Nicht Tante Erna, die zwar angenehm aussah, aber nicht mehr jung war, sondern jene junge Dame, welche irgendwann irgendwo in sein Blickfeld kam. Während Lupo Vecchio sie bewundernd anstarrte, und seinen Trappergedanken nachhing (das hat aber nichts mit Karl May zu tun: der wäre veranlagungsbedingt eher desinteressiert gewesen), nahm sie ihn wahr und wandte ihm den Blick zu.
Wie würde sie reagieren? Ärgerlich, hochmütig?
Nein: sie grüßte ihn fröhlich, herzlich, und gänzlich unbefangen. Ganz so, wie man einen lieben alten Opa begrüßt.
Nicht nur zur Illustration des Brillenwechsels bei Lupo Vecchio wird sie hier erwähnt, sondern auch, um ihr (wie zuvor schon Tante Klara - vgl. Eintrag "Margarinefigürchen oder wer stiehlt uns den Produktivitätsfortschritt?" vom 19.06.05) ein Denkmal zu setzen. Ich habe sie nicht nur deshalb gern gemocht, weil ich ihr mit viel Liebe zubereitetes Essen (insoweit war ich von daheim nicht gerade verwöhnt) und ihren vorzüglichen Kaffe sehr mochte. Es muss wohl eine tiefere Verbindung gegeben haben. Am Tag Ihres Todes (von einer Krankheit bei ihr wussten wir nichts) ging ich am späten Nachmittag mit meiner Frau im Wald spazieren. Wir hörten den Ruf eines Uhus (vermute mal, dass es ein solcher war, bin allerdings kein begeisterter oder auch nur kenntnisbeleckter Hobby-Ornithologe). Um meiner Frau etwas Angst einzujagen, sagte ich: "Das Käuzchen ruft, jetzt stirbt jemand." [Über diesen Volksglauben (der freilich, wenn man von dem unterstellten Kausalzusammenhang einmal absieht, der Realität entspricht; schließlich stirbt ständig jemand) vgl. z. B. hier: http://www.mittelalternative.de/eulengedicht.htm.]
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