Anno Hecker, Sportreporter der FAZ, berichtete in seinem Artikel "Deutsches Olympiateam. Olympia-Aus wegen NPD-Freund" vom 03.08.2012 über die FAKTENdimension (meine Hervorhebung):
"Eineinhalb Stunden hat das Gespräch am Mittwochabend gedauert. Dann packte Nadja Drygalla ihre Sachen und verließ das Olympische Dorf. Aus freiem Willen, wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erklärte. Aber ganz so freiwillig war der Rückzug vom gelebten Traum in London nicht. Die Ruderin musste in einem sehr „emotionalen“ Gespräch mit dem Delegationsleiter des deutschen Teams, Michael Vesper, erst einsehen, dass die Nachricht über ihre Liaison mit dem rechtsradikalen NPD-Politiker Michael Fischer eine Berichterstattungs-Welle auslösen würde, die dann dem Ansehen der deutschen Equipe schaden könne."
Also Fakten:
- Michael Vesper hat Nadja Drygalla [Wikipedia-Stichwort] zur Abreise gedrängt.
- Er hat sie emotional bedrängt: Dieses Individuum hat offenbar die junge Frau zum Heulen gebracht.
„Sie hat mir glaubhaft versichert, hinter unserer demokratischen Grundordnung zu stehen. Ich habe diesen Eindruck, soweit das in einem eineinhalbstündigen Gespräch möglich ist.“ Demnach distanzierte sich die 23 Jahre alte auch ausdrücklich von nationalsozialistischem Gedankengut. „Das hat sie getan“, fügte der frühere Grünen-Politiker und ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen hinzu."
Somit Fakt: Alles, was der Sportbonze Michael Vesper Nadja Drygalla vorzuwerfen hat, ist die Tatsache, dass ihr Freund ein NPD-Mitglied ist, dass er dort an herausgehobener Stelle aktiv ist und dass er sich evtl. an rechtsradikalen Aktivitäten beteiligt hat.
Wenn ich sage "ist", dann bezieht sich das auf jenen Informationsstand, von dem Vesper vermutlich ausgegangen ist. Zu seinen Gunsten unterstelle ich also, dass ihm bei dem Gespräch mit Nadja Drygalla nicht bekannt war, dass ihr Freund Michael Fischer mittlerweile NICHT mehr NPD-Mitglied ist.
Schon FAZ-Mann Hecker hatte wohl Bedenken, dass es für die deutsche Öffentlichkeit extrem befremdlich wirken könnte, wenn die Funktionäre eine(n) Sportler(in) nur deshalb vom Team ausschließen, weil ihr(e) Freund(in) unerwünschte, meinetwegen (hypothetisch) sogar auch kriminelle Ansichten vertritt.
Drum mutierte Herr Hecker zum Hetzer.
Unter Verletzung journalistischer Grundregeln (Trennung von Meldung und Kommentar) vermischte er schon in seinem o. a. Artikel (später hat er in einem Kommentar noch nachgelegt - s. u.) Bericht und Meinung:
"Die kolportierte Nähe Nadja Drygallas zu Michael Fischer suggeriert ein gewisses Verständnis mit dessen Haltung. ..... Ob Nadja Drygalla die Ansichten Fischers teilt oder sogar an Kundgebungen teilgenommen hat? Wir wissen es nicht."
Zu Deutsch: Beweise für eine nazistische Gesinnung der Ruderin gibt es nicht. Aber weil sie ja schließlich einen Neonazi zum Freund hatte, wird sie wohl auch selber dem Gedankengut dieses Packs nahe stehen. Fakt: Mutmaßung ersetzt Beweis. Rechtsstaat? Medienjustiz! Und das in der FAZ: ein absoluter Skandal, für das dieses Blatt eigentlich mit Mailaufforderungen zur Entschuldigung bei Nadja Drygalla bombardiert werden müsste.
Man kann auch noch subtiler Meinungen manipulieren. Das tut Anno Hecker in einer anderen Passage:
"Was Nadja Drygalla denkt? Man kann ihr nicht in den Kopf schauen. ..... Im Kreis der Ruderer hat sie aber angeblich niemals eine rechtsradikale Gesinnung erkennen lassen. „Ich kenne Nadja aus den Trainingslagern. Da war das nie ein Thema“, sagte der Steuermann des glorreichen Männer-Achters, Martin Sauer, „auch nicht, dass sie einen Freund aus der Szene hat. Das zeigt doch schon, dass sie nicht dahinter steht.“ Vielleicht. Sauer, der Jura studiert, präsentierte sich als überzeugender Demokrat und sagte schließlich, was mancher denkt: „Ich habe keine rechtsradikalen Freunde. Und das wird auch nicht dazu kommen.“
1) "angeblich": unterstellt erhebliche Zweifel. Neutrale Formulierung: "hat sie nach Angaben aus Teilnehmerkreisen". Ein FAZ-Journalist kennt den Unterschied mindestens ebenso gut wie ich. Der setzt kein "angeblich" ein, wenn er nicht Zweifel säen will.
2) Ein Sportkamerad äußert sich dahin gehend, dass Frau Drygalla selbst keine rechtslastige Ideologie vertritt. Anno Hecker kommentiert das mit einem süffisanten: "Vielleicht". Was er uns sagen will, ist klar: Vielleicht stimmt das garnicht, was Martin Sauer sagt? Vielleicht ist sie ja doch eine Rechtsradikale?
3) Martin Sauer studiert Jura. Diese Information kann man neutral lesen. Man kann aber dahinter auch die Insinuation wittern: "Ob so einer die Wahrheit sagt? Juristen lügen doch sowieso!"
Er "präsentiert" sich als überzeugender Demokrat. Es ist schon ein Äquivalent für die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära in den USA, wenn jetzt auch noch jedes Teammitglied seine stramm demokratische Gesinnung bekennen muss! Ähnlich - natürlich mit anderen Inhalten - dürfte das in der chinesischen Kulturrevolution abgelaufen sein. Wobei man freilich niemals sicher sein kann, ob ein Mensch, der sich als Demokrat präsentiert, auch wirklich ein solcher ist. Könnte ja ein Wolf im Schafpelz sein. "Er habe keine rechtsradikalen Freunde." Ob Sauer das von sich aus gesagt hat, oder auf Befragen der Journalisten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall zeugt es aber von einer schon polithysterischen Stimmung im Team und/oder bei der Pressekonferenz, dass die Sportler sich überhaupt bemüßigt oder genötigt fühlen, Rechenschaft über ihren Freundeskreis abzulegen.
Auch damit ist Heckers Dreckschleuder die Munition noch nicht ausgegangen:
"Sicher scheint ....., dass es über Drygallas Verbindung zu Fischer schon vor den Sommerspielen Informationen gab. ..... Der DOSB habe erst am Donnerstag davon erfahren. Auch der Deutsche Ruder-Verband will nicht im Bilde gewesen sein. Wäre Nadja Drygalla sonst im Achter gelandet, der im Hoffnungslauf ausschied?"
Mit anderen Worten: Hecker unterstützt es voll und ganz, dass jemand wegen der politischen Überzeugungen und Aktivitäten seines Lebenspartners aus dem Team ausscheiden muss.
Begründung:
"Drygalla musste das große Boot verlassen, damit es nicht Schlagseite bekommt. Die Deutschen sind alarmiert. Ein Foto von DOSB-Ehrenpräsident Walther Tröger, wie er mit ausgestrecktem linkem Arm der deutschen Mannschaft während der Eröffnungsfeier zuwinkte, erinnerte die „Times“, so der groteske kleine Bericht, an den „Hitler-Gruß eines deutschen Delegationsmitgliedes“. Absurd. Was aber würde passieren, wenn sich jetzt die Geschichte von einer deutschen Athletin im Tross als Geliebte eines Nazis im Dorf breitmacht? Ob da noch jemand fragen würde, was Frau Drygalla denkt?"
Wenn also die britische Schweinepresse Deutschland verhetzt, dann ist es scheißegal, ob eine deutsche Sportlerin nationalsozialistisches Gedankengut hat oder nicht: für eine Ächtung reicht es schon aus, dass ihr Freund (vielleicht) ein (Neo-)Nazi ist!
Kein Wunder, dass sich ein Volk, dessen angesehenstes Publikationsorgan dermaßen den ausländischen (nicht Meinungen, sondern:) Hetzern dermaßen in den Arsch kriecht, auch bei der "Euro-Rettung" das Hemd, die Unterhose und die Socken ausziehen lässt!
Dass Michael Vesper sportliche Grundregeln verinnerlicht hat, zeigt sich daran, wie er seinem Foul die Entschuldigung gleich nachschickt:
"Vesper hat es gemacht [d. h. Frau D. auf ihre Meinung inqisitiert]. Und sieht nun keinen Grund, der Rostockerin einen Stempel aufzudrücken. „Sie hat mir glaubhaft versichert, hinter unserer demokratischen Grundordnung zu stehen. Ich habe diesen Eindruck, soweit das in einem eineinhalbstündigen Gespräch möglich ist.“ Demnach distanzierte sich die 23 Jahre alte auch ausdrücklich von nationalsozialistischem Gedankengut."
Aus dem Team rauswerfen und hinterher sagen: War ja nicht so gemeint. Solche Heuchler liebe ich: erst jemand mit der faktischen Begründung von Sippenhaft aus der Mannschaft werfen, und hinterher
"für das Recht der Menschen [werben], nicht in Sippenhaft genommen zu werden: „Der entscheidende Punkt ist doch, wie jemand denkt. In Deutschland herrscht Gott sei Dank immer noch der Grundsatz, dass jeder für seine eigenen Haltungen und Taten verantwortlich ist und nicht für diejenigen seines Umfelds.“
Übel. Speiübel. Kotzübel, das Verhalten des Sportfunktionärs Michael Vesper!
Okay: EINEN Unterschied zum Verhalten eines hypothetischen Reichsruderführers unter dem Nazi-Regime gibt es immerhin noch: Der hätte sich noch nicht einmal entschuldigt.
Aber kaufen kann sich Nadja Drygalla nichts für Vespers Persilschein, wenn ihre Karriere jetzt im Eimer ist. So war denn dieser Persilschein in Wahrheit auch nur für ihn selber bestimmt: Er selbst wollte sich für seine böse Tat reinwaschen, indem er eine gute Gesinnung präsentierte. Ein Politiker halt, und ohnehin ist er ja nicht der einzige Heuchler bzw. Lügner bei den Grünen.
