"Zins (von lat. census, Vermögensschätzung) ist das Entgelt für ein über einen bestimmten Zeitraum zur Nutzung überlassenes Sachgut oder Finanzinstrument (Geld), das der Empfangende (Schuldner) dem Überlasser (Gläubiger) zahlt." Wir wissen jetzt, dass "Zins" mehr ist als nur der uns vertraute Spar- und Kreditzins, also die Geldverzinsung. Auch für die Überlassung von Sachgütern kann ein Zins anfallen. Für Wirtschaftswissenschaftler bzw. für Betriebswirtschaftler dürfte das nichts Sensationelles sein; die Verzinsung des eingesetzten Kapitals von Unternehmern ist dort ein vertrauter Begriff. Für uns Laien dagegen ist eine solche 'Erweiterung' nicht unbedingt selbstverständlich.
In dem von Prof. Dr. Gerhard Merk erstellten Finanzlexikon (das wohl auf verschiedenen Webseiten verfügbar ist), finden wir eine ähnliche Definition unter "Zins(satz)", bzw. unter dem Stichwort "Zinsen" sogar die gleiche.
Wie rückständig unsere Geisteswissenschaft gegenüber den Naturwissenschaften ist zeigt sich z. B. immer dann, wenn sie zu ermitteln sucht, was ein Begriff "ist". Man würde dann üblicher Weise wohl auf das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm zurück gehen, und den vielfältigen älteren Wortbedeutungen und deren späterer Entwicklung nachspüren.
Das ist insofern nicht gänzlich abwegig, weil auf diese Art die Verständlichkeit für andere Kommunikationspartner gewahrt bleibt.
Dennoch: ein Begriff ist letztlich nicht unähnlich einem mathematischen Zeichen. Insoweit geht es darum, in welchem Kontext ich was feststellen will. Begriffe sind also, jedenfalls für Forschungszwecke, Instrumente. Dem entsprechend ist zumindest in einem solchen Zusammenhang die Frage völlig verfehlt, was ein Begriff "ist", welchen Inhalt er "hat". Entscheidend ist allein, welche Zusammenhänge ich unter Zuhilfenahme bestimmter Begriffe erforschen will. Wenn jene Begriffe, die wir vorfinden, dafür nicht geeignet sind, ist es nicht nur legitim, sondern sogar unverzichtbar, Begriffe mit anderen Inhalten zu füllen oder sachdienliche Neubegriffe zu erfinden.
Dieses beides nun mache ich mit dem Zinsbegriff, indem ich hintereinander
a) ihm einen neuen Inhalt gebe und
b) für diesen neuen Inhalt zur Vermeidung von Missverständnissen einen neuen Begriff in die Welt setze. Das ist zweckmäßig, weil der tradierte Zinsbegriff für andere Zwecke durchaus sinnvoll ist und weiter verwendet werden soll.
Ausgangspunkt meiner sozusagen sektoralen Kritik am bisherigen Zinsbegriff ist eine Beobachtung, die eigentlich schon lange bekannt ist, die man sich aber immer wieder in Erinnerung rufen muss, weil mächtige Gegenströmungen sie in unserem Bewusstsein zu unterdrücken suchen.
Der Volksmund bezeichnet den Sachverhalt drastisch mit der Formulierung: "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen". Ich selbst habe ihn "Trickle-Down-Economy" genannt; ironisierend, weil mit einer dem eingeführten Begriff diametral entgegengesetzten Bedeutung.
Schon in biblischen Zeiten wusste man: "Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden" (Matthäus - Kapitel 25, Gleichnis "Von den anvertrauten Zentnern" - hier geht es äußerst modern um Kapitalinvestitionen!) oder "Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat" (Lukas - Kapitel 19, Abschnitt "Von den anvertrauten Pfunden").
Modern (aber etwas unscharf) gesprochen, akkumuliert sich das Geld bei denen, die schon Geld haben, die Reichen werden immer reicher. Und insoweit die Geldmenge begrenzt bleibt, werden die Armen dann zwangsläufig immer ärmer. In der Fachterminologie spiegelt sich der Sachverhalt großenteils in dem Begriff "Unterkonsumtionstheorie" wider.
Die Konzentration des Geldes bei den Wohlhabenden wird oft als eigentlicher Grund von großen Finanz- und Wirtschaftskrisen angesehen, zumindest seit der Zeit der Great Depression 1929 ff.
Marriner Stoddard Eccles, immerhin Vorsitzender der Amerikanischen Notenbank von 1934 bis 1948, schrieb in seinen 1950 erschienen Memoiren "Beckoning Frontiers" (Hervorhebungen von mir):
"As mass production has to be accompanied by mass consumption, mass consumption, in turn, implies a distribution of wealth -- not of existing wealth, but of wealth as it is currently produced -- to provide men with buying power equal to the amount of goods and services offered by the nation's economic machinery.
Instead of achieving that kind of distribution, a giant suction pump had by 1929-30 drawn into a few hands an increasing portion of currently produced wealth. [Ich würde statt von Saugpumpe eher von einer Trickle-Down-Wirtschaft sprechen: richtig herum betrachtet.] This served them as capital accumulations. But by taking purchasing power out of the hands of mass consumers, the savers denied to themselves the kind of effective demand for their products that would justify a reinvestment of their capital accumulations in new plants. In consequence, as in a poker game where the chips were concentrated in fewer and fewer hands, the other fellows could stay in the game only by borrowing. When their credit ran out, the game stopped.
That is what happened to us in the twenties. We sustained high levels of employment in that period with the aid of an exceptional expansion of debt outside of the banking system. This debt was provided by the large growth of business savings as well as savings by individuals, particularly in the upper-income groups where taxes were relatively low. Private debt outside of the banking system increased about fifty per cent. This debt, which was at high interest rates, largely took the form of mortgage debt on housing, [also wie heute!] office, and hotel structures, consumer installment debt, [= heute: Kreditkartenschulden!] brokers' loans, and foreign debt. The stimulation to spend by debt-creation of this sort was short-lived [Greenspan und Bernanke haben diese Memoiren offenbar nicht gelesen] and could not be counted on to sustain high levels of employment for long periods of time. Had there been a better distribution of the current income from the national product - in other words, had there been less savings by business and the higher-income groups and more income in the lower groups - we should have had far greater stability in our economy. Had the six billion dollars, for instance, that were loaned by corporations and wealthy individuals for stock-market speculation been distributed to the public as lower prices [Eccles hatte also keine prinzipielle Deflationsfurcht!] or higher wages and with less profits to the corporations and the well-to-do, it would have prevented or greatly moderated the economic collapse that began at the end of 1929.
The time came when there were no more poker chips to be loaned on credit. Debtors thereupon were forced to curtail their consumption in an effort to create a margin that could be applied to the reduction of outstanding debts. This naturally reduced the demand for goods of all kinds and brought on what seemed to be overproduction, but was in reality underconsumption when judged in terms of the real world instead of the money world. This, in turn, brought about a fall in prices and employment.
Unemployment further decreased the consumption of goods, which further increased unemployment, thus closing the circle in a continuing decline of prices. Earnings began to disappear, requiring economies of all kinds in the wages, salaries, and time of those employed. And thus again the vicious circle of deflation was closed until one third of the entire working population was unemployed, with our national income reduced by fifty per cent, and with the aggregate debt burden greater than ever before, not in dollars, but measured by current values and income that represented the ability to pay. Fixed charges, such as taxes, railroad and other utility rates, insurance and interest charges, clung close to the 1929 level and required such a portion of the national income to meet them that the amount left for consumption of goods was not sufficient to support the population.
This then, was my reading of what brought on the depression."
Diesen Text habe bereits früher zitiert, nämlich in meinem Blott "Yes, we know! Zumindest könnten wir die eigentlichen Gründe für die neue Weltwirtschaftskrise kennen" vom 07.11.2008 (und einen Teil daraus sogar noch früher und vor der Krise, nämlich in meinem Blott "DISKURS ÜBER DIE GRAVITATION DES GELDES oder TRICKLE DOWN ECONOMY FUNKTIONIERT DOCH!" vom 17.10.2005).
Aktuell wurde ich durch die Auseinandersetzung mit Texten z. B. von Paul Simek, Friedrich Müller-Reißmann oder des Wirtschaftsmathematikers Prof. Dr. Jürgen Kremer wieder auf das Thema gestoßen, das im Übrigen auch einen sehr großen Raum in der Freiwirtschaftslehre (Schwundgeldlehre) von Silvio Gesell und seiner (mehr oder weniger) Nachfolger einnimmt.
Ebenfalls mathematisch, aber auf andere Weise hat - staun - ein Geophysiker die (Gesetzmäßigkeiten der) Kapitalkonzentration beschrieben, nämlich Heribert Genreith unter dem Titel "Wirtschaftskrisen" (ohne Datum; mit Links zu weiteren einschlägigen Artikeln).
[Amüsant im Rückblick, was ich in einer Mail vom 28.02.2009 an Hr. Genreith geschrieben hatte (Hervorhebung neu): "Was die Eurozonen-Solidarhaftung angeht, sollten wir Deutschen m. E. das nicht mit großen Augen konstatieren, sondern mit aller Härte Pläne kommentieren, uns Geld für die Verschwender-Länder aus der Tasche zu ziehen ( http://beltwild.blogspot.com/2009/02/lasst-klingklax-sich-klaglos-beklauen.html ). Dies um so mehr dann, wenn es nicht um die in der öffentlichen Diskussion genannten 3 Mrd. € geht, sondern um die bei Ihnen aufgeführten hunderte oder Tausende Milliarden!" Mittlerweile diskutiert die Politik ja schon über einen 1,5 Billionen-Euro-Haftungsfonds für die Schuldenländer der Eurozone, wodurch G. sich glänzend bestätigt fühlen dürfte.]
Wie der Geldabsaugmechanismus durch die Besitzenden im Modell funktioniert, habe ich sehr ausführlich u. a. in meinem Blott "Die Ökonomie der Artos-Phagen: Warum eine eigentumsbasierte Geldwirtschaft (im Basismodell) nicht dauerhaft funktionieren kann" beschrieben.
In der Realität wird freilich dieser Sachverhalt teilweise dadurch überlagert, dass es auch andere sparbedingte Stockungen des Geldkreislaufs geben kann:
- Vorsorgesparen (vgl. auch meine Webseite "Rentenreich", wo ich eine extensive Kritik jener Annahmen vorgelegt habe, die für eine vermeintliche Renditeüberlegenheit des Kapitaldeckungsverfahrens im Vergleich zum Umlageverfahren von der Mainstream-Wirtschaftswissenschaft angeführt werden)
- Angstsparen in einer Krisensituation. (Ich gehe davon aus, dass dieser Mechanismus aktuell auch in Griechenland sehr virulent ist, und dass also keineswegs nur die - notwendiger Weise - kontraktive Fiskalpolitik der Wirtschaft zusetzt.)
- Deflationäres 'Erwartungssparen' ("Attentismusdeflation". Zum Deflationsbegriff und Deflationsproblem vgl. ausführlich meinen Blott "Deflation demystified oder: Eine Deflationsursache gibt es nicht!" vom 24.07.2009. Ebenfalls u. a. zum Thema "Deflation", aber auch mit Seitenblicken auf die Verteilungsproblematik, der Blott "Einige Fragen an die Hypothese der Instabilität des Finanzwesens (Financial Instability Hypothesis) von Hyman Minsky" vom 20.09.09).
Weiterhin muss man sich in der ganzen Debatte bewusst bleiben, dass es nicht nur Überlagerungsphänomene gibt, sondern auch grundlegende ökonomische Tendenzen, die der Kapitalkonzentration entgegenwirken. An erster Stelle dürfte hier die Inflation zu nennen sein, welche die Geldvermögen entwertet. Relativ zum nicht-inflationären Zustand findet bei jedem Inflationssatz eine Entwertung statt. Allerdings wird der Wert der akkumulierten Geldmenge für die Eigentümer nur dann unter den Ausgangswert gedrückt, wenn der Realzins negativ ist.
Mein Leserinnen und Lesern werden sich fragen, wo denn die versprochene Zinsdefinition abgeblieben ist. Nun, die Debatten über Geld, Geldwirtschaft und dysfunktionale Kapitalkonzentration (hier ist en passant auch noch daran zu erinnern, dass erst Kapitalkonzentration Investitionen ermöglicht und in dieser Hinsicht volkswirtschaftlich positiv ist!) werden in aller Regel einigermaßen kurzatmig geführt, und als Glaubensdebatten, wo jeder seine (vermeintliche) Wahrheit auf dem Altar der öffentlichen Meinung auslegt. Daran zu erinnern, dass Volkswirtschaft schon ein wenig komplizierter ist, war mir wichtig. Denn vor vielen Gedankengebäuden fragt sich der Leser (aber fragen sich leider nicht die Autoren!): Also, wenn das so ist - wie konnte denn das System bisher überhaupt (mehr oder weniger) funktionieren?
Aber auch dann, wenn ich meinen Überlegungen auf diese Weise die Zügel des Realitätschecks anlege komme ich gleichwohl zu dem Schluss, dass die Kapitalkonzentration ein Problem ist und zu Unterkonsumtion führen muss. Ein probates Mittel fällt mir dagegen auch nicht ein, außer dass man, theoretisch, von Zeit zu Zeit die Besitzenden in einem revolutionären Akt enteignen könnte.
Eine solche Enteignung könnte auch durch eine Hyperinflation erfolgen, wie wir Deutschen sie nach dem 1. und (in anderer Erscheinungsform) 2. Weltkrieg erlebt haben (und wie sie uns aktuell möglicher Weise bevorsteht, wobei neben dem Kapitalüberhang allerdings auch die Ressourcenverknappung ins Spiel kommen dürfte: mit dem freiwilligen Verzicht auf - relativ - preiswerte Atomenergie haben wir einen ersten Schritt in Richtung Teuerung sogar ohne äußeren Zwang getan, doch ist diese Wohlfahrtsminderung ein sanftes Lüftchen im Vergleich zu dem, was mit dem Ölfördermaximum auf uns wartet).
Nachteil einer inflationären Zerstörung von Geldkapitalüberhängen ist freilich, dass
- bei den Wohlhabenden das Geld nur einen (u. U. sogar verhältnismäßig kleinen) Teil ihres Vermögens ausmacht, das größtenteils aus Sachkapital (oder genauer: aus der Marktbewertung ihres Sachkapitals) besteht. Bill Gates z. B. dürfte kaum Milliarden von Dollars auf der hohen Kante liegen haben: der hat Aktien, und deren Wert wird, zumindest direkt, durch eine Geldinflation nicht gemindert
- und gerade der "kleine Mann" der Gelackmeierte ist, weil er seine paar Kröten eher nicht in Sachanlagen hält und auch nicht halten kann, weil bei ihm das Gesparte schnell verfügbar sein muss (Notsituation wie Arbeitslosigkeit, Gesundheitskosten wie z. B. Teleskopkronen, Ansparen für Autokauf, Hausbau usw.).
Ein solches Geldsystem hat es während der (ersten) Weltwirtschaftskrise an einigen Orten tatsächlich gegeben; am berühmtesten wurde das Schwundgeldexperiment in der österreichischen Gemeinde Wörgl. Dessen Erfolg ist umstritten; leider wurde es schon nach kurzer Zeit von der Wiener Notenbank abgewürgt. Jedenfalls können wir es als Beispiel für die technische Durchführung heranziehen. Seinerzeit brachte die Gemeinde eigene "Geldscheine" in Umlauf, die jeweils nach einem Monat von der Gemeinde wieder gestempelt werden mussten und dadurch einen bestimmten Prozentsatz ihres Wertes verloren. Heute könnte man solches Geld elektronisch entwerten, was wiederum einen denkbaren Bürokratiekosteneinwand entwerten würde. Intellektuell für unsere Vorstellung eingängiger ist das alte Entwertungsverfahren per Stempelaufdruck allemal. (Im Englischen wird das Schwundgeld deshalb "stamp scrip" genannt, was man unmittelbar mit 'gestempelter Anrechtsschein' übersetzen müsste und interpretierend mit 'durch Abstempeln im Laufe der Zeit graduell entwerteter Warenbezugsschein' wiedergeben könnte.)
(Bei der Verwendung von Geldscheinen sollte man kostensparend von vornherein für ein oder mehrere Jahre im Voraus für alle Monate hindurch kontinuierlich sinkende Nominalwerte aufdrucken; bei Transaktionen wäre dann datumsabhängig der jeweilige Wert zu Grunde zu legen.)
Eine der zahlreichen Schwierigkeiten eines solchen 'Kunstgeldes' (will sagen: durch die 'künstliche' Entwertung noch künstlicher als das normale "Fiatgeld" - fiat-Geld, fiat-money -) liegt darin, dass ein eingebauter nominaler Geldwertschwund am Geldmarkt keineswegs zwingend zu negativen Zinsen (Nominal- oder Realzinsen) führen muss. Nimmt, beispielsweise, der Geldwert jährlich um 12% ab, könnten die Bankzinsen z. B. bei 24% liegen. Die Guthabenzinsen könnten dann mit beispielsweise 18% immer noch deutlich höher sein als die 'Schwendungsrate' des Schwundgeldes. Folge also: Wer Geld verliehen hat, gewinnt sogar in diesem System real dazu (Inflationsrate mit Null unterstellt). Wer sich aber Geld leiht, muss es schnellstens ausgeben, weil er ja schon im nächsten Monat weniger davon kaufen kann.
Ökonomische Schlussfolgerung also (auch mit einem Seitenblick auf das Wörgl-Experiment zur Zeit der Weltwirtschaftskrise): Mit Freigeld (synonym: Schwundgeld) kann man vielleicht (temporär zumindest) das Angstsparen bekämpfen, und vielleicht auch eine 'Attentismusdeflation'.
Schwundgeld ist aber keineswegs ein geeignetes Mittel, um der Kapitalkonzentration zu begegnen.
Selbst wenn der Markt oder staatliche Verordnungen die Verzinsung von Einlagen unter die Schwendungsrate drücken würden, bekäme man nichts anderes, als man in Gestalt der negativen Realzinsen auch durch Inflation haben könnte.
Negative Realzinsen sind freilich problematisch, weil der Zins nicht nur die negative Folge einer Kapitalakkumulation hat, sondern auch die positive Funktion einer Information zur Optimierung der volkswirtschaftlichen Ressourcenallokation. Klingt hochgestochen, ist aber am Beispiel leicht zu verstehen: Wenn Geld - scheinbar - nichts kostet, ist die Versuchung groß, es für alles Mögliche rauszuwerfen. Ist das Geld knapp, werde ich mir viel genauer überlegen, wie ich es optimal anlege. Optimal heißt, dass es möglichst hohe Zinsen abwerfen soll. Irgendwo las ich das Beispiel einer Fabrik für Kühlschränke, die man hypothetisch sogar im Land der Eskimos rentabel betreiben könnte. Noch rentabler dürfte dort freilich eine Ofenfabrik sein. Und den Eskimos - also übertragen der Volkswirtschaft - ist mit Öfen besser gedient als mit Kühlschränken. So führt das zinsgetriebene Kalkül des Investors zu einer optimalen Versorgungslage der Volkswirtschaft. Adam Smiths' unsichtbare Hand des Marktes hat Eigennutz erfolgreich in Gemeinnutz verwandelt. Negative Realzinsen scheinen diesen Mechanismus zu beeinträchtigen (wobei mir, zugegebener Maßen, die genauen Zusammenhänge noch nicht völlig transparent sind).
Das alles ist aber nur ein Aspekt, der kritisch gegen die Freiwirtschaft stimmt.
Ein weiteres Problem ist nämlich, dass Zins dort (soweit mir bekannt) größtenteils als Verzinsung von Geld verstanden wird.
Für bestimmte volkswirtschaftliche Berechnungen (und allemal auf der betriebswirtschaftlichen Ebene) mag das in Ordnung gehen, aber mit einem derart eingeschränkten Zinsbegriff bekommt man die Kapitalkonzentration nicht einmal gedanklich in den Griff.
Denn es ist ja mitnichten nur der Besitz von Geld, und nicht allein die Vergabe von Kredit, welche es den Besitzenden ermöglicht, von den anderen sozusagen 'Mautgebühren' für deren wirtschaftliche Aktivitäten zu erheben. Nenne ich diese Mautgebühren "Zinsen", kann ich mich auch nicht mit der eingangs zitierten Wikipedia-Definition zufrieden geben. Knackpunkt ist insoweit der Satzteil "über einen bestimmten Zeitraum zur Nutzung überlassenes". Er enthält eine Einschränkung, die nur für das umgangssprachliche bzw. konventionelle Verständnis von "Zins" Gültigkeit beanspruchen kann, aber nicht die volle Umverteilungswirkung von "Zinsen" im weiteren Sinne darstellt bzw. erklärt.
