Mittwoch, 18. Februar 2009

Nun Volk hör auf: deine Volksparteien zu unterwandern. Nun Flüchtlingssturm, brich los! Nein, war nicht so gemeint, Hr. Perger?

Merkwürdig: immer dann, wenn in einer Demokratie mal der Volkswille herrschen soll, kriegen viele feine Demokraten Magenkrämpfe. Man weiß ja schließlich, was richtig isst - im Gegensatz zum Volk, das eh' nur in dunklen Stuben beisammensitzt und dort ein dumpfes Stammtischmurmeln absondert.

Nun gibt es zweifellos eine ganze Reihe von Themenfeldern, wo dem Volk ein sachkundiges Mitreden schwer fällt. Bankenrettung, Wirtschaftspolitik oder gar Währungspolitik: da fehlen entweder zum einen die erforderlichen Fach- und Sachkenntnisse, und zum anderen der nötige Zeithorizont. Scheinbar wirksame Sofortlösungen können aber, gerade auf diesen Gebieten, mittel- und langfristig verheerende Folgen haben.

Bei der Frage indes, wer sich auf dem Territorium eines anderen Volkes niederlassen darf, sollten doch wohl die Mitglieder des Volks-Vereins ein Mitspracherecht haben? Oder sollen wir alle reinlassen, denen es daheim nicht gut geht, und die deshalb hier an den Hartz IV-Honigtöpfen saugen möchten?

Nun, das hat Hr. Perger ja nicht gesagt.
Werner A. Perger beschränkt sich in der ZEIT ONLINE vom 18.02.2009 in seinem
Kommentar "Flüchtlinge. Wie der Populismus die Volksparteien unterwandert" auf das Gebiet der politischen Hygiene. "Flüchtlingsbekämpfung" ist ein Wort, das ihm nicht gefällt.

Darüber kann man lange reden; es ist indes nicht sonderlich demokratisch, sondern eher hinterfotzig, wenn man der öffentlichen Meinung inhaltliche Positionen auf dem Weg über scheinbar bloße Stilfragen unterjubeln will.
Das ist natürlich intelligenter als der Stammtisch, aber es ist eine hinterhältige Strategie, uns die geistigen Waffen zur Verteidigung unseres Raumes aus der Hand zu luchsen, "unser Raum" als Raum verstanden, wo 'wir' unsere Kultur aufgebaut haben, die wir nicht demontiert und nicht überformt sehen wollen. Das ist keine Frage der Qualität, und auch die Legitimität dieser Position hat nichts damit zu tun, ob unsere Kultur besser oder schlechter als andere ist: My home is my castle, my country is my home - und nicht die Siedlungspampa für die ganze Weltbevölkerung und auch nicht und schon gar nicht den verelendeten Teil davon.


Die eigentliche Frage ist also "wolle mer jeden reinlasse", oder wollen wir das nicht. Davon, aber auch davon, mit welchem Maß an Aggressivität die Flüchtlinge in unser Territorium einzudringen versuchen. Schon der Terminus Flüchtlinge ist bei der Anwendung auf sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" ein Euphemismus, auch wenn uns das meist nicht bewusst wird. "Fliehen" im eigentlichen Sinne kann man nämlich nur vor einer drohenden Gefahr, einst z. B. "vor den Russen", "vor den Nazis" oder "vor den Deutschen". Wirtschafts"flüchtlinge" sind indes gar keine Flüchtlinge in diesem strengen Sinne; in korrekter Bezeichnung, aus der Perspektive derjenigen, die sich von ihnen bedroht fühlen, müssten sie als Eindringlinge bezeichnet werden.

Da würden Herr Perger und andere Menschheitsfreunde fraglos noch mehr toben, aber die aggressive Zuwanderung in Wohlstandsländer ist keine Flucht. Wir sollten also Hr. Perger insoweit durchaus Ernst nehmen, als wir uns um Bezeichnungen bemühen, welche unsere Sicht der Dinge wiedergeben.

