittsamkeit missachten, also dreist den Beistand der ordentlich Wirtschaftenden fordern, anstatt höflich um Beistand zu bitten, wundert mich nicht. Ich habe schon als junger Kreditsachbearbeiter einer Sparkasse genau dieses Verhalten bei Kreditsuchenden beobachtet."
Den Misserfolg unserer bisherigen Hilfen, und deren zukünftige uferlose Fortsetzung und Ausweitung, beschreibt Poullain so:
"Alle bisherigen Hilfsmaßnahmen waren nutzlos, und sie werden es fürderhin sein. Das geflossene Geld ist weg, die Eurorettung ein einziges Fiasko. Nicht nur Griechenland und Portugal kranken an der mangelhaften Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft, Spanien und Italien plagen dieselben Symptome, und ganz offensichtlich leidet auch Europas sogenannter Industriestaat Nummer zwei, Frankreich, hieran."
Genau wie Olaf Henkel sieht auch Poullain das Hauptproblem der Eurozone im wirtschaftlich-gesellschaftlichen Zustand Frankreichs:
"... ist Griechenland für mich nicht das Problem. Diese Sache wird sich nahezu automatisch regeln. Es liegt vielmehr bei den drei großen, sich immer noch als bedeutende Industrienationen gebärdenden Ländern Frankreich, Italien und Spanien, von denen unser Nachbarland der schwierigste und auch schwerwiegendste Fall ist. Gewiss, noch sind die Märkte ruhig – sie haben aktuellere Fälle vor ihren Flinten. Jedoch werden sie sich, wenn die noch unter der Oberfläche schlummernden gravierenden Strukturschwächen Frankreichs offenkundig werden, dieses Landes mit besonderer Inbrunst annehmen."
Dann wendet Poullain sich jenen Propagandabehauptungen zu, mit denen unsere Euhaftokraten ihre Kleptokratie an den deutschen Steuergeldern begründen.
 
Zu dem, was ich die "Friedenslüge" nenne, sagt er:
"Komme mir nur jetzt keiner mit der These, der Euro habe die Völker vor einem neuen Krieg bewahrt, oder ärger noch: Nur sein Bestand vermöge in Zukunft einen Krieg zu verhindern. Auch ohne Euro wird in Europa niemals mehr aufeinander geschossen werden."
Das weiß im Grunde jeder; trotzdem lassen sich viele Bürger immer noch mit Schauermärchen über Kriegsgefahren bei einem Zerfall der Eurozone einschüchtern.
 
Ebenfalls unhaltbar ist auch aus seiner Sicht, was ich als "Wohlstandslüge" bezeichne. Die widerlegt er ausführlich:
"Abgesehen von der Generalklausel der Verfechter des Euro, dass ein jeder, der sich gegen ihn als Währungsmittel wendet, ein Verräter am vereinigten Europa ist, gibt es eine weitere Unterstellung, die nicht beweisbar, aber weitverbreitet ist: Kein Land habe vom Euro so profitiert wie Deutschland, bei einem Verlassen der Gemeinschaftswährung werde sich das ins Gegenteil verkehren. ..... das Gegenteil [ist] richtig: Die Grundlage der Leistungsfähigkeit unserer Industrie ist während der Zeit der Deutschen Mark gelegt worden. Wie sich heutige Lobbyisten gegen jedwede Änderungen wehren, so stemmten sich während der Herrschaft der festen Wechselkurse des Bretton-Woods-Systems die vorgeschobenen Interessenwahrer der deutschen Industrie gegen jedwede Aufwertung der Deutschen Mark gegenüber dem Dollar. ..... Wenn man denn den beschwörenden Worten der Bewahrer hätte Glauben schenken können, drohte mit jeder Aufwertung der Mark der Weltuntergang, hätte sie doch Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zerstört und damit die Exporte zum Erliegen gebracht. Doch ..... stets trat das genaue Gegenteil ein, verzeichnete doch das Statistische Bundesamt nach jeder Aufwertung weitere kräftige Zunahmen der Exportaufträge. ..... Eine jede Aufwertung zwang die deutsche Industrie, ihre Produkte zu verbessern und die Produktivität zu erhöhen. ..... Mit jeder Aufwertung der Deutschen Mark ist die deutsche Industrie leistungsfähiger geworden. Die Grundlage ihres heutigen hohen Standards ist in jener Zeit gelegt worden. ..... Schwankenden Wechselkursen und damit der Gefahr fallender Erlöse aufgrund sich verteuernder Euros unterliegt unsere Exportindustrie auch heute auf den Märkten außerhalb des Euroraums. Allerdings erleichtert der infolge der Eurokrise niedrige Kurs des Euro gegenüber dem Dollar zurzeit die Geschäfte. Ich gehe davon aus, dass dieser Umstand ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Herren der großen deutschen Industriekonzerne so leidenschaftlich für den Erhalt des Euro votieren."
 