Auch hier wird, was in der abstrakten Formulierung kompliziert klingt, in einem Beispiel beinahe banal:
- Investor A finanziert eine Fabrik teilweise mit Mitteln seines Freundes und nimmt diesen mit einem entsprechenden Anteil als stillen Teilhaber auf. [Weil ich den für die vorliegende Beweisführung unerheblichen Tilgungsaspekt ausblenden will, modelliere ich das Fremdkapital hier nicht als Darlehen, doch ist ansonsten der Sachverhalt einer Kreditaufnahme gleichwertig.] Von seinem Bruttogewinn von 10% des Umsatzes p. a. muss der Investor z. B. 5 Prozentpunkte (d. h. die Hälfte) Zinsen an den stillen Teilhaber als quasi-'Kreditgeber' abführen.
- Investorin B finanziert den Fabrikbau voll aus eigenen Mitteln und steckt die gesamten 10% Bruttogewinn als Reingewinn in die Tasche.
Das ist aber unerheblich, denn die Produktkäufer müssen so oder so 10% "Zinsen" bezahlen.
Soweit es um die Perspektive der Besitzenden geht, ist das auch für die herrschende Volkswirtschaftslehre gänzlich unproblematisch. Der Gewinn der Eigentümer wird nämlich als "Kapitalverzinsung" beschrieben. Ich habe aber noch nicht gehört, dass man den im Kaufpreis von Gütern und Dienstleistungen enthaltenen Bruttogewinn des Unternehmers aus Sicht des Käufers als "Zinsanteil" bezeichnet hätte. Da es aber, wie oben exemplarisch gezeigt, für die Geldakkumulation auf der Kapitalbesitzerseite (Geldkapitalbesitzer und Sachkapitalbesitzer hier zusammengefasst) keinen Unterschied macht, ob bzw. in welchem Anteil ein der Höhe nach feststehender Bruttogewinn Kreditzinsen enthält oder reiner Unternehmergewinn ist, ist es unter dem Aspekt der Verteilungswirkung richtig zu sagen, dass der Verbraucher bei jedem Kauf außer den Produktionskosten auch Zinsen bezahlt (soweit die Unternehmen Gewinne machen).
Das zu konstatieren heißt noch nicht, es zu kritisieren. Denn eine Marktwirtschaft ohne Gewinnanreize kann es per definitionem nicht geben. Solange die 'Reichen' den Sparanteil (also den nach Abzug des Eigenverbrauchs verbleibenden 'Rest') aus den 'Zinserträgen' sinnvoll reinvestieren können (was insbesondere bei wirtschaftlichem Wachstum möglich sein sollte), dürften daraus m. E. keine Stockungen im Geld-Waren-Kreislauf entstehen. (Allerdings habe ich diese Frage noch nicht bis ins Letzte durchdacht.)
Schwierigkeiten müssen aber nicht nur nach meinem Verständnis dann auftauchen, wenn die Kapitalabsorptionsfähigkeit der Realwirtschaft nicht mehr ausreicht, um den Überschuss der so definierten "Zinsen" der (Geld- und Sachkapital-)Besitzer wieder voll dort einzubringen.
[Den Begriff der "Kapitalabsorptionsfähigkeit" habe ich für mich entdeckt in meinem Rentenreich-Essay. Die Google-Suche generiert aktuell nur 69 Treffer. Obwohl meine Webseite dabei sogar an erster Stelle erscheint, habe ich den Begriff nicht erfunden. Jedoch spielt er, wie schon die dürftige Trefferquote zeigt, in der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion nicht entfernt die Rolle, die ihm m. E. zukommt. Die Kapitalabsorptionsfähigkeit ist eben nicht nur ein Problem der Entwicklungsländer, sondern auch der entwickelten Wirtschaften. John Maynard Keynes hatte - ohne m. W. diesen Begriff zu verwenden - das Problem schon in den 30er Jahren vorausgesehen: dass nämlich die Wirtschaft eines Tages für die Besitzenden zwangsläufig mehr Gelderträge abwerfen würde, als die Kapitalbesitzer sowohl verkonsumieren wie auch reinvestieren können würden. Auch in der Nicht-Popularität des Begriffs Kapitalabsorptionsfähigkeit wittere ich eine objektive Verschleierung der Zusammenhänge durch die herrschende Volkswirtschaftslehre, ohne aber den Akteuren insoweit bewusstes Handeln vorzuwerfen. Hier waltet eben der tief in der Struktur des wirtschaftswissenschaftlichen Denkens verankerte Interessenstandpunkt der Kapitalbesitzer, den leider auch ich intellektuell nicht auszuhebeln vermag.]
