Sonntag, 25. September 2011

Eurozonen-Bailoutismus: Alle in die Hängematte! Bis dass der deutsche Michel-Esel auch zusammenbricht?


Während der Bundestag demnächst vermeintlich über einen 400-Mrd.-Euro-Rettungsschirm debattiert, ist dessen Aufstockung und Bereiche um die 2 Mrd. € oder mehr schon längst von den Euromanen beschlossene Sache.
Den nachfolgenden Text entnehme ich (mit leichten Änderungen) meinem vorangegangenen Blott "Widerstand gegen Ausplünderung Deutschlands durch Finanzinteressen und europäische 'Brudervölker' wächst: .....", um diesem Sachverhalt die gebührende Beachtung zu sichern und ihn nicht in dem umfangreichen alten Text untergehen zu lassen. Dem entsprechend erfolgt die Darstellung in der Reihenfolge, wie mir die einschlägigen Meldungen untergekommen sind.
Jedenfalls sieht man: Die treudoofen Deutschen werden von den Finanzmärkten und von unseren 'kapitalistischen Brudervölkern' abgekocht wie die Frösche, die es bei langsamer Temperaturerhöhung nicht merken, dass sie verbrühen, und folglich auch nicht aus dem heißen Topf rausspringen.

Ausgerechnet die Süddeutsche Zeitung, die man ebenfalls zu den "Rettungsfachblättern" zählen darf, informiert ihre Leser über Debatten zur Erschließung neuer Schleichwege der Schuldensünder an die Fleischtöpfe Europas: "Schuldenkrise in Europa. Schwindelgefahr im Geld-Karussell" (23.09.11, Autor Claus Hulverscheidt) (meine Hervorhebungen, Links im Original):
"Die Bundesregierung hat mehrfach klargestellt, dass sie keine Euro-Bonds will, wobei im Nebensatz oft ein kaum hörbares "derzeit" hinterhergeschoben wird. Dennoch kommt ihr die beinahe hysterische Debatte im Land gelegen, verschleiert sie doch den Blick darauf, dass bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank an diesem Wochenende in Washington hinter den Kulissen eine andere Neuerung diskutiert wird, deren Sprengkraft die einer europäischen Gemeinschaftsanleihe weit übersteigt: Um die Debatte darüber, ob der Euro-Rettungsschirm EFSF mit 440 Milliarden Euro ausreichend ausgestattet ist oder nicht, ein für allemal zu beenden, denken die Euro-Länder darüber nach, dem Fonds eine unlimitierte Kreditlinie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einzuräumen. Der EFSF könnte also künftig Anleihen kriselnder Euro-Staaten aufkaufen, sie bei der EZB hinterlegen und dafür weitere Darlehen der Notenbank erhalten. Dieses Geld stünde für neue Bond-Käufe zur Verfügung - ein gigantisches Karussell käme in Gang. Am Ende hätten die Euro-Länder faktisch unbegrenzt Zugriff auf Zentralbankgeld. Die EZB müsste immer dann die Notenpresse anwerfen, wenn eine Regierung mit dem Geld nicht auskäme - mit womöglich verheerenden Folgen für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Auch wären sämtliche Anreize für den Staat, sorgsam zu wirtschaften, perdu. ..... Vor allem US-Finanzminister Timothy Geithner verlangt deshalb von seinen EU-Kollegen, die Debatte über die Höhe der EFSF-Mittel zu beenden. Nur wenn klar sei, dass der Fonds unbegrenzt hafte, so sein Argument, werde sich die Furcht der Anleger legen."
Logo: Amerika hat jedes Interesse daran, den Euro zur Weichwährung zu machen. Denn schließlich droht sonst die Gefahr, dass er den längst maroden US-Dollar als Welt-Reservewährung ablösen könnte.