Nicht selten propagieren ausgerechnet jene, welche die Gegner des Eurettungswahns als Nationalisten bezeichnen, die Ideologie von einer überlebensnotwendigen Euro-europäischen Großmacht, die "Großmachtlüge" (letztlich nichts anderes als die im Kaiserreich vor dem 1. Weltkrieg gängige Vorstellung, dass sich Deutschland weltweit einen "Platz an der Sonne" als Großmacht sicher müsse). Dass man mit wirtschaftlich-gesellschaftlichen Eiterbeulen wie Griechenland und Süditalien an den Beinen, und anderen Schmerzzonen im Unterleib, nicht weit kommt im weltweiten Wettbewerb, beschreibt Poullain so:
"Die Initiatoren des Euro waren der Wahnvorstellung unterlegen, die Gemeinschaftswährung würde die ihr angehörenden Länder zu einer mächtigen Wirtschaftsmacht zusammenfügen, die den beiden anderen Monolithen, den USA und China, Paroli bieten würde. Doch der Homunkulus Euro hat das genaue Gegenteil bewirkt. Er hat die Wettbewerbsfähigkeit der Schwächeren weiterhin eingeschränkt und damit eine Machtblockbildung unmöglich gemacht. Von den vermeintlichen Industrienationen Frankreich, Italien und Spanien im globalen Wettbewerb im Stich gelassen, tummelt sich Deutschland allein auf den globalen Märkten."
 
Die logische Folge aus dem krampfhaften Festhalten an der Euroschimäre (bzw. Schindmähre) scheint zu sein:
"Die Strukturprobleme werden Spanien, Italien und Frankreich, eines nach dem anderen, an die Wand drücken. Sie werden, wahrscheinlich in dieser Reihenfolge, Hilfe erbitten müssen. Frau Merkel mit ihren blinden Terrakottasoldaten im Gefolge nicht nur aus ihrer Partei wird sie so lange gewähren lassen, bis Deutschland selbst am Ende sein wird."
 
Doch Poullain macht uns ein wenig Hoffnung, dass es nicht bis zum Äußersten kommen wird:
"Noch bevor es eine Rettungsaktion für Italien gibt, werden wir einen gewaltigen Knall, so etwas wie einen währungspolitischen Urknall erleben, mit dem das Eurokartenhaus in sich zusammenfällt. Doch zur großen Verwunderung aller wird sich bei der Sichtung der Reste ergeben, dass die im Tresor gelagerten Werte und Substanzen erhalten sind und dass sich aus ihnen gesundes Neues gestalten lässt."
Als Ausweg schlägt er, ebenso wie mittlerweile George Soros ("Soros legt Berlin Euro-Austritt nahe" - WELT vom 17.10.12) einen Austritt Deutschlands aus der Eurozone vor; und im Anschluss an dieses Ereignis empfiehlt er die Einführung einer Währung, die Olaf Henkel unter der Bezeichnung 'Nord-Euro' empfiehlt:
"Aus dieser Erkenntnis schöpfend entwickle ich den verwegen klingenden Vorschlag, dass das nach Größe und Struktur am besten ausgestattete Land, und das ist in Europa nun einmal Deutschland, nicht länger auf Godot, also darauf warten sollte, bis sich Griechenland und dann, peu à peu, auch weitere Staaten aus dem Euro verabschieden müssen. Stattdessen sollten wir uns selbst aus dem Gewürge lösen, eine neue Währung kreieren und hierzu die Staaten und Völker gleicher Struktur und Gesinnung einladen."
 
Die Schauermärchen von einem deutschen Wohlstandsverlust relativiert Poullain:
"Um Deutschland ist mir dabei nicht bange. Eine neue Währung, wie immer sie auch aussehen oder heißen mag, wird zwar die während der Euroherrschaft unterbliebene Aufwertung gegenüber den anderen, im Euroverbund verbleibenden Ländern nachholen müssen. In dieser Phase wird die deutsche Industrie hart zu kämpfen haben, doch sie wird sich durchbeißen und diese Belastung, wie weiland zu Bretton-Woods-Zeiten, auch als Chance nutzen, ihre Produkte zu modernisieren, ihre Qualität zu verbessern und dabei gleichzeitig ihre Produktivität zu erhöhen."
 
Dass es um die Euro(pa)-Staats-Illusionen der Politclique nicht schade ist, weiß mittlerweile fast jeder. Poullain schreibt dazu:
"Das sogenannte „vereinte“ Europa oder gar die Vereinigten Staaten von Europa blieben dabei auf der Strecke. Aber was für ein Europa wäre ein solches Gebilde überhaupt? Das Europa der Brüsseler Technokraten, die aus einem Gewirr endloser Knäuel ein Europa hunderttausendfacher Reglements stricken? Oder das Europa, dessen Interessen von den in erster Linie auf die Wahrung nationaler Belange bedachten Regierungschefs immer erst dann in Betracht gezogen werden, nachdem sie sich gegenseitig über den Tisch gezogen haben?"


Eine vorzügliche, laufend aktualisierte Übersicht über die Internet-Debatte zur Eurozonenkrise bietet der Blog von Robert M. Wuner. Für diesen „Service“ ihm herzlichen Dank!


ceterum censeo 
Die Steuertöpfe quellen über -
Doch für Verkehr und Bildung ist kein Geld mehr über?
Kein deutsches Geld für Eurozone:
Wir leben besser "Eurotz-ohne"!
 
Textstand vom 17.10.2012

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