Freitag, 17. Juni 2005

Flaschenbürstenbohrung - das Wort des Jahres

Sie wissen nicht, was eine Flaschenbürstenbohrung ist, gelle?

Nicht verzagen: Google fragen. Oder MSN. Bei beiden nicht fündig geworden? Dann Yahoo versuchen: dort klappt es. Obwohl auch da die "Flaschenbürstenbohrung" nicht im Singular gefunden wird, sondern nur im Plural. Irgendwie hat Yahoo offenbar einen Einzahl-Mehrzahl-Umwandler; oder eine gewisse Toleranz bei der Suche. (Bei den "Bohrungen" sprudelt auch Google.)

Aber das nur nebenbei. Ehrlich gesagt: nicht einmal ich :-) kannte, bis vor wenigen Tagen, die Flaschenbürstenbohrung. Und das, obwohl es doch das Wort des Jahres ist! Allerdings erst des Jahres 2010, oder so.

Denn offenbar handelt es sich um eine Methode, den letzten Tropfen Öl aus den Quellen zu quetschen. Und falls der Gipfel der Ölförderung - "Peak Oil" - um 2010 erreicht wird, dürften wir dann auch mit dem Begriff Flaschenbürstenbohrungen nähere (unangenehme) Bekanntschaft machen.

Einzelheiten zu dieser Technik hier auf der Webseite eines Michael Prox http://www.miprox.de/Sonstiges/Peakoil-China.html (wo ich die Information zunächst fand) oder dort, wo der Artikel ursprünglich herkommt: http://www.chinaintern.de/article/Wirtschaft_Hintergrundberichte/1088085090.html. Die nach eigenen Angaben privaten Seitenbetreiber von "Chinaintern" informieren fairer Weise den Netznutzer darüber, dass sie praktizierende Falun Gong Anhänger sind (http://www.chinaintern.de/impressum.php). [Nachtrag v. 14.5.06: Zu Falun Gong vgl. auch meinen Eintrag "Wie mich die Außerirdischen beim Pizzaessen erwischten".] Das sollte man im Hinterkopf haben; es muss aber nicht bedeuten, dass die allgemeine Information über China auf der Webseite Chinaintern falsch oder fragwürdig ist.

Auch in der Wikipedia findet man den Begriff "Flaschenbürstenbohrungen" http://de.wikipedia.org/wiki/Peak_Oil. Das englische Original (“bottle-brush” drilling) und einige weitere Hintergründe sind im Forum "Peak Oil" http://f27.parsimony.net/forum67590/messages/802.htm vorgestellt worden.

In einem anderen Forum http://www.weltverschwoerung.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&p=309129 erfahren wir, dass unser Staat sich mit der Wirtschaftssicherstellungsverordnung schon vorbereitet für den Absturz der Ölproduktion (meint jedenfalls "Samhain").
Na, wenn unsere Regierung das Problem bereits voll im Visier hat, brauche ich mir ja keine Gedanken über die Etablierung einer Ressourcenerschöpfungsfolgenabschätzungskommission mehr zu machen.

Trotzdem wäre es vielleicht doch zweckmäßig, wenn auch unser Volk ein wenig darüber nachdenken würde, was da in relativ kurzer Zeit auf uns zukommen könnte.
Und desderwegen stelle ich das Wort des Jahres 2010 an dieser Stelle bereits im Jahre 2005 vor.

Nach Meinung des US-Geologen Kenneth Deffeyes allerdings wird uns "Peak Oil" schon dieses Jahr pieken : so um den US-Amerikanischen Erntedanktag, Thanksgiving, herum (vgl. z. B. hier http://www.climateark.org/articles/reader.asp?linkid=40805 und an zahlreichen anderen Stellen im Netz). Da können wir dann Dank sagen für die Fülle der Vergangenheit.


Nachtrag vom 09.04.06:
Wo bringe ich die nachfolgende Meldung unter? So viele Einträge wären passend:

- The (b)rat in the box at the ultimate lever? oder
- False Teachers in and on our Environment? oder
- Rentensimonie? (Sowohl was den Un-Sinn einer Kapitalmassierung bei schwindenden Ressourcen angeht, wie auch als Indiz für einen schon bestehenden Kapitalüberfluss) oder
- Peking bohrt (1), Amerika bombt (2), Europa brütet (3) oder
- KEINE JUNGFRAU ZÄHMT DIESES ZWEIHORN
- EINE NATUR GIBT ES NICHT. EINE UMWELT(PROBLEMATIK) AUCH NICHT ;
ebenfalls passend wäre natürlich auch
- Hungerskandal in Wuppertal: Porsche-Fahrer frisst Rentner-Oma die Polenta vom Teller!