Dagegen ist, wie der STERN in seinem Bericht "Schäuble. Athen braucht zehn Jahre lang Hilfen" vom 24.09.11 meldet, selbst der IWF skeptisch gegenüber einer Ausweitung der Rettungsschirme:
"Der IWF betrachtet Überlegungen zu einer deutlichen Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF mit großer Skepsis. «Wer argumentiert, dass wir einen gigantischen EFSF brauchen, bewegt sich jenseits dessen, was vernünftig ist», sagte der Leiter der Europa-Abteilung des IWF, Antonio Borges, am Freitag in Washington. Der Rettungsfonds sei zwar ein zentrales Element der Krisenbekämpfung. «Er ist allerdings nicht die Lösung für jedes einzelne Problem», betonte der Experte. EU-Währungskommissar Olli Rehn hatte erklärt, es sei «sehr wichtig, dass wir die Ausweitung des EFSF mit Hilfe eines Hebels erörtern, um seine Wirkung zu verstärken und ihn effektiver zu machen». Auch US-Finanzminister Timothy Geithner soll den Europäern empfohlen haben, die Mittel für den Euro-Hilfsfonds auf eine Weise deutlich zu erweitern, ohne dass der EFSF selbst sein Kapital aufstocken muss."

Nachtrag:
Glaubt man freilich dem Bericht "Multi-trillion plan to save the eurozone being prepared" des Telegraph vom 24.09.11, wird der EFSF-Fonds doch mit frisch gedruckten Geldern der Europäischen Zentralbank sozusagen 'gehebelt' werden - damit auch Spanien und Italien unter die Rettungsfittiche schlüpfen können (meine Hervorhebung):
"German and French authorities have begun work on a three-pronged strategy behind the scenes amid escalating fears that the eurozone’s sovereign debt crisis is spiralling out of control. Their aim is to build a “firebreak” around Greece, Portugal and Ireland to prevent the crisis spreading to Italy and Spain, countries considered “too big to bail”. According to sources, progress has been made at the G20 meeting in Washington, where global leaders piled pressure on the eurozone to fix its problems before plunging the world back into recession. In a G20 communique issued on Friday, the world’s leading economies set themselves a six-week deadline to resolve the crisis – to unveil a solution by the G20 summit in Cannes on November 4. Sources said the plan would have to be released as a whole, as the elements would not work in isolation. ..... The second leg of the plan is to bolster the EFSF. Economists have estimated it would need about Eu2 trillion of firepower to meet Italy and Spain’s financing needs in the event that the two countries were shut out of the markets. Officials are working on a way to leverage the EFSF through the European Central Bank to reach the target. The complex deal would see the EFSF provide a loss-bearing “equity” tranche of any bail-out fund and the ECB the rest in protected “debt”. If the EFSF bore the first 20pc of any loss, the fund’s warchest would effectively be bolstered to Eu2 trillion. If the EFSF bore the first 40pc of any loss, the fund would be able to deploy Eu1 trillion. Using leverage in this way would allow governments substantially to increase the resources available to the EFSF without having to go back to national parliaments for approval, which in a number of eurozone countries would prove highly problematic."

Mehr zum amerikanischen  Druck auf die Europäer (lies: insbesondere auf Deutschland) in diesem Blogposting der Voice of America vom 24.09.11. Ich finde es ausgesprochen unverfroren, dass die USA ihre eigenen Bundesstaaten pleite gehen lassen, aber von uns Europäern verlangen, für die hiesigen Schuldensünder einzustehen!


Nachträge 25.09.11:

Sogar Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat in meinen Augen jetzt dem Grunde nach bestätigt, dass die EFSF-Rettungsfittiche mit Krediten aufgeplustert werden. Lt. WELT-Bericht "Schäuble schließt früheren Rettungsschirm-Start nicht aus" vom  hat er gesagt (meine Hervorhebung):
"Zu Forderungen, die Finanzkraft des EFSF weiter zu stärken mit einer Refinanzierung über die EZB, sagte Schäuble: Es gebe auch andere Formen, einen Kredithebel ("Leveraging") einzusetzen als den Rückgriff auf die EZB. Nähere Angaben machte Schäuble nicht. "