Hetzer Anno Hecker fühlte sich bemüßigt, in einem FAZ-Kommentar "Olympia-Kommentar. Auswegloses Szenario" noch einmal nachzutreten:
"Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte keine Wahl. Er musste die Ruderin Nadja Drygalla von ihrem Rückzug aus dem Olympischen Dorf überzeugen. Nur mit dieser Entscheidung ist eine Begrenzung des Schadens für die gesamte Mannschaft möglich.
Denn in der immer schneller rotierenden Welt der verkürzten, auf Effekte ausgerichteten Kommunikation hätte die Stichwort-Kombination „junge Deutsche, Freundin eines Nazis, Mitglied des Olympia-Teams“ schnell in England und dann in aller Welt ein groteskes, aberwitziges, falsches Bild produziert, gegen das aber jede Aufklärung machtlos gewesen wäre: deutsche Sportler von Nazis unterwandert. Dazu durfte es der DOSB nicht kommen lassen."
Mit anderen Worten: Egal wie die Faktenlage ist, entscheidend ist einzig und allein die internationale Nachrichtenlage. Die Briten lesen zwar ihre Schweinepresse; aber "Fairness" ist ein zutiefst in der englischen Kultur verwurzelter Begriff. Ich bin daher sicher, dass die Freundschaft einer Sportlerin mit einem "Neonazi" bei den Briten KEINEN Skandal ausgelöst hätte. Leider kann ich aus Zeitmangel nicht recherchieren, wie die britische Presse auf den Rauswurf(grund) reagiert hat. Wer da was weiß, bitte in den Kommentaren verlinken!*
Und weiter:
"Der DOSB hat vorerst nicht den Stab über eine Athletin gebrochen, sondern versucht, seine Mannschaft vor den Folgen zu schützen. Das ist seine Pflicht. Nadja Drygalla muss nun die für sie bitteren Folgen tragen. Wer aber mit offenen Augen und Ohren in Deutschland lebt, der weiß, dass die private Verbindung eines mit Steuergeldern finanzierten Spitzensportlers zu Rechtsradikalen ernsthafte Fragen aufwirft. Auch mit 23 Jahren hätte die ehemalige Polizeischülerin Nadja Drygalla diese Brisanz erkennen und ihren Fall früh klären können. Wahrscheinlich hatte sie Angst vor dem Druck der Gesellschaft: Privatleben oder Olympia."
Und dass die Gesellschaft ihr Druck macht, ihre Liebesbeziehung aufzugeben, damit sie weiterhin Sportlerin bleiben kann: Das ist für den FAZ-Journalisten Anno Hecker die normalste Sache von der Welt? Wo leben wir? (Ok, weiß schon, was Sie mir jetzt antworten werden: "In Deutschland, leider". Stimmt ja auch, leider!)
Mein Leserkommentar zu dem FAZ-Kommentar:
Titel: The March of Goliath ["Goliath: The March of Fascism" ist der Titel eines antifaschistischen Buches von Giuseppe Antonio Borgese aus dem Jahr 1937]
Der Faschismus marschiert in sportlichem Stechschritt.
Und der kommt nicht von den Rechten: die paar Hansels richten nichts aus.
Heute steht der Faschismus links.
Erst trifft es eine Sportlerin, die einen Lebenspartner mit dem falschen Parteibuch hat.
Morgen trifft es mich, weil ich wie wild gegen den ESM ankämpfe.
Dass die FAZ bei solchen Bestrebungen an vorderster Front mitmarschiert:
DAS ist der wahre Skandal!
* Die New York Times lacht uns aus: "Die Debatte beschäftigt auch internationale Medien, die „New York Times“ kommentiert lakonisch: „Während die Welt über den Sprinter Usain Bolt und den Schwimmer Michael Phelps diskutiert, debattiert Deutschland über die Vergangenheit und Zukunft einer Ruderin, die noch nicht mal das Finale erreicht hat“ erfahren wir in dem Bild-Bericht "Der Fall Nadja Drygalla.Plötzlich rudern alle zurück" vom 07.08.12, der natürlich auch schon wegen der im Titel angedeuteten Informationen interessant ist.
Und der kommt nicht von den Rechten: die paar Hansels richten nichts aus.
Heute steht der Faschismus links.
Erst trifft es eine Sportlerin, die einen Lebenspartner mit dem falschen Parteibuch hat.
Morgen trifft es mich, weil ich wie wild gegen den ESM ankämpfe.
Dass die FAZ bei solchen Bestrebungen an vorderster Front mitmarschiert:
DAS ist der wahre Skandal!
* Die New York Times lacht uns aus: "Die Debatte beschäftigt auch internationale Medien, die „New York Times“ kommentiert lakonisch: „Während die Welt über den Sprinter Usain Bolt und den Schwimmer Michael Phelps diskutiert, debattiert Deutschland über die Vergangenheit und Zukunft einer Ruderin, die noch nicht mal das Finale erreicht hat“ erfahren wir in dem Bild-Bericht "Der Fall Nadja Drygalla.Plötzlich rudern alle zurück" vom 07.08.12, der natürlich auch schon wegen der im Titel angedeuteten Informationen interessant ist.
Besonders fies (vom Inhalt her, zunächst nicht als Vorwurf gegen die Zeitung gemeint!) ist, was die WELT 07.08.12 meldete: "EKD-Ratschef. Präses Schneider fordert Reue von Nadja Drygalla":
"Wenn ein Gottloser von seiner Gottlosigkeit umkehrt, so soll's ihm nicht schaden, dass er gottlos gewesen ist", las Schneider bei Hesekiel (33,12).
Im Gespräch mit der "Welt" bezog Schneider den Bibelvers auf die deutsche Ruderin Nadja Drygalla,
die wegen rechtsextremer Verbindungen ihres Lebenspartners die Spiele
vorzeitig verlassen hatte. ..... Die Umkehr, wie sie bei der Ruderin möglich und auch zu
verlangen sei, müsse "tatsächlich errungen und ernst gemeint sein",
mahnte Schneider und fügte hinzu, dass "ich es ein bisschen schade fand,
dass sich Frau Drygalla erst so spät geäußert hat". Und da Schneider
offene Worte verlangt, findet er es "natürlich richtig, dass diese
Diskussion jetzt geführt wird, weil Rechtsextremismus nicht akzeptabel
ist".
Damit setzte
sich Schneider von jenen ab, die gefordert hatten, man solle Drygalla
jetzt einfach in Ruhe lassen und die Sache nicht weiter verfolgen.
Gleichwohl: "Frau Drygalla hat ein Recht auf Umkehr, und in Sippenhaft
für ihren Freund darf sie schon gar nicht genommen werden", sagte
Schneider."Noch so einer, der mit den Lippen "Sippenhaft" ausschließen, sie mit Taten aber verhängen will. Und schlimmer noch: Er verlangt "Umkehr" von einer Frau, die (nach unserer Kenntnis) überhaupt keine Sünde begangen hat. Oder sieht der Unheilige Theologe Nikolaus Schneider die Verbindung mit einem NPD-Freund als Sünde an? Das würde seinem Wort über "Sippenhaft" widersprechen.
"Du sollst nicht lügen" - steht auch in der Bibel. Wenn auch nicht bei Hesekiel.
Aber so ist das halt: Die einen können nicht ständig das Grundgesetz unterm Arm tragen, die anderen nicht ständig ihre Bibel.
Die ZEIT bezweifelte am 06.08.12 unter "Ein echter NPD-Ausstieg sieht anders aus", dass Michael Fischer, der inkriminierte Freund von Nadja Drygalla, tatsächlich aus der Neonazi-Szene ausgestiegen ist, wie er in einem Interview behauptet hatte. Die Argumentation des Berichts wirkt auf mich schlüssig, d. h. sie ist plausibel (ob sie auch wahr ist, kann außer dem lieben Gott natürlich nur Fischer selbst, bzw. allenfalls noch seine "Kameraden", wissen).
Auch die Süddeutsche hat Zweifel an Fischers Gesinnungswandel: "Langjähriger Neonazi Michael Fischer. Sieben Indizien, die gegen einen Ausstieg von Drygallas Freund sprechen". Diesen Artikel habe ich nicht gelesen, weil ich, wie gesagt, es durchaus für möglich halte, dass Fischer seine Abwendung von der NPD lediglich vorgetäuscht hat.
Aber das alles ändert nichts daran, dass es keine "Sippenhaft" für seine Freundin geben darf. Und insoweit gereicht es dem ZEIT-Artikel (von Johannes Radke) zur Ehre, dass er klarstellt (meine Hervorhebung):
"... am vergangenen Wochenende [stürzten sich] viele Medien auf ein Foto der Nationalen Sozialisten Rostock (NS-Rostock) von einer Kundgebung im Jahr 2009. Hinter dem verpixelten Gesicht einer blonden "Kameradin" meinten viele Drygalla zu erkennen, und das, obwohl lokale Initiativen gegen Rechts mehrfach darauf hinwiesen, dass sie diese Einschätzung nicht teilen. Schließlich gibt es in der Rostocker Szene mehrere strohblonde Nazi-Aktivistinnen. Die Journalisten lagen tatsächlich falsch, wie sich bald herausstellte."
Bei der 'antifaschistischen' Hatz gegen die junge Sportlerin hat sich nicht zuletzt auch die WELT unrühmlich hervorgetan.
Am 03.08.12 hatte sie zunächst hauptsächlich über die Fakten informiert. Titel "Kontakt zu Neonazis? Deutsche Ruderin reist ab". Pikant, aber nicht überraschend ('Angriff ist die beste Verteidigung'), dass ausgerechnet eine führende Politikerin der SED-Nachfolgepartei "Die Linke" (unsubstantiierten) Schmutz nach der Ruderin warf:
"Die Linken-Abgeordnete Petra Pau erklärte gegenüber der "taz": "Frau Drygalla wird ein strammer Hang ins Nazi-Millieu nachgesagt. Das ist nicht neu, und das war nicht unbekannt. Dennoch wurde sie sportlich von Behörden und Organisationen zur Olympia-Reife gefördert und in das deutsche Vorzeige-Team berufen." Auch im Männerteam sei Drygallas Haltung seit längerem bekannt, bestätigte ein Sportler, der aber nicht genannt werden will.
Vesper selbst
begrüßte trotz seiner Fürsprache Drygallas vorzeitigen Abschied aus
London: "Wir wollen nicht, dass die Mannschaft mit dieser Diskussion
belastet wird."
Und Vespers Äußerung macht klar, dass die Abreise von Frau Drygalla eben NICHT wirklich freiwillig erfolgt ist.
Aber in den Tagen danach ging die (Antifa-)Post ab in diesem Blatt:
"Nazi-Skandal. Ruderin Drygalla selbst in rechte Szene verstrickt", las man am 05.08.12 [ähnlich der Artikel "Aushängeschild aus dem Olympiakader" vom gleichen Datum]. Und worin bestand die "Verstrickung"?
"Das Facebookprofil "Fail Better Photography", ursprünglich von Fischer ins Leben gerufen, zeigt zum Beispiel eine unbekannte Frau mit Baseballschläger und einem "White Power"-Aufdruck auf ihrem T-Shirt, auch die als kriminelle Vereinigung verbotene Band "Landser" wird dort gewürdigt. Drygalla hat diese Seiten zumindest gesichtet – obwohl sie laut eigener Auskunft und der der Funktionäre nichts mit rechter Gesinnung am Hut haben soll. "Ich kenne sie nur als nette, junge Dame", sagte Verbandschef Kaidel noch Samstagmittag an der Ruderstrecke."
So weit ist es bei uns schon gekommen, dass die Ratten der Rechtsstaatsfeinde jemanden ideologisch auf eine Position festlegen zu dürfen glauben, nur weil er eine Webseite besucht hat! Und mit der Formulierung "sagte Verbandschef ... noch" insinuieren, dass er heute anders reden würde, weil Drygallas Nazi-Verstrickung ja erwiesen sei!
Wenn es nach den Webseiten-Besuchen ginge, wäre ich zu 1% rechtsradikal, zu 9% linksradikal und zu 90% Demokrat. Was, nur 90%? Pfui: Ein Extremist bist du, Cangrande! Wenn Webseitenkonsum beweist, dass du nur noch zu 90% auf dem Boden des Grundgesetzes stehst, dann müssen wir dich leider ausschließen aus der deutschen Rechtsgemeinschaft!
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über die Überschrift lachen, die Claus Christian Malzahn seinem WELT-Leitartikel "Demokraten und Duckmäuser" verpasst hat (05.08.; identisch oder ähnlich bereits am 04.08.12 unter "Der braune Sumpf wird immer wieder kleingeredet"). Lang und breit schildert er die Untaten der Neonazis
"Mehr als 180 Menschen sind seitdem in der Bundesrepublik durch Verbrechen ums Leben gekommen, bei denen rechtsextreme Motive der Täter entweder nachgewiesen werden konnten oder naheliegen."
Außer allenfalls den Rechtsextremen selber bestreitet das ja auch niemand. Ungeheuerlich ist nur, mit welcher infamen Selbstverständlichkeit Malzahn seine Schilderung mit einer Diskreditierung von Nadja Drygalla verknüpft:"Das alles hat auch mit der Achter-Ruderin Nadja Drygalla zu tun. Sie bewegt sich offenbar seit Jahren in einem Milieu, das unseren Staat hasst, die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte zu seinen hellsten umlügt und in dem Gewalt gegen Demokraten oder Minderheiten allenfalls als taktische Frage gehandelt wird."
Sie hat einen Freund, der sich "in diesem Milieu" bewegt hat (oder meinetwegen auch noch bewegt, oder zukünftig wieder bewegen wird). Dafür, dass sich selbst sich "in diesem Milieu" bewegt, gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Klar ist anzunehmen, dass die "Kameraden" von Michael Fischer auch zu dem nachhause gekommen sind. Und dabei auch Frau Drygalla mit denen zusammengetroffen ist. Aber solche Sachverhalte rechtfertigen es nie und nimmer, sie der Rechten Szene zuzuordnen (und das ist ja gemeint mit "bewegt sich im Milieu", und erst Recht nicht, sie mit Morden in Verbindung zu bringen, wie der Autor das mit der allergrößten Perfidie tut.
Sogar ins Bett steigt diese mediale Schmutzfink und antifaschistische Maulheld der jungen Frau nach:
"... wie hat man sich das auch bitte vorzustellen [das sie nicht nazistisch infiziert ist]? Blättert sie abends vor dem Schlafengehen im Grundgesetz und ihr Freund in Hitlers "Mein Kampf"?"
Hey, du gesinnungstüchtiger Zeitungskader: Wie wäre es, wenn beide abends im Beate-Uhse-Katalog blättern? Mit einem Satz (der bei ihm natürlich anders gemeint ist) hat er freilich Recht :
"Joachim Gauck wird in dieser wichtigen Debatte gebraucht."
In der Tat würde man sich von unserem Bundespräsidenten und Ex-Pfarrer und "gelerntem DDR-Bürger" wünschen, dass er das Wort ergreift: Für den Rechtsstaat, und gegen eine "Faschistenverfolgung", die keinerlei Anstand, Grenzen und Scham mehr kennt, gegen Journalisten, die eine Frau verbal mit Mördern verknüpfen, nur weil sie jemanden liebt, der (kein Mörder ist, aber) jener Szene zugehört, aus der auch die Mörder kommen.
"Der Rechtsextremismus wird erst dann zurückgedrängt werden können, wenn dieser zivile Bürgermut wieder wach wird."
DEINEN Bürgermut, du Schreibtischtäter, haben wir in diesem Artikel zur Kenntnis genommen. Hemmungslose Eiferer wie du waren es, die unter Hitler für die Nazis agitiert haben, in der DDR für den Schwarzen Kanal und heute setzen sich solche Zeitgeister genauso hemmungslos über menschlichen Anstand und formales Recht hinweg und hetzen nur deshalb gegen einen Menschen, weil sie/er einen anderen Menschen liebt, der höchstwahrscheinlich verfassungwidrige Anschauungen hat.
Ebenfalls am 04.08.12 hatte die WELT einen weiteren Gesinnungsterroristen in den Ring geschickt. Jens Hungermann titelte: "Was Olympia vertuscht." Und fragte: "Deutsche Ruderin reist ab. Wie eng war ihr Kontakt zur NPD?" Klarer Fall, dass für ihn die Verdächtigte (keineswegs verdächtige!) ihre Unschuld zu beweisen hat:
"Solange sie sich jedoch nicht glaubhaft öffentlich von dem Verdacht
befreit, selbst der Neonazi-Szene zugeneigt zu sein, kann sie im
Leistungssport keine Zukunft haben."Öffentlicher Schauprozess also, alles schon dagewesen in der Menschheitsgeschichte.
Nur zwei Artikel an einem Tag über diesen Abgrund von Liebesbeziehung? Das kann nicht sein, dachte sich die WELT-Redaktion, denn aller schlechten Dinge sind bekanntlich drei. Folgerichtig schickte sie denn ebenfalls noch am 04.08. Florian Haupt und Tim Röhn an die antifaschistische Kampffront mit "Brauner Schatten auf Olympia": "Ruderin Drygalla ist mit einem NPD-Funktionär liiert. Sie hat die Spiele vorzeitig verlassen":
"Michael Vesper, Chef de
Mission der deutschen Mannschaft, und DRV-Sportdirektor Mario Woldt
trafen sich Donnerstag mit Drygalla, die zum Deutschland-Achter der
Frauen gehört, der im Vorlauf ausgeschieden war. Woldt sagte: "Nadja
Drygalla hat starkes Bedauern ausgedrückt, und auch Entsetzen darüber,
dass das solche Dimensionen annimmt."
Angesichts
dessen habe sie erklärt, die olympische Unterkunft der Ruderer sofort
verlassen zu wollen - "um keine Belastung für die deutsche
Olympiamannschaft entstehen zu lassen", wie Vesper erklärte. Der Verband
habe keinerlei Druck auf Drygalla ausgeübt, diesen Schritt zu
unternehmen, befürwortete ihn aber."
Wer will das glauben, dass der Weggang [hier die offizielle Presseerklärung dazu] wirklich freiwillig war, d. h. nicht erfolgt wäre, ohne dass ein enormer Druck auf Drygalla ausgeübt wurde? Zwei ältere Herren gegen eine junge Frau? Warum sprechen die anderthalb Stunden mit ihr? Nur um zu erfahren, dass sie sich von rechten Parolen distanziert?
Ja, der Verband hat Freiwilligkeit vorgetäuscht:
"Der Deutsche Ruderverband begrüßt die Entscheidung", so Vesper, der
sich am Freitag bemühte, der Athletin Rückendeckung zu geben. "Ich
denke, dass es in Deutschland - Gott sei Dank - den Grundsatz gibt, dass
jeder für seine eigenen Haltungen und Taten verantwortlich ist und
nicht für die seines Umfeldes", sagte er: "Wir würden jedem Menschen
Unrecht tun, wenn wir ihn über einen anderen Menschen aus seinem
persönlichen Umfeld definieren würden. Wenn wir nur den leisesten
Hinweis darauf hätten, dass ein Mitglied unserer Mannschaft
fremdenfeindlich wäre, wäre diese Person nicht länger Mitglied unserer
Mannschaft."
Aber das, wie gesagt, mit Sicherheit nur, um
sich selber den Mantel von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit umhängen
zu können, und nicht in die Schußlinie der Kritik (meiner z. B.) zu
geraten! Insofern kann man Anno Hecker von der FAZ trotz allem dankbar sein, dass er glasklar berichtet: "ganz so freiwillig war der Rückzug ... nicht." (s. o.).Unverschämt auch, was ein Rostocker Ruderfunktionär von sich gibt:
"Drygalla stecke in einem tiefen Zwiespalt, sagte Walter Arnold, Vorstandsvorsitzender des Olympischen Ruder-Clubs Rostock, der "Welt": "Sie will ihr persönliches Glück finden, sich aber nicht von rechten Gedanken anziehen lassen." Immer wieder würde im Verein über Drygallas Verhältnis zu Michael F. diskutiert, "aber sie will diese Beziehung aufrechterhalten. Ich denke, dass so junge Menschen in ihrer Persönlichkeit noch nicht voll gefestigt sind. Von daher geben wir die Hoffnung nicht auf". Ein Vereinsausschluss für Drygalla komme nicht infrage, "sie sagt ganz klar, dass sie nicht so denkt wie ihr Freund"."
Welche Hoffnung geben die nicht auf? Die Frau von ihrem Freund trennen zu können? Unglaublich! Ich empfinde es nicht als ein Zeichen von Charakterschwäche, sondern von ungeheurer Charakterstärke, wenn sich eine junge Frau gegen alle Widrigkeiten der Umwelt zu einem Manne bekennt (bzw. ggf. entsprechend umgekehrt ein Mann zu einer Frau).
Dass die das tatsächlich versucht haben, ist dem BILD-Artikel "Das Olympiamädchen mit dem Nazifreund.Wer hat versagt, wer hat gelogen?" vom 05.08.12 zu entnehmen:
"Der Landesssportbund hatte ihr bereits im vergangenen Jahr eine Trennung von Fischer nahegelegt. Geschäftsführer Torsten Haberland: „Wir haben ihr geraten, sich einen anderen Freund zu suchen.“ Auch Ruder-Präsident Sennewald sagt: „Ich selbst habe lange und oft mit Nadja gesprochen, habe ihr klar gemacht, dass ihre Umwelt diese Beziehung nicht akzeptieren kann. Leider hat man keinen Einfluss darauf, an wen ein junges Mädchen ihr Herz verschenkt.“
Ausgerechnet die viel geschmähte BILD-Zeitung schließt sich der medialen Hetze ihres "gehobenen" Schwesterblattes DIE WELT nicht an, sondern informiert fair und (mutmaßlich) korrekt:
"Nach BILD-am-SONNTAG-Informationen hat sich danach der zuständige Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern mit Drygalla beschäftigt, aber keine Hinweise erhalten, dass sie aktiv in der rechten Szene ist oder an Veranstaltungen teilnahm.
Offenbar hat die junge Frau versucht, ihre Beziehung weiter zu führen, ohne die rechte Gesinnung ihres Partners zu teilen. Ein Beamter: „Für die junge Frau ist Michael Fischer ihre Jugendliebe.“
Über diese Beziehung äußert sich Harald Martenstein in dem Artikel "Ruderin Drygalla. Wo die Liebe hinfällt" des Tagesspiegel vom 07.08.12 ähnlich wie ich (wobei ich diesen Artikel aber erst hinterher gelesen habe) (Hervorhebungen von mir):
"Kann man einen Menschen lieben, mit dessen politischen Auffassungen man nicht übereinstimmt? Natürlich. Jeder kennt solche Fälle. Man verliebt sich in der Regel nicht aus politischen Gründen. Drygalla hat auch schon den Polizeidienst verlassen, weil sie wegen ihres Freundes dort Schwierigkeiten hatte. Daraus folgt, solange keine anderen Hinweise vorliegen, nur, dass sie diesen Mann wirklich liebt. Der Sport-Funktionär Torsten Haberland hat sich zu dem Fall mit dem, man muss es leider so ausdrücken, widerwärtigen Satz geäußert: „Wir haben ihr geraten, sich einen anderen Freund zu suchen.“ Drygalla tut es nicht. Sie hat, bis jetzt, mehr Charakter gezeigt als ihre Funktionäre."
Auch sonst kann man Martenstein nur zustimmen, wenn er z. B. sagt:
"Kriminell war der Freund bisher nicht. Drygalla selbst hat sich, immer, wenn sie gefragt wurde, von den politischen Ideen ihres Freundes distanziert. ..... Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Wenn schon der Kontakt zu einer irgendwie belasteten Person in Deutschland ausreicht, um eine Karriere zu beenden, stellt sich die Frage, wo da die Grenze zu ziehen ist. Ein Bruder, der bei den Islamisten mitmacht? Eine Mutter, die bei der Stasi war? Ein Freund bei Scientology? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, auch nicht der Willkür. In einem demokratischen Staat werden nicht Meinungen bestraft, sondern Taten. ..... Rassismus hat dort [bei den Olympischen Spielen] nichts verloren. Aber auch dieser Vorwurf muss erst einmal bewiesen werden. Inzwischen, nach den Morden der NSU-Terrorzelle, geraten allerdings Teile der Gesellschaft in einen Zustand, der auf ungute Weise an die Jahre des RAF-Terrors erinnert. Ein Verdacht genügt, um jemanden an den Rand der Gesellschaft zu drücken, die falschen Freunde genügen, Differenzieren macht verdächtig."
Und außer den rechtlichen und politischen Aspekten beleuchtet Martenstein auch die menschliche Seite zutreffend:
"Jemanden für den Rest seines Lebens zum Unberührbaren zu erklären, der an einer NPD-Demonstration teilgenommen hat, ist keine Heldentat, sondern eine Dummheit. Auch aus so manchem RAF-Sympathisanten ist später ein lupenreiner Vorzeigedeutscher geworden."
Einigermaßen lustig ist es, dass ich im vorliegenden Zusammenhang auch Daniel Cohn-Bendit wieder begegne. Den habe ich, wenn auch nur flüchtig, damals 1967/1968 erlebt. Ich hing damals an der Frankfurter Uni rum (viel studiert habe ich nicht), und war absolut kein Freund der Mao-Bibel-Freunde. Meine persönliche (nationalliberale) Einstellung habe ich bis heute bewahrt. (Wenn man davon absieht, dass mein Europa-Patriotismus - damals glaubte ich noch, dass ein gemeinsames Europa in der Welt eine Kraft sein wolle - und könne - unter dem jüngsten Ansturm unserer Freunde auf unseren Bundeshaushalt und auf die Kaufkraftstabilität des Euro in kürzester Zeit dahingeschmolzen ist wie ein Grönland-Gletscher beim Klimawandel.) Das unterscheidet mich z. B. von Leuten, die vom Steinewerfer zum Bundesminister mutiert sind, und heute für die Interessen der Finanzmärkte agitieren. Was mich übrigens nicht überrascht. Ich habe die scheinbar Ultralinken schon damals für einen Flügel der Bourgeoisie gehalten, der sich nur ein soziales Mäntelchen umhängt. Was dann die Grünen z. B. bei den Strompreisen längst ausgezogen haben.
Aber zurück zu Cohn-Bendit, mit dem ich mich heute erfreut im Einklang sehe - jedenfalls was die Vorgänge um Nadja Drygalla angeht.
In einer Vorabmeldung zum Inhalt der neuen ZEIT-(Druck?-)Ausgabe lese ich (meine Hervorhebungen):
"Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hat die Diskussion in Deutschland über die Rostocker Ruderin Nadja Drygalla kritisiert. Der ZEIT sagte er: „Ich finde, die Frau kann eine Beziehung haben, mit wem sie will, wenn sie selbst – und dafür gibt es ja keine Hinweise – nicht mit rechten oder faschistoiden Sprüchen an die Öffentlichkeit gegangen ist.“ Der Europaabgeordnete fügte hinzu, er sei zwar dafür, „dass sich Sportler auch politisch artikulieren. Aber es darf nicht zu Gesinnungsschnüffelei kommen. Ich kenne die Gesinnung der Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft nicht. Erst wenn die Sportler sie artikulieren, kann und muss ich mich damit auseinandersetzen. Aber bei Frau Drygalla hat man die falsche Gesinnung einfach vermutet und ihr das dann vorgeworfen. Jetzt ist sie weg und damit auch das Problem.“Fehler sieht Cohn-Bendit beim Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, einem früheren Grünen-Politiker. Drygalla hatte als Ergebnis eines Gespräches mit ihm das olympische Dorf verlassen, dann erklärte Vesper, er habe keinerlei Anzeichen für rechtsradikale Ansichten feststellen können. „Das ist nicht nur bigott, das ist skandalös“, sagte Cohn-Bendit dazu und ergänzte: „Man versucht sich auf Kosten einer Sportlerin, der man gar nichts vorwerfen kann, eine moralisch reine Weste zu geben."
Hut ab, Daniel!
Auch Bettina Röhl haut, ich muss es so sagen (ist aber positiv gemeint!) mächtig auf den Putz. Bzw. schlägt in die gleich Kerbe wie ich, und vor allem wie unzählige Leserkommentare zu den einschlägigen Artikeln. In ihrem Blog veröffentlichte sie gestern einen offenen Brief "An den Bundespräsidenten Herrn Joachim Gauck":
".....wenn der Antifaschismus zum Faschismus verkommt, dann wird es für das Grundgesetz, für die Verfassung in Deutschland, eng. Das trifft zumindest dann zu, wenn der pervertierte Antifaschismus medialisierter Mainstream ist und alle Verdächtigungs-und Hetzstrukturen funktionieren und das Netz engmaschig das Grundgesetz erwürgt; in eine solche Richtung entwickeln sich Teile der Gesellschaft beklagenswerter Weise. .....
Die Beweislastregeln, wichtigster Bestandteil eines konstitutiven Rechtsstaates, werden derzeit von einem Mob in den Medien und in der Politik und in einem heuchlerisch verkommenen Sportmanagement nicht nur missachtet, sondern quälerisch genüsslich in ihr Gegenteil verkehrt.Es macht offenbar einigen anfälligen Menschen Spaß die Sau mal richtig raus zu lassen und auf Menschenjagd zu gehen. ..... Die inzwischen weltweit von den etablierten Medien ausgemachte "Nazibraut" gibt es nach dem bisherigen Sachstand so nicht. Der Fall ist ein Beleg für die Perversion des sogenannten Antifaschismus. Die Aufklärung kippt in die Barbarei (Adorno). ..... Trotz der rapide wachsenden Antifaschismus-Industrie hat es bislang niemand geschafft, um es ironisch auszudrücken, die NPD zu einer wirklich parlamentsrelevanten Kraft hoch zu puschen. Totschweigen wäre womöglich eine effizientere Bekämpfung der NPD und anderer entsprechender Vereinigungen und Gruppierungen gewesen, als Tausenden unter der Fahne "Kampf gegen Rechts" den Unterhalt zu sichern und damit indirekt dafür zu sorgen, dass die Neonazi-Szene nicht verschwindet; die Dämonisierung, die zum öffentlichen Alltag gehört, ist kontraproduktiv. ..... Zu viele Psychologismen, Befindlichkeitsanalysen, Theorien und Theoreme und zu wenig knallharte Fakten und viel zu wenig konsistente Subsumption solcher Fakten unter konsistente Definitionen, was denn Rechtsextremismus, Neo-Nazitum und dergleichen sind, beherrschen das Geschehen. Viel zu viele Leute, die sich im "Kampf gegen Rechts" beteiligen, sind mehr damit beschäftigt ihre politischen Lieblingsvorstellungen durchzusetzen, als dass sie eine wirklich nützliche Arbeit leisten. ..... Wer sich am "Kampf gegen Rechts" vor anderen und sich selber materiell oder immateriell gesund stoßen will, ist fehl am Platze. Eine solche Gesundstoßer-Mentalität zeigt das öffentliche Geschehen gegen eine Sportlerin, deren Tun und Handeln noch nicht ausgelotet sind, die aber allein mit dem Vorwurf "rechtsradikal" so bemakelt ist, dass dieser Makel bereits zur Begründung ihrer Verurteilung, besser ihrer Vorverurteilung, ausreicht. .... Da die meisten, die sich an der Hetzjagd beteiligen, nichts Konkretes in der Hand haben, ist auch das Angriffsverhalten sehr unspezifisch und sehr unkonkret und fieselig und auf Kaschieren der Hetze angelegt. [Wie ich vorliegend im Detail aufzeige! Und das ist, nachdem brillanten Röhl-Blott - der meine Bemühungen um Längen schlägt - eigentlich noch die einzig verbleibende Rechtfertigung für mich, das Thema selber zu bebloggen.] .... Nie wieder Menschenjagd! Das ist der Satz der Stunde, der dem Mainstream-Mob offenbar eingehämmert werden muss. ..... Öffentliche Vorverdächtigungen, Herabwürdigung von Menschen zu braunem Dreck, jemanden als pestbazillenähnlicher als Menschen zu setzen - das ist ausgeschlossen. ..... Welch eine perverse Situation, dass sich eine 23.jährige, wie man es dem Interview auch entnimmt im Mediengeschehen ungeübte Sportlerin, überhaupt in dieser Weise einlassen muss. [Sehr richtig!!!] ..... Die Autorin dieses offenen Briefes weiß vom Fall Drygalla nicht mehr als sie aus den Medien erfahren hat und das ist ein aufgeblasenes Nichts. ..... Drygallas persönliche, private Beziehung zu Michael Fischer ist ihre private persönliche Beziehung, die von der Verfassung als Solche geschützt ist.Eine juristische, eine strafrechtliche, eine politische, eine moralisch-ethische Haftung für Dritte, in welchem Verwandtschafts-oder Freundesgrad auch immer sie zu dem Betroffenen stehen, gibt es nicht. ..... Haftung per Trauschein ist in deutschem Recht nicht vorgesehen. Und öffentlicher Druck, so eine Ehefrau wollen wir nicht, ist rechtsethisch als verwerflich einzustufen. ..... Die braune Gesocks-Theorie, die immer wieder durch die Medien wabert, wie der Herr, so's Gescherr, alle in einen Sack und Etikett drauf, ist zwar populär, aber rechtsethisch und verfassungsrechtlich unhaltbar. ..... was der sich selber sechzig Jahre nach Hitlers Tod als antifaschistisches Heldentum anmaßende Mainstream derzeit an Menschenhetze gegen eine einzelne Ruderin leistet, ist eine reale Verfassungskatastrophe."
Auch auf einen der von mir oben behandelten WELT-Artikel geht sie ein; teils abstrakter, teils mit noch mehr Wucht, aber jedenfalls mit dem gleichen Ergebnis, wie ich (meine Hervorhebungen):
"Es gibt in der "Welt" vom 4.8.2012 einen Text unter dem Titel "Der braune Sumpf wird immer wieder kleingeredet", der exemplarisch für die verfassungsverachtende Hetzermentalität ist, die sich hier freien Lauf gebrochen hat. Hier soll auf eine Exegese des von einem unbeherrschten Sadismus geprägten Pamphlets verzichtet werden. Soviel sei hier aber angemerkt: assoziative wabernde Gedankenketten ohne realen Boden und ohne jede Logik, aber bewehrt mit sehr unguten Scheinargumenten lassen den Text wie die wüsten Anklagen eines Roland Freisler oder einer Hilde Benjamin, die in ihren beschränkteren Möglichkeiten wütete, erscheinen. Eine Schauprozess-Attitüde wird hier sichtbar und ein gewisser Aufruf zur Jagd auf die Ruderin."
Und ebenso hat sie jenen anderen Bericht entdeckt und kritisiert, wo die WELT auf das bloße Betreten (vielleicht auch Kommentieren oder Liken) einer rechten Facebook-Seite abstellt. .....
Und weitere Auszüge:
"Und Michael Fischer soll, wie es in den Medien heißt, auch schon in Gewalttätigkeiten verwickelt gewesen sein. Joschka Fischer war in reifem Alter in extremer Weise und über Jahre routinemäßig persönlich in politisch motivierte Schlägereien und Gewaltexzesse verwickelt, dies allerdings eher im Namen des Völkermörders Mao Tse Tung. Das hat ihm aber nicht geschadet, sondern, ganz gewiss zu Unrecht, genützt. ..... Das öffentliche Insinuieren eines Abfärbeffektes von rechten oder rechtsradikalen Aktivitäten des Michael Fischer auf Drygalla ist der Anfang vom Ende einer freien Presse und vor allem des Grundgesetzes und des Rechtsstaates. Jeder vernünftige Mensch ist gegen Extremismus, gegen Neo-Nazitum. Wer allerdings sich falsche, das Recht verletzende Methoden in seinem Gegen-Sein anmaßt, verlässt den Pfad der Tugend. Das Grundgesetz kennt die Gesocks- oder die Sud-Theorie nicht. ..... Als Bürgerin dieses Landes und als Journalistin äußere ich hiermit die Bitte an Sie [also an Bundespräsident Gauck] dieser Menschenjagd, die sich hier offenbart und als Solche nicht erkannt und als Solche auch nicht anerkannt wird, entgegen zu treten und dem Grundgesetz seine reale Geltung auch in der Gesellschaft zu sichern. ..... Man kann nicht immer nur nach der BILD-Zeitung schreien, deren Journalisten routinemäßig und routiniert den Geist des Grundgesetzes quälten. Im Fall Drygalla zeigt sich nämlich gerade, dass die sogenannten seriösen Medien die schlimmsten Hetzer beherbergen.[!!!] ..... Nulltoleranz gegen rechts kann eben nicht heißen, dass der "Angeklagte" seiner Rechtsgarantien verlustig geht. ..... Das von den Hetzern aufgehängte Damoklesschwert, Sport weg, Existenz weg, Zukunft weg, Freund und Freunde weg und die eigene Biographie zerstört ist wider den Geist der Verfassung. ..... nd jetzt auch das noch. Laut "BILD am Sonntag" hat Torsten Haberland, Geschäftsführer des Landessportbunds so zitiert: "Wir haben ihr geraten, sich einen anderen Freund zu suchen." Sind da noch alle Grundgesetztassen im Schrank?"
Nadja Drygalla selbst hat sich in einem dpa-Interview, das z. B. der "Tagesspiegel" am 05.08.12 veröffentlicht hat, eindeutig von der rechten Szene distanziert: "Olympia-Ruderin. Drygalla distanziert sich von rechter Szene".
In diesem Interview heißt es über die Vorgänge um das Gespräch in London:
"Wer ist zuerst in London an Sie herangetreten?Am Donnerstag habe ich die ersten Anrufe von Medien und vom DRV-Sportdirektor Mario Woldt bekommen. Danach bin ich mit ihm zu Herrn Vesper vom DOSB gefahren.
Sind Sie dort mit Vorwürfen konfrontiert worden?
Es waren keine Vorwürfe. Er hat mir gesagt, dass sie Kenntnis von meinem privaten Umfeld erhalten haben und hat gefragt, wie das zustande kommt.
Herr Vesper wollte wissen, wie die derzeitige Situation mit meinem Freund Michael Fischer ist und wie ich zu ihm stehe. Im Laufe des Gesprächs und einer Beratung habe ich von mir aus den Vorschlag gemacht, dass ich aus dem olympischen Dorf abreise. Es war meine Entscheidung.
Weshalb haben Sie sich dazu entschieden?
Ich wollte einfach die Belastung von der Mannschaft nehmen, die zum Teil immer noch im Wettkampf steckte und sich darauf konzentrieren sollte. Ich wollte nicht durch den Rummel um meine Person auch noch andere Leute belasten."
Das schließt natürlich nicht aus, dass ihre Inquisitoren ihr die medialen Folterwerkzeuge präsentiert haben, um sie zu ihrem "freiwilligen" Entschluss zu bewegen. Sonst wäre das Gespräch nicht "emotional" gewesen, was sicherlich auch in Drygallas Satz enthalten ist:
"Mir geht es nicht gut, die letzten Tage waren ziemlich anstrengend und ziemlich überraschend."
Und immer noch geht eine subtile Hetze einiger Medien gegen Nadja Drygalla weiter.
Das Hamburger Abendblatt überschreibt am 08.08.12 einen Artikel mit "Fall Drygalla. Widersprüchliche Aussagen über privates Umfeld". Wer nur die Überschrift liest, fragt sich automatisch: "Na, hatte sie vielleicht doch mehr mit den Nazis zu tun, als sie zugibt?" Tatsächlich handelt der Bericht aber nur davon, wer innerhalb der Sportorganisationen etwas über ihren (unterstellt, dass:) Neonazi-Freund wusste. Richtiger Titel wäre also gewesen: "Widersprüchliche Aussagen über Erkenntnisse über privates Umfeld".