Der passendste Rahmen für die folgende Information ist aber doch wohl der vorliegende Eintrag zum Stichwort "Flaschenbürstenbohrung":

Unter der Überschrift "Das Dagobert-Syndrom der Unternehmen" berichtet Udo Rettberg im Handelsblatt vom 05.04.06 über Berechnungen von Jeff Currie, Leiter des Commodities Research bei Goldman Sachs. Danach "sitzen die internationalen Ölkonzerne auf Barreserven in Höhe von weit mehr als 500 Mrd. US-Dollar. Die wirkliche Dimension dieses Dagobert-Syndroms der Ölbranche wird erst dann so recht deutlich, wenn man weiß, dass diese Summe gut 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts entspricht." Rettberg (bzw. wohl auch Currie) wertet das als ein bedenkliches Zeichen für die künftige Energieversorgung, weil er davon ausgeht, dass die Unternehmen das Geld mangels förderungswürdiger Vorkommen nicht investieren. Das ist sicher richtig; darüber hinaus zeigt es aber auch ganz generell, dass wir keinen Kapitalmangel, sondern einen Kapitalüberfluss im System haben. Denn wenn es andere attraktive Investitionsmöglichkeiten gäbe, würden die Unternehmen ihr Kapital schließlich dort anlegen. Offenbar (das ist jetzt meine Vermutung, nicht eine Information aus dem Artikel) legen sie es aber auf dem Kapitalmarkt an, wo es zwar teilweise auch in Sachanlagen investiert werden mag, zu einem großen Teil sicherlich aber auch in den Spekulationsmarkt und in unproduktive Anleihen abdriftet.


Nachdem sich jetzt ein(e) Suchende(r) über die "Flaschenbürstenbohrungen" zu mir durchgegoogelt hat, kam ich auf die Idee, zu Dokumentationszwecken hier die aktuelle Google-Trefferzahl festzuhalten:

225 Treffer sind es per 14.05.2006. (Im Singular gibt es, außer meinen Webseiten, bislang nur hier einen Google-Treffer zu einem Forenbeitrag vom 08.07.2004.)

Schaun wir mal, wie sich dieser Knappheitsindikator im Laufe der Jahre entwickelt.


Nachtrag vom 08.12.06:
Ähnlich wie im Eintrag "Mein Ressourcenpessimismus gehört mir!" beabsichtige ich nun auch hier, alljährlich eine Google-Wort-Häufigkeitsstatistik zu führen.

"Flaschenbürstenbohrung" = 9 Ergebnisse per 08.12.06 // -6- Ergebnisse (davon -5- von mir) per 07.05.2007 // 12/2011: 150 //
und
"Flaschenbürstenbohrungen" = 145 Ergebnisse per 08.12.06 (Merkwürdig - das sind ja deutlich weniger als im Mai 2006?) // 95 Ergebnisse per 07.05.2007 - es werden immer weniger (aber das Öl auch!) // 12/2011: 150 //

Nachtrag 15.05.08:
Nun gibt es nur noch -42- Flaschenbürstenbohrungen (mit Mehrfachzählungen von der gleichen Webseite und weitgehend gleichen -also übernommenen oder abgekupferten- Texten unter verschiedenen URLs) und nur noch 13 mal die Flaschenbürstenbohrung im Singular - fast alle von mir.
Weiterhin sinkt also die Trefferzahl der Flaschenbürstenbohrungen - als Wort, aber vermutlich auch in der Realität. Derweil steigt der Ölpreis munter weiter.

Nachtrag 12.05.09:
Heute finde ich bei Google, allerdings ohne die "übersprungenen Ergebnisse" im Singular wie im Plural noch ca. 25 Erwähnungen. Das mag keine Verminderung gegenüber der Trefferquote von vor einem Jahr sein (damals waren Mehrfachzählungen einbezogen); es zeigt allerdings, dass der Begriff im breiten öffentlichen Diskurs nach wie vor nicht präsent ist.


Nachtrag 04.06.2010
Im Gegensatz zu früher (vgl. hier bzw. meine Eintragung in einem Suchmaschinenforum dort) ist der Google-Suchalgorithmus jetzt anscheinend "pluraltolerant". Jedenfalls bringt heute die Flaschenbürstenbohrung (162) praktisch ebenso viele Ergebnisse wie die Flaschenbürstenbohrungen (163).


Nachtrag 29.05.2012
Im letzten Jahr (Google lässt bekanntlich eine entsprechende Einschränkung der Suche zu) gab es keinen neuen Eintrag mehr für "Flaschenbürstenbohrung".






Textstand vom 29.05.2012
Gesamtübersicht der Blog-Einträge auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm

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