Am 02.07.2012 brachte die FAZ einen Artikel unter der Überschrift "Angela Merkels Ruf im Ausland. Wer ist diese Frau?". Einleitung:
"Hierzulande ist Angela Merkel die tapfere Kämpferin gegen Eurobonds. Aus dem Ausland schlägt ihr Abneigung, Groll und Argwohn entgegen. Sechs europäische Schriftsteller und Intellektuelle beantworten die Frage: „Wie sehen Sie Angaela Merkel?“
Tatsächlich enthüllen die Texte natürlich weniger das Wesen von Frau Merkel, als dass sie verraten, mit welchen Begründungen unsere Freunde die deutschen Kassen ausräubern, und/oder die Druckerpressen der EZB inflationär in Gang setzen wollen.
Nachfolgend eine kurze Analyse.
John Banville, Irland:
"Wir verlangen von unseren Politikern, dass sie entschlossen, konsequent und unbeirrt klug sein sollen, aber im tiefsten Inneren wünschen wir uns, dass sie doch ein bisschen wären wie wir, unsicher, glücklich blöde, schnell wankelmütig. Frau Merkel hat auch schon mal gewackelt, aber auf uns wirkt sie bemerkenswert - manche würden sagen erschreckend - zielstrebig. Es kann sein, dass sie uns vor dem totalen Ruin bewahrt, aber allüberall hört man es rufen: Oh Tante Angela, die Medizin schmeckt so bitter!"
Distanzierte Beobachtung ohne erkennbare Interessenverfolgung. Nichts dagegen zu sagen!
Elisabeth Badinter, Frankreich:
"Ich halte François Hollande für einen ausgezeichneten Unterhändler, der auch mit Angela Merkel-Thatcher eine Lösung finden wird. Da bin ich sicher."
Lies: Merkel hält sich für klug und stark, aber 'unser' Francois Hollande ist doch noch ein bisschen schlauer. Der wird sie schon über den Tisch ziehen - da habe ich keine Sorge! (Unerfreulich, aber wahrscheinlich leider wahr!)
Javier Cercas, Spanien:
"Die ökonomischen Bedingungen, die sie uns dabei aufzwingt, sind unerfüllbar und bringen Gefühle des Grolls und der Demütigung hervor".
Klar: Wer unseren Südfreunden den vollen Zugang zum deutschen Steuerhonigtopf verwehrt, oder wer auf der Einhaltung der Verträge besteht, nach denen die EZB keine Inflationspolitik machen darf, der "zwingt" den anderen etwas auf! Das ist eine unverschämte (aber in den Krisenländern zweifellos extrem verbreitete) Verzerrung der Fakten!
Andererseits: Warum tritt die deutsche Regierung solchen Frechheiten nicht klar in den Weg?
"Mir macht Sorge, dass die Zukunft Europas auf dem Spiel steht, dass Angela Merkel diese Zukunft in Händen hält und manchmal den Eindruck erweckt, als sei ihr nicht ganz klar, was das heißt."
Wenigstens MIR ist klar, was das heißt: 'Rückt euer Geld raus, ihr Deutschen, oder ihr seid Schuld, wenn wir uns 'kaputtsparen' müssen!'
"Das ist es, was bei dieser Krise im Kern zur Debatte steht: ob unsere Nachkommen einmal wie Europäer leben können - oder ob sie schuften müssen wie die Tiere."
WESSEN Nachkommen? Ach so: die Südeuropäer sollen entspannt leben! Ob dafür die Deutschen schuften müssen wie die Tiere, interessiert die eher weniger!
"Natürlich glauben manche, ein neuer Krieg in Europa sei inzwischen unmöglich. Ich glaube das nicht: Das Außergewöhnliche in Europa ist nicht der Krieg, sondern der Frieden".
Auf gut Deutsch: Wenn die deutschen Geizhälse nicht zahlen, gibt's den nächsten Krieg!
Mario Fortunato, Italien:
" Weniger verständlich ist, dass die Kanzlerin ihm [dem Deutschen Bürger] nicht erklärt, welche bemerkenswerten Vorteile er bislang von eben dieser Vereinigung hatte, die ihn heute um ein paar Opfer bittet."
Stimmt gar nicht! Unsere Machthaber um Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lügen uns, in kollusivem Zusammenwirken mit Teilen der deutschen Wirtschaftswissenschaft ("Beschwichtigungsökonomen") und einem großen Teil der Meinungsmacher, doch andauernd vor, welche gigantischen Vorteile wir durch den Euro hatten. Und dass wir momentan ja nur um "ein paar" Opfer gebeten werden!
Wenn uns Mario Fortunato nun dasselbe erzählt, dann qualifiziere ich seinen Wahrheitsgehalt in gleicher Weise: Märchen!
Und beiläufig: WER hatte die gigantischen Zinsvorteile durch den Euro? (Und möchte sich dieses Privileg von nun an bis in alle Ewigkeit von den deutschen Steuerzahlern finanzieren lassen?)
Lídia Jorge, Portugal:
"Die Portugiesen, die mit einem Blick auf ihre Vergangenheit immer geneigt sind, sich freiwillig zu erniedrigen und zu gehorchen, pflegen sich nicht mit Deutschlands Geschichte zu befassen. Aber Angela Merkel weiß fraglos, dass allen, denen ihre Politik unerfüllbare Einsparungen abverlangt, die deutsche Geschichte wieder in Erinnerung kommt und dass es unverantwortlich ist, der Wiederauferstehung des Bildes aus dieser Vergangenheit Vorschub zu leisten."
Lies: Ihr Deutschen habt den 2. Weltkrieg angefangen und die Juden umgebracht, jetzt bezahlt endlich die Rechnung dafür!
Thomas Siomos, Griechenland:
"„Iss auf, sonst rufe ich Merkel . . .“, sagen die griechischen Mütter heute ihren Kindern.
Sie werden wohl erwidern, dass ein ähnlicher Mythos auch für deutsche Mütter gelten kann, die von den faulen, unverbesserlichen und undankbaren Griechen sprechen, die es auf das tägliche Brot der ehrlichen und hart arbeitenden Deutschen abgesehen haben.
Doch das ist der Charme der Mythen, sowohl der „boshaften Kanzlerin“ als auch des „unverbesserlichen Griechen“."
Ein hübscher und intelligenter Text, ambivalent und daher unwidersprechbar. Neben dem irischen der einzige, der keine plumpe Drohung (alle natürlich ansprechend verpackt) enthält! Intelligent sind die schon, die Griechen, und charmant auch! (Aber deswegen will ich trotzdem nicht deren Reformverweigerung bezahlen!)
Eine vorzügliche, laufend aktualisierte Übersicht über die Internet-Debatte zur Eurozonenkrise bietet der Blog von Robert M. Wuner. Für diese Mühe herzlichen Dank!
ceterum censeo
Verhindert die
Zustimmung des Deutschen Bundestages zu den von Bundeskanzlerin Angela Merkel
auf dem Brüsseler Gipfel 28./29.06.2012 zugesagten Auflagenerleichterungen und
insbesondere zur Entlassung der Nationalstaaten aus der Haftung für die Banken
in ihren Ländern, wenn die erforderliche Änderung des ESM-Vertrages dort zur
Abstimmung ansteht! WIR sind das Volk; bei UNS(eren Vertretern) liegt die
Entscheidungskompetenz!
Textstand
vom 03.08.2012
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