In diesem Zusammenhang verstehe ich die heutzutage in weiten Teilen 'verselbständigte' Finanzwirtschaft (in diesem Blott vom 24.05.2006 habe ich die Idee unter dem Begriff "Derivatewirtschaft" näher ausgeführt) als eine im Grunde geniale List des Marktes, um Geldüberschüsse, welche ansonsten die Realwirtschaft inflationieren müssten, aus dieser zu absorbieren,. Allerdings hat die Sache insofern zwei Seiten, als dieses Geld in der Realwirtschaft dann auch nicht mehr als Tauschmittel zur Verfügung steht. Ohne das modellhaft oder quantitativ belegen zu können ventiliere ich die Idee, dass die für ihre Geldvermehrung viel gescholtenen Notenbanken (nicht nur die Fed weitet die Geldmenge aus; auch die EZB ist, als "Schattenseglerin", in dieser Disziplin aktiv) in Wirklichkeit gar nicht die treibenden Kräfte sind, sondern die Getriebenen: würden sie die Geldmenge nicht ständig ausweiten, würde vielleicht die Realwirtschaft mangels Tauschmitteln kollabieren, weil eben (wie das einst auch beim Edelmetallgeld der Fall war: vgl. meinen Blott "Kipper, Wipper, Notenbanken" vom 09.01.2009) das Geld aus der Wirtschaft verschwunden ist. (Daneben müsste eine Wirtschaftswissenschaft, die diesen Namen verdienen will, m. E. allerdings auch der Frage nachgehen, ob nicht - z. B. aufgrund der Mark-to-Market-Buchungsmethode, mittlerweile sogar in der 'reinen' Finanzwirtschaft ein eigenständiges Geldschöpfungspotential der Finanzakteure besteht, das die Notenbanken ex post mit Zentralbankgeld zu unterlegen gezwungen sind. Tentative Überlegungen in diese Richtung enthält mein Blott "Neuartige Buchgeldschöpfung im Finanzsystem als Ursache der Finanzmarktkrise: Heureka oder Denkfehler?" vom 15.02.2009.)
Kehren wir aber von diesem weiteren Exkurs zurück zur Zinsfrage. Bislang habe ich ja lediglich die erste von -2- Behauptungen begründet, nämlich dass "der Zins" (also das, was man verteilungsökonomisch als Zins begreifen muss) nicht nur aus (konventionell verstandenen) Zinsen besteht. Vorerst noch offen (und auf den ersten Blick sicher auch unverständlicher) ist meine zweite Behauptung, dass nicht alle Zinsen "Zins" sind.
Auch das ist jedoch am Beispiel leicht zu belegen. Ein großer Teil der Diskussion krankt daran, dass bei Kreditzinsen einfach von "dem" Zins gesprochen wird. Da aber zur Kreditgewährung häufig Finanzintermediäre (Banken usw.) in Anspruch genommen werden (in Deutschland mehr; in den USA finanzieren Unternehmen ihren Kreditbedarf häufiger über Anleihen, bei denen die Finanzintermediäre allenfalls noch eine Emittentenrolle übernehmen und damit nur einen relativ geringen Profit machen), müssen wir unterscheiden zwischen dem Zins für Einlagen und dem Kreditzins. Dieser Unterschied ist jedermann schon aus privater Erfahrung vertraut; trotzdem wird in der Debatte häufig über "den" bzw. "die" Zins(en) gesprochen ohne das klar ist, ob sich die Autoren des Unterschieds bewusst sind.
Die verteilungsökonomische Bedeutung dieser Unterscheidung liegt darin, dass die Differenz zum allergrößten Teil keine Nutzungsgebühr für die vorübergehende oder dauerhafte Überlassung von privatem Eigentum (Geld oder Sachkapital) ist. Vielmehr handelt es sich (von dem Reingewinn der Banken usw. abgesehen, der - zwar absolut hoch, aber - im Verhältnis zum insgesamt bewegten Kapital relativ gering ist) um Produktionskosten. Mit ihnen werden die Sachkosten und die Personalkosten für die Verwaltung der Kredite (um die geht es ja in der Hauptsache) bezahlt, und die Empfänger speisen das Geld im Wesentlichen wieder in den Geld-Waren-Kreislauf ein, weil sie im Durchschnitt nicht allzu viel sparen können.
"Kreditzins" im verteilungswirtschaftlichen Sinne ist also nicht jener Satz, den der Kreditnehmer an einen Finanzintermediär zahlt, sondern alleine jener Satz, den der Kapitalgeber erhält. Nur dieser Zinssatz ist auch relevant zur Beurteilung der Frage, ob der reale verteilungsökonomische Zinssatz positiv oder negativ ist, ob also das Vermögen der Besitzenden wächst oder schrumpft.
Das kann insbesondere dann von Bedeutung sein, wenn es um die Frage der Allokationswirkung von Zinsen geht. Bei einer substantiellen Differenz zwischen Brutto- und Nettozinssatz kann es durchaus vorkommen, dass der Investor mit von ihm aufzubringenden positiven Realzinsen kalkulieren muss, während der bei den Kapitalgebern ankommende Betrag einem negativen Realzins entspricht.
Ich kann momentan nicht beurteilen, inwieweit diese Möglichkeit praxisrelevant ist; wollte sie hier aber zumindest pro memoriam festhalten.
Ein drittes Rätsel aus meiner Überschrift bleibt aber noch immer offen: Was soll ein "Eigentrag" sein?
Der Zinsbegriff ist vielfältig, aber bisher m. W. noch nicht wie bei mir für eine spezifisch verteilungsökonomische Betrachtungsweise hergerichtet worden. Es wäre unzweckmäßig, wenn wir das zwar polyvalente, uns jedoch in den verschiedenen Bedeutungen vertraute Wort mit einer weiteren ganz spezifischen Bedeutung befrachten wollten. Bereits eingangs hatte ich ja angekündigt, dass ich den hier abgegrenzten Sachverhalt mit einem Begriff belegen würde.
Für diesen Zweck scheint mir das Wort "Eigentrag" brauchbar zu sein um das zu bezeichnen, was ich hier unter "Zins" verstehe.
Den Begriff "Eigentrag" gewinne ich aus der Verkürzung des Wortes "Eigentumsertrag".