Während Deutschland noch im Tiefschlaf liegt, pfeifen es in den anglophonen Medien die Spatzen schon von den Dächern, dass man die Fondsmittel auf irgend eine Weise hebeln wird. Und das macht ja nur dann Sinn wenn man davon ausgeht, dass auch Italien und Spanien, wenn nicht gar am Ende noch Frankreich, unter den Schirm schlüpfen dürfen. Nix Reformen: alle ab in die Hängematte. Bis auch der Michel-Esel zu Boden fällt. Meldungen betr. Hebelung z. B.:
Agentur Reuters 24.09.11: "Euro zone considers leveraging EFSF: EU's Rehn" (meine Hervorhebungen):  
"In the meantime [d. h. bis zur Einführung von Euro-Bonds, die wir am Ende also wohl doch bekommen werden!] we need to build a bridge and I think this bridge will be developed on the basis of the current reform of the EFSF and as one part of that next stage we are contemplating the possibility of leveraging the EFSF resources to have more firepower and thus have a stronger financial firewall to support our member states that are doing the right thing,*" Rehn said. Billionaire investor George Soros, also present, said several ways of leveraging were being explored: "Turning the EFSF into a bank is one, making it function as an insurance company could be another one, and using it to provide the first tranche of a guarantee, thereby relieving pressure on the others, could be yet another," Soros said. "There are a number of options, and I am glad they are all being explored, because something needs to be done," he said."
* Wenn die Mitgliedsstaaten das Richtige tun, brauchen sie keine Rettungsschirme! Bzw. umgekehrt: Die Rettungsschirme sind für jene Mitgliedsstaaten, die NICHT die richtigen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung und zur Wiedergewinnung des Finanzmarktvertrauens ergreifen!

Reuters-Meldung "Europe aims to beef up crisis fund, world urges action", ebenfalls 24.09.11:
"The European Union's top economic official, Olli Rehn, said as soon as the region's governments confirm new powers for their 440-billion-euro fund, known as the EFSF, attention will turn to how to get more impact from the existing money. "We need to find a mechanism where we can turn one euro in the EFSF into five, but there is no decision on how we could do that yet," another senior European official said on condition of anonymity."

The Wallstreet Journal meldet gleichfalls am 24.09.11 unter "EU Rehn: Growing Political Will In Euro Zone To Maximize EFSF" (meine Hervorhebung):
"There is an increasing political will that we have to get more impact" from the European Financial Stability Facility, said European Commissioner for Economic and Monetary Affairs Olli Rehn during the annual meetings of the International Monetary Fund here. Until euro bonds, which require deep fiscal integration, can be put in place in the euro zone, the single currency bloc will need some kind of bridging mechanism to make sure it has adequate safety nets in place. Rehn said euro zone governments should look at ways to leverage the EFSF lending capacity once the fund's new powers have been enacted by all 17 parliaments of the euro area by the end of October".

Sehr ausführlich berichtet die New York Times in ihrem Artikel "Europe Seeks to Ratchet Up Effort on Debt" vom 24.09.2011 (u. a.) über die Überlegungen, mit den 440 Fondsmilliarden eine weitaus höhere Garantiesumme zu hebeln:
"Olli Rehn, the European Union’s monetary affairs commissioner, said Saturday that there was “increasing political will” among European leaders for a new effort to soothe investors. He said they were discussing a plan to multiply the financial impact of an existing bailout fund designed to make up to 440 billion euros ($600 billion) in loans to troubled nations and banks, so that it could instead insure a few trillion euros in loans. French and German officials here continued to insist publicly that they were focused on the July plan, but in private meetings this weekend they made clear that they now understand the need for a new proposal, according to a senior American official who described the private conversations on condition of anonymity. The shift in European strategy follows several days of intense pressure from world leaders gathered here for the annual meetings of the World Bank and the International Monetary Fund. One after another, they have warned publicly and privately that Europe’s problems are dragging down their nations, too...... The United States also has sharpened its tone. “The threat of cascading default, bank runs and catastrophic risk must be taken off the table, as otherwise it will undermine all other efforts, both within Europe and globally,” Treasury Secretary Timothy F. Geithner said in a statement on Saturday. “Decisions as to how to conclusively address the region’s problems cannot wait until the crisis gets more severe.” The Obama administration has been pressing European leaders, particularly the Germans, to act more forcefully ..... the most obvious option would be an increase in the size of the bailout fund, which was created in 2010 by the 17 nations that use the euro. Independent analysts generally agree that the fund is not large enough to meet the borrowing needs for all the countries with problems, including Greece, Italy, Ireland, Portugal and Spain...... But political opposition to bailouts and the strained finances of some European countries make such an increase unlikely, and as a result, officials are focused instead on ways of making each euro go farther...... One option under consideration, suggested by American officials, is to treat the fund as an insurance program. The European Central Bank, which has an unlimited ability to create money, would lend money to investors to buy the debt of troubled countries. The bailout fund would agree to absorb any losses but, as an insurance program, its capital would be sufficient to guarantee loans with an aggregate value several times as large...... The discussions among European officials are intense, reflecting the urgency of the situation, but they remain at an early stage."