Wer sich daran stört, dass andere den Begriff der "Bekämpfung" verwenden, wenn sie den Flüchtlingsansturm auf unser Siedlungsterritorium abwehren wollen, der will ihn halt nicht bekämpfen, sondern hinnehmen. Er will uns zunächst das begriffliche Instrumentarium madig machen, mit welchem wir den Sachverhalt aus unserer Interessenposition heraus beschreiben. Und wenn uns erst die Worte fehlen, wenn starke Worte illegitim geworden sind, dann sind wir auch zur energischem Handeln nicht mehr fähig.

Das ist der eigentliche Sinn seiner Kritik (und der zahlreichen ähnlich operierenden Kritiker), diese Zielsetzung gilt es zu erkennen, zu denunzieren (wie Herbert Markuse und nach ihm die 68er gesagt haben würden) und zu bekämpfen.

Ein gewisser Bevölkerunsaustausch ist zweifellos sinnvoll; Stagnation liegt nicht in unserem wohl verstandenen Interesse. Doch müssen wir, gerade jetzt in den Zeiten der Wirtschaftskrise, und weitaus mehr und weitaus härter noch in den Zeiten der Ressourcenkrise (Peak Oil / Ölfördermaximum usw.) unsere legitimen Interessen als Volk mit allem Nachdruck verteidigen.

Wir, das Volk, dürfen uns weder in die Nazi-Ecke drängen lassen, noch dürfen wir uns zu Vollidioten umerziehen lassen, die alle und jeden bei uns reinlassen. Die Härte der Abwehr muss der Härte des Angriffs entsprechen - bei der illegalen Einwanderung wie übrigens auch auf anderen Gebieten (z. B. bei der Piratenbekämpfung).

Wer im vorliegenden Zusammenhang mit negativer Bewertung von "Rechtspopulismus" spricht, schwingt zwar die "Ihr-seid-böse-Nazis"-Argumentations-Keule noch nicht sichtbar, hält sie aber hinter seinem Rücken schon bereit. Logisch ist das natürlich unhaltbar; Menschen umzubringen, die Teil der eigenen Kultur sind und sich als Teil dieser Kultur fühlen, ist eines; Menschen - ggf. auch mit Gewalt - am Eindringen zu hindern, um unseren eigenen Lebensstandard und/oder unsere ganz spezifische Lebensweise ("Kultur") zu sichern, ist etwas völlig anderes. Es geht heute nicht darum, andere anzugreifen. Wir müssen aber und wir dürfen uns entschlossen und auf eine Weise verteidigen, die Erfolg verspricht. Massenhafte illegale Einwanderung ist eine Form des Angriffs auf unser Territorium und, je nach Umfang, ggf. längerfristig auf unsere Lebensform. Solche Angriffe müssen wir abwehren und nötigenfalls auch die Härte unserer Abwehr so lange steigern, bis wir die Angreifer von der Aussichtslosigkeit überzeugt haben.

"Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt" reimten die 68er. Und hatten gar nicht so Unrecht. Wir, die Völker (oder das Volk?) Europas, brauchen ein neues Selbstbewusstsein, damit wir uns bei der Verteidigung unserer legitimen Interessen uns nicht mehr verunsichern lassen.

Wer immer der Meinung ist, dass man den Armen der Welt eine Chance geben sollte, mag ganz persönlich seine eigenen Scherflein gen Süden senden.
Doch leider läuft (nicht im konkreten Aufsatz Perger, der dieses Thema gar nicht berührt, aber doch sehr häufig in der Diskussion) die Moral der Guten meist darauf hinaus, den anderen in die Tasche zu greifen, um das eigene Gewissen zu streicheln - indem man die Hilfebedürftigen reinlässt, oder indem man eine wachsende Weltbevölkerung durchfüttert.
Mit der Begründung "Wir sind so reich", da müssen "wir doch etwas für die Armen tun", wird nicht das eigene Portemonnaie gezückt, sondern der Steuerzahler geschwitzt. Und vorzugsweise erhöht man dann die Mehrwertsteuer: das trifft ausgerechnet die Reichen am wenigsten und die eigenen Ärmsten am ehesten. (Und dann heißt es wieder "Eine Schande, wo wir doch so reich sind ...", und die nächste Steuererhöhungsrunde ist eingeläutet.)