Das Wort ist nicht neu, doch zeitigt eine Google-Suche aktuell nur 60 Treffer. Dabei handelt es sich jedoch zum großen Teil um Schreibfehler in Textpassagen, wo es in Wirklichkeit um einen "Eigenantrag" geht. In einem weiteren, vielleicht sogar überwiegenden, Teil der Fälle kommt das Wort in Texten aus dem Feld der Bau-Statik vor als Bestandteil des zusammengesetzten Begriffs "Eigentragfähigkeit". Eine selbständige Bedeutung hat es nur in einem Falle aus der Verwaltungssprache; dort grenzt es Kosten, die von Reiseteilnehmern selbst zu tragen sind ("Eigentrag") von Zuschüssen Dritter ab.
In keiner der ergoogelten Textstellen hat das Wort die hier von mir hier vorgeschlagene Bedeutung; in den anderen Fällen sind vom Zusammenhang her keine Verwechslungen zu befürchten. Deshalb ist der Begriffsvorschlag in meinen Augen brauchbar um denjenigen Ertrag seines Kapitaleinsatzes ("Zins") zu bezeichnen, den der Kapitalgeber erhält. (Alternativ könnte man den Begriff sogar auf den Nettoertrag beschränken, den der Kapitalgeber nach Steuern und evtl. Kosten erhält.)
Warum erscheinen mir diese definitorischen Verrenkungen so wichtig? Weil ich die Akkumulation des Kapitals in den Händen weniger als ein Problem für die Funktionsfähigkeit unserer Wirtschaft ansehe (vgl. meinen Blott "Die Ökonomie der Artos-Phagen: Warum eine eigentumsbasierte Geldwirtschaft (im Basismodell) nicht dauerhaft funktionieren kann" ).
Das tun auch viele andere (z. B. Anhänger der Freiwirtschaftslehre / Schwundgeldlehre). Doch von denen beschränken allzu viele ihre Betrachtungen auf Zinserträge von Krediten. Sie blenden also aus, dass die Rendite von z. B. in die eigene Firma investiertem Geld in gleicher Weise zur Kapitalkonzentration führt.
Man darf also formulieren: Der 'Eigentrag' führt dann zur Kapitalkonzentration, wenn er im Durchschnitt höher ist als die Summe aus Konsumausgaben der 'Eigentragsempfänger' plus Geldentwertung.
ceterum censeo
POPULISTISCHES MANIFEST
(zur Rettung von 1,5-Billionen Steuereuronen):
Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst einer europäischen Transferunion.
Im Herzland des alten Europa haben sich die Finanzinteressen mit sämtlichen Parteien des Bundestages zu einer unheiligen Hatz auf die Geldbörsen des Volkes verbündet:
· Die Schwarzen Wendehälse (die unserem Bundesadler den Hals zum Pleitegeier wenden werden);
· Die Roten Schafsnasen (vertrauensvoll-gutgläubig, wie wir Proletarier halt sind),
· Die Grünen Postmaterialisten (Entmaterialisierer unserer Steuergelder wie unserer Wirtschaftskraft),
· Die machtbesoffenen Blauen (gelb vor Feigheit und griechisch vor Klientelismus), und selbstverständlich auch
· Die Blutroten (welch letztere die Steuergroschen unserer Witwen, Waisen und Arbeiter gerne auflagenlos, also in noch größerer Menge, gen Süden senden möchten).
Wo ist die Opposition im Volke, die nicht von unseren Regierenden wie von deren scheinoppositionellen Komplizen als Stammtischschwätzer verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, welche sich der Verschleuderung der dem Volke abgepressten Tribute an die europäischen Verschwendungsbrüder wie an die unersättlichen Finanzmärkte widersetzt hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor:
Das Volk wird von fast keinem einzigen Politiker als Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, dass wir, das Volk, unsere Anschauungsweise, den Zweck unserer Besteuerung und unsere Tendenzen gegen die fortgesetzte Ausplünderung durch das Finanzkapital bzw. durch die Bewohner anderer Länder und durch seine/deren politische Helfershelfer vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen von dem grenzenlosen Langmut der Deutschen den Zorn des Volkes selbst entgegenstellen.
Textstand vom 19.12.2022
Objektivität
AntwortenLöschenZwei Dingen gegenüber mangelt es "dieser Welt" in besonderem Maß an Objektivität: Geld und Religion. Die Religion stellt sich den Allermeisten als etwas Undefinierbares dar, an das man entweder glauben oder nicht glauben kann, das ansonsten kaum objektivierbar erscheint und sich anscheinend jeder wissenschaftlichen Untersuchung entzieht. Beim Geld erscheinen die Aussichten, es verstehen zu können, etwas hoffnungsvoller, werden aber erheblich erschwert durch das ständige Verlangen, möglichst viel – und dann immer noch mehr – davon besitzen zu wollen. Dass beides (Geld und Religion) irgendwie zusammenhängt, spürt der "Normalbürger" intuitiv, macht es sich aber nicht bewusst.
Religion ist Dummheit und ganz genau das, was der halbwegs zivilisierten Menschheit am vollständigen Verstehen des Geldes fehlt. Wer das bestreiten will, darf sich zuerst bewusst machen, dass nichts anderes als das Geld die elementarste zwischenmenschliche Beziehung in unserer arbeitsteiligen Zivilisation (der Welt des Kulturmenschen) ist und erst die Arbeitsteilung den Menschen über den Tierzustand erhob.