EINER lässt sich von dem internationalen Druck nicht ins Boxhorn jagen: Jürgen Stark. In dem Artikel "For Europe, the criticism piles on at IMF meeting" der Washington Post vom 25.09.11 lesen wir darüber:
"Former German ECB board member Jürgen Stark, who resigned in a dispute over the ECB’s role in the crisis, fired back at Geithner that it wasn’t fair to blame the euro zone for a crisis with roots in the United States. “All the governments have to do their own work before they give advice to others,” he said."
Ausführlicher der FAZ-Artikel "Jürgen Stark. EZB-Chefökonom: Ganze Welt ist überschuldet" vom 25.09.11.

Es gibt eben doch noch Deutsche mit Charakterstärke - freilich nicht in den Reihen der Berliner Politikerkaste.
Ausnahmen bestätigen die Regel: "Mehr als 3000 für FDP-Mitgliederentscheid" hat der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler schon für seine Aktion gegen den ESM (nicht den EFSF) zusammen: "Die Schwelle der zu erreichenden Unterschriften liege bei 3232, so dass wir diese bald erreichen dürften“, schreibt Schäffler, der mit dem Altliberalen Burkhard Hirsch den ESM gegen den Willen der Parteispitze verhindern will."


Nachträge 29.09.2011

Hut ab, Handelsblatt! Dieses Blatt nimmt heute (soweit ich sehen kann, als einziges der deutschlandweiten "großen" Medien!) kein Blatt vor den Mund, wenn es titelt (und den Artikel im Webseitenlayout deutlich herausstellt): "Euro-Rettungsfonds: Der Bundestag stimmt über eine „Blackbox“ ab":
"Die EFSF-Abstimmung ist für die Abgeordneten ein Votum ins Ungewisse: Hinter den Kulissen wird längst diskutiert, mit welchen Tricks die finanzielle Schlagkraft des Fonds weiter erhöht werden kann - am Parlament vorbei."

