Samstag, 18. Juni 2005

Es muss nicht immer Frottee sein: Klassenkampf im Morgenmantel?

Es war einmal, so vor etwa 25 Jahren, da ging ich und kaufte 2 Morgenmäntel (bei C & A). Das wäre an sich nicht weiter berichtenswert, wäre nicht der Stoff, aus dem die Umhüllung nach dem Aufwachen aus den Träumen war, außergewöhnlich gewesen. Aus Cordstoff waren diese beiden Bademäntel oder Morgenmäntel nämlich genäht, und das habe ich seither nie wieder gefunden.
Nicht nur elegant, sondern auch spottbillig waren sie; sofern ich mich recht erinnere, haben sie nur 20,- DM pro Stück gekostet.

Durchgescheuert an den Ellenbogen, haben meine beiden Cord-Morgenmäntel, einer dunkelblau, einer beige, vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet. Seit jenen glücklichen Tagen bin auch ich in Frottee (oder Velours) gehüllt, jene stofflichen Reichseinheitsmorgenmäntel, welche z. B. den Aufenthalt (auch als Besucher) in einem Krankenhaus zu einem ganz schrecklichen Erlebnis machen. Auf den Fluren wimmelt es von Frotteefeen, unförmigen und trostlosen Gestalten, welche alle in jene Produkte eingepackt sind, mit welchen die Bourgeoisie das Volk auf Abstand hält.

Oder verschmäht jenes Volk, welches sich mittlerweile nicht nur mit gewissen olfaktorisch unerträglichen (aber sauteuren) Duftmarken als Unterschicht markiert, sondern sogar schon die Ringe selbst durch die Nase zieht, eine elegantere Kleidung für den Morgen und die (Krankheits-)Sorgen?
Da muss ich die Massen wohl mal aufrütteln. Deshalb meine herzliche Bitte:
Morgenmantelmenschen aller Länder: Erwachet!
Kämpft gegen die Geschmacksdiktatur der Bourgeoisie!
Ihr habt nichts zu verlieren als die Fesseln des Frotteefimmels!

Nachtrag: habe heute im Kaufhaus festgestellt, dass ich Unrecht hatte. Es gibt sie, doch ist die Alternative zum Frotteebademantel genehmigungspflichtig. Sintemalen es sich um ein "Dual Use"-Produkt handelt: Waffelpique. Da kann der Mensch mit seinem Morgenmantel gleich auch das Geschirr abtrocknen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen