Mittwoch, 12. August 2020

Der Kapitalismus ist kein reines Tauschsystem - sondern auch ein Tributsystem. Diesem wohnt eine Tendenz zur Überakkumulation inne, die nichts mit irgendeinem "Geldsystem" zu tun hat: It's the Eigentumssystem, Stupid!


Die Grundlage 
unserer gesamten (persönlichen und kollektiven) Sicht der Funktionsweise von Volkswirtschaft(en) bildet die Hintergrundvorstellung von unserer "kapitalistischen" Wirtschaftsordnung (die man neutraler vielleicht als "eigentumsbasierte Geldwirtschaft" bezeichnen könnte) als einem Tauschwirtschaftssystem. Die historische Entwicklung hat uns allen gewissermaßen eine "Programmzeile" in unseren ökonomischen "Quellcode" eingebaut, die sich noch heute noch an längst überlebten Handwerker-Zeiten orientiert, aber (leider) dennoch die Folie für unser ökonomisches Denken liefert: "Schneider tauscht mit Schuhmacher Anzug gegen Schuhe". 

Das Heimtückische daran ist zunächst einmal, dass wir diese "Vor-Einstellung" unserer "intellektuellen Weichen" normaler Weise gar nicht hinterfragen (können). Sie ist nämlich derart tief in unserem intellektuellen "Betriebssystem" verankert, dass wir sie nicht einmal bewusst wahrnehmen - und uns aus diesem Grunde auch nur schwer vor einer inadäquaten Realitätswahrnehmung schützen können, die durch eben diese "Hintergrundoperation" herbeigeführt wird. Wir erkennen gar nicht, wie sehr sie unsere volkswirtschaftlichen Theoriebildungen beeinflusst (und in Richtung der Kapitalinteressen bugsiert).

Zwar ist der Kapitalismus tatsächlich eine Tauschwirtschaft. Jedoch beschreibt dieser Begriff (bzw. die dahinter stehende Realität) eine eigentumsbasierte (Volks-)Wirtschaft nicht vollständig. Denn zugleich ist diese AUCH eine Tributwirtschaft. 

Am deutlichsten wird das bei Grund und Boden sichtbar, bzw. den daraus möglichen Nutznießungen der Eigentümer. Der hat, wenn er sein Land verpachtet, im Prinzip keinerlei Aufwendungen - und kassiert trotzdem u. U. jede Menge Geld.
Man kann natürlich behaupten, dass der Landverpächter selbstverständlich etwas tausche: Nämlich das Recht, sein Eigentum zu benutzen, gegen eine Gebühr. Nur hat der "Tausch" (und damit auch das Wort selber) in beiden Fällen einen völlig unterschiedlichen Inhalt:

  1. Im ersten Fall (Handwerker) werden GÜTER getauscht*. Nach Abschluss der Transaktion haben beide das selbst produzierte Gut "verloren" und dafür dasjenige des Tauschpartners "gewonnen". Diese Transaktion hätte (bei dem in diesem Einfachmodell unterstellten gleichen "Wert" beider Güter) auch mittels Geld (und zeitverzögert) abgewickelt werden können: Auf der monetären Ebene stünden dann beide Geschäftspartner genauso da wie vorher; jeder hätte den Betrag, den er selber ausgegeben hatte, vom anderen wieder zurückbekommen.
  2. Im zweiten Fall (Bodenpacht) wird ein GUT (wenn wir auf einer ersten, freilich nur vorläufigen Analyseebene das Geld mal als Gut ansehen, weil man Güter damit kaufen kann) gegen ein RECHT eingetauscht. Dieses Recht verbraucht sich nicht und es verbleibt ihm und seinen Nachkommen, ohne dass die irgendetwas dafür tun müssten, bis in alle Ewigkeit.
  3. In mancher Hinsicht ähnlich, in vielem dann aber doch wieder anders verhält es sich mit Geldbesitz. Der ist nicht nur durch Wegnahme gefährdet (z. B. in Kriegssituationen auch Grund und Boden): Der kann sich auch einfach in Luft auflösen (Inflation). Aber in einem Umfeld ohne Kriege und Währungsreformen (und ohne konfiskatorische Vermögensbesteuerung), wie wir (die westliche Welt insgesamt) es seit Jahrzehnten haben, ist er relativ sicher und gewährt seinem Eigentümer und dessen Nachfahren ebenfalls eine Nutznießung "bis in alle Ewigkeit". Anders als Grund und Boden ist Geld allerdings beliebig vermehrbar. Ein (Geld-)Kapitalüberangebot muss zwar nicht zwangsläufig zu Inflation führen (dafür müsste das Geldkapital NACHFRAGEWIRKSAM werden). Aber allemal führt es zu sinkenden Zinsen. Und ggf. wird diese Tendenz durch die Geldpolitik der Notenbank(en) noch verstärkt.
    Jedenfalls: Wenn ein Geldbesitzer einen Kredit vergibt (was er z. B. auch einfach durch die Einlage seines Geldes bei einer Bank tun kann!), dann tauscht er nichts, sondern gibt ein "Gut" (Güteräquivalent) nur leihweise auf Zeit hin und kassiert dafür (Verzinsung unterstellt) eine Gebühr. 
  4. Ein Unternehmer (wie er uns als charakteristisch vorschwebt) freilich macht in den allermeisten Fällen  sein Geld nicht mit Grund und Boden, auch nicht mit Immobilien, sondern mit einer Fabrik, in der er Güter herstellt (oder er "produziert" Dienstleistungen: das ist für die vorliegende Untersuchung gleichwertig).
    Anders als der Eigentümer von Grund und Boden "tauscht" ein (idealtypischer) Unternehmer vom Grundsatz her (und ebenfalls auf der ersten Analysestufe) sehr wohl Sache gegen Sache: Er verkauft eine Ware (Dienstleistungen sind, wie gesagt, hier gedanklich einbegriffen) und erhält eine "Ware", nämlich Geld, für das er sich etwas kaufen kann. Auf der anderen Seite "tauscht" er aber auch mit seinen Arbeitnehmern: Die geben ihm eine "Dienstleistung" (nämlich ihre Arbeitskraft) und bekommen von ihm Geld, also wiederum ein Güteräquivalent. Und natürlich muss er im Konkurrenzkampf ständig das Überleben seines Unternehmens sicherstellen. Indes kann er das heutzutage alles problemlos delegieren - und mutiert dann zum "Investor". Im Einzelfall kann das mal schiefgehen (Stichwort "Wirecard"). Aber in aller Regel können die Investoren ruhig schlafen - und ihr Geld tatsächlich im Schlaf verdienen.
 * (Nachtrag: Die Beschreibung dieses Vorgangs als "Gütertausch" bleibt eigentlich immer noch sozusagen auf der "Vorderbühne" dessen, was dabei ökonomisch IM KERN vor sich geht: Ein Tausch von ARBEITSLEISTUNG.)
 
Freilich ist auch der Unternehmer (bzw. das selbst- oder fremdgeführte Unternehmen) nicht mit einem bloßen Tausch zufrieden: Auch Unternehmen wollen, genau wie der Landbesitzer, einen Gewinn machen. Bei Unternehmen wird der Gewinn in der Regel einen prozentual relativ kleinen Teil der gesamten Transaktion ausmachen (nicht den - mehr oder weniger - vollen Betrag wie beim Bodenverpächter). Aber in der Summe und über die Zeit "läppern" sich da natürlich gigantische Beträge zusammen.

Es ist für unsere Untersuchung gleichgültig, ob man sich diesen "Mehrwert" so vorstellt, dass das Unternehmen ihn seinen Arbeitnehmern abgezwackt hat (wie Karl Marx das sah), oder seinen Kunden: So oder so bleibt bei dem Unternehmenseigentümer "was hängen". Und wenn nicht, wird er das Unternehmen schließen. Denn vom Drauflegen kann auf Dauer niemand leben, und ein Unternehmen, das zwar keine Verluste macht, aber auch keine Gewinne, wird ebenfalls nicht lange am Markt sein. Was ich damit sagen will: Es geht hier also zunächst einmal nicht um eine moralische Bewertung (und schon gar nicht um ein Plädoyer für den Kommunismus!), sondern um die Fakten und die daraus erwachsenden ökonomischen Folgen, Sachzwänge und ggf. Probleme. Und zwar speziell im Schnittfeld von Geldwirtschaft und Realwirtschaft.

In alten Zeiten gehörte das Land den Adeligen ("Feudalismus") und die Bauern mussten ihre Abgaben für die Bodennutzung in natura entrichten, in denjenigen Produkten, die sie aus ihrem Boden gewonnen hatten.
Im Laufe der Zeit breitete sich die Geldwirtschaft immer mehr aus und die Naturalabgaben wurden durch Geldleistungen ersetzt.

Wenn wir nun in einem zweiten Analyseschritt das Geld wirklich ernst nehmen, und nicht einfach (wie die Mainstream-VWL das tut) als einen "Schleier" für Vorgänge bewerten, die "eigentlich" nur Tausch-Transaktionen sind, dann erkennen wir, inwieweit diese Zusammenhänge auf der Ebene des Geldwesens problematisch werden können. Zunächst ist freilich darauf zu verweisen, dass es eben NICHT irgendein "Geldsystem" ist, das die Reichen reich macht: Sondern das Eigentumssystem. Dieses gibt ihnen das Recht, von jedem Nutzer eine Gebühr "abzukassieren". Und das ist bei ALLEN o. a. Eigentumsformen so.

Entscheidend dafür, ob sich aus dieser Geldakkumulation bei den Besitzenden eine Funktionsstörung des Geldwesens entwickeln kann, ist die Verwendung ihrer Gewinne durch die Kapitalbesitzer, d. h. ob sie sie ausgeben oder sparen.
Die kreditäre Geldschöpfung ist eigentlich ein zirkulärer Prozess (nämlich ein Geld-Güter-Kreislauf): Geld entsteht (aus zwingenden Gründen; vgl. auch hier) dadurch, dass eine (Geschäfts- oder Zentral-)Bank einen Kredit ("Primärkredit"; "Sekundärkredite", wie sie z. B. Versicherungen vergeben können, schöpfen KEIN neues Geld!) vergibt. Dieses wird dann für eine Reihe von Transaktionen in der Wirtschaft verwendet; am Ende muss es aber zum Kreditnehmer "zurückfließen" (faktisch bekommt der Kreditnehmer - "Erstgeldempfänger" - natürlich einen anderen "Geldschein", zurück, als er ausgegeben hatte). Wenn die Geldzirkulation stoppt, weil die "Zweitgeldempfänger" (die keinem "Rückleistungsdruck" unterliegen!) die Scheine bzw. Bankguthaben "bunkern", kann der Kreditnehmer seinen Kredit nicht tilgen.

Wofür die Geldbesitzer ihr Geld ausgeben, also für Konsum oder für Investitionen, ist in diesem Zusammenhang gleichgültig. Aber wenn sie es gewissermaßen "unters Kopfkissen" legen, gerät die Wirtschaft ins Stocken - es sei denn, die Zentralbanken blähen die Geldmenge immer weiter auf. (Real legen natürlich nur wenige Menschen ihr Geld unters Kopfkissen - obwohl dort, bzw. in den Tresoren, heutzutage, angesichts der vom Bankensystem erhobenen Strafzinsen, sicherlich mehr Geld "gebunkert" wird als in früheren Zeiten, die wir immer noch als "normale" Zeiten ansehen.)
Es hilft aber auch nicht wirklich, wenn die Geldbesitzer im großen Umfang ihr Geld zur Bank tragen (statt es zu verstecken): Die Banken können dann zwar ihre Ausleihungen ausweiten; aber die Bonität der Schuldner (und damit die Solidität des Bankensystems) verschlechtert sich in der Summe immer mehr, weil das Geld am Ende ja nicht (vollständig) zu ihnen zurückkehrt.

Möglich, dass die Geldbesitzer in früheren Zeiten ihre Gewinne (vom Konsum abgesehen) weitestgehend reinvestiert und somit insgesamt das Geld nicht "gebunkert", sondern "recycelt" haben. Und natürlich haben damals auch Kriege, Inflationen und Hochsteuern die Geldhorte wieder dezimiert.

Heute, also seit nunmehr über 70 Jahren, ist das (in der entwickelten Welt) nicht mehr der Fall, und die Steuern für die Besitzenden wurden in einem internationalen Wettlauf sogar drastisch gesenkt. Warum das kreditäre Geldsystem dann eigentlich vor die Wand fahren müsste, hatte ich bereits am 07.01.2010 in meinem Blott "Die Ökonomie der Artos-Phagen: Warum eine eigentumsbasierte Geldwirtschaft (im Basismodell) nicht dauerhaft funktionieren kann" beschrieben. Und schon John Maynard Keynes hatte sich darüber (natürlich in anderer Weise) im letzten Kapitel seiner "General Theory ..." Gedanken gemacht.
Ich vermute, dass unsere Wirtschaft überhaupt nur deshalb noch rund läuft, weil die Notenbanken immer mehr (Basis-)Geld in die Wirtschaft pumpen. Die Geldmengenvermehrung (Basis- und/oder Bankengeld) übersteigt ja bereits seit Jahrzehnten das Wachstum der Realwirtschaft. Die Zentralbanken wären dann nicht die Treiber, sondern die Getriebenen. Wie lange das noch so weitergehen kann, ist eine spannende Frage, denn die "Kollateralschäden" (in Gestalt steigender Immobilien- und Aktienpreise) werden ja ständig größer und sichtbarer.

Wie auch immer dem sei: Die Überakkumulation von Geldkapital bei den (Geld- und Sach-)Kapitalbesitzern ist eine Folge der Eigentumsrechte und hat absolut gar nichts mit der Ausgestaltung des Geldsystems zu tun. Doch genau das wollen unzählige Geldsystemphantasten nicht wahrhaben. Die blenden, aus unterschiedlichen Gründen, das Eigentumssystem aus und prügeln auf den Popanz "Geldsystem" ein.

Da wären z. B. die libertär-"österreichisch"-marktradikalen Kreise, für die das Eigentum heilig und das Zinsziehen ein Menschenrecht ist. Die haben nichts dagegen, dass die Reichen reich sind, und für die Armen haben die nur Verachtung übrig (bzw. Sozialneid nach unten). Nur eines gefällt diesen Herrschaften dann doch nicht so recht an den gegenwärtigen Zuständen: Dass sie nicht selber zu den Reichen gehören. Denn dass sie das verdient hätten, daran haben diese Leute natürlich keinerlei Selbstzweifel. Die Reichen dürfen nicht Schuld sein; sie selber gleich gar nicht. Also bauen sie sich als Popanz ein "Geldsystem" auf, das angeblich die Reichen immer reichen mache (und sie selber leider nicht). Von der tatsächlichen Funktionslogik unseres Geldsystems verstehen diese Leute genauso viel wie vom Markt (von dem sie ständig reden, aber nur ein mikroökonomisch fundiertes Zerrbild haben und den sie mit einem HB-Männchen verwechseln): also NICHTS.
Nicht einmal Thomas Mayer, ehemals Chefvolkswirt der Deutschen Bank, versteht die Notwendigkeit, Geld kreditär (statt diskretionär) zu schöpfen (vgl. meinen Blott "Mensch, Mayer: Was für ein Schwindelgeld wollen Sie uns denn andrehen?" vom 10.10.2014; s. a. hier).
Also basteln sich diese Gestalten ihre intellektuellen Luftnummern zusammen (drei davon habe ich in diesem Blott auseinandergenommen).

Auf der Rechten trompetet Björn Höcke (meine Hervorhebungen):
"Das Scheingeld des Geldsozialismus ist der Treibstoff des Kasinokapitalismus, der marktwirtschaftliche Selbstregulierungsprozesse teilweise außer Kraft setzt. Der Wachstums- und Rationalisierungsdruck, der auf der Realwirtschaft lastet, und der auch dazu führt, daß der Mittelstand verschwindet und immer mehr Menschen in Deutschland von ihrer Hände Arbeit nicht mehr leben können, hat seinen Ausgang auch in einem kranken Geldsystem. Wer in die Diskussion über den Mindestlohn einsteigt, sollte sich darüber im Klaren sein, daß er sich im Bereich des Nachsteuerns bewegt, also Symptompolitik betreibt. Das ist mir für die AfD zu wenig. Sie muß den Anspruch haben, die Ursachen für Fehlentwicklungen zu benennen. Der Kasinokapitalismus und der mit ihm korrespondierende Geldsozialismus dürfen nicht das Ende der Weltgeschichte sein. Die AfD muß Visionsfähigkeit zeigen. Dazu gehört auch der Mut, den Kapitalismus neu zu denken."
"Geldsozialismus" ist ein Begriff, den er dem Wortschatz der Libertären entlehnt hat. Ansonsten darf man freilich bei Höcke, dem Rechtsradikalen, eine Herkunft seiner Geldkritik aus dem Werk "Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft des Geldes" vermuten. (Wenn das so ist, dann wäre er allerdings dümmer als die Nazis: Die haben den Autor Gottfried Feder nach ihrer Machtübernahme nämlich schnell kaltgestellt. ("Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wandte sich die Wirtschaftspolitik der NSDAP von der antikapitalistischen, jedoch nicht von der antisemitischen Haltung Feders ab" schreibt die Wikipedia darüber.)
Jedenfalls: Sozialistisch, wie man Höcke innerparteilich in der AfD vorwirft, ist er ganz und gar nicht. Sein "Mut, den Kapitalismus neu zu denken" dürfte eine Phrase sein, hinter der keinerlei konkrete Vorstellungen stehen - außer einem generellen Unbehagen am Globalismus einerseits und an Kreditzinsen andererseits. Auf keinen Fall will Höcke die Kapitalbesitzer enteignen (er will noch nicht einmal breitere Kreise und Einkommen als bislang zur Sicherung der Renten heranziehen). Die korrekte Beschreibung für seine ökonomische Position dürfte "anti-globalistisch" und, mit einem Terminus der "Austrians", "etatistisch" sein, d. h. er fordert ein Primat des Staates gegenüber der Wirtschaft und würde wahrscheinlich tiefe Staatseingriffe in den freien Markt vornehmen.
Nachtrag 25.08.2021: Vgl. dazu auch die Bachelorarbeit "Die Kapitalismuskritik Björn Höckes in ihrer Beziehung zur völkischen Ideologie. Eine Ideologie- und Frameanalyse" von Timm Kühn vom 09.10.2020.

Ebenso gibt es auch auf der linken Seite des politischen Spektrums Bewegungen, die den Besitzenden nichts wegnehmen, die Armen aus aller Herren Länder aber reich beschenken möchten.
Im Bereich der Wirtschafts"wissenschaft" hat sich das in der "Modern Monetary Theory" niedergeschlagen. Deren gesamtes Beweisgebäude beruht auf einem Taschenspieler-Trick, den eigentlich sogar Klippschüler durchschauen müssten: Nämlich der Behauptung, dass Geld vernichtet werde, wenn es zu der geldschöpfenden Stelle zurück laufe. Sinn macht der Begriff der Geldvernichtung aber nur dort, wo der Einzahler nicht mehr verfügungsberechtigt ist und damit das Geld aus dem Geld-Güter-Kreislauf ausgeschieden wurde.
Wenn also beispielsweise eine Geschäftsbank einen Kredit bei einer Zentralbank tilgt, dann kann sie nicht mehr über das Geld verfügen. Und die Zentralbank (Notenbank) natürlich auch nicht. ALLERDINGS: Zahlt die Bank den Kredit plus Zinsen zurück, dann darf die Notenbank juristisch legal und ökonomisch legitim mit den Zinserträgen wirtschaften (Kosten bezahlen bzw. als Gewinn an den Staat ausschütten).
Zahlt dagegen ein Einleger einen Betrag in bar (also mit Basisgeld) bei einer Geschäftsbank ein und deponiert diese das Geld ihrerseits als Guthaben bei ihrer Notenbank, dann kann sie jederzeit darauf zugreifen.
 
Genauso verhält es sich, wenn der Staat seine Bürger Steuern auf ein Konto bei der Zentralbank einzahlen lässt (die nach Meinung der MMT mit dem Staat identisch sei; das kann man bezweifeln, ist aber ohnehin unerheblich): Über dieses Geld kann er jederzeit verfügen; eine "Genehmigung" von "seiner eigenen" Notenbank braucht er nicht.
Anders, wenn auf seinen Konten Ebbe ist und der Staat sich Geld von der Zentralbank pumpen möchte: Das wird sie heutzutage in der Regel verweigern.
Jedenfalls sind die MMTler politisch wohl links stehende amerikanische Professoren, die um die Steueraversion ihrer Bürger wissen, aber trotzdem die öffentlichen Ausgaben steigern wollen. Bewusst oder unbewusst zu eben diesem Zweck haben sie ihre krause Lehre erfunden. Ebenso wie der ökonomische Mainstream übersehen auch die MMTler den Umstand, dass die kreditäre Geldschöpfung (vom Grundsatz her) "automatisch" ein Gleichgewicht zwischen (nachfragewirksamer) Geld- und marktverfügbarer Gütermenge gewährleistet, das keine noch so hochweise Geldschöpfungsbehörde bestimmen und herstellen kann. (Im Detail habe ich meine Kritik in meinem Blott "MMT: Modern Monetary Theory - or Monstrous Mental Twisting?" (12.04.2014) behandelt, der sich speziell mit einem Papier von Stephanie Kelton beschäftigt, welches die MMTler als kanonisches Offenbarungsbuch ihrer Lehre ansehen. Außerdem unter "Mostly Model Tailoring against the Miraculous Money Treat of Modern Monetary Theory (MMT" (24.04.2014).
Nun ist es freilich nicht so, dass die MMTler behaupten würden, der Staat könne sich ökonomisch schadlos für jede gewünschte Ausgabe Geld drucken. Die glauben freilich, dass er deutlich mehr Geld in die Welt setzen könne als er das jetzt tut, und dass sie präzise wüssten bzw. ermitteln könnten, wo die Grenzen liegen.

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Sehr weit (einige Billionen dürfen es schon sein) zieht diese Grenzen Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber (Homepage), Mitglied des "Club of Rome".
Die Absicht, einen Post zum Thema "Tauschsystem bzw. Tributsystem" zu verfassen, schleppe ich schon länger mit mir herum. Auskristallisiert hat sie sich jetzt an einem offenen Brief, den ich kürzlich an einen Menschen aus den Reihen der monetären Wunderärzte verfasst habe (der passender Weise sogar im echten Leben gleichzeitig Arzt und Ökonom ist), nämlich an eben den genannten Prof. Brunnhuber.
Wahrscheinlich interessiert sich keine Sau dafür; aber weil "copy and paste" keine Mühe macht, drucke ich ihn nachfolgend ab (mit einigen kleineren Korrekturen und Änderungen).

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Brunnhuber,

Ihr Interview „Angst vor Klimaapokalypse hilft nicht in der Augsburger Allgemeinen (bzw. hier: Allgäuer Zeitung) vom 27.07.2020 habe ich mit Interesse gelesen.
Zunächst einmal: Dr. der Ökonomie UND der Medizin - das ist schon was. Ich selber habe nicht mal ein Studium geschafft. Gleichwohl bilde ich mir in aller Unbescheidenheit ein, dass ich mein Verständnis des Geldwesens deutlich realitätsnäher ist.

Aber zuvor noch ein Aspekt, der mir positiv aufgefallen ist:
"Der Anstieg des Meeresspiegel wird bis 2100 dazu führen, dass von den bisher 110 Millionen Menschen 150 Millionen getroffen sein werden. Das ist viel, aber machbar. Die dafür nötigen Anpassungsleistungen sind zudem billiger als nur auf CO2 -Reduktionsmaßnahmen zu setzen. Ich spreche mich nicht gegen CO2 Einsparung aus, aber wir brauchen die richtige Balance."
Das sind vernünftige Worte, die man gerne, aber von Ihrer (Plural) Seite so gut wie nie hört.

Nun jedoch zum Pudels Kern:
Wie nicht wenige Umweltbewegte wollen Sie gerne auch etwas für die Armen tun. (Manche erklären das sogar zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Umweltschutzes.) Das scheint mir bereits ein Widerspruch in sich selbst zu sein, denn dadurch werden ja der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung noch gesteigert.
Aber egal; hier soll es nur um die spezifische Art und Weise gehen, mit denen Sie den Armen helfen wollen: Durch Zauberei.
Den Reichen was wegnehmen möchten Sie nicht: Da käme nach zu wenig zusammen und das würde zu lange dauern:
"Wenn wir dieses Geld [4-5 Bio. zur Beglückung aller Mühseligen und Beladenen weltweit] zum Beispiel ausschließlich durch Steuern der Volkswirtschaft entziehen, würde sie zusammenbrechen. Dieser traditionelle Weg einer Umverteilung ist zudem zu langsam und die Volumina zu gering."
Aber, hey: Geld kann doch einfach drucken (meine Hervorhebung)?
"Was wäre, wenn die Zentralbanken, auf europäischer Ebene etwa zusätzliche Liquidität schaffen. Aber auf eine neue Art, als „grüne Euro“, gewissermaßen,  ..... . Wir können dafür digitale Blockchain-Technologien verwenden, um zu garantieren, dass das Geld in die richtigen Hände fließt. Nehmen wir als Beispiel die 14 Prozent wirklich Armen in Europa. Wir können den Betroffenen für den Lebensunterhalt jeden Tag digital 3,50 Euro aufs Handy spielen. Damit wäre in weniger als 18 Monaten die Armut in Europa beendet. ..... In der europäischen Geldmenge würden zum Beispiel sieben Prozent WERTSCHÖPFUNG zusätzlich an elektronischen „grünen Euro“ fließen. ..... [Auf den Vorhalt "Damit fordern Sie, dass die EZB und andere Zentralbanken schlicht digital Geld drucken. Würde das ..... nicht die Inflation in die Höhe treiben?":] "Die EZB macht das ja seit Jahren, nur landet das Geld im Finanzmarkt bei Banken und im Immobiliensektor. Die Inflation ist trotzdem nicht gestiegen - im Gegenteil, die EZB hätte gern mehr davon. Es geht schlicht um eine nachhaltige Finanzpolitik, um in einer besseren und stabileren Welt zu leben. Einer reicheren und einer friedlicheren Welt zugleich."
[En passant: "Geldwäsche" - wenn man das so nennen will - ist auch in Ihrem System sehr wohl möglich. Und bei den US-Foodstamps längst "erprobt": Die Empfänger verkaufen die Bezugsmarken - natürlich mit Abschlag - und bekommen auf diese Weise doch "richtiges" Geld in die Finger. Freilich weniger, als wenn man es denen direkt geben würde. Was dann doch wohl der bessere - und menschenwürdigere - Weg wäre.]

Geld drucken und verschenken schafft keine zusätzliche Wertschöpfung, sondern lediglich zusätzliche Nachfrage nach einer gegebenen Gütermenge. So hat Deutschland das  bereits 1923 erlebt (eigentlich bereits seit 1914, nur wurde die Diskrepanz zwischen - nachfragewirksamer - Geldmenge einerseits und verfügbarer Gütermenge andererseits durch den "Ruhrkampf" nochmals drastisch verschärft. Auch damals wollte (und konnte) die Reichsregierung die Bürger nicht direkt mit der Finanzierung der Streikenden im Ruhrgebiet belasten. Also warf sie die Notenpresse an - mit den unvermeidlichen Folgen einer "Inflationssteuer" - der übelsten Form von Besteuerung überhaupt.
Sie glauben offenbar: Die EZB druckt doch sowieso Geld; das muss (und kann man problemlos) man nur umlenken vom Finanzmarkt und Immobiliensektor zu den Armen: Dann leben alle herrlich und in Freuden.
Leider übersehen Sie dabei, dass es genau DIESER Umstand ist (Verschwinden des Geldes im "reinen" Finanzmarkt"), welcher die Inflation verhindert. Bzw. sie im Immobiliensektor auf diesen beschränkt. Und die Tatsache, dass es in diesen beiden Sektoren sehr wohl schon jetzt eine "Inflation" gibt, sollte Sie eigentlich nachdenklich stimmen!
Es gibt noch einen weiteren Unterscheid: Die EZB verschenkt dieses Geld nicht, sondern sie verleiht es. Weil viele Kreditbeziehungen (z. B. der Staaten) faktisch revolvierende Dauerkredite sind, sind sie zwar de facto dann doch dem "Verschenken"  sehr ähnlich (so war es ja auch 1914 ff. mit Höhepunkt 1923: Auch damals hat die Reichsbank - auf dem Papier - das Geld nicht "geschenkt", sondern als "Kassenkredite" gewährt). Nur hat
a) die Wirtschaft einerseits große Elastizitäten, sind
b) die Dimensionen (auch in der Gütermenge) heute ganz andere und wird vor allen Dingen
c) das Geld zu einem sehr großen Teil "gespart" (d. h. im Wesentlichen wohl: Von Unternehmen und "Reichen" gebunkert). Indem es nicht in der "Stromgrößensphäre" nachfragewirksam geht, sondern in der "Bestandsgrößensphäre" zirkuliert, kann es die Preise der ersteren nicht hochtreiben (wohl aber die der letzteren: Z. B. Gemälde usw.). (Die Begriffe entnehme ich dem unbedingt lesenswerten Fachaufsatz "Geldhortung als Nachfrageausfall in der Stromgrößensphäre" von  Christopher Mensching.)

Warum kann Ihr Trick nicht funktionieren? Dazu "übersetze" Ihren Vorschlag mal in ein Denkmodell:
  • Armer kauft Brot mit 2,- "grünen Euro". Die sind (falls Sie das denken; aus dem Interview kann man das nicht ersehen, nach Ihren sonstigen Texten zum Geldwesen jedoch vermuten) KEINE neue oder eigenständige Währung. Die sind nichts als Gutscheine; wenn man die bei Aldi an der Kasse abgibt, wird und muss Aldi die in Euro, also in reguläres Geld, umtauschen.
  • Teilt man beide Sektoren gedanklich auf in eine "Armenwirtschaft" (die von ZB-Geschenkt-Geld lebt und daher der "nehmende" Sektor ist) und einer Normalwirtschaft (wo man sein Geld erarbeiten muss, oder aber im Transferwege vom Steuerzahler oder von anderen Versicherten bekommt und die daher hier insgesamt der "gebende" oder der "produzierende" Sektor ist), dann haben wir "hüben" den Sektor, in dem die Güter erarbeitet werden. Und "drüben" jenen, wo man an der Wertschöpfung des gebenden Sektors partizipiert - OHNE SELBER IRGENDEINE GEGENLEISTUNG zu erbringen.
  • Diese Konstellation ist dann kein Problem, solange daraus im gebenden Sektor entweder keine Ansprüche entstehen oder aber diese weggesteuert werden.
  • Wegsteuern wollen Sie nicht. Dummer Weise entstehen aber Ansprüche: "Aldi" fragt nämlich mit den zusätzlichen 2,- € in der Kasse Güter vom Vorlieferanten nach, bezahlt Arbeitnehmer, Kosten - und macht einen (proportional kleinen) Gewinn. Dieses Geld wird also im "gebenden" (oder "produzierenden") Sektor nachfragewirksam. Nimmt man an, dass die Wirtschaft bereits vorher voll ausgelastet war, führt das unmittelbar zur Inflation. Wenn nicht, mag die Inflation für eine Weile unterm Deckel bleiben (nicht umsonst spricht man von "Ketchup-Inflation": Wie bei einer Flasche, bei der trotz Schütteln anfänglich nichts rauskommt, dann aber plötzlich und unerwartet "voll Rohr". Oder wie, im Laufe der Jahre, nach 1914 in Deutschland (bis 1923). Zusammengefasst schaffen Sie innerhalb des produzierenden Sektors neue Ansprüche, die nicht durch "Tauschgüter" des nehmenden Sektors gedeckt sind (per definitionem), die Sie aber auch nicht anderweitig abschöpfen (wollen oder können: Das ist hier egal).
Sie haben wahrscheinlich die (auch unter Volkswirten) allgemein übliche Vorstellung von Geld: Hie eine Geldmenge, dort eine Warenmenge, und die müssen irgendwie zusammengebracht werden. Was Sie nicht wissen (und wahrscheinlich, wenn ich das sage, bestreiten werden): Das System der kreditären Geldschöpfung hat eine inhärente Logik, welche Geldmenge und Gütermenge quasi automatisch ausbalanciert. Dass das nicht 100 prozentig perfekt funktioniert, kann angesichts der gigantischen Komplexität dieses System eigentlich nur den überraschen, der glaubt, alles in der Welt müsste (und könnte problemlos) so funktionieren wie die deutsche Eisenbahn (funktionieren sollte; vielleicht sogar mal funktioniert hat).

In einem System der kreditären Geldschöpfung kann man sich das Geld als einen "GUTSCHEIN" vorstellen, der von den Banken* "im Auftrag der Volkswirtschaft" ausgestellt wird und der diesen Erstgeldempfänger (faktisch) berechtigt, dem Markt ein Gut "VORSCHUSSWEISE" zu entnehmen. Das dadurch gestörte Geld-Güter-Gleichgewicht muss er später wieder herstellen, indem er seinerseits am Markt ein Gut verkauft (sozusagen das entnommene Gut - bzw. ein nachgefragtes Substitut - in die Realwirtschaft zurückspeist), und mit der so generierten Geld-Einnahme den Kredit tilgt (plus Zinsen).
Die Bank ihrerseits übernimmt gegenüber "dem Markt" eine "Bürgenfunktion": Wenn der Kredit ausfällt, schmälern sich ihre Gewinne, sie kann weniger an ihre Aktionäre auszahlen und damit ist ebenfalls das Geld-Güter-Gleichgewicht wieder hergestellt.
*[Wenn z. B. Versicherungen Geld verleihen, dann geben diese lediglich bereits umlaufende "Gutscheine" (leihweise) weiter.]

Ich bezeichne die Kreditnehmer als "ERSTGELDEMPFÄNGER". Und die anderen als "ZWEITGELDEMPFÄNGER".
(Diejenigen, die sich Geld bei Versicherungen leihen, sind natürlich ebenfalls Schuldner und müssen ihre Kredite tilgen. Nur sind sie nicht in den Geldschöpfungsprozess eingebunden und damit keine "Erstgeldempfänger" in meinem Sinne.)
Der "Erstgeldempfänger" unterliegt einem "Rückleistungsdruck" [Begriff aus einem Wikipedia-Stichwort entnommen]. Aus dieser Perspektive kann man sich Geld als einen "SCHULDSCHEIN" vorstellen, den der Kreditnehmer gegenüber "dem Markt" (der Realwirtschaft") ausstellt. Und den er auf dem o. a. Wege wieder einlöst.
Daher ist "Schuldgeld" nicht etwa etwas Böses, sondern überhaupt die einzige Möglichkeit, Geldmenge  und Gütermenge (einigermaßen) zum Ausgleich zu bringen. Wobei es bei der Geldmenge nicht auf die Gesamtmenge ankommt, sondern nur auf den nachfragewirksamen Teil. Das Geld, was Sie "drucken" (lassen) wollen, ist WILLKÜRGELD. Hierzu verweise ich (falls die nähere Definition interessiert) auf meinen Blott "Ein Professor, der vom Schlagschatz träumt: Wie Joseph Huber uns Willkürgeld als "Vollgeld" andrehen will" von 2014, den ich 2018 in "Helvetische Vollgeld-Fantastilliarden" weitergeführt habe.
Sicherlich wird der von mir skizzierte BASISMECHANISMUS der kreditären Geldschöpfung vielfältig durch anderen Entwicklungen überlagert und konterkariert. Dennoch schlägt er früher oder später durch. Und nachdem Sie ja die gesamte Welt mit diesem Willkürgeld beglücken wollen, eher früher.
(Vgl. zu diesem Komplex auch meinen Blott "Warum Fiatgeld notwendig 'Schuldgeld' sein muss: Ein Kredit kommt niemals allein - sondern immer im Doppelpack!".)
Randbemerkung:
Im Gegensatz zum "Erstgeldempfänger" hat der "Zweitgeldempfänger" eine Leistung erbracht (er hat ja etwas verkauft) und unterliegt KEINEM RÜCKLEISTUNGSDRUCK. Das scheint mir der Pferdefuß des ganzen Systems zu sein (und ermöglicht natürlich erst die Kapitalakkumulation - die ihrerseits eine spiralling money creation erforderlich macht, um die Realwirtschaft überhaupt noch am Leben zu halten.)
In meinem Denken geht das zusammen mit der Vorstellung, dass der Kapitalismus keine REINE Tauschwirtschaft ist. Instinktiv stellen wir uns zwar unsere Wirtschaftsweise nach dem Modell vor "Schneider tauscht mit Schuhmacher Anzug gegen Schuhe". Tatsächlich ist der Kapitalismus aber AUCH eine Tributwirtschaft: Ein deutlichsten beim Boden, sodann bei (freien, nicht staatlich gedeckelten) Mieten. Aber natürlich will auch jeder Unternehmer einen Gewinn sehen - sonst macht er seinen Laden (verständlicher Weise) dicht. Vielleicht war es früher so, dass er seine Gewinne reinvestiert hat. Heute ist das wohl gar nicht mehr möglich (was u. a. auch genau daran liegen könnte, DASS er das Geld hortet und somit die Güternachfrage limitiert?)

Wie Sie sich die Relation von zusätzlicher ZB-Geldschöpfung (deren Wirkung Ihr Ausdruck "Liquidität" verschleiert!) zu "Parallelwährungen" vorstellen, die Sie ja ebenfalls befürworten bzw. fordern, ist mir unklar. Auf alle Fälle können Sie aber auch Parallelwährungen entweder nur im Kreditwege emittieren - oder eben als Willkürgeld. Tertium non datur.
(Ausnahme wäre allenfalls das Warengeld. Aber selbst da bin ich mir nicht sicher, ob nicht auch das durch einen Akt der Kreditgewährung in die Welt kommt. Sie denken bei Parallelwährungen vielleicht an erbrachte Leistungen, für welche der Bezieher sozusagen eine Quittung ausstellt, die dann als Geld funktioniert: Doch das wäre im Prinzip nichts anderes als das normale Kreditgeld (s. o.). Nur primitiver, unzweckmäßiger und allenfalls in einem sehr beschränkten Teilnehmerkreis - und dem entsprechend nur für sehr beschränkte Zwecke - verwendbar.)
"Entscheidend sei laut Brunnhuber, dass die ergänzende Währung für Steuern akzeptiert wird und eine offizielle Anerkennung stattfindet" lese ich hier. Das kann aber der Staat nur dann tun, wenn er damit auch diejenigen Güter kaufen kann, die er benötigt. Und genau das kann er nicht.
"Auch Prof. Bofinger erkannte unter bestimmten Bedingungen an, dass Regionalwährungen lokal für Impulse sorgen könnten: „Wenn ich eine kranke Ökonomie habe und wenn gravierende Probleme wie eine Depressionsspirale da ist, kann mit einer Parallelwährung versucht werden wirtschaftliche Impulse zu geben. In diesem Fall würde auch nicht von außen Geld hineingepumpt, sondern das Geld entstünde auf Basis lokaler Leistungen wie Frisören, Bäckern, Metzgern.“ Voraussetzung sei eine tiefgreifende lokale Wirtschaftsschwäche. Ein System von „eingefrorenen Leistungen“ würde wieder „aufgetaut“, so Bofinger." Das mag so sein (Stichwort "Freigeldexperiment Wörgl"; schade, dass die ÖNB dieses interessante Experiment damals kurzerhand abgebrochen hat. Sonst wüsste man, ob das wirklich auf Dauer funktionieren kann.)

In Ihrem Aufsatz "How to Finance our Sustainable Development Goals (SDGs): Socioecological Quantitative Easing (QE) as a Parallel Currency to Make the World a Better Place" fordern Sie, dass "the major monetary players and regulators (IMF, WB, CBs, UN, governments) [should] launch an annual 4-5 trillion USD QE that is linked directly to the SDGs" und entwickeln dann schöne Pläne, wofür man das Geld ausgeben solle und wie man sicherstellen könne, dass es nicht für andere Zwecke verwendet werde.
Das Dumme ist nur: Das ist gar keine "Parallelwährung". "Einkaufen" (faktisch: sich schenken lassen) muss man - wie oben - die Güter und Leistungen nämlich in dem Sektor, in dem das "richtige" Geld gilt. (Es sei denn, dieses Willkürgeld würde dort als richtiges Geld anerkannt. Das kann aber schon wegen der vorgesehenen Beschränkungen und insbesondere der Schwundgeldeigenschaft nicht funktionieren und ist von ihnen daher offenbar nicht gewollt, bzw. diese Frage haben Sie gar nicht reflektiert).
Das heißt, auch hier handelt es sich im Grunde lediglich um Einkaufsgutscheine, die an einen unproduktiven Sektor verschenkt werden und an der "Schnittstelle" zur normalen Geld-Welt wieder in "richtiges" Geld "umgerubelt" werden müssen (z. B., wie oben, von "Aldi").
Durch Gelddrucken zum Zwecke des Geldverschenkens wird die Welt leider nicht reicher - und schon gar nicht wird sie "a better place". Sondern - ganz besonders für die Kleinen Leute - eine Hölle wie 1923. Man sollte aus der Geschichte eigentlich lernen. Aber das kann man nur, wenn man überhaupt weiß, dass Fiatgeld als solches weder böse noch wert-los ist. Sondern dass es ZWEI Sorten Fiatgeld gibt: Das Kreditgeld (im Prinzip durch den o. a. Mechanismus des "Rückleistungsdrucks" gedeckt - auch wenn dieser ganz konkret durchaus entgleisen oder ausgehebelt werden kann) und das Willkürgeld, bei dem Inflation von vornherein eingebaut und garantiert ist.


Sie sind Co-Autor des Buches "Money and Sustainability: The Missing Link – Report from the Club of Rom - EU-Chapter - to Finance Watch and the World Business Academy"
Einen "Executive Summary" davon kann man z. B. z. B. hier runterladen, doch auch der Volltext (169 S.) steht im Internet kostenlos zur Verfügung.
Ich beschränke meine nachfolgende Analyse auf einen noch kürzeren "Executive Summary" aus dieser Quelle (und gelegentliche Rückgriffe auf das Buch selber).
  1. "The efforts to prop up and “save” this money system during the 2007-2008 banking crash, followed by unsuccessful attempts to contain the toxic economic fallout with a “Keynesian stimulus” ....." [Einleitung zum "Executive Summary"] ist schon rein sachlich falsch. Denn die Konjunkturprogramme haben durchaus gewirkt.
  2. "What this Report demonstrates beyond doubt is a structural monetary fl aw – a flaw in the very manner in which we create money – that is generating our disconcerting problems." [dito] Wo bleibt hier die Realwirtschaft? Einfach nur Geld drucken - und alles ist in Butter? (Und die Geldschöpfung irgendwie anders organisieren funktioniert leider nicht: Es gibt nur Kreditgeld, Willkürgeld - und allenfalls noch Warengeld.)
  3. "..... in order to avoid the worst scenarios of climate change, massive investment is needed now: investment that will require governmental leadership and funding. Concurrently, the retirement of baby boomers reduces government revenues while adding pressure to already severely strained social programmes. Both issues will reach their peak during this decade, and neither is compatible with austerity measures. Continuing to follow the current monetary paradigm will render governments powerless to address these social and environmental challenges" [noch Kap. 1] Auch hier (wie ja bereits dem Buchtitel zu entnehmen) keinerlei Hinweis auf die Realwirtschaft und ihre möglichen Kapazitätsgrenzen. Auch die Verteilung zwischen Alten und Jungen kann nur über die Verteilung des existierenden Bruttoinlandsprodukts geregelt werden. Allenfalls könnte man überlegen, ob und wie man das steigern, oder wo man auf der anderen Seite sparen kann. Dazu leistet Willkürgeld definitiv KEINEN Beitrag! (Und übrigens: Welche Auswirkungen derlei umweltrettenden "massive investments" auf die Umwelt, z. B. den Ressourcenverbrauch haben, sieht man im Kleinen an der Lithiumgewinnung für gegenwärtig gehypten Elektromotoren.)
  4. "History will probably see the period 2007-2020 as one of financial turmoil and gradual monetary breakdown." [noch Kap. 1] Nope, didn't happen! (Was natürlich nicht heißt, dass das nicht noch kommen kann. Auch ich bin keineswegs unkritisch gegenüber dem gegenwärtigen System - habe aber leider keine Patentlösung parat.
  5. "patriarchal societies ..... have historically imposed as a monopoly, a single centrally issued currency, on which interest is being charged. In contrast, matrifocal societies, such as the ones in Dynastic Egypt and the Central Middle Ages in Europe, have encouraged multiple parallel currencies. This has resulted in greater economic stability, equitable prosperity". [Kap. 2] Dass Agrargesellschaften ökonomisch stabil sein können, halte ich für ein Gerücht. Die sind vollständig vom Wetter abhängig, und konnten in alten Zeiten auch nicht großmaßstäblich auf Importe zurückgreifen. Und dass die Fellachen im alten Ägypten oder die hörigen Bauern im Mittelalter nun besonders wohlhabend gewesen seien, würde ich auch eher bezweifeln. Wie im alten Griechenland und Rom (und wie heute noch immer), waren die Gesellschaften geschichtet: Denen oben ging's gut, denen unten nicht gar so sehr. Auf jeden Fall geht es uns allem im bösen zinsbasierten kapitalistischen Geldsystem deutlich besser, als (in vieler Hinsicht) in alten Zeiten sogar den Superreichen.
  6. "both [Kommunismus wie Kapitalismus] impose a single national currency monopoly created through bank debt." [Kap. 2] "Monopolgeld" und "Schuldgeld" werden hier als besonders verwerflich dargestellt - genau wie auch bei den "Austrians". Deutschland hatte bis in die Neuzeit hinein zahlreiche unterschiedliche Währungen, die in einer Reihe von Staaten nebeneinander verwendet wurden. Aber dass es deshalb den Deutschen besser gegangen oder das Land weiter entwickelt gewesen wäre als die Nationalstaaten England und Frankreich, wird wohl niemand behaupten. Und in unserer modernen Wirtschaft wären Konkurrenzwährungen total effizienzhemmend - und inflationsstabil wären sie auch nicht. Ohnehin kann wegen der benötigten Menge und der mangelnden Flexibilität Geld heutzutage nicht mehr als Warengeld (Gold und/oder Silber) geschaffen werden, sondern einzig und allein als Kreditgeld oder Willkürgeld. Tertium non datur.
  7. "From the 18th century onwards, the systemic status quo was institutionalised through the creation of central banks as enforcers of the monetary monopoly." [noch Kap. 2] Richtig: Und genau in dieser Zeit hat sich das Abendland stürmisch industrialisiert. Kann ja wohl gar so schlecht nicht gewesen sein, das (Basisgeld-)Monopol der Zentralbanken. Die USA hatten im 19. Jh. jede Menge Bankenkrisen. Um 1910 herum waren sie es endgültig leid und haben Kommissionen nach Europa geschickt, die hier lernen sollten, wie man es besser macht. Und aufgrund dieser Erkenntnisse ihre eigene "Fed" errichtet (1913). Hier findet man z. B. deren Ausarbeitung von 1910 (362 S.) "The Reichsbank : 1876-1900United States. National Monetary Commission,Sixty-First Congress, 1909-1911, das seinerseits ein Teil der Serie "Publications of the National Monetary Commission Series ist.
  8. "In 2010, the volume of foreign exchange transactions reached $4 trillion per day. One day’s exports or imports of all goods and services in the world amount to about 2% of that volume. Thus, 98% of transactions on these markets are purely speculative. This figure does not even include the derivatives whose notional volume was $600 trillion or eight times the entire world’s annual GDP in 2010." [Kap. 3] Tja: Und was bedeutet das? Schadet das der Realwirtschaft? Wäre es wünschenswert, das zu ändern? Wenn ja: könnte man das ändern, und wie? (Ben Bernanke hatte gemeint, dass ein "deep financial system" besonders widerstandsfähig sei; ich selber denke eher, dass dass solche depth die Diebe freut.) Eine fundierte Antwort auf die hier aufgeworfenen Fragen habe ich nicht anzubieten. Wohl aber die Forderung nach einem und Fragestellungen für ein " 'Manhattan Project' für die Wirtschaftswissenschaften". DAS nämlich ist es, was wir brauchen- statt "snake oil" und ultimativer Dr.-Eisenbart-Wunderkuren. Denn auf genau dem frühneuzeitlichen Niveau des Dr. Eisenbart stehen die Wirtschaftswissenschaften i. S. Geldsystem noch heute. Und weder die offiziellen Wirtschaftswissenschaften noch die zahlreichen "Fringe"-Theoretiker wollen über diesen Stand der Dinge hinauskommen. Der VWL stört es einerseits die Kreise ihrer hübschen mathematischen Förmelei, die sie nur durch Ausblenden der eigenständigen Rolle des Geldes in der Wirtschaft als "Wissenschaft" verkaufen kann. Und andererseits scheut sie (unterbewusst) die Gefahr, dass man durch allzu viel Transparenz auf diesem Gebiet den Interessen der Geld- und Kapitalbesitzer auf die Füße treten könnte. Die Fringe-Theoretiker haben das Interesse, sich durch Wunderlehren als Träger von Weltgeheimnissen aufzuspielen, oder selber (vermeintlich) einen Schlüssel zum eigenen Reichtum gefunden zu haben (bzw. zur Erklärung des eigenen Nicht-Reichtums, welche den Reichtum als solche nicht delegitimiert) oder aber die Welt auf billige Weise mit schnellem Geld zu retten. Traurig.
  9. "Compulsory growth: The process of compound interest or interest on interest imposes exponential growth on the economy. Yet exponential growth is, by definition, unsustainable in a finite world."Das ist ein altes Märchen, aber längst widerlegt (z. B. von mir, wenn auch nicht ganz vollständig - das könnte und müsste man wohl mathematisch machen - hier). Die gezahlten Zinsen gehen in die Realwirtschaft und von dort wieder zurück an die Zinszahler. Drastisch vereinfachtes Beispiel: Wenn ich als Rentner Zinsen auf einen Überziehungskredit zahlen, bezahlt die Bank daraus ihre Angestellten. Die zahlen daraus Rentenbeiträge - und dieses Geld geht wieder an mich zurück und ich kann die nächsten Zinsen bezahlen. Ohne dass zwischendurch irgend eine Geldschöpfung nötig wäre.
  10. "Concentration of wealth: The middle class is disappearing worldwide, with most of the wealth flowing to the top and increasing rates of poverty at the bottom. Such inequalities generate a broad range of social problems and are also detrimental to economic growth. Beyond the economic issue, the very survival of democracy may be at stake." [noch Kap. 5] Alles richtig, aber auf welchem Weg soll sich Reichtumskonzentration durch das Geld vonstatten gehen? Im Buch selber (S. 94 ff) werden drei Gründe genannt:   1) Der Zins. Nicht falsch; aber zum einen gab es den schon immer. Und zum anderen ist er gerade jetzt am Verschwinden. Schließlich und letztlich: Ob ich nun beispielsweise eine Maschine kaufe, und an einen Unternehmer verlease, oder dem Geld zum Kauf leihe: Einen "Zins" erhalte ich in beiden Fällen. Und selbstverständlich erwartet und erhält auch der Unternehmer auf sein eingesetztes Kapital einen "Zins".   2) "In a society imposing a monopoly currency created through bank debt, an automatic bias towards concentration of wealth will predictably occur. [Indem die Banken nur denjenigen Geld leihen, die ihnen genügend Sicherheiten bieten.]" Das it richtig, hat aber nichts mit einer "Monopolwährung" zu tun. Jede Währung kann nur Kreditgeld oder (gedruckts und verschenktes) Willkürgeld sein, und von Willkürgeld wird niemand reich (aber viele arm).   3) Als dritter Grund wird der Lobbyismus genannt; gute Lobbyisten seien teuer, und die könnten sich nur reiche Personen und Unternehmen leisten. Auch richtig; hat aber rein gar nichts mit dem Geldsystem zu tun.
  11. [noch aus Kap. 5 des "executive summary"] "Devaluation of social capital: Social capital such as mutual trust and collaborative action has historically been difficult to measure. Nevertheless, whenever measurements have been made, they reveal a tendency for social capital to be eroded, particularly in industrialized countries. Recent scientific studies show that money tends to promote selfish and non-collaborative behaviours." Das mag so sein, hat aber nichts mit einem konkreten Geldsystem - oder fehlender Konkurrenz zwischen verschiedenen Geldsystemen - zu tun. Und vor allem haben Studien erwiesen, dass das Sozialkapital in unterentwickelten Ländern seinerseits ausgesprochen unterentwickelt ist.
  12. "The continual imposition of a monopoly of this type of currency thus directly affects the future of humanity on our planet." [noch Kap. 5] Nein. Eine Währungskonkurrenz ändert nichts, und die Schaffung von Mikro-Währungen, die überhaupt nur in einem winzigen räumlichen und sachlichen Bereich "Geld" sind, wäre ein gigantischer ökonomisch-zivilisatorischer Rückschritt. (Und "Willkürgeld" würde einen Zusammenbruch herbeiführen wie 1923 in Deutschland, 1945/46 in Ungarn und nach der Jahrtausendwende in Zimbabwe.
  13. Erst im VI. Kapitel kommt dann so etwas wie eine Geldtheorie (meine Hervorhebung): "The Official Story is that governments, just like any household, must raise the money needed to pay for their activities. This is done either through income by taxation or debt by issuing bonds. In this story, banks simply act as intermediaries collecting deposits and lending parts of that money to creditworthy individuals and institutions, including governments. However, officially since 1971, when fiat currency or money created out of nothing became universal, this story has been a complete fiction. The Fiat Currency Paradigm provides an alternative interpretation of this story. With fiat currency, the primary purpose of taxation is to create demand for a currency that has otherwise no intrinsic value. The obligation of paying taxes only in the chosen currency is what gives the currency its value. A sovereign government can therefore choose what it wants to attribute value to by requiring it in the form of tax payments. Governments can thus determine the kind of efforts its citizens must make to obtain this chosen currency. Although this interpretation has impressive academic backing, it is being ignored in favour of the Official Story." Das ist schlicht falsch. Die kreditäre Geldschöpfung HAT (im Prinzip, das freilich auch ausgehebelt werden kann. Aber dann ist das scheinbare Kreditgeld faktisch zu Willkürgeld mutiert - vgl. 1923!) eine Deckung. Das Willkürgeld hat gar keine Deckung.
Es folgen in Kap. VII und VIII Beispiele für private und staatliche Alternativwährungen (wobei die staatlichen Lösungen z. T. lediglich neue Steuern sind). Um das im Einzelnen zu bewerten, müsste man ins Buch reingehen; das erspare ich mir. Jedenfalls klingen die Projekte für mich von dubios bis kurios: "Natural Savings: a financial savings product that is fully backed by living trees." Richtiges Geld ist entweder durch einen allgemein akzeptierten Wert gedeckt, der seinerseits freilich stark schwanken kann: Insbesondere durch Gold. Oder aber (und das ist deutlich besser) dadurch, dass am Markt genügend Güter vorhanden sind, um das Gewünschte zu kaufen. Das hat, jedenfalls in den entwickelten Ländern, das böse "Schuldgeld" relativ gut geleistet.
Es ist NICHT irgendeinem geheimnisvollen Geldsystem-Mechanismus anzulasten, dass der Teufel immer auf den größten Haufen ..... .
Das liegt am Eigentumssystem (sage ich ohne Wertung, rein deskriptiv). (In "sozialistischen" Staaten liegt es am Machtsystem, wenn "Fett immer oben schwimmt".)

Der Glaube, dass man durch Herumfummeln am Geldsystem die Welt verbessern könne, ist purer ESKAPISMUS. Sie tun das, um der Welt zu helfen.
Die "Austrians" (Libertären, Marktradikalen") hängen anderen Träumereien nach. Hayek z. B. mit seiner "Denationalisation of Money" geht es um Inflationsfreiheit (dazu mein Blott "Nobelpreis schützt vor Torheit nicht: Warum Friedrich August von Hayeks 'Denationalisation of Money' ein ‚Design for Disaster‘ ist"; übrigens kann man die "Facebook-Libra" als Umsetzung seiner Ideen begreifen.). Die "Austrians" haben nichts dagegen, dass die Reichen reich und die Armen arm sind. Sie können nur nicht begreifen, wieso sie nicht selber zu den Reichen gehören, was ihnen doch ihrer Meinung nach zusteht. Daher fantasieren (auch) die sich zusammen, dass es das Geldsystem sei, welches einige Reiche allzu reich mache. (Mit der stillschweigenden Implikation dass ihnen selber dadurch nicht das zufließe, was ihnen ihrer Selbsteinschätzung nach doch zusteht.) Und wollen die Welt mit ihren eigenen  spinnerten Geld-Systemen beglücken. (Dazu meine Analyse von 4 Vorschlägen unter "Hat Autor nicht auch Grips beineben, kann Leser nicht recht glücklich sein. Eine Polemik gegen Monetär-Obskurantisten, die das Volk im Kerker der Geldirrtümer verschmachten lassen. Und welche 'Gouverneure' vom Monetär-Fetischismus der Austrians profitieren."
Der gemeinsame Nenner von ihnen und den "Austrians" ist die Tatsache, dass man an die gesellschaftliche Verteilungsfrage nicht ran will.
Die "Austrians" nicht, weil sie ja selber reich werden möchten.
Sie nicht, weil Sie glauben, einen schmerzlosen Weg der Weltbeglückung entdeckt zu haben: Allen wohl und niemand weh.
Das ist, pardon, in beiden Fällen nur eines: INTELLEKTUELLE FEIGHEIT von Eskapisten, die versuchen, den realen Zwängen in der (Wirtschafts-)Welt zu entfleuchen.
(Meine Ausführungen bedeuten nicht, dass ich meinerseits das Geld großmaßstäblich umverteilen möchte. Ich habe nicht den Ehrgeiz, die ganze Welt zu beglücken oder zu retten und beschränke mich darauf, eine maßvolle Erhöhung der deutschen Renten zu fordern, und deren Aufbringungssicherung für die Zeit der demographischen Krise. Und das selbstverständlich via Umverteilung, denn jedweder Versuch, Güter (um DIE geht es letztlich) mittels Banknotendruck herbeizuzaubern, ist fauler Zauber.

In fact, there IS a free lunch after all - but not the one you are dreaming of: Sondern in Form von Rationalisierung. DIE schafft tatsächlich zusätzliche Verteilungsspielräume, die "allen wohl und niemand weh" tun.
Hinzu kämen allenfalls noch Produktionssteigerungen durch Einbindung ungenutzter Kapazitäten (z. B. Humankapital, Stichwort Arbeitslosigkeit, aber auch Frauenarbeit). Aber damit die eine PRODUKTIVE Arbeit leisten, müssen verschiedene Komponenten zusammenkommen; mit Gelddruckerei lässt sich das nicht erzwingen.
Und natürlich sind beide Fallgestaltungen mit einem gesteigerten Umweltverbrauch verbunden.

Mit freundlich-kritischen Grüßen
Burkhardt Brinkmann
87645 Schwangau
 
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Einige Beispiele dafür, auf welch einem primitiven Niveau sich das moderne volkswirtschaftliche Denken bewegt, wenn es um die Zusammenhänge zwischen Geldwesen und Realwirtschaft geht:
Diese Beiträge beschäftigen sich u. a. mit der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit zwischen zwei völlig verschiedenen Sachverhalten, die unsere Sprache fataler Weise unter dem Begriff "Sparen" zusammenpfercht.

Und nicht einmal (und das hat mich nun wirklich "umgehauen") eine zutreffende Vorstellung von den Gewinnen, welche der Staat aus einer kreditären Geldschöpfung zieht (bzw. überhaupt ziehen kann) haben die Heroen der VWL-Lehrbücher:
Und wenn sogar in der Fachwelt Erdscheiben-Vorstellungen über fundamentale Sachverhalte des Geldwesens und dessen Zusammenhang mit der Realwirtschaft noch state of the art sind: Was darf man dann von den monetären Flacherdlingen jeglicher Couleur erwarten?


Im Übrigen verweise ich zum Thema Geld(schöpfung) auch meine Blotts

Nachtrag 13.08.2020:


Der nächstfolgende Blott "Arbeit und Kapital und ihr 'contract social' " stellt die logische Fortsetzung des vorliegenden Beitrages (des Anfangsteils, nicht des Offenen Briefes) dar.


Nachtrag 08.09.2020

Zum vorliegenden Zusammenhang passt der Appell des US-Milliardärs Nick Hanauer (Juli 2014) "The Pitchforks Are Coming … For Us Plutocrats" (als Video u. d. T. "Beware, fellow plutocrats, the pitchforks are coming" z. B. auf Youtube zu sehen). Und insbesondere diese Passage:
"... the problem isn’t that we have inequality. Some inequality is intrinsic to any high-functioning capitalist economy. The problem is that inequality is at historically high levels and getting worse every day. Our country is rapidly becoming less a capitalist society and more a feudal society. Unless our policies change dramatically, the middle class will disappear, and we will be back to late 18th-century France. Before the revolution."
Hanauer untermauert das mit einem erschreckenden Zeitvergleich:
"The divide between the haves and have-nots is getting worse really, really fast. In 1980, the top 1 percent controlled about 8 percent of U.S. national income. The bottom 50 percent shared about 18 percent. Today the top 1 percent share about 20 percent; the bottom 50 percent, just 12 percent."
 
 
 Nachtrag 30.09.2021 / 05.01.1011
 
Vergleiche zu diesem Thema auch meine früheren Blotts
 

ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!

Textstand vom 02.04.2024

6 Kommentare:

  1. Hallo Herr Brinkmann,

    bei der Passage:
    "Es gibt nur Kreditgeld, Willkürgeld - und allenfalls noch Warengeld."
    ist der Begriff "Kreditgeld" nicht wirklich gut begründet.

    Der Grund dafür ist, daß Kredit (wie auch Schuld) ein Verpflichtungsverhältnis darstellt, welches zwischen zwei Parteien besteht. Diese Verpflichtungsverhältnisse haben ein Objekt zum Gegenstand, welches i.d.R. Geld ist (aber nicht sein muß - siehe "Der Kaufmann von Venedig"). Geld als Objekt (Schuldentilgungsmittel) kann daher nicht sowohl das Bindeglied zwischen den Parteien (Schuldverhältnis) darstellen und gleichzeitig zur Erfüllung der Verbindlichkeiten von einer Partei an die andere eigentumsrechtlich übertragen werden. Aus diesem Grund ist der Begriff "Kreditgeld" ein sog. Oxymoron, womit offenbleibt, was damit eigentlich ausgedrückt werden soll.

    Dieses Mißverständnis hat wohl seinen Grund darin, daß - wie Sie hier ja auch diskutieren - die Theorie existiert, daß Geld im Zuge einer Kreditgewährung entsteht. Als Begründung wird dann genannt, daß die Kreditgewährung der Zentralbank ja die Basisgeldmenge erhöhen würde, welche ja aus Bargeld und den Verbindlichkeiten der Zentralbank besteht. Das ist aber ein Taschenspielertrick, denn die bloße Definition eine Menge begründet ja noch nicht, daß den Verbindlichkeiten der Zentralbank der Status "Geld" zukommt, denn Verbindlichkeiten sind ja gerade eine Forderung auf (Bar-)Geld und damit nach obiger Begründung gerade KEIN Geld. Das bedeutet, daß die "Basisgeldmenge" die mengentheoretische Vereinigung von Forderungen auf Geld (gesetzliches Zahlungsmittel) und eben dem gesetzlichen Zahlungsmittel ist.

    Diese logische Unterscheidung ist dieselbe, die das BGB zwischen Schuldgeschäften und Erfüllungsgeschäften zieht (Abstraktionsprinzip) - eine Unterscheidung, welche im englischsprachigen Raum so gut wie unbekannt ist, weswegen dort auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Autor zu finden sein dürfte, der diesen Unterschied kennt. Als Konsequenz sind die dortigen geldtheoretischen Diskussionen eine (gut versteckte) Sackgasse, wo man vergeblich auf Erkenntnis hofft.

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    1. Hallo Herr Dr. Menéndez,

      wir hatten früher ja häufiger auf Ihrem Blog debattiert. Aber wirklich verstanden hatte ich damals nicht, was Sie eigentlich umtreibt.
      Heute habe ich mir Ihren Kommentar mal ausgedruckt und auf einer kurzen Zugfahrt nach Seeg (also ausgerechnet zum Wohnort des "Vaters" des Sch. Euro) mehrfach durchgelesen.

      Ich habe den Eindruck, dass Sie in Sachen Geld das sozusagen schlechthinnige Wesen des Geldes an sich zu ergründen suchen - und das kann nur schiefgehen.
      Sie wähnen einen logischen Antagonismus, aber Sie formulieren nicht hinreichend präzise, um diesen veri- oder falsifizieren zu können. Der Satz "Geld als Objekt (Schuldentilgungsmittel) kann daher nicht sowohl das Bindeglied zwischen den Parteien (Schuldverhältnis) darstellen und gleichzeitig zur Erfüllung der Verbindlichkeiten von einer Partei an die andere eigentumsrechtlich übertragen werden" isst zu unscharf: Was z. B. bedeutet "darstellen"?

      Was Sie vermutlich meinen: Dass ein Anspruch auf Geld nicht selber Geld sein könne.
      Wenn Sie sich mal aus dem Hamsterrad der bloßen Begriffs- und Definitionswelt lösen und auf die rein deskriptive Ebene, also die reale Welt, einlassen, dann sehen Sie, dass es da überhaupt kein Problem: Das IST selbstverständlich möglich und kein logischer Antagonismus.

      Beim Bankengeld einfach schon deshalb, weil dieses die Forderung auf eine qualitativ verschiedene Geldart, nämlich auf Basisgeld ist.

      Das Basisgeld ist heutzutage nur buchhalterisch eine Forderung an die Zentralbank. Das aus guten Gründen; aber eine REALE Forderung ist ein Geldschein oder ein ZB-Konto nicht - mehr.
      Früher war das anders: Da war die Banknote eine Forderung auf Gold, die der Banknoteninhaber auch ganz real bei der "Notenbank" einlösen konnte.
      Aber sehr wohl waren BEIDE Geld: Die Goldmünzen, die er sich geholt hat oder hätte holen können, wie auch die Banknote, die (zumindest in der Theorie) bei den Londoner Goldschmieden im 17. Jh.) eine Quittung für das hinterlegte Gold war.


      Was es mit dem "Schuldschein" näher auf sich hat, habe ich auf ZWEI Ebenen (Geldwesen und Realwirtschaft) untersucht in meinem Blott "Wessen 'Schuldschein' ist das Geld?" https://beltwild.blogspot.com/2016/02/wessen-schuldschein-ist-das-geld.html.

      Und was die kreditäre Geldschöpfung angeht: Das ist keine Theorie, das ist, heute jedenfalls, überall die Realität.
      Ich vermute mal, dass selbst bei der Hyperinflation in Zimbabwe die dortige ZB der Regierung das Geld nur "geliehen" hatte; so war es ja auch in Deutschland 1914 ff. mit dem Kulminationspunkt 1923.
      Kreditgeschöpftes Geld ist im Prinzip mit Gütern gedeckt (durch den "Rückleistungsdruck").
      Nur lässt sich das aushebeln, wenn das Kreditverhältnis bloß noch ein formales ist und alte Kredite einfach mit neuen zurückgezahlt werden.
      Das dürfte gar nicht so selten sein, bei Unternehmen, insbesondere aber bei Staaten. Freilich hat unsere Wirtschaft enorme Elastizitätsspielräume, so dass das eine Zeit lang funktionieren kann.
      Doch wenn das übertrieben wird, kippt das Ganze irgendwann; dann kommt das "Inflationsketchup" aus der Flasche geschossen.

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  2. Hallo Herr Brinckmann,

    "Dass ein Anspruch auf Geld nicht selber Geld sein könne."

    So ist es und genau das hatte ich vielleicht etwas zu blumig ausgedrückt. Das hat auch nichts mit Hamsterrad zu tun, sondern mit einer analytischen Herangehensweise, bei der gerade diejenigen "Wahrheiten" der "realen Welt" hinterfragt werden, welche - wie Sie ja auch beklagen - als emotional-phänomenologische Prägung den Zugang zu Erkenntnis behindern. Ich bestreite ja nicht, daß die landläufige (= einfache, plausibele und falsche) Auffassung, daß da "Geld auf dem Konto ist" durchaus für die praktische Lebensführung ausreichend ist. Aber genauso praktisch waren die Erkenntnisse der Kunden von Kaupthing oder Nothern Rock, die festgestellt haben, daß zwischen dem Anspruch auf Geld und Geld dann doch ein erheblicher Unterschied existiert, den man nicht so einfach mit dem Hinweis auf die "reale Welt" umstandslos beiseitewischen kann.

    "Aber sehr wohl waren BEIDE Geld."

    "Quittung für das hinterlegte Gold" ist zu unspezifisch hinsichtlich der Stellung des Papiers, denn die Quittung kann ein bloßer Schuldschein sein, der ja unstrittig lediglich das Bestehen eines Schuldverhältnisses dokumentiert. Ein Schuldschein kann aber nicht durch Einigung und Übergabe eigentumsrechtlich übertragen werden, sondern dazu muß ein Schuld/Forderungsabtretungsvertrag geschlossen werden, wobei es da etliche Fallstricke gibt - alleine der Wikipedia-Eintrag zu diesem Begriff sollte klarmachen, daß die prinzipielle Möglichkeit einer Zession für den Wirtschaftsverkehr viel zu umständlich ist. Anders liegt der Fall, wenn das ausgestellte Papier ein sog. Lagerschein ist, denn ein Lagerschein ist ein sog. Inhaberpapier, bei dem nur der Besitz des Papiers die Rechtsausübung auf Herausgabe ermöglicht. Inhaberpapiere sind aber per Einigung und Übergabe übertragbar, womit den Anforderungen des Geschäftsverkehrs weit mehr gedient ist, als durch Schuldscheine. (So geht durch die Vernichtung des Schuldscheins das Schuldverhältnis nicht unter, während der Verlust eines Inhaberpapieres die Rückforderung praktisch unmöglich macht.) Inhaberpapiere verbriefen also eine Forderung, wobei der Inhalt der Forderung z.B. zwei Goldtaler waren - das Papier als Lagerschein ist also eine Forderung auf etwas, was nicht der Lagerschein ist.

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    1. Die Sache mit den Lagerscheinen ist aber nur eine Etappe der Entwicklung gewesen. (An dieser Stelle schlagen die meisten Darstellungen über Geld die falsche Richtung ein, indem sie den "Goldschmieden" eine unlautere Praktik vorwerfen, die dann zum "fractional reserve banking" geführt haben soll.) Entscheidend für die Entwicklung des modernen Geldes war das Instrument des Wechsels - eine Geschichte, die ich hier mal aufgeschrieben habe:
      https://soffisticated.wordpress.com/2019/07/30/das-geldpuzzle/
      Grundlage dafür ist eine Variante des Wechsels, nämlich die sog. Kreditleihe, bei der die Bank einen Solawechsel ausstellt und der Kunde sich verpflichtet, die in dem Wechsel genannte Schuldsumme (2 Goldtaler) vor Ablauf des Wechsels an die Bank zu zahlen. Es handelt sich hierbei um zwei gegenläufige Termingeschäfte, wobei das eine verbrieft (Wechsel) ist, das andere (Tilgungsvereinbarung) nicht. Dieses weithin unbekannte Finanzarrangement ist dann mit einigen Modifikationen nach und nach zum modernen Geld geworden, wobei der Schlußpunkt dieser Entwicklung die Aufhebung der Goldeinlösepflicht war, womit das bisherige Inhaberpapier von seiner bisherigen Forderungseigenschaft befreit wurde. (Geld ist damit rechtlich gesehen kein Inhaberpapier mehr, wird aber von der Rechtsordnung den Inhaberpapieren gleichgestellt.) An dieser Stelle wird entscheidend, daß die Verwendung von Geld als Lohnzahlungsmittel die Unternehmen einem Schuldendruck aussetzt, der sie dazu zwingt Waren am Markt anzubieten. Deswegen kann man für Geld etwas kaufen (nachdem ein Kaufvertrag abgeschlossen worden ist) und nicht, weil Geld ein Gutschein wäre. Natürlich kann man das im übertragenen Sinne so interpretieren, obwohl es analytisch unzutreffend ist.

      Sieht man sich die Geschichte weniger mythisch sondern funktional an erkennt man schnell, warum die Spielregeln des Geldsystems so sind, wie sie heute sich darstellen. Spielregeln zu analysieren ist nicht dasselbe wie das mehr schöngeistig geartete Ergründen eines "Wesens" - das sollen besser die Philosophen tun. Hier ging es ja auch nur darum, daß Kredit etwas anderes ist als Geld und damit "Basisgeld" kein wohldefinierter Begriff sein kann. Es ist leider so, daß die aus der Not geborene Definition von "Geldmengen" den Blick dafür verstellt, was Geld und was Kredit ist. Geld ist historisch zwar aus einem Kredit (Wechsel/ Kreditleihe) entstanden, wurde aber erst dann, als es seine Forderungseigenschaft verlor, zum Objekt von Kredit.

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  3. Mir scheint, Sie ringen mit Problemen, die Sie sich selber auftürmen.

    Aus meiner Sicht ist die Sache ganz einfach:
    Basisgeld sind Bargeld + die Bankenguthaben bei der Notenbank.
    Bankengeld ist das von den Geschäftsbanken geschöpfte (in gewissen Punkten gegenüber dem Basisgeld weniger universal einsetzbaren) Geld.
    Damit ist Geld für mich ausreichend definiert.
    Und entstehen tun beide Geldformen durch Akte der Kreditgewährung. (Beim Basisgeld freilich nicht zwingend, das könnten die Notenbanken theoretisch auch einfach "drucken" und verschenken. (Tun sie aber aus guten Gründen nicht.)

    Natürlich ist nicht jeder Kredit ein Akt der Geldschöpfung: Wenn Sie mir 100,- € leihen, entsteht kein Geld. Und wenn Versicherungen Staatsanleihen kaufen (also dem Staat einen Kredit geben), auch nicht. Das scheint mir aber eine banale Aussage zu sein.

    "..... die Verwendung von Geld als Lohnzahlungsmittel die Unternehmen einem Schuldendruck aussetzt, der sie dazu zwingt Waren am Markt anzubieten."
    Falsch. Unternehmen können ihre Löhne (und sonstigen Kosten!) bezahlen, aberkaufen und den Laden schließen: Auf der Ebene kleiner Familienbetriebe (Läden) geschieht das auch tatsächlich.
    Einnahmen müssen sie freilich generieren, wenn sie weiter im Geschäft bleiben wollen; aber das hat nichts mit dem "Schulden-" oder "Rückleistungsdruck" der kreditären Geldschöpfung zu tun.

    Diesem unterliegen nur KREDITNEHMER. Was Unternehmen in der Tat häufig sind - aber keineswegs zwingend und keineswegs immer. (Vor einiger Zeit las ich irgendwo, dass der US-Unternehmenssektor per Saldo sogar Überschüsse erzielt, also Geld spart.)

    Daher ist eine Unterscheidung wichtig, welche die Wirtschaftswissenschaft nicht trifft und offenbar nicht nötig zu haben glaubt: Zwischen "Erstgeldempfänger" und "Zweitgeldempfänger".

    Der "Erstgeldempfänger" erhält einen geldschöpfenden Kredit von der Bank (ein Versicherungskredit ist nicht geldschöpfend; für den Kreditnehmer ist das egal, für die Volkswirtschaft aber ein Unterschied).
    Damit kauft er jemand anderem etwas ab: Dem "Zweitgeldempfänger".

    Letzterer hat eine Leistung erbracht und kann also, soweit seine Einnahmen seine Ausgaben übersteigen, das Geld beiseite legen - "sparen". Einem Rückleistungsdruck unterliegt allein der "Erstgeldempfänger".
    DAS kann für die Wirtschaft zum Problem werden.
    Mit einem exzessiven Sparen ("Geldüberakkumulation") erkläre ich mir, warum die Geldmenge weltweit weit Jahrzehnten stärker ansteigt als die Güterproduktion.
    Aber DAS aufzudecken, liegt natürlich nicht im Interesse der VWL: Die eine Hurenwissenschaft der Kapitalinteressen ist.

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