Die Qualität der makroökonomischen Grundordnung bestimmt den Grad der Zivilisiertheit, die der Kulturmensch zu erreichen in der Lage ist. Ist die Makroökonomie noch fehlerhaft, bedarf es der Religion, um diese Fehler aus dem Bewusstsein zu streichen. Naive Vorurteile mit subjektiven Wertungen ersetzen einfache Prinzipien, über die sich alle einig sein müssen, um gemeinsam eine Zivilisation aufzubauen. Religiös Verblendeten (Untertanen) fehlt die Objektivität, um die subjektive Wunschvorstellung "Reich Gottes" als das heute einfach zu verwirklichende Prinzip "Vollinvestition" zu erkennen oder erkennen zu wollen:
http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html
Vielen Dank für Ihren wirklich sehr guten Beitrag.
AntwortenLöschenTatsächlich ist die Frage zu beantworten, ob es wirklich die Existenz des Eigentums ist, das den Zins "verursacht".
Klar ist hingegen, dass es letztlich keinen Unterschied, ob ich Eigentümer von Geld bin, das ich gegen Zins verleihe, ob ich Eigentümer eines Hauses oder eines Autos bin, dass ich gegen Mietzins (Der Name sagt es!) vermiete bzw. verleihe oder ob ich Eigentümer einer Fabrik bin, der den kalkulatorischen Zins in den Produktpreisen "versteckt" und einstreicht.
Mit der Freiwirtschaftslehre muss ich mich noch einmal intensiv beschäftigen.
Die Frage ist, ob es der Freiwirtschaftslehre gelingt, die Akkumulation von Eigentum durch positive "Verzinsung" desselben zu verhindern. Die Verzinsung des Eigentums jeglicher Art müsste auf Null gedrückt werden, um eine Akkumulation auszuschließen. Ich will das bei meinem geringen Kenntnissen zur Freiwirtschaftslehre nicht sofort völlig ausschließen.
Argument der Anhänger der Freiwirtschaftslehre ist dann häufig, dass der Produktionsmittelinhaber für Kredite ja genau 0% Zinsen zahlen muss, also auch der kalkulatorische Zins bei Null liegt und somit auch in den Warenpreisen kein Zins mehr "versteckt" sei.
Eigentum an bestimmte Sachwerten, wie z.B. Grund und Boden, sind dabei nicht ohne weiteres in solch ein System einzufügen.
Ich kann das ad hoc nicht durchblicken, weil sich ein solch ungewohntes System ohne intensives Studium meinem Vorstellungsvermögen entzieht.
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Der Hinweis auf den Physiker Heribert Genreith ist ausgezeichnet! Vielen Dank!
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Es freut mich, wenn sich jemand tatsächlich mal auf eine Auseinandersetzung mit meinen Überlegungen zur Volkswirtschaft(slehre) einlässt.
AntwortenLöschen"Die Verzinsung des Eigentums jeglicher Art müsste auf Null gedrückt werden, um eine Akkumulation auszuschließen."
Sicherlich, so ist es - einerseits.
Aber andererseits brauchen wir die Akkumulation ja auch wieder, um (aktuell z. B.) die Stromleitungen von den Windparks im Meer zur Industrie in Süddeutschland finanzieren zu können. Von Desertec ganz zu schweigen. Renditen sind eben nicht nur Wege, um Kapital aus der Realwirtschaft abzusaugen, sondern ebenso Anreize, um überhaupt Kapital zu investieren.
Wie können wir von einem (ökonomischen) Phänomen, das sowohl nützliche wie schädliche Aspekte hat, die nützlichen bewahren und die schädlichen ausschalten?
Und was ist überhaupt "wirklich" nützlich, was ist "im Grunde" schädlich? Wenn wir jetzt die Wirtschaft kräftig ankurbeln:
- Machen wir dann den großen Sprung nach vorn?
- Oder landen wir (was ich befürchte) nur etwas schneller in der Sch'e der Ressourcenverknappung?
Da stößt mein Denken jeweils vor eine Mauer, bzw. wird sich seiner inneren Widersprüche zwischen gewollter Wohlstandsmehrung und befürchteter Ressourcenkrise immer wieder schmerzlich bewusst.
Sicher ist für mich allerdings, dass man die ökonomischen Probleme nicht einfach auf das Geldsystem zurückführen kann.
Dieses muss im Prinzip wohl so konstruiert sein, dass die Geldmenge mit der Wirtschaftsleistung wächst oder schrumpft.
Fiat Money (das natürlich andere Nachteile hat bzw. inhärente Gefahren birgt) kann das eher leisten als Edelmetallgeld, weil bei Letzterem die Versorgung von der Bergbauförderung abhängig ist, sowie von möglichen "Verschatzungen" (bzw. theoretisch auch "Entschatzungen"): Gold als Schmuck, im Tresor, Silber in Essbestecke umgewandelt ... .
"Verschatzung" scheint es aber auch in der Papiergeldwirtschaft zugeben; freilich kann da die Notenbank mit der Druckerpresse gegenhalten. Wenn dann allerdings die Besitzenden ihr gehortetes Geld wieder "entschatzen" ... kommt es zur Inflation. (Jedenfalls sofern die Notenbank die überschüssige Geldmenge nicht oder nicht schnell genug wieder aus der Wirtschaft herausziehen kann; ob und ggf. welche Möglichkeiten sie insoweit hat, überblicke ich nicht.)
Hier werden alle Vorurteile in sieben Schritten beseitigt:
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