Weitere Stimmen/Informationen:
  • "EFSF Leverage: Euro Zone's Most Dangerous Delusion" warnt GEOFFREY T. SMITH heute im Wall Street Journal. Diesen Artikel greifen bei uns die Deutsche Mittelstands Nachrichten in ihrem Bericht "Griechenland-Abstimmung. EFSF Leverage: „Europas gefährlichster Wahn“ " auf. Die gleiche Webseite warnt in einem Artikel
  • "EFSF: Deutsches Gesetz ist ein Blankoscheck": "[der Jurist] Oliver Sauer vom Centrum für Europäische Politik in Freiburg [hat] zusammen mit dem Volkswirt Dr. Bert Van Roosebeke ..... das „Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (StabMechG)“, über das gerade abgestimmt wird, und den EFSF-Vertrag analysiert. Das Ergebnis sind interne Widersprüche, die dazu führen können, dass die strengen Gesetze in Deutschland durch Druck von hilfsbedürftigen Ländern im Rahmen des EFSF (European Financial Stabilization Facility) aufgeweicht werden könnten. ..... Dabei haben Sauer und Kollegen eklatante Abweichungen zwischen Gesetz und EFSF-Vertrag gefunden. So sei in dem deutschen Gesetz klar formuliert, welche Anforderungen vorliegen müssen, damit Finanzhilfe gewährleistet werden kann. Im EFSF-Vertag sei dies viel weicher und schwammiger formuliert. ..... Für Juristen, aber auch für unter Umständen interessierte politische Kreise ergeben sich damit durchaus Möglichkeiten, unter dem ESFS etwas anderes zu verlangen, als deutsche Abgeordnete glauben, beschlossen zu haben. „Je wichtiger eine Angelegenheit ist, desto sicherer wollen sie doch seien, dass alles wasserdicht ist“, konstatiert Sauer. „Das ist hier eindeutig nicht der Fall.“ Ob hinter diesem Vorgehen System von Seiten der Regierung steckt, könne man an der Gesetzesvorlage nicht erkennen. „Fragen Sie sich selbst, ob das gezielt ist oder nicht“, sagt Sauer. „Wir können uns das in dieser Form jedenfalls nicht erklären.“ "
  • Auch von linker Seite kommt Kritik. Daniel Neun von "Radio Utopie" titelte schon am
  • 27.09.2011: "Der 2 Billionen Euro Staatsstreich der Banken":  "Laut einem "Top-Finanz-Beamten" sollen die Gelder des EFSF in eine neue "Zweckgesellschaft" der "Europäischen Investitionsbank" umgeleitet werden, welche anschließend "Euro-Bonds" durch die Hintertür heraus geben könnte. Abgeordnete aus FDP und SPD werfen der Regierung vor mit der EFSF-Ermächtigung am Donnerstag das Parlament umgehen zu wollen. Linke und Grüne schweigen. Hintergründe einer Staatsaffäre."  Am Schluss des Artikels eine Linksammlung zu (seinerzeit) aktuellen Nachrichten zum Thema.
  • Selbst die eigentlich rettungsfreundliche Süddeutsche Zeitung bringt heute ein Interview von Catherine Hoffmann mit dem Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Homburg, der seit eh und je die Rettungsaktionen (auch die Bankenrettungen!) kritisiert hat: "Streit um die Gemeinschaftswährung. Der Euro wird zusammenbrechen". Auszüge: "SZ: Kanzlerin Angel Merkel sagt: "Die Situation ist ernst." Aber die gemeinsame Währung lohne jede Anstrengung. Da kann man doch nicht widersprechen! HOMBURG: Man muss sogar widersprechen, denn die Bundeskanzlerin schürt lediglich Illusionen. Dies entspricht ebenfalls einem bekannten Muster. Der große Finanzpsychologe Günter Schmölders hat einmal geschrieben, es sei erstaunlich, wie lange Regierungen die Bevölkerung im Glauben wiegen können, es werde alles gut. Noch im März 1948 glaubten die meisten Deutschen, ihre Sparguthaben seien sicher, da war die neue D-Mark längst gedruckt. ..... Heute sind wir Zeugen einer geräuschlosen Friedensfinanzierung, die Milliarden in Richtung der Finanzindustrie umleitet und dies durch immer neue Kürzel wie EFSM, EFSF oder ESM verschleiert. ..... Heute sind wir Zeugen einer geräuschlosen Friedensfinanzierung, die Milliarden in Richtung der Finanzindustrie umleitet und dies durch immer neue Kürzel wie EFSM, EFSF oder ESM verschleiert. ..... Im Kern geht es ..... nicht um diese Krisenländer, sondern um die Gläubiger. Der deutsche Steuerzahler alimentiert hauptsächlich diejenigen, die Griechenland und anderen Geld geliehen und dafür Zinsen kassiert haben. Diese Gläubiger kämpfen nun darum, die Verluste den Steuerzahlern, also hauptsächlich den Arbeitnehmern, aufzubürden. Der Verteilungskampf zwischen Finanzindustrie und Steuerzahlern bildet den ökonomischen Kern des Problems, er wird aber verdeckt geführt und verschleiert. ..... An den Versicherungsprämien für deutsche Staatsanleihen kann man ablesen, dass die Investoren einer Insolvenz Deutschlands inzwischen eine Wahrscheinlichkeit von zwölf Prozent zumessen. ..... Im Moment ist die Inflationsrate nicht hoch. Aber die Metapher der Ketchup-Inflation warnt: Wie bei einer Ketchupflasche, die man schüttelt, kommt zuerst nichts heraus, und dann ein ganzer Schwall, den man nicht aufhalten kann. Mit der Inflation verhält es sich ähnlich. ..... SZ: Gibt es gar keine Hoffnung? HOMBURG: Hoffnung haben diejenigen, die nichts besitzen, denn ihnen kann auch nichts genommen werden. Hoffnung haben auch jene ehrenwerten Mitglieder der Finanzindustrie, die jetzt noch ein oder zwei Jahre mit Steuerzahlers Hilfe Kasse machen, um sich dann mit dem eigenen Flugzeug auf die eigene Insel zu verabschieden und aus der Ferne zuzusehen, wie die übrigen hier klarkommen. Hoffnung hat schließlich, wer zu einer buddhistischen Lebensweise findet und materiellen Werten ganz entsagt. Für die anderen sehe ich schwarz."
  • Das Handelsblatt hatte gestern schon in aller wünschenswerten Ausführlichkeit über die Überlegungen und vor allem über die möglichen Formen einer Hebelung berichtet: "Euro-Rettungsschirm: Wie der Rettungsfonds gehebelt werden könnte".