Ethikpopulisten wie Perger sind auf ihre Weise ebenso kurzsichtig wie das Volk. Ihr Denken ist aus der Fülle geboren, welche wir derzeit genießen. Dass diese schon sehr bald zu Ende sein wird (der Ölpreis von 150,- USD pro Barrel im vergangenen Juli war ein erster vager Vorgeschmack darauf), liegt außerhalb ihres Blickfeldes.

Eigentlich müssten wir uns jetzt auf vielfältige Weise auf die kommenden Knappheiten vorbereiten:

Demographisch, indem wir die Schrumpfung unserer Bevölkerung nicht mit der Brechstange bekämpfen (und, wie es momentan scheint, leider sogar erfolgreich - vgl. z. B. Handelsblatt-Meldung "Bevölkerung. Die Deutschen kriegen wieder mehr Kinder" vom 15.02.09).

In der Raumordnung durch einen Stopp (und möglichst eine Umkehr) der Zersiedelung.

Technologisch durch alternative Energien, aber z. B. auch durch Überlegungen für eine optimierte Agrarwirtschaft (weitgehend) ohne Rohöl. Und in nicht allzu ferner Zukunft sogar ohne abbauwürdige Phosphatvorkommen (hier ein deutscher Text darüber).

Mental, indem wir uns auf eine Neue Härte einrichten: eine Härte des Lebens, aber auch harte Grenzziehungen. Piraten? Versenken! Unerwünschte Eindringlinge? Abwehren! Es geht aber keineswegs nur um Härte nach außen; auch im Innern, untereinander, müssen wir bereit sein, ggf. auch mit extremen Maßnahmen unsere Infrastruktur so lange wie möglich und so intakt wie möglich zu erhalten.
Schon in den letzten Jahren häuften sich wir "Dank" stark gestiegener (vgl. z. B. Handelsblatt-Bericht "Rohstoffdiebstahl. Versilberte Bronze" vom 28.05.2008 oder "Kupfer-Klau: Skrupellose Jagd auf das teure Metall" in den Lübecker Nachrichten vom 20.02.08). Ein anschauliches Beispiel (wenn auch nicht gerade der für Metalldiebe attraktivste Rohstoff) sind Bahnschienen. Beliebter waren und werden sein Kupferkabel (Stromkabel, Telefonkabel).
Aus unserem derzeitigen saturierten Blickwinkel (oder Bettwinkel) klingt es geradezu hysterisch, wenn ich (für zukünfte Zeiten der sich ständig verschärfenden Ressourcenverknappung) fordere: "Plünderer werden erschossen!" Das kann man sich heute nicht vorstellen (will ich auch heute nicht); da mag auch niemand dran denken. Doch kann eine Rechtspflege im Zeitalter der Ressourcenerschöpfung nicht mehr dieselbe sein wie heute.

Ich freilich denke, dass wir uns auf jede Weise, mental, organisatorisch und technologisch auf die Rohstoffverknappung vorbereiten sollten. Dass wir das allerdings beizeiten tun werden, bezweifle ich.



Ein Beispiel dafür, wie man sich in früheren Zeiten erfolgreich seiner Haut wehrte, bzw. seinen Handel schützte, präsentiert uns, beiläufig, die Historikerin Margrit Schulte Beerbühl in ihrem Artikel "Welthandel. Die Deutschen von London", in der Zeit Online vom 12.02.09 (meine Hervorhebung):
"Zu jener Zeit war der Handel mit den Mittelmeerländern von London aus nicht nur lukrativer, sondern auch erheblich sicherer. Piratenüberfälle machten den Hamburgern die Reise schwer. Unter englischer Flagge indes liefen die Geschäfte gefahrloser: Wagten die Piraten Übergriffe auf die Schiffe, so hatten Städte wie Algier und Tunis, die Heimathäfen der Seeräuber, mit schweren Gegenmaßnahmen der Navy zu rechnen. Und das schreckte ab."
Der derzeitige Spuk etwa vor der Küste von Somalia wäre sehr schnell zu Ende, wenn man wenigstens die Piratenschiffe versenken würde, ggf. auch in den Häfen. Angriffe auf die Städte oder gar mit Bodentruppen wären völlig überflüssig.




Textstand vom 18.02.2009. Auf meiner Webseite
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