Zumindest momentan leider nur summarisch kann ich eine Zahl weiterer Artikel behandeln:
- "Debattenbeitrag zum Fall Drygalla. Geben Sie Gefühlsfreiheit, Sire!" von Matthias Matussek bei SPON, schon vom 05.08.12: "Wieder einmal haben sich TV-Moderatoren und Kolumnisten in einem publizistischen Rudel zusammengefunden, um gratismutig und wohlstandssicher (und selbstverständlich 80 Jahre zu spät) Hitler zu verhindern und Nazis zu jagen." Vorzüglich knappe Kritik an der Hetzjagd! [Link klappt nicht; bitte ergoogeln!]
- "Olympia-Skandal. De Maizière sieht im Fall Drygalla Grenze überschritten" WELT 06.08.12. Ein Skandal ist schon der erste Teil des Titels. Auch ansonsten schleppt der Bericht mehr Steine aus der rechten Szene an, bzw. auch spezifisch zu Drygallas Freund, und begräbt die Botschaft des 2. Titel-Teils darunter. [Link klappt nicht; bitte ergoogeln!]
- Man muss es wohl der massiven Reaktion im Volke zuschreiben, wenn sich langsam einige Politiker die Sichtweise zu eigen machen, dass (auch) Frau Drygalla nur für eigene Taten, oder gar Denkweisen, verantwortlich gemacht werden kann, nicht nur für die ihres Freundes. "Deutsche Ruderin. SPD-Politiker kritisiert "Hexenjagd" auf Drygalla" informiert SpiegelOnline darüber am 07.08.12. [Link klappt nicht; bitte ergoogeln!]
- Schon am 03.ß08.12 hatte die ZEIT beide Positionen gegenübergestellt: "Pro und Contra. Kann Drygalla für ihren Freund verantwortlich gemacht werden?".
- Innenminister Friedrich (CSU!) will nichts falsch machen und laviert folglich feige: "Frage: Ein anderer Moment beschäftigt derzeit Deutschland. Die Ruderin Nadja Drygalla ist aus London abgereist, nachdem bekannt geworden war, dass ihr Lebensgefährte für die NPD kandidiert hatte. Können Sie glauben, dass davon niemand im deutschen Team etwas gewusst hat? Friedrich: Dieser Fall schlägt in der Tat sehr hohe Wellen. Jetzt müssen erst einmal der Sachverhalt und die Hintergründe aufgeklärt werden, bevor man sich voreilig äußert."
- Dem o. a. Heck-Hetzkommentar schickte die FAZ am 05.08.12 einen Kommentar "Der Fall Drygalla. Auf dem Boden" von nach. "... kaum jemand fragt danach, welche Schuld Nadja Drygalla auf sich geladen hat – und ob man eine Athletin schlicht wegen ihrer Partnerwahl ächten darf." hört sich gut an. Aber der letzte Satz ist dann schon wieder weniger genießbar: "Es gibt Spekulationen über Nadja Drygallas politische Überzeugungen, aber mehr auch nicht. Die Ruderin selbst hat sich deutlich von der rechtsextremen Szene distanziert und geäußert, dass sie auch weiterhin ihren Sport ausüben möchte. Auch in London mühte man sich hervorzuheben, Nadja Drygalla stehe „auf dem Boden des Grundgesetzes“ und habe sich zu den „Werten der Olympischen Charta“ bekannt. So lange das Gegenteil nicht bewiesen ist, muss die Gesellschaft wohl auch die Partnerwahl der Sportlerin ertragen."
- "Kollateralschaden eines falschen Umfeldes?" heißt es im Blog "Ad Sinistram" (05.08.12), und die Tendenz zeigt folgender Auszug: "Ich würde nicht behaupten, dass diese Frau so denkt, wie es ihr Lebenspartner tut. Ich möchte das eigentlich nicht schreiben müssen - alleine mir fehlt der Glaube. Aber ich behaupte es ja auch nicht, ich weise nur darauf hin. Denn dieser kleine Opferstatus, den man ihr zuerkennt, wenn man sie so zum Kollateralschaden einer falschen Beziehung, eines falschen Umfeldes macht, ist einfach nicht angebracht. Man sollte kritischer sein und fragen, was sie an einem solchen Kerl findet."
- Beim Oeffinger Freidenker titelt Christian Sickendieck scheinkritisch "Sippenhaft" (07.08.12). Leider setzt sein logisches Denken (oder zumindest seine Formulierungsfähigkeit) aus, wenn es gegen Rechts geht: "Ob Drygalla der rechtsextremen Szene zugehört, ..... ist unerheblich. Ihr Verhalten beweist, sie gehört dazu". Man sieht: Nicht immer steht der Geist links. Manchmal stehen dort nur Geister.
Nachträge 09.08.2012
Aus meinem ursprünglichen Titel "Grüner Reichsruderführer Michael Vesper scheucht antidemokratische Ratten auf. Aktion gegen Nadja Drygalla enthüllt einen Sumpf an (linker) Rechtsstaatsfeindschaft in Deutschland!" habe ich jetzt das "(linker)" gestrichen. Dieses Word überhaupt einzufügen, war, ehrlich gesagt, eine saublöde Reflexhandlung.
Denn schließlich sind die FAZ, die WELT oder auch die FTD (s. u.) alles andere als linksstehende Medien!
Was mich speziell für die Rolle von Michael Vesper sensibilisiert hat (der übrigens Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes -DOSB- ist, also nicht speziell Chef der Ruderer, aber insoweit ändere ich den Titel nicht ab, weil es ja um eine Kritik seiner Verhaltensweise geht, nicht um seine ganz genaue Funktion im deutschen Olympiateam), über die auch die Süddeutsche Zeitung am 03.08.12 berichtete ("Ruderin Nadja Drygalla. Nazi-Verdacht erschüttert deutsches Olympia-Team"), ist eine Schleimspur.
Die stammt aber nicht von Vesper, sondern von einem gewissen
Das Feuer eines Naziskandals [!] in der deutschen Olympia-Mannschaft wusste DOSB-Generalsekretär Michael Vesper jedenfalls so schnell auszutreten, dass ein größerer Schaden nicht entstanden ist. Vesper, Spitzenfunktionär des Deutschen Olympischen Sportbundes, ist in London als "Chef de Mission" unterwegs. Der frühere Grünen-Politiker war lange Jahre stellvertretender Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und zuvor Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion. Spätestens in dieser Zeit hat er wohl gelernt, dass es Probleme gibt, die man sofort anpacken muss. Als am Donnerstagabend die ersten Meldungen die Runde machten, wonach die deutsche Ruderin Nadja Drygalla mit einem führenden NPD-Funktionär liiert ist, zitierte er die Athletin und den Sportdirektor des Ruderverbandes umgehend zum Gespräch. Am Ende stand ein Bekenntnis Drygallas zur olympischen Charta, die dezidiert antirassistische Aussagen beinhaltet. Was also bleibt an Vorwürfen ist fürs Erste nur noch ihr rassistischer Freund. "Wichtig ist für mich, wie sie denkt und handelt", sagte Vesper nach dem - immerhin - anderthalbstündigen Gespräch. Das ist der Sportlerin gegenüber freundlich und fair. In der Sache aber hat Vesper nicht gezaudert und nicht gewackelt. Er musste es nicht aussprechen, aber klar ist: Unzweideutigkeiten [Gemeint wohl: "Zweideutigkeiten"] in so einer Frage hätten den sofortigen Ausschluss der Athletin zur Folge gehabt. Bevor Drygalla in die Verlegenheit gerät, sich von ihrem Lebensgefährten distanzieren zu müssen, ist die Ruderin abgereist.
Selbst das "Netz gegen Nazis" fordert, was der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nicht gezeigt hat: Konsequenz in der Positionierung. In dem Artikel "Erst zu viel akzeptieren, dann zu hektisch handeln: Die Affäre um Ruderin Drygalla" vom 09.08.12 lesen wir (meine Hervorhebung):
"Darf jemand aus einem Neonazi-Umfeld als sportliches Vorbild gefördert werden und Deutschland auf internationalen Wettkämpfen vertreten, so lange er oder sie selbst sich nichts Rechtsextremes nachweisen lässt? Wenn sich der DOSB, die Sportverbände und Vereine dafür entscheidet, müssen sie aushalten, dass dies kritisiert wird - aber auch hinter den Sportler*innen stehen. Wenn sich die Verbände dafür entscheiden, dass Menschen aus einem rechtsextremen Umfeld nicht als Repräsentant*innen in Frage kommen, ist es ebenso."
Roberto de Lapuente, Blogger von "Ad Sinistram", schob seinem o. a. Eintrag vom 5.8.12 am 08.08. einen weiteren Artikel hinterher: "Nicht demokratisch - dumm!". Sein Text (bzw. seine beiden Texte) veranlasste mich zu folgendem Leserkommentar, der zumindest im Moment (noch?) nicht freigegeben ist [Nachtrag: offenbar wegzensiert. War dem antifaschistischen Maulhelden wohl zu peinlich. Doppelt feige!]:
"Ihre beiden Texte zum "Fall" Drygalla sind vor allem eines, Herr De Lapuente: feige!
Sie machen die Frau mit allen verfügbaren Argumenten mies, und dann waschen SIE sich die Hände in Unschuld:
"Überhaupt geht es mir selbst nicht darum, ob es richtig war, dass Drygalla abreiste oder nicht."
"... an der Integrität des Nazipartners zu zweifeln. Und mehr ist es ja nicht; niemand will sie einsperren und kaum jemand wird es ..... jucken, wenn sie ihren Sport ..... weiterbetreibt."
Worum geht es Ihnen denn dann bitte, wenn nicht um eine Rechtfertigung der Vertreibung von Nadja Drygalla aus dem Olympiadorf?
Alle jene Mutmaßungen über die Gesinnung der Ruderin - und mehr sind es ja nicht -, die Sie hier vorbringen, und aus denen Sie angeblich keine Konsequenzen ziehen wollen, haben andere veranlasst, Konsequenzen zu ziehen. Die nehmen Sie billigend in Kauf; davon haben Sie sich nicht distanziert.
Sie helfen dabei, das intellektuelle Umfeld für eine berufliche Ächtung von Frau D. zu schaffen; die Finger an der konkreten Tat sollen sich andere schmutzig machen: Sie haben nichts dagegen.
Wie Sie wirklich denken, sagen Sie am Schluss:
"Eine Lappalie ist die Sache aber sicher nur auf persönlicher Ebene - wie tolerant man mit der Peripherie der Neonazi-Szene öffentlich umgeht, das ist allerdings keine Lappalie mehr."