Nachträge 30.09.2011

Vgl. jetzt auch die brillante Analyse von Claus Hulverscheidt in der Süddeutschen Zeitung vom 29.09.2011 "Streit um EFSF-Ausweitung Schäubles Kriegslist":
"Zwei Disziplinen hat Schäuble bis zur Perfektion weiterentwickelt: Rede so geschickt an der Sache vorbei, dass dir sogar gröbste Halbwahrheiten später nicht als Lüge ausgelegt werden können! Und: Diskreditiere die Motive deiner Gegner! ..... Schäuble hingegen dementiert auf allen Kanälen, wobei er in Wahrheit nur so tut: Der Haftungsrahmen für die deutschen Steuerzahler, so sagt er am Donnerstag gleich mehrmals, werde nicht erhöht - wohl wissend, dass niemand etwas anderes behauptet hat. Im Gegenteil: Der Clou an der "Hebel"-Lösung ist ja gerade, dass dieser Rahmen formal unverändert bliebe. .....  wird der Minister auch im Bundestag gefragt, wie er zu einem "Hebel"-Modell stehe. Wieder einmal bleibt Schäuble eine klare Antwort schuldig und bügelt stattdessen die Fragesteller Gerhard Schick (Grüne) und Carsten Schneider (SPD) ab. Es sei "unseriös, ja unanständig", schon heute darüber zu spekulieren, was künftig noch alles passieren werde. Genaueres werde man erst wissen, wenn die EU die Richtlinien für die künftige Nutzung des EFSF ausgearbeitet habe - als wäre Deutschland daran nicht beteiligt. Es ist wie so oft: Gelogen hat Schäuble nicht ..... . Die Wahrheit aber hat er auch nicht gesagt."

Den Hinweis auf die o. a. Hulverscheidt-Analyse verdanke ich dem Posting "EFSF/ESM – Mit Brecheisen und Hebel fraktionsübergreifend in die Verschuldungsunion" in der "Menschenzeitung" vom 29.09.2011, die auch weitere Links zum Thema enthält.


ceterum censeo

Der Wundbrand zerfrisst das alte Europa,
weil es zu feige ist ein krankes Glied zu amputieren!


POPULISTISCHES MANIFEST
(für die Rettung von zwei Billionen Steuereuronen!):
Ein Gespenst geht um in Deutschland - das Gespenst einer europäischen Transferunion und Haftungsunion.
Im Herzland des alten Europa haben sich die Finanzinteressen mit sämtlichen Parteien des Bundestages zu einer unheiligen Hatz auf die Geldbörsen des Volkes verbündet:
·        Die Schwarzen Wendehälse (die unserem Bundesadler den Hals zum Pleitegeier wenden werden),
·        Die Roten Schafsnasen (vertrauensvoll-gutgläubig, wie wir Proletarier halt sind),
·        Die Grünen Postmaterialisten (Entmaterialisierer unserer Steuergelder wie unserer Wirtschaftskraft),
·        Die machtbesoffenen Blauen (gelb vor Feigheit und griechisch vor Klientelismus), und selbstverständlich auch
·        Die Blutroten (welch letztere die Steuergroschen unserer Witwen, Waisen und Arbeiter gerne auflagenlos, also in noch größerer Menge, gen Süden senden möchten).
Wo ist die Opposition im Volke, die nicht von unseren Regierenden wie von deren scheinoppositionellen Komplizen als Stammtischschwätzer verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, welche sich der Verschleuderung der dem Volke abgepressten Tribute an die europäischen Verschwendungsbrüder wie an die unersättlichen Finanzmärkte widersetzt hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor:
Das Volk wird von fast keinem einzigen Politiker als Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, dass wir, das Volk, unsere Anschauungsweise, den Zweck unserer Besteuerung und unsere Tendenzen gegen die fortgesetzte Ausplünderung durch das Finanzkapital bzw. durch die Bewohner anderer Länder und durch seine/deren politische Helfershelfer vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen von dem grenzenlosen Langmut der Deutschen den Zorn des Volkes selbst entgegenstellen.

Textstand vom 30.09.2011

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