Raus aus der Mannschaft, raus aus der Sportförderung!
Stehen Sie dazu, und versuchen Sie nicht, Ihre Leser (vermutlich aber auch sich selber) mit Ihrem (im Grunde:) "Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen" Gerede zu täuschen!
Ihre Positionierung ist noch schäbiger als die jener Personen, die Drygalla wegen ihrer Beziehung die Fortsetzung ihrer Sportlerkarriere AUSDRÜCKLICH verweigern wollen!"
Die WELT, führend in der Drygalla-Hexenjagd (s. o.), schwenkt heute um: "Die symbolische Opferung der Nadja Drygalla" schreibt Thomas Schmid. Der sagt, in anderer Form, Ähnliches wie ich (meine Hervorhebungen):
"... an der Integrität des Nazipartners zu zweifeln. Und mehr ist es ja nicht; niemand will sie einsperren und kaum jemand wird es ..... jucken, wenn sie ihren Sport ..... weiterbetreibt."
Worum geht es Ihnen denn dann bitte, wenn nicht um eine Rechtfertigung der Vertreibung von Nadja Drygalla aus dem Olympiadorf?
Alle jene Mutmaßungen über die Gesinnung der Ruderin - und mehr sind es ja nicht -, die Sie hier vorbringen, und aus denen Sie angeblich keine Konsequenzen ziehen wollen, haben andere veranlasst, Konsequenzen zu ziehen. Die nehmen Sie billigend in Kauf; davon haben Sie sich nicht distanziert.
Sie helfen dabei, das intellektuelle Umfeld für eine berufliche Ächtung von Frau D. zu schaffen; die Finger an der konkreten Tat sollen sich andere schmutzig machen: Sie haben nichts dagegen.
Wie Sie wirklich denken, sagen Sie am Schluss:
"Eine Lappalie ist die Sache aber sicher nur auf persönlicher Ebene - wie tolerant man mit der Peripherie der Neonazi-Szene öffentlich umgeht, das ist allerdings keine Lappalie mehr."
Raus aus der Mannschaft, raus aus der Sportförderung!
Stehen Sie dazu, und versuchen Sie nicht, Ihre Leser (vermutlich aber auch sich selber) mit Ihrem (im Grunde:) "Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen" Gerede zu täuschen!
Ihre Positionierung ist noch schäbiger als die jener Personen, die Drygalla wegen ihrer Beziehung die Fortsetzung ihrer Sportlerkarriere AUSDRÜCKLICH verweigern wollen!"
Die WELT, führend in der Drygalla-Hexenjagd (s. o.), schwenkt heute um: "Die symbolische Opferung der Nadja Drygalla" schreibt Thomas Schmid. Der sagt, in anderer Form, Ähnliches wie ich (meine Hervorhebungen):
"Sie ist eine unbescholtene junge Frau. Dass ihr Name – nach ihrem Ausscheiden aus dem olympischen Wettbewerb – in die Öffentlichkeit kam, hat allein damit zu tun, dass sie mit einem Mann befreundet ist, der ein Rechtsradikaler war oder noch ist. Da aber in einem Rechtsstaat jeder für sich verantwortlich ist und niemand wegen Vergehen oder Haltungen anderer belangt werden kann, gibt es keinen "Fall Drygalla". Die Verantwortlichen wussten, dass das Gerücht, die junge Frau habe etwas mit Rechtsextremismus zu tun, in seiner öffentlichen Wirkung nur schwer kontrollierbar sein würde. Sie haben daher der – wie zu hören ist – aufgelösten Sportlerin empfohlen, das zu tun, was sie wohl ohnehin vorhatte: aus London abzureisen. Das mag ein Akt der Fürsorge für eine junge Frau gewesen sein, die vermutlich nicht die Kraft gehabt hätte, den medialen Hype um ihre Person durchzustehen. Es war daneben aber auch ein feiger Akt der Distanzierung von einem Mitglied, dem nichts vorzuwerfen ist, und damit das Gegenteil von Fürsorge. Von Fürsorge kann nur dann die Rede sein, wenn sie sich auch dann bewährt, wenn Gegenwind weht, wenn sie schwierig wird. Der DOSB hat Nadja Drygalla wie eine kontaminierte Person behandelt. ..... das olympische Beispiel zeigt, dass unser Antifaschismus vor Torheit und Perfidie nicht gefeit ist. Nadja Drygalla wurde gedrängt, London zu verlassen, weil sie symbolisch geopfert werden musste. Dabei spielten ihre Haltung und ihr Verhalten schlicht gar keine Rolle. ..... Um des guten antifaschistischen Gefühls willen wurde ein Mensch für die Gesinnung eines anderen Menschen verantwortlich gemacht. ..... Es gibt einen Antifaschismus, der fast allein dem guten Gewissen dient und nicht zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit taugt. Ganz besonders hat sich mit dieser Haltung zuletzt Präses Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, hervorgetan. Auf Nadja Drygalla angesprochen, ritt ihn ein wahrer Teufel, und er zitierte die Bibellosung des Tages (Hesekiel 33,12): "Wenn ein Gottloser von seiner Gottlosigkeit umkehrt, so soll's ihm nicht schaden, dass er gottlos gewesen ist. Das redete er nicht einfach so dahin, sondern bezog es ausdrücklich auf Frau Drygalla. Man lerne aus der Hesekiel-Stelle, "dass es Umkehr geben kann und dass man die auch Frau Drygalla zugestehen muss". Er finde es freilich schade (und offensichtlich auch verdächtig), dass sie sich "erst so spät geäußert hat". Wie bitte? Von was soll Frau Drygalla umkehren, wie sich Präses Schneider zu fordern anmaßt? Was er da sagt, ist – bei allem Respekt – eine ziemliche Unverschämtheit".
Die Frankfurter Rundschau hatte (soweit ich sehen kann) -3- Kommentare; sozusagen 2 : 1 für Drygalla. Oder 1 : 2 gegen.
- Sarkastisch schreibt André Mielke am 5.8. unter "Der Fall Drygalla. Ein Problem mit der Einstellung": "Die junge Frau bezieht Sporthilfe. Aus öffentlichen Mitteln. Das darf nicht sein. Denn bisher hat sie sich nur mit dem Obernazi beziehungsweise ihn umgeben und ist selbst in dieser Richtung aber noch nicht aufgefallen. Also hat die Sportlerin keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung. Es gibt da klare Regeln: Wer aus Steuergeldern alimentiert werden will, muss sich unmissverständlich rechtsradikal benehmen und für eine stinknormale Nazipartei in ein Parlament wählen lassen."
- Am 07.08.12 schrieb Bettina Vestring "Drygalla-Affäre. Schluss mit der Gesinnungsschnüffelei".
- Aber heute marschiert Jennifer Zimmermann an, und zeigt den Weicheiern, was eine antifaschistische Harke ist: "Kein Mitleid mit Drygalla": "Erstens ist die NPD in Deutschland keine legitime Partei. Ihr Verbotsverfahren wurde lediglich ausgesetzt. Das bedeutet, dass es zu ihrer Existenzberechtigung nie eine Entscheidung gab – und selbst das nur, weil der Verfassungsschutz mit seinen V-Männern mal wieder eine „Glanzleistung“ vollbracht hatte." An sich dürfte diese Frage überhaupt keine Rolle spielen, und ich will gewiss nicht die NPD unterstützen. Aber: "Keine legitime Partei" nur weil sie vom Bundesverfassungsgericht nicht formal überprüft wurde? Das kann es ja wohl nicht sein! "Beziehungen sollen Privatsache sein. Wer allerdings Neonazis in seinem Umfeld, Freundeskreis oder seiner Familie akzeptiert, unterstützt die rechte Szene mit seinem Wegsehen." Wie soll das "sollen" gemeint sein? Normativ - oder nur als Beschreibung der Argumente der 'Drygalla-Unterstützer'? Wenn normativ, dann steht es im Widerspruch zum 2. Satz! "Nicht umsonst gibt es die Initiative: Kein Sex für Nazis. Sie zielt auf einen konkreten Punkt bei der Bekämpfung von Neonazis ab – deren akuter Frauenmangel." Ach so: weil es eine solche Initiative gibt, ist der Ausschluss von D. aus dem Sport geboten? "„Wo die Liebe hinfällt“, zitieren viele nun schmachtend alte Binsenweisheiten. Eine solche kindliche Bevormundung wird einer erwachsenen Sportlerin nicht gerecht. Schon gar nicht, wenn sie sich zwar die Verantwortung zutraut ganz Deutschland zu vertreten, sich aber bei der Wahl ihres Partners teenagerhaft schicksalsergeben gibt." So: Das ist Bevormundung - die Aktion der Funktionäre, sie von ihrem Freund zu trennen, ist keine? Und wer Liebe "schicksalsergeben" hinnimmt, ist "teenagerhaft"? Da wäre dann erwachsen nur, wer eine "vorteilhafte/standesgemäße/politisch korrekte" Bindung eingeht? "Sie hat ja nichts getan, lautet eines der beliebtesten Argumente ihrer zahlreichen Verteidiger. „Alles, was für den Triumph des Bösen notwendig ist, ist dass gute Menschen nichts tun“. Das Zitat das Edmund Burke zugeschrieben wird, trifft den Kern." Da wäre dann jeder ein Nazi, der nichts gegen Neonazis tut? Danke Frau Zimmermann, Meinungsäußerungen wie die Ihre sind es (und nicht etwa Mitleid mit Nadja Drygalla!), die mich zu diesem Blott motiviert haben! Da sieht man nämlich, was noch alles auf uns zukommen kann: Demnächst ist schon Faschist, wer auf der Straße einen Burschen in Springer-Stiefeln gesehen und nicht der Polizei gemeldet hat? Oder wer, wie ich, vehement gegen die Versüdung seiner Steuergelder "für Europa" kämpft? WEHRET DEN ANFÄNGEN ist hier mein Motto; insoweit schreibe ich diesen Blott nicht für Frau Drygalla, sondern für meine eigene Freiheit! [Erg. 15.08.12: Vgl. jetzt auch die sehr detaillierte und treffende Detailkritik "Sex mit Nazis und die Politisierung der Liebe" im Blog "ars libertatis" vom 11.08.12!]
- "Must read": Das heutige Interview „Der Fall Drygalla kann sich jederzeit wiederholen“ mit Martin Reinhardt, dem Gründer der Facebook-Gruppe "Solidarität für Nadja Drygalla" in der Junge Freiheit.
Nachtrag 10.08.2012
Chapeau für Spiegel Online, der sich heute mit dem Artikel "Umgang mit Nadja Drygalla. Haltung und Heuchelei" von Barbara HANS noch einmal für Nadja Drygalla ins Zeug legt (meine Hervorhebungen):
"Nadja Drygalla selbst ... war allem Anschein nach nicht das Problem, sie wurde nur zu einem gemacht. Das ist bezeichnend, wenn man sich überlegt, ..... dass ihr offenbar eigentlich nichts vorzuwerfen ist. Außer dass sie liiert ist mit einem Mann, der für die NPD kandidierte und sich für die NPD engagierte. Das macht ihn nicht sympathisch, allein: Verboten ist es nicht. Und gleiches gilt für Drygalla. Dass sie mit einem Mann zusammen ist, der für ein rechtes Portal schreibt, auf dem eine Gedenkveranstaltung für das NSU-Opfer Mehmet Turgut mit einem Döner bebildert wird und der wohl auch gegen diese Gedenkveranstaltung protestiert hat, ist schwer nachvollziehbar. Aber es ist ihre Sache. ..... Deutschland hat Nadja Drygalla nach London geschickt, weil sie gut rudern kann; nicht, weil sie eine politische Vordenkerin ist. ..... Nachdem sie ihre olympischen Pflichten erfüllt hatte, wurde Drygalla in der vergangenen Woche ein weiteres Mal wegen ihrer Beziehung zur Rechenschaft gezogen. Medienwirksam musste sie die Spiele verlassen, obwohl sie den Chef de Mission, Michael Vesper, in einem 90-minütigen Gespräch hatte überzeugen können, eben nicht die Überzeugungen ihres Freundes zu teilen. .... Man hatte mit Drygalla ein Problem in den Flieger nach Hause gesetzt, das laut dem DOSB gar keines war. Aber zu einem hätte werden können, hätten die ausländischen Medien ..... die Begriffe Deutsche Ruderin - Neonazi - NPD - blond - Polizei - NSU in einen Kontext gebracht. Es war für die deutsche Delegation eine Frage der Haltung: nicht der Sportlerin....., sondern der eigenen. Die Botschaft war klar: Wir sind so was von nicht rechts, dass sogar Olympioniken gehen müssen, die auch nur einen Freund haben, der rechts ist. ..... hat Drygalla angeblich freiwillig eine Entscheidung getroffen, die andere für das erklärtermaßen Beste hielten. ..... Politik und Sportfunktionäre haben ..... sich zu profilieren versucht als wackere Kämpfer gegen rechts. Damit bloß niemand hinterher hätte sagen können, man habe sich nicht klar positioniert. Das Ergebnis ist nicht Haltung. Es ist Heuchelei."
Auch Frau Hans geht also nicht davon aus, dass Nadja Drygalla das olympische Dorf wirklich freiwillig (also auch ohne moralischen Druck) verlassen hat.
Nachtrag 12.08.12
Die "Junge Freiheit" bringt außer dem oben erwähnten Interview noch mehrere weitere Beiträge zum Thema:
- "Pervertierung des olympischen Gedankens" von Anni Mursula, 06.08.12: "Besonders perfide ist in dieser sommerlochgeschwängerten Debatte allerdings das Verhalten der Sportfunktionäre. Anstatt, wie es ihre vornehmste Aufgabe wäre, sich vor die Sportlerin zu stellen, brüstet man sich auch noch damit, die junge Frau gedrängt zu haben, sich einen neuen Freund zu suchen. Daß solche Gespräche überhaupt geführt werden, ist der wahre Skandal. In jeder zweiten Geschichtsstunde heben die Lehrer heute mahnend den Finger und sagen: „Aus der Geschichte muß man lernen.“ Damit kann doch aber nicht das kopieren und verfeinern von Gestapo- und Stasimethoden gemeint sein."
- "Von „Toleranz und Fairneß“ im Fall Drygalla", ebenfalls von Anni Mursula, 07.08.12: "Wäre Rufmord eine olympische Disziplin, ständen auf dem Medaillentreppchen wohl unangefochten nur deutsche Journalisten. ..... Verdächtigung statt Fakten, Vermutungen statt Beweise und Verleumdungen anstelle von Fairneß. "
- "Totale Entmenschlichung" von Doris Neujahr (11.08.12), eine kluge Analyse derjenigen Kräfte, welche die Mainstream-Medienschaffenden (nicht die Linken oder die Antifa-Kämpfer) umtreiben, die sich in der Anti-Drygalla-Kampagne leider unrühmlich hervorgetan haben: "..... ist ihre Macht nur geliehen und ihre Stellung prekär. Sie sind weniger Ideengeber als Transmissionsriemen, und wenn sie die Machtverhältnisse falsch einschätzen, verschwinden sie sang- und klanglos in der Versenkung. Aus dieser Unsicherheit begeben sie sich in die Sicherheit des Rudels. Von dort agieren sie mit brutaler Verschlagenheit. Andererseits verfallen sie in sentimentale Wehleidigkeit, wenn es schlecht aussieht. Und es sieht heute alles andere als gut aus, selbst für sie nicht. Angesichts des fundamentalen Euro-Irrtums vermag niemand einzuschätzen, wie das Land sich in einem Jahr befinden wird. Die Journalisten, die mehrheitlich ihrem Rudelinstinkt gefolgt waren und die Euro-Ideologie propagierten, haben allen Grund, verunsichert zu sein. Was liegt da näher, als zur bewährten Nazi-Jagd zu blasen? Aber die Sache liegt tiefer. Mit der Begründung des Gegenentwurfs fixiert die Bundesrepublik sich jeden Tag mehr auf das Dritte Reich, das längst ihren wichtigsten Sinnstifter darstellt. Ist es da nicht unausweichlich, daß ein dialektischer Umschlag erfolgt und sie Steuerungsmechanismen, Zustände und Verhaltensweisen von damals – unter konträren Vorzeichen – reproduziert und mimetisch nachvollzieht? Der Journalist als Staatsmensch legt diese These nahe. Doch es gibt Ausnahmen, sogar in der Presse." Und auch dem Schlusssatz kann ich nur zustimmen: "Der größte Lichtblick aber ist, daß Nadja Drygalla trotz allem zu ihrem Freund hält – daß es in Deutschland noch soviel Anstand gibt."
- Und noch einmal Anni Mursula, die am 12.08.12 u. d. T. "Das goldene Kalb" die Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider genau so bewertet wie ich: "..... obwohl viele Journalisten versuchten, sich gegenseitig an Unverschämtheiten zu überbieten, kam das Ärgste diesmal von der Evangelischen Kirche".
Sehr viel abgeklärter war der einen Tag später, am 04.08.12 im Tagesspiegel erschienene Artikel "Aufregung im Ruder-Team Ruderin Drygalla: Sympathie für rechts?" von Frank Bachner und (ebenfalls) Frank Jansen. Hier findet sich auch ein interessantes Detail über die Reaktion von Michael Vesper, das ich sonst nirgends gefunden haben (und das Vesper nicht gut aussehen lässt): "Drygalla bestreitet, Sympathien für die rechte Szene zu haben. Sie stehe zu den olympischen Werten. Das habe sie am Donnerstag vor ihrer Abreise Michael Vesper, dem Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft, mitgeteilt, berichtete Vesper hinterher. Vesper äußerte aber im gleichen Atemzug auch Zweifel. „Man kann in einem anderthalbstündigen Gespräch nicht klären, wie sie wirklich denkt." Und noch eine kritische Zeile: "Wenn aber alles tatsächlich nicht so dramatisch ist, bleibt die Frage, warum Vesper die Abreise Drygallas aus London „ausdrücklich begrüßt“ hat". In der Tat!
Am 07.08.12 informieren all Nadja Drygalla. Rudern und Zurückrudern" über die ebenso mutige wie noble Reaktion von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière:
"Der Verteidigungsminister war am Montag im Deutschen Haus in London und sagte zu dem Thema: „Steht es uns als Öffentlichkeit eigentlich wirklich zu, den Freundeskreis von Sportlerinnen und Sportlern zu screenen, zu gucken, was da los ist? Müssen wir von Sportlerinnen und Sportlern verlangen, dass sie offenbaren, mit wem sie befreundet sind, was die denken? Was ist denn dann mit dem Cousin, dem Opa, der Tante?“ Es sei außerdem fraglich, nach welchen Kriterien man die Intensität der Beziehung prüfen solle. Die Grenze im Fall Drygalla „ist glaube ich schon überschritten worden.“
Und über die (Nicht-)Reaktion der britischen Presse:
"Vom Thema Drygalla ..... nahmen insbesondere die Zeitungen in London kaum Notiz. Ein Mitarbeiter der „Times“ erzählt, das Thema sei in der Redaktionskonferenz nur für 90 Sekunden diskutiert worden – und nur unter der Prämisse, ob ein Sportler für die Ansichten eines Lebenspartners zur Rechenschaft gezogen werden kann."
ceterum censeo
Auf dem Brüsseler Gipfel
28./29.06.2012 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel folgende Änderungen des
ESM-Vertrages zugesagt:
a)
Auflagenerleichterungen für Länder, die Finanzhilfen des ESM erhalten und
b) eine Entlassung der Staaten
aus der Haftung bei der Sanierung von Banken in ihren Ländern. Damit
finanzieren deutsche Steuerzahler Bankschulden in anderen Ländern, z. B.
Spanien, Irland, Zypern, Slowenien.
Diese weitere a)
Aufweichung und b) Ausweitung des ESM zu unseren Lasten, die nach meiner
Einschätzung in 2 - 3 Monaten vor den Bundestag kommt, müssen wir verhindern.
WIR sind das Volk! Schreibt massenhaft in Foren, Leserbriefen und vor allem an
die Bundestagsabgeordneten, dass sie
eine Vertragsänderung des ESM ablehnen sollen!
Textstand
vom 10.09.2022
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